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Beispiel 38: Fachwort in Fussnote erklärt

3. DER AUSGANGSTEXT

3.1 Der Übersetzungsauftrag

3.1.2 Textinterne Faktoren

• WORÜBER sagt der Text

Die Thematik des Sachbuches ist die Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte von Kleinbäuerinnen und -bauern und anderen Menschen, die in ländlichen Regionen arbeiten. Es handelt sich um ein Dokument des Völkerrechts. Die Kernaussage des Buches steht im Buch-titel (La Déclaration de l’ONU sur les droits des paysan.ne.s. Outil de lutte pour un avenir com-mun).

• WAS (und WAS NICHT)

Das WAS an der Textoberfläche wird durch das Inhaltsverzeichnis deutlich. Der erste Teil des Buches (Élaboration de la déclaration) erklärt, wie es zur UN-Erklärung kam, der zweite Teil des Buches (Utilité, rôle et luttes à venir) stellt sieben ausgewählte Artikel der UN-Erklärung vereinfacht dar, kommentiert sie und legt ihren Nutzen dar. Am Ende wird im Kapitel Conclu-sion ein Fazit gezogen. Im Detail wird der Inhalt des Buches in Kap. 3.2 vorgestellt.

Wird unter die Textoberfläche geschaut und der Fokus auf den übersetzten Buchausschnitt gelegt, kann festgestellt werden, dass eine Reihe von Informationen im Text aufgeführt sind:

Die vereinfacht dargestellten und kommentierten Artikel der UN-Erklärung liefern jene Infor-mationen, die zum Grundverständnis der Thematik beitragen. Sie beziehen sich weitgehend auf den Wortlaut der Erklärung, sind aber meistens mit einer ins Thema einleitenden Einfüh-rung versehen. Die kommentierten Artikeln bieten jene Informationen, die der Intention des Senders dienen: Die Leserschaft soll sich die UN-Erklärung aneignen. Der Inhalt ist faktenba-siert und kohärent mit demjenigen der UN-Erklärung. An vielen Stellen wird aus der 3. Person Singular (on) oder der 1. Person Plural (nous) geschrieben. Kohäsionselemente kommen z. B.

durch die vielen Konnektoren zum Ausdruck. Der Text bemüht sich, auf umfangreiche prä-supponierte Informationen zu verzichten und vermeidet implizite Aussagen: Er erklärt, formu-liert konkret und vereinfacht entsprechend oft.

WAS wird NICHT gesagt? Angesichts des breiten Adressatenkreises werden wenig Vorkennt-nisse benötigt. Da aber das Vor- und Weltwissen der Leserinnen und Leser stark variiert, wur-den im ZT z. B. bei Fachausdrücken zusätzliche Erklärungen gegeben und nach Möglichkeit eine konkrete, leicht verständliche Ausdrucksweise gewählt.

• in WELCHER REIHENFOLGE

Der Buchausschnitt, der 26 Seiten lang ist und übersetzt werden soll, ist aus einem Sachbuch entnommen. Die Makro- und Mikrostruktur sowie die äussere Gliederung und innere Ordnung des Textes werden in Kap. 3.4.2 im Detail analysiert und im Kap. 4.1.2 diskutiert. Hubert (An-hang V, S. 4) hält fest, dass sie bei der Beschreibung der Artikel in den Unterkapiteln darauf achtete, einem roten Faden zu folgen und nicht Paragraf um Paragraf zu beschreiben.

• unter Einsatz WELCHER NONVERBALEN ELEMENTE

Da es sich um ein Sachbuch handelt, bestimmt das geschriebene Wort, d. h. die Sprache, die Rezeption des Inhalts. Der Buchausschnitt weist als auffälligstes Gestaltungselement einen Kasten auf. Das Layout insgesamt ist schlicht gehalten.

• in WELCHEN WORTEN

Die Lexik ist insbesondere durch die Verfasserperspektive, die kommunikativen Intentionen des Senders und den Adressatenbezug bedingt. Es handelt sich um einen vereinfachten, aber dennoch an gewissen Textstellen sehr dichten Text. Dementsprechend wurden weitgehend geläufige Wörter gewählt. Juristische Fremdwörter werden meistens erklärt (s. Kap. 4.2.2).

Rochat (Anhang VI, S. 2) bestätigt, dass die Vorgabe war, eine einfache Sprache zu verwenden und Wörter, die womöglich vom anvisierten Publikum nicht verstanden werden könnten, mit einer Fussnote oder einer Periphrase zu erklären. Der Text hat nicht den Anspruch neutral zu sein. Die Haltung der Autorin und des CETIM drückt sich durch die bereits erwähnte Wir-Per-spektive aus, die sich teils in einem umgangssprachlichen Stil ausdrückt. Häufig wird auf die Modalverben pouvoir und devoir zurückgegriffen. Der Text bedient sich durchgehend der Ter-minologie der UN-Erklärung und anderer völkerrechtlicher Dokumente. An einigen Stellen wird direkt zitiert, womit die UNO zum Sender wird (s. Kap. 3.5 und 4.2.1).

• in WAS FÜR SÄTZEN

Hubert (Anhang V, S. 1) zufolge lautete die Vorgabe, ein gut lesbares Buch zu schreiben, das auf komplizierte Satzkonstruktionen verzichtet und vom Stil her zugänglich ist. Die Autorin schafft es, meist kurz und prägnant zu sein, an mehreren Stellen verwendet sie aber auch komplexe, verschachtelte Satzstrukturen. Häufig wird mit mehreren Haupt- und Relativsätzen operiert. Der Indikativ ist vorherrschend. Wie bereits unter IN WELCHEN WORTEN ausgeführt, sind Satzkonstruktionen mit dem Modalverb devoir sehr häufig. In der Häufigkeit dieses Mo-dalverbs lässt sich die Appellfunktion erkennen. Die Verbform des Gerundiums wird punktuell eingesetzt.

• in WELCHEM TON?

Wie schon unter IN WELCHEN WORTEN erwähnt, hat der Text nicht den Anspruch, neutral zu sein, sondern ist im Gegenteil an einigen Stellen wertend, persönlich und personzentriert ge-schrieben. An manchen Stellen im Text drückt die Appellfunktion eine fordernde Haltung aus.

Die kursive Hervorhebung von Wörtern oder Wortgruppen schafft einen Kontrast und betont

Schlüsselbegriffe bzw. -aussagen und markiert die sieben Untertitel. Laut Rochat (Anhang VI, S. 3) sollte eine Sprache verwendet werden, welche die Menschenrechte verteidigt.

Nach der Formulierung der textexternen und -internen Faktoren soll nun die Wirkung erläu-tert werden:

• mit WELCHER WIRKUNG?

Insbesondere in Sachbüchern ist es schwierig, einzuschätzen, ob die intendierte Wirkung des Senders mit den Schlussfolgerungen der Empfängerinnen und Empfänger übereinstimmt. Si-cher ist aber, dass die Rezeption auch vom vorhandenen Vor- und Hintergrundwissen abhän-gig ist. Weil sich der Text an ein breites (Laien-)Publikum mit unterschiedlichem Vorwissen richtet, wird auch die Rezeption sehr unterschiedlich ausfallen. Mit grosser Wahrscheinlich-keit dürften aber die Intentionen des Textes bei den Leserinnen und Lesern nicht untergehen und ihnen den Eindruck geben, dass sie für die Anwendung der Erklärung ihren Teil beitragen können.