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Chronique Pays de langue allemande (1991)

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CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS

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PAYS DE LANGUE ALLEMAND E

Auch in dem diesmaligen Überblick stehen die Editionen an erste r Stelle. Wiederum sei bezüglich der im Schosse der Monument a G e r m a n i a e h i s t o r i c a erschienenen Ausgaben allgemein auf di e Berichte im ,, Deutschen Archiv für Erforschung des Mittelalters " ver-wiesen . — Hervorgehoben sei eine Neuerscheinung der Leges-Abtei-lung : Hinkmar von Reims . Collectio de ecclesiis et capellis.

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PETER STOTZ

geben von Martina STRATMANN . (M ' G' H' : Fontes iuris Germanici

antiqui in usum scholarum separatim editi 14) . Hannover : Hahn, 1990 . 144 S . Diese Edition, hervorgegangen aus einer bei Rudolf Schieffer eingereichten Bonner Dissertation, gilt einem an Karl den Kahlen gerichteten kirchenrechtlichen Gutachten, das einen nach 85 0 im westfränkischen Reich ausgetragenen Streit um die Eigenkirchen betrifft . Darin wendet sich der Erzbischof von Reims gegen Rotha d von Soissons und Prudentius von Troyes . Diese vertraten die Praxi s eines unauffälligen Verschwindenlassens von Eigenkirchen . — Was die AbteilungDiplomata angeht, ist inzwischen die Edition der Urkunden Barbarossas fertiggestellt worden : Die Urkunden Friedrichs I . 1152 -1158 / -1158-1167 / 1168-1180 / 1181-1190 . Bearbeitet von Heinrich

APPELT . . . (M' G' H' : Die Urkunden der deutschen Könige und

Kai-ser, 10 . Band, 1 .-4 . Teil) . Hannover : Hahn 1975-1990 . Ebenda, und in der gleichen Reihe (als Bände 18, 1 bzw . 11, 3) sind 1989 bzw . 199 0 erschienen : Die Urkunden Heinrich Raspes und Wilhelms von Hol-land . Teil . 1 : 1246-1252 . Bearbeitet von Dieter HÄGERMANN und Jaa p G . KRUISHEER unter Mitwirkung von Alfred GAWLIK . / Die Urkunde n

der Kaiserin Konstanze . Bearbeitet von Theo KöLZER . — In der Abtei-lung Epistolae ist (München : M' G' H', 1989) Teil 3 (Nr . 91-150) de r Briefe des Petrus Damiani erschienen (vgl . ALMA 46/47, S . 157f., un d 48/49, S . 189) . — Zu den Monographien von Ernst TREMP, zu de n Neuerscheinungen der Reihe Hilfsmittel sowie zu den einschlägige n Artikeln der neuesten Bände des „ Deutschen Archivs . . . " siehe weite r unten .

Von dem nunmehr verstorbenen Heidelberger Mittellateiner Wal-ther BULST und seiner Gattin erarbeitet ist die Gesamtausgabe der Dichtungen und Briefe des Abaelard-Schülers Hilarius (um 1075 bi s mindestens 1145), der Kanoniker in Angers war und in Orléans al s gefeierter Lehrer wirkte : Hilarii Aurelianensis Versus et ludi, Episto-lae . Ludus Danielis Belouacensis . Herausgegeben von W' B' und M[arie] L[uise] BULST-THIELE . Anhang : Die Egerton Handschrift. Bemerkungen zur Musik des Daniel-Spiels von Beauvais vo n Mathias BIELrTz . ([Mit einem Beiheft .] Notentext . . .) . (Mittellateinische Studien und Texte 16) . Leiden : Brill, 1989 . VIII, 179, [20] S . Von den (durchweg rhythmisch geregelten) Dichtungen finden sich die erste n fünfzehn (einzig) in der Hs . Paris BN lat . 11331 (12 . Jh .) . Dazu gehö-ren Texte ganz verschiedenen Charakters, darunter an Nonnen und an Knaben gerichtete Liebeslieder, auch kurze geistliche Spiele (Auferwek-kung des Lazarus, Daniel, Mirakel um ein Nikolaus-Bild) . Beigegeben sind Carm . Bur . 95 und 117 (welche nicht von Hilarius stammen mü-ssen) und die Urkunde in Gedichtform über den Streit urn eine Mühle

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(vgl . ALMA 46/47, S . 142) . Es folgen zwölf teils von Hilarius verfasste , teils an ihn gerichtete Briefe, sodann der berühmte „ Ludus Danielis " von Beauvais, welcher mit den Danielspiel in der Pariser Hilarius-Hs . zumindest in enger Beziehung steht . Es folgt von dritter Seite eine ein -gehende Analyse der musikalischen Fassung dieses Spiels ; diese selber ist in einem verbesserten Nachdruck der Ausgabe von E . DE COUSSEMA-KER (1860) separat beigegeben . Was die Lexikologie betrifft, sei der gesonderte Index verborum musicorum (S . 118f.) hervorgehoben .

Eine vor vielen Jahren von Dieter Schaller (Bonn) angeregte, jetz t bei Konrad Vollmann (Tübingen, nunmehr : Eichstätt) fertiggestellt e Dissertation stellt dar : Rudolf PÖRTNER . Eine Sammlung lateinische r Gedichte in der Handschrift Wien ÖNB 806 aus dem 12 . Jahrhundert. Diss . phil . Tübingen 1989 . VIII, 509 S . In dieser aus dem Kloste r Höningen in der Pfalz stammenden Hs . ist auf den Blättern 55` bis 59 ` von verschiedenen Händen eine Sammlung von 72 zumeist kürzere n Gedichten, fast ausnahmslos in Hexametern, eingetragen . Diese werde n hier ediert, übersetzt, kommentiert und auch sonst nach den

verschie-densten Seiten hin erschlossen . Unter andern wird jeweils auf Parallel-überlieferungen, auf Verfasserschaftsprobleme und dergleichen einge-gangen . Die meisten Texte haben für anonym zu gelten ; einzelne vo n ihnen gehören Kolumban, Marbod von Rennes bzw . Hildebert vo n Lavardin zu . Gross ist der Anteil der Zweizeiler . Gut vertreten sin d Tituli für Bilder oder Gebäude(teile) . Nach Anlage und Durchführun g wird diese Arbeit in ihrem akribischen und nùnutiösen Charakter nich t so bald ihresgleichen finden : Allein zwei Briefgedichte Kolumban s (Schaller/Könsgen, Initia 2008 . 15937) beanspruchen 67 Seiten . Dem Gedicht Plurima cum soleant sacros everteremores(Hildeb . carm . min . 50 Sc .) sind fast 20 Seiten gewidmet ; dazu tritt exkursweise ein Kata-log mit 27 misogynen Gedichten .

Sodann sei hingewiesen auf eine Edition dreier zusammengehöriger landesgeschichtlicher Quellen : Annalium Corbeiensium continuati o saeculi XII et Historia Corbeiensis monasterii annorum MCXLV-MCXLVII cum additamentis (Chronographus Corbeiensis) . — Fort-setzung der Corveyer Annalen des 12 . Jahrhunderts und die Geschicht e des Klosters Corvey der Jahre 1145-1147 mit Zusätzen (Der Corveyer Chronograph) . Bearbeitet und übersetzt von IreneScmvIALE-OTT .

(Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen 41 : Fon -tes minores 2) . Münster in Westfalen : Aschendorff, 1989 . XV, 104 S . Als Nachtrag hierzu sei erwähnt : Die Corveyer Annalen . Textbearbei-tung und Kommentar von Josef PRINZ . (Veröffentlichungen der Histo-rischen Kommission für Westfalen 10 ; Abhandlungen zur Corveyer

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Aus der Mitte des 13 . Jahrhunderts stammt ein vordem unedierte s Epos von beinahe 6000 Versen (elegischen Distichen), welches in de r Tradition der allegorischen Lehrdichtung steht, doch auch von volks-sprachlicher narrativer Dichtung gespeist ist : Die Gesta militum de s Hugo von Mâcon . Ein bisher unbekanntes Werk der Erzählliteratu r des Hochmittelalters . Herausgegeben von Ewald KÖNSGEN . 2 Teile (1 :

Einleitung und Text ; 2 : Auszüge aus dem Kommentar des Guido de

Grana) . (Mittellateinische Studien und Texte 18, 1/2) . Leiden : Brill, 1990 . VIII, 572 S . Diese Ausgabe, die in Bonn eingereicht e Habilitationsschrift des nunmehr in Marburg lehrenden Mittellateiners, macht zwei zusammengehörende Texte bekannt : Zunächst die heute nur mehr in zwei Hss . — Troyes 906 und 2139, beide aus Clairvau x — ganz erhaltene Dichtung des weiter nicht bekannten Magister s Hugo Matisconus (Walther, Initia 18421), sodann, zumindest in aus-giebigen Proben, den ein Menschenalter später verfassten Kommenta r dazu, der in der erstgenannten Hs . mit überliefert ist . Die aus neun Büchern bestehende Dichtung (vgl . Martianus Capella) bringt, gerahm t von Gesprächen mit je einer der neun Musen, Erzählungen bunten und bewegten Inhalts mit philosophisch-theologischem Hintergrund, i n deren Mittelpunkt jeweils ein Ritter steht .

Um die philologische Bearbeitung einer Dichtung aus dem Anfan g des 14 . Jahrhunderts (1314/15) geht es in der folgenden, bei Eckard Lefèvre in Freiburg i . Br . eingereichten Dissertation : Hubert MÜLLER .

Früher Humanismus in Oberitalien . Albertino Mussato : Ecerinis . (Stu -dien zur klassischen Philologie 31) . Frankfurt am Main : Lang, 1987 . 225 S . Der erste, allgemeine Teil gilt den Ursprüngen des Prähumanis-mus in Oberitalien, vor allem Lovato dei Lovati. Es folgt die über-blicksmässige Behandlung von Mussatos Leben und Werken . Zur Sprache kommt namentlich seine Auffassung von der Dichtkunst, sein Verständnis der Tragödie und das Verhältnis zu seinem Lehrmeiste r hierin : Seneca . Daran schliesst sich die spezielle Einleitung zur „ Eceri-nis " . Das Herzstück der Arbeit ist ein ausführlicher philologischer Kommentar zu dieser ersten nachantiken Tragödie . Ihm ist ein Text -druck nach der Ausgabe von Luigi PADRIN(Bologna 1900) beigegeben .

Zum Schluss folgt eine deutsche Prosaübersetzung .

Im Hinblick auf die darin enthaltene Edition eines entlegenen Tex -tes sei ferner genannt : Kurt-Ulrich J:ti SCHKKE . Zu den Gesta Adolfi regis

von 1299/1316 . In : Historiographie mediaevalis . . ., Festschrift fü r Franz-Josef Schmale . .., Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesell-schaft, 1988, S . 221-245 .

Eine umfassende, von einer Edition begleitete Untersuchung eine s Teils einer Fortsetzung der Chronik Martins von Troppau in der Hs .

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Dresden F 159 stellt dar : Kurt-Ulrich JÄSCHKE . Imperator Heinricus . Ein spätmittelalterlicher Text über Kaiser Heinrich VII . in kritische r Beleuchtung . (Beiheft zu Hémecht 1988) . Luxembourg : St . Paulus -Druckerei, 1988 . 141 S .

Eine umfangreiche Sammlung spätmittelalterlicher Wunderge-schichten aus dem rheinischen Wallfahrtsort Klausen (auch : Eber-hardsklausen), verfasst und niedergeschrieben durch Wilhelm vo n Bernkastel (gestorben 1536) — und anhangsweise begleitet vo n deutschsprachigen Wundererzählungen aus der Barockzeit — ist edier t in : Die Mirakelbücher des Klosters Eberhardsklausen, bearbeitet vo n Paul HOFFMANNund Peter DoIIMS. (Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde 64) . Düsseldorf : Droste, 1988 . XVIII ,

508 S .

Zwar am Rande des Spektrums der Mediävisten, aber auch für si e von grossem Interesse ist die folgende gewichtige Neuerscheinung : Francesco Petrarca . De vita solitaria, Buch I . Kritische Textausgabe und ideengeschichtlicher Kommentar von K .A .E. ENENK.EL . (Leidse romanistische reeks . . ./ Publications romanes de l'Université de Leyde

24) . Leiden : Brill, 1990 . XLV, 682 S . Wie schon dem Titel zu entneh-men, besteht das Werk aus zwei deutlich getrennten Teilen . Zunächs t wird die erste kritische Edition des 1 . Buches dieses Werks geboten, einer der ersten wichtigen humanistischen Prosaschriften, welche sofor t gewaltigen Widerhall gefunden hatte . Von den 126 bekannten erhaltenen Hss . hat der Herausgeber 22 zur Textherstellung ausgewählt . Vier -mal so umfangreich wie die Edition ist der daran anschliessende Kom-mentar, worin die verschiedenen Themen, in der Reihenfolge ihre s Auftretens im Text, zu abgerundeten kleinen Abhandlungen verarbeitet sind . Und zwar hat sich der Bearbeiter zum Ziel gesetzt, den vo n

Petrarca vorgetragenen Äusserungen diachronisch, also durch die Zei-ten hin, nachzugehen . Dass hierbei der Dialog mit der Antike zuoberst steht, versteht sich . Doch werden auch mittelalterliche Denker in hohem Masse berücksichtigt, wie es sich ja bei einem ideengeschichtli-chen Aufriss mit den Brennpunkten Vita activa/contemplativa leicht ergab . Auch abgesehen von dem aktuellen Anlass — eben der Kom-mentierung einer humanistischen Schrift — lässt sich in dieser Arbeit mit Gewinn lesen, so zu Themen wie Hofkritik, Lebenswahl, Herkules am Scheidewege, Nosce te ipsum, Locus amoenus, allegorische Aeneis -Interpretation usf. Auch die historische Wortkunde geht nicht leer aus . So wird etwa die Etymologie „prandium " a „parando " quasi „ paran-dium " aufgegriffen . Das weitläufige Werk ist durch Register gut erschlossen . Eine ähnliche Bearbeitung des 2 . Buches der „ Vita

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ria ", in welchemPetrarcaBeispiele zu den Erörterungen des ersten lie-fert, ist nicht vorgesehen .

Allein schon die Fülle des Stoffes gestattet es nicht, hier jeweils auc h auf Übersetzungen mittelalterlicher Texte hinzuweisen . Die fol-gende Ausnahme dürfte jedoch voll gerechtfertigt sein : Walter von

Châtillon. Alexandreis. Das Lied von Alexander dem Grossen. Übersetzt, kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Ger -hard STRECKENBACH unter Mitwirkung von Otto KLINGNER . Mit einer Einführung von Walter BERSCmN . (Sammlung Weltliteratur, Reihe : Mittellateinische Literatur) . Heidelberg : Schneider (Lizenzausgabe : Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft), 1990 . 329 S ., Abb . Geboten wird hier nunmehr die lang erwartete, in vielen Jahren heran -gereifte Nachdichtung dieses epischen Meisterwerkes in deutsche n Hexametern . (Über die Versform in der Zielsprache äusserte sich de r Übersetzer seinerzeit im Mittellateinischen Jahrbuch 12, 1977, S . 123

-141 ; hier, S . 307-322, ohne die dort gegebene Probe wieder abge-druckt.) Jeder Leser wird sich von dem gediegenen Charakter der Wie-dergabe angetan fühlen . Nur ganz selten kommt ein Vers unter, de r nicht gar so gut gelungen zu sein scheint (so etwa 2, 132 . 241 ; 3, 388) . Die Nachdichtung hat eigenes Gewicht ebenso sehr, wie sie zum Ver-ständnis des lateinischen Originals führt . (In 1, 467 ist „ noch " stat t „ nach " zu lesen .) Dem letzteren Zwecke dienen ferner die ausgiebigen Anmerkungen : Sie klären Mythologisches und Historisches und erläu-tern den lateinischen Wortlaut dort, wo er schwer verständlich ist, ode r wo die deutsche Wiedergabe etwas freier ist . Otto KLINGNER stellt eine r Inhaltsangabe des Epos die Summe der historischen Überlieferung vo n Alexanders Eroberungszug gegenüber . Eine Einführung von Wal -ter BERSCHiN vermittelt einige allgemeinere Voraussetzungen für da s Verständnis dieser herrlichen hochmittelalterlichen Dichtung.

Auch an Literatur können hier, allein schon aus Platzgründen , nur wenige Titel aufgeführt werden (vgl . oben die Werke zu Mussato s „ Ecerinis " und zu Petrarcas „ De vita solitaria ") :

Im Rahmen seiner — mittlerweile beinahe abgeschlossenen — Arbeit an einer Neuedition der beiden Lebensbeschreibungen Ludwig s des Frommen für die Monumenta Germaniae Historica hat dere n Bearbeiter, Ernst TREMP, zwei vorbereitende Monographien verfass t Studien zu den Gesta Hludowici imperatoris des Trierer Chorbischofs Thegan . (M' G' H' : Schriften 32), und : Die Überlieferung der Vita Hludowici imperatoris des Astronomus . (M' G' H' : Studien und Text e

1) . Hannover : Hahn, 1988 bzw . 1991 . XVI, 224 bzw . XIII, 168 S . Um eine von Bernhard Bischoff angeregte, 1983 bei Franz Brun-hölzl eingereichte Münchener Dissertation handelt es sich bei :

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kus WESCHE. Studien zu Albert von Stade . (Europäische

Hochschul-schriften, Reihe I : Deutsche Sprache und Literatur 1059) . Frankfur t am Main : Lang, 1988 . 187 S . Darin geht es um quellen- und stilkriti-sche Forschungen zum „ Troilus ", dem von Th . MERZDORF (Leipzi g

1875) herausgegebenen letzten lateinischen Troja-Epos des Mittelalter s (Mitte des 13 . Jh's) . Die für ihre Zeit verdienstvolle Ausgabe sollt e nunmehr ersetzt werden . Dazu sind hier bedeutende Vorarbeiten gelei-stet . Behandelt werden nacheinander Aufbau und Inhalt, die Verarbei-tung der wichtigsten Vorlage, des „ Dares Phrygius ", sowie das Ver-hältnis zu früheren Troja-Dichtungen, angefangen beim 2. Buch der „ Aeneis " bis hin zu der „ Ylias " des Joseph Iscanus . Ein besonderer Abschnitt gilt einer ekphrastischen Partie über die Wandbehänge in der Halle des Priamus mit mythologischen, historischen und naturkundli-chen Darstellungen, ein weiterer der Sicht der kämpfenden Helden au f

dem Hintergrund der hochmittelalterlichen Ritteridee . Weitere Abschnitte betreffen die Metrik sowie (S . 106-122) Sprache und Stil . Ausserdem geht der Verfasser auf die als ganze verlorene Dichtun g „ Quadriga " (eine dichterische Evangelienharmonie) ein, die wohl mi t der im Bordesholmer Bibliothekskatalog v . J . 1488 erwähnte n „ Auriga " identisch ist . Von ihr haben sich anscheinend knapp hunder t Verse erhalten in dem „ Magisterium Christi " des Heinrich Honove r aus Hannover (vor 1403) ; von diesem Textstück wird eine Editio n gegeben . Anhangsweise wird eine Nachkollationierung der einzigen Hs . des „ Troilus " (Wolfenbüttel 278 Gud . lat .) geboten, sodann eine List e der Similien dieser centoartigen Dichtung (samt früheren Beiträge n Dritter), schliesslich deren Aufgliederung nach den einzelnen Autore n und Werken .

Von dem Zisterzienser Thomas von Froidmont aus dem englische n Beverley, der von der Mitte des 12 . Jahrhunderts bis um 1225 lebte, ist nicht nur eine poetische Schilderung abenteuerlicher Reiseerlebniss e seiner Schwester erhalten (vgl. ALMA 48/49, S . 230), sondern auc h eine späte (gegen 1220 abgefasste), ihre Vorgängerwerke kompilierend e Vita des Thomas Becket. Hiervon handelt : Paul Gerhard SCHMIDT.

Thomas von Froidmont. Biograph des heiligen Thomas Becket . (Sit-zungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolf-gang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Band 25, Nr . 4 (= S . 127-142) . Stuttgart : Steiner, 1989 .

Nachtragsweise sei hier auf zwei Aufsätze von Heinrich FICHTENAU

aufmerksam gemacht, die in seinen Gesammelten Schriften wieder abgedruckt sind : H' F' . Beiträge zur Mediävistik . Ausgewählte Auf-sätze . 3 . Band : Lebensordnungen, Urkundenforschung, Mittellatein. Stuttgart : Hiersemann, 1986. VII, 340 S . Hier nun : Sprache und

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kunft Johanns von Viktring (S . 289-305), ferner : Kaiser Maximilian I . und die Sprache (S . 306-322) .

Klaus GRUBMÜLLER . „Liber a libertate legencium ". Vokabularie n als Instrumente von Kontinuität und Wandel . In : The role of the boo k in medieval culture . . . (Bibliologia . . . 4) . Turnhout : Brepols, 1986 , Band 2, S . 95-113 : Ausgehend von der Erklärung von liber im „ Catholicon” des Johannes Balbiverfolgt der Autor die Art, wie diese Bezeichnung des Buches — einbezogen ist ferner carta —in den hoch-und spätmittelalterlichen Wörterbüchern erklärt hoch-und motiviert wird, dies in Verbindung mit liber „Bast ", doch vor allem mit liber „frei ", somit in dem noch ungeschiedenen Bereich, der heute in Polysemie und Homonymie aufgeteilt ist . Damit werden grundsätzliche Einsichten i n die damaligen Sprachauffassungen vermittelt . Anhangsweise werden die liber-Artikel dieser Wörterbücher gedruckt, darunter derjenige bei Ugutio .

Über einen Schlüsselbegriff des hochmittelalterlichen Sozialleben s handelt : Josef FLECKENSTEIN . Über den engeren und den weitere n Begriff von Ritter und Rittertum (miles und militia) . In : Person un d Gemeinschaft im Mittelalter, Karl Schmid zum fünfundsechzigste n Geburstag . . ., Sigmaringen : Thorbecke, 1988, S . 379-392 . Die Ent-wicklung geht vom Begriff miles i. S . v . „Krieger " zu der präzisen , rechtserheblichen Standesbezeichnung im 11 . Jahrhundert und weite r zu einem auch den Hochadel und die Könige einschliessenden, ehe r gesellschaftlich verstandenen Ritter(tums)begriff . In einem Forschungs-überblick (S . 380, mit Anm. 3) werden ältere Arbeiten zu diese m Thema genannt .

Zwar ist im Mittelalter die Quantitätenstruktur der lateinischen Wortformen Gegenstand nicht mehr der Sprachwissenschaft, sonder n der Metrik . Dennoch soll hier auf folgende, von Wilfried Stroh ange -regte Arbeit hingewiesen werden : Jürgen LEONHARDT. Dimensio sylla-barum . Studien zur lateinischenProsodie-und Verslehre von der Spät -antike bis zur frühen Renaissance . Mit einem ausführlichen Quellen-verzeichnis bis zum Jahr 1600 . (Überarbeitete Diss . phil . Münche n

1985) . (Hypomnemata, Untersuchungen zur Antike und zu ihre m Nachleben 92) . Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 1989. 296 S . Behandelt wird zunächst die Herausbildung der Prosodielehre in der Spätantike zum Ausgleich für das abhanden gekommene Gefühl fü r die hergebrachten Vokalquantitäten im 3 ./4. Jh. n. Chr . Von da an war metrische Dichtung ohne die Heranziehung von Lehrschriften nich t mehr zu bewerkstelligen. Der Reihe nach werden die verschiendene n Traktate und Behelfe (prosodische Florilegien usf .) im Früh-, Hoch-und Spätmittelalter sowie in der Renaissance behandelt . In jener Zeit

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CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS

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gab es noch keine bequemen Nachschlagewerke in der Art des „ The-saurus poeticus " von Louis QUICHERAT, sondern man arbeitete mit

Regelwerken zum allgemeinen Auffinden der Quantitäten der Schluss- , Anfangs- bzw . Mittelsilben . Vom Hochmittelalter an ordnete man di e Materialien nach der Qualität der jeweils beteiligten Laute („ a” ante b " usf.) . Zunächst war die Prosodielehre nicht fest in die Metrik inte-griert, sondern gehörte mindestens so sehr der Rhetorik zu, insofern al s sie auf die richtige Aussprache des Lateinischen ausgerichtet war (so in den Artes lectoriae) . Ein erstes Mal wurden Prosodie- und Verslehre zusammengeführt in Bedas „ De arte metrica ", unter neuen Vorausset-zungen dann im „Doctrinale "Alexanders von Villa Dei . —Das Werk schliesst mit einem umfangreichen und detaillierten Verzeichnis der Quellen zur Metrik und Prosodielehre einschliesslich gedruckter Schrif-ten des 15 . und 16 . Jahrhunderts.

Es folgen Hinweise auf einige neu bereitgestellte H i l f s in i t t e l

unterschiedlicher Art :

Wiewohl es dabei um die Lexikographie des antiken, nicht des mit-telalterlichen Lateins geht, sei hingewiesen auf : Thesaurus lingua e

Latinae . . . : Praemonenda de rationibus et usu operis . Lipsiae : Teub-ner, 1990 . 72 S . / . . . : Index librorum scriptorurn inscriptionum, exqui -bus exempla afferuntur. Editio altera . Lipsiae : Teubner, 1990 . IX , 228 S . — Die knappe Einführung, verfasst von Ursula KEUDEL, wir d

hier — der internationalen Geltung des ThLL entsprechend — nachein-ander in Latein, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisc h und Russisch gedruckt, während eine japanische Fassung andernorts erschienen ist . Behandelt wird darin das Unternehmen als solches, i n Geschichte und Gegenwart, sodann das Erzeugnis hinsichtlich Mate-rialgrundlage und Gestaltung der Artikel, einschliesslich der techni-schen Zeichen und allgemeinen Abkürzungen . — Das von Diet-fried KROMER und Cornelis G . VAN LEIJENHORST erarbeitete Quellen-und Abkürzungsverzeichnis ersetzt dasjenige aus den Anfängen des Unternehmens, von 1904, das mehrmals, zuletzt 1958, durch Nachträg e ergänzt worden war . Nunmehr ist eine zeitraubende allgemeine Revi-sion vorgenommen worden . Dabei ging es, nächst den Angaben zu bis -her nicht -herangezogenen Texten, um die Überprüfung der Datierun-gen, Namensformen und der Zitierwiese sowie die Nachführung um di e mittlerweile erschienenen Ausgaben . Die vertraute tabellarische Eintei-lung ist beibehalten . Allerdings sind die den Autoren intern zugeteilte n laufenden Nummern nunmehr weggeblieben . Die Kolonne der Abkür-zungen ist zweigeteilt : Links sind alle AbkürAbkür-zungen verzeichnet, davo n die ungültig gewordenen in [j eingefasst. Für die letzteren wird rechts die jetzt gültige Zitierweise angegeben . Umgekehrt wird dort, wo die

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gültige Zitierweise (links) neu ist, rechts die frühere in [ ] angeführt . I n der Kolonne, in welcher die Abkürzungen aufgelöst werden, ist be i christlichen Texten regelmässig die ihnen seitens der ,, Vetus Latina " zugeteilte Sigel beigegeben . Bei hagiographischen Texten ist die lau -fende Nummer der „ Bibliotheca hagiographica Latina " hinzugesetzt .

Ohne dass sie im allerstrengsten Sinne dem Gegenstand dieser Zeit-schrift gewidmet wäre, sei — mit etwas Verspätung — eine für alle Mediävisten hochwichtige Publikation angezeigt, die aus der von Frie-drich Ohly geleiteten Arbeitsstelle für mittelalterliche Bedeutungsfor-schung an der Universität Münster hervorgegangen ist : Heinz MEYER

/ RudolfSUNTRUP . Lexikon der mittelalterlichen Zahlenbedeutungen .

(Münstersche Mittelalter-Schriften 56) . München : Fink, 1987 . XLIV S ., 1016 Sp. Grundlage ist die allegorische Zahlendeutung vor allem in der Bibelexegese bis etwa 1200. Nach einer grundlegende n Einführung werden der Reihe nach alle irgendwie erheblichen Zahlen zwischen eins und zwei Millionen behandelt . Mehr als zwei Drittel de s Textumfangs entfallen auf die Zahlen von eins bis zwölf . Die Artike l gliedern sich je in eine Einführung und zwei Hauptteile . In deren erstem wird die Zahl selber, als ganze wie auch als Summe bzw . Pro-dukt ihrer Teile, behandelt . Der zweite Hauptteil gilt den gezählten Bedeutungsträgern . Er ist gegliedert nach genannten Zahlen und laten-ten Zahlenangaben in der Bibel sowie nichtbiblischen Bedeutungsträ-gern . Die Erschliessung einer riesenhaften Masse von Quellen unte r Beigabe von Literaturhinweisen, reichlichen Querverweisen sowie eine s ausgebauten Registerteils macht das Werk zu einem äusserst wertvolle n Arbeitsinstrument .

Die mittlerweile schon stattliche Reihe der Wortkonkordanzen ha t bedeutenden Zuwachs erfahren durch : Wortkonkordanz zum Decre-turn Gratiani. Bearbeitet von Timothy REUTER und Gabriel SILAGI . 5

Teile . (Monuments Germanise Historica : Hilfsmittel 10, 1-5) . Mün-chen : M' G' H', 1990 . Die auf der Ausgabe von Emil FRIEDBERG

(Leipzig 1879) beruhende Konkordanz bietet die einzelnen Wortfor-men, normalisiert und nach Lemmata geordnet, jeweils mit einer — sinnvoll, d . h . nach dem Satzzusammenhang ausgewählten — Kontext-zeile, mit Angabe des betreffenden Teils des „ Decretum”, der Stellun g darin (Quaestio, Rubrik, Text usf.) sowie von Seite und Zeile der Edi-tion . Auch Eigennamen sind aufgenommen . Hingegen ist eine grössere Anzahl sachlich nicht signifikanter Wörter (v . a . Partikeln) beiseitege-lassen ; deren Liste findet sich am Anfang des Werks . Die Zahlwörter sind ausgegliedert und am Schluss zusammengefasst . Die Herausgebe r lassen den Benützer nicht im unklaren darüber, dass sie im Interess e zielstrebiger Arbeit gewisse mögliche Fehler bzw . Inkonsequenzen, die

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vom maschinellen Einlesen durch den Scanner herrühren, bewusst in Kauf genommen haben . Hervorgehoben sei das angenehme Druckbild . Vor kurzem ist durch die zugehörigen Indexbände ein umfangrei-ches Repertorium abgeschlossen worden, auf welumfangrei-ches hier insgesam t hingewiesen werden soll : Johannes Baptist SCHNEYER . Repertoriu m der lateinischen Sermones des Mittelalters für die Zeit von 1150-1350 . 11 Bände (1-5 : Autoren ; 6 : Konzils-, Universitäts- und Ordenspredig-ten, 7 : Ordens-, Bibel-, Pastoral- und Titelpredigten und Prothemata , 8f. : Anonyme Predigten, 10f. : Index der Textanfänge. (Beiträge zu r Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters, Texte und Untersuchungen 43, Hefte 1-11) . Münster Westfalen : Aschendorf, 1969-1990 . Allein aus diesen zwei mittelalterlichen Jahrhunderten rührt eine unüberblickbare Menge grösstenteils ungedruckter Predigten her , deren kurze Nennung nach biblisch-liturgischem Predigtthema, Incipit

und Explicit neun starke Textbände füllt . Verhältnismässig gross ist der Anteil der Predigten, deren Verfasser bekannt ist, und die alphabe-tisch nach deren Namen geordnet werden konnten (Bände 1 bis 5) . Di e in den Bänden 6 und 7 gesammelten anonym überlieferten Predigten , die sich jeweils einem bestimmten Rahmen zuordnen lassen, sind nac h einzelnen Konzilien bzw . Universitäten und Orden usf . geordnet, inner -halb davon alphabetisch nach dem heutigen Aufbewahrungsort de r Handschriften. Das letztere gilt auch für die in den Bänden 8 und 9 aufgeführten übrigen anonymen Predigten . Mit einem einfache n Siglensystem ist für jede Predigt der jeweilige liturgische Ort im Kir-chenjahr bestimmt (Sermones de tempore / de sanctis / de commun i sanctorum et de occasionibus[d .

h.

zu besonderen liturgischen Handlun-gen]) . Die beiden Indexbände bestehen in der Hauptsache aus de r alphabetisch angeordneten Reihe der Perikopen-Incipits . Die unter eine bestimmte Lesung fallenden Predigten werden je mit deren Incipitund Band- und Seitenzahl nachgewiesen . Es folgt ein alphabetisches Incipit-verzeichnis der Predigten ohne ein solches Thema sowie ein Hand-schriftenregister .

Zum Lateinischen Hexameter-Lexikon (vgl . ALMA 46/47, S . 133 ) ist ein Ergänzungsband erschienen : Stellenregister . Bearbeitet von Dirk KoTTKE unter Mitwirkung von Benedikt Konrad VOLLMANNund Andreas SCHUBERT . München 1989 . XXXVII, 320 S . Beigegeben ist eine Liste von Corrigenda zu den Bänden I bis 5 .

Auf die (in ALMA 48/49, S . 196f. angezeigte) Publikation de r Gedicht-Initia der Sammlung von Ludwig BERTALOT folgt nun die der etwa viermal so zahlreichen Prosa-Initien . Bereits erschienen ist : L' B' .

Initia humanistica Latina . Initienverzeichnis lateinischer Prosa un d Poesie aus der Zeit des 14 . bis 16 . Jahrhunderts . Band 2/1 : Prosa,

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M, . . . bearbeitet von Ursula JAITNER-HAHNER . Tübingen : Niemeyer , 1990 . VIII, 692 S . Stärker noch als den Gedichten galt B's Interess e Briefsammlungen, Reden, Abhandlungen und Übersetzungen . Dazu gehören die „ Epistolae familiares " Petrarcas ebenso wie etwa Trauer -reden auf verstorbene Fürsten, Leonardo Brunis „ Adversus hypocrita s libellus " ebenso wie die Übersetzung von Schriften des Aristoteles ode r Basilius des Grossen. Das Material stammt auch hier ganz überwie-gend aus Italien .

Nunmehr ein Blick in die neuesten Jahrgänge einschlägiger Zeit -schriften :

Aus dem „ Mittellateinischen Jahrbuch ", Band 23, 1988 , seien folgende Arbeiten herausgegriffen : Bernhard BISCHOFF . Die „ zweite Latinität " des Virgilius Maro Grammaticus und seine jüdisch e Herkunft (S . 11-16) . [Bekräftigt gegenüber Michael HERREN mit neue n Hinweisen die Anschauung, dass V . M . ein aus dem Gebiet nördlich oder südlich der Pyrenäen stammender gebürtiger Jude war, der späte r in Irland wirkte . Die Bezeichnung der zweiten seiner zwölf Latinitäten , assena, beruht auf hebräisch hasseni „zweiter ".] — John I . McENER-NEY. The dream of Aedilvulf (S . 28-36) . [Besprechung von Aedilv . carm . 692-795 (= Kap . 22), nach MG Poetae 1, S . 601-603 (statt nach A . CAMPBELL, Oxford 1967 S . 54-63) . Hierzu wäre mancherlei

anzu-merken . ]

Udo KINDERMANN . Der Satiriker Wilchard von Lyon (S . 37-45) . [Behandelt eine handschriftlich gut bezeugte Invektive des 11 . Jh' s gegen den verkommenen Mönchsstand in 30 Tripertiti dactylicicaudati, woran sich zehn Verse gleicher Bauart, an Bischof Hugo von Di e gerichtet, anschliessen . Voran gehen vier Verse als Widmung de r Invektive an Hugo (von Pierrefond), Bischof von Soissons (Walther, Initia 13457, 14451 bzw. 17011) . Die Invektive selber wird von Bern-hard von Morval einem WilcBern-hardus zugewiesen . Seine Dichtung „ De contemptu mundi "könnte davon beeinflusst sein . — Mit Textdruck . ] -- Caron Ann CIOFFI . The epistolary style ofOdoof Deuil in his „ De profectione Ludovici VII in Orientern " (S . 76-81) . [Legt diesem Berich t über den 2 . Kreuzzug an Suger von St-Denis (ed . V . G. BERRY, New York 1948) durch Nachweis von Cursus als ganzem Briefcharakter bei .] — Paul Gerhard SCHMIDT. Magnificus Cisterciensium ordo . Ordenskritik in einer Jenseitsvision (S . 82-90) . [Erstedition eines kri-tisch-erbaulichen Prosa-Berichtes einer Jenseitsvision wohl der Mitt e oder der 2 . Hälfte des 12 . Jh's, aus Zisterzienserkreisen, nach Hs . Pari s

BN lat . 18201 (aus Chaalis)] — Ronald E . PEPIN . Fulgentius — the

enigmatic Furvus in John of Salisbury's „ Entheticus " (S . 119-125) . [Betrifft den neben (Martianus) Capella genanntenFurvusim „

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Entheti-CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS

14 1 cus maior " (nach der Neuausgabe durch JanVANLAARHOVEN, Leide n 1987, Vs . 197-210 (Band 1, S . 119) .]

RudolfHIESTAND . Plange, Syon et Iudea — historische Aussage un d Verfasserfrage (S . 126-142) . [Betrifft Walther, Initia 14145 . Diese s Kreuzlied bezieht sich auf Ereignisse des Jahres 1187 (Fall Akkons , Belagerung Jerusalems) und ist wohl von Erzbischof Albert von Tarsus anlässlich eines Aufenthaltes auf Sizilien gedichtet worden .] — David A . TRAILL. Notes on Dum Diane vitrea (CB 62) and A glob o

veteri (CB 67) (S . 143-151) . [Nebst Erörterungen zur Textgestalt geht es vor allem um den Nachweis von Vorstellungen, die sich in der „ Cos-mographia” des Bernardus Silvestris finden .] — J . Christopher EADE .

Astrological compression in lovecum Mercurio (CB 88/88a) (S . 152f.) . -- David TOWNSEND . The „ Versus de corona spinea " of Henry o f Avranches (S . 154-170) . [Edition seiner „ Versus . . . de corona spinea , de cruce et ferro lancee, quibus rex Lodowicus (Ludwig IX ., der Hei-lige) Franciam insignivit ", 427 Hexameter, inc . Crevit in inmensum (Walther, Initia 3441), nach Hs . Cambridge UL Dd XI . 78 . Die Schluss-partie, ein knappes Viertel, gilt dem Laster der Blasphemie . Dies und andere Gründe legen nahe, anzunehmen, dass es sich um die Versifika-tion einer Predigt handle .] — Konrad BUND . Die „ Prophetin ", ein Dichter und die Niederlassung der Bettelorden in Köln . Der Brief der Hildegard von Bingen an den Kölner Klerus und das Gedicht „ Pro-phetia sancte Hyldegardis de novis fratribus " des Magisters Heinric h von Avranches (S . 171-260) . [Nach einer eingehenden Einleitung wer-den in Paralleldruck ediert : Hildegards Brief Nr . 48 und Heinrich s Gedicht Nr . 17, eine getreue Nachdichtung hiervon, inc. Ecclesie dici t pastoribus, 466 Hexameter (Walther, Initia 5186) . Unter den Beigaben sei die Zeittafel zum Leben des Dichters (1191/92-1260) hervorgeho-ben .

Des weiteren finden sich darin Studien zur allgemeinen Charakteri-sierung des 12 . Jahrhunderts (Peter voN Moos, S . 1-10), zu der Alcuin zugeschriebenen „ Confessio fidei " im Vergleich mit der „ Confessio theologica " von Johannes von Fécamp (Vincent SERRALDA, S . 17-27) , zur Geschichtskonzeption Ottos von Freising (Nikolaus STAUBACH,

S . 46-75), zu Walter Maps „ De nugis curialium” (Robert LEVINE,

S . 91-105) und zur Dänengeschichte des Saxo Grammaticu s (Jan OBERG, S . 106-118) . Es folgt eine Reihe zumeist recht ausführli-cher Buchbesprechungen (S . 261-342) .

Hingewiesen sei auf die (S . 344 mitgeteilten) laufenden Editionsvor-haben zu Heinrich von Avranches (Gedichte), Thiofrid von Echternach („ Flores epitaphii sanctorum "), Otloh von St . Emmeram C,Liber de

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„Gesta Berengarii imperatoris " und Gottschalk von Orbais (Gedichte) . — Es folgen Berichte über den 1 . Internationalen Mittella-teinerkongress in Heidelberg (12 .-15 .9.1988), über Treffen des „ Inter-nationalen Mittellateinerkomitees " (6 .7 .1990) und der (deutschen ) „ Arbeitsgemeinschaft Lateinisches Mittelalter " (21 .4 .1989) .

Aus dem „ Deutschen Archiv für Erforschung de s Mittelalters " seien folgende Beiträge angeführt :

45 (1989, Fortsetzung von ALMA 48/49, S . 203) : Hans Eber-hard MAYER . Das syrische Erdbeben von 1170 . Ein unedierter Brief König Amalrichs von Jerusalem (S . 474-484) . [Mit Edition .] — Anna-Dorothee VON DEN BRINCKEN . Studien zur Überlieferung der Chronik Martins von Troppau . 2. Teil (S . 551-591) . [l . Teil : ebenda 41, 1985 , S . 460-531 .] . Joachim DEETERS . Ein neuer Textzeuge der „ Vita Henric i secundi imperatoris " des Adalbold von Utrecht (S . 592-595) .

46 (1990) : Rudolf SCHIEFFER. Zwei karolingische Texte über da s Königtum (S. 1-17) . [I : Fragment eines paränetischen Schreibens an einen Herrscher (Gotha, Forschungsbibl . Cod . memb . II 189, B1. 1 ` -59 . — II : ,, De disciplina principum in ecclesia " (Vat . Reg . lat . 407, Bl . 90"-92`) . Mit Edition .] Letha BÖHRINGER . Der eherechtliche Traktat im Paris . Lat . 12445, einer Arbeitshandschrift Hinkmars von Reim s (S . 18-47) . [Mit Edition.] — Lorenz WEINRICH . Zwei Brieffragmente des Rather von Verona in Chicago (S . 48-59) . [Univ . of Chicago, Dept . of Spec . Coll., MS 686, Fragm . 33. Mit Edition.] — Kurt-Vic-tor SELGE . Eine Einführung Joachims von Fiore in die Johannesapoka-lypse (S . 85-131) . [Mit Edition . ]

Hans-Eberhard MAYER. Ein unedierter Originalbrief aus dem Heiligen Land von 1164/65 und die Herren von MontfortsurRisle (S . 481 -505) . [Benachrichtigung des Erzbischofs Hugo von Rouen durch den Erzbischof Friedrich von Tyrus über eine Schenkung . Mit Edition .] — Heinz LöwE. Consensus - consessus. Ein Nachtrag zum Streit um Methodius (S . 507-515) . [Betrifft einen Brief von Papst Johann VIII . an Bischof Anno von Freising v . J . 873 .] — Anette HETTINGER . Zur Lebensgeschichte und zum Todesdatum des Constantinus Africanu s (S . 517-529). — Claudia MÄRTL . Aus dem Umkreis Bernolds von Kon-stanz (S . 531-542) . [I . : Zur Überlieferung von Libellus X (De excom-municatis vitandis, de reconciliatione lapsorum et de fontibus iuris eccle-siastici) . — II : Fragmente eines unbekannten Textzeugen des Libe r canonum contra Heinricum IVBernhards von Hildesheim . — III : Frag-ment einer antigregorianischen Schrift (mit Edition).]

Und schliesslich zu dem 1990 erschienen 24 . Band der „ Früh -mittelalterlichen Studien " :

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Col-CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS

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loquim publicum. Beratung im politischen Leben des früheren Mittelal-ters (S . 145-167) . [Im Rahmen des Forschungsprojektes „ Schriftlich-keit und adliges Selbstverständnis ", Leitung : G .A . (Weiteres hierüber : ebenda S . 457f.)] —AndreaDECKER . Imnpetrate felicia / nobis dare con-vivia . Ein Caritas-Lied im Vat . Ottobon . lat . 313 (S . 168-177 , Tafel VIII) . [Edition und Kommentierung des Gedichtesinc . Deus qu i

Moysi apparuit, in unregelmässig gebauten, grob rhythmisch geordne-ten Strophen, im 10. Jh. nachgetragen in der oben genanngeordne-ten Sakra-mentar-Hs . der Kathedrale von Paris (Bl . 104") .]

Monika KLAES . Die „ Summa " des Magister Bernardus . Zu Über-lieferung und Textgeschichte einer zentralen Ars dictandides 12 . Jahr-hunderts (S . 198-234) . [1m Rahmen des Forschungsprojektes „Die mit-telalterliche Ars dictandi als Lehre pragmatischer und literarische r Schriftlichkeit ", Leitung : Franz Josef Worstbrock . (Weiteres hierüber : ebenda S . 444f.)] —Heinz MEYER . Zum Verhältnis von Enzyklopädik und Allegorese im Mittelalter (S . 290-313) . [Im Rahmen des Forschungsprojektes „ Die Rolle der Enzyklopädie im Prozess der Aus-weitung pragmatischer Schriftlichkeit ", Leitung : Christel Meier-Stau-bach . (Weiteres hierüber : ebenda S . 447-449 .)] — Klaus SCHREINER . Marienverehrung, Lesekultur, Schriftlichkeit . Bildungs- und frömmig-keitsgeschichtliche Studien zur Auslegung und Darstellung von „ Mari ä Verkündigung” (S . 314-368, Tafeln XIII-XXII) .

Mittelalterforschung in Münster in der Nachfolge des Sonderfor-schungsbereichs 7 (S . 380-429) . [Der Sonderforschungsbereich 7 de r Deutschen Forschungsgemeinschaft, „ Bild, Bedeutung, Sachen, Wör-ten und Personen ", wurden Ende 1985 geschlossen . Im Anschluss a n einen Bericht in Band 19, 1985, S . 520-565, derselben Zeitschrift wir d hier über die reichen Erträgnisse dieser Arbeit bibliographisch Rechen-schaft abgelegt (hier allein 478 Nummern) .] — Der Münsterer Sonder-forschungsbereich 231 : „ Träger, Felder, Formen pragmatische r Schriftlichkeit im Mittelalter " . Bericht (S . 430-458) . [Dieser 1986 in s Leben getretene neue Forschungsbereich verdient gleich demjenigen, dessen Stelle er einnimmt— die Aufmerksamkeit der Lateinischen Phi-lologie des Mittelalters. Die oben genanntem Forschungsvorhaben sin d Teilprojekte hiervon . Auch der Aufsatz von Klaus SCHREINER liegt i n seinem Bereich.]

Was Fest- bzw . Gedenkschriften anlangt, so sei zunächst auf die beiden Neuerscheinungen verwiesen, denen weiter unten Einzel-besprechungen gewidmet sind.

Die an der Universität Münster tätig gewesene, nunmehr emeritiert e Altgermanistin Ruth Schmidt-Wiegand zeigt durch die Breite und Viel-seitigkeit ihrer Interessenbereiche, wie sich gerade in der

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PETER STOTZ

terforschung verschiedene Disziplinen und Ansätze fruchtbar ergänzen . Dementsprechend vielfältig ist auch der Inhalt der ihr zugeeigneten Festschrift : Sprache und Recht. Beiträge zur Kulturgeschichte de s Mittelalters . Festschrift für Ruth Schmidt-Wiegand zum 60 . Geburts-tag, hg . von Karl HAUCK [et al .] . 2 Bände. Berlin : De Gruyter, 1986 .

XI, 1019 S . Auf einige Beiträge zu diesem stattlichen Sammelwerk soll an dieser Stelle, wenn auch mit Verspätung, hingewiesen werden . (Ein Beitrag ist bereits in ALMA 48/49, S . 194f, genannt warden.)

Im Rahmen seiner Forschungen zur Onomasiologie im Begriffsfel d des freien Bauern im Lateinischen und im Alt- und Mittelfranzösische n (vgl . seine Arbeit zuhospes / höte,in : Medium aevum vivum, Festschrift für Walther BuLsT, Heidelberg 1960, S . 125-146] widmet sich Kurt BALDINGER (S. 10-42) der Herkunft vonsainteur(nebst Ableitun-gen) in der alten Sprache des Hennegau (Hainaut) . Dabei geht er au s von Belegen des 12 ./13 . Jh's aus der Champagne für (homo) sanctua-rius (u .ä .) i . S . eines Freien, der sich freiwillig der Herrschaft eine s Gotteshauses unterstellt hat. — Wolf-Dieter HEIMuntersucht in seinem

Aufsatz : Afrz . bedel / bidaux : von „ Büttel " zu „ Söldner " ? (S . 220-245) nebst dieser Wortsippe (lat. bidaldus u .ä .) verschiedene andere Bezeichnungen für (entpflichtete) Söldner und Freibeuter, lateinischer-seits : Brabantiones, coterelli, rupt(u)arii, palearii, pastorelli, malandrini, ribaldi . — Ausgehend von einer Stelle im „ Summarium Heinrici " beschäftigt sich Reiner HILDEBRANDT (S . 246-262) mit der Bedeutun g wie auch mit der Herkunft des fränkisch-lateinischen Terminus rachin-burgius . Im Mittelpunkt steht die Glossierung mit dem altdeutsche n Wort lantrehtari (Landrechter) : „einer, der Landrecht vertritt und dabei gegebenenfalls auch Richterfunktion ausübt " . --- Mechthil d SANDMANN erörtert (S . 670-692) die Anwendung der Ortsbezeichnun-gen civitas, urbs, oppidum, locus, ecclesia, coenobium und monasteriurn in den Martyrologien von Saint-Airy zu Verdun. — Grundsätzliche Überlegungen und einen Forschungsüberblick zu den volkssprachli-chen Wörtern in den germanisvolkssprachli-chen Stammesrechten, den KapituIarie n und Herrscherdiplomen steuert Rudolf SCHÜTZEICHELbei (S . 831-845) .

— Einem Einzelfall aus diesem Bereich geht Heinrich TIEFENBACH (S . 957-971) nach : Das Wortedulcus, (h)idulgus (u.ä)in der Malbergi-schen Glosse der Lex Salica deutet er als „ starke / erneute Verwun-dung ". — Joachim WOLLASCH schliesslich erörtert (S . 972-995) da s klösterliche Amt des Almosenpflegers (eleemosynarius u.ä .) im frühen und hohen Mittelalter . — Die Festschrift wird (S . 996-1016) abge-schlossen durch das Schriftenverzeichnis der Jubilarin (einschliesslic h von ihr betreuter Dissertationen) . Dieses bringt eindrücklich in Erinne-rung, wir sehr — trotz anderer forscherischer Interessenlage — auch

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CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS

145 die Lexikographie der mittelalterlichen Latinität von den Arbeiten vo n Frau Schmidt-Wiegand (und ihrer Schule) Nutzen ziehen kann .

Im folgenden sei ein grösseres Arbeitsvorhaben vorgestellt , mit welchem der Berichterstatter selber sich beschäftigt : Peter STOTZ .

Handbuch zur lateinischen Sprache des Mittelalters . Erstmals soll ein lexikologisch-grammatisches Handbuch zur mittelalterlichen Latinitä t erarbeitet werden, welches allen, die sich mit Texten dieser Zeit beschäftigen (Philologen, Historikern, Literaturwissenschaftlern, Theo -logen, Philosophen, Kunst- und Musikwissenschaftlern, Medizinhisto-rikern usf.), die Einarbeitung in deren sprachliche Gestalt ermöglicht . Auf dem Hintergrund des antiken Lateins sollen die sprachliche n Erscheinungen nach Art und Verbreitung beschrieben werden . Damit wird für die Übersetzung und Interpretation des Textgutes, aber auc h für die Edition von Werken eine zuverlässige Grundlage bereitgestellt . Nicht nur dem Forscher möchte dieses Handbuch dienen, sondern ebenso dem Studenten, dem Gymnasiallehrer und dem gebildete n Laien, der sich in irgend einem Zusammenhang mit lateinischen Texte n aus dem Mittelalter befassen will .

Wohl gibt es einige höchst willkommene behelfsmässige Einführun-gen, jedoch noch nichts, womit der Versuch unternommen würde, di e jetzt schon zu einem erdrückenden Vielerlei sich aufhäufenden Forschungsergebnisse zu einer vorläufigen Ordnung und Synthese zu brin -gen — eine Aufgabe, die in vergleichbaren Disziplinen bereits im 19 . Jahrhundert wahrgenommen worden ist. Inzwischen droht die Wissen-schaft überrollt zu werden von dem Bestreben, Thesauri herzustellen . Es zeichnet sich ab, was man Fetischismus der Vollständigkeit nenne n könnte : Vollständigkeit in jeweils einem Teilbereich, womit zugleich Abschied genommen wird von der unbequemen Forderung, immer ne u den Überblick anzustreben, und das heisst eben : auszuwählen, abzu-wägen, wegzulassen — aber auch : sich dem zu widmen, was eine m zunächst nicht besonders liegt .

Und gerade darum geht es in dem Vorhaben, mit dem der Schrei bende, als einem Forschungsprojekt des Schweizerischen National -fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, seit 1984 haup-tamtlich beschäftigt ist . Dessen Titel, ,, Handbuch zur lateinische n Sprache des Mittelalters ", verbindet den hohen — und gewiss nich t restlos einlösbaren — Anspruch, allseitig über die Existenzformen die-ser Sprache in dem genannten Zeitraum zu unterrichten, mit dem Wissen darum, dass man einstweilen nur an dieses vielgliedrige Gefüge her anführen, sich dessen nicht vollumfänglich bemächtigen kann . Haupt -ziel ist dabei, innerhalb der komplexen und weitläufigen Materie in geraffter Form das bisher Erarbeitete zu inventarisieren, die

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len Ergebnisse mit aller gebotenen Umsicht zu Linien auszuziehen un d das Ganze in übersichtlicher und im möglichst bequem lesbarer Form darzustellen .

Dabei darf sich der Bearbeiter nicht zu sehr von den bisher aufge-häuften Materialsammlungen bestimmen lassen, sondern muss dabei teilweise starke Abstriche vornehmen, soll andererseits aber eigene Rercherchen führen, in denen er sich allerdings auch wieder nicht ver-lieren darf. Es ist sinnvoll, dass dieser erste Versuch einer Bestandes-aufnahme von einem einzelnen ausgeht, der bei jedem Arbeitsgang da s vorweggenommene Bild des Ganzen vor Augen hat und auf Grund sei-ner Erfahrung laufend entscheidet, was an Einzelheiten er „ mit -nimmt ", und was er weglassen darf . Gleichmässige Sammlungen, die — etwa nach der Art von Buchhaltungen — durch Hilfskräfte erstell t würden, würden die Gesamtbearbeitungsdauer ungebührlich in di e Länge ziehen — und am Schluss müsste doch wohl sehr vieles au s Platz- und auch andern Gründen weggelassen werden .

Das ,,Handbuch zur lateinischen Sprache des Mittelalters " wir d voraussichtlich als Teil des „ Handbuches der Altertumswissenschaft " im Verlag C .H . Beck in München erscheinen . Seiner Gliederung nac h besteht es aus zwei Hauptteilen, Lexikologie und Grammatik, aufge-teilt auf vier Bände, die zusammen etwa 2000 Druckseiten umfasse n werden . In einem eigenen schmalen Bändchen sollen Bibliographie un d Register untergebracht werden .

Band 1 :

Einleitung : Ein summarisches, historisch-geographisch aufgebaute s Gesamtbild soll ein Gegengewicht abgeben gegen die streng systema-tisch organisierten folgenden Abschnitte .

Lexikologische Praxis : Wegleitung zur lexikologischen Arbeit mi t kommentierter Bibliographie der Wörterbücher . Von einigen unter ihnen werden Musterseiten ausführlich besprochen .

Zum Wortschatz ausgewählter Bereiche des mittelalterlichen Sozial -und Geisteslebens : Hilfsmittel -und Beispiele : Dies ist zum einen da s Gefäss, worin zu ausgewählten Sachbezirken Werke kommentieren d vorgestellt werden : Spezialwörterbücher, Arbeiten, die onomasiolo-gisch ausgerichtet sind oder doch in diesem Sinne genutzt werden kön-nen, u . a . m . Zweitens sollen jeweils einzelne, inhaltlich wichtige un d sprachlich erklärungsbedürftige Wörter samt deren Wortfamilien kur z besprochen werden . Darunter fallen vor allem solche, in denen ver-schiedene Probleme aufeinandertreffen . Das hier zu ihnen Gesagte wir d dann von den sprachlich-systematisch ausgerichteten Abschnitten au s immer wieder durch Verweise angepeilt. Es geht somit nicht einfach

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CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS

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um die Aufreihung repräsentativer Leitbegriffe des betreffenden Sach-gebietes .

Der Beitrag anderer Sprachen zum Wortschatz des mittelalterlichen Lateins : Den Anfang bildet ein ziemlich ausladendes Kapitel über die griechischen Lehnwörter. Besonderes Gewicht wird gelegt auf die Ent-lehnungen im Rahmen der Herausbildung einer christlichen Latinitä t in der Spätantike . Selbstverständlich sind aber auch Wörter aus dem byzantinischen Griechisch behandelt. Knapp gehalten sind die Kapitel über Wörter hebräischer, arabischer oder sonst orientalischer Her-kunft, umfangreicher wieder dasjenige, das den germanischen Sprache n

gewidmet ist. Band 2 :

Haupttypen des Bedeutungswandels : Im semasiologischen Bereich ist — dem augenblicklichen Stand der Aufarbeitung des Wortschatze s sowie den konkret gegebenen Möglichkeiten entsprechend — die ein-zelne Bedeutungsneuerung eines Wortes in den Mittelpunkt gestellt . Die Erörterung je des gesamten Anwendungsbereiches polysemer Wör-ter oder gar diejenige bestimmWör-ter Wortfelder muss speziellen UnWör-tersu- Untersu-chungen überlassen bleiben. — Auf den Versuch, sämtliche Fälle vo n Bedeutungswandel auf Grund eines einheitlichen Modells zu behan-deln, wird verzichtet . Je nach Sachlage wird die einzelne Erscheinun g einer der drei folgenden Kategorien untergeordnet (mit Querverwei-sen) :

— historisch-soziale Aspekte des Bedeutungswandels , — formale Gesichtspunkte des Bedeutungswandels , — inhaltlich umschriebene Typen des Bedeutungswandels .

Wortbildungslehre : Auf eine Behandlung grundsätzlicher Fragen fol -gen als Hauptteile : Ableitung mit Suffixen, Zusammensetzun-gen , Zusammenrückungen, Rückläufige Wortbildung, Hypostasierung un d Verwandtes . Anhangsweise wird die Verwendung griechischen Mate-rials untersucht .

Band 3 :

Lautlehre : Nach einer knappen Einleitung erfolgt eine ausführlich e Beschreibung der mannigfach sich überkreuzenden Entwicklungen i m lautlichen und im graphematischen Bereich — die sich übrigens oft nicht auseinanderhalten lassen . Ordnungsprinzip ist der jeweilige Aus-gangslaut, in der Reihenfolge : einfache Vokale, Diphthonge, Halbvo-kale, Konsonanten . Dazu treten Kapitel über Akzentwechsel, Ana-ptyxe, Prothesis, Synkope, Aphärese, Assimilation, Dissimilation , Metathese, Haplologie und Rekomposition .

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Band 4 :

Formenlehre : Unter Einbezug der bunten Praxis der Antike insge-samt werden die zahlreichen morphologischen Besonderheiten mittelal-terlicher Texte gegenüber der Schulgrammatik behandelt, zunächst fü r Nomina, Pronomina und Zahlwörter, sodann für die Verben . Bei den Nomina und den Verben werden zuerst je die Wechsel zwischen den einzelnen Flexionsklassen behandelt, sodann ungewohnte Forme n innerhalb dieser Klassen . Die verschiedenen Fälle von Genuswechsel , teils als syntaktische Erscheinungen beschreibbar, werden hier der Morphologie zugeordnet .

Ausgewählte Fragen der Syntax : Ausgehend von eigenen Beobach-tungen, hauptsächlich jedoch auf Grund der Literatur, vor allem de r Arbeiten der skandinavischen Schule, sollen die verbreitetsten Neue-rungen gegenüber der antiken Praxis behandelt werden .

Umrisse einer Stilistik : In strenger Beschränkung auf wenige Grundtendenzen, die über den Individualstil der einzelnen Schriftstelle r hinausgehen, werden einige Erscheinungen beschrieben, so Cursus ,

Reimprosa, Verfahren der Ausdruckserweiterung und -verknappung , das Übergreifen von Poetismen auf Prosa usf .

Band 5 :

Die hier gebotene Bibliographie enthält nicht nur die Werke, die be i Abfassung des Handbuches unmittelbar verwendet worden sind, sonder n eine grosse Zahl weiterer Titel . Dazu tritt ein Wort- und Sachregister .

Es ist zu erwarten, dass zu dem Zeitpunkt, in dem dieser Berich t erscheint, die Drucklegung bereits angelaufen ist .

Zürich

PeterSTOT Z

Lateinische Kultur lin VIII. Jahrhundert . Traube-Gedenkschrift, heraus -gegeben von AlbertLEHNERund WalterBERSCHIN . St . Ottilien : Eos -Verlag, 1989 . 251 S ., Abb.

Mit diesem Sammelband, bestehend aus vierzehn Aufsätzen aus ver-schiedenen mediävistischen Disziplinen, wird der Tatsache gedacht , dass vor 100 Jahren, im Sommersemester 1889, Ludwig Traube in Mün-chen erstmals Lehrveranstaltungen in Lateinischer Philologie des Mit-telalters hielt, wodurch der Einzug dieser Disziplin in den Lehrbetrie b der Universitäten eröffnet wurde. In einem Nachwort (S . 243f.) halten die Herausgeber kurz Rückschau auf Traubes Wirken.

Bonifacio BAROFFIO gibt (S . 9-23) einen Überblick über die sic h inmitten anderer Traditionen (der hispanischen, mailändischen, altrömi-schen) herausbildende gregorianische Gesangspraxis, die im 7 . Jh.

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hafte Zufuhr aus dem griechisch-ostkirchlichen Bereich erfahren hatte . Gerade ihr Ausgreifen nach dein Frankenreich und die dortige Bemü-hung um schriftliche Fixierung im B . Jh . trug zu ihrer starken Stellung bei, die sie zulasten anderer Traditionem immer mehr ausbaute und hi s heute innehat .

Mit Bonifatius Consiliarius, einem für den Zeitraum von 654 bis 70 4 (u . a . durch den ,,Liber pontificalis " und die Wilfridsvita des Eddiu s Stephanus) bezeugten päpstlichen Diplomaten, stellt Walter BERSCHIN (S . 25-40) einen Übersetzer aus der byzantinischen Zeit des Papsttum s vor . Er übertrug die Vorrede und zwölf der siebzig Wundergeschichte n von den heilkräftigen alexandrinischen Heiligen Cyrus („Abbacyrus ") und Johannes, verfasst von dem nachmaligen Patriarchen Sophroniu s von Jerusalem (634-638) . Später führte Anastasius Bibliothecarius die Arbeit zu Ende ; der Anteil der beiden ist nicht sicher abzugrenzen . Anhangsweise finden sich tabellarische Übersichten zu den Lebensdate n des Bonifatius und zu den Texten über die beiden Heiligen in lateini-scher Übersetzung sowie eine verbesserte Neuedition von Anast . Bibl . epist . 10 .

Eligius DEKKERS geht (S . 41-46) auf eine Stelle im Brief des Papste s Zacharias an den Friesenapostel Bonifatius vom 4 . November 75 1 (Epist . Bonif. 87, S . 198, 9-16 T .) ein, wo es umbenedictionesgeht,quas

faciunt Galli. Er stellt sich gegen die Sicht, wonach es sich hier um di e reich variierten bischöflichen Segenssprüche vor dem Ende der Mess e handele (siehe Corpus christianorum, Series Latina162-162°) und denk t statt dessen an die (andernorts gesicherte) Anwendung von benedictio i . S . v . eulogia `Geschenk' (vgl . etwa MLW 1, Sp . 1426, 50-69). Er bring t Beispiele für zweckgerichtetes Spenden solcher benedictionesbei, was bi s zu simonistischer Praxis führen konnte . (Doch wie auch immer : die obige Deutung dürfte aufmerksamer Lektüre der vorliegenden Text -stelle kaum standhalten) .

Reinhard DÜCHTING untersucht (S . 47-58) die ,, Versus marini " Amalars : die an Abt Petrus von Nonantula gerichtete Versepistel über die (813/814 erfolgte) gemeinsame Gesandtschaftsreise nach Konstanti-nopel (80 Hexameter, MG Poetae 1, S . 426-428) . Er befragt diesen — für uns vor allem wegen seiner Anspielungen schwierigen — Text auf Ingredienzien epischer Sprache . Für die beiden Seefahrtsschilderunge n (Hin- und Rückreise) erkennt er Sedul . carm . pasch. 3, 46-69 (zu Matth. 8, 23-26 nebst Parallelen) als das in manchen Einzelzügen befolgt e Muster . Der Verfasser stellt eine Neuedition in Aussicht ; einstweilen gibt er einen Abdruck nach der bisherigen Edition .

Mirella FERRARI bietet (S. 59-78) eine Nachlese zu den „Codice s Latini antiquiores " (CLA) aus den reichen Fragmentbeständen der

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Ambrosiana in Mailand . Sie publiziert : 1) ein Doppelblatt einer Palimpsest-Hs . (zu Wien ÖNB 954 gehörend), dessen obere Schrift ein e bisher fehlende Passage aus einem Brief des Pelagius enthält (die unter e Schrift : ein Bruchstück einer vorhieronymianischen Übersetzung de r Proverbia, Unziale 5 ./6 . Jh .) — 2) acht Fragmente einer nordfranzösi-schen Hs . aus dem Ende desB. oder dem Übergang vomB . zum 9 . Jh . , enthaltend den Paulinenkommentar des Ambrosiaster — und 3) ei n Blatt aus einem Palimpsestkodex, dessen obere Schrift in Unziale au s der 1 . Hälfte desB .Jh's und aus Verona bzw . Nordostitalien stammend , ein Bruchstück aus Gregors des Grossen „ Moralia in lob " enthäl t (untere Schrift : „ Acta s . Andreae ",Unziale, 6 ./7 . Jh .) .

Der inzwischen verstorbene Liturgiewissenschaftler Klaus GAMBER ediert und bespricht (S . 79-94) zwei Pergamentstreifen, die zu einem Doppelblatt eines in Unziale geschriebenen Sakramentars der Zeit um 700 aus Oberitalien gehören . Das eine von ihnen liegt in Wroclaw, da s andere in Stockholm . Zusammen mit einem in Stuttgart liegenden Frag-mentdes 7 .Jh's und mit einem palimpsestierten Lektionar-Sakramenta r der Zeit um 700 aus Monte Cassino lassen diese beiden Bruchstücke einen Sakramentartypus erschliessen, der im 7 . Jh. in Oberitalien, woh l in Ravenna, ausgebildet wurde, und welcher das (sonst meist erst ins B .

Jh . gesetzte) „ Gelasianum mixtum " bereits voraussetzt .

Michael HERITY beschäftigt sich in einem ausführlichen und reich bebilderten Aufsatz (S . 95-143) mit der christlichen Archäologie und Sakraltopographie des frühmittelalterlichen Irland, näherhin mit den steinernen Zeugen eines sog . turas,d . h. einer festgelegten Route für Pil-ger, welche sie zu einer ganzen Reihe von Heiligtümern führte .

Michael W . HERREN befasst sich (S . 145-159) mit der literarische n Struktur und Erzähltechnik im „ Aethicus Ister " . Die Schrift gibt sich aus als eine angebliche Epitomedes Werks eines weitgereisten

Philoso-phen, der rundum ein Prachtskerl ist, veranstaltet und kommentier t angeblich durch den Kirchenlehrer Hieronymus, der die Schrift ent-deckt haben soll : mithin eine doppelte Fälschung — die im einzelnen , auch mittels verschiedener Stilebenen, sorgfältig inszeniert ist . Im Hin-tergrund steht die antike Tradition des Philosophenromans und de s phantastischen Reiseberichtes . Eine knappe Zusammenfassung de r Lebensbeschreibung des Apollonius von Tyana durch Philostratos be i Hieronymus (Epist . 53, 1) könnte den Anstoss gegeben haben . Die Fik-tionalität des Ganzen hat für den Leser durchschaubar sein sollen . (Erwähnt sei bei dieser Gelegenheit, dass seitens der Monumenta Ger-maniae Historica eine seit langem vorbereitete Neuedition des „

Aethi-cus Ister " durch Otto PRINZ erscheinen wird) .

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CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS

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abgefasste, rund 800 Verse umfassende Gedicht Aedilvulfs über eine nicht genannte cella (ed. MG Poetae 1, S . 582-604) / A . CAMPBELL ,

Oxford 1967) und setzt es in Beziehung mit den Dichtungen, die ma n zu Ende des B . Jh's in York kannte . Hier blieb man mit Alcuin nach dessen Weggang in Verbindung, und es ist bemerkenswert, dass Ae' s Gedicht von alcuinischer Diktion geprägt ist, wie darin auch im Ganze n dessen Carmen 1 zum Mass genommen ist . Zu Aedilvulfs Lehrer n gehörte der (später erblindete) Hyglac, der zeitweilig vielleicht in Yor k selber tätig war . Aus einer Reihe von Einzelheiten ergibt sich weiter die Vermutung, dass die von Ae . beschriebenecelladas nahe bei York gele-gene, dem Kloster Lindisfarneunterstellte Crayke war . Dort sind Ober-reste ausgegraben worden, die auf das Bestehen einer Werkstätte fü r Eisenguss hindeuten, was sich mit einer Äusserung in Aedilvulfs Dich-tung trifft .

Claudio LEONAIWI wirft (S . 179-187) einen Blick auf den theologi-schen Argumentationsstil des „ Libellus sacrosyllabus " des Paulinu s von Aquileia, einer des Schriften des Adoptianismus-Streites, wie er a n der Synode von Frankfurt i . J . 794 ausgetragen wurde. Paulinus führt seinen Abwehrkampf gegen die Gedankengänge der spanische n Bischöfe nicht lediglich durch Ausbreitung von Bibelstellen, sondern i n echt theologischer Argumentation . Besonderes Gewicht legt er aufdie Verbindung der Seele mit dem Leib in der menschlichen Natur Christi , die daher als vollgültige der göttlichen Natur gegenübertritt . Im Gegen-satz zu Paulinus setztAlcuinder Argumentation der Spanier gleichmäs-sig, Punkt für Punkt, und mit beträchtlicher Schärfe, seine Meinun g entgegen .

BengtLÖFSTEDT notiert (S . 189-194) sprachliche Besonderheiten au s den Bänden 3, 4/1 und 5 des „Codice diplomatico Longobardo " (zwi-schen 1973 und 1986 erschienen) . Nebst einigen Einzelheiten zur Mor-phologie und zur Syntax geht es vor allem um lexikalische Beiträge . Vielfach liegen die hier gebuchten Wortvorkommen den bisherige n Erstbelegen (nach ARNALDI, SELLA usf.) voraus, im Falle vonpontilis Brücke ", beispielsweise, um mehrere Jahrhunderte . Zwei Neuzugänge zu dem anscheinend unerschöpflichen Fundus anaphorischer Adjektiv e

C,vorgenannt ") sind praepetitus und supratextatus. An Deminutivbil-dungen sindalpecella, carrariolaundcasaliculusbehandelt. Das griechi-sche Element ist vertreten inarchiclericus(hier doppelt), dazu in der fast belustigenden Wortschöpfung archiporcarius „Ober-Schweinehirte” . Beachtenswert ist, nebst anderm, das rückläufig aus congregare gewon-nene congregus (oder eher -um ?) .

Dag NORBERG interpretiert (S . 195-207) das frühmittelalterliche Gedicht Audite cuncti canticum almicum (Rhythm. 81,

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Schaller/Köns-152

PETER STOTZ

gen, Initia 1345), verfasst von einem Sicfredus, wahrscheinlich einem Mönch in Corbie . Quelle dieser allegorischen Auslegung des

HohenIie-des sind die ,, Moralia in Iob " Gregors HohenIie-des Grossen . Norberg gelingt es , unter anderm durch Konfrontation der entsprechenden Passagen diese s Werks, neues Licht auf manche dunkle Stelle in diesem Rhythmus z u werfen.

Däiibhí 6CR6rNINuntersucht (S . 208-216) eine aus Irland stammend e Hs . des Matthäusevangeliums (Würzburg, UB M . p . th . f. 61, 2 . Hälfte 8 . Jh.), welche teilweise glossiert ist . Dazu treten auf kleinen Pergament -stücken wohl im 9 . Jh . niedergeschriebene zusammenhängende Kom-mentarelemente . Er vergleicht eine dieser Passagen (zu Matth . 1, 18) mit den entsprechenden in andern frühmittelalterlichen Kommentaren au s Irland . Unmittelbare Quelle ist hier Ps .-Theophilus von Antiochien . Vier altirische Glossen kommen vor ; ihre Lautform bzw . Graphie ver-rät beträchtliches Alter .

Simone VIARRE geht (S . 217-241) in ihrer ausgedehnten Skizze de r Art und Weise nach, in welcher Alcuin antike Formtraditionen, Stil -muster, Bildvorstellungen usf. aufgenommen hat und sie in seine n Gedichten den jeweiligen Gegenständen bzw . Zielen dienstbar gemach t hat . Zur Sprache kommen nebst anderm sein Gedicht auf Yor k (Carm. 1), die in Versen wie auch in Prosa bearbeitete Willibrordvita , sodann manches seiner Gedichte zu Themen, die seine Gegenwart a n ihn herantrug (u. a . Carm . 9 . 23 . 32 . 37f. 58. 85, 1-5 . 118 usf.) Die Ver-fasserin beschäftigt sich mit Wortspielen und Alliterationen, auch such t sie ein Bestreben zur Bildung von ,, harmonischen " Textgruppen z u erkennen . Auch wer im einzelnen nicht wenige Vorbehalte anzubringe n hätte, empfängt zahlreiche Anregungen . Einige Berichtigungen (vo n Kleinigkeiten abgesehen) : S. 224, 7 . Textzeile von unten : .. .parui, p . s. , praeceptis . . . ; S . 229, Anm . 57 : deus] decus ; volet] volat ; S . 237 , Anm. 87, 2 . zitierte Strophe : comitate] -ta ;prusum] purum ; S . 239 , Z . 19 : . .. nobili, qui numerus . . .

Auf dem Buchumschlag und als Frontispiz ziert den Band die Wie-dergabe der imago Leonis, das Markusbild in dem Evangeliar Willi-brords aus Echternach ;dazu gibt WilhelmNYSSENgeistesgeschichtliche Hinweise (S . 7f.) .

Arbor amoena comis . 25Jahre Mittellateinisches Seminar in Bonn, 1965-1990 . Herausgegeben von EwaldKÖNSGEN.Mit einer Einleitung von

Dieter SCHALLER. Stuttgart : Steiner, 1990. 328 S ., Abb .

Das von Dieter Schaller gegründete und geleitete Mittellateinisch e Seminar der Universität Bonn ist vor kurzem ein Vierteljahrhundert alt

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CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS

15 3

geworden . Zu diesem Anlass haben Forscher unterschiedlicher Richtun-gen, die durch dieses Seminar hindurchgegangen sind oder ihm noc h angehören, Beiträge aus ihren Arbeitsbereichen zu einer Festschrift ver-einigt . Die Erträgnisse haben sie, ein Wort des Venantius Fortunatu s (Carm . 3, 9, 24) aufgreifend, mit der Vorstellung eines dichtbelaubten , früchtetragenden Baumes versinnbildlicht, den eine Abbildung aus eine r „ Tacuinum sanitatis "-Hs . als Frontispiz vor Augen stellt . — Eingang s (S . 9-13) schildert der Leiter Gründung und Geschichte des Seminars .

Hans Dieter BORK behandelt (S . 15-22) die bisher beigebrachte n

negativen Begründungen für das Aussterben der lateinischen Futurfor-men im Übergang zum Romanischen und ihren Ersatz durch Infiniti v und Formen der Fortsetzungen vonhabere .Die angeführten Gründe — Verschiedenheiten zwischen bzw . in den einzelnen Paradigmen, neu ent-standene Homophonie mit Praesens- bzw . Perfekt-, angeblich soga r Imperfektformen — dürften dabei nicht ausschlaggebend gewesen sein . — In seiner Studie zur Rezeption der antiken Fabeldichtung im Mittel -alter (S . 23-33) geht JochemKüPPERSdavon aus, dass der in der

Neu-zeit so geschätzte Phaedrus vordem kaum zur Wirkung gekommen war, dies höchstens mittelbar, durch die spätantiken Paraphrasen des „Romulus " . Dagegen waren die 42 distichischen Fabeln des Avianus ,

die stofflich weitgehend auf den griechischen Fabeldichtungen de s Babrios beruhen, in der mittelalterlichen Schullektüre sehr beliebt .

Gegenüber der scharf geschnittenen, auf einen eng umgrenzten Gedan-ken hinauslaufenden Fabel des Phaedrus bevorzugte das Mittelalter Fassungen mit weicheren Konturen und allgemeiner verwendbare n Aussagen . Dies wird anhand von Beispielen aufgewiesen.

Erich WOLGARTEN behandelt (S . 41-52) eine Gruppe von

Fragmen-ten einer dreispaltig angelegFragmen-ten Hs . der Gedichte und Briefe des Venan-tius Fortunatus des späten 9 . Jh's in der Stiftsbibliothek St . Gallen (Cod . 1399a 7) . Er erörtert Herkunft, Form und Erhaltungszustand , weist ihre Zusammengehörigkeit nach, gibt Umfang und Reihenfolg e der erhaltenen Textstücke an und ordnet diese in das von FriedrichLEO

ermittelte Stemma ein . Eines der Fragmente enthält als Nachtrag di e Niederschrift eines (so wohl unvollständigen) Hymnus auf den heilige n Quintinus in drei rhythmisch geregelten sapphischen Strophen, inc .

Militern Christi pariter canemus (Schaller/Könsgen, Initia9634) . Diese r Text wird hier neu ediert . — Thomas A .-P . KLEINsetzt (S . 53-59) die

textkritische Diskussion fort, die sich an die von Bernhard BIscHOF F veranstaltete Edition von vier merowingerzeitlichen Grabgedichte n („ Sylloge Elnonesis " [vgl . ALMA 46/47, S . 151 . 153f., Nr.XVII]ange -schlossen hat. An einigen Stellen vermag er die konservatorische Hal-tung des Herausgebers gegen seitherige normativ ausgerichtete

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Besse-154

PETER STOTZ

rungsvorschläge durch Belegmaterial in Schutz zu nehmen . Dazu weis t er auf die Übernahme einzelner Wortfügungen aus älteren Dichtungen hin .

Dieter SCHALLER befasst sich (S . 61-74) mit Angilberts Carmen 1 (Schaller/Könsgen, Initia 7582), gedichtet aus Anlass der Begegnung mit dem (im Herbst 796) von seinem Avarensieg heimkehrenden Pippi n (Sohn Karls des Grossen) in Langres . Neben der Gesamtinterpretatio n wird ein eingehender Detailkommentar sowie eine Neuedition geboten , die an zehn Stellen von der Textgestaltung in MG Poetae 1, S . 358-360 , abrückt. — Helga HEMGESBERG vergleicht (S . 75-80) den bei Einhar d überlieferten Text von Karls des Grossen Grabtitulus in Aachen mi t dem auf dem Stein erhaltenen eines Abtes von St. Martin in Ligugé . Beide beginnen mit : Sub hoc conditorio situm est corpus . . . Vermutlic h war Karls Titulus die Vorlage für den des Abtes . — Rudolph SCHIEFFER behandelt (S . 81-89) mit detaillierten Einzelnachweisen die Heranziehung paganer und christlicher Dichter in den erhaltenen Werken Hink -mars von Reims . Die ersteren zitiert dieser grossenteils nur mittelbar und regelmässig anonym, und zwar vorwiegend mit Stellen sententiöse n Charakters . Die christlichen Autoren zieht er nicht nur ausgiebige r heran, sondern auch auf Grund eigener Lektüre . — Ewald KÖNSGEN gibt eine Neuedition der fragmentarischen Sequenz inc . Carmen lire

resonemus auf den heiligen Dionysius, eine der wenigen Sequenzen mit doppeltem Kursus (Schaller/Könsgen, Initia 1947) . Neben zwei Bene-ventaner liturgische Hss . (Ende 11 ./Anfang 12 . Jh .) tritt die Überliefer-rung des Anfangs als Federprobe des 10 . Jh's in einer Hs . aus Fleury und eine vollständige Niederschrift aus dem Anfang des 10 . Jh's in einer Grammatikerhs . aus der Gegend von Reims . Der — an manchen Stelle n nicht leicht zu gewinnende — Text zeigt Anklänge an die Dionysiusvit a Hilduins von St-Denis und die Sequenz inc . Sanete Paule,pastor bon e (Frankreich, 9 . Jh .) . — Im Zuge der Vorbereitung einer Neuedition de r „Gesta Berengarii " (bisher : MG Poetae 4, S . 354-401) prüft MathiasLAWO (S . 101-111)die 24 Übereinstimmungen, die Karl STREtc-KERzwischen dieser Dichtung und dem weit berühmteren, seiner Datie-rung nach umstrittenen „ Waltharius " namhaft gemacht hatte : Nur gerade in einem Falle scheint sich die Tatsache einer Übernahme — i n welcher der beiden Richtungen es auch sei — zu erhärten .

BerndSCHÜTTE —von dem nächsthin eine Monographie über Lebe n

und Briefe des Abtes Walo von St . Arnulfin Metz (mit Editionsteil) zu

erwarten ist — handelt hier (S . 143-150) im Anschluss an eine Stelle im 8. Brief Walos von verschiedenen (insgesamt nich sehr bestimmten) zeit-genössichen Aussagen über den Lebenswandel Heinrichs IV . — RudolfPÖRTNERunternimmt (S . 151-154) die Erstedition eines

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paräneti-CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS

15 5 sehen Gedichtes aus vier Hss ., deren älteste (LeidenBPL 130) spätesten s aus der Zeit um 1100 stammt . Der Text besteht aus jeweils im Innern zweisilbig gereimten Langzeilen, zunächst 79 Zeilen der Form 8 p + 8 p (ob nach Augustins „ Psalmus contra partem Donati " ?), dann 21 Zei-len der Form 8 pp + 8 pp, inc. Ad consultum Veritatis(Walther, Initia 325) [Zu der Dissertation des Verfassers siehe oben die Sammelbespre-chung unter Editionen .] — Danuta SHANZERnimmt (S . 163-172)

Stel-lung gegen den Vorschlag von Françoise HUDRY (Archives d'histoire doctrinale et littéraire du moyen âge 55, 1988, S . 169-185), densodomita

profanus, gegen welchen Alanus ab Insulis sein Werk „ De planctu nature " richtete, zu identifizieren mit Roger von Pont l'Évêque, 1154-81 Erzbischof von York. Sie unterzieht den ebendort nach einer Hs . des 14. Jh's edierten Prolog zu diesem Werk einer näheren Untersuchun g und kommt zu dem Schluss, dass er nicht von Alanus ab Insulis selbe r stamme . Doch ist er dadurch, dass darin die Verbindung zur „ Cosmo-graphia " des Bernardus Silvestris hergestellt ist, ein bemerkenswerte s rezeptionsgeschichtliches Zeugnis . — Unter dem Titel „ Sodomiten-schelte " ediert Rolf (= Rudolf Wilhelm) LENZEN (S . 189-192) ein

an-onym überliefertes Gedicht von 43 grossenteils zweisilbig gereimte n Hexametern aus clm 17212 (Schäftlarn, 13 . Jh .), inc . Nos uxorati sumus ad ludibrianati : eine Verteidigung der Ehe und der Fortpflanzung und Geisselung der Homosexualität . Wegen Ähnlichkeiten mit zwei Dich-tungen Serlos von Bayeux vermutet er in ihm den Verfasser auch dieses Textes . [Die Studie schliesst an die Bonner Dissertation von R . W. L . v . J . 1973 an : Überlieferungsgeschichtliche und Verfasseruntersuchun-gen zur lateinischen Liebesdichtung Frankreichs im Hochmittelalter . ]

Alfred SCHMITTbehandelt (S . 193-197) ein misogynes Motiv, das de s

gerittenen Aristoteles ", ausgehend von einer Passage in den „ Lamen-tationen Matheoluli " des Matheus von Boulogne, einem über 500 0 Hexameter umfassenden Klageepos, entstanden um 1291 in Nordfrank -reich . [Der Verfasser legte 1974 eine Edition der ersten beiden Büche r als Bonner Dissertation vor .] — Markus WESCHE ediert (S. 219-240 )

nach der Hs. Basel UB D . IV . 4 das Gedicht „ Betel” Eberhards von Heisterbach : eine Geschichte des irdischen Jerusalem mit tropologi-schen und typologitropologi-schen Ausdeutungen, inc . Exi,parve liber (Walther , Initia 6066, wo noch eine Breslauer Hs . erwähnt wird) . Die Dichtung besteht aus 502 zweisilbig leoninisch gereimten Hexametern, geglieder t in 109 kurze Abschnitte mit je einer Prosaüberschrift . In den histori-schen Partien folgt der Dichter den geschichtlichen Büchern des Alte n Testamentes sowie Josephus und Petrus Comestor, in den exegetische n Beda und Hraban. — Christian RONEMÖRDER, der einen Kommentar

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