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Beispiel 38: Fachwort in Fussnote erklärt

3. DER AUSGANGSTEXT

3.3 Textfunktionen und Textsorte

Das untersuchte Buch wird dem Genre Sachbuch zugeordnet. Die Grundlagen dazu liefern Stolze (2013, S. 209) und Roelcke (2005, S. 46), der sich seinerseits auf Rosmarie Gläser (1990) stützt. Beide ordnen das Sachbuch der fachexternen Kommunikation zu, die nach Stolze (ebd., S. 212) empfängerbezogen und deshalb auf Verständlichkeit ausgerichtet ist. Stolze (ebd.) weist das Sachbuch weiter den „popularisierenden Textsorten“ zu, deren Hauptzweck es ist, Inhalte zu erklären. Der „Duden online“ definiert das Sachbuch als „[populärwissenschaftli-ches] Buch, das ein Sachgebiet, einen Gegenstand aus einem Sachgebiet darstellt“ (Dudenre-daktion, o. J., o. S.).

Im Folgenden werden die Textfunktionen im Detail bestimmt. Die Darstellungsfunktion (Nord, 2010, S. 45) bzw. Informationsfunktion (Brinker et al., 2018, S. 106 ff.) sowie die Appellfunk-tion (ebd., S. 109 ff.; Nord, S. 2010, S. 46 f.) sind die zwei HauptfunkAppellfunk-tionen, die dem übersetz-ten Buchausschnitt zugeordnet werden können. Weitere Textfunktionen kommen im Text vor, sind jedoch zweitrangig (s. Kap. 3.4.3). Alle Textfunktionen beziehen sich grundsätzlich auf den untersuchten Buchausschnitt, können aber z. B. im Falle der Informationsfunktion auch auf das ganze Buch übertragen werden. Die beiden Hauptfunktionen werden in Kap. 4.1.3 zusätz-lich anhand von Beispielen illustriert und es wird dargelegt, wie eine adäquate Lösung im ZT aussehen kann.

3.3.1 Informationsfunktion

Brinker et al. (2018, S. 107) weisen dem Sachbuch die Informationsfunktion zu. Indem der Inhalt der UN-Erklärung vereinfacht dargestellt wird, werden die Leserinnen und Leser zum einen informiert, dass die UN-Erklärung mit ihren 28 Artikeln existiert, und zum anderen wird

14 Dieser Abschnitt stammt aus dem ZT in Anhang II.

ihnen der Inhalt der sieben Artikeln vorgestellt. „Der Gegenstand der Äusserung“, wie es Nord (2010, S. 45) nennt, steht dabei im Vordergrund. An den Stellen, wo die UN-Erklärung zitiert wird, kommt zudem die deklarative Unterfunktion der Textstellen zum Vorschein (ebd.). Sol-che Passagen sind ferner der Deklarationsfunktion von Brinker et al. (2018, S. 120) zuzuord-nen. Die Informationsfunktion ist auch deshalb sehr wichtig, weil es sich, wie erwähnt, bei diesem Sachbuch um eine erst kürzlich erschienene Publikation handelt. Hubert (Anhang V, S.

1) bestätigt die Informationsfunktion als eine der Hauptfunktionen insofern, weil sie erwähnt, dass das Ziel – insbesondere des zweiten Teils – ist, den Inhalt der Erklärung darzulegen, ihn zu vereinfachen und so allen Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen. Rochat (Anhang VI, S. 5) zufolge soll dabei vor allem der Nutzen und die Wichtigkeit des Dokuments für die politische Arbeit aufgezeigt werden.

3.3.2 Appellfunktion

Die zweite Hauptfunktion des Textes ist die Appellfunktion. Aus dem Interview mit Hubert (Anhang V, S. 3 f.) wird deutlich, dass vor allem der zweite Teil des Buches und darin insbe-sondere das Kapitel 1. Ses articles phares einerseits performativen und andererseits appella-tiven Charakter haben. Hubert (ebd., S. 4) hebt die performaappella-tiven sprachlichen Eigenschaften des Gesetzes hervor und bezieht sich dabei auf die Rechtsartikel der UN-Erklärung, die aus-drücken, was in der Realität für eine Wirkung entstehen kann bzw. soll. Hubert betont diese Eigenschaft des Rechtsdokuments für die Leserschaft in ihrer Diskussion der sieben Artikel:

Die Leserinnen und Leser sollen den Eindruck erhalten, über die Kraft und Macht des Gesetzes zu verfügen (ebd.). Im Buch unterstreicht Hubert (2019, S. 108) diese Absicht u. a. mit folgen-dem Satz: „Mais là où le droit entretient les déséquilibres, il doit être modifié.“ Die appellative Eigenschaft des Buches drückt sich Hubert (Anhang V, S. 3 f.) zufolge ferner auch dadurch aus, dass sie als Autorin eine progressive, juristische Analyse der UN-Erklärung vorschlägt und so der Leserschaft den Eindruck vermittelt, sie sei obligatorisch (ebd.). Zuletzt wird deutlich, dass die Absicht des zweiten Teils ist, dass sich die Leserschaft von der Erklärung inspirieren lässt, sich dieser annimmt und sich in der Folge auch im Sinne der Erklärung engagiert: Die Leserin-nen und Leser sollen motiviert werden, die Erklärung zu verteidigen und sie anzuwenden (ebd.). Auch Rochat (Anhang 5, S. 5) betont die Appellfunktion des Textes und sagt, dass bei der Leserschaft nicht der Eindruck erweckt werden darf, das Dokument nütze nichts. Selbst

(ebd.). Die Aussagen von Hubert und Rochat machen deutlich, dass die Adressaten nach Nord (S. 2010, S. 46) zu einer Reaktion bewogen werden sollen. Die Appellfunktion entfaltet sich im Text vor allem über ihre persuasiven, petitiven und pädagogischen Unterfunktionen (ebd.).

Gerade sprachliche Elemente, die zum Überreden geeignet sind, entsprechen laut Brinker et al. (2018, S. 117) einer „indirekten Aufforderung“ der Senderin bzw. des Senders an die Emp-fängerinnen und Empfänger. Die zahlreichen Textstellen, die mit der UN-Erklärung in Verbin-dung stehen, gleichen oftmals dem grammatikalischen Satzverbmuster devoir/falloir + Infini-tiv, das zur Appellfunktion gezählt werden kann (ebd., S. 112).

3.3.3 Nebenfunktionen

Die gewählte Verfasserperspektive fördert die „Metakommunikation“ nach Nord (2010, S.

44). Indem aus der nous/on-Perspektive geschrieben wird, werden die Leserinnen und Leser automatisch in das Geschehen miteinbezogen. An mehreren Stellen fordert Hubert, z. B. mit der Wendung nous l’avons dit (Hubert, 2019, S. 101, 118, 121 und 124), die Leserschaft direkt auf, sich an das bereits Geschriebene zu erinnern (s. dazu Kap. 4.1.5.1). Diese Textmerkmale sind eindeutig der phatischen Funktion nach Nord (2010, S. 44) bzw. der Kontaktfunktion nach Brinker et al. (2018, S. 118) zuzuordnen. Zur Verwendung der Personalpronomen nous und on hält Hubert (Anhang V, S. 3) fest, dass dies im zweiten Teil des Buches bewusst geschah. Sie hat absichtlich die Perspektive einer Person eingenommen, die der Leserschaft etwas erklären will und gleichzeitig für die Anwendung der Erklärung kämpft (ebd.). Zur unterschiedlichen Verwendung der Personalpronomen meint Rochat (Anhang VI., S. 4), dass dahinter keine Sys-tematik stehen würde: Das nous wurde eher dort vorgezogen, wo eine Involvierung des CETIM unterstrichen werden sollte, und das on dort bevorzugt, wo eher allgemein formuliert wurde.

Die Ausdrucksfunktion kommt im untersuchten Buchausschnitt mehrmals in Form von wer-tenden Ausdrücken zum Vorschein. Beispielsweise schreibt Hubert (2019, S. 91 und 95) heu-reusement oder cela ne suffit pas. Sie teilt den Leserinnen und Lesern so ihre persönliche Mei-nung mit. Hubert (Anhang V, S. 4) meint dazu, dass das Buch eine gewisse Ambiguität besitze, da es nicht neutral sei. Es wurde vom CETIM publiziert, einer Organisation, die sich bei den Verhandlungen in der UNO massgebend für das Projekt der LVC ausgesprochen habe (ebd.).

3.4 Analyse des AT anhand der Merkmale des Hamburger Verständlichkeitskonzepts