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Chronique pays de langue allemande 1997

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l'itinéraire de l'Antiquité jusqu'aux temps modernes (vol. 1 : Classical Roots and Medieval Discussions ; vol. 2 : Renaissance Controversies, Late Scholasticism, and the Elimination of die Intelligible Species in Modern Philosophy). Pour le moyen âge, un nombre important d'auteurs sont cités ; on y rencontre, bien entendu, les grands philosophes et théologiens, mais aussi des auteurs moins connus, parmi lesquels nos compatriotes Lambertus de Monte et Gerard de Harderwijck, philosophes modestes de la fin du moyen âge. Sans avoir la compétence pour juger de la qualité d'interprétation de tous ces textes, il me semble que nous avons ici un ouvrage de référence, digne du sujet traité.

La Haye Olga WEIJERS

PAYS DE LANGUE ALLEMANDE

An erster Stelle seien auch im diesjährigen Bericht in chronologischer Anordnung wichtigere Editionen genannt. Den Anfang soll die folgende Arbeit über einen Text des 6. Jahrhunderts machen : Christian ROHR. Der Theoderich-Panegyricus des Ennodius. (Monumenta Germaniae Historica : Studien und Texte 12). Hannover : Hahn, 1995. XXXVII, 309 S. ISBN 3-7752-5412-9. In dieser überarbeiteten Wiener Dissertation von 1994 geht es um einen Panegyricus, den der Dichter und nachmalige Bischof von Pavia in der ersten Hälfte des Jahres 507 verfaßte. Darin macht er reichlich zeitge-schichtliche Anspielungen, bestimmte wichtige Ereignisse jedoch übergeht er. Wahrscheinlich wurde der Text dem Herrscher nicht mündlich vorgetragen, sondern in schriftlicher Form überreicht. Unmittelbarer Anlaß könnte die Fürsprache zugunsten eines bestimmten Hofbeamten gewesen sein. In dieser Studie werden zunächst biographisch-historische Vorfragen geklärt, ferner werden Beobachtungen zu Sprache und Stil des Textes wie auch zur gat-tungsspezifischen Topik angestellt. Darauf folgt ein umfangreiches Kapitel, das der Überlieferungs- und der Wirkungsgeschichte des Panegyricus gewid-met ist, mit eingehender Beschreibung der Ennodius-Handschriften, einschließlich derjenigen, die den zur Rede stehenden Text nicht enthalten, andererseits dessen Einzelüberlieferungen. Hervorgehoben sei der Abschnitt über die Wirkungsgeschichte der Werke des Ennodius allgemein, von der Zeit seines Todes bis heute. In extenso abgedruckt ist dabei eine ungünstige Beurteilung in einem Brief Bischof Arnulfs von Lisieux vom Jahre 1160. Nach einer textkritischen Musterung der Textzeugen folgt dessen kritische Edition, begleitet von einer deutschen Übersetzung.

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Aus dem Zeitraum zwischen 633 und etwa 1200 stammen die „Geschäftsordnungen" liturgischen Charakters zur Abhaltung kirchlicher Synoden, welche bearbeitet sind in : Ordines de celebrando concilio / Die Konzilsordines des Früh- und Hochmittelalters. Herausgegeben von Herbert SCHNEIDER. (Monumenta Germaniae Historica). Hannover: Hahn, 1996. XXVIII, 654 S. ISBN 3-7752-5149-9. Vor einiger Zeit ist bei den Monumenta Germaniae Historica die Aufarbeitung der Konzilienüberlieferung wieder an die Hand genommen worden (vgl. ALMA 46/47, S. 132f.). Geht es dabei in aller Regel um die Ergebnisse der Beratungen, die sich in Canones nieder-schlagen, so hier um das Procedere bei diesen Versammlungen selber. Hierüber verlautet in erzählenden Texten selten etwas, weil die Vorgehensweise jeweils für selbstverständlich galt. Die liturgischen Ordines ihrerseits wollen nicht von ihrer Zeit zeugen, sondern sind auf Dauer angelegt. Für jeden einzelnen Ordo stellt sich die Überlieferungslage je wieder anders, und oft genug recht disparat dar. Andererseits sind die Texte vielfach unter-einander verflochten, haben sich ausunter-einander entwickelt. Insgesamt sind rund 300 Handschriften verwertet ; die Zahl der voneinander unterscheidbaren Redaktionen beträgt 43.

Sodann ist auf dem Gebiete der karolingischen Kapitularien eine gewichti-ge Neuerscheinung zu verzeichnen, welche auf langjährigewichti-ger Forschungsarbeit beruht : Collectio capitularium Ansegisi / Die Kapitulariensammlung des Ansegis. Herausgegeben von Gerhard SCHMITZ. (Monumenta Germaniae Historica : Capitularia regum Francorum, Nova séries 1). Hannover : Hahn,

1996. X, 771 S. ISBN 3-7752-5491-9. Unter Ludwig dem Frommen wurde das Bedürfnis empfunden, die herrscherlichen Erlasse, namentlich auch dieje-nigen Karls, in einer bereinigten Sammlung in zuverlässiger Textgestalt zu besitzen. Eine solche Ausgabe wurde 827 von Ansegis, Abt von Fontenelle (= St-Wandrille), herausgegeben. Er sammelte alle ihm erreichbaren Texte, ordnete sie nach einzelnen Sachbezirken und erschloß sie durch Rubriken und Kapitelverzeichnisse. Schon bald bezog sich Ludwig der Fromme in neuen Erlassen auf diese Gesetzessammlung. Die Edition der einzelnen Kapitularien (CAPIT. reg. Franc.) ist nicht sehr befriedigend ; auch hatte der letzte Herausgeber der Ansegis-Sammlung, Alfred BORETIUS, diese nur als Sekundärüberlieferung betrachtet. Jetzt hat sich gezeigt, daß zu keinem einzi-gen der hier aufeinzi-genommenen Kapitularien eine erhaltene Vorlage nachzuwei-sen ist ; die darin tradierten Textfassungen sind also den Einzelüberlieferun-gen ebenbürtig. Auch scheint Ansegis in die ihm vorlieEinzelüberlieferun-genden Texte kaum bessernd eingegriffen zu haben. Nicht erhärtet hat sich die früher geäußerte Vermutung, der Sammler habe am Hofe Ludwigs des Frommen gearbeitet. In der vorliegenden Ausgabe ging es vordringlich darum, die breite und vielge-staltige Überlieferung der Sammlung in allen Einzelheiten durchsichtig wer-den zu lassen. Über sechzig Handschriften sind in Betracht gezogen, ihrer 46 für die Edition verwendet worden. An ihre Klassifizierung wurde große Mühe

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gewandt. Gerade hier dient ja die Überlieferung nicht allein der Dokumentation von Textformen, sondern hat auch Geltung als Rezeptionszeugenschaft, und so sind denn der Wirkungsgeschichte der Sammlung nahezu hundert Seiten der umfangreichen Einleitung gewidmet.

Wir verbleiben im 9. Jahrhundert mit : Hrabanus Maurus. De institutione

clerkorum libri très. Studien und Edition von Detlev ZlMPEL. (Freiburger

Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte, Studien und Texte 7). Frankfurt am Main: Lang, 1996. XXV, 617 S. ISBN 3-631-30736-5. Kernstück dieser umfangreichen und klar aufgebauten Arbeit, einer Freiburger Habilitationsschrift, ist die Neuedition der kirchen- und bildungsgeschichtlich so wichtigen Schrift Hrabans auf Grund von zwölf Textzeugen. Als Leithandschrift wird Hs. 110 der Dombibliothek Köln herangezogen. Mit Ausnahme einer nur geringfügig vom Gesamtbestand des Werkes abweichen-den Redaktion (X2) hat der Herausgeber verständlicherweise davon abgese-hen, abweichende Fassungen mit zu edieren. Doch wird als Anhang, auf Grund von sechs Handschriften, die Edition einer Kürzestfassung, der sog. Redaktion F, geboten. Eröffnet wird die Arbeit durch vorbereitende Studien über Anlaß und Zweck der Abfassung, die unmittelbar herangezogenen Quellen, die Arbeitsweise des Verfassers wie auch über Verbreitung, Einfluß und Wirkung der Schrift beispielsweise im 'Decretum Gratiani', bei Petrus Lombardus, Thomas von Aquin, Guillelmus Durantis bis hin zu einem um 1490 geschriebenen Werk von Gabriel Biel. Der eigentlichen Edition geht die ausführliche Beschreibung aller bekannten Handschriften und deren Klassifizierung und Bewertung voran. Großes Gewicht wird auf den jeweili-gen Überlieferungszusammenhang gelegt. Gewaltige Arbeit steckt in dem äußerlich ganz knapp gestalteten Quellenkommentar, der den Editionstext begleitet, und der angesichts der Kompilations- und Adaptationstechnik Hrabans besonders wichtig ist. Der Bearbeiter stellt das im Zeitraum von 816 bis 819 geschaffene Werk in den Zusammenhang der Reformpolitik und geist-lichen Gesetzgebung Ludwigs des Frommen ; es handelt sich keineswegs um eine didaktische Gelegenheitsschrift. Der anonym überlieferte Traktat 'De benedictionibus Dei' (PL 129, Sp. 1399-1436) erweist sich als von Hraban stammende vorbereitende Schrift zur 'Institutio'. Die eigene Leistung Hrabans, die Art, wie er die den Autoritäten entnommenen Textstellen umformte und seinen Zielen anpaßte, ist — dies das Fazit der quellenkundli-chen Arbeit des Herausgebers — nicht gering zu veranschlagen.

Nicht eine kritische Neuausgabe, sondern einen — mit vielen schätzbaren Beigaben angereicherten — Abdruck einer älteren Edition stellt dar : Agnellus von Ravenna. Liber pontîficalis / Bischofsbuch. Lateinisch / deutsch. Über-setzt und eingeleitet von Claudia NAUERTH. 2 Teilbände (Fontes christiani, Zweisprachige Neuausgabe christlicher Quellentexte aus Altertum und Mittelalter 21/1-2). Freiburg: Herder, 1996. 642 S. ISBN 3-451-22112-8 (kartoniert) / . . .-22212-4 (gebunden). Zugrunde liegt die Edition von Oswald

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HOLDER-EGGER (MGH Script, rer. Lang. S. 265-391), welche einschließlich ihres kritischen Apparates in Neusatz reproduziert ist. Die Bearbeiterin, die sich bereits früher durch eine Untersuchung dieser Ravennater Geschichtsquelle aus archäologischer Sicht ausgewiesen hat, begleitet den Text und die von ihr beigesteuerte Übersetzung mit zahlreichen Erläuterungen sachlicher, jedoch auch sprachlicher Art. Wer sich künftig mit diesem Text auseinandersetzt, wird mit Vorteil die vorliegende Ausgabe zum Ausgangspunkt nehmen.

Ebenfalls nicht um eine Neuedition, doch um eine Textdarbietung mit erneutem Rückgriff auf die Handschrift handelt es sich bei der folgenden Publikation, die bereits seit einigen Jahren vorliegt : Das Polyptychon von Saint-Germain-des-Prés. Studienausgabe, unter Mitwirkung von Konrad ELMSHÄUSER und Andreas HEDWIG herausgegeben von Dieter HÄGERMANN. Köln: Böhlau, 1993. XXIX, 317 S., 2 Tafeln. ISBN 3-412-11792-7. — Zugrunde liegt die Edition von Auguste LONGNON ( 1886/95), die jedoch an der Handschrift überprüft und überhaupt modernen editorischen Erfordernissen angepaßt worden ist. In der Einleitung wird eingehend über den kodikolo-gisch-paläographischen Befund Auskunft gegeben. In gewissen Belangen vielleicht anfechtbar sind die in eckigen Klammern eingesetzten (neu)lateini-schen Überschriften für die einzelnen Breven. Hervorhebenswert sind die gut ausgebauten Register, welche nicht allein der Wirtschaftsgeschichte, sondern auch der Namenforschung und der lateinischen Lexikographie gute Dienste leisten.

Zwei für die Geschichte des Ostalpenraumes im früheren Mittelalter hoch wichtige Texte werden behandelt in : Fritz LOSEK. Die Conversio

Bagoariorum et Carantanorum und der Brief des Erzbischofs Theotmar von

Salzburg. (Monumenta Germaniae Historica : Studien und Texte 15). Hannover : Hahn, 1997. XVI, 184 S. ISBN 3-7752-5415-3. Bei dem ersten Text handelt es sich um den 870 geschriebenen Bericht über die Christianisierung der ansässigen Bewohner (MLW : LIBELL. de conv. Baiuv.), beim zweiten um ein Schreiben der bairischen Bischöfe an Papst Johannes IX. unter Federführung Erzbischof Theotmars von Salzburg vom Jahre 900. Die erste Hälfte des Bandes wird durch ausgebaute Einleitungen, die zweite durch die Edition der beiden Texte eingenommen. Die 'Conversio' geht viel-leicht auf Erzbischof Adalwin von Salzburg selber, sonst wohl auf dessen Umgebung zurück. Sie ist an Ludwig den Deutschen gerichtet und soll die Salzburger Ansprüche auf gewisse Missionsgebiete gegenüber Methodius festhalten. Beigegeben ist ein Excerptum de Karentanis, welches sich in einer der Handschriften gesondert findet. Der Brief von 900 hat zum Zweck, den Salzburger Einfluß auf Mähren gegenüber einer vom Papst dorthin entsandten Delegation von Bischöfen aufrechtzuerhalten. Überliefert ist das Stück inmit-ten der Fälschungen Pilgrims von Passau, doch hat es nach den Feststellungen des Bearbeiters wohl für echt zu gelten. Innerhalb des Einleitungsteils seien

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an dieser Stelle vor allem die Abschnitte über Sprache und Stil der Texte her-vorgehoben, besonders die Behandlung einiger Lehn- bzw. Fremdwörter in der 'Conversio' (S. 45-49) : philo•sophus/-phice, ecclesiasticus (-cum

offici-um), anazephaleos / per anacephaleosin (griechisch), staupus (germanisch), leuva (gallisch), cannula (slavisch ?). — Die Beschäftigung mit dem ersten

Text beruht auf der — nur als vervielfältigtes Typoskript existierenden — Wiener Dissertation des Verfassers von 1982, worin Sprachlichem in viel wei-terem Maße Raum gegönnt ist: F' L'. Conversio Bagoariorum et Carantanorum. Kritische Edition und deskriptive Grammatik.

Schon vor einigen Jahren hat zu erscheinen begonnen : Glossa maior in Institutionem musicam Boethii. Ediderunt Michael BERNHARD et Calvin M. BOWER. Editionsbände 1-3. (Bayerische Akademie der Wissenschaften : Veröffentlichungen der Musikhistorischen Kommission 9.10. 11). München : Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften / Kommission : München, Beck, 1993. 1994. 1996. ISBN 3-7696-6002-16003-X /...-6004-S. Der 'Institutio musica' des Boethius, dem für das frühe und hohe Mittelalter maßgebenden Lehrbuch der mathematischen Theorie der Musik, sind in den Handschriften vom 9. Jahrhundert an zahlreiche Glossen beige-schrieben, in denen sich eine „zentrale Tradition", somit eine Art Standardglossierung erkennen läßt, die sich im Laufe der Generationen her-ausgebildet hat, und die von den Herausgebern mit Glossa maior benannt wird. Bis ins 12. Jahrhundert war sie ein living text, von da an wurde sie nahe-zu unverändert weitergegeben. (Daneben kamen neue, selbständige Kommentierungen auf.) Um den gleichmäßig überlieferten Kernbereich lagern sich Glossen, die zwar je in mehreren Handschriften, doch zeitlich oder geographisch begrenzt vorkommen („sekundäre Traditionen") ; insbesondere lassen sich eine französische, eine deutsche und eine Rhein-Maas-Tradition unterscheiden. Endlich enthalten manche Handschriften Einträge, die zumin-dest heute, nach dem inzwischen eingetretenen Verlust vieler Überlieferungs-träger, als „individuelle Glossen" erscheinen. Berücksichtigt sind insgesamt 59 Handschriften vom 9. bis zum 15. Jahrhundert. Das gesamte Material in der richtigen Gewichtung — mit Nachweis aller Einzelheiten und gleichzeiti-ger Sichtbarmachung der Kontinuitäten — zu veröffentlichen, war eine edito-risch anspruchsvolle Aufgabe, welche vielleicht ähnlichen Unternehmungen als Modell wird dienen können. In der — graphisch höchst übersichtlichen — Präsentation wird der einzelnen Einheit das Lemma (Wort/Syntagma/Satz) nach der Edition von Gottfried FRIEDLEIN (Leipzig 1867) zugrundegelegt. Es folgen jeweils die Glossen, je mit Angabe der Textzeugen und mit kritischem Apparat. Zum Teil handelt es sich um Einzelwortglossen (z. B. [Quasi] Synonyme eines Grundtext-Wortes), zum Teil um ausgebaute Kommentierungen aus einem oder mehreren Sätzen. Die Siglen der Handschriften sind so gewählt, daß sich allein schon daran eine chronologi-sche Stufung ablesen läßt. Das Glossenmaterial ist je Grundtext-Kapitel

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durchnumeriert. Einstweilen liegen die drei Editionsbände vor ; ein Kommentar- und Registerband wird das Werk abschließen.

Einem sonst nicht gerade im Mittelpunkt des Interesses stehenden hagio-graphischen Text der Ottonenzeit ist eine gründliche, kenntnisreiche und umfassende Bearbeitung zuteil geworden : Mechthild PÖRNBACHER. Vita sanc-ti Fridolini. Leben und Wunder des heiligen Fridolin von Säckingen.

Beschrieben von Balther von Säckingen, Bischof von Speyer. Texte — Über-setzung — Kommentar. Sigmaringen : Thorbecke, 1997. XXIII, 351 S, 40 Abb. auf Tafeln. ISBN 3-7995-4250-7. Diese sorgfältig gearbeitete, gut abge-rundete und gediegen ausgestattete Monographie, eine Heidelberger Dissertation von 1994, gilt einem Heiligen vielleicht aus der Zeit Chlodwigs L, den man im Mittelalter für einen Iren hielt. Bevor er sich in Säckingen, am Hochrhein, als Missionar niederließ, hatte er in Poitiers geweilt. Balther, ein ehemaliger Zögling der Schule der Abtei St. Gallen, nachmals Bischof von Speyer, schrieb um 970 auf Grund älterer Aufzeichnungen seine Vita (MLW : BALTH. Fridol. / BHL 3170, bis anhin zu benützen nach MG Mer. 3, S. 354-369). Von ihm stammt auch das Offizium zu Fridolins Festtag. In der vorlie-genden Arbeit geht es einesteils um diese beiden, sowie um dazu gehörende hagiographische und liturgische Texte, andererseits um die Kultgeschichte dieses Heiligen in Mittelalter und früher Neuzeit. Den Eingang bildet ein Abschnitt zu Balthers Biographie. Es folgt eine sprachliche und quellenkriti-sche Untersuchung der Vita sowie eine Erörterung des Offiziums ; daran schließt sich ein kommentierender Durchgang durch die Vita. Hierauf wird durch eingehendes Studium der handschriftlichen und bildlichen Zeugnisse die Geschichte der Verehrung dieses Heiligen untersucht. Besondere Bedeutung hat dabei eine — erstmals in einem Anhang zur 'Legenda aurea' von etwa 1280 faßbare — Wundererzählung, wonach Fridolin einen Verstorbenen zum Leben erweckt und als Zeugen vor Gericht bringt. In einem geschlossenen Editionsteil werden die zuvor besprochenen Texte neu heraus-gegeben ; die Vita selber wird begleitet von einer deutschen Übersetzung. Unter den Beigaben sei eine spätmittelhochdeutsche Fassung desselben Textes erwähnt.

Wenn die folgende Arbeit — eine bei Kurt Reindel geschriebene, gering-fügig überarbeitete Regensburger Dissertation von 1992 — hier unter der Rubrik „Editionen" eingeordnet wird, so mit Blick auf deren Anhang : Stephan FREUND. Studien zur literarischen Wirksamkeit des Petrus Damiani. Anhang : Johannes von Lodi, Vita Petri Damiani. (Monumenta Germaniae Historica: Studien und Texte 13). Hannover: Hahn, 1995. XXII, 305 S. ISBN 3-7752-5413-7. Die eigentliche Studie gilt der Rezeption der Texte und Ideen dieses Exponenten der Kirchenreform, von seiner eigenen Zeit bis zum italienischen Frühhumanismus. Themen sind nebst anderem : seine Mitarbeit am Papstwahldekret von 1059, seine Kontroverse mit dem in Fragen der Simonie radikaleren Humbert von Silva Candida, seine Freundschaft mit Abt

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Desiderius von Montecassino und die dortige Rezeption seiner Texte, sodann die Wirkung Damianis, namentlich seines 'Liber gratissimus' (Brief 40, vgl. ALMA 46/47, S. 157) auf die Streitschriftenliteratur der zweiten Jahrhunderthälfte, des weiteren die Aufnahme seiner kirchenrechtlichen Aussagen in der Kanonistik sowie, andererseits, die Nachwirkung seiner Äußerungen zum eremitischen Leben in Camaldolenser-, Zisterzienser- und Prämonstratenserkreisen. Bemerkenswert sodann die untereinander völlig unterschiedlichen Interessen, welche Dante, Petrarca und Boccaccio Petrus Damiani entgegenbrachten. Anschließend wird die — lange Zeit nahezu unbe-kannt gebliebene — Vita in den Mittelpunkt gerückt, die ein enger Vertrauter Damianis, Petrus von Lodi, nachmals Prior von Fonte Avellana, dann Bischof von Gubbio, zwischen 1076 und 1082/84 verfaßte. Der Text ist nur mehr in drei Niederschriften der Zeit um 1600 überliefert, die heute alle im selben Codex (Rom, Bibl. Alessandrina 91) vereint sind. Der kritischen Edition ist, wie allen rezenten MGH-Ausgaben, ein ausführliches Wortregister beigege-ben. In einer ersten Binderate des vorliegenden Buches erschien dieses in einer nicht hinlänglich bereinigten Form. Eine korrigierte Fassung kann nach-bezogen werden.

Ebenfalls aus dem Zeitalter der hochmittelalterlichen Kirchenreform stammt die Gruppe von Texten, um die es in der folgenden, mit einem Editionsteil verbundenen Studie geht : Erwin FRAUENKNECHT. Die Verteidigung der Priesterehe in der Reformzeit. (Monumenta Germaniae Historica: Studien und Texte 16). Hannover: Hahn, 1997. XIX, 332 S. ISBN 3-7752-5415-3. Im Mittelpunkt dieser bei Horst Fuhrmann geschriebe-nen — anschließend überarbeiteten und erweiterten — Regensburger Dissertation von 1994/95 steht der sog. Pseudo Udalrich-Brief, eine gegen die Partei Gregors VII. gerichtete Streitschrift zugunsten der Verheiratung der Priester, verfaßt wohl 1075 im Bistum Konstanz. In gleichem Sinne, wenn auch mit anderer Nüancierung, sprach sich zur gleichen Zeit Sigebert von Gembloux in seiner 'Apologia contra eos qui calumpniantur missas coniuga-torum sacerdotum' aus. Hinzu kommen andere Äußerungen ähnlicher Art, nämlich der anonyme 'Tractatus pro clericorum conubio', weiter ein Brief der Kleriker von Cambrai und ein Antwortschreiben derer aus Noyon, weiter ein Traktat, ine. Cum sub liberi arbitrii potestate creati simus. Nebst dem

Studium von Inhalt, Quellen, Abfassungsumständen und -zwecken dieser und zugehöriger Texte, ihrer Wirkungsgeschichte und Überlieferung, werden alle von ihnen, soweit oben aufgezählt, kritisch ediert.

Schon vor längerem war der Wunsch laut geworden, jenes in Vielem so eigenartige Buch, welches Benzo, Bischof der piemontesischen Stadt Alba, ein Gegner Gregors VIL, 1085/86 seinem kaiserlichen Herrn sandte, möchte endlich eine adäquate kritische Edition erfahren. Jetzt liegt sie vor : BENZO von Alba. Ad Heinricum IV. imperatorem libri VII / Sieben Bücher an Kaiser Heinrich IV. Herausgegeben und übersetzt von Hans SEYFFERT. (Monumenta

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Germaniae historica : Scriptores reram Germanicarum in usum scholarum separatim editi 65). Hannover: Hahn, 1996. X, 832 S., 4 Tafeln. ISBN 3-7752-5386-6. Das in sieben Bücher gegliederte Textkonglomerat liegt uns in einer einzigen, der originalen und vielleicht sogar autographen — heute in Uppsala liegenden — Handschrift vor. Darin läßt sich ein bestimmter Zustand des Werks erkennen, welcher in der Folge von seinem Urheber suk-zessive weiterentwickelt worden ist. Der Inhalt ist recht uneinheitlich ; vor allem gilt dies für das — zuletzt entstandene — erste Buch. Nebst Erlebnisberichten und Ähnlichem finden sich zahlreiche Briefe an andere oder anderer an ihn; ob er einen Brief wirklich erhalten bzw. versandt hat, ist manchmal unsicher. Das Ganze ist durchsetzt mit Gedichten in vielen unter-schiedlichen Versmaßen. Benzos Sprache ist zwar korrekt, aber in vielem höchst eigenwillig, ja skurril. Schon darum ist es zu begrüßen, daß der Bearbeiter seiner Edition eine auf der Gegenseite mitlaufende deutsche Über-setzung beigegeben hat. Die Einleitung enthält Beobachtungen zu Sprache und Stil ; hervorgehoben seien die onomasiologisch-pragmatischen Ausführungen zum Schmähen und Rühmen. Und gerühmt sei denn zum Schluß das ausführliche, nahezu 130 Seiten umfassende Wortregister.

Bereits auf der Schwelle zum 12. Jahrhundert steht Thiofrid von Echternach, dessen Reliquientraktat (THIOFR. flor., bisher zu benützen nach PL 157, Sp. 313-404) erstmals eine kritische Edition erfahren hat : Thiofridi abbatis Epternacensis Flores Epytaphii sanctorum. Cura et studio Michèle Camillo FERRARI. (Corpus christianorum, Continuatio mediaevalis 133). Turnholti: Brepols, 1996. CXVIII, 133 S., 6 Tafeln. ISBN 2-503-04331-3 (gebunden) / ...-04332-1 (broschiert). In dieser überarbeiteten Heidelberger Dissertation von 1992 wird Thiofnds Schrift über die Heiligenreliquien auf Grund der drei erhaltenen Handschriften, alle aus dem 12. Jahrhundert stam-mend, ediert. In der ausführlichen Einleitung wird der Traktat — begonnen mit der in seinem Titel zutage tretenden Bildlichkeit und mit einer zahlen-symbolischen Aussage im Proömium — charakterisiert ; zunächst wird der Inhalt der einzelnen Bücher abgeschritten. Deren erstes handelt von der Körperlichkeit der Heiligen, das zweite von den Gräbern und Reliquiaren — was auf die Frage, ob Luxus bei den Kirchenzierden erlaubt sei, führt —, im dritten das, was äußerlich mit den Heiligen verbunden ist oder war : der Name des Heiligen, Berührungsreliquien und dergleichen. Im vierten Buch endlich steht eine weitere Kategorie hiervon zur Rede: die Marterwerkzeuge. In der Einleitung wird sodann Thiofrids Sicht der Reliquien im Spannungsfeld von Natur und Transzendenz erörtert; dabei werden seine Positionen mit denen Guiberts von Nogent in dessen ungefähr gleichzeitigem Werk 'De Sanctis et eorum pignoribus' verglichen. Besprochen werden sodann die Illustrationen, welche zweien der drei Handschriften beigegeben sind, ferner der Stil des Textes. Was die Präliminarien der Edition im engern Sinne angeht, seien die Reflexionen über die angemessene Interpunktion hervorgehoben.

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Nahezu gleichzeitig mit der Edition von Sugers Kirchweihbericht im Rahmen der modernen Gesamtausgabe seiner Werke — Suger. Œuvres, tome 1 ... Texte établi, traduit et commenté par Françoise GASPARRI. (Les classiques de l'histoire de France au moyen âge 37). Paris: Belles Lettres, 1996 (hier: S. 2-53) —, jedoch unabhängig davon, ist an etwas entlegener Stelle eine Ausgabe dieser kunstgeschichtlich so wichtigen Schrift erschienen, welche auf eingehender Musterung des handschriftlichen Befundes beruht und von einer deutschen Übersetzung sowie zahlreichen Studien zu einzelnen Aspekten des Werkes und seines Inhalts begleitet wird : Abt Suger von Saint-Denis. De consecratione. Kommentierte Studienausgabe. Herausgegeben von Günther BINDING und Andreas SPEER unter Mitarbeit von Gabriele ANNAS [et til.]. (56. Veröffentlichung der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln). Köln : Abt. Arch itekturgeschichte, Albertus-Magnus-Platz, D-50923 Köln, 1995.269 S., Karte und Plan im Text. Keine ISBN ; Reihe : ISSN 0940-7812. Das Buch stellt eine historisch-philologische Gemeinschaftsarbeit unter der Leitung des bekannten Architekturhistorikers Günter Binding dar. Die Vorstudien („Einleitung"), welche den Umfang des edierten Textes um ein Vielfaches übertreffen, setzen 'De consecratione' in Bezug zur Biographie ihres Autors und zu ähnlichen Texten, handeln von seinem Aufbau, von den liturgischen, musikalischen, philosophisch-theologischen und anderen Aspekten. Was hier bescheiden als „Glossar" gekennzeichnet ist (S. 215-244), ist eine Folge informativer Kurzartikel zu einzelnen Wörtern — nicht nur zu Architekturtermini, sondern etwa auch zu weitenden Epitheta wie decens,

egregius, pretiosun, pulcher oder venerabilis — : Artikel, hinter denen viel

Recherchierarbeit steckt. Erwähnt sei auch der (nicht lemmatisierte) Wortindex.

Ungefähr zur gleichen Zeit wie eine italienische Arbeit — Astensis poetae

Nävus Avianus, a cura di Loriano ZURLI, traduzione e commento di Armando BISANTI (Favolisti latini medievali e umanistici 5), Genova 1994 — erschien eine deutschsprachige Edition, Übersetzung und Kommentierung dieses aus dem Hochmittelalter stammenden Zyklus von Fabeldichtungen : Adelheid H. SPREITZHOFER. Avian und die Folgen : der Novus Avianus des Poeta Astensis. Text mit Einleitung, Übersetzung, Kommentar und Index. (Dissertationen der Karl-Franzens-Universität Graz 98). Graz 1995. 394 S., 1 Faks., 1 Karte im Text. ISBN 3-7041-9058-6. Die Stellung der Fabelsammlung Avians im mittelalterlichen Kanon der Schullektüre führte einen uns nicht mit Namen bekannten Dichter, der in Asti im Piémont lebte, zur Umdichtung in leoninischen Distichen, oft mit zweisilbigem Reim oder doch mit Assonanz auf der zweitletzten Silbe (Typus vehat I legat). Die Bearbeiterin datiert das Werk in die Zeit kurz nach der Mitte des 12. Jahrhunderts, während in der italienischen Ausgabe Entstehung um 1100 angenommen wird. Der Kommentierung der 42 Fabeln ist große Sorgfalt

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gegönnt. Regelmäßig wird eine Kurzparaphrase und eine Übersicht über anderweitige — auch spätere und volkssprachliche — Bezeugungen der Fabel gegeben, dann wird die Vorlage bei Avian genannt und wird der Aufbau klar-gestellt. Darauf folgt jeweils ein ausgebauter philologischer Kommentar. Innerhalb ihrer ausfuhrlichen Einleitung geht die Bearbeiterin unter anderm auf sprachliche Züge des Textes ein, die von der klassischen Latinität abwei-chen. Dankenswert ist auch der beigegebene vollständige Wortindex. Von der ein Jahr zuvor erschienenen Schwester-Ausgabe konnte offenbar kein Gebrauch mehr gemacht werden. Natürlich wäre es reizvoll und sicherlich methodisch lehrreich, die beiden Ausgaben anhand ausgewählter Einzelzüge miteinander zu vergleichen, doch kann das hier nicht geschehen.

Im folgenden Werk, der überarbeiteten Fassung einer Magisterarbeit der Universität Regensburg, geht es um einen aus zwei Büchern bestehenden Traktat eines Rufinus, welcher auf Bitten des Abtes Petrus IL von Montecassino (1174-1186) abgefaßt worden und ihm gewidmet ist: RUFINUS VON SORRENT. De bono pads. Herausgegeben und übersetzt von

Roman DEUTINGER. (Monumenta Germaniae Historica : Studien und Texte 17). Hannover: Hahn, 1997. XV, 239 S. ISBN 3-7752-5417-X. Die Identifikation des Verfassers inmitten der zahlreichen Träger dieses Namens im Italien jener Zeit, ausschließlich auf Grund von Anhaltspunkten im Text, ist nicht einfach. Jedenfalls handelt es sich um einen Erzbischof von Sorrent, der dieses Amt zu nicht genau bestimmbarer Zeit innerhalb der Spanne zwi-schen 1149 und 1197 innehatte. Er erweist sich als mit den Bücherbeständen von Montecassino vertraut, und es liegt nahe, in ihm einen ehemaligen Mönch dieses Klosters zu sehen. Dem Verfasser ist es vor allem um den Frieden im Innern der Kirche zu tun ; Mehreres deutet auf das Schisma zwi-schen Alexander III. und Kalixt (III.) hin. Danach ließe sich die Abfassungszeit mit 1174 und 1177 eingrenzen. Der Autor äußert sich zu schwebenden Zeitfragen, doch sein Traktat beruht durchweg auf Quellen aus alter Zeit : Bibel, Kirchenvätern, paganen Schriftstellern — und hier fällt die Benutzung von Ciceros 'De re publica' und einer lateinischen Übersetzung (?) von Piatons 'Politeia' auf. Der Traktat 'De bono pacis' gehört nicht der Streitschriftenliteratur der Zeit an ; mit ihm haben wir die erste —• und für lange Zeit die einzige — systematische Schrift des Mittelalters, die diesem Thema gewidmet ist, vor uns. Rufinus sieht den Frieden nicht in dem engen Bezugsrahmen der Ekklesiologie, sondern der Kosmologie. Er folgt einem dreistufigen Modell (pax rnalorum/bonorum/beatorum). Dabei ist der mitt-leren Stufe : dem unvollkommenen, aber förderlichen und in der Gegenwart erreichbaren Frieden, ein gültiger Platz zugewiesen. Dieses eigenständige, insular dastehende Werk hat wenig Beachtung gefunden und ist nur schmal überliefert : Neben einer Cassineser Handschrift aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts stehen zwei Textzeugen des 15. Jahrhunderts aus Tegernsee bzw. aus dem Besitz des Nikolaus von Kues. Nächst einem Druck von 1726

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auf Grund einer verlorenen Bamberger Handschrift stellt dies die Erstedition dar.

In der Zeit um 1200 sind, zum Teil im Zusammenhang mit seiner Kanonisierung (1165) zahlreiche Texte zur Mehrung der Ehre Karls des Großen verfaßt worden. Zu ihnen gehört der aus 2016 (bzw. 2044) Hexametern bestehende 'Karolellus', ine. Versibus exametris insignia gesta

virorum bzw. Cum dominus Christus devieta morte revixit. Dies ist eine

Versifikation der (wohl gegen 1140 abgefaßten) 'Historia Karoli Magni et Rotholandi' des Pseudo-Turpin. Von dieser in ihrem Habitus recht schlichten Dichtung, die vielleicht im Umkreis des französischen Hofes geschaffen wurde, ist kürzlich die erste kritische Edition vorgelegt worden : Karolellus atque Pseudo-Turpini Historia Karoli Magni et Rotholandi. Edidit Paul Gerhard SCHMIDT. (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana). Stutgardiae : Teubner, 1996. XI, 208 S. ISBN 3-519-01952-3. Der vielleicht nach Martinellus gebildete Name des Werkes beruht auf aus-drücklicher Setzung durch den unbekannten Autor im letzten Vers seiner Dichtung. Der zugrunde liegende Prosatext ist in ungefähr 200 Handschriften überliefert, die in sich deutlich voneinander unterscheidende Klassen geglie-dert sind. Demgegenüber scheint dieser Nachdichtung kein großer Erfolg beschieden gewesen zu sein, weder im Mittelalter noch in der Neuzeit : Sie hat sich nur gerade in einer Pariser Handschrift des 13. und einer Londoner Handschrift des 14. Jahrhunderts erhalten. Unter diesen Umständen ist es bemerkenswert, daß das Werk zu Ende des 15. Jahrhunderts in Poitiers gedruckt worden ist. Auf diesem Druck beruht eine wegen ihrer Mängel unbrauchbare Edition von Theodor MERZDORF (Oldenburg 1855). Begrüßenswert ist der Entschluß des Herausgebers, der Nachdichtung einen Text der Prosavorlage in Paralleldruck beizugeben. Er wählte dazu eine Handschrift vom Anfang des 13. Jahrhunderts (London, Brit. Libr. Harley 6358) mit der Sigle H, den besten Textzeugen der Klasse C, an dessen Textgestalt nur wenig zu bessern war. Nicht, daß die Nachdichtung in näherer Beziehung zu ihr stände : ihr dürfte eher eine Handschrift der Klasse D zugrunde liegen. Leitend war vielmehr der Gedanke, damit die Klasse C zugänglich zu machen, nachdem andere Klassen bereits in früheren Editionen des Pseudo-Turpin-Textes berücksichtigt worden waren. Im Zusammenhang mit der Edition steht der Aufsatz : Paul Gerhard SCHMIDT. Karolellus. Eine

Versifikation der Historia Karoli Magni et Rotholandi des Pseudo-Turpin. (Filologia mediolatina 3, 1996, S. 243-247). Darin werden insbesondere die beiden Handschriften der Dichtung näher charakterisiert.

Ich nehme das Erscheinen eines neuen Bandes zum Anlaß, auf ein nam-haftes — unter internationaler Herausgeberschaft stehendes, doch im Wesentlichen von deutscher Seite ins Werk gesetztes — Unternehmen hinzu-weisen, das ich bisher in meiner Berichterstattung nicht berücksichtigt habe : den 'Codex diplomaticus regni Siciliae'. Ihm ist die Edition der Urkunden der

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normannischen und deutschstämmigen Herrscher Siziliens zum Ziel gesetzt, zunächst der lateinischen, sodann der griechischen. Nachfolgend das bis anhin Erschienene : Codex diplomaticus regni Siciliae, sub auspiciis Academiae Panormitanae scientiarum litterarum et artium. Series prima : Diplomata regum et principum e gente Normannorum, cura Carlrichard BRÜHL, Francesco GIUNTA, André GUILLOU. Tomus 2/1: Rogerii II. regis diplomata Latina edidit C B'. Köln : Böhlau, 1987. XVI, 425 S. ISBN 3-412-02584-4, — Tomus 3 : Guillelmi I. regis diplomata edidit Horst ENZENSBERGER. 1996. XVIII, 238 S. ISBN 3-412-00689-0. — Tomus 5 : Tancredi et Willelmi III regum diplomata edidit Herbert ZIELINSKI. 1982. XXVIII, 192 S., 6 Tafeln. ISBN 3-412-04280-3. — Series secunda : Diplomata regum e gente Suevorum, cura C B', F' G'. Tomus 1,2: Constantiae imperatricis et reginae Siciliae diplomata (1195-1198) edidit Theo KÖLZER. 1983. XIX, 438 S. ISBN 3-412-03282-4. Hier kann es nicht darum gehen, dieses Werk nach sei-nen Meriten in diplomatischer und historischer Hinsicht zu würdigen. Es sei lediglich daraufhingewiesen, daß durch — zum Teil sehr ausführlich gehalte-ne — Wort- und Sachregister auch für die sprachliche Erschließung dieser Herrscherdiplome viel geleistet wird.

Ebenfalls dem Königreich Sizilien gilt die nachstehend erwähnte Quellenedition : Die Konstitutionen Friedrichs II. für das Königreich Sizilien. Herausgegeben von Wolfgang STÜRNER. (Monumenta Germaniae Historica : Constitutiones et acta publica imperatorum et regum 2, Supplementum). Hannover : Hahn, 1996. VIII, 525 S. ISBN 3-7752-5470-6. Grundstock des hier edierten Gesetzeswerkes sind die von einer Kommission vorbereiteten Konstitutionen, die Friedrich II, 1231 in Melfi erließ. Dazu kommen die von da an bis 1247/48 ergangenen Novellen. In der ausführlichen Einleitung geht es nebst der Aufarbeitung der komplexen Überlieferung und der Herausarbeitung der einzelnen Bestandteile — so sind manche Gesetze Rogers II. und Wilhelms IL in dieses Corpus eingegangen — auch um die Glossierung dieses Gesetzeswerkes durch die Rechtsgelehrten. Da der Rechtsinhalt der einzelnen Stücke gut erforscht ist, konnte es mit jedesmali-gen Literaturhinweisen sein Bewenden haben und erübrigte sich der sonst übliche Sachkommentar.

Aus der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert stammt die Vita des heiligen Waltger, eines sächsischen Adeligen der Zeit Ludwigs des Frommen, welcher als der Gründer des Klosters Herford gilt. Verfaßt wurde sie von einem nicht näher bekannten Wigand im Auftrag dieses sächsischen Damenstiftes. Eine Neuedition mit deutscher Übersetzung und ausgiebiger Einleitung ist 1988/89 als Bochumer Dissertation bei Franz-Josef Schmale eingereicht worden ; davon liegt nun auch eine Buchausgabe vor : Vita sancti Waltgeri / Leben des heiligen Waltger. Die Klostergründungsgeschichte der Reichsabtei Herford. Bearbeitet und übersetzt von Carlies Maria RADDATZ. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen 41 ; Fontes minores 3). Münster :

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Aschendorff, 1994. VII, 103 S. ISBN 3-402-06869-9. Die Edition beruht im Wesentlichen auf der schon bis anhin bekannten Münsteraner Handschrift des 13. Jahrhunderts ; jüngere Abschriften hiervon lassen sich vernachlässi-gen.

Der Komplex der Herzog Ernst-Sage ist unter anderm dadurch bedeutsam, daß hier ein zunächst in deutscher Sprache gestalteter Stoff ins lateinische Medium Eingang gefunden hat. Von der sogenannten Fassung C (vgl. ALMA 51, S. 225), handelt die folgende Arbeit, eine Dissertation der Universität Freiburg im Breisgau : Thomas EHLEN. Hystoria ducis Bauarie Ernesti, Kritische Edition des „Herzog Ernst" C und Untersuchungen zu Struktur und Darstellung des Stoffes in den volkssprachlichen und lateinischen Fassungen. (ScriptOralia 96, Reihe A : Altertumswissenschaftliche Reihe, 23). Tübingen : Nan-, 1996. 416 S. ISBN 3-8233-5406-X. Dem Verfasser geht es zunächst um die Herausbildung des Herzog Ernst-Stoffes auf dem Hintergrund hergebrachter struktureller Gegebenheiten volkssprachlich-ora-len Erzähvolkssprachlich-ora-lens, seine Prägung durch die geschichtliche Situation des Hochmittelalters sowie die Umformung im Sinne der Adelshagiographie, wie sie in der vorliegenden Fassung zum Ausdruck kommt. Er arbeitet die Tatsache heraus, daß bereits die volkssprachlichen Fassungen in Manchem Gestaltungsmerkmale zeigen, die auf schriftliches Tradieren von Texten gegründet sind. So ist das orientalische Abenteuer des im Reich geächteten Helden vermutlich von der Alexandersage beeinflußt. In den deutschen und verstärkt in den lateinischen Fassungen ist für die Schilderung der exotischen Welt Gelehrsamkeit antiker Herkunft herangezogen. In den letzteren macht sich die christlich-lateinische Bildungstradition mit ihrer Formungskraft bemerkbar. Insgesamt haben sich drei lateinische Fassungen, wohl alle aus dem 13. Jahrhundert stammend, erhalten : zwei Prosafassungen sowie das Hexameterepos Odos von Magdeburg, die Fassung E (vgl. ALMA 50, S. 158f.). Sie gehen je für sich auf eine lateinische Version zurück, welche ihrerseits auf einer deutschsprachigen beruht. Fassung C zeigt sich durch-wirkt von biblisch geprägter monastischer Sprache, welche in diesen Kreisen auch in der mündlichen Alltagskommunikation lebendig war. Der Text ist durch Prosareim, rhythmische Satzschlüsse sowie durch eingestreute Verspartien stilisiert. Inhaltlich kennzeichnend ist, daß die Figur der Adelheid, der Mutter des Helden, auf- und in hagiographischem Sinne umge-wertet wird. Die Abenteuerfahrten Ernsts werden im Sinne einer neuen, mit christlich-ethischem Sinn unterlegten Ilias gedeutet. — Der Text ist in zwei Münchener Handschriften aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts erhalten ; die Überlieferung weist auf das Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg. Aus einer 1870 verbrannten Straßburger Handschrift vom Ende des 14. Jahrhunderts kennt man Varianten. In der Edition werden, neben dem text-kritischen und dem Similienapparat, in einem dritten Apparat die inhaltlichen Parallelen der andern Textfassungen gegeben.

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Ein uns nicht mit Namen bekannter schwäbischer Minorit schuf zu Ende des 13. Jahrhunderts eine historiographische Kompilation, welcher eine große Zukunft beschieden sein sollte : die 'Flores temporum'. Sie gehört zu den sogenannten Martinianen, d. h. einem bestimmten Typus spätmittelalter-licher Chroniken nach der Art derjenigen Martins von Troppau (1268/77), welche einesteils einen raschen Überblick über die Geschichte gewährten und andernteils ein Gerüst bildeten, an welches sich im Spätmittelalter eige-ne, partikuläre Historiographie anlagern ließ, so wie auch schon die 'Flores temporum' selber unterschiedliche Textzustände zeigen. Im Rahmen eines Projektes „Schriftkultur und Geschichtsüberlieferung im späten Mittelalter" (innerhalb des Sonderforschungsbereichs 231, „Träger, Felder, Formen prag-matischer Schriftlichkeit im Mittelalter") werden in Münster unter der Führung von Peter Johanek Studien zu der Verbreitung und den Wirkungsweisen der 'Flores temporum' unternommen, an deren Ende eine Neuedition stehen soll, welche der Funktion dieses Geschichtswerkes Rechnung tragen soll. Gewissermaßen eine Zwischenbilanz wird vorgelegt in der Gemeinschaftsarbeit : Heike Johanna MIERAU / Antje SANDER-BERKE / Birgit STUDT. Studien zur Überlieferung der Flores temporum. (Monumenta Germaniae Historica : Studien und Texte 14). Hannover : Hahn, 1996. XXX, 141 S. ISBN 3-7752-5414-5. Eingangs werden Vorüberlegungen zur Rolle derartiger Geschichtskompendien im Spätmittelalter, zum Wandel der Benutzungsinteressen und zu den sich daraus ergebenden Anforderungen an eine Neuausgabe angestellt. Die überlieferungsgeschichtliche Bestandesauf-nahme wird mit einer typologischen Übersicht eröffnet, wobei zwischen Chronik- und Exzerpthandschriften unterschieden wird. Einbezogen sind die deutschsprachigen Übersetzungen, die alten und neueren Drucke, außerdem die rezenten Verluste früher vorhandener Handschriften. Hierauf folgt die summarische Beschreibung der insgesamt 106 Handschriften. Schließlich wird auf eine neu entdeckte, in acht dieser Handschriften faßbare zweite Textstufe eingegangen, welche in der Schlußpartie durch reichsgeschichtli-che und bayerisreichsgeschichtli-che Materialien (bis zum Jahr 1313 führend) angereireichsgeschichtli-chert ist.

Dem Pariser Universitätsbetrieb des 13. Jahrhunderts entstammt der Kommentar einer Aristoteles-Schrift durch einen gewissen Aegidius von Orléans, der hier etwas verspätet angezeigt wird : Aegidius Aurelianensis. Quaestiones super De generatione et de corruptione. Herausgegeben von Zdzislaw KUKSEWICZ. (Bochumer Studien zur Philosophie 18). Amsterdam : Grüner, 1993. XXVII, 237 S. ISBN 90-6032-323-8. In vier Handschriften haben sich zwei Fassungen erhalten. Die jüngere, etwas erweiterte Fassung wird hier ediert. Beigegeben ist zwar eine vergleichende Übersicht über die in den Handschriften gebotenen Textstücke sowie ein Index der Namen und Termini, doch hat es der Herausgeber versäumt, auch nur die geringsten bio-graphischen Hinweise zu dem — nun wirklich nicht allgemein bekannten — Verfasser zu geben.

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Diesen Vorwurf kann man dem Verfasser der jetzt zu nennenden Studie bei-leibe nicht machen, welche einem Theologen aus der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert gilt : Walter SENNER. Johannes von Sterngassen OP und sein Sentenzenkommentar. Teil l : Studie. (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens, Neue Folge 4). Berlin : Akademie Verlag, 1995. 472 S. ISBN 3-05-002579-4. Eingehend ist hier zunächst von Person und Werk die Rede ; dabei wird auch auf die damaligen Studienverhältnisse im Orden eingegangen. Ausführlich wird sodann der in einem zweiten Band zu edierende Sentenzenkommentar vorgestellt. Es folgt ein Blick auf die andern Werke des Autors, deutschsprachige wie lateinische. Der Band wird durch eine Erörterung von dessen Lehre abgeschlossen.

Von dem landwirtschaftlichen Werk des Petrus de Crescentiis (vgl. ALMA 54, S. 251) ist ein weiterer Band erschienen : Petrus de Crescentiis (Pier de' Crescenzi). Ruralia cammoda. Das Wissen des vollkommenen Landwirts um 1300. Zweiter Teil : Buch IV-VI. Herausgegeben von Will RICHTER. Zum Druck vorbereitet von Reinhilt RICHTER-BERGMEIER. (Editiones Heidelbergenses 26). Heidelberg: Winter, 1996. [4], 313 S. ISBN 3-8253-0447-7.

An etwas entlegener Stelle finden wir einen gediegenen Beitrag zu unserer Kenntnis jener in die Breite gehenden, im Einzelnen unscheinbaren, im Ganzen aber dennoch bedeutenden literarischen Produktion des Spätmittelalters : Walther LUDWIG. Der Esslinger Arzt Trutwein und sein Siegesgedicht von 1312, (Esslinger Studien, herausgegeben vom Stadtarchiv Esslingen am Neckar, Zeitschrift 34/1995, S. 1-19). Die Rede ist von dem 1279-1314 urkundlich bezeugten Trutwinus/Trewtwem, zu dessen Biographie hier neue Materialien zutage gefördert werden. Unter anderm wird eine Urkunde über eine seiner Stiftungen im Vollabdruck mit deutscher Überset-zung gegeben. Vor allem geht es jedoch um ein Gelegenheitsgedicht aus 77 leoninischen Hexametern, inc. Iusfuerat tale : cedit ad ius imperiale, verfaßt aus Anlaß des Sieges in einem namens des Reiches geführten Krieg gegen Graf Eberhard den Erlauchten von Württemberg. Dieses wird in Edition, Übersetzung und Kommentierung mustergültig erschlossen. Auf dem Hintergrund seiner profunden Kenntnis der neulateinischen Literatur situiert der Bearbeiter den Text mit sicherem Blick. Er wendet sich gegen die Mode, jedesmal, wenn im Mittelalter etwas halbwegs Ansprechendes zustande

kommt, gleich von Renaissance oder von Früh- oder Vorhumanismus zu spre-chen.

Es ist keine Schande, nicht zu wissen, wer Agnes Blannbekin war: auch die Fachleute für spätmittelalterliche Frauenmystik kennen sie kaum. Sie stamm-te aus bäuerlichem Umfeld und lebstamm-te im spästamm-ten 13. und frühen 14. Jahrhundert als Begine in Wien ; sie ist den großen Mystikerinnen der Zeit beizuordnen. Von ihr wissen wir allein durch die Schrift 'Vita et revelationes venerabilis Agnetis Blannbekin'. Darin erstattet der uns nicht mit Namen

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bekannte Beichtvater der Begine, ein Franziskaner, in volksnahem Gebrauchslatein Bericht über ihre Eingebungen und geistigen Widerfahrnisse. Die handschriftliche Überlieferung ist recht schmal. Der Melker Benediktiner Bernhard PEZ hatte den Text 1731 ein erstes Mal veröffentlicht, doch große Verbreitung hat er auch dadurch nicht erfahren. Doch jetzt ist davon eine kri-tische Ausgabe mit Übersetzung vorgelegt worden: Leben und Offenbarungen der Wiener Begine Agnes Blannbekin (t 1315). Edition und Übersetzung von Peter DINZELBACHER und Renate VOGELER. (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 419). Göppingen: Kümmerte, 1994. 506 S. ISBN 3-87452-643-7. Herangezogen werden konnten drei Handschriften des 14. Jahrhunderts aus dem Stift Zwettl bzw. der Kartause Mainz. Eine inzwischen verschollene Handschrift des Klosters Neresheim wird durch PEzens Druck vertreten, der allein darauf beruht. Die Einteilung in 235 meist recht kurze Kapitel ist aus der Erstedition übernommen. Der recht gut ausgestatteten Ausgabe ist ein Sachindex mit deutschsprachigen Termini sowie ein lateini-scher Wortindex beigegeben, worin jedoch ebenfalls eher inhaltliche als sprachliche Interessen walten. (So sind etwa Wörter placentia [Kap. 227, Z. 33], complacentia [235, 14] oder displicentia [232, 14] nicht gebucht, weit geläufigere dagegen in großer Zahl.)

Ebenfalls um die Aufzeichnung von Gesichten oder Schauungen einer Mystikerin durch ihren Beichtvater geht es in dem vor einigen Jahren erstmals vollständig edierten Text : Liber de testis magistri Johannis Marienwerder, Offenbarungen der Dorothea von Montau. Herausgegeben von Anneliese TRILLER, geb. BIRCH-HIRSCHFELD unter Mitwirkung von Ernst BORCHERT nach Vorarbeiten von Hans WESTPFAHL. (Forschungen und Quellen zur Kirchen-und Kulturgeschichte Ostdeutschlands 25). Köln : Böhlau, 1992. XXX, 224 S., 4 Abb. ISBN 3-412-04891-7. Dies ist das — in 130 Abschnitte geglie-derte — Buch der Offenbarungen, empfangen von der Witwe Dorothea von Montau (tl394), welche 1394 als Inklusin starb und zur Patronin des Preußenlandes wurde — und die in Günther GRASSens Roman 'Der Butt' vor-kommt. Johannes (von) Marienwerder (1343-1417), Deutschordenspriester und Domdechant, schrieb dieses und zwei andere Werke über Dorothea (Vita, 'Septililium') wenige Jahre nach deren Tod. Die vorliegende Edition beruht auf zwei Handschriften aus dem Anfang bzw. der Mitte des 15. Jahrhunderts ; leider ist sie nicht frei von Fehlern.

Im Spätmittelalter sind in großer Zahl deutschsprachige Gesundheitsbücher geschaffen worden, welche sich in die Hausväterliteratur der früheren Neuzeit hinein fortsetzen. Dahinter steht ein lateinischer Text, ein 'Regimen sanitatis', verfaßt von dem Eichstätter Arzt Konrad (t 1342), welches seinerseits zahl-reichen Texten griechischen und arabischen Ursprungs verpflichtet ist. Dies durch quellenkritische und rezeptionsgeschichtliche Untersuchungen heraus-gestellt und zugleich den Text Konrads in kritischer Edition vorgelegt zu haben, ist das Verdienst von : Christa HAGENMEYER. Das Regimen sanitatis

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Konrads von Eichstätt. Quellen — Texte — Wirkungsgeschichte. (Sudhoffs Archiv, Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte, Beihefte 35). Stuttgart : Steiner, 1995. 262 S., 2 Faks. im Text. ISBN 3-515-06510-5. Die Ausgabe des lateinischen Textes ist von einem vollständigen Wortindex begleitet. Beigegeben ist die Edition zweier frühneuhochdeutscher Bearbeitungen : 'Regimen vitae' und 'Büchlein der Gesundheit'.

Im 13. und 14. Jahrhundert gab es immer wieder Vorschläge zu einer Reform des Kalenders. Davon handelt der erste, allgemeine Teil der folgenden Arbeit, einer überarbeiteten Tübinger Dissertation von 1993 : Christine GACK-SCHEIDING. Johannes de Muris. Epistokt super reformatione antiqui

kalenda-rii. Ein Beitrag zur Kalenderreform im 14. Jahrhundert. (Monumenta

Germaniae Historica : Studien und Texte 11). Hannover : Hahn, 1995. XXVI, 164 S. ISBN 3-7752-5411-0. Unter denen, die sich Gedanken über die Verbesserung der Zeitrechnung gemacht haben, sind Robert Grosseteste, Johannes de Sacrobosco, Vinzenz von Beauvais, Roger Bacon oder Guilelmus Durandus und viele andere. Im Besonderen geht es alsdann um die im Titel genannte Schrift des Johannes de Muris. Dieser, auch Jehan de Murs genannt, lebte von etwa 1300 bis mindestens 1357. Er stammt aus der Normandie, stu-dierte in Paris und war Zeit seines Lebens viel unterwegs. Er betätigte sich in naturwissenschaftlichen Disziplinen : Arithmetik, Geometrie, Musiktheorie, Astronomie und Astrologie und überhaupt die Beobachtung der Natur gehören zu seinen Interessenbereichen. Immer wieder äußerte er sich zur Verbesserung der Zeitrechnung. Mit 'Epistola super reformatione antiqui kalendarii' ist, streng genommen, nur der Widmungsbrief gemeint, mit welchem Johannes seine aus vier Traktaten bestehende Schrift Clemens VI. (1342-52) zueignet. Nach eingehender Behandlung dieser Schrift verfolgt die Bearbeiterin den Gedanken der KalendeiTeform bis zu dessen Verwirklichung durch Gregor XIII. im Jahre 1582. Es folgt die Edition des Textes, welcher, wie sich ver-steht, das Studium von dessen Überlieferung vorangeht.

Des Weiteren ist die Edition eines wichtigen logischen Traktates der Spätscholastik anzuzeigen. Sie findet sich als Beigabe zu folgender Studie : Christoph KANN. Die Eigenschaften der Termini. Eine Untersuchung zur 'Perutilis Iogica' Alberts von Sachsen. (Diss. phil. Köln 1991). (Studien und Texte zur Geistesgeschichte des Mittelalters 37). Leiden : Brill, 1994. 267 S. ISBN 90-04-09619-1. In dieser Arbeit aus der Schule von Albert Zimmermann geht es um den zweiten Traktat der 'Perutilis Iogica'Alberts von Sachsen (auch Albertutius oder Albertus Parvus/Novus genannt), der um 1316 geboren wurde und 1390 als Bischof von Halberstadt starb. Zunächst wird eine historisch-systematische Untersuchung des Traktates in Bezug auf seine Bedeutung für die terministische Logik gegeben. Im Mittelpunkt stehen die verschiedenen Arten der Supposition, die Ampliation und die Appellation. Was die Textgrundlage angeht, gibt es zwar seit kurzem eine moderne Edition (Alberto de Sajonia. Perutilis Iogica o Lögica muy util [o utilfsma]. Ed.

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A. Muftoz GARCIA, Mexico 1988). Doch fußt diese weitestgehend auf einem Frühdruck (Venedig 1522 ; Nachdruck : Hildesheim 1974) und ist mit schwe-ren Mängeln behaftet. Nun hat sich dieses Werk zwar in fast vierzig Handschriften mit zum Teil recht unterschiedlichen Textfassungen erhalten. Doch da eine Kritische Edition auf Grund der gesamten bekannten Überliefe-rung für die Zwecke des Bearbeiters zu aufwendig gewesen wäre, entschloß er sich, seiner Ausgabe nur gerade die Handschrift, welche für die älteste gilt (Prag, Stätni Knihovna, Lat. 736 [v. J. 1356], Bl. l'-112r) und den genannten Frühdruck (von ihm „Inkunabel" genannt) zugrunde zu legen.

Bereits deutlich humanistisches Gepräge zeigt der Text, um den es in der folgenden Arbeit, einer Kölner Dissertation, geht : Susanne DAUB. Leonardo Brunis Rede auf Nanni Strozzi. Einleitung, Edition und Kommentar. (Beiträge zur Altertumskunde 84). Stuttgart: Teubner, 1996. 449 S. ISBN 3-519-07633-0. Darin geht es um eine wahrscheinlich nie gehaltene Grabrede auf den im Titel genannten Sproß dieser bedeutenden Florentiner Familie, der, 1376 geboren, als Diplomat und Truppenführer in den Diensten von Niccolö III. d'Esté stand und in einem Krieg, den Venedig, Florenz und ande-re gegen Mailand führten, 1427 in der Schlacht von Gottolengo bei Bande-rescia umkam. Daß er bereits als Kleinkind außerhalb von Florenz lebte, hängt damit zusammen, daß sein Vater, Carlo, aus politischen Gründen genötigt gewesen war, die Stadt zu verlassen. Das literarisch Bedeutsamste an diesem Text ist nun, daß dieser in verhältnismäßig früher Zeit einen Rückbezug auf die anti-ke Gattungstradition des Epitaphs (masc), der oratio fiinebris, verrät : In ihrem ersten großen Hauptteil, bevor die Person des gefallenen Heerführers in den Mittelpunkt rückt, kann die Begräbnisrede des Perikles, gehalten nach der Eingangsphase des Peloponnesischen Krieges, nach deren Fassung bei Thukydides im Einzelnen als Modell erwiesen werden. Hinzu kommen weite-re antike Texte, so zwei Dialoge Piatons und die Nikomachische Ethik. Eine große Partie dieser gewichtigen Arbeit gilt der gattungsgeschichtlichen Ortsbestimmung und der quellenkritischen Aufarbeitung von Brunis Rede. Besonderes Gewicht erhält dabei die Topik des Städtelobes : Der Verfasser, selber aus Arezzo stammend, war damals seit kurzem Kanzler von Florenz, und so entwickelt er denn das Lob dieser Stadt, der Ahnen, Väter und Zeitgenossen, rühmt ihre Verfassung, die große Zahl ihrer Bürger und deren Leistungen in unterschiedlichen Bereichen. — Der Text hat sich in 64 Handschriften erhalten. Was die Edition angeht, so entschloß sich die Bearbeiterin nach gründlicher Sichtung des Variantenmaterials dazu, um den Apparat nicht aufschwellen zu lassen, eine bestimmte Florentiner Handschrift des 15. Jahrhunderts zur Leithandschrift zu machen und nur in begründeten Fällen davon abzugehen. Lediglich zur Illustration bietet sie für die Eingangspassage die Masse aller Varianten. Ihrer Ausgabe läßt sie einen text-kritischen sowie einen auf das Sprachliche und Sachliche gerichteten Detailkommentar folgen. Beigaben betreffen die Funktion der Perikles-Rede

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bei Thukydides, die Fiktivität von Brunis Rede als mündlichem Vortrag, eine Kurzbiographie Nannis mit Testimonien sowie die Behandlung der von Bruni

1405 verfaßten Leichenrede auf Ottone Cavalcanti.

Nach mehrjähriger Pause (vgl. ALMA 46/47, S. 133f. ; 48/49, S. 191) ist kürzlich ein neuer Band des großen Unternehmens zur Edition monastischer Brauchtexte des Mittelalters vorgelegt worden : Consuetudines Castellenses. Edidit Petrus MAIER. (Corpus consuetudinum monasticarum ]4/l). Siegburg : Schmitt, 1996. XLV, 433 S. ISBN 3-87710-172-0. Die Consuetudines, von denen hier der erste Teilband angezeigt werden kann, legen von der Reformbewegung Zeugnis ab, die seit dem Ende des 14. Jahrhunderts von dem in der Oberpfalz gelegenen Kloster ausging, welches intensive Beziehungen zu Böhmen hatte. Es werden drei verschiedene Phasen dieser Reform unterschieden, und dies äußert sich auch in den Consuetudines. Die acht herangezogenen Handschriften verteilen sich auf drei Redaktionsstufen, deren letzte durch das Basler Konzil (1431-1439) mit bedingt ist. Außerdem waren seit den 1420er Jahren Kurzfassungen dieser monastischen Satzungen in Gebrauch.

Mit dem eben erwähnten Konzil hängt die folgende, vor allem wegen ihrer Editionsbeigaben zu nennende Studie zusammen : Thomas PRÜGL. Die Ekklesiologie Heinrich Kalteisens OP in der Auseinandersetzung mit dem Basler Konziliarismus. Mit einem Textanhang. (Münchener Universitäts-Schriften, Katholisch-Theologische Fakultät : Veröffentlichungen des Grabmann-Institutes zur Erforschung der mittelalterlichen Theologie und Philosophie, Neue Folge 40). Paderborn : Schöningh, 1995. XXXVIII, 401 S. ISBN 3-506-79440-X. In dieser überarbeiteten Münchener Dissertation von 1993/94 geht es um einen Mitarbeiter Papst Eugens IV. (1431-1447). Kalteisen wurde um 1390 in oder bei Koblenz geboren, studierte in Wien und Köln, lehrte dort und in Mainz. Der Dominikaner war als Inquisitor tätig und wirkte am Basler Konzil, wo er Mitglied der Glaubensdeputation war. Als engagierter Verfechter der päpstlichen Sache wurde er von Eugen gegen die-ses Konzil eingesetzt ; er wirkte auch noch unter dessen Nachfolger Nikolaus V. 1465 starb Kalteisen in Koblenz. Abgesehen von Untersuchungen zum Lebensgang und zu seinen äußeren Aktivitäten werden in dieser Studie die großen ekklesiologischen Traktate dieses Kirchenmannes —• und die aus ihnen hervortretenden Ansichten — untersucht. Im Anschluß daran werden kritische Editionen gegeben von den Schriften : 'Votum et avisamentum super postulacione imperatoris de mutacione verborum iniuste possidere loco

usur-pare' I 'Informacio iusticie papalis' / 'De ecclesia' / 'Consilium de auctoritate

papae et concilii generalis' / 'Expositio epistolae Eugenii IV. ad universitäres, quae incipit Etsi non dubitemus' I 'Collacio ante huius epistole presentacio-nem fienda'

Das Basler Konzil, auf dem Eugen IV. wegen Häresie abgesetzt wurde, rief verstärkte Reflexion über das Verhältnis von Papst und Konzil, von

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mon-archischem und kollegialem Prinzip in der Leitung der Kirche hervor. Bemerkenswert ist eine papalistische Extremposition, gemäß welcher selbst ein häretischer Papst nicht absetzbar sei, sondern kraft der ihm verliehenen Amtsgnade seine Aufgabe unangefochten weiter versehen könne. Sie wird nebst andern durch den aus Umbrien stammenden Rechtsgelehrten Antonio da Cannara (t 1451 ) in einem — wohl 1443 geschriebenen und dem Bischof von Recanati in den Marken gewidmeten — Traktat vertreten. Hierüber handelt: Thomas PRÜGL. Antonio da Cannara. De potestate pape supra concilium

gene-rale contra errores Basiliensium. Einleitung, Kommentar und Edition

ausge-wählter Abschnitte. (Münchener Universitäts-Schriften, Katholisch-Theologische Fakultät : Veröffentlichungen des Grabmann-Institutes zur Erforschung der mittelalterlichen Theologie und Philosophie, Neue Folge 41), Paderborn : Schöningh, 1996. XX, 158 S. ISBN 3-506-79441-8. Der Verfasser dieser Studie unterrichtet über den Autor und seinen Traktat, über die darin niedergelegten ekklesiologischen Anschauungen und über seine Überlieferung : er hat sich in zehn Handschriften erhalten. In dem anschließenden Editionsteil werden, nebst dem Proömium und dem Kolophon, nur jene Abschnitte kritisch herausgegeben, in welchen die ekkle-siologischen Kernaussagen behandelt sind : die conclusiones 10 und 11, der 5. Abschnitt aus conclusio 14 sowie die beiden letzten der zwanzig contraria. Im Text werden die in juristischen Handschriften üblichen Abkürzungen wie c. für capitulant oder canon, ff. für digesta, di. für distinctio usf. belassen, doch ist eine Liste mit deren Auflösungen vorangestellt.

Verschwistert mit der Edition der Kölner Weltchronik (vgl. ALMA 52, S. 293), und durch denselben Bearbeiter betreut worden ist die Ausgabe der Papst- und Kaiserchronik eines Zisterziensers, der diese fortführt und mit ihr an die Chronik Alberts von Troppau anschließt : Die Weltchronik des Mönchs Albert 1273/77-1454/56. Herausgegeben von Rolf SPRANDEL. (Monumenta Germaniae Historica : Scriptores rerum Germanicarum, Nova series 17). München: M' G' H', 1994. 391 S. ISBN 3-88612-051-1. In diesem Geschichtswerk, das in zwei Handschriften auf uns gekommen ist, stehen — von Anfang an, seit Christi Geburt — Papst- und Kaiserchronik als getrennte Blöcke einander gegenüber.

Eine ungefähr gleichzeitig verfaßte monumentale Papstchronik ist nun auch im gleichen Jahr in einer kritischen Ausgabe vorgelegt worden : Thomas Ebendorfer. Chronica pontificum Romanorum. Herausgegeben von Harald ZIMMERMANN. (Monumenta Germaniae Historica : Scriptores rerum Germanicarum, Nova series 16). München : M' G' H', 1994. XIII, 752 S. ISBN 3-88612-050-3. In dieser Papstgeschichte eines Wiener Theologen und Historikers, der von 1388 bis 1464 lebte, wird in ununterbrochener Sukzession vom Apostel Petrus an bis auf Pius II. jeder Papst behandelt. Es handelt sich um ein Alterswerk Ebendoifers ; voran gingen seine Kaiserchronik ('Chronica regum Romanorum') und seine Österreichische Chronik ('Chronica

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Austriae'). Der Text ist in dem Autograph des Verfassers — und da allein — überliefert.

Wo eine Kritische Edition außergewöhnlich aufwendig wäre, mag eine gut ausgestattete und von kommentierenden Hilfestellungen begleitete Faksimileausgabe wertvolle Dienste zu leisten. Um Derartiges geht es bei den nächsten beiden Werken. Zunächst sei die Rede von einer im ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit überaus beliebten Kompilation, die dem körperlichen und seelisch-geistigen Wohlbefinden dienlich sein wollte :

Mensa philosophica. Faksimile und Kommentar. Herausgegeben von Erwin

RAUNER und Burghart WACHINGER in Verbindung mit Caroline RUPRECHT-ALEXANDER und Frieder SCHANZE. {Fortuna vitrea, Arbeiten zur literarischen

Tradition zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert 13). Tübingen: Niemeyer, 1995. VII, 338 S. ISBN 3-484-15513-2. Diese Schrift, von welcher seit dem Ausgang des 15. bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts 24 Drucke —jedoch keine vorangehenden Handschriften — nachweisbar sind, gliedert sich in vier Bücher. Das 1. und das 3. Buch gelten der Naturkunde, der Medizin und ins-besondere der Diätetik, im 2. und 4. finden sich ergötzliche und erbauliche Erzählungen. Der Text läßt sich mit Konrad von Halberstadt und dessen Tripartitus moralium' (vgl. ALMA 48/49, S. 194) in Beziehung setzen, das 4. Buch näherhin mit einer von diesem zusammengestellten 'Mensa philoso-phicalis'. Eine weitere etwa zeitgenössische Quelle ist die 'Summa recrea-torum'. Das vorliegende Buch enthält das Faksimile eines Drucks von etwa 1487. In einem kritischen Apparat sind abweichende Lesarten der

editioprin-ceps aus der Zeit um 1480 und einer sprachlich überarbeiteten Version von

1489 verzeichnet. Einer detaillierten Übersicht über die Textüberlieferung sind Faksimile-Proben aus verschiedenen frühen Drucken und aus einer Leipziger Handschrift beigegeben, welche umfangreiche Exzerpte aus dem 4. Buch enthält, die anschließend ediert werden. Auf einen Abschnitt über Entstehung und Konzeption folgt eine Übersicht über die Quellen für die ein-gearbeiteten Stücke. Das Ganze wird durch verschiedene Verzeichnisse leicht benutzbar gemacht. Eine „kleine Lesehilfe" erleichtert weniger Geübten die Entzifferung des Inkunabeltextes.

Nachtragsweise sei an dieser Stelle auf eine ähnliche Aufbereitung eines Textes hingewiesen, der zwar vielleicht nicht gerade im Mittelpunkt des Interesses von Mittellateinern steht, doch allein schon um seiner verhängnis-vollen Wirkungen willen von Bedeutung ist : Malleus maleficarum von Heinrich Institoris (alias Kramer) unter Mithilfe Jakob Sprengers aufgrund der dämonologischen Tradition zusammengestellt. Wiedergabe des Erstdrucks von 1487 (Hain 9238). Herausgegeben von André SCHNYDER. I Malleus male-ficarum ... Kommentar zur Wiedergabe des Erstdrucks ... von A' SCH'. (Litterae, Göppinger Beiträge zur Textgeschichte 113. 116). Göppingen:

Kümmerle, 1991/1993. 23, 5* und 258 S. / VI, 477 S., Abb. ISBN 3-87452-802-2/...-844-8. Bis 1669 erschienen davon 26 Drucke: ob jemandem einer

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davon, und welcher, greifbar war, war bis anhin Zufall. Durch diesen anastati-schen Neudruck der ersten Ausgabe soll der Forschungsdiskussion über diese Schrift, welche in neuerer Zeit wieder in Gang gekommen ist, eine gemeinsame — wenn auch behelfsmäßige —Textgrundlage geboten werden. Beigegeben ist in Neusatz die an der Spitze des Werks stehende Disposition, welche durch die beigefügten Seitenangaben als Inhaltsverzeichnis dienen kann, ferner eine Seitenkonkordanz zwischen dieser Ausgabe und dem letzten alten Druck von

1669. Im Kommentarband sind die einzelnen Drucke in einer Liste zusammen-gestellt. Es werden biographische Nachrichten von Sprenger und von Institoris gegeben. Im Mittelpunkt steht jedoch eine ausführliche, den Aufbau des Werkes und die Benutzung der Quellen klarstellende Inhaltsangabe. (Dies wird künftig vielleicht ermöglichen, die aus dem Anfang des Jahrhunderts stammende, ziem-lich verunglückte deutsche Übersetzung beiseite zu lassen.) Beigegeben ist, nebst anderem, eine Liste der in das Werk aufgenommenen exempla und sind ferner Bemerkungen zur Entstehung und zur literarischen Beschaffenheit des Werks, außerdem eine Bibliographie zu dessen Rezeption.

Im Folgenden werden einzelne Monographien genannt, welche bestimmte Texte oder Textgruppen ihrem Wortlaut nach erschließen helfen, an erster Stelle : Ingrid WOLL. Untersuchungen zu Überlieferung und Eigenart der merowingischen Kapitularien. (Freiburger Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte, Studien und Texte 6). Frankfurt am Main : Lang, 1995. XI1 311 S. ISBN 3-631-48743-6. Nach Überlieferungslage, Entstehensumständen und rechtlich-sozialen Voraussetzungen bieten die Verfügungen merowingi-scher Herrmerowingi-scher manche Schwierigkeiten und Rätsel. In dieser bei Hubert Mordek (Freiburg im Breisgau) geschriebenen Dissertation werden sieben Kapitularien, dazu einige verwandte Texte gründlich untersucht ; unter anderm wird auch die textliche Form der Stücke ausgiebig erörtert.

Wir machen einen Sprung zur Mitte des 12, Jahrhunderts : dieser Zeit gehört die Chronik des sogenannten Annalista Saxo an, welcher zum Teil mit Abt Arnold von Berge und Nienburg (f 1166) identifiziert wird. (So wird das Werk nach der neuen Zitierliste des MLW [siehe unten] als ARNOLD. BERG. chron. angeführt, während bis anhin ANNALISTA Saxo galt.) Diese wichtige Geschichtsquelle soll im Rahmen der MGH neu ediert werden (einstweilen zu benützen nach MGH SS 6 [1844], S. 553-777), und diesem Vorhaben dient die folgende quellenkritische Vorarbeit, eine Habilitationsschrift der Technischen Universität Braunschweig : Klaus NASS. Die Reichschronik des Annalista Saxo und die sächsische Geschichtsschreibung im 12. Jahrhundert. (Monumenta Gevmaniae Historica: Schriften 41). Hannover: Hahn, 1996. LVIII, 472 S., 16 Tafeln. ISBN 3-7752-5441-2. Im Mittelpunkt steht die Bestimmung der Quellen, die der Verfasser herangezogen hat, geordnet nach der Folge ihres ersten Auftretens in dem fertigen Text. Dies ist hier deshalb von besonderer Wichtigkeit, weil das Werk im Wesentlichen eine Kompilation

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aus noch vorhandenen Quellen darstellt. In der Pariser Handschrift BN lat. 11851 ist uns das Original des Textes erhalten ; vermutlich ist die eine der sechs beteiligten Schreiberhände die des Verfassers. So wird die Arbeit denn eingeleitet durch eine eingehende Untersuchung dieser Handschrift. Demgegenüber erforderte die Musterung der — durchweg aus der Neuzeit stammenden — Abschriften sowie der Drucke wenig Aufwand. Den Abschluß bildet eine Gesamtcharakterisierung der Chronik. Erörtert werden die Gattungszugehörigkeit, die Gliederung und der erfaßte Zeitraum —

741-1139 —, sodann die Vorgehensweise des Autors und seine Sprache — wozu angesichts des Kompilationscharakters des Textes allerdings nicht viel zu melden ist — ; weiter wird nach dem zugrunde liegenden Geschichtsbild und den faßbaren Tendenzen gefragt, nach Datierung — Erstfassung zwischen

1148 und 1152, Nachtrag wohl noch in den 1150er Jahren — Lokalisierung — Sachsen, wohl : Magdeburg — und Verfasserfrage — wohl nicht von Arnold von Bergen — und schließlich nach der — äußerst bescheiden gebliebenen — Rezeption. Anhangsweise werden erörtert und ediert : die Karolinger-Genealogie und der Herrscherkatalog, der in der erwähnten Pariser Handschrift mit enthalten ist, sodann ein Fragment der Iburger Annalen, eine durch Auszüge des Dietrich Engelhus (vgl. ALMA 51, S. 223f.) belegte Hildesheimer Weltchronik, ein Ablaßbericht aus dem Kloster Königslutter und ein Fragment der Chronik Thietmars von Merseburg aus Gotha.

Mit einiger Verspätung sei auf die Aufbereitung eines bedeutenden Text-Ensembles aufmerksam gemacht : Gunnar TESKE. Die Briefsammlungen des 12. Jahrhunderts in St. Viktor/Paris. Entstehung, Überlieferung und Bedeutung für die Geschichte der Abtei. (Studien und Dokumente zur Gallia Pontificia ... 2). Bonn : Bouvier, 1993. X, 510 S., 7 Tafeln. ISBN 3-416-02464-8. Im ersten Hauptteil dieser 1990/91 in Münster eingereichten, seit-dem überarbeiteten Dissertation wird die Überlieferung der Briefsammlungen dieses berühmten Pariser Kanonikerstiftes untersucht. Die bedeutendste Handschrift, Vat. Reg. lat. 179 (Sigle F) enthält nicht weniger als 573 Stücke. In einem zweiten Teil geht es um die Herkunft der Briefe. An erster Stelle steht die Sammlung des Hugo de Campo Florido (Kanzler Ludwigs VIL, Bischof von Soissons). Insgesamt sind viele Stücke vom Königshof, andere von der päpstlichen Kurie in die Briefsammlungen des Stiftes gelangt. In einem dritten Hauptteil geht der Verfasser der Frage nach, inwieweit diese Briefe Quellen für das Kräftemessen zwischen Kaiser und Papst um den Einfluß auf St. Viktor darstellen. In dem umfangreichen Anhang werden die Sammlungen in der Weise erschlossen, daß die einzelnen Stücke in der Reihenfolge ihres Auftretens in Regestform, mit Incipit und weiteren Angaben spezifiziert werden. Hiermit ist eine gründliche Vorarbeit zu der noch ausste-henden Edition dieser Briefsammlungen geleistet.

Zumindest einen kurzen Hinweis verdient eine umfangreiche, kritische Monographie über Christina von Stommeln (bei Köln), einer Ekstatikerin,

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deren Sicht vor allem durch die Schriften eines Geistlichen aus Schweden (Gotland), Petrus de Dacia (1230/40-1289) geprägt worden ist: Christine RUHRBERG. Der literarische Köiper der Heiligen : Leben und Viten der Christina von Stommeln (1242-1312). (Bibliotheca Germanica, Handbücher, Texte und Monographien aus dem Gebiete der Germanischen Philologie 35). Tübingen : Francke, 1995, IX, 487 S. ISBN 3-7720-2026-7. Der Verfasserin dieser überarbeiteten Kölner Dissertation von 1993 geht es darum, einen Blick zu tun hinter die von den Texten aufgerichtete, durch viele Topoi und Stereotypen begünstigte Fassade, gemäß welcher diese unruhige, von Dämonen geplagte Frau eine Mystikerin, ja eine Heilige gewesen wäre. Zu den lateinischsprachigen Quellen, die hier ausgiebig besprochen und zitiert werden, gehören die von der Herausgeberin (Monika ASZTALOS, vgl. ALMA 43, S. 165-176) mit 'De gratia naturam ditante' betitelte Schrift des Petrus de Dacia, femer dessen 'Liber secundus de vita ... Cristine', vor rund hundert Jahren von Johannes PAULSON herausgegeben (zum Neudruck vgl. ALMA 48/49, S. 194). Dazu kommen der von einem Magister Johannes verfaßte 'Liber tercius de passionibus ... Cristine' und eine anonyme Vita, enthalten im 'Novale sanctorum' des Johannes Gielemans (15. Jahrhundert), außerdem eine deutschsprachige Vita in einem alemannischen Legendär.

Und schließlich sei auf folgenden Aufsatz hingewiesen : Monika RENER.

Compilatio — ex diversis collecta compositio. Eine spätmittelalterliche

Werkform, dargestellt am Beispiel der Vita S. Elyzabeth und der Vita S. Dominici des Dietrich von Apolda. (Archiv für Diplomatik, Schrift-geschichte, Siegel- und Wappenkunde 41, 1995, S. 193-209). Die Verfasserin, welcher wir die kritische Edition des erstgenannten Werkes (vgl. ALMA 52, S. 293) verdanken, legt anhand von Beobachtungen an diesem Text dar, daß man im Mittelalter einer wohlorganisierten Kompilation im Sinne einer eigen-ständigen Vermittlungsform einen recht hohen Rang zugestand. Nebst ande-ren, z. B. quellenkritischen Aspekten verlautet manches zur Verwendungsweise von compilare, compilatio wie auch von compingere. Nebenher fällt der Blick eine weitere hagiographische Arbeit Dietrichs von Apolda : seine Vita des hl. Dominikus.

Weiter sind einige Sammlungen von Abhandlungen zu nennen : Im Sommer 1996 fand aus Anlaß des 70. Geburtstages von Horst Fuhrmann, dem Präsidenten der Monumenta Germaniae Historica von 1971 bis 1994, eine wissenschaftliche Zusammenkunft statt, deren Beiträge nunmehr vorliegen in: Mittelalterliche Texte : Überlieferung — Befunde — Deutungen. Kolloquium der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica am 28./29. Juni 1996. Herausgegeben von Rudolf SCHIEFFER. (Monumenta Germaniae Historica : Schriften 42). Hannover: Hahn, 1996. IX, 278 S. ISBN 3-7752-5442-0. Im Mittelpunkt stehen Untersuchungen zu einzelnen Texten und Textgruppen: Johannes FRIED. ... correptus est per ipsum imperatorem : Das

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