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Allein schon aus Platzrticksichten muss es in dem nachfolgende n Bericht mit einer Auswahl und mit knappen Bemerkungen sein Bewen-den haben . Die Titel des anschliessenBewen-den Besprechungsteils werde n darin übergangen .
Den Löwenanteil nehmen Editionen ein . Für die im Rahme n der Monumenta Germaniae historica erschienenen Aus-gaben wird allgemein auf die Berichte verwiesen, mit denen die Bänd e des Deutschen Archivs für Erforschung des Mittelalters eröffnet wer -den . (Zu deren sonstigem Inhalt, soweit einschlägig, unten mehr . ) Herausgegriffen seien : Gunther der Dichter . Ligurinus. Herausgegeben von Erwin ASSMANN . (M' G' H' : Scriptores rerum Germanicarum in
usum scholarum separatim editi 63) . Hannover : Hahn, 1987 . VI , 648 S . Dies ist eine gepflegte, von einer ausgiebigen Einleitung beglei-tete Neuedition des (bald nach 1180 begonnenen, etwa Ende 1187 / anfangs 1188 fertig gewordenen) 10 Bücher umfassenden Epos au f Friedrich I . Als Name des Verfassers steht Gunther fest ; dass dies Gunther von Pairis sei, ist eher unwahrscheinlich . Beigegeben ist das Fragment des " Solimarius ", eines 1145/46 verfassten Epos über de n 1 . Kreuzzug . — Sigebert von Gembloux . Liber decennalis . Herausgege-ben von Joachim WIESENBACH . (überarbeitete Diss . phil . Frankfurt /
Main 1979) . (M' G' H' : Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters 12) . Weimar : Böhlau, 1986 . 335 S. Diese hier erstmals edierte, vor -dem verloren geglaubte komputistische Schrift Sigeberts aus -dem Jahr e 1092 hat zum Ziel, das Jahr der Kreuzigung Christi, die Inkarnations-ära und die WeltInkarnations-ära neu zu berechnen . Der Textedition ist eine seh r ausführliche Einleitung vorangestellt . — Otloh von St . Emmeram . Liber visionum . Herausgegeben von Paul Gerhard SCHMIDT . (Ebend a
Band 13) . Weimar : Böhlau, 1989, 124 S . Dies ist eines der Hauptwerke Otlohs von St . Emmeram in Regensburg (vor 1010 bis wohl nach 1067), eines namentlich auch als Kalligraph hervorgetretenen Mön-ches, dessen Schriften, von zahlreichen Ausserungen über sich selbst durchwirkt, von starker psychologischer Aussagekraft sind . Entspre-chend dem in den letzten Jahren angewachsenen Interesse an mittelal-terlicher Visionsliteratur — es sei an die vielen sonstigen Arbeiten de s Herausgebers auf diesem Gebiet erinnert — wird hier die erste kritische Edition des " Liber visionum " vorgelegt . — Von der letztmals bespro-chenen Ausgabe der Briefe des Petrus Darniani ist mittlerweile erschie-nen : Teil 2, Nr . 41-90, München : M' G' H', 1988 . XXXV, 579 S .
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Innerhalb einer reich illustrierten, für weitere Kreise bestimmten Publikation legt Franz BRUNFÖLZL eine lateinisch-deutsche Fassun g der Vita des heiligen Korbinian (Arbeo und überarbeitete Versio n des 9 ./10 . Jh's) auf neubearbeiteter Textgrundlage vor : Hubert GLA-SER / F ' B ' / SIGMUND BENKER . Vita Corbiniani . Bischof Arbeo vo n Freising und die Lebensgeschichte des hl . Korbinian . . . (= 30 . Sam-melblatt des Historischen Vereins Freising) . München : Schnell und Steiner, 1983 . 223 S ., 33 Abb ., hier : S . 77-159 .
Die Einsiedler Hs . 326 (9 . Jh .) enthält die früheste Sammlung römi-scher Inschriften (von denen heute viele verloren sind), ein Itinerar fü r Pilger durch Rom nebst einer Beschreibung der Stadtmauer, nieder -geschrieben im Kloster Fulda und allenfaIIs auf einen Fuldaer Mönc h zurückgehend, der Karl den Grossen auf dessen Romzug begleite t hatte . Die folgende Monographie bietet eine allseitige, zuverlässige Dokumentation : Die Einsiedler Inschriftensammlung und der Pilger -führer durch Rom (Codex Einsidlensis 326) . Facsimile, Umschrift, Ubersetzung und Kommentar, herausgegeben von Gerold WALSER . (Historia . . . : Einzelschriften 53) . Stuttgart : Steiner, 1987 . 230 S ., mi t Abb ., 8 separate Tafeln .
Innerhalb einer ansprechend bebilderten Monographie wird die erst e moderne Ausgabe (nebst deutscher Ubersetzung) der aus der Zeit u m 895 stammenden Vita des heiligen Magnus von Füssen im Allgäu (Bibliotheca hagiographica Latina Nr . 5162) geboten, begleitet von eine r eingehenden Untersuchung : Dorothea WALZ . Auf den Spuren der Meis-ter . Die Vita des heiligen Magnus von Füssen . (überarbeitete Diss . phil . Heidelberg 1984/85) . Sigmaringen : Thorbecke, 1989 . 224 S ., 7 Abb .
Zu nennen ist folgende Erstedition eines kurzen, auf Boethius, Mar-tianus Capella und Macrobius beruhenden Musiktraktats : Michael BERNHARD . Anonymi saeculi decimi vel undecimi tractatus de music a "Dulceingenium musicae" . (Bayerische Akademie der Wissenschaften : Veröffentlichungen der Musikhistorischen Kommission 6) . München : Beck, 1987 . VI, 54 S .
An entlegener Stelle ist erschienen : Norbert EICKERMANN . Zu den Carmina figurata Uffings von Werden . (Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 101, 1987, S . 2-13, mit 2 Abb .) . Er gibt di e Gedichte Schaller / Könsgen, Initia Nrn . 642 und 16054 in einer gegen -über MG Poetae 5, S . 629-631, verbesserten Neuedition mit Uberset-zung . Beiläufig druckt er erstmals einen Hymnus Uffings auf die heilig e Ida in 4 (rhythmisch geregelten) sapphischen Strophen, inc . Alma beat e dies instat Ide.
Claudio LEONARDI hat erneut zwei Hymnen des umbrisch-römische n Hymnars (früher in San Severino, Neapel, lokalisiert) neu
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gegeben (in den Festschriften Bischoff und Munari, s . unten) . Ebenfalls hierher gehört : Michele Camillo FERRARI . Pangite celi, reboenzus odas . Ein sapphischer Hymnus, sein Verfasser und seine Bearbeitungen zwi-schen Weissenburg, Rätien und Umbrien . (Zeitschrift für schweizeri-sche Kirchengeschichte 83, 1989, S . 155-176) . Der Aufsatz enthält di e Neuedition einer Umarbeitung dieses karolingischen Sergius- und Bac-chus-Hymnus auf Placidus und Sigisbert (Patrone des schweizerische n Klosters Disentis), die den Weg in das genannte Hymnar gefunden hat . Die Fortsetzungen der St . Galler Klosterchronik Ratperts un d Ekkeharts IV . sind, je begleitet von einer deutschen Ubersetzung, al s Dissertationen bei Hans F . Haefele in Zürich neu ediert worden . Vo n drei anonymen Verfassern ist sie von 975 bis 1204 herabgeführt wor-den . Dazu : Casuum Sancti Galli continuatio anonynaa . Textedition und Ubersetzung von Heidi LEUPPI . Zürich : Selbstverlag der Bearbeiterin (Waserstr . 20, CH-8032 Zürich), 1987 . 207 S . Daran schliesst sich da s letzte lateinisch geschriebene Stück . Dazu : Charlotte GscHwIND-GISI-GER . Conradus de Fabaria . Casuum sancti Galli continuatio . Die Geschicke des Klosters St. Gallen, 1204-1234 . Zürich : Chronos Verlag,
1989 . XIX, 107 S .
In dem von Kassius HALLINGER geleiteten, breit angelegten Unter-nehmen zur Ausgabe klösterlicher Brauchtexte des Mittelalters sind in der Berichtszeit erschienen : Corpus consuetudinum monasticarum . . . Torni 12 pars prima / altera : Consuetudines Fructuarienses-Sanblasia-nae . Ediderunt Luchesius G . SPATLING et Petrus DINTER . Siegburg : Schmitt, 1985, 1987 . Dies ist ein Textkonglomerat, welches die klöster-liche Praxis in Fruttuaria (bei Volpiano, nördlich von Turin) zuhande n anderer, danach zu reformierender Klöster, wiedergibt . Diese geh t ihrerseits auf die Gebräuche von Cluny und Dijon zurück ; hinter ihre r Bearbeitung und Niederschrift steht Wilhelm von Dijon (gestorbe n 1031) . Diese Consuetudines haben ihrerseits weit herum in Italien un d Frankreich ihre Wirkung gezeitigt, später auch in Süddeutschland, i n Österreich und anderswo . — Tomi 11 pars prima : Caeremoniae regu-laris observantiae sanctissimi patris nostri Benedicti . . ., secundum quo d in . . . specu et monasterio Sublacensi practicantur . / Pars altera : Bre-viarium caeremoniarum monasterii Mellicensis . Edidit Joachim F . AN-DERER . Ebenda 1985, 1987 . Hier geht es einerseits um das Brauchbuc h von Subiaco, welches in etwa 60 Hss . überliefert ist und die Bräuche
von Melk, Trier, Kastl und Bursfelde massgeblich beeinflusst hat . Die Consuetudo von Melk zeigt eine der abgeleiteten Ausformungen de s Subiaco-Textes .
Mit einem Werk des Petrus Venerabilis (s . auch Besprechungsteil) beschäftigt sich Udo WAWRZYNIAK : Philologische Untersuchungen
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zum "Rithmus in laude salvatoris" des P' V' . Edition und Kommentar . (Lateinische Sprache und Literatur des Mittelalters 22) . Frankfurt am Main : Lang, 1985 . 194 S . In dieser bei Fritz Wagner geschriebene n Berliner Dissertation wird die Dichtung Apatre mittiturneu ediert un d sehr eingehend besprochen . Beigegeben sind textkritische und sonstige Angaben zu den andern Gedichten des Petrus . Dazu tritt die Erstedi-tion des vordem verloren geglaubten Responsoriums (mit Versus) : Christe, Dei splendor, qui splendida cuncta creasti.
Nur kurz sei auf die — noch nicht vollendete Ruodlieb-Ausgab e hingewiesen, die mit einer bereits 1974 erschienenen Faksimile-Editio n verbunden ist : Ruodlieb . Faksimile-Ausgabe des Codex Latinu s Monacensis 19486 der Bayerischen Staatsbibliothek München und de r Fragmente von St . Florian. (Band 1, 1 . Teil : Einleitung, von Wal -ter HAUG, 2 . Teil : Tafeln . Wiesbaden : Reichert, 1974 . 152 S .) . Band 2 , 1 . Teil : Kritischer Text, von Benedikt Konrad VOLLMANN . Ebenda , 1985 . 181 S .
Eine der Fassungen des Pseudo-Turpin, nämlich die Aachene r Gruppe (auf eine 1155/65 angefertigte Abschrift zurückgehend), wir d erstmals ediert und durch eine mitlaufende Ubersetzung sowie eine n knappen Kommentar erschlossen in : Die Chronik von Karl dem Gros-sen und Roland. Der lateinische Pseudo-Turpin in den Handschrifte n aus Aachen und Andernach, ediert, kommentiert und übersetzt vo n Hans-WilhelmKLEIN .(Beiträge zur romanischen Philologie des Mittel -alters . . . 13) . München : Fink, 1986 . 193 S .
Dein vielgliedrigen Komplex der Alexandersage gehört der "Libe r Alexandri Magni" an, der sich in einer aus Tegernsee stammende n Sammelhandschrift aus der 2 . Hälfte des 12 . Jh's findet . Er wird auf dein Hintergrund der Alexander-Tradition insgesamt gründlich bespro-chen und ediert in : Liber Alexandri Magni. Die Alexandergeschichte der Handschrift Paris, Bibliothèque Nationale, n . a . 1 . 310 . Untersu-chungen und Textausgabe von Rüdiger SCHNELL . (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 96) . München : Artemis, 1989 . X, 236 S ., 1 Tafel .
In der "Bibliothek des Mittelalters", einer auf 24 Bände veran-schlagten Reihe von Texten mit Übersetzungen für die Hand nicht nu r des Liebhabers, ist eine zweisprachige Ausgabe der "Carmina Burana " erschienen, die dank intensiver Neubearbeitung der Texte, durch eine n Kommentar sowie sonstige Beigaben zu einem wissenschaftliche n Arbeitsinstrument geworden ist . Die Ubersetzungen wollen dem Ver-ständnis der lateinischen Dichtungen dienen, wollen nicht selber Dich-tung sein : Cannina Burana . Texte und Ubersetzungen . Mit den Minia-turen aus der Handschrift und einem Aufsatz von Peter und Dorothee
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19 3 DIEMER . Herausgegeben von Benedikt Konrad VOLLMANN . (Bibliothek des Mittelalters . . . 13 / Bibliothek deutscher Klassiker 16) . Frankfur t am Main : Deutscher Klassiker Verlag, 1987 . 1415 S ., 10 Abb .
Udo KINDERMANN ediert aus zwei Handschriften eine Dichtung Ab t Gregors von Montesacro auf dem Monte Gargano (1189/1192 bis [vor] 1249) : Zwischen Epos und Drama : Ein unbekannter Streit der Töch-ter Gottes . Erstedition eines lateinischen Gedichts aus dem 13 . Jahr-hundert . Erlangen : Palm und Enke, 1987 . 113 S . Es ist dies eine frühe dichterische Behandlung des sogenannten Tugendstreites (Veritas / lustitia gegen Misericordia/ Pax), unter den Titel " Cur Deus homo "
gestellt . Jeder Sprecherrolle ist ein ganz bestimmtes (rhythmisches ) Versmass zugeteilt . Uber den bisher wenig bekannten Auto r (Hauptwerk : "De hominum deificatione", etwa 13000 Hexameter) ha t der Bearbeiter ferner eine Monographie veröffentlicht : U' K' . Der Dichter vorn Heiligen Berge . Eine Einführung in das Werk des mittel -lateinischen Autors Gregor von Montesacro mit Ersteditionem un d Untersuchungen . (MontesacroForschungen . . . I) . Nürnberg : Germani -sches Nationalmuseum / Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1989 . X, 226 S ., 1 Abb . — Vgl . ausserdem KINDERMANNS Bei -trag in der Festschrift Klopsch (weiter unten) .
In der Berichtszeit sind von der in Köln erarbeiteten Gesamt-ausgabe der Werke des Albertus Magnus mehrere Bände erschienen : Alberti Magni . . . Physica : Pars I, Libri 1-4. Edidit Paulus HOSSFELD / Super ethica commentum et quaestiones, libros 6-10 primum edidi t Wilhelmus KÜBEL / Super Matthaeum capitula 1-14 / 15-28 ad fide m autographi edidit Bernhardus SCHMIDT . (A'i M'i Opera omnia 4, I / 14, II / 21, I . II ; Num . curr . 16-19) . Monasterii Westfalorum : Aschen-dorff, 1987 .
Ein Priester namens Petrus, der in der 2 . Hälfte des 13 . Jh's lebte, vielleicht ein französischer Franziskaner, schrieb zwei zeitkritisch e Gedichte in rhythmischen Strophen : "Visio Petri de statu mundi" und "Altercatio de vera nobilitate", die aus der einzigen Hs . (Le Mans 164) , begleitet von einem gedrängten Kommentar, erstmals herausgegeben werden in : Petri Presbyteri Carmina .Text und Kommentar . Herausge-geben von Monika RENER . (Mittellateinische Studien und Texte 13) . Leiden : Brill, 1988 . XIII, 168 S . — Nachgetragen sei hier der Hinwei s auf eine schon etwas früher erschienene Ausgabe der gleichen Bearbei-terin : Raymundi de Rocosello Certamen anime . Primum recensuit M' R' . (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubne-riana) . Stutgardiae : Teubner, 1980 . XVIII, 176 S . Raymond de Roco-zels, 1263-1280 Bischof von Lodève (Languedoc), schrieb eine
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sehe Lehrdichtung in 4205 gereimten Hexametern unterschiedliche r Typen, die als ganze hier erstmals ediert worden ist .
Die Vita der ekstatischen Begine Christina von Stommeln, verfass t von dem schwedischen Dominikaner Petrus de Dacia (1230/40-1289 ) — eigentlich ist eher von einer Materialsammlung zu sprechen — wurde 1896 herausgegeben und ist seit langem vergriffen . (Dami t gehört zusammen die von Monika ASZTALOS herausgegebene Schrift
"De gratia naturam ditante", s . in dieser Zeitschrift 43, 1981/82, S . 166 -176) . Nunmehr ist die Vita, versehen mit einem neuen Vorwort un d Literaturhinweisen von Alf ÖNNERFORS, in einem Nachdruck wieder
-aufgelegt worden : Petrus de Dacia. Vita Christinae Stumbelensis, ed . Johannes PAULSON . Nachdruck der Ausgabe Göteborg 1896 .
(Lateini-sche Sprache und Literatur des Mittelalters 20) . Frankfurt am Main : Lang, 1985. V, 257 S .
Geleitet von dem Interesse, der Wirkungs- und tJberlieferungsge-schichte antiken Wissens- und Lehrgutes vor allem im Bereich de r Moralphilosophie nachzugehen, befasst sich Erwin RAUNER mit de m
"Tripartitus moralium" des Dominikaners Konrad von Halberstadt de s Jüngeren (vollendet 1342/44) : E' R' . K's von H' O . P . "Tripartitu s moralium" . Studien zum Nachleben antiker Literatur im späteren Mit-telalter . (Diss . phil . München 1986/87) . 2 Bde . (Europäische Hoch-schulschriften, Reihe I : Deutsche Sprache und Literatur 1112) . Frank-furt am Main : Lang, 1989 . Im 2 . Band (Textanhang) werden ausge-wählte Abschnitte ediert, u . a . die Exzerpte aus Ciceros "De officiis" . Nebst Auszügen aus andern Schriften Konrads werden auch solche au s dem "Alphabetum narrationum" Arnolds von Lüttich und aus de r "Summa recreacionum" gebo ten .
Wilhelmus Iordani, Augustinerchorherr in Groenendaal (14 . Jh .) , schrieb nebst anderem ein der Tugend- und Lasterdichtung angehören-des Streitgedicht, bestehend aus 382 Vagantenstrophen, inc . Omnibu s cultoribus christianitatis . Davon ist hier folgende Edition anzuzeige n Willem Jordaens . Conflictus virtutuni et viciorwn . Mit Einleitung und Kommentar herausgegeben von Alf ÖNNERFORS . (Abhandlungen de r
Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften 74) . Opladen : Westdeutscher Verlag, 1986 . 247 S ., 1 Tafel . [Etwa gleichzeitig erschien die eigentliche, wenn auch qualitativ weniger hoch stehende Erstedi-tion : Wilhelm Jordaen's "Avellana" . A fourteenth-century virtue-vice debate . Ed . Lawrence J . JOHNSON . (Speculum anniversary mono
-graphs 9) . Cambridge, Mass . 1985, beruhend auf einer Dissertation au s dem Jahre 1972 . ]
Aus einer Erfurter Hs . ediert Paul Gerhard SCHMIDT erstmals einen
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Cayn cuin Christo . Ein Streitgespräch über die Ewigkeit der Höllenstra-fen im Kontext des Descensus ad inferos. In : Sprache und Recht . . . , Festschrift für Ruth Schmidt-Wiegand . . ., Berlin 1986, S . 722-741 .
Auf der Grundlage der medizinischen Bücher in der "Naturali s historia" des Plinius wurde im 4 . Jh . eine "Medicina Plinii "kompiliert . Davon leitet sich die "Physica Plinii Florentino-Pragensis" ab (fälschli-cherweise auch als "Plinius Valerianus" bezeichnet) : eine spätmittelal-terliche Bearbeitung, die erstmals von Thomas Pighinucci (Rom 1509 ) herausgegeben wurde . Aus der Schule von Alf Önnerfors in Köl n stammen folgende Neueditionen : Physicae quae fertur Plinii Floren-tino-Pragensis librum primum edidit, praefatus est, annotationibu s instruxit Joachim WINKLER . / Walter WACHTMEISTER . Physicae Plinii quae fertur F'-P' liber secundus. / Günter SCHMITZ . Physicae quae fer-tur Plinii F'-P' liber tertius . (Lateinische Sprache und Literafer-tur des Mittelalters 17 . 21 . 24) . Frankfurt am Main : Lang, 1984/1985/1988 . 371 S ., 3 Abb . / 361 S ., 4 Abb . / LI, 319 S .- Dem gleichen Textkom-plex, wenn auch einer viel früheren Zeit, gehört zu : die Reihe vo n 44 Beschwörungsformeln für Arzte aus dem 6 ./7 . Jh ., mit vulgärlateini-schen Zügen, in der St . Galler Hs . 751, 9 . Jh., ediert von : Alf ÖNNER -FORS . Iatromagische Beschwörungen in der "Physica Plinii Sangallen-sis" (Eranos 83, 1985, S . 235-252) .
Zum Schluss sei die Bearbeitung eines Werkes angeführt, das noc h knapp dem Mittelalter beigerechnet werden mag, nämlich : einer 1462 in Leipzig gehaltenen Vorlesung über Verslehre : Die Metrikvorlesung des Frühhumanisten Peter Luder. Herausgegeben mit Einleitung un d Kommentar von Eske BOCKELMANN . (überarbeitete Diss . phil . Mün-chen 1983/84) . (Gratia, Bamberger Schriften zur Renaissancefor-schung 14) . Bamberg : Kaiser, 1984 . 178 S .
An Monographien sollen wenigstens zwei Titel genannt wer-den : Walter BERSCHIN . Biographie und Epochenstil im lateinische n Mittelalter . [Bisher erschienen :] I . Von der Passio Perpetuae zu de n Dialogi Gregors des Grossen . — II : Merowingische Biographie . Ita-lien, Spanien und die Inseln im frühen Mittelalter . (Quellen und Unter-suchungen zur Lateinischen Philologie des Mittelalters B . 9 .) . Stutt-gart : Hiersemann, 1986 . 1988 . Zwar ist der Verfasser vor allem vo n literarisch-gattungsgeschichtlichen Interessen geleitet, doch wir d Sprachlich-Stilistisches nicht nur grossräumig allgemein, sondern j e und je auch im konkreten Einzelnen mitbedacht . Dem Abschlussband des Werkes wird dannzumal ein sprachlicher Index beigegeben .
Karl LANGOSCH . Mittellatein und Europa . Führung in die Hauptli-teratur des Mittelalters . Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesell-schaft, 1990 . XIV, 305 S . Der Autor, emeritierter Professor für
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teinische Philologie an der Universität Köln, wagt den Versuch eines summarischen Aufrisses der lateinischen Literatur des Mittelalters mi t Einbezug der volkssprachlichen Literaturen. Bei etwa 1200 wird abge-brochen . So informativ die Arbeit ist, so hat das Streben nach Typisie-rung, Einbindung, Kanonbildung seine Gefahren . Um nur ein Beispiel zu nennen : Hildegard von Bingen suchen wir hier vergeblich. — Ein e Sammlung von 14 Aufsätzen des Verfassers im Wiederabdruck lieg t vor : K' L' . Kleine Schriften . Herausgegeben von Paul KLOPSCH, Wolfgang MAAZ, Jürgen STOHLMANN und Fritz WAGNER . (Spolia Berolinen -sia, Berliner Beiträge zur Mediävistik . . . 1) . Hildesheim : Weidmann, 1986 . VII, 362 S .
Ferner sind einige schätzbare Verzeichnisse und H i l f s m i t -t e 1 zu verzeichnen :
Verskonkordanz zurAlexandreis des Walter von Châtillon . Heraus gegeben von Heinz Erich STIENE und Jutta GRUB . (AlphaOmega, Rei -he B 3) . Hildes-heim : Ohms, 1985 [XI], 967 S . Diese mit Umsicht bear-beitete Konkordanz zu einem der wahrhaft klassischen Werke de s lateinischen Mittelalters beruht auf der Ausgabe von Marvin L . CoL-KER (Padova 1978) . Jede Flexionsform eines Wortes ist separat behau- , delt . Alle Partikeln und etwa die Formen vonesse sind vollständig auf-geführt .
Arengenverzeichnis zu den Königs- und Kaiserurkunden von de n Merowingern bis Heinrich VI . Zusammengestellt von Friedrich HAUSS-MANN und Alfred GAWLIK . (Monumenta Germaniae Historica : Hilfs-mittel 9) . München : M' G' H', 1987 . XII, 838 S . In diesem Verzeichnis von 3856 alphabetisch angeordneten Arengen sind auch die Diplom e der karolingischen Herrscher der Teilreiche wie die der burgundische n und italienischen Könige eingeschlossen, zudem die wichtigsten früh -mittelalterlichen Formelsammlungen . Ein ausführliches Register is t
beigegeben .
Ludwig BERTALOT. Initia hurnanistica Latina . Initienverzeichni s lateinischer Prosa und Poesie aus der Zeit des 14 . bis 16 . Jahrhunderts . Band 1 : Poesie . Iin Auftrag des Deutschen Historischen Instituts in Rom bearbeitet von Ursula JAITNER-Hahner . Mit einer Vorrede von Paul Oskar KRISTELLER . Tübingen : Niemeyer, 1985 . XCI, 311 S . Die -ses Verzeichnis, gewissermassen eine Fortsetzung derjenigen von Schal-ler / Könsgen und von Walther, geht auf eine Kartei des Humanismus-forschers L' B' (1884-1960), einer eigenwilligen Persönlichkeit, zurück , von dessen Leben und Werk Kristeller einleitend ein Bild entwirft . 6786 Gedichte sind nach ihrem Eingang gebucht, mit Angabe von Ver-fasser, allenfalls Adressat, Uberschrift, Werk, Vorkommen in Hss . , Literatur. Vollständigkeit ist nicht angestrebt ; es sind fast nur Texte
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19 7 italienischer Herkunft berücksichtigt . Der Forschungsstand der Zwi-schenkriegszeit ist nicht überschritten . Die Prosa-Initien dieser Samm-lung, sowie Register, sollen folgen .
Einige wenige Neuerscheinungen, welche die Sprache an und fü r sich betreffen, sollen genannt werden :
"Vocabularius Ex quo" . Überlieferungsgeschichtliche Ausgabe . Gemeinsam mit Klaus GRUBMULLER herausgegeben von Bernhar d SCHNELL [u . a .] . 5 Bände (1 : Einleitung, 2 : A-C, 3 : D-K, 4 : L-P , 5 : Q-Z) . (Texte und Textgeschichte, Würzburger Forschungen . . . 22-26) . Tübingen : Niemeyer, 1988-89 . Damit ist dieses im 15 . Jh. in viele n
Hss . und Drucken, in unterschiedlichen Fassungen, umlaufende latei-nisch-deutsche Glossar in vorbildlicher Weise erschlossen : ein e anspruchsvolle und aufwendige Aufgabe . Das Werk ist nicht nur für Germanisten von Bedeutung, sondern bis zu einem gewissen Grad e auch für die Mittellateinische Lexikographie . Beispiele : discolus "eyn lantleufer, eyn schuler" (D 414), egloga " . . . serina caprarum" (E 81 .3), fagus "ein buche oder farunder schueler" (F 27) . Für latinistische Neben-nutzungen sei insbesondere auf Register 7, Lateinische Stichwörte r (Band 1, S . 263-401), hingewiesen : Hier findet man u . a . auch die Wörter, die nicht in konsequenter Alphabetfolge oder als Neben-Lem-mata erscheinen .
Helmut und Walter BERSCHIN . Mittellatein und Romanisch . (Zeit-schrift für Romanische Philologie 103, 1987, S . 1-19) .
Johannes SCHILLING . Latinistische Hilfsmittel zum Lutherstudium . (Lutheljahrbuch . . . 55, 1988, S . 83-101) .
Ulrich MEHLER . dicere und cantare . Zur musikalischen Terminolo-gie und Aufführungspraxis des mittelalterlichen geistlichen Dramas i n Deutschland . Diss . phil . Köln . (Kölner Beiträge zur Musikfor-schung 120) . Regensburg : Bosse, 1981 . 321 S .
Johannes SCHNEIDER . Graecizare, latinizare und verwandte Verbe n im mittelalterlichen Latein . In : Griechenland — Byzanz — Europa , ein Studienband, herausgegeben von Joachim HERRMANN [u . a .], Ber -lin : Akademie-Verlag, 1988, S . 142-152 .
Friedrich MöBIUs . Buticum in Centula . Mit einer Einführung in di e Bedeutung der mittelalterlichen Architektur . (Abhandlungen der Säch-sischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Philologisch-histori-sche Klasse 71, 1) . Berlin : Akademie-Verlag, 1985 . 71 S ., 35 Abb . Der in karolingischen Quellen des Klosters StRiquier vorkommende Aus -druck buticum ist hiernach nicht auf Langhaus / Chorpartie, sonder n auf einen Turm zu beziehen .
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Aus dem„ Mittellateinischen Jahrbuch" verdienen di e folgenden Beiträge hier Erwähnun g
20 (1985) : Kazimierz LIMAN . Mittellateinische Studien in Pole n 1945-1979 (II) (S . 1-48) . [Vgl . 19, 1984, S . 1-36 .] — Mit den Teilen : Studien über das Mittellatein und die lexikographischen Werke / Interpretationen zur mittellateinischen Literatur / Die Rezeption des anti -ken Schrifttums / Resümee / Nachträge (auch zum Teil I) .] — Walte r BERSCHIN . Liudprands Griechisch und das Problem eine r überlieferungsgerechten Edition (S . 112-115) . [Eine Würdigung de r Bearbeitung der griechischen Wörter bei L . durch Johannes KODER , in : J' K' / Thomas WEBER, Liutprand von Cremona in Konstantinopel (Byzantina Vindobonensia 13), Wien 1980, S . 17-70) . Die Vorlage vo n Clm 6388 (Leit-Hs . der B-Klasse) enthielt Transkription und Überset-zung der Graeca so wenig wie die Hss . der A-Klasse .] — Corneli a BRAUN-Irgang . Tempora necsexum metuit — ein poetischer Text zum Thema „ De corruptione hominis” (S . 128-146) . [28 Distichen, eine r Hs . des „ Hypognosticon de veteri et novo testamento " des Laurentiu s
von Durham am Rande beigeschrieben, inhaltlich dazu gehörend, viel -leicht von ihm selber verfasst, allenfalls : Uberrest einer ersten, sons t verlorenen Fassung .] — Pauline A . THOMPSON . An anonymous verse life of Thomas Becket (S . 147-154) . [Erstedition eines Gedichtes vo n 87 Versen (verschiedene Arten gereimter I-Iexameter und Distichen) , inc . Vox vatis velata diu, signata .figuris, aus Oxford, Bodl ., Hs . Bodley 603 (Ende 12 . Jh ., vielleicht aus Frankreich), B1 . 43v-45r .] — Paul Gerhard SCHMIDT . Die Vision von Vaucelles (1195/1196) (S . 155-163) . [Erstedition einer Visionserzählung englischer Herkunft in Pros a aus Heidelberg, UB, Hs . Salem IX 31 (1 . Hälfte 13 . Jh .), B1 . 106v-109r , mit monastischen Themen (Bewaffnung von Mönchen, Bussübungen) .] — Karl BORMANN . Nicolaus Cusanus als Poet? (S . 184-192) .
[Bespre-chung und reichlich kommentierte Edition der Schlussgedichte des 1 . und des 2 . Buches der Schrift „ De ludo globi” des N' C', inc . Qu i cupis ingeniuni praesentis nasse libelliund Legisti quicumque globi, stu-diose, libellum (33, 8 Distichen) . Mit seiner Ansicht, diese Gedicht e stammten nicht von N' C' selber, kann der Herausgeber Recht haben ; das (S . 184f.) zur Begründung Angeführte entscheidet die Frage abe r nicht . ]
Weitere Beiträge betreffen : Poetische Invektiven vorgeblich unte r Tieren (beast flyting) (Jan ZIOLKOWSKI, S . 4965), die Fabel als Allego -rie (Wiebke FREYTAG, S . 66-102), das Verhältnis von Poetologie un d Poetik bei Paulinus von Nola (Wolfgang KIRSCH, S . 103111), Text -und Quellenkritisches zu dem „ Chronicon rhythmicum Leodiense ” (HubertSILVESTRE, S . 116-123), die Uberlieferung von „ De tribus
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199 lis " (Michael D . REEVE, S ; 124-127), die Hss . von Walter Burleys Liber de vita et moribus philosophorum" (Jan PRELOG, S . 164-183 ) sowie die ,, Aeneis "-Interpretation des Cristoforo Landino (Clemen s ZINTZEN, S . 193-215) . Dazu kommt (S . 216-223) ein Tagungsberich t über „ Literatur, Literaten und Laien im deutschen Spätmittelalter " (Werner SCHRÖDER) . — Ausser zahlreichen Buchbesprechungen finde n sich Forschungsmitteilungen, darunter : Olga WEIJERS. Comité interna-tional du vocabulaire des institutions et de la communication intellec-tuelles au Moyen Âge (CIVICIMA) (S . 322f.) und : Edeltraut WEIGEL . Ein neues lateinisch-mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Arbeitsbe-richt und Probeartikel (S . 323-339) .
21 (1986) : Erwin RAUNER . Notkers des Stammlers „Notatio d e illustribus viris” . Teil I : Kritische Edition (S . 34-69) . [Neuedition nac h 12 Hss . (wovon eine nicht erhalten), nach zwei Fassungen (a : inner-halb des Formelbuches für den nachmaligen Bischof Salomo III . vo n Konstanz, [3 : daraus verselbständigt, mit der Werksüberschrift) . Ei n Konunentar wird folgen .] — Daran schliessen sich (S . 70-105) ach t Aufsätze zum „Waltharius”, sieben davon nach Referaten einer Tagun g (1 ./2 . Februar 1985, Göttingen) . Sprachlich ausgerichtet ist davon vor allem derjenige von Carl Joachim CLASSEN, Beobachtungen zum „Wal-tharius” : Die gegen Walther gerichteten Scheltreden (S . 75-78) . — John I . McENERNEY . Proverbs in Hrotsvitha (S . 106-113) . [Stellt die Wiedergabe einiger sprichwortartiger Stellen aus Hrotsvits Dramen i n modernen Übersetzungen zusammen und kommt zu dem Schluss, hie r — im Umgang mit Gemeingut — nähmen sich die Übersetzer mehr Freiheiten als sonst .] — David A . TRAILL . Parce continuis — a new text and interpretative notes (S . 114-124) . [Walther, Initia Nr . 13675 . Mit einer englischen Übersetzung .] — Ulrich ERNST. Ein unbeachtete s „Carmen figuratum” des Petrus Abaelardus . Textüberlieferung — Ver-fasserproblematik — Gattungsstruktur (S . 125-146) . [Inc . Omnibu s ostendo, quad homo sum corpus habendo, 14 Verse (Hexameter, Disti-chen) in Radform angeordnet . 2 Hss . Mit Edition, Faksimiles un d Übersetzung .] — Charles S . F . BURNETT . „Confessio fidei ad Heloisam” — Abelard ' s last letter to Heloise ? A discussion and critical edition of the Latin and Medieval French versions (S . 147-155) . [Ein in seine m zentralen Teil nach dein Athanasianum ausgerichtetes Glaubensbe-kenntnis, in der Apologie Abaelards durch Berengar von Poitiers enthalten . Neuedition nach drei (späten) Hss ., mit englischer Uberset-zung, nebst einer mittelfranzösischen Fassung (2 . Hälfte 14 . Jh .) .] — Ilona OPELT . Sprache und Stil einiger philosophischer und mathemati-scher Übersetzungstexte des Gerhard von Cremona (S . 172-185) . [Inventar edierter Übersetzungen ; Sondierungsergebnisse betreffend
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P . STOT Z
die (lateinische und arabische) Überlieferung des „Qanun” von Ib n Sina (Avicenna) . Zusammenstellung einiger Eigenheiten der Überset-zungstexte : graphematische Verwechslungen in griechischen Eigenna-men, arabische Fremdwörter, Liste innerlateinischer Neuableitungen , zwei vom Arabischen inspirierte Stilfiguren (Identischer Parallelismus / Figura etymologica) . ]
Dazu kommen Aufsätze über die Fabel als Allegorie (Wiebke FREY-TAG, S . 3-33, vgl . Band . 20), über die „Metamorphosis Goliae” (John R. CLARK, S . 156-171), zur Traditionsgeschichte zweier Komödienmo-tive : „Inclusa” und „Iuvenis femina” (Detlev FEHLING, S . 186-207), zu r Überlieferungsgeschichte der „Gesta Romanorum” (Walter RöLL , S. 208229), des Schwesternbuches von Unterlinden, Kolmar (Karl -Ernst GEITH, S . 230-238), die Edition eines spätmittelalterliche n Bücherverzeichnisses von St . Egidien in Nürnberg (Volker HONEMANN , S . 239-255) sowie ein Nachruf auf Walther Buhst (Walter BERSCHIN , S . 1f.) . — Nebst den Buchbesprechungen seien die Forschungsmittei-lungen erwähnt, darunter : Peter STOTZ, Handbuch zur lateinische n Sprache des Mittelalters" (S . 355f.), sowie Frank-Rutger HAUSMANN , Nützliche und weniger nützliche Konkordanzen (S . 356-364), und Ud o KINDERMANN, Computereinsatz in der Philologie, ein Überblic k (S . 365-367) .
22 (1987) : Klaus-Dietrich FISCHER . Universorum ferramentoru m nomina. Frühmittelalterliche Listen chirurgischer Instrumente und ih r griechisches Vorbild (S . 28-44) . [Mit Edition und Kommentar .] — Roger A . PACK . The medieval number trick (S . 45-52) . [Es geht um die Kunst, eine Zahl, die sich der Partner gedacht hat, nach einer Reih e arithmetischer Operationen und Bekanntgabe von deren Ergebnis, z u erraten . Mit Bezug auf Ps .-Beda „De arithmeticis propositionibus” wer-den aus 4 Hss . des 14 . Jh's einschlägige Textstücke publiziert .] — Robert G . BABCOCK . The proverbium antiquum in Acca's Letter t o Bede (S . 5355) . [Das Sprichwort Walther, Proverbia Nr . 11830 ist fass -bar in Accas Aufforderungsschreiben an Beda, einen Kommentar zu m Lukasevangelium zu verfassen ; andere mittelalterliche Anwendunge n werden genannt .] — Michael LAPIDGE . The lost „Passio metrica s . Dio-nysii” by Hilduin of Saint-Denis (S . 56-79) . [Betrifft eine in Oxford, Bodl ., Hs . Bodley 535, Bl . 1r-37r (letztes Drittel 11 . Jh .), anonym über-lieferte, noch unedierte „Passio beati Dyonisii sociorumque eius” in rund 2200 Hexametern .] — Heinz Erich STIENE .Agius von Corvey und der Poeta Saxo (S . 80-100) . [Bekräftigt durch Gegenüberstellung vers-technischer und sprachlicher Kennzeichen Karl Streckers Ansicht, das s die Verfasser der beiden Dichtungen nicht identisch seien .] — Harrt' VREDEVELD . Pagan and Christian echoes in the „Ecloga Theoduli”, a
CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS
20 1 supplement (S . 101-113) . — Dennis Rennard BRADLEY. Aurea frequen-ter lingua in sublimihetera . A new edition (S . 114-135) . [Betrifft Carm . Cantabr. app . 1, Schaller / Könsgen, Initia Nr. 1435 . Mit eingehender sprachlich-textkritischer und inhaltlicher Erörterung und mit eine r Übersetzung .] — François DOLBEAU . Les „Bucoliques” de Marcu s Valerius sont-elles une oeuvre médiévale ? (S . 166-170) [Stellt ein e Datierung ins 6 . Jh. zur Diskussion .] — Otto ZWIERLEIN . Spuren der Tragödien Senecas bei Bernardus Silvestris, Petrus Pictor und Marbo d von Rennes (S . 171-196) . [Betrifft bei B . S . „Mathematicus” und „Cos-mographia”, bei P . P . das Gedicht „De muliere mala”, bei M . v . R . „Liber decem capitulorum”, „Passio s . Mauritii / s . Victoris” und „De Machabaeis”, ausserdem Theodulf. cane . 28, 375 .] — Donald N . YA-TES and Richard H . RousE. The extracts from „Ysengrimus” in Pari s B .N . Lat . 16708 (S . 212-229) . [Mit Edition .] — Siegfried CHRISTOPH . Zur Spruchdichtung des „Salutaris poeta” (S . 230-236) . [Ergänzunge n und Verbesserungen zur der Edition von Josef Bujnoch, ebend a Band 5, 1968, S . 199-241, mit Beizug zweier neuer Hss . ]
Dazu treten Arbeiten über Topik-Forschung (Lothar BORNSCHEUER , S . 2-27), den „Ruodlieb” (Haijo Jan WESTRA, S . 136-141), Baudri vo n Bourgueil (Christine RATKOWITSCH, S . 142-165) und das sapphisch e „Carmen Campidoctoris” (Joseph J . GWARA, S . 197-211) . Auf di e Buchbesprechungen folgen Forschungsmitteilungen von Ilona OPELT fiber Frühdrucke von Senecas philosophischen Schriften (S . 331-334) und Walter BERSCHIN über den Verbleib der von V . Rose beschriebe-nen Berliner Hss .
Aus den zuletzt erschienenen Bänden des „Deutschen Ar-chivs für Erforschung des Mittelalters"seien folgende Aufsätze herausgegriffen :
42 (1986) : Franz-Reiner ERKENS . Ludwigs des Frommen Urkund e von 28 . Juni 823 für Passau (BM` 778) (S . 86-117) . [Mit Edition einer kürzeren echten und einer erweiterten unechten Fassung .] — Rudol f POKORNY . Eine Kurzform der Konzilskanones von Trosly (909) . Zur Reformgesetzgebung in der ausgehenden Karolingerzeit (S . 118-144) . [Mit Edition .] — Claudia MÄRTL . Regensburg in den geistigen Ausein-andersetzungen des Investiturstreits (S . 145-191) . [Mit Erläuterungen und vielen Textbesserungen zu der anonymen Streitschrift Cum rerum omnium . . . (Clm . 618), mangelhaft ediert in Studi Gregoriani 11, 1978 , S . 299-387 .] -- Otto PRINZ . Zur lexikalischen Auswertung der beiden ältesten Vitae sanctae Wiboradae (Eine Ergänzung) (S . 206-212) . [Betrifft ALMA 43, 1984, S . 5-26 . Der Verfasser unterzieht die dort vo n W . BERSCHIN und G . BECHT aus Ekkeh . I . Wibor . und Henn . Sangall . Wibor . zusammengestellten mittelalterlichen Eigenheiten einer näheren
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P . STOTZ
Prüfung . Er bringt übergangene Neubildungen bei, dazu antik nur sel -ten belegte Wörter, nebst wertvollen Fingerzeigen aufgrund reiche r lexikographischer Erfahrung. Er kommt zu dem Schluss, dass einer nicht rundum geglückten modellartigen Aufbereitung ein guter Wortin-dex vorzuziehen gewesen wäre .] — Franz FucHs . Zum Anonymus Mel-licensis (S . 213-226) . — Paul ZINSMAIER . Drei ungedruckte Diplome der späteren Stauferzeit (S . 227-230) . [Edition .] — Hubert MORDEK . Unbe-kannte Texte zur karolingischen Gesetzgebung . Ludwig der Fromme, Einhard und die Capitula adhuc conferenda (S . 446-470) . [Besprechun g und Erstedition eines Kapitularfragments sowie eines Memorandum s Ludwigs des Frommen nach einem neu aufgefundenen Pergamentblat t aus dessen Zeit.] — Hilary Seton OFFLER . Zum Verfasser der „Allega-ciones de potestate imperiali” (1338) (S . 555-619) .
43 (1987) : Wilfried HARTMANN . Unbekannte Kanones aus de m Westfrankenreich des 10 . Jahrhunderts (S . 28-45) . [S . 38-45 : Anhang : Die Nachträge der Hs . Vat . Reg. lat . 1127 (Edition) .] — Carmela VIR-cILLO Franklin . Eine unbekannte Fassung der „Annales Casinenses "
(S . 81-109) . — Peter CSENDES . Die Stadtrechtsprivilegien Kaiser Fried-richs II . für Wien (S . 110-134) . [S . 127-134 : Textbeilagen (Edition) : Die Privilegien von 1237 und 1247 .] — Paul Oskar KRISTELLER . De r italienische Humanismus der Renaissance und seine Bedeutung (S . 160-176) . — Hubert MORDEK und Gerhard ScI-HMITZ . Neue Kapitularien
und Kapitulariensammlungen (S . 361-439) . [Besprechung nebst Edition zweier neuer Kapitularien Karls des Grossen und der „Epitome Anse-gisi et Benedicti Levitae” (hiervon Teildruck) .] - Klaus SCHREINER . Hirsau, Urban II . und Johannes Trithemius . Ein gefälschtes Papstpri-vileg als Quelle für das Geschichts-, Reform- und Rechtsbewusstsein des Klosters Hirsau im 12 . Jahrhundert (S . 469-530) . [Mit Edition .] — Folker REICHERT . Eine unbekannte Version der Asienreise Odorich s von Pordenone (S . 531-573, mit 2 Tafeln) . [Betrifft den „Liber/ ltine-rarius de mirabilibus mundi ", den in über 100 Hss . überlieferten Bericht über eine Asienreise 0's, 1314/18-1330 . Mit Edition von Text-proben.] — Johannes FRIED . Brunos Dedikationsgedicht (S . 574-583) . [Mit dem Gedicht inc . Scribere qui tibi digna putat (Schaller / Könsgen ,
Initia Nr . 14782, MG Poetae 5, S . 377f., hier abgedruckt) widmet e
Brun von Querfurt Otto III . eine Frontin-Hs . (Das Gedicht ist übri-gens in Viererstrophen abzuteilen ; vgl . PeterSTOTZ, Sonderformen der sapphischen Dichtung . . ., München 1982, S . 139, Anm . 14 .)]
44 (1988) : Arno BoRST. Connputus . Zeit und Zahl im Mittelalte r (S . 1-82) . — Isolde SCHRÖDER . Zur Überlieferung von „ De institution e
laicali” des Jonas von Orléans (S . 83-97) . [Mit Edition der
CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS
20 3 als Historia regum (S . 98-119) . — Jürgen PETERSOHN . Konziliariste n und Hexen . Ein unbekannter Brief des Inquisitors Heinrich Institori s an Papst Sixtus IV . aus dem Jahre 1484 (S . 120-160) . [Mit Edition die-ses Briefs und der Konziliarismusbulle Sixtus' IV . von 28 . Okt . 1483 . ] — Hans Martin SCHALLER . Ein Originalmandat Papst Clemens' IV . gegen Konradin (S . 181-185) . [Mit Edition .] - Wolfgang MÜLLER. L'Aquila zwischen Staufern und den Anjou : Ein neu aufgefundene r Brief Clemens' IV . von 1268 (S . 186-194) . [Mit Edition .] — Hans-Wer-ner GOETZ . Zum Geschichtsbewusstsein in der alamannisch-schweize-rischen Klosterchronistik des hohen Mittelalters (11 .-13 . Jahrhundert) (S . 455-488) .
45 (1989) : Jörg W . Busces . „ Landulfi senioris Historia Mediolanen-sis " — Überlieferung, Datierung und Intention (S . 1-30) . — Jame s Ross SWEENEY. Unbekannte Briefe Kaiser Friedrichs II. im Codex Indianensis der Werke Senecas (S. 83-108) . [Mit Edition (7 Briefe) .] — Gabriel SILAGI . Zum Text der „ Gesta Hungarorum " des anonymen Notars (S . 173-180) .
Grösserenteils historisch-archäologisch ausgerichtet ist di e Zeitschrift „ Frühmittelalterliche Studien, Jahrbuch des Instituts für Frühmittelalterforschung der Universität Münster ", in Berlin bei de Gruyter erscheinend . Doch sind aus den letzten Jahrgän-gen folJahrgän-gende Aufsätze hier zu erwähnen :
19 (1985) : Ruth SCHMIDT-Wiegand . Sprache und Geschichte i m Spiegel historischer Bezeichnungen (S . 31-47) . — Peter GODMAN . Loui s „ the Pious” and his poets (S . 239-289) . — Jean FLORI . A propos d e l'adoubement des chevaliers au XI' siècle : Le prétendu pontifical de Reims et l'ordo ad armandum de Cambrai (S . 330-349) . [Mit Edition . ] — Christel MEIER . Eriugena im Nonnenkloster ? Überlegungen zum Verhältnis von Prophetentum und Werkgestalt in denfigmenta prophe-tica Hildegards von Bingen (S . 466-497, Abb . 74-83) .
20 (1986) : Heinz MEYER . Der Psalter als Gattung in der Sicht der mittelalterlichen Bibelexegese (S . 1-24) . [Enthält u . a. : „ Gattungsbe-zeichnungen für den Einzelpsalm / das Psalterbuch " .] — Bruno REU-DENBACH . Imago - figura .Zum Bildverständnis in den Figurengedichte n von Hrabanus Maurus (S . 25-35, Abb . 1-6) . — Mechthild SANDMANN . Herrscherverzeichnis oder Weltchronik ? Zur literarischen Einordnun g des „ Catalogus regum Tuscus " (S . 299-389) . —Nikolaus STAUBACH . Sedulius Scottus und die Gedichte des Codex Bernensis 363 (S . 549 -598, Abb . 120-124) .
21 (1987) : Patrick GEARY . Germanic tradition and royal ideolog y in the ninth century : the „ Visio Karoli Magni " (S . 274-294) . [Mit Edi-tion .] — Christel MEIER / Rudolf SUNTRUP . Zum Lexikon der
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bedeutungen im Mittelalter . Einführung zu Gegenstand und Methode n sowie Probeartikel aus dem Farbenbereich „ Rot” (S . 390-478) . [„ -bedeutungen " : weniger im linguistisch-semasiologischen als i m symbolisch-allegorischen Sinne . ]
22 (1988) : Christel MEIER . Cosmospoliticus . Der Funktionswandel der Enzyklopädie bei Brunetto Latini (S . 315-356) . — Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter . Der neue Sonder-forschungsbereich 231 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (S . 388-409) . [Zu dem hier vorgestellten Programm gehören u . a . : Die mittelalterliche Arsdictandi/ Enzyklopädie / Rechtsbücher . ] 23 ( 1989) : Franz JosefWORSTBROCK. Die Anfänge der mittelalterli-chen Ars dictandi(S . 1-42) . [Anhangsweise werden ediert : Alberich vo n Montecassino, „ Ars dictandi ", und „ Ratio in dictamina " .] — Nigel F . PALMER . Kapitel und Buch . Zu den Gliederungsprinzipien
mittelal-terlicher Bücher (S . 43-88, Abb . 1-5) . — Klaus ZELZER . Von Benedik t zu Hildemar. Zu Textgestalt und Textgeschichte der Regula 13enedict i auf ihrem Wege zur Alleingeltung (S . 112-130) . Eckhard PREISE. Di e „ Genealogia Arnulfi comitis " des Priesters Witger (S . 203243, Abb . 6 -8) . — Brygida KÜRBIS . Die Epistola Mathildis Suevae an Mieszko II . in neuer Sicht . Ein Forschungsbericht . . . (S . 318-343, Abb. 9-14) . [Betrifft Brief der Herzogin Mathilde von Schwaben an Mieszko 11 . , König von Polen (1025-34) ; mit Edition . ]
Zürich
Peter STOTZ
PETRUS VENERABILIS, Schriften zum Islam . Ediert, ins Deutsche über-setzt und kommentiert von Reinhold GLEL [Corpus
Islamo-Chris-tianum, Series Latina 1] . Altenberge, CIS (Christlich-Islamische s Institut)-Verlag, 1985 . XXXVI, 328 S .
Petrus Venerabilis (1092-1156) kann als Bahnbrecher für eine echt e Beschäftigung mit dem Islam im Abendlande gelten . Die Edition seine r einschlägigen Schriften eröffnet daher auch die lateinische Reihe in de r (von Adel-Theodor Khoury und Ludwig Hagemann herausgegebenen ) Sammlung von Texten zum Verhältnis von Islam und Christentum . Petrus Venerabilis liess eine Reihe von Texten, darunter den Koran , aus dem Arabischen übersetzen (das sog . Corpus Toletanum) . Sein e eigenen Schriften zeichnen sich streckenweise durch eine gewisse Versöhnlichkeit aus, zumindest durch das Bemühen, auf den Gegner ein -zugehen . Erstmals kritisch herausgegeben — mit einer deutschen Über-setzung sowie reichlichen Sachanmerkungen versehen — sind : die
CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS
20 5 „ Summa totius haeresis Saracenorum ", eine in polemischem To n gehaltene kurze Zusammenfassung der islamischen Glaubenslehre n (S . 2-23), sowie das breit angelegte, doch unvollendet geblieben e Hauptwerk „ Contra sectam Saracenorum " (S . 30225) . Deren aus -gearbeitetes erstes Buch verrät eine gemässigte Haltung und stich t dadurch ab von dem nur in skizzenhafter Form erhaltenen, viel pole-mischeren zweiten Buch . Beigegeben sind : das von Petrus von Poitiers, dem Sekretär von Petr . Vener ., entworfene Kapitelverzeichnis für das auf vier Bücher veranschlagte Gesamtwerk (S . 232-239) nebst einem Brief an seinen Meister (S . 226-231), sowie ein Brief von Petr . Vener . an Bernhard von Clairvaux über die von ihm veranlasste
Koran-Uber-setzung („ Epistola de translatione sua ", S . 22-29) .
Augenscheinlich ist ein gewissenhafter Bearbeiter am Werk . Di e Textgestalt ist, soweit beim Lesen erkennbar, zuverlässig und die Über-setzung meistens treu und treffsicher . Aber gerade weil die Arbeit i m Ganzen beachtliches Niveau aufweist, und weil andere ihresgleichen a n sie anschliessen werden, sind einige kritische Bemerkungen am Platze : Die orthographisch ausgerichtete Reinigung des Textes ist anfechtbar ; was heisst denn „ allgemein übliche Schreibweise " ? Etwa die
etymolo-gisierende Kunstform eleemosyna war in der lebendigen Sprachpraxi s gerade nicht geläufig ; dasselbe gilt von der Namensform Moses . Inso-fern wirkt die abwertende Bemerkung über Kritzecks konservatori-schen Textdruck (S . XXX) etwas schnellfertig . Doch das sind Kleinig-keiten . Bedauerlicher ist, dass, wo man auch hinblickt, immer wieder ein syntaktischer Bezug nicht richtig erfasst ist . So heisst his et siinilibus non acquisitionis, sed perditionis populum itnbuens a Deo plenissime aver-tit (Summa 10, I f.) nicht : „ mit diesen und ähnlichen, nicht heilsamen , sondern verderblichen Lehren erfüllte er das Volk . . .”. (Zu acquisitionis . . . populum vgl . I Petr . 2, 9 .) In dem Satz : quo (more) nullam umquam suorum temporzmt vel levissimam, ut sic dicam, haeresnn silendo praeter-ierunt (patres) (Transl. 3, 2f.) geht es nicht um „ irgendeine sogenannt e Häresie " . Vielmehr bezieht sich ut sic dicam auf levissirnam : Eigentlic h ist eine Häresie immer schwerwiegend ; wenn man unterstellt, es geb e auch eine geringfügige, erfordert dies eben ein Wort der Entschuldi-gung. In sedquia apertissimefalsis diu inunorandum non est (C . sect . 71 , 8f.) bezieht sich apertissime auf . falsis ; somit nicht : „ doch bei Fal-schem darf man offenbar nicht lange verweilen . . .” .
Und auch der Schreibende darf sich hier nicht länger bei einzelne n Fehlern aufhalten, er möchte nur noch eine Empfehlung aussprechen : Es geht nicht an, dass ein — soweit ganz tüchtiger — klassischer Philo loge (wenn auch umgeben von sachkundigen Islamisten) mit dem hoch -mittelalterlichen Text allein gelassen wird . Für das Geschäft des
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P . STOTZ
rens ist langjährige Leseerfahrung in der jeweiligen Sprachstufe erfor-derlich . Die darf man vielleicht nicht jedermann zumuten ; doch müsste sie dann bei einem solchen Unternehmen durch einen fallweise heran -gezogenen Sachverständigen beigebracht werden .
Zürich
Peter STOTZ .
Hanna KRAUSE, Radulfus Niger, Chronica . Eine englische Weltchronik des 12. Jahrhunderts . [Diss . phil. Berlin 1984] . [Europäische Hoch-schulschriften, Reihe III : Geschichte und ihre Hilfswissenschafte n 265] . Frankfurt am Main, Lang, 1985 . 255*, XXV, 361 S .
Unter den hochmittelalterlichen Weltchroniken gehört die de s englischen Gelehrten und Hofmannes Radulfus Niger (etwa 1140 bi s etwa 1200) zu den kaum bekannten und wenig geschätzten . 1851 gab sie Robert Anstruther erstmals, doch in mangelhafter Art, heraus . I n den Monumenta Germaniae Historica (Scriptores Band 27, S . 327-341 ) ist sie mit Auszügen vertreten . Deren Bearbeiter, Reinhold Pauli , lehnte sich eng an seinen Vorgänger an, trieb jedoch in beschränkte m Umfang quellenkritische Studien . Eine gleichmässige, gründliche Bear-beitung liess indessen auf sich warten . Sie liegt nun vor in Gestalt eine r umfangreichen Berliner Dissertation, angeregt von dem nunmehr i n Zürich lehrenden Ludwig Schmugge, der selber ein anderes Werk die -ses Autors herausgegeben hat (` De re militari et triplici via peregrina-tionis lerosolimitane ', Berlin 1977) .
In einer ausgedehnten Studie unterrichtet die Bearbeiterin über Per-son und Werk des Chronisten, stellt grundsätzliche Betrachtungen zu r Weltchronistik an, bestimmt Radulfs Stellung zu den einschlägigen Autoren der christlichen Spätantike, des frühen und des hohen Mittel-alters, erläutert den Aufbau des (sich in vier Bücher gliedernden) Werks, führt dessen Inhalt im einzelnen vor und untersucht gleichzeiti g die Quellen .
Es folgt die Edition des Textes nach den zwei bekannten Handschriften (beide aus dem 13 . Jh .) : einer Londoner (C) und eine r bisher nicht herangezogenen Lincolner Hs . (L) . Die Gestaltung ist gut durchdacht . Obwohl die Arbeit als Typoskript gedruckt ist, wirkt auc h die Darstellung bemerkenswert übersichtlich . In Form ausführliche r Randnoten läuft eine deutsche Inhaltsangabe mit . In reichlicher Zah l werden knapp gehaltene Sachanmerkungen gegeben (hauptsächlich Identifikation von Personen und Ereignissen sowie Quellennachweise) . Zitate sind im Text durch engern Zeichenabstand gekennzeichnet .
CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS
20 7 Die Textgestaltung ist grösstenteils tadellos . Dennoch sind hier ei n paar Einzelheiten zu bemerken : Das starre Parisius Ç Paris ', in / nac h [usw .] Paris '), das jeweils beide Hss . bieten, ist allgemein verbreitet ; e s war unrichtig, dies zu Parisios oder Parisüs zu ändern. -- Wen n Radulf (Buch 3, Zeilen 251-253) von Karl dein Grossen sagt : Iste Karolus magnam partem orbis sibi acquisivit bello et fama, amicitia (Komma von mir), meint er wohl : . . . durch Krieg oder aber durch sei-nen Ruhm, und soweit also durch freundschaftliches Einvernehmen . Die Herausgeberin ändert, kaum mit Recht, zu : . . . et ,fama amicitiarn . — In dein Satz Iste Henricus vovit . . ., si vinceret Hungaros cum Salarde duce suo (3, Z . 639-641) liegt suo ihres ', d . i . : der Ungarn) im Rah -men mittelalterlichen Sprachgebrauches : Es „ muss” durchaus nich t „ eorian heissen " . — In Buch 1, Z . 785, ist der Punkt zu tilgen . I n Buch 1, Z. 162 heisst es gratiam expromissionis (vgl . `De re militari . . . ' 3, Prol ., ed . Schmugge S . 161, 30 : beneficium expromissionis divine) . In Such 1, Z . 429 ist quecumque volebat zu lesen .
Die wenigen Schönheitsfehler fallen nicht ins Gewicht : eine Neuer-scheinung, über die man sich freut .
Zürich
Peter STOTZ .
ARNOLD VON LÜBECK, Gesta Gregorii Peccatoris. Untersuchungen un d Edition von Johannes SCHILLING,mit einem Beiheft (Die
Paderbor-ner Handschrift) . (Überarbeitete Dissertation Göttingen 1980/81) . [Palaestra, Untersuchungen aus der deutschen und englischen Philo-logie und Literaturgeschichte 280] . Göttingen, Vandenhoeck un d Ruprecht, 1986 . 251 S ., Beiheft : [39] S .
Arnold von Lübeck (wohl etwa 1150 bis 1211/14 lebend), der Ver-fasser der „ Chronica Slavorum ", hat in einer Reimpaardichtung di e mittelhochdeutsche Verslegende „ Gregorius " Hartmanns von Au e lateinisch nachgedichtet : die Geschichte von dem aus geschwisterlichem Inzest hervorgegangenen Edelmann, der unwissentlich seine Mut -ter ehelicht, nach Entdeckung dieses Frevels in der Einöde dafür büss t und schliesslich zum Papst erhoben wird . (Verwendet werden verschie-dene Versformen, über weite Strecken hin paarweise gereimte Achtsilb-ler mit proparoxytonischem Schluss, dazu, in Gruppen, leoninisch e Hexameter . )
Dass eine der grossen hochmittelalterlichen deutschsprachige n Dichtungen eine zeitgenössische lateinische Bearbeitung erfahren hat , ist einzigartig . Dennoch hat man sich bisher nur wenig mit ihr
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tigt . Sie lag bisher nur in der mangelhaften Erstausgabe Gustav von Buchwalds (1885/86) vor . Dankbar nimmt man nun diese ausgereift e Studie zur Hand . (Eine frühere Fassung ist als Dissertationsdruck er schienen : Göttingen 1980 .) Im Mittelpunkt steht eine gediegene Neu -edition . Der Vergleich mit Hartmanns deutschem Text wird dem Leser durch deren mitlaufende Verszahlen erleichtert . Beigegeben ist ein knapp formulierter, aber reichhaltiger Kommentar, worin der Bearbei-ter motivgeschichtliche Hinweise gibt, namentlich aber Rechenschaf t ablegt über die Art, wie die deutsche Vorlage im einzelnen in den latei-nischen Text überführt worden ist : Erweiterungen, Kürzungen , Umdeutungen usw . Die Einleitung unterrichtet über den Verfasser und den Widmungsträger (Herzog Wilhelm von Lüneburg, Sohn Heinrichs des Löwen), über Überlieferung und Forschungsgeschichte, über Auf -bau und Gliederung sowie über Arnolds Deutung von Gregors Schuld . Unter den Titel `Konkretisierung und Literarisierung' gestellt sind Beobachtungen zu Sprache und Stil, überhaupt zu der gestalterischen Eigenleistung Arnolds . Den Abschluss der Arbeit bilden Materialien z u den Eigennamen, zu den Versarten und ihrer Streuung, zum Verhältnis der Dichtung zu ihrer mittelhochdeutschen Vorlage . Nächst eine m verschollenen Berliner Fragment ist der einzige Überlieferungsträge r eine
vor kurzem gestohlene
Paderborner Handschrift aus der 2 . Hälfte des 15 . Jh's . Als Beiheft wird ein behelfsmässiges Vollfaksi-mile davon geboten . Die ungewöhnlichen Graphien dieser Hs . stellt der Bearbeiter in einem Verzeichnis systematisch zusammen . Hervorgeho-ben seien daraus die Schreibungen mit ss statt sc : cognossere, sussita t usf. Ein Versehen sei hier berichtigt : 3, 2, 6 : merore, nicht memore .
Eine Arbeit von hohem Rang, in welcher sich editorische Umsich t und geistesgeschichtliche Durchdringung des Inhalts die Waage halten .
Zürich
PeterSTOTZ .
Graziella FEDERICI VESCOVINI, Il `Lucidator dubitabilium astronomiae ' di Pietro d'Abano . Opere scientifiche inedite avec une présentatio n d'E . Garin, Padova 1988 (Programma e 1 + 1 Editori), 487 p . Pierre d'Abano était certainement l'un des savants les plus impor-tants de la fin du XIII et du début du XIV` siècle . Ce spécialiste de la médecine et des sciences naturelles, qui connaissait bien le grec grâc e à un séjour à Constantinople et qui fut professeur à l'Université de Padoue, est l'auteur de plusieurs traités, commentaires et traductions . Le plus connu est le Conciliator differentiarum philosophorum et
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209 corum, imprimé dès 1476 . Un autre ouvrage important, le Lucidator dubitabiliuni astrononnae (ou astrologiae) n'avait jamais été imprimé , mais cette injustice est largement rectifiée aujourd'hui par le beau livr e de Graziella Federici Vescovini (beau dans tous les sens, aspect physi-que autant physi-que contenu D .
En effet, l'édition du Lucidator constitue la partie principale de cett e publication (pp . 53-324) . Elle est suivie d'une transcription du De motu octavae spherae du même auteur (Appendice I, pp . 325-365) et du traité De excentricis et epicyclis de Cecco d'Ascoli (Appendice II, pp . 367 382) . Un troisième Appendice donne la transcription d'une note auto -graphe de Pierre de Limoges concernant l'un des théines du Lucidator. Voilà pour les textes que l'on trouvera dans ce livre . Mais celui-ci contient également une étude sur la vie et les oeuvres de Pierre d'Aban o (pp . 21-36) et une discussion approfondie des ouvrages édités ici : cha-que partie du texte est précédée d'une note introductive (pour la Diffe-rerztia prima du Lucidator, une note sur les p . 57-104, pour la Differen-tia secunda, pp . 157-169, etc .) .
En ce qui concerne la méthode d'édition, Graziella Federici Vesco-vini affirme (p . 50) que le concept de l'édition critique est dépass é aujourd'hui et qu'elle veut simplement nous donner un « bon texte » . Puisque les rapports entre les trois mss subsistants sont obscurs et qu e l'original est perdu, elle s'appuie sur un ins de base (à savoir Paris, Sor-bonne lat . 581, xtv e-xv` s .), fidèlement reproduit sauf pour des erreurs évidentes, méthode qui semble en effet la seule possible dans ce genr e de situation . L'apparat critique est positif et contient donc toutes les variantes . Les textes édités en appendice ont été établis par « simpl e transcription » d'un bon ms, mais ils sont accompagnés d'un appara t critique réduit et d'un apparat des sources .
Une brève note sur le latin qu'écrivait Pierre d'Abano nous appren d qu'il y a là une matière riche qui devrait être étudiée de plus près pa r les philologues . Il présente notamment un grand nombre de néologis-mes basés surtout sur le grec et l'arabe . On y découvre aussi nombre de mots peu communs d'origine purement latine, comme questionativus (« Sed que interrogativa, sive questionativa interrogatione » p . 116) , exercitativus (p . 115), assecutivus (p . 112) .
Les spécialistes de l'astronomie seront comblés par les études d u contenu, du contexte historique et scientifique et des sources, précé-dant, comme je l'ai dit, chaque chapitre . Et tous les utilisateurs se serviront avec profit des index qui complètent le livre : un index des sour -ces du Lucidator, un index des noms, un « Index rerum notabilium » (conçu du point de vue de l'historien de l'astronomie et non de celui
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du latiniste), une liste des incipit, l'index des mss, une table générale des noms cités dans les introductions et une bibliographie très fournie . Le seul reproche qu'on pourrait faire à cette oeuvre d'érudition (cer-tainement une oeuvre majeure, n'en déplaise à l'auteur !), c'est que le s non-initiés auront parfois quelque difficulté à saisir le sens du texte , surtout s'ils sont ignorants de l'arabe (ce qui est mon cas) . De toute façon, il ne s'agit pas d'un livre destiné au grand public et les historien s des sciences seront à la fois admiratifs et reconnaissants devant un tra-vail scientifique de haut niveau .
Claude LAFLEUR, Quatre introductions à la philosophie au XII? siècle . Textes critiques et étude historique . Montréal/Paris (Vrin), 198 8 [Université de Montréal, Publications de l'Institut d'Études Médié -vales, XXIII] XX+428 p .
Le gros volume publié par Claude Lafleur, de l'Université Laval , constitue une contribution importante à l'histoire des introductions à l a philosophie, dont trop peu de spécimens avaient jusqu'à présent été édités, si l'on excepte un certain nombre d'auteurs très connus, dont Domi -nique Gundisalvi et Robert Kilwardby . Il ne s'agit pas d'un genre littéraire de haute volée (littélittéraire ou philosophique), mais de textes — par -fois assez différents les uns des autres, car le genre contient bien entend u des espèces (cf : Lafleur, pp . 159-160) — qui tentent de présenter chacu n une vue d'ensemble du savoir et qui sont par conséquent des sources précieuses de renseignements sur l'état des connaissances et de l'enseigne -ment de l'époque à laquelle ils appartiennent . En présentant quatre texte s issus de la faculté des arts de Paris, Claude Lafleur apporte des informa-tions nouvelles sur l'enseignement dans cette faculté dans les année s 1230-1250, notamment sur les « spécifications du programme » ou de forma, c'est-à-dire sur les matières faisant partie de la norme officielle , sur lesquelles on était interrogé lors de l'examen de la licence . Les page s que l'auteur consacre à cette question (« Apport des introductions à l a philosophie à notre connaissance de l'enseignement de la faculté des art s de Paris >>, pp . 146-154) sont des plus utiles .
Regardons le livre plus en détail . Après une brève introduction, la première partie (pp . 7122) contient une «Préface aux éditions », c'est -à-dire la description des manuscrits (pp . 7-75) et leur classificatio n (pp . 77-122) . L'étendue de la partie consacrée à la description des mss montre bien que celleci est conçue de façon détaillée, dépassant large -ment les normes habituelles dans les éditions de textes . En fait, outr e les nécessaires renseignements codicologiques, l'auteur donne une large
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21 1 place à l'analyse du contenu de chaque ms, ce qui, pour ce genre de textes, est extrêmement important, car le contexte direct dans les ms s peut nous apprendre beaucoup de choses, dans le cas de petits traité s anonymes, sur leur contexte intellectuel et doctrinal . Ainsi, pour pren-dre un exemple, la description du ms Paris BN lat . 16089 (pp . 17-39 ) contient 69 entités, chacune présentée avec son incipit et explicit, et , plus important encore, avec des renvois à la littérature concernant l e texte en question . On y trouve notamment des determinationes de plu-sieurs maîtres parisiens (n°s 14-16), des sophismata, des questiones, ains i que des « Commendationes pro incepturis in artibus Parisius etprincipia eorum » (est-ce que ce beau titre est de l'invention de Claude Lafleur ?) , non reconnues comme telles par Hauréau et qui mériteraient d'être édi-tées un jour . La description détaillée se termine par des notices, pou r l'ensemble du ms, sur l'origine, l'histoire et la bibliographie . Mon seu l reproche est que les titres courants n'indiquent pas de quel ms il s'agit , ce qui impose une certaine patience . Mais il est évident que tous ceu x qui s'intéressent à l'un des 12 mss analysés ici, seront reconnaissant s pour ce travail minutieux .
La classification des mss, traitée également de façon circonstanciée , n'est complexe que pour le premier texte, l'Accessus philosophoru m (voir le stemma, p . 103) et pour la Divisio scientiarum d'Arnoul de Pro-vence du fait des remaniements . Le quatrième texte, le Compendiu m cirai quctdrivium n'a été conservé que dans un seul ms, tandis que l e deuxième, la Philosophica disciplina se trouve seulement dans deux ms s oxfordiens, étroitement liés .
La « Présentation des quatre opuscules » (pp . 123-154) donn e notamment les renseignements sur leur titre, les lieu et date de la com-position . La justification de l'origine parisienne de ces textes paraît u n peu courte (1 page), surtout en comparaison avec le reste de l'étude , qui est loin d'être lapidaire, mais il est vrai qu'on trouve pas mal d e matériel supplémentaire dans la partie sur les « Sources et influences » (pp . 132-141), où l'on voit bien les rapports mutuels entre les quatre traités . Pour trois d'entre eux, l'origine parisienne me semble irréfuta-ble, d'autant plus qu'ils mentionnent les matières de _forma pour l'exa-men de la licence . En ce qui concerne le quatrième, la Philosophica dis-ciplina, l'argument qu'il a profondément influencé Arnoul de Provence n'est peut-être pas suffisant . On pourrait également penser à une ori-gine oxfordienne, les liens entre les universités de Paris et d'Oxfor d étant très étroits à cette époque (l'auteur le dit lui-même, p . 74) . Le fai t que ce texte est le seul à ne pas parler du programme de la faculté de s arts de Paris (cf pp . 147 ; 157) pourrait créer un doute, qui n'est certai-nement pas dissipé par le raisoncertai-nement suivant : «car il est peu
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bable que des maîtres parisiens soient allés chercher ailleurs que dan s leur propre université les matériaux nécessaires à leurs ouvrages » (p . 157, n . 5) . Vu la mobilité des maîtres à cette époque et les rapports particuliers qui existaient entre Paris et Oxford, on pourrait inverser le s arguments et dire que la Divisio scientiarum d'Arnoul de Provence a trouvé un certain écho à Oxford (deux des mss se trouvent à Oxford , un autre à Paris), parce que ce texte avait clairement été influencé pa r le traité Philosophica disciplina . Je ne veux pas défendre l'hypothès e d'une origine anglaise de ce dernier texte, je dis simplement que l'argu-mentation aurait pu être plus explicite sur ce point .
Pour pouvoir situer les quatre opuscules dans le contexte de l'ensei-gnement de la faculté des arts, l'auteur donne un bref aperçu de la car-rière de l'étudiant dans cette faculté . Ce portrait est surtout basé sur les statuts, tels qu'ils ont été édités dans le Chartularium Universitatis Parisiensis, mais aussi sur la littérature moderne, dont Rashdall, Leff,
Weisheipl, Bazàn, Glorieux . Quelquefois, l'auteur confond les épo-ques ; au XIIIe siècle, il n'est pas question de collationes à l'occasion de la licence (p . 144) .
J'ai déjà signalé l'importance des pages consacrées au rôle qu e jouaient ce genre de texte dans la Faculté des arts et à l'enseignemen t qu'on peut en tirer .
La conclusion de l'étude historique résume en quelques pages (155 -161) l'essentiel des développements .
La deuxième partie de ce livre contient les éditions critiques de ce s quatre textes, précédées de quelques observations de nature générale . Le paragraphe concernant l'orthographe nous apprend que l'éditeu r n'a pas cherché à uniformiser la graphie (heureusement !), mais qu'il a « dans chaque cas ( . . .) adopté la forme la mieux attestée par les manus-crits » . Le résultat en est, à l'évidence, que l'orthographe reproduite n'est pas le fait d'un seul auteur, mais est plutôt censée illustrer la tra-dition la plus répandue à l'époque . Dès qu'on travaille avec le princip e du stemma, on ne peut guère faire mieux . Cependant, on devrait êtr e très prudent en ce qui concerne d'éventuelles « bizarreries » et se garder le plus possible de corriger ce qui paraît à première vue une simpl e erreur . Ainsi, je vois mal pourquoi la forme Diezeurnenon devrait êtr e corrigée en diezeugmenon ou dyatesseron en dyatessaron (p . 170) . Les mots d'origine grecque ne bénéficiaient pas d'une transcription stan-dardisée et il vaudrait mieux leur laisser leurs variantes multiples auss i longtemps que celles-ci sont compréhensibles .
Les textes eux-mêmes sont, bien entendu, accompagnés d'un appa-rat critique (l'auteur a eu la bonne idée de reléguer les variantes d e forme ä un apparat spécial suivant le texte (Supplementum apparatus
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21 3 lectionum) ce qui fait que l'apparat critique ne fait mention que d e variantes réelles) et d'un apparat des sources dans lequel l'éditeur n'hé-site pas à citer longuement les passages parallèles, ce qui est très com-mode pour le lecteur et très précieux surtout lorsqu'il s'agit de source s non éditées (par exemple, pp . 229-230, un long passage des Questione s mathematice dans Paris BN lat . 16390) .
L'ouvrage se termine par une bibliographie (dans laquelle le s oeuvres manuscrites sont citées avec incipit et explicit), un index de s noms et des tenues principaux et une table des matières détaillée qu i permet de repérer facilement telle ou telle description d'un manuscri t ou, par exemple, les passages concernant la musique dans chacun de s quatre traités .
Regardons pour terminer ce que nous apportent ces textes du point de vue du latin médiéval . Bien sûr, une grande partie du vocabulaire est commun et appartient à la langue traditionnelle des traités de philo-sophie de l'époque. Mais on trouve aussi des mots moins ordinaires : falsigraphicus, longimetria, pelliparia, etc ., et un certain nombre de ter-mes d'origine arabe figurant dans les citations des traductions, pa r exemple mutekefie, elmuharim, etc .
Le père Oslnund Lewry, à la mémoire duquel cet ouvrage est dédié , a légué à l'auteur une tâche lourde mais passionnante : l'édition du plus connu de ce genre de traités, le « Guide de l'étudiant » du in s Ripoll 109 . Claude Lafleur s'est d'autre part engagé à publier d'autre s textes du même genre (cf. p . 161 n . 13), ce qui permettra de publier u n jour une étude d'ensemble . Je crois que c'est un travail très utile et qu i sera exécuté de façon experte, ce dont témoigne le présent ouvrage .
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JOHANNES VON FRANKFURT . Opuscule, : Itinerarius, Die Pilgerfahrt des Pfalzgrafen Ludwig III. ins Heilige Land 1426/27 — Arenga/Colla-tio, Ansprachen . Herausgegeben von Marie Luise BULST-THIELE .
[Editionen Heidelbergenses 22] . Heidelberg, Winter, 1986, 67 S . Dies ist ein weiteres Bändchen in der Reihe der kurzgefassten Heidelberger Textausgaben, heute betreut von Walter Berschin . Der Theo -loge Johannes von Frankfurt (gestorben 1440) war Professor an de r Universität Heidelberg, zeitweilig ihr Rektor, daneben geistlicher Ra t des Pfalzgrafen Ruperts I1I ., später dessen Sohnes, Ludwigs III ., sowi e Prediger an einer Kirche der Stadt . Von der Pilgerfahrt ins Heilige Land, auf der er seinen Herrn begleitete, gibt er einen aufschlussrei-chen Bericht. Hinzu tritt ein Verzeichnis der den Pilgern gezeigten
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Schauplätze biblischer Geschichte nebst zugehörigen Ablässen . Auf de r Rückreise war die Pilgergesellschaft, welche schwerer Seenot entkom-men war, bei dem Dogen von Venedig zu Gast . Für Ludwig III . hiel t Johannes vor diesem eine Dankesrede . Aus früherer Zeit stammen eine Ansprache vor der Braut dieses Fürsten, Mechthild von Savoye n (1417), worin das Hohelied herangezogen ist, und eine Rede vor Köni g Heinrich V . von England (1420), worin er ihn an König Salomo misst . Reizvoll istderKontrast zwischen der einfachen Sprache und wirklich-keitsnahen Weltsicht in der Reiseschilderung und der pompöse n Sprechweise in seinen Reden, welche akademische Gepflogenheite n widerspiegeln, mit Bibelzitaten angefüllt sind und von umständliche n Höflichkeitsformeln strotzen . — Beigefügt sind ein Variantenapparat , Quellenangaben und die notwendigsten Erläuterungen sowie ein kurze s Nachwort nebst Literaturverzeichnis .
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Litterae medii aevi. Festschrift für Johanne AUTENRIETF zu ihrem 65 .
Geburtstag . Hg . von Michael BORGOLTE und Herrad SPILLING . Sig-maringen, Jan Thorbecke Verlag, 1988 . XIV, 399 S ., Portr ., 31 Abb .
auf 29 Tafeln .
Litterae als Schriftzeichen und als Texte, mittelalterliche Hand-schriften und Literatur : das sind die Brennpunkte des Forschens un d Lehrens der Ordinaria und nunmehrigen Emerita der Universität Frei -burg i . Br . Johanne Autenrieth . Dementsprechend weitgespannt ist de r Bereich der Themen in der ihr dargebrachten Festschrift . Hier kan n nur weniges davon erwähnt werden . (Vgl . meine ausführlicher e Anzeige in : Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 39, 1989, S . 234 -236 .)
Die Geschichte der Literatur und ihrer Rezeption ist vertreten durch Arbeiten über das Bild Homers im Mittelalter, die Zuschreibun g der Elegien Maximians an den augusteischen Dichter Gallus, zwei Nachdichtungen antiker Gedichte durch Paulus Melissus (16 . Jh .) und über das Weiterleben nichtmetrischer gereimter Dichtformen im latei-nischen Drama der frühen Neuzeit . Die zahlreichen beachtenswerten Aufsätze aus dem Gebiete der Paläographie, Handschriftenkunde un d Überlieferungsgeschichte müssen hier übergangen werden, ebenso zwe i Studien zu Themen aus dem volkssprachlichen Bereich .
Die Leser unserer Zeitschrift dürften in besonderem Masse an den folgenden Beiträgen interessiert sein : Dieter SCHALLER . Beobachtungen