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Chronique Pays de langue allemande (1972)

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PAYS DE LANGUE ALLEMAND E

Miszellen aus der Arbei t des Mittellateinischen Wörterbuches

CACOETHES

In einem versifizierten Katalog der Freisinger Bischöfe aus de r zweiten Hälfte des 12 . Jahrhunderts heißt es (MG Script ., XXIV , p . 317, 35 sal . )

Atto pater quintus, pastoris nomine dignus, Exosor cathecum condecorat meritum .

Auffällig ist das einwandfrei überlieferte Wort cathecum, von de m zunächst soviel feststeht, daß ein von exosor abhängiger Genetivus obiectivus vorliegen muß . Sieht man sich die Distichen, von dene n jedem Bischof eines zugedacht ist, auf ihren Wortschatz hin an, so sind einige Seltenheiten zu bemerken, nämlich orchestra Sitz ',

associus und praecluus1. Auch exosor ist, antik nicht greifbar, im Bereich des MLW nur noch im Ruodlieb (II 6o) belegt, was nicht unbedingt zu der Annahme einer Abhängigkeit führen muB, da ein e spontane Neubildung nach den gängigen Wörtern osorundexosusleicht möglich war .

Vom Inhalt her bietet die Dichtung wenig, die einzelnen Bischöf e werden mit allgemein gehaltenem Lob bedacht und individuelle

Zügetreten kaum hervor. Der mitcathecumausgedrückte Gegenstand des Hasses könnten Personen oder Sachen sein . Die erste Möglichkeit dürfte deshalb von vornherein auszuschließen sein, weil ein Ha B gegen irgendwelche Menschen den Grundanschauungen des Christen-tums widerspräche. Hingegen ist HaB auf etwas von christliche m Standpunkt aus Verwerfliches durchaus berechtigt, so sind z . B . im Material des MLW unter osor Verbindungen mit titis (CARM . de Tim .

To), vitiorurn (SALOM0 II. epist . 26) und gloriae (NOTICER . BALB . Gall. 1 g) anzutreffen .

Seinem Gepräge nach macht cathecum den Eindruck griechische r Abstammung, das anlautende cat(h)-könnte an ein Kompositum mi t

1 . Antik sind nur praecluis (MART . CAP . ma .) und praecluens (PRUD . u .a . ) belegt.

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21 3 rcaTd denken lassen . Zieht man die einschlägigen Lexika zu Rate, so findet sich zunächst kein Wort, das seiner Gestalt und seiner Be-deutung nach in Frage käme . Es wird also im weiteren Umkreis Ausschau gehalten werden müssen .

Im ersten Moment mag es kühn erscheinen, wenn cacoethes zur Debatte gestellt wird, denn schon rein formal ist die Distanz beträcht-lich . Im antiken Latein begegnet dieses Wort nicht selten, aber i m Gegensatz zum Griechischen nur im medizinischen Bereich, wo es, als Adjektivum und neutrales Substantivurn verwendet, ` bösarti-ges Geschwür) ' bedeutet . Aus dem Artikel im Thesaurus Linguae Latinae kann herausgelesen werden, daß dieser Terminus wahrschein-lich von Celsus ins Latein eingeführt wurde, aber im Spätlatein a n Beliebtheit verlor, was eine Bestätigung dadurch finden könnte, da ß

er auch im Mittellatein sehr selten vorkommt 2 .

Ein stärkeres Nachleben war dem einzigen literarischen Beleg beschieden . Bei Iuvenal (7, 50 sqq .) heiBt es :

Nam si discedas, laqueo tenet ambitiosum [Consuetudo mali, tenet insanabile multos] 8

Scribendi cacoethes et aegro in corde senescit .

Was die Interpretation betrifft, so handelt es sich hier eher u m eine metaphorische Verwendung des zu Iuvenals Zeit geläufige n medizinischen Fachausdrucks (` krankhafte Sucht ' FRIEDLÄNDER) , als um einen Rückgriff auf das Griechische mit seinem semasiologisc h größeren Spielraum . Dieser Terminus, als substantiviertes Neutru m auf -es im Lateinischen ohnehin ungewöhnlich, erwies sich späte r als erklärungsbedürftig . So schreiben die luvenalscholien (p . 123, 13 sqq ., ed . P . WESSNER, 1957), auf die ursprünglichere Bedeutun g zurückgreifend : mala consuetudo scribendi . . . mali mores . Mit der letztgenannten Interpretation war der Ansatzpunkt geschaffen, i n dem Wort einen Plural zu sehen und diesen bisweilen sogar persönlich

aufzufassen 4 .

2. So in der entstellten Form caucuetis (s . MLW II 387, 25) ; diese hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Glosse catuetis aderoma (III 599, 30, ed . GoErz) , die M . NIEDERMANN, Essais d ' étymologie et de critique verbale latines, 1918, S . 9 1 eindeutig geklärt hat .

3. In neueren Editionen getilgt .

4. Vgl .GLOSS .V 653, 26 (ed . GOETZ) cocohetes grec<e> mali mores ; in lateinisch-deutschen Glossaren interpretiert als boeser syt o. brauch, bo/3 sitten, boeß manier, S . L . DIEFENEACH, Glossariuni Latino-Germanicum mediae et infznzae aetatis , 1857, p . 860 . — In jüngeren Iuvenalglossen findet sich die Deutung malus more s

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Parallel mit der zunehmenden Unsicherheit in der Deutung diese s Wortes läuft ein Schwanken in der Schreibweise, wie schon ein Blic k in den kritischen Apparat der maßgebenden Iuvenalausgabe vo n

U . KNO CHE zeigt, wo vereinfachend o(h) acoet (h) es, c (h) ac(h) etes

angeführt wird . Neben dem Durcheinander in der Aspiration fäll t die Wortverkürzung durch Auslassung des o auf, die bereits in de r spätantiken ' Vulgatredaktion ' des Iuvenaltextes vorgenommen worden ist ó , vielleicht unter der Einwirkung einer formal und sema-siologisch nahestehenden Wortsippe, nämlich von cachexia (mit Nebenformcacoexia), caclaectes u .ä ., worauf auch eine luvenalimitation Thiofrieds von Echternach (Willibr. II 3, 33 sq .) hindeuten könnte :

Son bendi cachetes, scriptis digna tacetetes 5 , Ambo licet cessent, tarnen orbis signa recenset.

Inhaltlich geht es hier darum, daß Allruin mit seinem Schüle r Karl dem Großen der Vorwurf gemacht wird, daß sie beide, durc h rhetorisch-dialektische Studien abgelenkt, den Wundern des hi .

Willibrord die gebührende Darstellung vorenthalten hätten, obwoh l sie ' schreibsüchtig' gewesen wären . Es ist also, wie schon vom Herausgeber bemerkt ist, cachetes als Masculinum pluralis aufzu-fassen . Eine völlige Gleichsetzung von cacoethes und cachexia i n medizinischem Sinne findet sich in dem Alphita-Glossar (s . MLW I I 13,7) .

Nicht nur in der Aspiration und durch Auslassung des o ist di e Orthographie von cacoethes in Unordnung geraten, sondern auc h durch das Eintreten eines Dentals an die Stelle des zweiten c, so bei Vinzenz Kadlubek (Anfang des 13 . Jahrhunderts) in cathetes 7 . Auch beicachecticuskommt die Schreibungcate-vor B . Bei diesen zahlreiche n

5. S . U . KNOCHE, Handschriftliche Grundlagen des luvenaltextes (Philologu s

Suppl. XXXIII, 1), 1940, S . 289f., vgl . S . 136 .

6. Der um eine Silbe zu kurze Vers, was der Editor anscheinend nicht bemerk t hat, könnte durch Einfügung von sed geheilt werden : scriptis (sed) dign e

tacentes.Eine Wiederherstellung descacoethes ausIuvenal würde zwar auch die notwendige Silbenzahl ergeben, aber der mittelalterlichen Reimtechnik wider -sprechen .

7. S . Lexicon mediae et infamae Latinitatis Polonovum, II (1959 /67) p . 4 : ebenfalls aus dem polnischen Bereich : cathesis ' mali mores ', korrekt cachexis ,

S . OP . cit ., p . 252 .

B . S. MLW II 9, 26f., außerdem als Variante in D1osc . lat . 2, 2 und 5, 39, in demselben Werkcatastomacufürcacostomachus (1,40, p . 103 b, 3) . In diese m Zusammenhang sei noch aufhatopapa fürhacopapa (s . MLWII 12, 53) hinge -wiesen,

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Variationen in der Schreibweise von cacoethes und ähnlichen Graec a dürfte auch eine Entstellung zu cathecum durch Vertauschung der Reihenfolge von c und th durchaus im Bereich des Möglichen liegen, u m so mehr, als eine Bedeutung`mali mores',wie sie in Scholien und Glossen

gut belegt ist, neben exosor gut in den Zusammenhang passen würde .

CASTALITAS

Sollte sich mit dem Hapax castalitas wirklich ein ` ghost-word ' in das MLW eingeschlichen haben ? Nach den Ausführungen vo n

J . W . SMIT in seiner Spezialuntersuchung über Columban °, bei de m

der einzige literarische Beleg begegnet, wäre es an dem . In der schwül-stigen Begrüßungsadresse eines Briefes an Papst Gregor den Große n (1,1 p . 2,3, ed . G .S .M . WALKER, 1957) heißt es : egregio speculatori , theoria utpote divinae (-a S) castalitatis (-stul- S) perito (potito MS) , wofür SMIT theoria utpote divina ac actuali statu potito einsetzen möchte . Damit würde dem Lemma castalitas seine Existenzberechti-gung abgesprochen werden, obwohl dieses nicht nur in den beide n Abschriften, die im 17 . Jahrhundert von einer heute verlorene n handschriftlichen Grundlage vorgenommen worden sind (= M und S) , also in der einzigen Überlieferung des genannten Briefes, gut bezeugt ist, sondern auch noch durch eine Glosse aus einem im frühen 7 . Jahrhundert in Bobbio geschriebenen St .-Galler Codex gestützt wird 10, was in seiner Bedeutung von SMITvöllig verkannt wird .

Auszugehen ist von folgender Fragestellung : Wie konnte die rein formal klare Wortfolge ac actuali statu, die SMIT als die genuine

ver-ficht, in einem komplizierten Veränderungsprozeß, nach Ausweis de r Glosse schon in früher Zeit, zu dem seiner Bildung nach einwand-freien Substantiv castalitatis werden, während der natürliche Vorgang der gewesen wäre, daß an einem seltenen und semasiologisch nich t auf Anhieb voll verständlichen Wort, wie es castalitas sein mochte , herumkorrigiert worden wäre ? Dieses grundlegende Problem wird von SMIT (S . 55) nur am Rande und paläographisch in ganz unzu-länglicher Weise behandelt, womit den weitschweifigen andere n Erörterungen von vornherein die solide Basis fehlt .

Es gehört zu den auffälligen Merkmalen des Briefes an Gregor , daß in ihn singuläre Wörter eingestreut sind, so calcenteris (1, 3 9 . Studies on the Language and Style of Columba the Younger (Columbanns) . Academisch Proefschrift. Amsterdam, 5971, S . 39ff .

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p . 2, 17), scyntheniui1s

(I,

4 p. 4, 25), bubum (i, 4 p . 6, 12), chilosuin

(i, 5 p . 8, 6) . In einen solchen Rahmen würde sich auch eine Rarität wie castalitas gut einfügen . Was die Bedeutung betrifft, so bietet sic h als das Nächstliegende eine Anlehnung an die alte Glosse an, inde m man elocutio als ` Aussage ' übersetzt, die von höheren Mächte n eingegeben ist, ohne daß die etymologische Beziehung zu den Muse n als heidnischen Gottheiten als anstößig empfunden wäre ; dafür waren diese schon zu sehr zu rhetorischen Figuren verblaßt 11 . A n unserer Stelle wird es sich, wie schon CH . MOHRMANNvermutet hat12,

um die Heilige Schrift handeln . Eine ähnliche singuläre Wortbildung liegt in dem Adjektiv castalinus vor, das in Pseudo-Cyprians Cena (vs . 58) ebenso wie in deren späterer Überarbeitung durch Johannes Diaconus in bezug auf Susannas Gewand gebraucht wird und in seiner Bedeutung stark von castus beeinflußt ist, ein Zeichen dafür, da ß Wörter dieser Art semasiologisch nicht mehr fest umrissen waren . Der Textgestaltung vonSMITstehen noch weitere Bedenken

entge-gen . Die unmittelbare Aufeinanderfolge zweier gleicher Silben be i

ac actuali ist als krasse Kakophonie einem so guten Stilisten wi e Columban nicht zuzutrauen . Auch die Verbindung von statu mi t actuali, also von zwei nahezu konträren Begriffen, ist anstößig. D a sie sich offenbar anderweitig nicht belegen läßt, muß zu gewundenen Erklärungen Zuflucht genommen werden, und zwar in der Weise , daß status als Funktion des Papstes oder als dessen Position de s Wächters (speculator), ähnlich wie statio, aufgefaßt oder der Metapher vom Höhenflug der Kontemplation, wie sie bisweilen vorkommt , als Ausdruck des Statischen gegenübergestellt wird . Ebensowenig ist überzeugend, daß theoria 'Kontemplation ' als die eine Seit e bischöflicher Amts- und Lebensführung unbedingt auch die Er-wähnung der anderen weniger gewichtigen, nämlich des Tätigseins, nach sich ziehen müsse . Auch kann dem Wort castalitatis dadurc h nicht die Grundlage entzogen werden, daß der Lesart divina der Vorrang vor divinae eingeräumt wird, wodurch Verbindung mit

theoria und Parallelität zu actuali statu hergestellt werden soll .

CHAURARIU S

Das Vorkommen dieses Lemmas ist örtlich und zeitlich eng begrenzt . Es findet sich nur in Urkunden des Klosters Niederaltaich aus de r

ii .

Vgl . RHYTHh4 . 115, 52, 3 laec de saltu mitai lune dixere Castalides , 12 . Vigil . Christ . 16 (1962) S. 222 .

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Amtszeit des auch als Geschichtschreiber bekannten Abtes Herman n (1242-75). Über die Bedeutung des 'Wortes gibt folgende Stelle

ein-deutig Auskunft : ius istud habent chaurarii : unus maior et du o minores facient omnia nova vasa et ligabunt vetera (Mon . Boica XI ,

1771, p . 44, 20) . Es handelt sich also um Handwerker, die heutzutag e

gewöhnlich als Böttcher oder Schäffler bezeichnet werden .

Die Etymologie des Wortes ist auf den ersten Blick nicht recht erkennbar . In den Lexika findet man keine brauchbare Hilfe . Wenn bei DuCANGEzu lesen ist : chauvrerius ' pro cofrerius, faber capsarius ,

so mag zunächst eine gewisse Verbindung zu chaurarius lautlich un d semasiologisch nicht ausgeschlossen erscheinen, doch dagegen sprich t schon die geographische Distanz zwischen Limousin, wo der einzig e Beleg für chauvrerius zu lokalisieren ist, und Niederbayern . J . A .

SCHMELLER 13 führt chaurarius mit Bezug auf die oben erwähnt e Urkunde unter ` Schäffler ' an, ohne sich etymologisch festzulegen . Auf die richtige Spur dürfte die Karte ` Böttcher ' im Deutsche n Wortatlas14fuhren . Sie zeigt nämlich fast kreisförmig um Regensbur g

herum ein Gebiet, in dem noch heute die das Handwerk des Böttchers Betreibenden mit ` kaufner ', ` kouffer' u .ä . benannt werden . Da es sich hierbei offensichtlich um Bezeichnungen handelt, die im Rückzu g begriffen sind, kann auch das nicht ferne Kloster Niederaltaich, da s heute außerhalb des Einzugsbereiches liegt, früher dazu gehört haben , ähnlich wie Regensburg, wo vielleicht der Ausgangspunkt diese s auf lateinisch cuparius zurückgehenden Wortkomplexes zu suchen

ist16

Die normale Entwicklung von cuparius führte über die vulgär -lateinische Form coparius zu mhd . kuofaere, latinisiert chuoeffarius ,

wie in einer Salzburger Urkunde bezeugt ist lß . Im Nordbayerische n wurde der Diphthong uo des Mittelhochdeutschen zu ou17 , von wo

lautlich der Weg zu aunicht mehr weit war, wie auch die erwähnt e Dialektform ` kaufner ' zeigt . Auffällig sind in chaurarius das zwei-fachersowie das fehlendef.Was letzteres betrifft, so kann eine

Erwei-13. Bayerisches Wörterbuch, II2, 1872 X77, S . 376 .

14. Bd . IX, 1959 . Für germanistische Hinweise sei Herrn Dr . O . WEBER vom Bayerischen Wörterbuch bestens gedankt .

15. Im Zusammenhang hiermit mag stehen, daß cuparius, im Material de s MLW selten belegt, zweimal in Regensburg begegnet : TRAD . Ratisb . 9o 8 (a . 1175) Richolfus cupparius, 974 (a . 1183 /84) Oudalric Swarscepfe cupparius .

16. CHART. Salisb . IV 85, p. 91, 19 (a. 1276) artifices cupparunz salis, quo s vulgaris elocucio clzuoeffarios nuncupat .

17. Vgl . E. KRANZMAYER, Historische Lautgeographie des gesamtbairische n

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chung vor r zu einer Verschmelzung mit dem vorausgehenden Vokal geführt haben oder auch nur Haplographie vorliegen, da damals i n deutschen oder auch aus dem Deutschen übernommenen Wörtern f und u promiscue geschrieben wurden . Das mittlere r kann durch Analogie zu ähnlichen Ausdrücken, z . B . becherer 18 , entstanden sein , wie auch das n in ` kaufner ' sekundär ist .

In chaurarius liegt zweifellos die Latinisierung eines volksttim-lichen Wortes vor, das in einer anderen Urkunde aus Niederaltaic h begegnet : testes surrt . . . Heinricus Otlinger, tres chaurer, Heinricu s decants de Linzt (SB Wien XI, 1854, S . 8941) 19• Diese drei Hand-werker müssen sehr bekannt gewesen sein, was sich schon darau s ergibt, daß man in der Zeugenliste ihre Personennamen nicht genann t hat, so auch ineinerweiteren Urkunde :testesChuonradus Teufenweger derchmaister et chaurarii (Archiv f . österr . Geschichtsquellen 1, 1 ,

1948, S . 26, 5) . Es ist also anzunehmen, daß diese singuläre Berufsbe-zeichnung an drei damals populäre Handwerker gebunden war, wi e sich auch daran zeigt, daß in der erstgenannten Urkunde für die Überschrift das gut lateinische Wort doliariorumgewählt ist .

CHILOSUS

Columban schreibt in dem schon oben bei castalitas zitierten Brie f an Gregor den Großen :die namquemescito, licetsaltuatim et hyderboli-ce, chilosum os aderire (1, 5 p . 8, 5 sq ., ed . G . S . M . WALKER, 1957) . Das Adjektiv chilosus, nur an dieser Stelle nachweisbar, wird schon bei Du CANGE von xeïaos abgeleitet, ebenso tut es der Thesauru s LinguaeLatinae, der in den ersten Bänden Columban noch berücksich-tigt hat, und interpretiert ` magnalabrahabens ' .Da aber das Graecu m im Lateinischen nicht recht geläufig war, wird man bei der Ableitun g eher von chilo ausgehen, einem bei den lateinischen Grammatiker n mehrmals vorkommenden Substantiv . Erklärungen wie immrobioribus labris homines 20 geben chilo einen pejorativen Nebensinn, der sic h auch auf das Adjektiv ausgewirkt hat, das A . BLAISE21 mit Bezu g auf Columban durch ` impudique' übersetzt . In dem Brief an Gregor

18 . Vgl . MLW I S . 1467,36f .

1g . Dieser und der folgende Beleg werden einem Hinweis von Herrn Dr . J . Knosp-Regensburg, der eine Neuedition der Niederaltaicher Urkunden un d Urbare aus der Zeit des Abtes Hermann vorbereitet, verdankt .

2o . S . Thes . Ling . Lat. III 1oo8, 41sgq.

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21 9 geht es in erster Linie um die damals heftig umstrittene Berechnun g des Osterfesttermins, wobei sich Columban in der heiklen Lage be -findet, dem Papst widersprechen zu müssen . Daher versucht er, dieses als unziemlich empfundene Verhalten mit Ehrfurchtsbeteuerun-gen zu mildern ; so stehen sich an unserer Stelle pie einerseits und andererseits chiloso ore gegenüber . Mit dieser Wendung soll metapho-risch (licet saltuatim et hyperbolice) die Polemik als anmaBend hin-gestellt werden, ein Gedanke, der kurz zuvor in folgende Wort e gekleidet war : sed haec magis firocaciter quam humiliter seribens , scio euripum praesumptionis diicillimae me inveaisse (p . 6, 32 sq .) . Es muß geradezu verwundern, daß J . W . SMITin der schon erwähn-ten Abhandlung 22 diesen klaren Sachverhalt zu erschüttern sucht , indem er chilosum als Entstellung von zelosum ansieht, und zwar mit der Begründung, daß der Zusammenhang eine Bedeutung wi e etwa sich ereifernd (für den Glauben) ' erfordere, was aber keines-wegs zwingend ist, ja sogar die Pointe entschärft . Weitaus größer e Bedenken lassen sich vom Orthographischen her geltend machen . In dieser Hinsicht macht sich SMIT die Sache denkbar einfach, inde m

er schreibt (S . =01) : It seems to me that there is little difficulty in

finding the correct meaning . I takechilosusto be a remarkable, hyper-urban spelling of zelosus : the exchange e-i is quite normal for thi s period and the spelling -c- for -z- also occurs frequently in the later period . The insertion of the -h- after a -c- is a typical hyperurbanism . For the spelling c-z I can refer to two parallels in Columba '. Um vonchilosus zu zelosusgelangen, ist also die Annahme dreier Vulgaris-men nötig, und SMIT scheint diese allen Ernstes einem so gute n

Lateiner wie Columban zuzutrauen . Am ehesten ließe sich noch de r Übergang des anlautenden z zu c rechtfertigen, aber die beiden vo n

SMrrgenannten Parallelen (celator : zelator 4, 8 .p . 34, 30 und celotes : zelotes5, 14 p. 52, 29) sind nur Lesarten des einen Überlieferungszweiges ,

haben also kein großes Gewicht . Dazu kommt noch, daB zelosus be i Columban an einer anderen Stelle (5, 4 p . 40, II) eindeutig überliefer t und auch zelus immer korrekt geschrieben ist 23. Während sich

SMIT des langen und breiten darüber ausläßt, daB z im Lateinische n

auch zu g, t und d werden kann, bleibt er die notwendigen Parallele n für den Wandel von e zu i und für die Einfügung eines h schuldig . Beides kann man für Columban und seine Zeit nicht mit allgemeine n Erklärungen abtun. Ein Blick in den Index orthographicus der Aus-gabe von WALISER (S .229f .) zeigt, daB die zwei Erscheinungen selte n

22. S . ggff. ;Titels .Anm.9 .

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im Columbantext, teilweise nur als Varianten, vorkommen und di e einzelnen Fälle differenziert zu erklären sind .

Es kann also unbedenklich an chilosus als einer Ableitung von chil o

festgehalten werden .

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