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Chronique - Pays de langue allemande (2002)

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PAYS DE LANGUE ALLEMANDE

Zu Beginn sollen einige T e x t e d i t i o n e n genannt werden, einge­ schlossen sind Monographien mit einem erheblichen Editionsteil :

Schon öfter war in diesen Berichten (zuletzt ALMA 56, S. 271) von der Kapitularienforschung der Schule von Hubert Mordek (Universität Freiburg im Breisgau) die Rede. Ihr entstammt die folgende Arbeit : Oliver Mü n s c h. Der Liber legum des Lupus von Ferneres. (Freiburger Beiträge zur mittelalterlichen

Geschichte 14). Frankfurt am Main : Lang, 2001. XXXIX, 304 Seiten. ISBN 3- 631-38026-7. Thema ist die von Lupus — wohl in Fulda in der Mitte der 830er Jahre — für den Markgrafen Eberhard von Friaul zusammengestellte Samm­ lung germanischer Stammesrechte und fränkischer Kapitularien. Enthalten sind darin die Lex Salica, die Lex Ribuaria, die ‘Concordia de singulis causis’, die Lex Alamannorum, die Lex Baiuvariorum sowie die Kapitularien Karls des Großen, Pippins von Italien und diejenigen Lothars I. Einleitend gibt der Autor, in eingehender Auseinandersetzung mit der Forschung, einen Abriß von Leben und Werk des Lupus. Auch der Auftraggeber und Empfänger der Sammlung wird, samt dessen bekanntem Testament, in den Blick gefaßt. Nach Klärung der Entstehungsumstände und der handschriftlichen Überlieferung wird der Gesamtinhalt der Sammlung analysiert. Das Hauptinteresse des Verfassers gilt jedoch ihrem Rahmenwerk, dessen Bestandteile er ediert, kommentiert und je auf ihren Aussagewert für das Zustandekommen der Sammlung befragt. Dazu gehören die Herrscherliste, die beiden Widmungsgedichte (Schaller / Könsgen, Initia 7373 und 7244), welche eingehend philologisch kommentiert werden, vor allem jedoch die Rubrikenverzeichnisse oder Capitulationes zu den aufge­ nommenen Texten bzw. Textgruppen. Dabei geht es, nächst deren sorgfältiger Edition, um den Vergleich verschiedener Zählungen der Rubriken, um die Ermittlung möglicher Vorlagen und um redaktionelle Maßnahmen des Bear­ beiters. Der philologisch geschulte Lupus erweist sich als ein Sammler, der überlegt vorgeht und sich mit den von ihm kompilierten Materialien eingehend auseinandersetzt.

Im Anschluß an die Weltchronik Hermanns des Lahmen von der Rei­ chenau (1013-1054 lebend) wurden in Schwaben drei Fortsetzungen hierzu

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verfaßt. Zwei davon dürfen, auch wenn die Verfasserschaft lange umstritten war, Hermanns Schüler und Biographen, Berthold von der Reichenau, beige­ legt werden. Von ihm stammt einerseits eine kurze Darstellung der Ereignisse bis 1066 (Berthold I) ; sie ist nur mehr in einem Druck von 1529 erreichbar. Kurze Zeit danach löste sich der Autor von den vor-gregorianischen Reform­ bestrebungen und begann sich mit dem Reformpapsttum zu identifizieren. Er überarbeitete seine Darstellung und führte sie, in großer Breite und mit viel Leidenschaftlichkeit, bis zum Jahr 1080 herab (Berthold II). In der Ausgabe von G. H. Pe r t z (MGH SS 5, S. 267-326) ist Berthold II mit den Berichten aus Berthold I verquickt worden. Der ältere, kürzere Text wurde für sich ediert von Georg Wa it z in MGH SS 13, S. 730-732. Keinem Zweifel unter­ liegt die Verfasserschaft bei der autograph überlieferten Chronik Bemolds, die von 1054 bis 1100 reicht. Bemold, wohl aus Schwaben stammend und von ca. 1050 bis 1100 lebend, ist zudem Verfasser liturgischer, kanonistischer und polemischer Schriften (vgl. ALMA 58, S. 236f.). Diese drei zeitgeschichtlich bedeutenden Texte sind soeben kritisch ediert und übersetzt worden in: Bertholdi et Bemoldi Chronica / Bertholds und Bemolds Chroniken. Heraus­ gegeben von Ian Stuart Ro b i n s o n. Übersetzt von Helga Ro b i n s o n- Ha m m e r­

s t e in und T St’ R ’ . (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des

Mittelalters, Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 14). Darmstadt : Wissen­ schaftliche Buchgesellschaft, 2002. [VII], 453 Seiten. ISBN 3-534-01428-6.

Inmitten der reichen Auslegungsliteratur zum Hohenlied ragt im 11. Jh. ein Werk heraus, das durch seine Form der Darbietung eine Besonderheit dar­ stellt : ein dichterisch-prosaisches opus gemin(at)um mit Sprachwechsel, bei welchem der lateinischen Hexameterfassung Seite für Seite eine Prosafassung in (spätem) Althochdeutsch (unter Einschluß lateinischer Reservate) gegen­ übersteht. (In einer dritten, mittleren Spalte ist der Bibeltext aufgeführt.) Die Rede ist von dem Hoheliedkommentar Willirams von Ebersberg (verfaßt um oder nach 1060), einem Werk, dessen Überlieferung, belegt durch über 40 Handschriften, bis ins 16. Jahrhundert reicht. Dazu gibt es die umfangrei­ che, die Gesamtüberlieferung breit auswertende Edition von Erminnie Hollis

Ba r t e l m e z (Philadelphia 1967). Andere Ziele werden demgegenüber mit nachstehender Arbeit verfolgt : Rudolf Sc h ü t z e ic h e l und Birgit Me i n e k e (Hg.). Die älteste Überlieferung von Willirams Kommentar des Hohen Liedes. Edition, Übersetzung, Glossar. Redaktionelle Gestaltung : Dieter Ka n n e n­

b e r g. (Studien zum Althochdeutschen 39). Göttingen : Vandenhoeck & Rup­

recht, 2001. 357 Seiten, 7 Abb. ISBN 3-525-20354-3. Darin geht es um die getreue und anschauliche Darstellung nur gerade der ältesten Überlieferung. Im Mittelpunkt steht die im Kloster Ebersberg selber noch in der 2. Hälfte des 11. Jh’s angelegte Handschrift, jetzt München, Staatsbibi. Cgm 10. Beigezo­ gen werden außerdem die verschollene Hs. Breslau / Wroclaw, Univ.-Bibl. R 347 (nach Photographien), sowie Vat. Pal. lat. 73, beide vom Ende des 11. Jh’s. Jeweils auf der rechten Buchseite wird von der Ebersberger Hs. eine diplomatische Edition geboten, unter genauer Wiedergabe der dreispaltigen

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Seiteneinrichtung mit Auszeichnungsschriften und originaler Interpunktion. D ie gegenüberstehende Seite enthält den Apparat : zunächst den Grundtext nach der Vulgataausgabe von Robertus W e b e r , dann die zeilengenaue Kon­ kordanz mit der BARTELMEZSchen Williramausgabe sowie mit der Breslauer und der vatikanischen Hs. Dann folgen, getrennt nach Kolumnen, die Varian­ ten dieser beiden Handschriften. Beigegeben ist eine neuhochdeutsche Über­ setzung der dritten, deutschsprachigen Spalte, unter Beibehaltung der lateini­ schen Einschlüsse. Weiterhin dient ein ausgebautes Glossar, abgestimmt auf das Althochdeutsche Wörterbuch, der Erschließung des deutschen Textes.

Aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts stammt ein bemerkenswerter, bisher weitgehend unbeachtet gebliebener Zyklus religiöser Gedichte, der sich durch die Verwendung ausgesuchter Versmaße nach der Tradition antiker Lyrik auszeichnet. Er stammt von Kardinal Deusdedit. Obwohl Walther

Ho l t z m a n n 1937 auf diese polymetrische Odensammlung aufmerksam gemacht hatte, blieb sie bis zur Stunde unerschlossen (und war daher auch vom Berichterstatter in seinem Buch ‘Sonderformen der sapphischen Dich­ tung’ von 1982 übergangen worden). Nun hat sie durch einen dazu in höch­ stem Maße Berufenen ihre editio princeps erfahren : Die Carmina des Kardi­ nals Deusdedit ( t 1098/99). Herausgegeben von Peter Christian Ja c o b s e n.

(Editiones Heidelbergenses 31). Heidelberg : Winter, 2002. VII, 190 Seiten, 5 Abb. ISBN 3-8253-1291-7. Die Gedichtsammlung, die sich in zwei Bücher gliedert, ist einzig in der Handschrift Digby 25 der Bodleian Library in Oxford, aus dem Ende des 11. oder dem Anfang des 12. Jahrhunderts, über­ liefert, somit — jedenfalls noch beinahe — aus der Lebenszeit des Verfassers. Die in ausgesuchten Vers- und Strophen- bzw. Epodenformen abgefaßten Texte machen zusammen 1725 Verse aus; 318 weitere Verse sind verloren. Die Oden sind geistlich-theologischen Inhaltes, Schwerpunkte sind Trinität und Heilsgeschichte, sodann die Jungfrau Maria und die Apostel. Die dem Werk vorangestellte Capitulado ist ungewöhnlich breit gehalten. Nebst ande­ rem stellt sie einen lehrhaft expliziten Conspectus metrorum dar, verbunden mit einer inhaltlichen Disposition der einzelnen Texte. Im Anschluß an die Gedichte findet sich in der Handschrift ein kurzer musiktheoretischer Vers- traktat, inc. Quattuor e ptongis (Walther, Initia Nr. 15294, im ‘Lexicon musi- cum Latinum medii aevi’ noch nicht erfaßt) ; er ist hier mit ediert. In seiner Einleitung zeichnet der Bearbeiter unter anderm die Tradition polymetrischen Dichtens im Lateinischen seit Horaz nach ; unter den editorischen Beigaben finden wir, nebst Quellenapparat und detaillierten Registern, ein ausführliches Kapitel über Metrik und Prosodie dieser Texte.

Allgemein bekannt ist die auf Froumund zurückgehende Tegemseer Brief­ sammlung aus dem Anfang des 11. Jh’s. Hier nun geht es um eine Sammlung, die etwas später in diesem oberbayerischen Kloster angelegt worden ist : Die Tegemseer Briefsammlung des 12. Jahrhunderts. Herausgegeben von Helmut

Pl e c h l unter Mitwirkung von Werner Be r g m a n n. (Monumenta Germaniae

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XL, 414 Seiten. ISBN 3-7752-1811-4. Die zur Rede stehende Sammlung ist in der Hs. München, Staatsbibi. Clm 19411 enthalten, einer gewachsenen Sammelhandschrift, die verschiedenste Materialien enthält, darunter Lehrschriften zum Trivium, einzelne Dichtungen und historische Schriften. Darin finden sich in Streulage 306 Briefe und Urkunden, wozu noch elf Lie­ besbriefe kommen, die hier als Anhang ediert werden. Die Briefe lassen sich zu größeren Gruppen ordnen. Am namhaftesten sind die Schreiben von Abt Rupert, unter dessen Abbatial (1155-1186) die Sammlung angelegt worden ist, und diejenigen seines Vorgängers Konrad I., welcher dem Kloster 1126- 1155 Vorstand. Andere Briefgruppen gehören Verwandten Ruperts zu und / oder betreffen bestimmte historische Ereignisse, z. B. solche, die mit der Ita­ lienpolitik Friedrich Barbarossas Zusammenhängen. Von Friedrich selber wie auch von Konrad III. sind hier Briefe und Urkunden überliefert, manche davon sogar einzig hier. Weiter finden sich darin Schreiben dreier Päpste: Innozenz’ II., Eugens III. und Alexanders III. Dieses Ensemble war als Brief­ mustersammlung gedacht ; ihr Eintrag hängt bestimmt mit dem Vorkommen dreier Brieftraktate, darunter desjenigen des Adalbertus Samaritanus, in diesem Codex zusammen. Im Anschluß an dessen ‘Praecepta dictaminum’ finden sich nacheinander acht Liebesbriefe — von denen allerdings einer (Nr. 5 des Anhangs) zwar stilistisch, jedoch nicht inhaltlich zu den Liebesbriefen gehört — ; weitere drei Liebesbriefe aus der großen Sammlung sind hinzuge­ nommen.

Vor noch nicht gar so langer Zeit ist die unter dem Titel ‘Scito te ipsum’ stehende, Fragment gebliebene ethische Schrift Abaelards, begleitet von einer englischen Übersetzung, durch David E. Lu s c o m b e kritisch ediert worden (Oxford 1971). Im Zuge der Vorbereitung einer Übersetzung ins Deutsche — die in Bälde, von Erläuterungen begleitet, in der Reihe ‘Fontes christiani’ erscheinen soll — hat sich deren Urheber dazu veranlaßt gesehen, die Hand­ schriften neu zu kollationieren, und seine Befunde haben ihn zu einer neuen Textkonstitution geführt, die er vorlegt in : Petri Abaelardi Opera theologica IV : Scito te ipsum. Edidit Rainer M. Il g n e r. (Corpus christianorum, Conti­

nuado mediaevalis 190). Tumhout : Brepols, 2001. LXIX, 109 Seiten. ISBN 2-503-04901-X HB (gebunden) / ...04902-8 PB (broschiert). Zwar ist die Überlieferungsgrundlage unverändert geblieben, doch die Handschriften und ihr Verhältnis zueinander werden neu bestimmt. Während Luscombe Hs. A (Clm 14160) zur Leithandschrift erkoren hatte, wird darin nunmehr das Ergebnis einer nicht-authentischen Überarbeitung mit antikisierender Tendenz gesehen ; demgegenüber wird C (Oxford, Balliol College ms. 296), mit größe­ rem Textumfang, aufgewertet. In der neuen Ausgabe sind diese beiden Hand­ schriften mit B (Clm 28363) grundsätzlich gleichberechtigt.

Arnulf, vier Jahrzehnte lang (1141-1181) Bischof von Lisieux in der Nor­ mandie und Erbauer der dortigen Kathedrale, ist als Dichter kaum bekannt. Er agierte in politisch bewegter Zeit als Kirchenmann ; davon zeugt nebst ande­ rem seine umfangreiche (131 Nummern umfassende) Briefsammlung (ed.

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Frank Ba r l o w, London 1939). Doch hat er auch ein schmales poetisches

Œuvre von sechzehn Stücken geringen bis mittleren Umfanges geschaffen, durchweg in Distichen gehalten, insgesamt 270 Verse. Manche Gedichte gelten einzelnen Personen, sei es im Sinne einer Lobpreisung, in satirisch­ polemischem Sinne oder auch als Epitaph. Andere Stücke betreffen den Früh­ ling oder die Jahreszeiten insgesamt ; auch solche geistlichen Inhalts — auf die Geburt Christi, auf das heilige Kreuz — finden sich darunter. Hervorge­ hoben seien seine Reflexionen zum Schenken (Quomodo pauperi vel diviti sit

dandum, Nr. 10). Die vom Verfasser selber veranstaltete Sammlung ist, in

zwei verschiedenen Fassungen, in insgesamt vierzehn Handschriften überlie­ fert, die alle aus dem 12./13. Jh. und aus Frankreich oder England stammen. In fast allen von ihnen besteht Überlieferungsgemeinschaft mit seinen Brie­ fen. Die eine Ausnahme (Paris BN lat. 16699) ist bedeutend: es handelt sich um eine Handschrift mit christlichen Dichtungen der Spätantike und Texten renommierter hochmittelalterlicher Dichter. Dieser Gedichtzyklus ist nun­ mehr, versehen je mit einer deutschen Parallelübersetzung und einer Ein­ führung, in einer kritischen Edition vorgelegt worden : Die Gedichte Arnulfs von Lisieux (f l 184). Herausgegeben und übersetzt von Ewald Kö n s g e n. (Edi-

tiones Heidelbergenses 32). Heidelberg : Winter, 2002. XIII, 92 Seiten, 1 Abb. ISBN 3-8253-1304-2.

Zu den Texten, in denen sich die Beschäftigung des lateinischen Westens mit der exotischen Welt des kaum bekannten Ostens wie auch mit utopischen Lebensformen niederschlägt, gehört der angeblich von dem Priesterkönig Johannes an Kaiser Manuel I. Komnenos gesandte Brief. Seit seinem Auftau­ chen nach der Mitte des 12. Jahrhunderts ist er in zahlreichen lateinischen und volkssprachlichen Fassungen in Umlauf gewesen. Die Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte des lateinischen Textes und dessen verschiedene Über­ setzungen ins Deutsche bilden den Inhalt folgender Arbeit : Bettina Wa g n e r.

Die ‘Epistola presbiteri Johannis’ lateinisch und deutsch. Überlieferung, Text­ geschichte, Rezeption und Übertragungen im Mittelalter. Mit bisher unedier- ten Texten. (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 115). Tübingen: Niemeyer, 2000. XI, 732 Seiten, Abb. und Karten. ISBN 3-484-89115-7. Als Grundlage der text- und rezeptionsge­ schichtlichen Untersuchungen werden zunächst die Handschriften der lateini­ schen Epistola (aus dem 12. bis zum 17. Jh., insgesamt ihrer 207) sowie auch deren frühe Druckausgaben detailliert erfaßt. Bei den überlieferten Textfas­ sungen stehen sich zwei Traditionen gegenüber, bei denen jeweils noch bestimmte Redaktionen, regional oder sonstwie charakterisierte Fassungen zu unterscheiden sind (Traditionen I [Normaltext, in unterschiedlichen Darbie­ tungsformen] und II [fünf verschiedene Fassungen]). Die Ergebnisse werden in einem Stemma und in einer nach den einzelnen Paragraphen des Textes geordneten Tabelle übersichtlich dargestellt. Sodann geht es um die Verbrei­ tung der Epistola, zunächst nach chronologischen und geographischen, dann nach literatursoziologischen Gesichtspunkten. An dieser Stelle wird eine

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umfangreiche Editionspartie eingeschaltet. Gegenüber dem von Friedrich

Za r n c k e 1879 edierten Normaltext, auf dem die Forschung bisher noch immer beruhte, werden hier veröffentlicht : eine Kurzfassung u, zwei Lang­ fassungen (I und II), weiter eine Kurzfassung a, drei Bearbeitungen (I bis III), ferner eine Cambridger und eine Hildesheimer Fassung. Der knappere zweite Teil der Arbeit gilt sechs verschiedenen Übersetzungen ins Deutsche, die an dieser Stelle nicht spezifiziert werden sollen. Gleich zu Anfang wird hier durch eine tabellarische Synopse anhand des Inhalts des lateinischen Textes, nach Paragraphen, ein Überblick über diese Fassungen gegeben. Im Einzelnen wird dann für jede von ihnen den äußeren „Koordinaten“ sowie den Bearbei­ tungstendenzen und Rezeptionsmodi nachgegangen. Der die Untersuchungen abschließende Ausblick ist unter den Titel „Der Brief des Priesters Johannes zwischen Historizität und Fiktionalität“ gestellt.

Hugo von Trimberg (um 1230/40 bis nach 1313) gehört zu jenen mittelal­ terlichen Autoren, die sich des Lateinischen wie auch einer Volkssprache bedient haben. Sein — wichtiges und stark verbreitetes — deutschsprachiges Werk ist der ‘Renner’, von seinen lateinischen Arbeiten dürfte das ‘Registrum multorum auctorum’ am bekanntesten sein. Hier ist jedoch von seinem ‘Sol- sequium’ zu sprechen, das in der uns vorliegenden Form 1284 fertiggestellt wurde und den — zwischen 1250 und 1350 in großer Zahl zusammengestell­ ten — Exemplasammlungen angehört. Gemäß seinem Titel, der ja ‘Sonnen­ blume’ bedeutet, soll das Werk das obsequium veri solis befördern. Diesem Ziel dient eine große Zahl von in Prosa vorgetragenen erbaulichen Geschich­ ten. Das Rahmenwerk des Ganzen ist in teils metrisch, teils rhythmisch gere­ gelten Versen gehalten ; hervorgehoben sei der mehrere hundert Verse umfas­ sende Epilog. Die Sammlung gliedert sich in 7 Bücher oder Großabschnitte ; eigentümlich daran ist, daß dabei nicht nach Inhalten, sondern nach Quellen gegliedert wird : Die Erzählungen in den rahmenden Büchern 1 und 7 sind unterschiedlicher Herkunft ; vor allem sind darin, nach Hugos eigenem Zeug­ nis, deutschsprachige Geschichten lateinisch nacherzählt. Buch 2 ist von einer bestimmten Sammlung von Marienmirakeln gespeist, Buch 3 von der ‘Legenda aurea’, Buch 4 aus den ‘Dialogi’ Gregors des Großen, Buch 5 aus den Vitas patrum, Buch 6 dagegen aus der ‘Disciplina clericalis’ des Petrus Alfonsi. Das ‘Solsequium’ war bisher wenig bekannt. Nur etwa ein Drittel davon war, nach einer einzigen Handschrift (von Erich Se e m a n n, 1914) ediert.

Nunmehr wird hier die breit abgestützte kritische Erstausgabe des Gesamt­ werkes vorgelegt : Das ‘Solsequium’ des Hugo von Trimberg. Eine kritische Edition von Angelika St r a u s s. (Wissensliteratur im Mittelalter 39). Wiesba­

den : Reichert, 2002. XVI, 385 Seiten. ISBN 3-89500-273-9. Diese Edition beruht auf dreizehn Handschriften : verglichen mit der Überlieferung des ‘Renner’ eine recht geringe Zahl ; davon sind ihrer sechs erst bei der Vorbe­ reitung dieser Ausgabe entdeckt worden. Die Arbeit ist ausgestattet mit allem, was man von einer guten Edition erwartet. Hervorgehoben sei die höchst eingehende Beschreibung der Handschriften, unter genauer Nennung der wei­

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teren Texte, die sie je mit überliefern, ferner das für die lexikographische Arbeit nützliche Wörterverzeichnis.

Die Edition der ‘Ruralia commoda’ des Petrus de Crescentiis (vgl. ALMA 57, S. 324) ist mit einem Indexfaszikel, der außerdem eine Corrigendaliste enthält, zu ihrem Abschluß gelangt : Petrus de Crescentiis (Pier de’ Cres- cenzi). Ruralia commoda. Das Wissen des vollkommenen Landwirts um 1300. Herausgegeben von Will Richter. Zum Druck vorbereitet von Reinhilt

Rich ter- Be r g m e ier. Vierter Teil: Indices. (Editiones Heidelbergenses 30).

Heidelberg : Winter, 2002. VIII, 98 Seiten. ISBN 3-8253-1287-9. Es gibt, von den Eigennamen abgesehen, gesonderte Indices für Pflanzen- und für Tierna­ men. Im allgemeinen Index verborum sind Wörter verzeichnet, die mit Pflan­ zen oder Tieren in Verbindung stehen oder aber in irgendeiner Form auffällig sind.

Die niedersächsische Stadt Verden an der Aller war bis 1631 Sitz eines Bistums. Aus dem ersten Drittel des 14. Jh’s stammt eine Bischofschronik, die jedoch nicht zu den bedeutenden Beispielen dieser Gattung gehört und denn auch erst jetzt eine kritische Edition erfahren hat : Chronicon episcoporum Verdensium / Die Chronik der Verdener Bischöfe. Herausgegeben, kommen­ tiert und übersetzt von Thomas Vogtherr. Mit einem kunsthistorischen Bei­ trag von Stephan Ke m p e r d ic k. (Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der

ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden 10). Stade : Landschaftsver­ band der e’ H’ B’ und V’, 1998. 170 Seiten, Abb. ISBN 3-931879-03-8. Auf Veranlassung von Bischof Nikolaus (1312-1331 regierend) wurde die urkund­ liche Überlieferung und wurden die Bischofs viten in Chronikform aufge­ zeichnet ; dem Grundstock wurden später zu zweien Malen weitere Bischofs- viten angefügt. Diese Fassung ist in der Hs. Dresden, Landesbibi. H 193 überliefert. In einer ändern Fassung, vertreten durch Hannover, Landesbibi. XXIII 1144, sind die Lebensbeschreibungen der älteren Bischöfe verkürzt, diejenigen des 15. Jh’s dagegen bedeutend angereichert, diese sind denn auch von erheblichem Quellenwert. In der Dresdner Hs. ist jedem der besproche­ nen 47 Bischöfe ein (angebliches) Porträt beigegeben, hinzu kommt dasjenige des vermeintlichen Stifters des Bistums, Karls des Großen. Mit ihnen beschäftigt sich Stephan Kemperdick.

Von den Lilienfelder ‘Concordantiae caritatis’ war im vorletzten Band (ALMA 58, S. 250) aus Anlaß einer eingehenden Inhaltsanalyse die Rede. Nun wird diese typologisch ausgerichtete Bilderhandschrift ihrer äußeren Erscheinung nach in einem Bildband mit hervorragenden Abbildungen vorge­ stellt : Martin Ro l a n d. Die Lilienfelder Concordantiae caritatis (Stifts­

bibliothek Lilienfeld CLi 151). (Codices illuminati, Meisterwerke aus den Sammlungen der bedeutendsten Bibliotheken der Welt, II: Stifts- und Klosterbibliotheken, Archive 2). Graz : Akademische Druck- und Verlagsan­ stalt, 2002. 79 Seiten, 30 Abb., 24 Tafeln. ISBN 3-201-01776-0 (Leinen) / ... 01780-9 (Broschur). In diesem Werk, das sich an ein breites Publikum wendet, ist einleitend zuerst von den Zisterziensern allgemein, dann von dem

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Kloster Lilienfeld und dessen Abt Ulrich, dem Autor der ‘Concordantiae can­ tatisi die Rede, auch wird in kurzen Worten auf den Begriff der Typologie eingegangen. Dann wird das Gliederungsschema der einzelnen Seiten dieses Bilderkatechismus, im Vergleich mit demjenigen der Biblia pauperum, erläu­ tert. Es wird von dem Zielpublikum, der weiteren Überlieferung und schließ­ lich von den Illustrationen selber sowie von deren Urhebern gehandelt. Im Mittelpunkt stehen 24 Farbfaksimiles, die je auf der gegenüberstehenden Seite erläutert werden. (Schade, daß die Beischriften nicht transkribiert und übersetzt worden sind !) Den Schluß des Bandes nimmt eine kodikologische Dokumentation ein : hier geht es um den Lagenaufbau, den Gesamtinhalt der Handschrift und eine Bibliographie.

Unter denen, die sich im spätmittelalterlichen Deutschland mit Philosophie befaßt haben, gehört der Dominikaner Berthold von Moosburg (bezeugt im Zeitraum von 1318 bis 1361) nicht zu den bekanntesten. Doch mit seinem Interesse an der antiken neuplatonischen Tradition — er befaßte sich auch mit der ‘Clavis physicae’ des Honorius Augustodunensis — ist er originär, und er nimmt in der Proklos-Rezeption eine gewichtige Stellung ein. Der Gegensatz, in dem seine Metaphysik des Einen zu dem herrschenden Aristotelismus stand, hat sich auf die Überlieferung seiner Werke ungünstig ausgewirkt. So ist sein opus magnum, sein Kommentar zur ‘Stoicheiosis theologike’ des Pro- klos, in lediglich zwei Handschriften erhalten. Die kritische Erstedition dieses Werkes ist von berufenster Seite ins Werk gesetzt worden. Die ersten beiden Bände sind schon vor einigen Jahren erschienen, als an dieser Stelle noch weniger umfassend über Neuerscheinungen dieser Art informiert wurde. Das Erscheinen eines dritten Bandes, nach beträchtlicher Pause, soll zum Anlaß genommen werden, auf das Unternehmen — das damit noch lange nicht abgeschlossen ist — wenigstens summarisch hinzuweisen: Berthold von Moosburg. Expositio super Elementationem theologicam Procli. Prologus. Propositiones 1-13. Herausgegeben von Maria Rita Pa g n o n i- St u r l e se und Loris Sturlese mit einer Einleitung von Kurt Fl a sc h / Propositiones 14-34. Herausgegeben von L’ St’ , M’ R’ P ’- St’ und Burkhard Mojsisch / Proposi­ tiones 35-65. Herausgegeben von Antonella Sa n n in o mit einem Vorwort von L’ St’ . (Corpus philosophorum Teutonicorum medii aevi 6, 1/2/3). Hamburg : Meiner, 1984 / 1986 / 2001. ISBN 3-7873-0599-8 / ...-0673-0 / ...-1560-8.

Der Philosoph und Theologe Heymericus de Campo (Heimrich van de Velde) lebte von ungefähr 1395 bis 1460. Nach seiner Ausbildung in Paris wirkte er als Lehrer an der Universität zu Köln, die er auch am Basler Konzil vertrat, später lehrte an der Universität Löwen. Er ist ein namhafter Vertreter der auf Albertus Magnus zurückgehenden Richtung innerhalb der via antiqua. Bisher waren seine Werke kaum oder gar nicht zugänglich, dementsprechend ist er auch in der Forschung recht unbekannt geblieben. Um dem abzuhelfen, ist nunmehr die Veröffentlichung seiner Hauptwerke in Angriff genommen worden : Heymericus de Campo. Opera selecta. Herausgegeben von Ruedi

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Geschichte des kirchlichen Lebens 39). Freiburg Schweiz : Universitätsverlag, 2001. 227 Seiten. ISBN 3-7278-1314-8. Dieser erste Band der Ausgabe — ein weiterer ist in Planung — enthält die kritische Erstedition von fünf jeweils eher kurzen Texten. Es sind dies: die ‘Epistola ad papam Martinum V’, bekannt als Hussiten-Dialog (geführt von einem Bohemus und einem Roma­

nista), herausgegeben von Rolf d e Kegel, ferner die Schrift ‘De sigillo eter-

nitatis’, bearbeitet von den beiden Herausgebern des Ganzen, sodann die ‘Ars demonstrativa’, ediert von Jean-Daniel Cavigioli, weiter der ‘Tractatus de

naturali veritatis catholicae analesy’, bereitgestellt von Zénon Ka l u z a und schließlich das ‘Alphabetum doctrinale’, erschlossen von Jerzy Korolec. Für

jedes der fünf Stücke wird einzeln in einer Einleitung Rechenschaft gegeben über Charakter, Inhalt und Gliederung des Textes sowie dessen Überlieferung. Eine allgemeine Einführung, die Beschreibung aller herangezogenen Hand­ schriften sowie eine Bibliographie der Quellen und der Literatur stehen an der Spitze des Bandes.

Einem Dominikaner, der in der Zeit des Großen abendländischen Schismas lebte und wirkte, gilt die folgende, einige Texteditionen mit enthaltende Monographie : Sabine v o n He u sin g e r. Johannes Mulberg OP ( t 1414). Ein

Leben im Spannungsfeld von Dominikanerobservanz und Beginenstreit. (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens, Neue Folge 9). Berlin : Akademie-Verlag, 2000. X, 201 Seiten, Abb. ISBN 3-05- 003543-9. Von Biographischem abgesehen, geht es im Hauptteil der Arbeit um die damaligen Reformbestrebungen innerhalb des Dominikanerordens, die letztlich zum Scheitern verurteilte frühe Observanz, und um den damit ver­ bundenen Streit um die Beginen in Basel, sodann um Mulbergs letztes Lebensjahr und um seine Einschätzung als Autor des ‘Tractatus contra Beginas et Beghardos’ und als Prediger. Im Anhang wird dieser Traktat nebst begleitenden Kurztexten kritisch ediert ; angeschlossen ist das Fragment einer Predigt gegen den Wucher. (Der beigegebene Bericht über Mulbergs Sterben ist in deutscher Sprache gehalten.)

Schon seit geraumer Zeit befassen sich Reinhold F. Glei und seine Mitar­ beiter und Schüler mit lateinischen Texten über den Islam (vgl. z. B. ALMA 48/49, S. 204-206). Diesem Forschungsvorhaben gehört auch eine seinerzeit hier nicht vorgestellte Arbeit an, die in diesem Zusammenhang wenigstens beiläufig erwähnt werden soll : eine Bearbeitung der ‘Cribratio Alkorani’ des Cusanus : Nikolaus von Kues. Sichtung des Korans : lateinisch-deutsch. Auf der Grundlage des Textes der kritischen Ausgabe neu übersetzt und mit Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von Ludwig Ha g e m a n n und Reinhold Gl e i. 3 Bände. (Schriften des Nikolaus von Kues in deutscher Über­

setzung 20a-c / Philosophische Bibliothek 420a-c). Hamburg : Meiner, 1989- 1993. ISBN 3-7873-0934-9 / ... 0937-3 / ... 0938-1. Diesmal nun geht es um die kritische Erstedition einer Schrift eines nicht minder herausragenden Schriftstellers des 15. Jahrhunderts ; ihr mag das genannte Werk des Cusanus zur Anregung gedient haben, jedoch nicht eigentlich als Quelle : Pius II. Papa.

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Epistola ad Mahumetem. Einleitung, kritische Edition, Übersetzung [von]

Reinhold F. Gleiund Markus Köhler unter Mitwirkung von Beate Ko b u sc h ... [et al.]. (Bochumer Altertumswissenschaftliches Colloquium 50). Trier : Wissenschaftlicher Verlag, 2001. 343 Seiten. ISBN 3-88476-444-6. Der gei­ stesgeschichtlich interessante Brief Pius’ II. von 1461 an den osmanischen Sultan Mehmed II., von dem nicht feststeht, ob er überhaupt je abgesandt worden ist, und der jedenfalls ohne praktische Wirkung geblieben ist, stellt den — selbstverständlich ganz hoffnungslosen — Versuch dar, den türkischen Eroberer mit philosophischen und theologischen Argumenten für das Chri­ stentum zu gewinnen. Als dessen Hauptquelle wird der ‘Tractatus contra prin­ cipales errores perfidi Machometi’ ermittelt, den Kardinal Juan de Torque- mada 1458/59 verfaßt und dem Papst gewidmet hatte. Die von einer deutschen Parallelübersetzung begleitete Edition beruht auf 40 Handschriften und fünf alten Drucken. In der (von Markus Köhler stammenden) ausführli­ chen Einleitung wird auch der genannte Quellentext eingehend behandelt. Die laufenden Sachanmerkungen zum Text konnten demgegenüber auf das Nötig­ ste beschränkt werden.

Unter den Persönlichkeiten, die im 15. Jh., angeregt durch italienische Humanisten, nördlich der Alpen einen geistigen und literarischen Neuauf- bruch herbeigeführt haben, ist Konrad Celtis (1459-1508) einer der namhaf­ testen. Seiner Dichtung ‘Germania generalis’ (inc. Per Demogorgoneum ..., 284 Hexameter) ist, im Rahmen einer Dissertation aus der Schule von Franz Josef Worstbrock in München, eine überaus gründliche und vielerlei Aspekte in den Blick fassende Bearbeitung zuteilgeworden : Gemot Michael Mü l l e r.

Die ‘Germania generalis’ des Conrad Celtis. Studien mit Edition, Überset­ zung und Kommentar. (Frühe Neuzeit: Studien und Dokumente zur deut­ schen Literatur und Kultur im europäischen Kontext 67). Tübingen: Nie­ meyer, 2001. XVII, 536 Seiten, Abb. ISBN 3-484-36567-6. In einem ersten Teil geht es um die Klärung und Aufbereitung der Überlieferung anhand der Drucke und Handschriften. Im Mittelpunkt davon steht die kritische Edition mit gegenüberstehender Prosaübersetzung und anschließendem ausführlichem Stellenkommentar. Der zweite, weit umfangreichere Teil enthält Studien zu den Grundlagen oder Voraussetzungen zu der historisch-geographischen Beschreibung Deutschlands durch Celtis, sodann zu der daraus zutage treten­ den Konzeption des Begriffes Deutschland. Als Modelle werden Flavio Biondos ‘Italia illustrata’ und die Beschreibungen Deutschlands durch Enea Silvio Piccolomini herausgestellt.

Im ausgehenden Mittelalter, als allerorten unterschiedlichste lateinische Werke in die Volkssprachen übersetzt wurden, kam es mitunter vor, daß der Urheber eines Textes diesen zugleich in der Buch- und Verkehrssprache Latein und — zum Besten des adeligen oder bürgerlichen Laienpublikums — in deutscher Sprache abfaßte. Dies gilt etwa für einige Werke des Schweizer Frühhumanisten Albrecht von Bonstetten (um 1442/43 bis um 1504), der als Dekan im Kloster Einsiedeln wirkte. Zu sprechen ist hier von seiner Legende

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des heiligen Gerold. Dieser, angeblich ein sächsischer Herzog, entschied sich für ein Eremitendasein. Er ließ sich im vorarlbergischen Friesen (nachmals St. Gerold) nieder, wo er ein kleines Kloster gründete. Vor seinem Tod soll er dieses dem Kloster Einsiedeln übereignet haben ; in der Tat bestand später dort eine zu Einsiedeln gehörende Propstei. Albrecht von Bonstetten widmete seine Geroldlegende dem Kurfürsten Ernst von Sachsen und dessen Bruder Herzog Albrecht von Sachsen. Bisher waren zwar zwei deutschsprachige Texte dieses Inhalts bekannt, von denen einer Albrecht als Quelle gedient haben könnte, während der andere, in einem Druck von 1577 vorliegende, offenbar eine Überarbeitung von Bonstettens Fassung ist. Jedoch erst vor kurzem sind im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar, unter Materialien des sächsischen Historiographen Georg Spalatin (1484-1545), die Widmungs­ exemplare des lateinischen und des deutschen Textes aus dem Jahr 1484 ent­ deckt worden. Zusammen mit einem ändern, an dieser Stelle nicht interessie­ renden Textfund, sind die beiden Legendenfassungen ediert worden in : Der gute Gerhart Rudolfs von Ems in einer anonymen Prosaauflösung und die lateinische und deutsche Fassung der Gerold-Legende Albrechts von Bonstet­ ten. Nach den Handschriften Reg. O 157 und Reg. O 29A und B im Thürin­ gischen Hauptstaatsarchiv Weimar herausgegeben von Rudolf Ben tzing er,

Christina Me c k el n b o r g, Franzjosef Pensee und Anne-Beate Riecke. (Deut­

sche Texte des Mittelalters 81). Berlin: Akademie-Verlag, 2001. VIII, 184 Seiten, 6 Tafeln. ISBN 3-05-002779-7. Die Geroldlegende nimmt die zweite Hälfte des Bandes, ab S. 75, ein; sie ist betreut worden von Christina Meckelnborg, die für die latinistischen, und von Anne-Beate Riecke, die für die germanistischen Belange zuständig ist. Die lateinische und die frühneu­ hochdeutsche Fassung stehen sich in Paralleldruck gegenüber ; am Seitenfuß läuft eine Wiedergabe der lateinischen Fassung in heutigem Deutsch mit. Der lateinische Text ist ferner durch einen sprachlich ausgerichteten Stellenkom­ mentar erschlossen. Zu dem Glossar der deutschen Fassung gibt es einen lateinischen Schlüssel, der manche Übersetzungsgleichung sichtbar macht. Innerhalb der Einleitung ist die Untersuchung des Verhältnisses von lateinischem und deutschem Text von besonderem Interesse.

Wer es unternehmen wollte, die Editionen sämtlicher kirchlicher Gebrauchstexte aus der Inkunabelzeit laufend zu buchen, bekäme viel zu tun. So dicht kann die Dokumentation innerhalb dieser summarischen Übersicht im allgemeinen nicht sein, doch möge hier die folgende kleine Quellenpubli­ kation zweier Schüler des Berichterstatters angeführt werden : Christian

Moser / David Vitale Der Zürcher Ablaßtraktat des Albert von Weißenstein (1480). (Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte 95, 2001, S. 49- 109). Es geht um die kritische Erstedition eines Traktates, die der Dominika­ ner Albertus de Albo Lapide während seines Zürcher Aufenthaltes im Hin­ blick auf einen Ablaß verfaßte, der mit dem Neubau der dortigen Wasserkirche zusammenhängt. In dem Text geht es um das Wesen der Ablässe allgemein, um die Empfehlung dieses Ablasses insbesondere, schließlich um

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das Lob der Stadt Zürich, ihrer Patrone Felix und Regula und einer am Ort der erwähnten Kirche entsprungenen Heilquelle. Dem lateinischen Text ist eine deutsche Übersetzung in Paralleldruck beigegeben.

Wir gehen nun zur Besprechung einzelner M o n o g r a p h i e n über: Zunächst soll von zwei Arbeiten zeitübergreifenden Charakters die Rede sein : Von Günther Binding und seiner Schule ist in den letzten Jahren mancher Beitrag zur Geschichte des Bauens im Mittelalter vorgelegt worden : Arbeiten, die sich durch das Emstnehmen der sprachlichen Befunde und deren kompe­ tente Erschließung auszeichnen (s. zuletzt ALMA 59, S. 274f.). Vor kurzem ist folgende inhaltsreiche Monographie erschienen : Günther Bin d in g /

Susanne Linscheid- Bu r d ic h. Planen und Bauen im frühen und hohen Mittel­

alter nach den Schriftquellen bis 1250. In Zusammenarbeit mit Julia Wipper­

m a n n. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2002. 652 Seiten,

75 Abb. ISBN 3-534-15489-4. In dieser quellennahen Darstellung werden mehr als 2000 kürzere, z. T. aber auch recht lange Passagen aus 600 lateini­ schen Texten aus ganz Europa je in deutscher Übersetzung und im originalen Wortlaut vorgelegt, begleitet von einer sachkundigen Kommentierung und, wie sich versteht, den nötigen Quellenangaben. Dieses Textgut ist eingebettet in eine Darstellung, welche sich in neun Sachbereiche gliedert : Der Bauherr / Bautypen und deren Vorbild / Entwurf und Baupläne / Vermessung / Grund­ stein und Fundament / Das Baumaterial : Beschaffung, Transport und Bear­ beitung / Die Bauteile der Kirche / Das Kloster / Profanbauten. Bei der Abhandlung dieser Gebiete und der Kommentierung zugehöriger Quellenstel­ len wird eine große Zahl lateinischer Termini im Hinblick auf deren jeweili­ gen Aussagewert erörtert, so etwa im Kapitel Vermessung funiculus, linea,

pertica, virga, regula, perpendiculum, libra und circinus, sowie norma. Das

Werk ist durch Verzeichnisse der behandelten Orte und der herangezogenen Quellen erschlossen. Hingegen ist, und zwar, wenn ich recht sehe, mit voller Absicht, auf ein Verzeichnis der lateinischen Termini verzichtet worden : Die Bearbeiter möchten damit ihre Leserschaft dazu anhalten, in dem Buch auch wirklich zu lesen, somit: sich auf die jeweiligen Bedingtheiten des beschrie­ benen Bauwerks und des beschreibenden Textes einzulassen; sie suchen damit Gegensteuer zu geben gegen das so modisch gewordene punktuelle ‘Abrufen’ nur halb verstandener ‘Informationen’.

Eine textnahe Studie über ein Stück karolingischer Bibelexegese stellt die folgende Arbeit, eine Dissertation der Philosophisch-theologischen Hoch­ schule Sankt Georgen (Frankfurt) von 2 0 0 1 , dar: Michal K i e l i n g . Terrena non amare sed coelestia. Theologie der Welt in Alkuins Commentaria super Ecclesiasten. (Europäische Hochschulschriften, Reihe XXIII : Theologie

7 3 2 ) . Frankfurt am Main: Lang, 2 0 0 2 . XII, 2 8 9 Seiten. ISBN 3 - 6 3 1 - 3 8 0 1 7 -

8. In einem ersten ausgedehnten Abschnitt geht es um die Überlieferung von Alkuins Kommentar, die von ihm benützten Quellen und seine Bearbeitungs­

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methode. Der Vf. gibt sich nicht mit dem bei Migne (PL 100, Sp. 655-722) publizierten Text zufrieden, sondern geht auf die Handschriften zurück. Als Hauptquelle hat er den Ecclesiasteskommentar des Hieronymus ermittelt, und so vergleicht er Zug um Zug Alkuins Text — dies nach der Hs. Harley 213 der British Library — mit diesem Bezugstext. Im Weiteren verschafft er einen Überblick über die aus der Zeit zwischen Hieronymus und Alkuin stammen­ den lateinischen Auslegungen dieses biblischen Buches. Von zweien unter ihnen — den Texten in Paris, BN lat. 2822 und lat. 11997 — gibt er im Anhang eine Erstedition. (Hinzu kommt dort noch eine pseudoisidorische Glosse aus Hs. 4° Aa 2 der Hessischen Landesbibliothek Fulda.) Ein zweites, kürzer gehaltenes Großkapitel gilt dem Bibeltext als solchem. Die Rede ist hier von Alkuins Bibelrevision und ihren Voraussetzungen insgesamt, sodann von seiner Bearbeitung des Ecclesiastestextes im Besonderen. In einer ausge­ dehnten Synopse sind einander gegenübergestellt : der Wortlaut des Bibeltex­ tes nach dem Ecclesiasteskommentar des Hieronymus, nach der Vulgata und nach dem Kommentar Alkuins gemäß dem Harley anus. Der dritte Hauptteil der Arbeit ist der theologischen Gedankenwelt gewidmet, wie sie aus dieser karolingischen Auslegung des Predigerbuches zutage tritt.

Für eines der gewissermaßen klassischen Werke des 9. Jh’s, nämlich Ein­ harts Karlsbiographie, ist eine monumentale Untersuchung zur Überliefe- rungs- und Wirkungsgeschichte vorgelegt worden : Matthias M. Tischler.

Einharts Vita Karoli. Studien zur Entstehung, Überlieferung und Rezep­ tion. 2 Teile. (Monumenta Germaniae Histórica: Schriften 48). Hannover : Hahn, 2001. LXX, 1828 Seiten, 8 Tafeln. ISBN 3-7752-5448-X. Diese Arbeit, eine Heidelberger Dissertation v. J. 1998, gliedert sich wie folgt : Nach ein­ leitenden Bemerkungen zum Forschungsstand und zum eigenen Programm folgt ein knapp gefaßter Katalog erhaltener oder nach Einträgen in Biblio­ thekskatalogen zumindest nachweisbarer Handschriften, sodann ein Überblick über die verschiedenen Redaktionsstufen von Einharts Karlsvita und die Erörterung von deren Entstehungszeit. Im Hauptteil der Arbeit werden nun nacheinander die verschiedenen Fassungen des Textes — ihr Zustandekommen, die regionalen Überlieferungen in allen ihren Verzweigun­ gen und deren handschriftliche Vertretung — behandelt. Der Widmungsfas­ sung steht die Überlieferung in dem Kleinen und dem Großen Karlskompen­ dium gegenüber, sodann die Offizielle Ausgabe und die überarbeitete Offizielle Ausgabe, sie beide je in unterschiedlichen Rezensionen. Am Schluß wird ein knappes Fazit gezogen ; als Korollar beigegeben ist die Geschichte der Editionen (und Übersetzungen) der Karlsvita. Neben dem Handschriften- und dem Namenregister verdient eine gesonderte Zusammenstellung all jener Werke Erwähnung, in denen das literarische Nach wirken von Einharts Text faßbar ist.

Ein in seiner Art ganz einzigartiges Zeugnis, das immer wieder neu zu wis­ senschaftlicher Behandlung herausfordert und noch immer manches Rätsel aufgibt, ist der St. Galler Klosterplan. Wie schon einmal i. J. 1957, so fand

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erneut im Oktober 1997 in St. Gallen eine Tagung über dieses Dokument statt. Vor kurzem sind deren Akten erschienen : Studien zum St. Galler Klo­ sterplan II. Herausgegeben von Peter Oc h se n b e inund Karl Sc h m u k i. (Mittei­

lungen zur vaterländischen Geschichte, herausgegeben vom Historischen Verein des Kantons St. Gallen 52). St. Gallen : H’ V’ des K’s St. G \ 2002. 368 Seiten, Abb. ISBN 3-906395-31-6. Die einzelnen Aufsätze betreffen das dem Plan zugrundeliegende Konzept, die Bezüge zur Reform des Mönch­ tums, zur Liturgie, seine Stellung bezüglich der Klosteranlagen jener Zeit all­ gemein, die vorauszusetzende Meßtechnik u. a. m. Auch die Geschichte seiner Erforschung wird gewürdigt, außerdem wird über eine neue technolo­ gische Untersuchung des kostbaren Dokuments berichtet. Beigegeben ist die Bibliographie aller Werke zum Klosterplan. Hier ist nicht der Ort, auf die Beiträge näher einzugehen. Erwähnt sei immerhin ein neuer, früher Datie­ rungsansatz auf Grund eines Anagramms : 819. Als besonders einschlägig ist der Aufsatz von Walter Berschin hervorzuheben : Der St. Galler Klosterplan als Literaturdenkmal (S. 107-144). Er enthält für jede der Bei- und Aufschrif­ ten eine Edition mit Übersetzung und Kurzkommentar. Beigegeben ist eine kurze Untersuchung seines Schülers Stephan Weber über : Synonymik und Symmetrie auf dem St. Galler Klosterplan (S. 144-149).

Das 1085 gegründete hirsauische Reformkloster Reinhardsbrunn, in der Nähe Gothas, war das Hauskloster der Ludowinger, welche von 1131 bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1247 die Würde der Landgrafen von Thüringen bekleideten. Aus dem Zeitraum 1340/49, als das Kloster längst seine frühere Bedeutung eingebüßt hatte, stammt die ‘Cronica Reinhardsbrunnensis’, eine umfangreiche Kompilation, die vor allem dadurch wertvoll ist, daß in ihr ältere, als solche nicht mehr erhaltene Geschichtsquellen ausgiebig ausge­ schrieben sind. Dazu gehören zwei verlorene Werke, nämlich die ‘Reinhards­ brunner Gründungsgeschichte’ (nach 1190/98) und die ‘Reinhardsbrunner Historien’ (aus dem Zeitraum 1187/1217). Auf der Gründungsgeschichte beruht eine kürzende Bearbeitung aus den Jahren 1234/35 mit dem Titel De ortu principum Thuringie’, die heute nur noch in zwei Abschriften des 18. Jh’s greifbar ist. Von den komplexen Verhältnissen der historischen Über­ lieferung, von den Tendenzen und Funktionen dieser Werke klösterlich-dyna­ stischer Geschichtsschreibung, von ihrer Verknüpfung mit der thüringischen und der Reichspolitik handelt die folgende Arbeit, eine Jenaer Dissertation von 1997 : Stefan Tebr u c k. Die Reinhardsbrunner Geschichtsschreibung im

Hochmittelalter. Klösterliche Traditionsbildung zwischen Fürstenhof, Kirche und Reich. (Jenaer Beiträge zur Geschichte 4). Frankfurt am Main : Lang, 2001. 457 Seiten. ISBN 3-63!-37694-4. Von den beiden zentralen Großkapi­ teln betrifft das erste die ‘Gründungsgeschichte’, das zweite die ‘Historien’. Im Anhang wird eine kritische Edition der Schrift De ortu principum Thu­ ringie’ geboten.

Cogor adversum te, instabilis munde, flébiles querelas (...) in communi deponere : so beginnt eine anonym überlieferte Wechselrede zwischen dem

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homo und dem mundus aus dem Umfeld Karls IV. Und deren Incipit ist zum

Obertitel einer umfangreichen Arbeit gemacht worden, welcher zum Ziel gesetzt ist, die literarische und geistige Stellung dieses Kaisers in seiner Zeit zu würdigen : Bernd-Ulrich Hergem öller. Co gor adversum te. Drei Studien

zum literarisch-theologischen Profil Karls IV. und seiner Kanzlei. (Studien zu den Luxemburgern und ihrer Zeit 7). Warendorf : Fahlbusch, 1999. LVIII, 501 Seiten. ISBN 3-925522-18-2. Das Werk besteht aus drei an sich unverbunde­ nen, sich jedoch ergänzenden Untersuchungen. Die erste ist dem eingangs erwähnten Text gewidmet, welcher hier erstmals kritisch ediert und ins Deut­ sche übersetzt wird. Er dürfte auf den kaiserlichen Hofkanzler Johann von Neumarkt (um 1315-1380) und dessen Helfer zurückgehen. Ferner wird der Frage nachgegangen, ob Johannes von Tepl (um 1350 - gegen 1415), der Ver­ fasser des deutschen Streitgesprächs ‘Der Ackermann aus Böhmen’, davon beeinflußt gewesen sein könnte. Die zweite Studie gilt dem hexametrischen Vorgebet (Walther, Initia 13320) und dem Proklamationsdiplom der ‘Golde­ nen Bulle’ nach deren böhmischem Exemplar. Auch von diesen Stücken wird der lateinische Wortlaut und eine deutsche Übersetzung geboten. Das metri­ sche Bittgebet erweist sich als Vehikel des Herrscherpreises. An dem Diplom interessiert vor allem die reiche, biblisch gespeiste Metaphorik, welche theo­ logischen Aussageinteressen dient. Die dritte Arbeit, die ganze zweite Hälfte des Buches einnehmend, stellt einen Gesamtüberblick über die „karolini- schen“ lateinischen Texte unterschiedlicher Authentizitätsebenen dar, d. h. die von ihm selber verfaßten, (mit)gestalteten oder auch nur autorisierten Texte. Im Einzelnen geht es um Karls bekannte Autobiographie, ferner um drei litur­ gische Offizien: um die Wenzeloffizien ‘Historia nova’ und ‘Translacio’ sowie um ‘Hystoria et officium de lancea Domini’ (Lanzenoffizium), sodann um die sogenannten Moralitates — ein Textkonglomerat aus Weisheits­ sprüchen, Schrift- und Homilienzitaten sowie einem Mariengebet —, weiter um zwei fürstenspiegelartige Briefe (inc. Letatus sum, von seinem Sohn Wenzel) ; Solida generosi, von Karl IV. selber), um vier weitere Briefe (worunter einer an Petrarca), um Proömien und um verschiedene andere Texte. Im Anhang wird das Lanzenoffizium ediert, abschnittweise begleitet von einer deutschen Übertragung.

Unter der Rubrik N a c h s c h l a g e w e r k e und H i l f s m i t t e l kann zunächst vermerkt werden, daß der Thesaurus proverbiorum medii aevi (zuletzt : ALMA 59, S. 284) inzwischen am Ende des Alphabetes angelangt ist : Band 13 : Weinlese — zwölf. Mit Korrigenda und Addenda zu den Bänden 1-11. Berlin 2002.

Eine moderne kritische Ausgabe der Briefe des Petrus de Vinea steht noch immer aus (vgl. ALMA 52, S. 292), doch ist eine wichtige Vorarbeit dazu erschienen, welche ganz allgemein bei der Beschäftigung mit spätmittelalterli­ chen Briefen und Briefsammlungen gute Dienste leisten wird : Handschriften­ verzeichnis zur Briefsammlung des Petrus de Vinea. Bearbeitet von Hans Martin Sc h a ller unter Mitarbeit von Bernhard Vogel. (Monumenta

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Germa-niae Histórica: Hilfsmittel 18). Hannover : Hahn, 2002. XLVI, 584 Seiten. ISBN 3-7752-1125-X. Dieses Verzeichnis, mit der peinlich genauen Beschrei­ bung und detaillierten Inhaltsangabe von 246 Handschriften, umfaßt alle unter dem Namen des Petrus de Vinea laufenden systematisch geordneten Brief­ sammlungen, sodann alle ungeordneten Sammlungen, welche Briefe von ihm und ändern — vor allem : von Thomas von Capua — enthalten, endlich auch sieben Handschriften, welche die ‘Flores dictaminum Petri de Vineis’ überlie­ fern. Die Beschreibungen sind nach Aufbewahrungsort und Bibliothekssigna­ tur geordnet. Jedes einzelne Stück in den beschriebenen Sammlungen, von wem auch immer verfaßt, wird mit Incipit und Explicit, oft unter Beigabe einer weiteren Referenz, erfaßt. Die einzelnen Artikel beginnen mit der äußeren Beschreibung der Handschrift nebst Angaben zur Provenienz und der Nennung ihres sonstigen Inhalts, dann folgt das Verzeichnis der darin enthaltenen Briefe ; den Schluß bilden Literaturangaben. Der umfangreiche Registerteil enthält Listen der genannten Schreiber, der Vorbesitzer (getrennt nach Biblio­ theken und Personen), der Namen von Autoren und Redaktoren anderer hier aufgenommener Briefe bzw. Sammlungen ; den Schluß bildet das über 100 Sei­ ten umfassende allgemeine Initienverzeichnis (je mit Beigabe des Explicit).

Im Folgenden ist eine A u f s a t z s a m m l u n g eines einzelnen Forschers anzuzeigen: Iso Müller (1901-1987), Mönch des Klosters Disentís in Graubünden (Schweiz), ein namhafter und fruchtbarer Historiker mit großer Kompetenz auch in philologischen und sprachwissenschaftlichen Dingen, hat sich immer wieder intensiv mit hagiographischen Texten befaßt und solche kritisch ediert. Vor kurzem sind nun einige seiner Studien im Nachdruck erschienen : Iso Mü ller. Frühes Mittelalter in Graubünden und der Schweiz.

Ausgewählte Aufsätze, herausgegeben von Hans-Dietrich Al te n d o r f, Jan

Andrea Be r n h a r d, Ursus Br u n o l d. Disentís : Verlag Desertina, 2001. XI, 466 Seiten. ISBN 3-85637-269-5. In besonderem Maße mit einzelnen Texten verbunden sind darin folgende Beiträge : Die karolingische Luciusvita (S. 41- 90). [Mit Edition.] — Zur karolingischen Hagiographie. Kritik der Luciusvita (S. 91-114). — Die Florinusvita des 12. Jahrhunderts (S. 163-218). [Mit Edi­ tion.] — Die frühkarolingische Passio der Zürcher Heiligen (S. 303-358). [Mit Edition.] — Die älteste Gallus-Vita (S. 359-399). [Mit Edition.] Dazu kommen Aufsätze mehr historischer Ausrichtung zur rätisch-alemannischen Kirchengeschichte des 8. Jh’s, zu Churrätien und dem Churer Bistum im Frühmittelalter, zum Raum um den Gotthardpass im Früh- und Hochmittelal­ ter sowie zum hl. Gaudentius von Gasacela. Dem Band ist ein Register der Personen- und Ortsnamen beigegeben.

Was s p r a c h w i s s e n s c h a f t l i c h e A r b e i t e n im engeren Sinne angeht, so ist inzwischen der letzte Textband des Handbuches erschienen, das vom Verfasser dieses Berichtes erarbeitet worden ist (zuletzt : ALMA 59,

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Erster Band: Einleitung, lexikologische Praxis, Wörter und Sachen, Lehn­ wortgut. (Handbuch der Altertumswissenschaft II 5, 1). München : Beck, 2002. XXXI, 723 Seiten. ISBN 3-406-49355-6. An der Spitze steht, als Ein­ leitung zu dem Gesamtgebiet wie auch zu dieser Darstellung, ein entwick­ lungsgeschichtlicher Überblick, der die Voraussetzungen und näheren Bedin­ gungen beim Gebrauch des Lateinischen im Mittelalter klärt. Sodann wird der wortkundliche Teil eröffnet, der sich in Band 2 fortsetzt. Den Anfang davon bildet ein Abschnitt über die lexikologische Praxis. Darin werden zunächst die verschiedenen Wörterbuch-Unternehmungen nach ihrer Eigenart und Zielset­ zung charakterisiert. Anschließend werden systematische Gesichtspunkte zur lexikographischen Arbeit und zu deren Nutzung erörtert. Unter dem Titel „Wörter und Sachen“ folgen Beiträge zur Kenntnis des spezifischen Wort­ schatzes von 24 ausgewählten Sachbereichen, dies jeweils in Form einer Bibliographie raisonnee, woran sich in der Regel eine Reihe kurzgefaßter Wortgeschichten anschließt. Darin werden Wörter und Wortfamilien behan­ delt, die in dem betreffenden Fachvokabular von Bedeutung und wegen der Komplexität ihrer Anwendungen von besonderem Interesse sind. Der Band schließt mit einer Darstellung der Wortentlehnungen aus dem Griechischen, aus dem Hebräischen und Aramäischen, aus dem Arabischen und ändern ori­ entalischen Sprachen sowie aus den germanischen Sprachen — von besonde­ rem Interesse sind die griechischen und die germanischen Einflüsse. Dabei wird jeweils eine allgemeine Einführung geboten und es werden die wichtig­ sten Hilfsmittel vorgestellt. Eingebaut ist auch hier je eine Reihe von Wort­ geschichten ; hinzu kommt nach Bedarf die Erörterung spezifischer histori­ scher und formaler Probleme. — Der Schlußband, mit Bibliographie, Quellenübersicht und Register, soll binnen kurzem folgen.

An dieser Stelle darf vielleicht noch auf zwei kurze sprachwissenschaft­ liche A u f s ä t z e des Berichterstatters hingewiesen werden : Peter Stotz.

Die Aussprache des Lateins im mittelalterlichen Europa — zum mündlichen Gebrauch einer ‘toten’ Sprache. (Jahrbuch für Internationale Germanistik, Jahrgang 31, Heft 2, S. 8-29). Darin geht es hauptsächlich um folgende Gesichtspunkte : Abbildung oder Nichtabbildung von Aussprachegewohnhei­ ten in der Schreibung / Die Zeugnisse der Schmuck- und Gliederungsformen in der Dichtung / Zum Beitrag der Orthographietraktate / Zu den Ausspra­ chetraktaten des Mittelalters / Das Projekt einer Aussprachereform in der Renaissance / Das Scheitern der Aussprachereform und seine Gründe / Zwei Beispiele konsolidierter Aussprachesysteme. Peter Stotz. Poesie auf dem

Exerzierfeld. Über einen sprachlichen Kommentar zu dem Hymnus Ut queant

laxis auf Johannes den Täufer. In : Italica — Raetica — Gallica, Studia lin-

guarum litterarum artiumque in honorem Ricarda Liver, herausgegeben von Peter Wu n d e r l i, Iwar We r len und Matthias Grü n er t. Tübingen: Francke,

2001, S. 637-653. Es geht um den — stark grammatik- und lexikologielasti- gen — spätmittelalterlichen Kommentar in Uppsala, Univ.-Bibl. C 670 und München, Staatsbibi. Clm 7784, zu dem genannten Hymnus. Behandelt

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werden fünfzehn kurze Textproben, die über Vorgehensweise, Sprachver­ ständnis und Zielsetzungen des Kommentators Aufschluß geben.

Im Folgenden sei auf einige thematisch ausgerichete S a m m e l w e r k e eingegangen.

Zunächst sei der Aktenband einer Tagung über pseudoisidorische Texte erwähnt : Fortschritt durch Fälschungen ? Ursprung, Gestalt und Wirkungen der pseudoisidorischen Fälschungen. Beiträge zum gleichnamigen Sympo­ sium an der Universität Tübingen vom 27. und 28. Juli 2001. Herausgegeben von Wilfried Ha r tm a n nund Gerhard Sc h m it z. (Monumenta Germaniae Histó­

rica: Studien und Texte 31). Hannover : Hahn, 2002. XII, 279 Seiten, Abb. ISBN 3-7752-5731-4. Die Beiträge im Einzelnen: Klaus Zechiel-Ec k e s. Auf Pseudoisidors Spur — oder: Versuch, einen dichten Schleier zu lüften (S. 1-28, 2 Abb.). — Gerhard Sc h m itz. Die allmähliche Verfertigung der

Gedanken beim Fälschen. Unausgegorenes und Widersprüchliches bei Bene- dictus Levita (S. 29-60, 2 Abb.). [Mit einem editorischen Anhang : Ben. Lev. 1, 35-36.] — Veronika Lu k a s. Philologische Beobachtungen zur Rezeption

der Relatio episcoporum von 829 bei Benedictus Levita (S. 61-87). — Herbert Sc hneider. Die Geburtsurkunde des Weihwassers (JK f24) und

andere Liturgica bei Pseudoisidor (S. 89-110). — Rudolf Schieffer. Die Erfindung der Enzyklika (S. 111-124). Detlev Ja s p e r. Erzwungener Eid,

Exceptio spolii, Raub von Kirchengut. Pseudoisidor in einigen ungedruckten

Briefen des 11. Jahrhunderts (S. 125-160). [Mit Edition der vier besproche­ nen Briefe im Anhang.] Peter La n d a u. Gratians unmittelbare Quellen für seine Pseudoisidortexte (S. 161-189). [Mit detaillierten Nachweisen als Appendix.] Martina Ha r t m a n n. Spätmittelalterliche und frühneuzeitliche

Kritik an den pseudoisidorischen Dekretalen. Nikolaus von Kues und Hein­ rich Kalteisen als „Wahrheitszeugen“ bei Matthias Flacius Illyricus und den Magdeburger Centuriatoren (S. 191-210). — Wilfried Ha r t m a n n. Schwierig­

keiten beim Edieren. Gelungene und gescheiterte Editionen von großen Kir­ chenrechtssammlungen (S. 211-226). — Horst Fu h r m a n n. Stand, Aufgaben und Perspektiven der Pseudoisidorforschung (S. 227-262). — Der Band ist durch Indices in vorbildlicher Weise erschlossen.

Die Erforschung der Enzyklopädien im Mittelalter und in der Frühen Neu­ zeit hat derzeit hohe Konjunktur. Ihr dient unter anderm ein an der Universität Münster laufendes Großprojekt (zuletzt : ALMA 59, S. 281). Im Zusammen­ hang damit steht der folgende Aktenband einer Tagung, die schon vor gerau­ mer Zeit stattgefunden hat : Die Enzyklopädie im Wandel vom Hochmittelal­ ter bis zur frühen Neuzeit. Herausgegeben von Christel Meie r. Akten des

Kolloquiums des Projekts D im Sonderforschungsbereich 231 (29.11.-1.12. 1996). Redaktion : Stefan Schuler und Marcus He c k e n k a m p. (Münstersche

Mittelalter-Schriften 78). München : Fink, 2002. 589 Seiten, Abb. ISBN 3- 7705-3426-3. Der stattliche Band enthält die folgenden Beiträge: Christel

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Me ie r. Einführung (S. 11-24). — Wolfgang Hü b n e r. Der descensus als ord­

nendes Prinzip in der ‘Naturalis historia’ des Plinius (S. 25-41, Abb. 1). — Hans Hinrich Bieste r fe l d t. Arabisch-islamische Enzyklopädien : Formen und

Funktionen (S. 43-83). — Isabelle Dr a el a n t s. Introduction à l’étude d’Ar-

noldus Saxo et aux sources du ‘De floribus rerum naturalium’ (S. 85-121). — Dmitri Ab r a m o w. Die moralisierende Enzyklopädie ‘Liber de naturis rerum’

von Pseudo-John Folsham (S. 123-154). Christian Hü n e m ö r d e r. Ist der

Text von Thomas III mehr als eine bloße Kombination aus mehreren natur­ kundlichen Enzyklopädien? (S. 155-168). [„Thomas III“ ist Notname für den anonymen Urheber der Fassung lila der Enzyklopädie des Thomas von Can- timpré.] — Benedikt Konrad Vo l l m a n n. Enzyklopädie im Wandel : Thomas

von Cantimpré, De natura rerum’ (S. 169-180). [Im Anhang eine Übersicht über die verschiedenen ‘Thomas III’-Redaktionen.] — Georg St eer. Das ‘Buch von den natürlichen Dingen’ Konrads von Megenberg — ein ‘Buch der Natur’ ? (S. 181-188). — Michael Ro t h m a n n. Totius orbis descriptio. Die

‘Otia imperialia’ des Gervasius von Tilbury : eine höfische Enzyklopädie und die scientia naturalis (S. 189-224). — Bernhard Pa b s t. Die Vers-Enzyklopä­

die Gregors von Montesacro. Ein Werk aus dem Apulien Friedrichs II. im Spannungsfeld von lateinisch-monastischer Tradition, neuer Naturphilosophie und neuen Wissensquellen griechisch-arabischer Provenienz (S. 225-244). — Monique Pa u lm ier- Fo u c a r t. Le plan et l’évolution du ‘Speculum maius’ de

Vincent de Beauvais : de la version bifaria à la version trifaria (S. 245-267).

[Mit Editionsbeilagen.] — Monique Paulm ier-Foucart / Stefan Sc huler. Qualiter investigandi sunt salubres fontes. La réception du discours hydrolo­

gique de Vitruve au Moyen Age : le cas du ‘Speculum naturale’ de Vincent de Beauvais (S. 269-278). — Baudouin van d e n Ab eele. Moralisierte Enzyklo­

pädien in der Nachfolge von Bartholomäus Anglicus : das ‘Multifarium’ in Wolfenbüttel und der ‘Liber de exemplis et similitudinibus rerum’ des Johan­ nes de Sancto Geminiano (S. 279-304, Abb. 2f.). [Mit Editionsbeilagen und einer Handschriftenliste für das Werk des Johannes de Sancto Geminiano, zusammengestellt vom Vf. und Iolanda Ve n t u r a.] — Lucy Freeman Sa n d le r.

The role of illustrations in James le Palmer’s ‘Omne bonum’ (S. 305-315, Abb. 4-24). — Michael W. Tw o m e y. Western medieval encyclopedias in Eng­

land before 1500 : a preliminary list (S. 317-342). [Nach Autoren bzw. ano­ nymen Texten / besitzenden Institutionen / Hss., die sich keiner Institution zuordnen lassen / erhaltene Hss., vor 1500 in England / Bibliographie.] — Gundolf Ke il. Standardwerke mittelalterlicher Drogenkunde und ihre Reprä­ sentation in der Enzyklopädik (S. 343-389). — Udo Friedrich. Grenzen des Ordo im enzyklopädischen Schrifttum des 16. Jahrhunderts (S. 391-408, Abb.

25-28). — Wilhelm Sc hm idt- Big g e m a n n. Guillaume Posteis christologische

Enzyklopädie (S. 409-419). — Helmut Zedelm a ier. Von den Wundermännern des Gedächtnisses. Begriffsgeschichtliche Anmerkungen zu ‘Polyhistor’ und

‘Polyhistorie’ (S. 421-450). — Ulrich Er n st. Standardisiertes Wissen über

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Schrifttums vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit (S. 451-494, Abb. 29-35). — Heinz Meyer. Schlußteile, Appendices und Exkurse als Indikatoren für den

Wandel der Naturenzyklopädie des 13. Jahrhunderts (S. 495-510). — Christel

Meier. Enzyklopädischer Ordo und sozialer Gebrauchsraum. Modelle der

Funktionalität einer universalen Literaturform (S. 511-532, Abb. 36-38b). Abgrenzung gegen andere, ihre Verstoßung, ja Vertreibung : das sind Erscheinungen, deren heute jeder gewahr wird, sobald er eine Zeitung auf­ schlägt. Wie derartige Wahmehmungn und Verhaltensweisen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit sich in Texten geäußert haben, dies war Gegen­ stand einer Tagung, die 1999 vom Seminar für Lateinische Philologie des Mittelalters der Universität Freiburg veranstaltet wurde, und zwar im Rahmen des an dieser Universität angesiedelten Sonderforschungsbereiches 541 : „Identitäten und Alteritäten : Die Funktion von Alterität für die Konstitution und Konstruktion von Identität“. Inzwischen sind die Akten dieser Tagung im Druck erschienen : Exil, Fremdheit und Ausgrenzung in Mittelalter und früher Neuzeit. Herausgegeben von Andreas Bihr er, Sven Lim bec k und Paul Ger­ hard Schm idt. (Identitäten und Alteritäten 4). Würzburg : Ergon Verlag, 2000.

320 Seiten. ISBN 3-933563-77-1. Davon seien diejenigen Beiträge herausge­ griffen, in denen in konkreterer Weise bestimmte lateinische Texte behandelt werden : Sascha Fa l k. Häresie im 11. Jahrhundert. Rodulfus Glabers Leutar- dus insaniens hereticus (S. 35-43). — Bernd-Ulrich Her g em ö l l er. Der Nach­

bar als Fremder. Die Ausgrenzung von Inzest und gradnaher Endogamie in Texten der spätmittelalterlichen Inquisition (S. 45-60). [Betrifft das Schreiben

Vox in Rama Gregors IX. von 1233, die Inquisitionsprotokolle von Montaillou

u. a. m.] Kerstin Losert. Weibliches ‘Cross-Dressing’ in mittelalterlicher

Hagiographie. Zur Legende der heiligen Euphrosyna von Alexandrien (S. 75- 89). [Im Mittelpunkt steht die (hochmittelalterliche ?) lateinische Fassung bei Migne, PL 73, Sp. 643-652.] Sven Lim b e c k. Sacrista — hypocrita sodo­ mita. Komödiantische Konstruktion sexueller Identität in Mercurino Ranzos De falso hypocrita (S. 91-112). [Der Verfasser dieser (noch unedierten)

Komödie stammt aus Vercelli, wirkte als Richter, Kanzler u. ä. in Savoyen und Piemont ; er starb wohl 1469.] — Thomas Eh l e n. Bilder des Exils — das

Exil als Bild. Ästhetik und Bewältigung in lyrischen Texten (S. 151-232). [Enthält u. a. eine Diskussion des Begriffs exilium in Antike und Mittelalter ; des Weiteren geht es um Briefgedichte Theodulfs und Modoins, um das Epi­ taph Ulgers von Angers (inc. Hic iacet Ulgerus), Godescalcs Gedicht Ut quid

iubes, pusiole, eine Passage in Sid o n. carm. 12 sowie die Elegia 13 von Angelo Poliziano, die hier kritisch ediert wird.] — Paul Gerhard Sc h m id t. Der

Held im Exil: Ruodlieb und Hereward (S. 233-245). [Betrifft neben dem wohlbekannten Ritterroman die ‘Gesta Herewardi’ aus dem hochmittelalterli­ chen England (Edition in Vorbereitung).] — Thomas Ha y e. Alte und neue Heimat. Die Exilliteratur des Osbert von Clare (S. 247-257). [Auf Grund einer Sammlung von 43 Briefen des Genannten aus dem Zeitraum von 1123 bis 1154.] — Christian He it z m a n n. Non tarn Florentia nobis quam nos

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Flo-rentiae desyderio futuri sumus. Exil und Verbannung aus der Sicht italieni­

scher Humanisten (S. 259-274). [Betrifft u. a. die ‘Commentationes floren- tinae de exilio’ des Francesco Filelfo, ein (natürlich fiktiver) Dialog unter Humanisten, angesetzt auf das Jahr 1434.] — Johannes Grave. Humanisten in

der Defensive? Zu einer ungewöhnlichen Weihnachtspredigt im Valium

humanitatis des Hermann Buschius (S. 277-299). [Es geht um eine Schrift

v. J. 1518.]

Nunmehr ist eine umfangreiche F e s t s c h r i f t für einen deutschen Mit­ tellateiner zu erwähnen, der Entscheidendes zur Erforschung früh- und hoch­ mittelalterlicher biographischer Texte geleistet hat (siehe zuletzt ALMA 59, S. 281), und so ist sie denn auch ganz dieser Sphäre gewidmet, die im Einzel­ nen ja recht unterschiedliche Textgattungen in sich vereinigt: Scripturus

vitam. Lateinische Biographie von der Antike bis in die Gegenwart. Festgabe

für Walter Berschin zum 65. Geburtstag. Herausgegeben von Dorothea Wa l z.

Heidelberg : Mattes, 2002. XVII, 1287 Seiten, Abb. ISBN 3-930978-15-6. Mit rund hundert Beiträgen hat dieses Sammelwerk einen Umfang angenommen, bei dem sich an dieser Stelle schon die bloße Nennung der einzelnen Beiträge verbietet. Das Ganze ist in drei Teile gegliedert : der eine Hauptteil (II) gilt einzelnen Personen und Gestalten, die biographisch gewürdigt werden, der andere (III) einzelnen Biographen und Biographien. Voran steht ein Vorspann von immerhin gut 100 Seiten (I), in dem es um Methoden, Formen und Ent­ wicklungen biographischer Schriftstellerei geht. Unter II stehen Herrscher zur Rede — etwa Alexander und Karl der Große, auch zwei Königinnen, sodann Heilige — so Martin von Tours, Thomas Becket oder Franz von Assisi —, auch Schriftsteller — etwa Hieronymus, Boethius, Hrabanus Maurus oder Albertus Magnus —, dazu weitere bekannte oder auch gänzlich unbekannte Personen, etwa Figuren aus Ekkeharts IV. St. Galler Klostergeschichte. Unter III kommt auf höchst anregende Weise recht Verschiedenartiges zusammen : Arbeiten etwa über die Geburt der poetischen Autobiographie bei Ovid, über Vorläuferformen der Ars moriendi in Iotsalds ‘Vita Odilonis’, über den auto­ biographischen Bericht im Matthäuskommentar Ruperts von Deutz, über Autobiographisches in italienischen Testamenten aus dem Spätmittelalter, auch Beiträge zu Texten aus der Neuzeit, bis hin zu dem scherzhaften Lebens­ lauf des heiligen Wonnebald Pück von Ricarda Huch.

Im Folgenden werden einige Beiträge von textphilologischem oder sprach­ wissenschaftlichem Gehalt im engem Sinne herausgegriffen, dazu solche, die Texteditionen bieten; berücksichtigt sind allein lateinische Texte : Peter

Sto tz. Alexander puer magnus. Zu dem frühmittelalterlichen Alexander-

Rhythmus (Strecker Nr. 63) (S. 139-149). — Wolfgang Kir s c h. Eine hallische

Epitome der Epistola Alexandri ad Aristotelem und des Berichts über Alex­ anders letzte Tage (S. 159-173 [mit Editionspartie]). — Matthias M. Tischler.

Die Miracula S. Nazarii Laureshamensia und andere Nazarius-Texte aus dem Kloster Lorsch (S. 207-230 [mit Editionspartie]). — Martin He l l m a n n. Die

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