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Beispiel 38: Fachwort in Fussnote erklärt

5. FAZIT

Die vorliegende Arbeit wurde zur Beantwortung der folgenden übergeordneten Fragestellung verfasst:

Worin bestehen Herausforderungen beim Übersetzen im Hinblick auf Verständlichkeit?

Die untergeordneten Fragestellungen lauteten:

• Welche (inter- und intralingualen) Transferleistungen und Eingriffe zur Textoptimie-rung liegen dem Übersetzungsprozess auf den verschiedenen sprachlichen Ebenen zugrunde?

• Wie können juristische Inhalte für ein breites (Laien-)Publikum vereinfacht darge-stellt werden?

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, wurde, wie in der Einleitung angekündigt, eine kommentierte Übersetzung erstellt. Als Text dienten 26 Seiten aus dem 2019 erschienenen Sachbuch La Déclaration de l’ONU sur les droits des paysan.ne.s. Outil de lutte pour un avenir commun (PubliCetim). Der Genfer Verein CETIM publizierte das Werk aus dem Anlass, dass im Dezember 2018 die UNO-Generalversammlung die Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen und anderen Menschen, die in ländlichen Regi-onen arbeiten, angenommen hatte.

Zunächst wurde der theoretische Kontext für die kommentierte Übersetzung vorgestellt. Die Verstehens- und Verständlichkeitsforschung brachte zutage, dass für die deutsche Sprache, trotz Kritik, das Hamburger Verständlichkeitskonzept mit seinen vier Merkmalen ein geeigne-tes Hilfsmittel für das Schreiben von verständlichen Texten ist. In dieser Arbeit wurde der Ver-such unternommen, die vier wichtigsten Merkmale der Verständlichkeit (Einfachheit, Gliede-rung/Ordnung, Kürze/Prägnanz und anregende Zusätze) als Analyseinstrument am AT anzu-wenden. Die Themenfelder juristische Fachsprache, Popularisierung und einfache Sprache lie-ferten einerseits Instrumente zur AT-Analyse und anderseits Empfehlungen und Strategien für die Erstellung des ZT. Übersetzungs- und textlinguistische Grundlagen wie das Faktorenmodell von Nord halfen, die Übersetzung in ihrem Fachbereich zu verankern und übersetzungsrele-vante Aspekte zu bestimmen. Durch die zwei semi-strukturierten Hintergrundinterviews mit der Autorin des Buches, Coline Hubert, und dem Verlagsverantwortlichen, Florian Rochat,

konnten zudem wertvolle Zusatzinformationen aus erster Hand in Erfahrung gebracht wer-den. Erst durch diese breite Palette an Hilfsmitteln konnte die mehrschichtige Kommunikati-onssituation exakt bestimmt und der Übersetzungsauftrag und die -strategie formuliert wer-den.

Damit war die Grundlage gelegt, um anhand von 40 Beispielen zu diskutieren, welche Heraus-forderungen beim Übersetzen im Hinblick auf Verständlichkeit bestanden. Die Zusammenfas-sung der Diskussion in Kapitel 4.4 gibt Antworten auf die übergeordnete Fragestellung und beleuchtet dabei (inter- und intralinguale) Transferleistungen, die dem Übersetzungsprozess zugrunde lagen und zeigt, an welchen sprachlichen Ebenen sie festgemacht werden können.

Damit wird auch die erste untergeordnete Fragestellung beantwortet. Resümierend kann ers-tens festgehalten werden, dass das Bestimmen und Beschreiben verständlichkeitsfördernder Aspekte in einem Text eine anspruchsvolle Aufgabe darstellt, die dafür geeignete validierte und sinnvolle Hilfsmittel erfordert. Dabei war die Anwendung des Hamburger Verständlich-keitskonzepts an einem französischsprachigen Text von grossem Nutzen. Zweitens bestand die Herausforderung darin, im Rahmen der festgelegten Übersetzungsstrategie und im Hin-blick auf Verständlichkeit mit den angepassten Hilfsmitteln Transferlösungen für einen schon vereinfachten AT zu finden und abzuwägen, wo Eingriffe für ein breites (Laien-)Publikum zur Verständlichkeitsförderung optimierend sind und begründet werden können. Besonders her-ausfordernd dabei waren das Vereinfachen der Syntax, das Beibehalten der textuellen Kohä-renz, das Finden konkreter Formulierungen mit geläufigen Wörtern sowie der Umgang mit Fachwörtern und Intexten. In der AT-Analyse in Kap. 3.5 konnte zudem anhand von fünf Me-thoden gezeigt werden, wie juristische Inhalte einem breiten (Laien-)Publikum zugänglich ge-macht werden. Für die Beantwortung der zweiten untergeordneten Fragestellung ist jene Me-thode hervorzuheben, wo der Wortlaut der Artikel und Paragrafen der UN-Erklärung verein-facht in anderen Worten dargestellt und erklärende, weiterführende Ergänzungen gegeben werden. Dabei hat sich gezeigt, dass die Reduktion der Informationsfülle und -dichte entschei-dend ist und die Verwendung sprachlicher Mittel wie lebensnahe Beispiele sowie Fussnoten verständlichkeitsfördernd sind. Insgesamt erforderte die Übersetzungsarbeit vom Übersetzer eine intensive Auseinandersetzung mit sprachlichen, inhaltlichen und terminologischen De-tails und damit eine hohe Übersetzerkompetenz.

An dieser Stelle soll auch betont werden, dass es sich beim Übersetzungsprozess um einen nicht-linearen Vorgang handelt. Rekursive Schleifen waren insbesondere zwischen Analyse des AT und Produktion des ZT häufig, ja sie bedingten einander sogar gegenseitig, um die vor-liegende Arbeit zu verfassen. Nachdem der interlinguale Übersetzungsentwurf des Buchaus-schnitts erstellt war, folgten mehrere (intralinguale) Revisionsdurchgänge, die erneut Rück-griffe auf den AT und auf theoretische und analytische Aspekte nach sich zogen. Mit Hilfe der vier Verständlichmacher, den Empfehlungen und Strategien der Popularisierung und der ein-fachen Sprache wurde in den verschiedenen Arbeitsschritten aber stets das Ziel verfolgt, die funktionskonstante instrumentelle Übersetzung im Hinblick auf Verständlichkeit zu optimie-ren. Als Orientierung dienten dabei die Optimumswerte der vier Merkmale des Hamburger Verständlichkeitskonzepts. Die ausführliche Übersetzungsarbeit zeigte auf, wie umfangreich, aufwändig und komplex ein Übersetzungsprozess sein kann. Das wird im Tagesgeschäft schnell einmal vergessen, weil die Zeit für Übersetzerinnen und Übersetzer zur Durchführung eines Auftrags oft viel zu knapp ist.

Mit einer kommentierten Übersetzung ist nicht zuletzt auch das Ziel erreicht, den Buchaus-schnitt einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Dieser wird in der Konse-quenz als Arbeitsprobe dienen, um einen Verlag zu finden. An dieser Stelle soll aber auch da-rauf hingewiesen werden, dass es sich beim ZT um einen Vorschlag handelt. Der Übersetzer unternahm den Versuch mit Hilfe seiner Kenntnisse über die Lage der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und berücksichtigte dabei die hier vorgestellten verständlichkeitsfördernden Kri-terien und Instrumente. Die Übersetzung enthält, wie alle kreativen Werke, sicherlich auch subjektive Lösungen und Interpretationen, die auf den Autor mit seinen sprachlichen Eigen-heiten und auf seine Vorgeschichte als Gemüsegärtner und Nahrungsmittel-Selbstversorger zurückzuführen sind.