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Chronique Pays de langue allemande (1985)

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Academic year: 2021

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CHRONIQUES ET COMPTES RENDU S

PAYS DE LANGUEALLEMAND E

Die Berichterstattung über das Schrifttum aus dem deutschsprachi-gen Raum soll etwas ausgebaut werden . Vom nächsten Jahrgang a n wird regelmässig ein summarischer Überblick über eine grössere Zah l neuer Arbeiten geboten, ergänzt um die eingehendere Besprechun g ausgewählter Titel . Fürs erste sollen hier zwei Werke vorgestell t werden, deren Erscheinen schon einige Zeit zurückliegt . Bespre-chungsexemplare beliebe man an die auf der zweiten Umschlags-seite genannte Adresse zu senden .

P . ST. JACOBSEN, Peter Christian . Flodoard von Reims . Sein Leben und sein e

Dichtung , De triumphis Christi' . (Mittellateinische Studien un d Texte 10) . Leiden/Köln : Brill, 1978 . XII, 298 S .

In einer Zeit, deren allgemeine Umstände nicht dazu angeta n waren, geistige Regsamkeit und literarische Tätigkeit zu beflügeln, ha t in Reims mit dem Kanoniker Flodoard ein Historiker und Dichte r gewirkt, dessen Persönlichkeit und Werk mehr Interesse verdient, al s ihm bisher zuteil geworden ist . Schon zu seinen Lebzeiten (893/94 -966)hat er im Schatten anderer gestanden, und so sind wir mit Nach -richten über sein Leben nicht so reichlich versorgt, dass sich darau s eine abgerundete Vita schreiben liesse . Während seine Verdienste al s Annalist und Geschichtsschreiber der Reimser Kirche anerkannt sind , ist seine monumentale Dichtung , De triumphis Christi' bisher kau m erforscht und nur in einem unzulänglichen Druck verbreitet gewesen . Der ebenso dankbaren wie mühseligen Aufgabe, die sich hier stellt , hat sich J . in seiner Habilitationsschrift (Köln, 1972) angenommen , auf die das hier angezeigte Buch zurückgeht . Der Verfasser gedenkt,

Flodoards Dichtung in einer Kritischen Edition vorzulegen .

Im ersten Teil (S . 1-87) seiner Arbeit unternimmt es J ., indem er die spärlichen und oft wenig sicheren Angaben über Flodoards Lebe n auswertet, die Umrisse einer Biographie zu zeichnen . In sie trägt er

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PETER STOT Z

ein, was sich aus seinen beiden historischen Schriften, namentlich den Annalen, erschliessen lässt . Doch gerade eine Historiographentugend , die Flodoard eigen gewesen ist, nämlich der Wille zu möglichst ausge-glichener, unparteischer Darstellung der Zeitereignisse, verhindert , dass sich die Existenz des Verfassers in seinem Werk ungebroche n spiegele . Immerhin lässt sich etwa aus der Art der Darstellung gewisser Ereignisse darauf schliessen, dass der Verfasgewisser ihnen als Augen -zeuge beigewohnt hat .

Flodoards äusseres Leben ist weitgehend durch das politisch e Spannungsfeld geprägt, in dem er stand : die Auseinandersetzunge n um die Besetzung des Reimser Erzbischofssitzes, auf dem Hintergrun d der Selbstbehauptungsversuche des karolingischen Königtums gegen -über den fränkischen Grossen . Gerade für einen rechtlich denkende n Menschen war es nicht leicht, in der Tagespolitik mit ihren wechseln -den Konstellationen — und in ihrer literarischen Darstellung — einen gradlinigen Weg zu verfolgen . Es hielt oft schwer, zu erkennen, wel-cher von zwei Prätendenten den grösseren Anspruch auf Loyalitä t hatte. In bezug auf den Reimser Erzbischofssitz gilt dies besonders M r Hugo, den Sohn Heriberts III . von Vermandois, und Artold, welche n Ludwig IV. (Louis d'Outremer) begünstigte . Aufschlussreich ist, wa s Flodoard an seinen Formulierungen ändert, wenn er eine Nachrich t aus seinen Annalen in die jüngere , Historia Remensis ecclesiae ` über-nimmt — und auch das, was er unverändert stehen lässt . J . geht mi t Behutsamkeit und Feingefühl vor . Immer wieder vermag er zu zeigen, welch feiner sprachlicher Register Flodoard sich bedient, um in die sachliche Berichterstattung seine persönliche Haltung einfliessen z u lassen . Besonders achtet er auf die Titel, welche den einzelnen Akteu-ren gegeben — oder auch : voAkteu-renthalten — werden. Bemerkenswert sind etwa die Beobachtungen zum Gebrauch von archiepiscopus oder nur episcopus in bezug auf zwei Prätendenten des Erzbischofssitze s (S . 35ff.) . Eine zusammenhängende kleine Studie ist für den Druc k ausgegliedert worden : , Die Titel princeps und domnus bei Flodoard von Reims (893/4-966)% erschienen in : Mittellateinisches Jahrbuch 13, 1978, S . 50-72 . Auch sonst stösst man immer wieder auf Beobach-tungen zu Flodoards Sprache, etwa zur Handhabung von Zeitbegrif-fen wie ohm, dudum, nuper, moderna tempora (S . 54f.,Anm. 4) oder zu dem Kreis, der mit nos/nosier in wechselnden Zusammenhänge n jeweils umschlossen ist (S . 20, Anm . 24) . — J . geht auch auf Flo-doards geistige Kontakte ein ; hervorgehoben seien seine Beziehungen zu Odo vonCluny und zuRathervon Verona .

Der historisch-biographische Ertrag dieser Studie kann hier nich t ausgebreitet werden . Nur auf eines sei hingewiesen : Die Nachrichten über einen angeblichen Klostereintritt zu Ende seines Lebens und

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COMPTES RENDUS

229 über eine Kandidatur ihr das Amt des Bischofs von Noyon beruhe n auf einer gelehrten Fälschung der frühen Neuzeit (S . 65-73) .

Der zweite, umfangreichere Teil von J's Arbeit ist Flodoards dich-terischem Triptychon gewidmet, das sich der hagiographischen Epik zuordnen lässt, aber weit über diese Gattung hinausführt : , D e triumphis Christi sanctorumque Palestinae' (3 Bücher ; voran geh t

eine Invoca!io)/, De triumphis Christi Antiochiae gestis' (Praefatio,

2 Bücher)/, De triumphis Christi apud Italiani` (Prooemium, 14 Bücher) . Bis zum Erscheinen der neuen Ausgabe ist das Werk nac h dem Druck bei Migne (PL 135, Sp . 491-886) zu benützen .

Es ist J . vor allem um die Herausarbeitung der literarischen Struk-tur und um das Studium der Quellen zu tun . In der Buchausgab e bescheiden als Anhang präsentiert und in Kleindruck auf enge n Raum zusammengedrängt (S . 233-281) ist das Quellenverzeichnis , gegliedert in eine durchlaufende Gesamtanalyse und eine alphabe-tische Liste der Quellenstellen . Dem wissenschaftlichensudorwie auc h der Bedeutung nach ist dies das eigentliche Herzstück des zweite n Teils der Arbeit . Auf dieser soliden Grundlage vermag J . den mannig-fachen und komplexen Fragen der Quellenbenützung nachzugehen . Hauptsächlich hat Flodoard geschöpft aus der , Historia ecclesiastica ` von Eusebius/Rufanus (darüber S . 94-110), aus der , Historia ecclesias-tica tripartita ` von Cassiodor/Epiphanius (S . 110-127), aus den , Historiae adversus paganos ` des Orosius (S . 127-138), aus dem , Liber pontificalis ` (S . 139-181 und 222-232) und aus etlichen weitern Quellen (S . 181-199), etwa aus den , Dialogen ` Gregors des Grossen .

Die verschiedenen Quellentexte pflanzen teils ihre Eigenheiten in Flodoards Dichtung hinein fort, teils nötigen sie den Dichter zu unter-schiedlichen Umsetzungsverfahren . Einzelne Partien von Euse-bius/Rufinus konnte er, so wie sie dastanden, recht getreu in Verse giessen, vor allem ausgebaute Erzählungen über grosse , Einzelkämp-fer' . Berichte über Märtyrer, die in Gruppen auftraten, eigneten sic h zur dichterischen Verarbeitung weniger . In der , Historia tripartita ' nehmen kirchliche Richtungskämpfe breiten Raum ein, davon sprich t Flodoard nicht oder nur in gedämpftem Ton . Durchgehend lässt sic h feststellen, dass er Nachrichten über Häresien und Entzweiungen — überhaupt über alles, was die Verherrlichung Christi durch seine Kirche und deren Vertreter stören könnte — ausspart oder doch nu r knapp andeutet . Wichtiger als ein Irrglaube ist ihm seine Bekämp-fung ; an unerquicklichen Streitigkeiten vorbei steuert er auf die Ver-söhnung zu . Dort, wo Orosius die Hauptquelle bildet, dringt deutlic h auch dessen Grundanschauung durch : das Christentum habe de m Römischen Reich zum Frieden verholfen . Für die Zeit nach Konstan-tin, die für ihn durch die Regierung Roms durch die Päpste

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PETER STOTZ

zeichnet ist, stützt sich Flodoard auf den , Liber pontificalis ` . Dessen dürre, schematisch gebaute Papstviten musste er in der dichterischen Umsetzung stark verflüssigen . Wenn er die Geschichte der Päpste bis in seine eigene Zeit herabführt, geht es ihm nicht etwa um di e Geschichte der Kirche oder ihrer Lehre schlechthin, sondern darum , einzelne tüchtige und glaubensstarke Kirchenfürsten zu preisen. Auch wenn Flodoard Geschichtsdichtung bietet, verfolgt er ganz andere Ziele als dort, wo er als zünftiger Historiker amtet : in seinen Annalen und seiner Reimser Kirchengeschichte .

J's Verdienst ist es, uns diese Persönlichkeit in der Weise vo r Augen gestellt zu haben, in der sich dies allein tun liess : durch sorg-fältige Interpretation ihrer literarischen Hinterlassenschaft . Man freu t sich auf die Neuausgabe der Dichtung , De triumphis Christi' un d wünscht dem Herausgeber eine erfolgreiche Beendigung seiner

entsa-gungsvollen Arbeit . Zürich

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