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Beispiel 38: Fachwort in Fussnote erklärt

4. VERSTÄNDLICHKEIT BEI DER ÜBERSETZUNGSARBEIT

4.3 Einfache Sprache und Übersetzungsstrategie

Angesichts des breiten Zielpublikums des Sachbuches und der fachexternen Kommunikations-situation wurden für die vorliegende kommentierte Übersetzung Elemente der einfachen Sprache herbeigezogen. Die konkreten Empfehlungen von Baumert auf Satz- und Wortebene (s. Kap. 2.4) dienten während der Übersetzungsarbeit als Grundsätze und wurden in den Kap.

4.1 und 4.2 verwendet, um Übersetzungsentscheide oder textliche Optimierungen im ZT zu begründen. Wie beim Lesen des ZT aber klar wird, konnten einige Empfehlungen wie z. B. das Vermeiden von Nebensätzen höherer Ordnung oder die Satzgliedstruktur Subjekt-Prädikat-Objekt nicht durchgehend angewendet werden. Eine lückenlose Anwendung wäre einerseits sehr aufwändig gewesen und hätte aus Sicht des Übersetzers andererseits einen abwechs-lungsreichen Leseflusses verunmöglicht. Das Ziel der Arbeit bestand aber auch nicht darin, dies lückenlos zu tun. Auf die Empfehlung von Baumert (2018, S. 131), bei Substantiven Artikel zu verwenden, wurde dagegen durchgehend Acht gegeben. Auf Satzebene waren insbeson-dere die Empfehlungen für die Satzlänge und die Anordnung von Haupt- und Nebensätzen hilfreich. Eine statistische Analyse hat gezeigt, dass der ZT ohne Anmerkungsapparat eine durchschnittliche Satzlänge von 15 Wörtern aufweist.22 Damit entspricht der Wert genau dem

von Baumert empfohlenen Maximum für einfache Sprache (ebd., S. 142). Auf Wortebene er-wiesen sich vor allem die Empfehlungen zu den Fachwörtern und den indirekten Signalwör-tern als nützlich.

Die ausgewählten Grundsätze der einfachen Sprache haben sich bei der Übersetzung, gerade auch bei der Selbstrevision des ZT, als praktische Hilfsmittel herausgestellt. Sie lieferten Ideen, um Herausforderungen im Rahmen der Verständlichkeit konkret anzugehen und unterstri-chen damit ihren Nutzen für die Erstellung eines verständliunterstri-chen Zieltextes.

4.4 Zusammenfassung

Wie anhand der Diskussion der 40 Beispiele gezeigt werden konnte, waren die Herausforde-rungen zur Förderung der Verständlichkeit bei der Erstellung des ZT vielfältig. Der Überset-zungsarbeit liegen inter- und intralinguale Transferleistungen sowie Eingriffe zur Textoptimie-rung zugrunde. Sie manifestieren sich auf Text-, Satz- oder Wortebene23.

Auf Textebene musste vor allem die präzise Übernahme der Makrostruktur (Überschriften, Absätze, Informationskasten usw.), die Beibehaltung des Informations- und Lehrziels und da-mit auch der Informations- und Appellfunktion beachtet werden. Eine Herausforderung war vor allem der Transfer der zahlreichen Intexte wie wörtliche Zitate von Dritten und Zitate aus der UN-Erklärung, welche die fachexterne Kommunikationssituation veränderten. Die Funk-tion musste dort jeweils neu bestimmt und adäquat im ZT wiedergegeben werden, was punk-tuell sprachliche Anpassungen nach sich zog. Zu den Intexten gehören auch Fussnoten, die einen verständlichkeitsfördernden Kontext geben und so die Informationsdichte reduzieren.

Deren Transfer in den ZT folgten den Empfehlungen des CETIM und orientierten sich an den bereits bestehenden Übersetzungen. Fussnoten, die einzig einen Verweis ohne Zitat auf die UN-Erklärung oder eine Publikation geben, waren unproblematisch. Bei Fussnoten, die eigene Übersetzungen erforderten, waren allerdings aufwändige Recherchen nötig. Zur Optimierung des ZT wurden vom Übersetzer an acht Textstellen Fussnoten hinzugefügt – davon fünf ver-ständlichkeitsfördernde und drei, um AT-Defekte zu beheben und die genaue Quelle anzuge-ben. Vor dem Hintergrund der sehr breiten Leserschaft und ihrem unterschiedlichen

Vorwis-23 Die Trennung der drei sprachlichen Ebenen ist unscharf und wurde nicht nach klar festgelegten Kriterien ge-macht. Sie dient hier einzig zur Einordnung der verschiedenen Herausforderungen.

sen, waren diese Eingriffe ein schwieriges Abwägen. Metakommunikative Parenthesen wur-den im ZT dann angepasst, wenn sie im AT nur einen vagen Verweis gaben. Um die Perzipier-barkeit zu verbessern, wurden für den ZT einige Anpassungen wie zusätzliche kursive Begriffe, leere Zwischenlinien sowie eine leicht erhöhte Schriftgrösse vorgeschlagen.

Auf Satzebene wurde auf einen einfachen Satzbau geachtet und v. a. zahlreiche lange, ver-schachtelte Sätze in mehrere einzelne Sätze aufgeteilt. Dabei waren die Empfehlungen der einfachen Sprache sehr nützlich. Die Herausforderung war, die innere Ordnung und Logik des Textes mit Hilfe der Konnektoren und indirekten Signalwörtern so wiederzugeben, dass deren Funktion im Text (das Herstellen von logischen Beziehungen und textueller Kohärenz) erhalten blieb. Dies erforderte eine genaue AT-Analyse und sinnvolle ZT-Lösungen. Anschauliche For-mulierungen mit sprachlich verständlichkeitsfördernden Wendungen mussten genau analy-siert werden, damit sie auch im ZT ihre Wirkung entfalten. Der Verfasserperspektive und da-mit der Intention des Senders und dem Empfängerbezug wurde Gewicht verliehen, indem z. B.

die 1. Person Plural vermehrt genutzt wurde. Der Transfer der Sätze mit den Personalprono-men on oder nous wurde im ZT vereinheitlicht und einzig das PersonalpronoPersonalprono-men wir verwen-det. Diesbezüglich war die Herausforderung klein, weil schon früh während des Übersetzungs-prozesses entschieden worden war, wie damit umzugehen ist.

Auf Wortebene lag die Schwierigkeit darin, abstrakte Textstellen zu erkennen und sie im ZT mit geläufigen Wörtern und konkreten Formulierungen zu übersetzen. Wertende Ausdrücke stellten keine Herausforderung dar. Der Umgang mit Fachwörtern wiederum war eine an-spruchsvolle Aufgabe, weil deren Bestimmung im ZT nicht immer eindeutig war und eine ver-ständliche ZT-Lösung sich an die Empfehlungen der einfachen Sprache und den Strategien von Niederhauser anlehnen sollte.

Was der Transfer der zahlreichen Textstellen mit Bezug zur UN-Erklärung angeht, kann fest-gehalten werden, dass dieser grundsätzlich alle drei sprachlichen Ebenen betraf. Hervorzuhe-ben sind einerseits die Herausforderungen auf TexteHervorzuhe-bene, wenn punktuell eingegriffen wurde, um die Informationsdichte zu reduzieren und andererseits die Herausforderungen auf Wortebene, bei denen die Termextraktion in der offiziellen deutschen Version eine nicht zu unterschätzende Aufgabe darstellte.

Abschliessend muss erwähnt werden, dass sich die Grundsätze der einfachen Sprache, gerade