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Chronique pays de langue allemande

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Academic year: 2021

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PAYS DE LANGUE ALLEMANDE

In diesem Bericht darf wiederum eine größere Zahl an T e x t e d i t i o n e n vorgestellt werden, und damit sei, wie immer, begon-nen:

Das erste hier angezeigte Werk gehört der Übergangszone zwischen Spätantike und Frühmittelalter an : Severi episcopi 'Malacitani (?)' in euan-gelia libri XII. Das Trierer Fragment der Bücher VIII-X. Unter Mitwirkung von Reinhart HERZOG erstmalig herausgegeben und kommentiert von Bernhard BISCHOFF und Willy SCHETTER, bearbeitet von Otto ZWIERLEIN. (Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse : Abhandlungen, Neue Folge 109). München : Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften / Beck'sche Verlagsbuchhandlung, 1994. 218 S., Tafeln. Hier geht es um ein umfangreiches Fragment einer im übrigen untergegangenen lateinischen Evangeliendichtung wohl des ausgehenden 6. Jh's, die einem Bischof Severus zugehört. BISCHOFF dachte, aber vielleicht zu Unrecht, an Severus von Malaga (ISID. vir. ill. 61). Nach Ausweis eines

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Eintrages in einem Lorscher Bibliothekskatalog des 9. Jh's hatte die Dichtung ursprünglich zwölf Bücher umfaßt. 1967 wurden in der Stadtbibliothek Trier drei als Einbandmakulatur verwendete, nur äußerst schwer lesbare Doppelblätter einer Handschrift des 9. Jh's (wohl nicht aus Lorsch) gefunden, welche ein zusammenhängendes Textstück (freilich mit punktuellen Lücken) enthalten: vom 8. Buch die letzten 228 Verse, sodann das ganze 9. Buch (406 Verse) und vom 10. Buch die ersten 83 Verse. (Das Fragment wird im ThLL als SEV. MALAC. euang. geführt, im Quellenverzeichnis der Vetus Latina als SEV-Mal und bei SCHALLER / KÖNSGEN als Nrn. 12636 / 1258 /11564.) Der erhaltene Teil betrifft folgende Begebenheiten: Jesus und die Samariterin / Auferweckung des Lazarus / Beschluß der Tötung Jesu / Ankündigung von Jesu Leiden, Tod und Auferstehung / Der Blinde von Jericho / Zachäus / Gleichnis von den anvertrauten Talenten / Einzug in Jerusalem / Heilung am Teich Bethesda (nicht : " Bethsaida " [Kommentar]) / Verfluchung des Feigenbaums / Reden von der Kraft des Glaubens und vom Knechtslohn / Heilung des Blindgeborenen / verschiedene Befragungen Jesu und Gleichnisse / Scherflein der Witwe / Rede gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer / Einleitung der Endzeitreden. Die vorliegende Ausgabe ist ein Gemeinschaftswerk ; einige der Bearbeiter weilen nicht mehr unter den Lebenden. Der Edition des Textes geht eine ausführliche Einleitung voran; ihr folgen ein ins Einzelne gehender Kommentar, Bemerkungen zu Prosodie und Metrik sowie zur Sprache des Textes nebst einem vollständigen Index ver-borum. Beigegeben sind von der Erzabtei Beuron hergestellte Fotografien, auf denen der Text besser lesbar ist als am Original.

Vom sechsten Jahrhundert gelangen wir geradenwegs ins neunte mit: Theganus. Gesta Hludowici imperatoris / Thegan. Die Taten Kaiser Ludwigs — Astronomus. Vita Hludowici imperatoris / Das Leben Kaiser Ludwigs. Herausgegeben und übersetzt von Ernst TREMP. (Monumenta Germaniae Histórica: Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 64). Hannover: Hahn, 1995. XI, 681 S., 1 Tafel. ISBN 3-7752-5352-1. Bereits früher (ALMA 50, S. 134, vgl. auch Bd. 52, S. 303) konnte auf Schriften TREMPS hingewiesen werden, welche mit seiner Neuedition der bei-den zeitgenössischen Prosabiographien Ludwigs des Frommen in Bezug ste-hen. Von den seit 1981 laufenden Arbeiten liegt nunmehr das Ergebnis vor — und zwar in Gestalt eines recht stattlichen Bandes. Dies hängt nicht zum wenigsten mit der begrüßenswerten Entscheidung zusammen, der kritischen Edition neben den üblichen Apparaten auch eine Übersetzung ins Deutsche beizugeben. Begrüßenswert deshalb, weil man dank dieser Hilfe die — oft nur mehr bedingt lateinkundigen — angehenden Historiker(innen) vielleicht noch am ehesten dazu bringt, einen früh- oder hochmittelalterlichen Quellentext in der Originalsprache zur Hand zu nehmen. Zur Edition von Thegans 'Gesta' sind fünfzehn Handschriften, dazu die alte Edition von PITHOU herangezogen, zu derjenigen der 'Vita' des Astronomus (VITA Ludow. Pii) deren elf. Zum

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Vergleich: In der PERTZschen, auf die Anfangszeiten der MGH zurückgehen-den Ausgabe, waren lediglich sechs bzw. drei Handschriften (nebst einigen alten Drucken) verwendet worden. Beachtung verdient die Tatsache, daß die Überlieferung der beiden verschwisterten Werke das Auseinanderbrechen des Reiches nach Ludwigs Tod widerspiegelt : Soweit sich erkennen läßt, war Thegans knapp gehaltener Text vor allem im lotharingischen und im ostfrän-kisch-deutschen Gebiet verbreitet, während die Wirksamkeit der zweieinhalb-mal so umfangreichen Astronomus-Vita im' wesentlichen auf den westfrän-kisch-französischen Bereich beschränkt blieb. (Die eruierten Überlieferungs-orte sind übrigens in den jeweiligen Stemmata codicum angegeben.) Der Band läßt durchweg die hohe Professionalität erkennen, durch die sich die MGH-Ausgaben gemeinhin auszeichnen. Die Einleitung, obwohl in knapper Diktion gehalten, hat den Umfang einer kleineren Monographie. Unter den Beigaben sei an dieser Stelle das mit Überlegung redigierte Wortregister erwähnt.

Erneut darf eine Edition von Herrscherdiplomen angezeigt werden, und zwar betrifft sie Ludwig IL, den Sohn Lothars L, welchem 840 das Königreich Italien zugefallen war, und der von 850 bis zu seinem Tod 875 die Kaiserwürde innehatte : Die Urkunden Ludwigs IL Bearbeitet von Konrad

WANNER. (Monumenta Germaniae Histórica : Diplomata Karolinorum / Die Urkunden der Karolinger 4). München: M' G' H', 1994. IX, 373 S. ISBN 3-88612-032-5. Der Band enthält 69 echte und 20 unechte Urkunden, von 45 Deperdita werden die Testimonien angeführt. Die Stücke stammen praktisch alle aus den Jahren des Kaisertums Ludwigs ; mit einer Ausnahme sind sie alle für italienische Empfänger ausgestellt. Der Band stellt eine wür-dige Ergänzung der Ausgabe der Diplome der beiden Lothare und derjenigen der ostfränkischen Karolinger dar.

Bereits ins nächste Jahrhundert führt die folgende Publikation : Die

Regularis concordia und ihre altenglische Interlinearversion. Mit Einleitung

und Kommentar herausgegeben von Lucia KORNEXL. (Münchener Universitäts-Schriften, Philosophische Fakultät : Texte und Untersuchungen zur Englischen Philologie 17). München : Fink, 1993. CCLXXVII, 423 S., Abb. im Text. ISBN 3-7705-2868-9. In dieser unter Leitung von Helmut Gneuss entstandenen Münchener Dissertation von 1991/92 geht es um einen wichtigen Zeugen der benediktinischen Reform des 10. Jh's in England, mit vollem Titel : 'Regularis concordia Anglicae nationis monachorum sanctimo-nialiumque' — somit um eine monastische Consuetude (vorwiegend liturgi-schen Charakters) für alle benediktiniliturgi-schen Klöster Englands. Sie steht im Zusammenhang mit der Synode von Winchester (im Zeitraum zwischen 964/65 und 975). Den Mittelpunkt dieser umfangreichen Arbeit bildet die Edition des lateinischen Textes — bis anhin zu benützen nach: Corpus consu-etudinum monasticarum 7, 3, Siegburg 1984 (vgl. ALMA 46/47, S. 133f.) — und der volkssprachlichen Übertragung nach der Hs. London, British Library, Cotton Tiberius A.III ; beigefügt sind die Varianten der Hs. Cotton Faustina

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B.III, welche nur den lateinischen Text bietet. Voran steht eine eingehende Untersuchung des gesamten Umfeldes. Obwohl das hinter der Arbeit stehen-de Forschungsinteresse ein primär anglistisches ist, so ist doch auch stehen-der latei-nische Grundtext mit Sorgfalt betreut. Dessen sprachlicher Gestalt sind zumindest einige Seiten mit — zwar vorläufigen, so doch wertvollen — Bemerkungen zu einer Fülle von Einzelheiten gewidmet. Auch der 240 Seiten starke Kommentar, bescheiden mit " Anmerkungen zum Text " überschrieben, enthält — neben der Erörterung der Glossierung — zahlreiche Angaben zum lateinischen Grundtext oder zum Verhältnis der beiden Textformen.

Kurz erwähnt seien hier sodann drei kleine, sich gut präsentierende Schriften, die einer von Walter BERSCHIN herausgegebenen, für ein breiteres Publikum bestimmten Reihe angehören, und welche je eine kritische Textausgabe enthalten, die von einer gegenüberstehenden deutschen Überset-zung begleitet ist : W B' und Theodor KLÜPPEL. Die Legende vom Reichenauer Kana-Krug. Die Lebensbeschreibung des Griechen Symeon. Mit einem Beitrag von Münsterpfarrer Alfons WEISSER. (Reichenauer Texte und Bilder 2). Sigmaringen : Thorbecke, 1992. 52 S., Abb. ISBN 3-7995-4164-0. Darin findet sich, bearbeitet durch Th' K', eine Neuedition von VITA Simeon. Ach. (BHL 7950). — W' B' und Johannes STAUB. Die Taten des Abtes Witigowo von der Reichenau (985-997). Eine zeitgenössische Biographie von Purchart von der Reichenau. (Reichenauer Texte und Bilder 3). Ebenda, 1992. 66 S., Abb. ISBN 3-7995-4165-9. Darin ist die von J' St' bearbeitete Neuedition von PURCH. Witig. enthalten. — W' B' und Th' K'. Der Evangelist Markus auf der Reichenau. (Reichenauer Texte und Bilder 4). Ebenda, 1994. 89 S., Abb. ISBN 3-7995-0404-4. Von Th' K' sind darin herausgegeben die 'Miracula s. Marci' (TRANSL. Marci in Aug., BHL 5285, nach einer früheren Edition seitens desselben Bearbeiters) und das zweiteilige 'Metrum de mira-culis s. Marci', inc. Exit ut in mundum fans orti deliciarum (SCHALLER / KÖNSGEN 4815) /Mater illa prole quondam foeta felix Suevia. Von W' B' betreut ist die Erstedition der ersten Predigt Abt Bernos von der Reichenau (1008-1048) auf den hl. Markus.

Ins 11. Jh. führt uns das 'Summarium Heinrici' : ein umfangreiches, enzy-klopädisch-onomasiologisch, aber auch lexikalisch-semasiologisch ausgerich-tetes Kompendium der artes liberales wie der artes mechanicae auf der Grundlage von Priscian, Cassiodor, Isidor und Beda. Bedeutsam daran ist vor allem seine deutsche Glossierung. Das Werk geht auf das frühe 11. Jh. zurück und war im deutschen Hoch- und Spätmittelalter, in verschiedenen Fassungen umlaufend, überaus wirksam. (Darüber unterrichtet jetzt knapp und konzen-triert der Artikel in : Die deutsche Literatur des Mittelalters, Verfasserlexikon, 2. Auflage, Band 9, Sp. 510-519.) Vor einiger Zeit ist davon eine aufwendige kritische Edition erschienen. Da sie seinerzeit an dieser Stelle nicht angezeigt wurde, wird hier die Titelangabe für das ganze, nunmehr vollendete Werk geboten: Summarium Heinrici. Herausgegeben von Reiner HILDEBRANDT

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(3 : bearbeitet und h' ν' R' H' und Klaus RIDDER). 3 Bände (1 : Textkritische Ausgabe der ersten Fassung, Buch I-X ; 2 : T'A' der zweiten F', Buch I-VI, sowie des Buches XI in Kurz- und Langfassung; 3 : Wortschatz: Register der deutschen Glossen und ihrer lateinischen Bezugswörter auf der Grundlage der Gesamtüberlieferung). (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker, Neue Folge 61 [185]. 78 [202]. 109 [233]). Berlin : De Gruyter, 1974. 1982. 1995. XLIII, 404 S., Tafeln / XLVII, 575 S., Tafeln / XXXVI, 327 S. ISBN 3-11-003750-5 / ...-007915-1 / .. .-013965-0. Auch die lateinische Lexikographie des Mittelalters kann daraus Nutzen ziehen. Zur Veranschaulichung seien aus einem zusammenhängenden Alphabetstück die selteneren Wörter, die hier berücksichtigt sind, genannt :

perendie, peribolus, pericios, peripsima, periscelides/-da, peristrion, perizo-ma, persticus, petasum (-nt-, -sius), petigo, petralimatica, petrosilenon, peu-cedanum/-mum, pexus usf.

Während manche Editionsunternehmungen der Monumenta Germaniae Histórica in jahrzehntelanger aufwendiger Arbeit heranreifen, gibt es auch Fälle, in denen es am Platze ist, ein mit zeitlich begrenztem Aufwand erreich-tes vorläufiges Ergebnis vorzulegen — auf die Gefahr hin, daß spätere Handschriftenfunde oder sonstige Erkenntnisse die Sachlage verändern könn-ten. Dazu gehört die folgende Publikation, die aus einer bei Rudolf Schieffer verfaßten Bonner Magisterarbeit von 1988/89 erwachsen ist : Bernd SCHÜTTE.

Die Briefe des Abtes Walo von St. Arnulf vor Metz. (Monumenta Germaniae Histórica : Studien und Texte 10). Hannover: Hahn, 1995. 102 S. ISBN 3-7752-5410-2. Wala war in der Zeit Gregors VII. jahrzehntelang Abt des vor Metz gelegenen Klosters St. Arnulf. 1085 ließ er sich von Heinrich IV., als Gegenkandidat gegen den vom Papst eingesetzten Hermann, zum Bischof der Stadt erheben, doch erklärte er noch im gleichen Jahr den Verzicht auf dieses Amt. Hier sind seine erhaltenen Briefe, neun an der Zahl, aus dem Zeitraum zwischen 1073 und 1085, aus insgesamt sechs Handschriften ediert, begleitet von den üblichen Beigaben.

An dieser Stelle ist auf die Edition einer bemerkenswerten liturgischen Handschrift hinzuweisen: Missale Basileense saec. XI (Codex Gressly). [Herausgegeben von] Anton HÄNGGI / Pascal LADNER. 2 Bde. (Textband / Faksimileband, mit einem Beitrag von Max LÜTOLF: Die Gesänge im Codex Gressly). (Spicilegium Friburgense, Texte zur Geschichte des kirchlichen Lebens 35A B). Freiburg Schweiz: Universitätsverlag, 1994. 679, 98 S., Abb.,

Tafeln. ISBN 3-7278-0945-0. In dieser Reihe, welcher wir schon viele sorg-fältige Editionen grundlegender liturgischer Bücher verdanken, wird hiermit ein frühes Missale ediert, das den Übergang zwischen den gattungsspezifi-schen liturgigattungsspezifi-schen Büchern (Gebets-, Lese- und Gesangstexte gesondert) und dem Plenarmissale vergegenwärtigt, welches sich im Hochmittelalter zufolge des Überhandnehmens der Privatmesse herausbildete. In dieser planmäßig und im wesentlichen in einem Zuge angelegten Handschrift finden wir

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Graduale, Kalendar, Sakramentar, Lektionar und Rituale noch als für sich bestehende Gliederungseinheiten. Die nach ihrem Vorbesitzer benannte, heute dem Bistum Basel gehörende Handschrift ist in der 2. Hälfte des 11. Jh's höchst wahrscheinlich für ein Kloster des süddeutsch-oberrheinisch-elsäßischen Raumes angefertigt worden; manches spricht für die Abtei Moutier-Grandval (Münster-Granfelden). Die eigentliche Edition ist von einer umfangreichen einführenden Studie begleitet. In einem zweiten Band sind, begleitet von einem musikologischen Kommentar, die Neumen enthaltenden Teile der Handschrift — so die Blätter 1 bis 55 (Graduale nebst Kalendar), dazu vereinzelte weitere — schwarzweiß faksimiliert.

Bereits dem 12. Jh. gehört die durch das folgende Werk erschlossene Heiligenvita an : Elisabeth STEIN. Leben und Visionen der Alpais von Cudot (1150-1211). Neuedition des lateinischen Textes mit begleitenden Untersuchungen zu Autor, Werk, Quellen und Nachwirkung. (ScriptOralia 77). Tübingen : Gunter Narr, 1995. 249 S. ISBN 3-8233-4567-2. Dieser hagio-graphische Text (BHL 306f.) gilt einem Bauernmädchen aus dem Dorf Cudot in der Diözese Sens, das im Mittelalter als Virtuosin des Fastens in Frankreich volkstümlich war und schließlich, im 19. Jh., kanonisiert worden ist (lateinisch

Aupes oder Aupex, auch Alpais, -idis, französisch Alpais oder Alpaix). Unser

besonderes Interesse zieht diese Vita deshalb auf sich, weil darin zahlreiche Visionserzählungen eingeschlossen sind. Dem in der Anonymität verbliebe-nen zeitgenössischen Verfasser, einem Zisterzienser, stellte sich somit die Aufgabe, die ihm von der illiteraten Visionärin — angeblich unter großem Widerstreben — in der Volkssprache erstatteten Berichte der lateinischen Schriftlichkeit mit den ihr eigenen Formgesetzen zu überantworten, ohne an der Authentizität des Berichteten Verrat zu üben. (Angesichts dieses komple-xen Übermittlungsvorganges paßt dieser Forschungsgegenstand vorzüglich in das Arbeitsprojekt, dem er angehört : " Übergänge und Spannungsfelder zwi-schen Mündlichkeit und Schriftlichkeit" [Sonderforschungsbereich 321].) Schon in jungen Jahren galt Alpais in ihrer Umgebung als außergewöhnlicher Mensch. Ja, es läßt sich annehmen, daß ihre Vita noch vor 1180, somit in ihrem dritten Lebensjahrzehnt, abgefaßt worden ist. Sie stammt aus ärmlichen Verhältnissen; durch die ihr zugemutete strenge Arbeit wurde sie krank, appe-titlos, ausgemergelt und von abstoßendem Aussehen. Nach einem Jahr erschien ihr Maria, heilte sie, verlieh ihr die Fähigkeit, ohne Nahrungsaufnahme, allein durch Genuß der Hostie, zu leben, und bestimmte sie zur Empfängerin himmlischer Botschaften, zur Visionärin. Diese Berufung und deren Vorgeschichte gehört dem ersten Buch an ; in den drei anschließenden Büchern sind nun in der Hauptsache ihre Gesichte festgehalten. Der Text gehört somit dem hagiographischen Genus der " Gnadenvita " an, worin der

vita interior die Hauptbedeutung zukommt. Doch dabei werden die

menschli-chen Züge und wird das bunte Kolorit des Tatsächlimenschli-chen nicht zugunsten glat-ter Erzählschemata vernachlässigt: Alpais hat Angst, ist Versuchungen

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zugänglich, kann auch einmal ärgerlich werden. Der Text wird hier, im wesentlichen nach zwei Handschriften des 13. und 14. Jh's, neu herausgege-ben. Einleitung und begleitender Sachkommentar legen Zeugnis ab von inten-siver quellenkritischer und interpretatorischer Arbeit auf dem Hintergrund des reichen Bestandes an visionären Überlieferungen aus dem Hochmittelalter.

Ebenfalls auf der Schwelle zum 13. Jh. steht : Die Jüngere Hildesheimer Briefsammlung. Herausgegeben von Rolf DE KEGEL. (Monumenta Germaniae Histórica : Die Briefe der deutschen Kaiserzeit 7). München: M' G' H', 1995. VIII, 284 S. ISBN 3-88612-045-7. Diese Hildesheimer Briefsammlung heißt die jüngere zur Unterscheidung von derjenigen aus der Zeit um 1085, welche Carl ERDMANN bereits 1950 herausgegeben hat (EPIST. Hann. 1-60). Hier nun geht es um ein etwa 1195 redigiertes Ensemble, das sich in der theologisch-historischen Sammelhandschrift Leipzig ÜB, cod. 350, findet. Sie stammt aus dem sächsischen Zisterzienserkloster Altzelle, wohin die Briefsammlung noch im 13. Jh. gelangt war. In ihrem Kern besteht sie aus 93 Briefen (Nrn. 41-133). Als Vorspann dazu dient die Urkundenlehre Bernhards von Meung(-sur-Loire) (2. Hälfte des 12. Jh's) mit einer kurzen Einführung und 39 Papst-, Herrscher-, Bischofs- und Privaturkunden (Nrn. 1-40) ; nur wenige Textzeugen dieser Schrift enthalten eine größere Zahl an Mustertexten. Den Abschluß der Hildesheimer Sammlung bildet die 'Aurea gemma Oxoniensis' (AGO), eine frühe Ars dictandi, in welcher ein ausgedehnter theoretischer Teil (58 Kapitel) durch zehn Musterbriefe (Nrn. 134-144) ergänzt wird. Von einem Fragment abgesehen, ist diese Brieflehre sonst nur noch in der Hs. Laud. Misc. 569 der Bodleiana überliefert. Eine wichtige Quelle dazu ist der (bis anhin noch unge-druckte) theoretische Teil der 'Aurea gemma' des Henricus Francigena, von welcher hier einige Handschriften beigezogen worden sind. Die Briefe des Kerns der Hildesheimer Sammlung stammen, soweit erkennbar, ungefähr aus dem Zeitraum zwischen 1177 und 1194; sie gliedern sich in zwei Gruppen : einerseits Stücke, welche die Reichs- und die sächsische Landesgeschichte betreffen (Nrn. 41-77), andererseits solche, in denen es um Angelegenheiten der Stadt, des Bischofs, des Domkapitels und der Diözese Hildesheims geht (Nrn. 78-133). Als Urheber der Sammlung gilt, allerdings nicht unbestritten, Johannes Gallicus (1Ί214/16), ein Hildesheimer Geistlicher, der einer aus Köln zugewanderten Familie angehörte.

Angeschlossen sei die Bearbeitung von Vertretern einer ganz anderen Textsorte: Die Disputationen zu Ceuta (1179) und Mallorca (1286). Zwei antijüdische Schriften aus dem mittelalterlichen Genua. Herausgegeben von Ora LIMOR. (Monumenta Germaniae Histórica : Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters 15). München: M' G' H', 1994. XII, 353 S. ISBN 3-88612-075-9. In dieser aus einer Jerusalemer Dissertation von 1984/85 hervorgegangenen Arbeit werden zwei eng zusammengehörende Texte ediert und ausführlich besprochen, welche der Sphäre der geistigen Auseinandersetzung zwischen Juden und Christen zugehören. Das Besondere

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daran ist, daß christlicherseits diesmal nicht Geistliche das Wort führen, son-dern Genueser Kaufleute, die mit ihrem Namen eingeführt werden — während die Verfasser bzw. Redaktoren der Texte selber ungenannt bleiben. Der Bericht über eine Disputation im nordafrikanischen Ceuta v. J. 1179 ist in nur einer Handschrift, und zwar zusammen mit der 'Epistola contra Iudaeos' des Petrus Damiani (PETR. DAM. epist 1 [vgl. ALMA 46/47, S. 157]), überlie-fert. Der aus vier Teilen (" Akten ") bestehende, insgesamt recht umfangreiche Bericht über eine Disputation, die 1286 auf Mallorca stattfand oder -gefunden haben soll, ist in 18 Handschriften des 14. und 15. Jh's, außerdem in zwei alten Drucken auf uns gekommen. Wie nach Lage der Dinge nicht anders zu erwarten, wird in diesen Texten das Christentum als überlegen dargestellt. Zugleich aber sind diese ein Manifest eines selbstbewußten und weltläufigen Bürgertums, das sich damit gegen den geistlichen Stand abgrenzt. Ob sie auf real geführten Gesprächen beruhen, fiktiv sind oder irgendwo zwischen die-sen Möglichkeiten liegen : jedenfalls sind sie ein stimmiges Zeugnis der damaligen geistig-kulturellen Situation.

Den 4. Kreuzzug betrifft der in der nachstehenden Arbeit vorgelegte Text :

GÜNTHER von Pairis. Hystoria Constantinopolitana. Untersuchungen und

kritische Ausgabe von Peter ORTH. (Spolia Berolinensia, Berliner Beiträge zur Mediävistik 5). Hildesheim: Weidmann, 1994. [VIII], 219 S. In dieser Kölner Dissertation von 1992 geht es zunächst um die Verfasserschaft der nachstehen-den, je einem Urheber namens Günther zugeschriebenen Werke : 1 ] des Epos 'Ligurinus' : einer Versifikation von OTTO FRISINO. / RAHEW. gest. 2-4 in zehn Büchern, vollendet um 1186 / 2] der 'Hystoria Constantinopolitana' Günthers von Pairis : eines Prosimetrums, verfaßt nach 1205 in dem Zisterzienserkloster Pairis bei Colmar / 3] des 'Solimarius' : eines nur in Fragmenten erhaltenen Kreuzzugsepos, einer Versifikation der 'Historia Hierosolimitana' des Robertus Monachus / 4] der theologischen Prosaschrift 'De oratione, ieiunio et eleemo-syna' (wohl von 1210/11). (Zur Edition von 1] und 3] : ALMA 48/49, S. 189.) Der Bearbeiter erörtert die bis anhin vorgetragenen Verfasserschaftsthesen und stellt anschließend Untersuchungen zur sprachlich-gestalterischen Feinstruktur der Texte an, um zu neuen Aufschlüssen zu gelangen. Näherhin befaßt er sich mit der Untersuchung von Prosodie und Metrik bei den dichterischen, von Cursus und Prosareim bei den prosaischen Texten, außerdem mit der Verwendung literarischer Vorbilder. Dabei erhärtete sich die Annahme, daß 'Ligurinus' und 'Solimarius' vom gleichen Verfasser stammen ; demgegenüber zeigen die Verse in der 'Hystoria Constantinopolitana' deutlich anderes Gepräge. Wenn die letztere Dichtung Günther von Pairis zugeordnet werden kann, so gilt dies ebenso auch für 'De oratione'. Aus grundsätzlichen Überle-gungen koppelt der Bearbeiter seine eigentliche Behandlung der 'Hystoria Constantinopolitana' von diesen Erörterungen ab. Sie ist ein apologetisch gehaltener Bericht über die Teilnahme des Abtes Martin von Pairis am 4. Kreuzzug. Besonders geht es dabei um die Überführung von Reliquien aus

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dem eroberten Konstantinopel in das elsäßische Kloster und um ihre Rechtfertigung als furtum sacrum. Der Bearbeiter spricht vom Titel des Werks, von dessen Sprache und Stil, seiner Zugehörigkeit zu bestimmten Gattungstraditionen, der Beziehung zu dem heimischen Zisterzienserkloster und endlich von dem historischen Quellenwert in bezug auf den 4. Kreuzzug. All dies bildet die Einleitung zu der anschließenden Edition, die auf drei Handschriften des 15. Jh's beruht. Eine Reihe wertvoller Beigaben, die zum Teil auch den 'Solimarius' und den 'Ligurinus' betreffen, beschließt den Band. Hervorgehoben seien die Statistiken zur Feinstruktur der Verse und zu proso-dischen Freiheiten bei einzelnen Wörtern.

Vielleicht in die 1. Hälfte des 13. Jh's ist die Abfassung eines hagiographi-schen Textes (BHL 7465) zu setzen, welcher Gestalten gilt, die wohl in der 2. Hälfte des 11. Jh's gewirkt haben: Die Niederaltaicher Vita der heiligen Inklusen Judith und Salome / Vita sanctarum Iudith et Salome inclusarum. Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Fritz Peter KNAPP.

(Veröffentlichungen des Geschichtsvereins für den Landkreis Deggendorf, Heft 13, Teil 2). Deggendorf, G' f d' L' D' (Herrenstraße 18, D-94469 Deggendorf), 1992. 56 S. (Lag mir nicht vor.)

Angeschlossen sei eine Arbeit, die uns mit einem bis anhin kaum bekannten Werk eines gefeierten Schulmannes bekannt macht : JOHANNES DE GARLANDIA. Compendium gramatice. Auf der Grundlage aller bekannten Handschriften

erstmals herausgegeben und eingeleitet von Thomas HAYE. (Ordo, Studien zur Literatur und Gesellschaft des Mittelalters und der frühen Neuzeit 5). Köln : Böhlau, 1995. VIII, 327 S. ISBN 3-412-13494-5. Diese Erstedition einer bedeutenden grammatischen Lehrschrift stellt eine unter Leitung von Fidel Rädle erarbeitete, 1993/94 angenommene Göttinger Dissertation dar. (Vgl. auch den in ALMA 53, S. 229, angezeigten Aufsatz.) Das 'Compendium gra-matice', ine. Gramaticam trivialis apex subicit sibi firmo (WALTHER, Initia 7285) ist eine 4162 Hexameter (nebst einigen Prosapassagen) umfassende, in vier Bücher gegliederte Lehrdichtung über Grammatik, Rhetorik und Poetik. Anders als bei gewissen anderen Texten ist bei ihr Johannes de Garlandia als Verfasser gesichert ; er hat das Werk 1234/36 abgeschlossen. Im Sinne einer Reaktion auf den 'Grecismus' Eberhards von Béthune und das 'Doctrinale' Alexanders von Villa Dei — die er (Buch 3, 206-468) in manchen Einzelheiten ausdrücklich korrigiert — sucht er die antiken Autoren wieder vermehrt als normbildende Instanz zu ihrem Recht kommen zu lassen (vor allem anhand der aus ihnen angeführten Beispiele in Buch 4). In dem Werk werden, grob gespro-chen, folgende Sachgebiete erörtert : Buch 1 : vox, littera, syllaba, dictio und

oratio nach Priscian / Buch 2: octo partes orationis, im wesentlichen ebenfalls

nach Priscian / Buch 3 : barbarismus, soloecismus, metaplasmus, Figuren und Tropen, dazu: Korrekturen der beiden genannten Lehrschriften, Behandlung einzelner Fragen / Buch 4 : Beispiele zu bestimmten Erscheinungen, im wesentlichen aus antiken Dichtern. (Inmitten davon findet sich ein fast noch

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zeitgenössisches Werk, das sofort die Geltung eines " Klassikers " erlangt hatte : der 'Anticlaudianus' des Alanus ab Insulis.) Wer die oft sehr sperrigen Termini technici in Hexametern unterbringen muß, hat kein leichtes Geschäft. Johannes ist sich der Schwierigkeiten, die er sich aufgeladen hat, bewußt und entschuldigt sich gelegentlich für unelegante Versgestaltung. Vereinzelt gibt er auf und weicht in Prosa über. Witzig ist es, wenn er den — an sich altbekann-ten — Ausweg mit Tmesis gleich noch metasprachlich benennt: con tiré-mesis ! — -ponit eademque -iugatio subdit (2, 601). Wie auch in gewissen logi-schen Lehrdichtungen des Spätmittelalters üblich, reduziert er die Benennung gewisser Termini auf die erste Silbe und schafft Verse, die sich dem allbekann-ten Typus Cisioianus nähern, so: 'finit- ' et 'in-, minus, ar-, rela- ', dicas 'pos-, de-, sub-' et 'pre-' (2, 163), für : pronomina finita, infinita, minus quam finita, articuli, relativa, possessiva, demonstrativa, subiunctiva, praepositiva. Dies und anderes mehr bewirkt, daß die Dichtung zum Teil äußerst schwer ver-ständlich ist. Doch wie man weiß, hat sich im Mittelalter hartnäckig das Vorurteil gehalten, daß gebundene Form per se schöner sei als Prosa. — Der Text wird nach sechs Handschriften hergestellt, von denen einige noch dem

13. Jh. angehören.

An dieser Stelle ist nochmals die Bearbeitung einer liturgischen Quelle anzuzeigen: Der Liber Ordinarius des Konrad von Mure. Die Gottesdienstordnung am Großmünster in Zürich. [Hg. von] Heidi LEUPPI. (Spicilegium Friburgense, Texte zur Geschichte des kirchlichen Lebens 37). Freiburg Schweiz : Universitätsverlag, 1995. 616 S., Abb. im Text. ISBN 3-7278-1012-2. Dies ist die Erstedition des umfassenden Liturgiebuches des Chorherrenstiftes Großmünster in Zürich (Zürich, Zentralbibl. Ms. C 8b). Sein Urheber ist der als Verfasser literarischer Werke und didaktischer Schriften (z. B. 'Novus Grecismus', 'Summa de arte prosan-do) wohlbekannte Kantor Konrad von Mure (bald nach 1210-1281). Der Grundbestand dieses nach dem Kirchenjahr geordneten Liturgiebuches ent-spricht der Praxis zur Abfassungszeit, d. h. um 1260, schließt aber beträchtlich älteres Überlieferungsgut in sich. Ergänzungen widerspiegeln die spätere Entwicklung bis 1520, d. h. bis kurz vor der Abschaffung der hergebrachten Liturgie durch die Reformation. Zu der Edition treten Beiträge über die Handschrift und den Verfasser (Pascal LADNER), über die Meßliturgie nach dieser Quelle (Anton HÄNGGI), zur Herkunft der hier praktizierten Liturgie (Peter WITTWER) sowie drei Studien mehr historischen Inhalts.

Es folgt der Hinweis auf eine Elementarschrift der Logik : William of Sherwood. Introductiones in logicam / Einführung in die Logik. Textkritisch herausgegeben, übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Hartmund BRANDS und Christoph KANN. Lateinisch-deutsch. (Philosophische Bibliothek 469). Hamburg: Meiner, 1995. XXXIV, 331 S. ISBN 3-7873-1152-1. Magister Guillelmus de Shyreswode (1200/10-1266/72) hatte, wie vermutet wird, in Oxford und Paris studiert. Er wirkte jedenfalls 1252 als Magister in

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Oxford ; 1257 wurde er Schatzmeister der Kathedrale von Lincoln; umstritten ist, ob er als akademischer Lehrer auch in Paris tätig war. Von Roger Bacon wird er als hervorragender Logiker gepriesen, doch konnte sich sein Kompendium mit dem Tractatus' des Petrus Hispanus an Wirkung nicht mes-sen. Vollständig überliefert ist dieses allein in der Hs. Paris, BNF lat. 16617 wohl vom Ende des 13. Jh's ; hinzu treten zwei Fragmente. Der bereits früher von Martin GRABMANN, dann von C. H. LOHR edierte Text erfährt hier eine kri-tische Neuausgabe, begleitet von seiner erstmaligen Übersetzung ins Deutsche und reichlichen Anmerkungen sowie sonstigen Beigaben. Erstmals sind in dieser Edition alle Randbemerkungen und sonstigen Zusätze in der Handschrift berücksichtigt. Die Graphie des lateinischen Textes ist nach klas-sischen Maßstäben normiert.

Um eine Sparte der Fachliteratur, die im lateinischen Mittelalter nur ganz spärlich vertreten ist, geht es in: Petrus de Crescentiis (Pier de' Crescenzi). Ruralia commoda. Das Wissen des vollkommenen Landwirts um 1300. Erster Teil : Einleitung mit Buch I-III. Herausgegeben von Will RICHTER. Zum Druck vorbereitet von Reinhilt RICHTER-BERGMEIER. (Editiones Heidelbergenses 25). Heidelberg : Winter, 1995. LXXXIV, 193 S. ISBN 3-8253-0293-8 — Seit Palladius (4. Jh.) war im Abendland — obwohl Europa in jener Zeit weitge-hend agrarischen Charakter hatte — jahrhundertelang keine Lehrschrift zur Landwirtschaft mehr geschrieben worden, sieht man von der Eingliederung tradierten Wissens in Werke enzyklopädischen Charakters ab. So bedeutet denn die Abfassung der 'Ruralia commoda' des aus Bologna stammenden Rechtsgelehrten Pier de' Crescenzi (wohl 1235-1321) einen entscheidenden Neubeginn. Seine Schrift, vollendet im Zeitraum von 1304/09, somit in vor-gerücktem Alter, widmete er Karl von Anjou. Das in zwölf Bücher geglieder-te Werk umfaßt die Pflanzenkunde mit besonderer Berücksichtigung von Reben und Weinbau, der Fruchtbäume, der Gartenpflanzen und des Forstwesens, sodann die Tierkunde : Bei den Haustieren wird Veterinärmedizinisches mit behandelt, bei den Wildtieren geht es vor allem um die Jagd- und Fangtechniken. Erörtert wird ferner die Gestaltung des bäu-erlichen Betriebes und die Fälligkeit der einzelnen Arbeiten im Jahreslauf. An Quellen sind neben Palladius sogar Cato und Varrò herangezogen, sodann Avicenna, Albertus Magnus, der 'Liber mareschalciae' des sizilischen Pferdearztes Jordanus Ruffus (IORDAN. RUFF. equ.) sowie eine Schrift 'De vin-demiis' Burgundios von Pisa. Dazu kommt die Nutzung zahlreicher Quellen aus zweiter Hand und kommen ungeklärte Abhängigkeitsfragen. Das Werk genoß im Spätmittelalter weite Verbreitung : rund 130 Handschriften sind bekannt. Dazu kommen elf Drucke aus der Zeit zwischen 1471 und 1548. Von da an geriet das Werk allerdings in Vergessenheit. Hier wird nun der erste Band einer kritischen Edition vorgelegt, die im wesentlichen auf den seitdem verstorbenen Will RICHTER zurückgeht. Seine Textherstellung beruht auf zehn Handschriften.

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Innerhalb der Fachtexte wechseln wir nun zu einer ganz anderen Disziplin über: Die Musica speculativa des Johannes de Muris. Kommentar zur Über-lieferung und kritische Edition [von] Christoph FALKENROTH. (Beihefte zum Archiv für Musikwissenschaft 34). Stuttgart: Steiner, 1992. 320 S., Abb. im Text. ISBN 3-515-06005-7. Diese Arbeit, hervorgegangen aus einer musik-wissenschaftlichen Dissertation der Universität Freiburg im Breisgau v. J. 1991, gilt einer wohl in den 1320er Jahren abgefaßten Lehrschrift in der Nachfolge der 'Institutio musica' des Boethius, die zu den am breitesten über-lieferten Musiktraktaten des Mittelalters gehört und auch an den Universitäten verwendet wurde. Zurzeit sind 54 Handschriften, von denen 44 den vollstän-digen Text enthalten, bekannt. Sie verteilen sich im wesentlichen auf zwei Fassungen (A und B). Bisher hatte dieses für das Spätmittelalter ungemein wichtige Lehrbuch nach der längst veralteten Edition von Martin GERBERT benützt werden müssen. Nach seiner textkritischen Musterung der Überliefe-rung ediert der Bearbeiter die beiden Fassungen in Gegenüberstellung. Vermerkt sei der Umstand, daß ganz kurz zuvor (Warszawa 1992, als Band 32 der Studia Copernicana) eine Edition der Fassung A durch Elzbieta WITKOWSKA-ZAREMBA erschienen ist ; ihre englische Titelfassung lautet :

'Musica Mûris' and speculative trend in the medieval musicography. (Nach dem Urteil eines Fachmannes [Michael BERNHARD, in : Mittellateinisches Jahrbuch 29, 2, 1994, S. 157f.] ist der letztgenannten Edition in textkritischer Hinsicht der Vorzug zu geben.)

Immer wieder sind in den letzten Jahren handliche zweisprachige Textbücher zur Philosophie des Spätmittelalters erschienen. Soweit es sich lateinischerseits nicht um kritische Editionen handelt, könnten sie in diesem Bericht eigentlich übergangen werden. Immerhin dürften ganz knappe Hinweise darauf nicht unwillkommen sein, so im Falle der nachstehend ange-führten Titel :

Wilhelm von Ockham. Texte zur politischen Theorie. Exzerpte aus dem Dialogus. Lateinisch / deutsch. Ausgewählt, übersetzt und herausgegeben von Jürgen MIETHKE. (Universal-Bibliothek 9412). Stuttgart: Philipp Reclam jun. 1995. 400 S. ISBN 3-15-009412-7. Der Bearbeiter, ein ausgewiesener Kenner des spätmittelalterlichen Schrifttums zu Fragen von Staat und Gesellschaft, hat vor kurzem eine kommentierte Übersetzung ausgewählter Partien aus dem 'Dialogus inter magistrum et discipulum' vorgelegt, die hier wenigstens genannt sei: Wilhelm von Ockham. Dialogus. Auszüge zur politischen Theorie. Ausgewählt, übersetzt und mit einem Nachwort versehen von J' Μ'. (Bibliothek klassischer Texte). Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesell­ schaft, 1992. X, 276 S. ISBN 3-534-11871-5. Ein Teil der darin berücksich-tigten Partien erscheint hier erneut, diesmal jedoch begleitet von dem gegen-überstehenden lateinischen Text. In Ermangelung einer kritischen Ausgabe stützt sich der Herausgeber auf die 1494 in Lyon erschienene Inkunabel. Einzig wo der dortige Text gestört schien, hat er zur Klärung auf

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Handschriften zurückgegriffen. Vertreten sind Themen aus den Bereichen: Kirchen Verfassung und Rang des Papstes, Ursprünge und Stellung des Kaisertums, die evangelische Freiheit, die Gleichheit der Menschen, das Recht zum Widerstand u. a. m.

Satztheorien. Texte zur Sprachphilosophie und Wissenschaftstheorie im 14. Jahrhundert. Lateinisch-deutsch. Herausgegeben, übersetzt und kommen-tiert von Dominik PERLER. (Texte zur Forschung 57). Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1990. X, 522 S. ISBN 3-534-11051-X. Der Band wird durch eine ausführliche Einleitung eröffnet ; er enthält Ausschnitte aus Werken von Wilhelm von Ockham, Walter Chatton, Robert Holcot, Adam Wodeham, Gregor von Rimini, Hugolin von Orvieto und Johannes Buridan. Erwähnt sei das lateinisch-deutsche Sachregister.

Um eine kritische Edition, sogar eine Erstedition, handelt es sich hingegen bei: Destructiones modorum significandi. Herausgegeben und mit Einleitung und Registern versehen von Ludger KACZMAREK. (Bochumer Studien zur Philosophie 9). Amsterdam : Grüner, 1994. LX, 138 S. ISBN 90-6032-283-5. Es geht um den auch als 'Tractatus de improbatione modorum significandi' umlaufenden anonymen Text, einen der vier bekannten antimodistischen Traktate des Spätmittelalters, in denen der " Tradition der sprachtheoreti-schen, im Bereich der Erkenntnistheorie dem sogenannten 'Realismus' ver-pflichteten modi significandi-Litcratur aus einer nominalistisch-konzeptuali-stischen Grundhaltung heraus " entgegengetreten wird. Als Verfasser dieser Schrift sind Pierre d'Ailly (1350/51-1420) oder ein gewisser Thomas Maulfelt vorgeschlagen worden ; die Verfasserschaftsfrage ist einstweilen nicht zu ent-scheiden. Der Text wird hier auf Grund zweier Handschriften und zweier der insgesamt fünf bekannten Inkunabelausgaben ediert. In der Textdarbietung folgt der Herausgeber — das hat allerdings nicht er selber zu verantworten — einer ahistorischen Norm, welcher gemäß beispielsweise der Nichtvollzug von Assimilation in Formen wie adtribuere oder inpossibile — aber merk-würdigerweise auch die tatsächliche Assimilation in quandocunque ! — als " Dissimilation " verkannt und im Namen einer schimärenhaften Klassizität ausgemerzt wird (S. XLIII). Das Werk enthält einen nicht-lemmatisierten Index aller Wortformen einschließlich jedes Vorkommens von et, vel, est und

sunt.

Ergänzt seien diese Angaben um den Hinweis auf die verbesserte Neuauflage einer zweisprachigen Studienausgabe von Ficinos 'Commenta-rium in Convivium Piatonis de amore': Marsilio Ficino. Über die Liebe oder Piatons Gastmahl. Übersetzt von Karl Paul HASSE. Herausgegeben und einge-leitet von Paul Richard BLUM. Lateinisch-deutsch. (Philosophische Bibliothek 368). Hamburg : Meiner, 1994. XLIX, 411 S. ISBN 3-7873-1189-0. Der lateinische Text folgt (ohne kritischen Apparat) der Ausgabe von Raymond MARCEL (Paris 1956), die Übersetzung HASSES geht auf das Jahr

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Nachdruck der (damals an dieser Stelle nicht angezeigten) Ausgabe v. J. 1984, mit einer Einleitung, knappen Anmerkungen, Literaturangaben und einem Register.

Bereits früher, im Zusammenhang mit der Vorstellung des 'Vocabularius optimus' (ALMA 52, S. 296), ist die Edition eines weiteren umfangreichen lateinisch-frühneuhochdeutschen Glossars angekündigt worden, das nun vor-liegt: Die Vokabulare von Fritsche CLOSENER und Jakob TWINGER VON KÖNIGSHOFEN. Überlieferungsgeschichtliche Ausgabe. Herausgegeben von Klaus KIRCHERT zusammen mit Dorothea KLEIN. 3 Bände (1 : Einleitung. Text A-Im I 2 : Text ln-Z I 3 : Register). (Texte und Textgeschichte 40-42). Tübingen : Niemeyer 1995. ISBN 3-484-36040-2. Wir verdanken diese Edition der selben Würzburger Forschergruppe, welche das eben genannte Wörterbuch sowie zuvor bereits den 'Vocabularius Ex quo' herausgegeben hat (vgl. ALMA 48/49, S. 197). Ja, es scheint, daß dieses weit stärker verbreitete Glossar dem nunmehr publizierten von CLOSENER / TWINGER seinerzeit recht eigentlich den Rang abgelaufen und insbesondere dessen frühe Drucklegung verhindert hat. Im Gegensatz zum 'Vocabularius Ex quo', einem Universalglossar, liegt hier ein sogenanntes Nominar vor: ein Wörterbuch, in welchem nur Substantive und Adjektive berücksichtigt sind. Zwei Straßburger Geistliche haben nacheinander daran gearbeitet : Die ursprüng-liche, heute durch fünf Handschriften vertretene Fassung geht auf Fritsche Closener zurück, der außerdem eine (1362 fertiggestellte) Chronik verfaßte. Einige Jahrzehnte später hat Twinger dessen Wörterbuch durch die Einbeziehung neuer lateinischer Quellen erweitert, ohne sein Konzept zu ändern. Die hiervon erhaltenen 16 Handschriften verteilen sich auf drei unterschiedliche Fassungen. Deren erste stammt aus der Zeit nach 1382 (?)/1386 (?), die zweite wurde 1390, die dritte 1408 abgeschlossen. Was die lateinisch-lexikographische Seite angeht, dienen als Quellen die Wörterbücher von Ugutio und Johannes de Janua, das 'Speculum gramati-ce' des Hugo Spechtshart, sodann der 'Grecismus' Eberhards von Béthune und der 'Novus Grecismus' Konrads von Mure, ferner von Johannes de Garlandia die 'Synonyma' und die 'Equivoca', schließlich in der dritten Fassung auch das Bibelwörterbuch des Guillelmus Brito. Man ersieht allein schon daran, daß es den beiden Bearbeitern nicht allein um lateinisch-deut-sche Übersetzungsgleichungen geht, sondern ebenso um Bedeutungskunde, in der Sprache der Zeit : um die — so zu schreibende — ethimologia. Das mittelalterliche Eigengut ist beträchtlich. Wir finden beispielsweise: cibori-um 'ciborie, heiligen buhße' [d. i. Büchse <pyxis], discolus 'vngelerter oder vngezogener ', pedellus 'fußelin ...' sowie pedellus 'fürgebieter an geistli-cheme gerihte' [d. i. Büttel / Pedell], pomerium 'appfel garte oder boum-garte', speciarius 'specier oder apteker' [d. i. Spezereihändler oder Apotheker]. Zu zahlreichen Wörtern werden Merkverse angegeben, welche die Wortbedeutung einprägen halfen und das Auseinanderhalten ähnlicher

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Wörter erleichterten. (Manche von ihnen haben sich bis anhin nicht ander-weitig nachweisen lassen.) Die Ausgabe zeigt die bewährte Einrichtung, die man schon an den vorangegangenen Glossareditionen schätzt. Der 3. Band enthält ein durchgearbeitetes deutsch-lateinisches Wortregister, ferner die Nachweise der Merkverse (sowie der Bibelzitate) nach der Reihenfolge ihres Auftretens und schließlich ein Stichwortregister zu den lateinischen Merkversen.

Mit dieser Ausgabe hat die " Würzburger Lexikographiegruppe " ihre Tätigkeit beendet. Die Gelegenheit sei dazu genutzt, deren erste Wörterbuch-Edition, welche seinerzeit in dieser Zeitschrift nicht vorgestellt worden ist, hier nachtragsweise wenigstens zu nennen : 'Liber ordinis rerum' (Esse-essencia-Glossar). Herausgegeben von Peter SCHMITT. 2 Bände (1 : Einleitung / Text ; 2 : Apparat / Wortregister). (Texte und Textgeschichte, Würzburger Forschungen 5, 1/2). Tübingen : Niemeyer, 1983. ISBN 3-484-10354-X. Dies ist ein in zwei Fassungen (von 5920 bzw. 9470 Stichwörtern) vorliegendes lateinisch-deutsches Glossar, das grundsätzlich nach Sachgruppen geordnet ist. Dieses enzyklopädisch aufgebaute Wörterbuch ging vom niederdeutschen, vielleicht westfälischen Raum aus und ist in der Folge in allen deutschen Sprachregionen bezeugt. Die 71 Textzeugen gehören, soweit sie datiert sind, dem Zeitraum zwischen 1400 und 1502 an.

Der Bearbeiter der weiter oben besprochenen jüngeren Hildesheimer Briefsammlung legt noch ein weiteres Zeugnis seines gelehrten Fleißes vor : Johannes von Segovia. Liber de magna auctoritate episcoporum in concilio generali. [Herausgegeben von] Rolf DE KEGEL. (Spicilegium Friburgense, Texte zur Geschichte des kirchlichen Lebens 34). Freiburg Schweiz : Universitätsverlag, 1995. 681 S. ISBN 3-7278-0865-9. Mit diesem gewichti-gen Band, hervorgegangewichti-gen aus einer 1988 angewichti-genommenen Dissertation der Universität Bern, wird ein umfangreiches Werk eines spanischen Teilnehmers am Konzil von Basel (1433-1449) erstmals ediert, dies im wesentlichen auf Grund zweier ungefähr zeitgenössischer Handschriften. Johannes von Segovia (um 1393-1458) ist bekannt vor allem durch seine 'Historia gestorum genera-lis synodi Basiliensis'. Während er dort den tatsächlichen Verlauf dieser großen spätmittelalterlichen Kirchenversammlung beschreibt, entwirft er in dieser — wohl zwischen 1450 und 1453 abgefaßten — Schrift ein Bild davon, wie ein allgemeines Konzil sich idealerweise gestalten sollte. Mit dem großen Gewicht, welches er dabei dem Episkopat zuerkennt, wendet er sich einerseits gegen einen radikalen Konziliarismus mit dem geforderten Einbezug von Laien wie auch gegen einen allzusehr vom Papsttum beherrschten Kirchenbegriff.

Mit dem folgenden Text haben wir bereits die Schwelle zur Renaissance überschritten : Petrus Domitius. Augustinus. Eine christliche Komödie des 15. Jahrhunderts. Mit einer Einleitung erstmals herausgegeben von Karl

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Sprachen und Literaturen 55). Frankfurt am Main: Lang 1992. XVII, 249 S. ISBN 3-631-44621-7. Daß im Zuge der Neubelebung der antiken Komödie südlich der Alpen jemand christliche Schuldramen schreibt, ist eine Seltenheit. Um so größere Beachtung verdient die vorliegende, aus einer von Walther Ludwig (Hamburg) betreuten Dissertation hervorgegangene Publikation. Sie gilt einem Stück des Florentiners Piero Domizi (1446-1518), dessen Lebensgang einleitend dargelegt und im Anhang mit zahlreichen Testimonien dokumentiert wird. Wir haben es mit einer anscheinend etwas glücklosen Lehrerpersönlichkeit zu tun, die sich selber oft Schwierigkeiten bereitet hat. Man weiß von insgesamt vier Stücken: Seine 'Licinia' ist verlo-ren gegangen, erhalten haben sich, außer dem vorliegenden, die Dramen 'Petrus', über die Christenverfolgungen zur Zeit Neros, und 'Zenobius', über den Florentiner Patron dieses Namens. Zu den Personen des Augustinus-Stücks gehören nebst Ambrosius, Monica, einem Priester, einem Schüler sowie Freunden Augustins auch Figuren, die ihre Herkunft aus der antiken Komödie nicht verleugnen, so Augustins Diener Gurgulio, dem es vor allem darum zu tun ist, sich den Bauch vollzuschlagen. Eine Komödie darf das Stück auch deshalb heißen, weil es mit Augustins erfolgter Bekehrung ja ein gutes Ende nimmt. Hinderliche Berührungsängste sind unserem Autor nicht eigen. In seiner an Ercole d'Esté von Ferrara gerichteten Widmungsepistel — welche hier, begleitet von einer Übersetzung, mit ediert wird —, wagt er die Behauptung, daß a rebus sacris initium habuere comediae — und bei

come-diete denkt er nicht etwa an die volkssprachliche sacra rappresentazione

(deren Einfluß in dieser Arbeit hervorgehoben wird), sondern an die antike Komödie, deren didaktischen Nutzen zu betonen die Humanisten nicht müde werden. Was die Form angeht, gibt Domizi im Widmungsbrief an, metrico

rithmo zu schreiben — was immer er damit meint. Daß er, wie der

Herausgeber annimmt, regelrechte iambische Señare habe dichten wollen, und ihm das lediglich — dann aber: gründlich — mißlungen ist, läßt sich bezwei-feln: Zumindest iambische Trimeter brachte man damals in Italien ohne größere Mühe zustande, wenn man wollte. Doch vielleicht ist es am Platze, sich daran zu erinnern, daß man im Mittelalter an der alten lateinischen Komödie die Versform nicht wahrgenommen hatte. Ob der 'Augustinus' als halbwegs gleichmäßig gegliederte und leicht rhythmisierte Prosa aufzufassen ist ? — Die Edition des Stücks beruht auf der einzigen bekannten, in der Biblioteca Estense in Modena liegenden Handschrift.

Und noch eine weitere Publikation zu einem Autor des 15. Jh's sei genannt : Bartholomaei Coloniensis Écloga bucolici carminis — Silva car-minum. Eingeleitet, herausgegeben, übersetzt und mit Anmerkungen verse-hen von Christina MECKELNBORG und Bernd SCHNEIDER. {Gratia,

Bamberger Schriften zur Renaissanceforschung 26) Wiesbaden : Harrassowitz 1995. XLV, 186 S. ISBN 3-447-03674-5. In dieser anspre-chenden Ausgabe sind poetische Rara eines nur wenig bekannten

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Kleinmeisters des deutschen Humanismus zugänglich gemacht : eines — wohl gegen 1465 geborenen und um 1516 gestorbenen — Schulmannes, der sich nach seiner Geburtsstadt Köln auch Agrippinus Bartholomaeus nennt. Zunächst war er an der berühmten Schule von Deventer, später an der Lateinschule in Alkmaar tätig, und schließlich finden wir ihn in Minden. Seine 'Écloga bucolici carminis', ein Zwiegespräch zwischen den " Hirten " Pansophus und Aphilus, liegt einzig in einem Druck von 1485 vor, von dem lediglich noch zwei Exemplare bekannt sind. Darin sind ferner zwei metri-sche Fabeln sowie ein Panegyricus auf die personifizierte Klugheit {Sophia) überliefert. Diese drei Gedichte sind ferner in die 'Silva carminum' aufge-nommen, eine Sammlung kleiner Dichtungen dieses Autors, die zwischen

1491 und 1505 dreimal gedruckt worden ist. Sie enthält des weitern ver-schiedenartige Epigramme, ferner ein Lobgedicht auf die Philosophie (in Strophen zu vier kleinen Asklepiadeen), eine Dichtung über Diogenes sowie epistelartige Anreden an berühmte Zeitgenossen. Hier wird nebst einer quel-lenkundlichen Einführung die kritische Edition dieser Texte geboten, beglei-tet von einer deutschen Übersetzung, einem ausführlichen Kommentar und einem (nicht-lemmatisierten) Wortindex.

Nun sei ein gewichtiges N a c h s c h l a g e w e r k vorgestellt, das in weitesten Kreisen auf Interesse stoßen dürfte: Thesaurus proverbiorum medii aevi. Lexikon der Sprichwörter des romanisch-germanischen Mittelalters. Begründet von Samuel SINGER. Herausgegeben vom Kuratorium Singer der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften. Band 1 :

A-Birne. XXI, 488 S. Berlin: De Gruyter, 1995. ISBN 3-11-008529-1

(Gesamtwerk) / 3-11-014628-2 (1. Band). Dies ist der gediegen gestaltete erste Band eines großen, sprachübergreifenden parömiologischen Repertoriums. Dabei geht es um das volkstümliche, der Sphäre der konkreten Dingwelt angehörige Sprichwortgut, an welchem die Bildungssprache Latein allerdings einen bedeutenden Anteil hat ; doch bleibt ein großer Teil der von Hans WALTHER erfaßten Verssentenzen abseits. Das Werk geht auf die Sammlung Samuel Singers (1860-1948) zurück, eines aus Wien stammenden Altgermanisten und Volkskundlers, der lange Jahre (1891-1930) an der Universität Bern wirkte. In Bern wird dieses ungemein reiche Material (" Thesaurus Singer ") denn auch wissenschaftlich aufbereitet, dies durch eine stattliche Forscher(innen)gruppe, die nunmehr unter der Leitung von Ricarda Liver steht. Das Werk wird rund 90Ό00 Sprichwörter enthalten ; es ist auf 7 Bände (nebst einem Quellenverzeichnis) veranschlagt. Von allen Sprichwörtern (mit Ausnahme der frühneuhochdeutschen) wird außer der Originalfassung eine Übersetzung geboten. Geordnet ist das Beleggut nach sachlichen Gesichtspunkten. So sind beispielsweise unter dem Stichwort " Arzt " insgesamt 216 Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten, grup-piert nach einer feingliedrigen inhaltlichen Disposition, aufgeführt. Bei recht vielen unter den darin ausgedrückten Gedanken sind neben volkssprachlichen

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auch lateinische Ausprägungen vertreten, so hier solche aus Publilius Syrus, den 'Disticha Catonis', aus Boethius, Isidor, sodann Guigo I., Walter von Châtillon, Petrus von Blois, aus den 'Lamentationes Matheoli', aus Petrarca u. a. m. In ihrer Einleitung gibt die Leiterin des Unternehmens einen Überblick über dessen Geschichte und die Grundsätze für die Bearbeitung und Präsentation des Materials. (Siehe auch den unten S. 262 erwähnten Aufsatz.)

Was die Neuerscheinungen s p r a c h w i s s e n s c h a f t l i c h e n Charakters betrifft, so sei an erster Stelle eine Arbeit zu einem christlichen Dichter der Übergangszeit, nämlich Arator, genannt. Ihr Verfasser hat sich bereits vor einigen Jahren zu diesem Thema geäußert mit einer Untersuchung, die zwar nicht im engsten den hier interessierenden Gegenstandsbereich betrifft, doch bei dieser Gelegenheit immerhin mit genannt sei : Johannes

SCHWIND. Arator-Studien. (Hypomnemata, Untersuchungen zur Antike und zu ihrem Nachleben 94). Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 1990. 257 S. ISBN 3-525-25193-9. In dieser aus einer Trierer Dissertation von 1989/90 hervorgegangenen Arbeit geht es um den Aufbau von Arators Dichtung und seine Darbietung des biblischen Stoffes, die darin angewandten allegorischen und sonstigen Auslegungsverfahren, seine Vorbilder — neben Sedulius kommt vor allem die homiletische Tradition in Betracht — sowie die Absichten, die Arator mit der Schaffung seiner Dichtung verband. Nunmehr liegt vom gleichen Verfasser vor: Sprachliche und exegetische Beobachtungen zu Arator. (Akademie der Wissenschaften und der Literatur: Abhandlungen der Geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse, Jahrgang 1995, Nr. 5). Mainz : A d' W' u' d' L' / Stuttgart : Franz Steiner, 1995. 130 S. ISBN 3-515-06792-2. In einem ersten, lexikologischen Belangen gewidmeten Abschnitt geht es um dichterisch selten gebrauchte Wörter sowie um allgemeinere Bemerkungen zu Arators Wortschatz. Wir finden ein feines Sensorium am Werk, welches das Vorkommen unpoetischer Wörter — nach klassischem Standpunkt ! — in dieser spät- oder nachantiken Dichtung aufspürt. Für die daran anschließende Zeit freilich ist die Scheidung Poetisch / Unpoetisch, was diesen rein lexikalischen Aspekt angeht, bis zu einem gewissen Grade gegen-standslos. Ja, zu seinem Erstaunen findet der Mediävist in dieser Liste sogar gehäuft Vertreter eines Kompositionstypus, dessen daktylengängige Bildungen in mittelalterlicher Dichtung ausgesprochen geläufig sind, nämlich

doctisonus, flammivomus, floriger, grandiloquus und multifluus. Hinzu

kom-men Beobachtungen beispielsweise zu Spezifika im Gebrauch von Partikeln. Unter dem Gesichtspunkt der Semasiologie werden bedeutungsmäßige Austauschvorgänge zwischen Simplicia und Komposita und zwischen Präverbkomposita unter sich besprochen. Daran schließen sich Feststellungen zur Periphrase und Vermischtes. Zum Bereich der Syntax gehören Beobachtungen zur Anwendung der Kasus (mit und ohne Präpositionen), zu bestimmten verbalen und nominalen Konstruktionen, zu Einzelheiten im

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Bereich der Satzlehre und zum Gebrauch der Tempora und Modi. Es folgt eine Erörterung sprachlicher Anlehnungen an die epische Tradition im Bereich von Syntax und Semantik sowie des ungelenken Einbaus gängiger Hexameterformeln. Sodann werden Erörterungen einzelner Textstellen, geordnet nach Buch und Vers, geboten, ergänzt um Nachträge zum Similienapparat der Edition von Arthur P. MCKINLAY (CSEL 72), Wien 1951. Einer der wichtigsten Aspekte lateinisch-volkssprachlicher Interferenz im Mittelalter betrifft die Aufnahme germanischer, vor allem fränkischer Wörter in die lateinische Rechtssprache des frühen Mittelalters einschließlich der Karolingerzeit. Manche dieser " frankolateinischen " Wörter, wie man sie in Deutschland vielfach nennt, haben sich während der gesamtfränkischen Zeit im gesamten Reichsgebiet ausbreiten können. So erscheinen etliche von ihnen beispielsweise in der lateinischen Urkundensprache Kataloniens. Wie allge-mein bekannt, sind zahlreiche Wörter dieser Art denn auch in die sich heraus-bildenden romanischen Sprachen eingegangen. Zu dem Thema der germani-schen Einschlüsse in lateinigermani-schen Texten der Karolingerzeit ist vor Jahren auf Grund eines schmalen Textcorpus die wegweisende Studie von TIEFENBACH erschienen (vgl. ALMA 40, S. 150f.). In derselben Richtung bewegt sich eine jüngst erschienene Dissertation, die, wie die eben genannte, der Schule von Rudolf Schützeichel in Münster entstammt : Annette DE SOUSA COSTA. Studien zu volkssprachigen Wörtern in karolingischen Kapitularien. (Studien zum Althochdeutschen ... 21). Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 1993. 350 S. ISBN 3-525-20336-5. Als Textgrundlage dienen die CAPIT. reg. Franc, in der Edition von BORETIUS und KRAUSE, doch hat die Bearbeiterin in Zweifelsfällen Handschriften bzw. alte Drucke beigezogen. Aus dem insge-samt anfallenden Wortgut wurde eine Auswahl getroffen ; vor allem Rechts-und Sozialbegriffe im engern Sinn sind berücksichtigt. So werden 75 Wörter (oder Wortpaare) in Artikeln behandelt, die nach einem einheitlichen Aufbauprinzip ausgerichtet sind: Häufigkeit / Wortansatz / Varianten / Sprachhistorische und sprachgeographische Analyse / Bedeutung. Auch Wörter, welche sich formal als inner-lateinische Ableitungen oder Komposita darstellen (so forbannitus, haribannator, mallatio, faidosus, rewadiare u. a. m.) erhalten je einen eigenen Artikel. Den lautlichen Entwicklungen und den wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen den Vorkommen in den ver-schiedenen Sprachen wird sorgfältig nachgegangen. Beispielsweise wird unter plivium ('Obsorge', 'Pflicht', 'Verbürgung') samtp/wre nicht allein den ger-manischen Versippungen (vgl. etwa noch deutsch pflegen, Pflicht) Rechnung getragen, sondern auch den alfranzösischen Wörtern plevir und plevine und deren Spielarten ; besonders ausführlich werden Lautungen mit -g-, so alt-französisch plege, plegier diskutiert.

Eine hoch willkommene Untersuchung eines größeren Urkundencorpus kann hier angeschlossen werden : Hans-Henning KORTÜM. Zur päpstlichen Urkundensprache im frühen Mittelalter. Die päpstlichen Privilegien 896-1046.

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(Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters 17). Sigmaringen : Thorbecke, 1995. 464 S. ISBN 3-7995-5717-2. Diese Tübinger Habilitationsschrift von 1992 ist ein Beispiel fruchtbarer disziplinübergreifen-der Arbeit, insofern als Fragestellungen disziplinübergreifen-der Diplomatik und disziplinübergreifen-der Sprachwissenschaft miteinander verknüpft werden. Zu Grunde liegt ein zusammenhängendes, nach modernen Gesichtspunkten ediertes Corpus von Papsturkunden, welches hier, mit einiger Verspätung, doch noch genannt wer-den soll : Papsturkunwer-den 896-1046. Bearbeitet von Harald ZIMMERMANN.

3 Bände (1 : 896-996 ; 2 : 996-1046 ; 3 : Register) (Bd. 1 und 2 : 2. Auflage). (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Denkschriften 174. 177. 198 / Veröffentlichungen der Historischen Kommission 3-5). Wien : Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1984 (bzw. 1988 [2. Auflage])-1989. ISBN 3-7001-0654-8 / ...-0717-X / .. .-1528-8. Im Vordergrund des Forschungsinteresses steht nicht die Kanzlei, sondern stehen die regionalen " Urkundenlandschaften " : Das untersuchte Material wird gegliedert nach spanisch-katalanischen, italieni-schen, französischen und deutschen Empfängern. Eines der Hauptprobleme ist der Umstand, daß viele Stücke nur in kopialer Überlieferung erhalten sind. Wertvoll sind namentlich jene Fälle, wo sich originale und kopiale Überliefe-rung miteinander vergleichen läßt. Das Schwergewicht liegt bei den Besitz-und Rechtsbestätigungen, Besitz-und innerhalb der UrkBesitz-undengliederung auf der

Petitio und der Disposino, weil hier vielfach vom Empfänger herrührendes

Textgut eingeflossen ist. Erst am Schluß stehen Untersuchungen, welche die päpstliche " Kanzlei " als solche betreffen — die Anführungsstriche stammen übrigens vom Autor selber: Vielfach hat man bisher die organisatorischen Verhältnisse der päpstlichen Kanzlei späterer Zeiten in das saeculum

obscurum vorverlängert. In diesem Abschnitt geht es namentlich um die

Heranziehung des 'Liber diurnus' und um die Erschließung weiterer Kanzleibehelfe. Auf exemplarische Weise ist hier ein Stück Feldforschung geleistet, wie sie eigentlich in einem viel weiteren Umfang erwünscht wäre.

Die Reflexion über Sprache in älterer Zeit zu erforschen, ist Ziel der von Peter SCHMITTER herausgegebenen Reihe " Geschichte der Sprachtheorie ", von welcher vor kurzem der das Mittelalter betreffende Band erschienen ist. Doch zuvor sei ein kurzer Blick geworfen auf dessen das Altertum betreffen-den Vorgänger : Peter SCHMITTER (Hrsg.). Sprachtheorien der abendländi-schen Antike. (Geschichte der Sprachtheorie 2). Tübingen : Gunter Narr, 1991. XII, 430 S. ISBN 3-87808-672-5. Dies ist eine Sammlung von 16 Aufsätzen, welche je einem von vier Gesichtspunkten zugeordnet sind : 'Mythische' Deutungen der Sprache (Sprachauffassungen in der hebräischen Bibel sowie in griechischer Epik und Mythologie) / Philosophisch-logische Sprachbetrachtung (Reflexion über Sprache in den einzelnen philosophi-schen Schulen) / Sprachbeschreibung und Sprachunterricht (alexandrinische und pergamenische Philologie, die Herausbildung einer griechischen

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Grammatik, römische Sprachwissenschaft, alte Etymologie, Sprachvermitt-lung) / Sprachverwendung (Rhetorik). — Doch nun zu dem hier im engern Sinne interessierenden anschließenden Band : Sten EBBESEN (Hrsg.) Sprachtheorien in Spätantike und Mittelalter. (Geschichte der Sprachtheorie 3). Tübingen : Gunter Narr, 1995. XX, 408 S. ISBN 3-87808-673-3. Nach kurzen Einführungen des Reihen- und des Bandherausgebers folgen in Teil I, Christliche Sprachbetrachtung, die Beiträge : Hans RUEF. Die Sprachtheorie des Augustinus in De dialéctica (S. 3-11). — Luisa VALENTE.

Une sémantique particulière : La pluralité des sens dans les Saintes Écritures (XIIe siècle) (S. 12-32). — Luisa VALENTE. Langage et théologie pendant la

seconde moitié du XIP siècle (S. 33-54). — Gilbert DAHAN. Nommer les êtres : exégèse et théories du langage dans les commentaires médiévaux de Genèse 2, 19-20 (S. 55-74). — Dem Teil II, Philosophisch-logische Sprachbetrachtung, sind zugeordnet : Klaus JACOBI. Sprache und Wirklichkeit : Theoriebildung über Sprache im frühen 12. Jahrhundert (S. 77-108). — Mary SIRRIDGE. The science of language and linguistic knowledge: John of Denmark and Robert Kilwardby (S. 109-134). — Irène ROSIER. Res significata et modus significandi : Les implications d'une distinction

médiévale (S. 135-168). — Costantino MARMO. A pragmatic approach to lan-guage in modism (S. 169-183). — Claude PANACCIO. La philosophie du lan-gage de Guilllaume d'Occam (S. 184-206). — Ludger KACZMAREK. Sprach-und Zeichentheorie in der deutschen Spätscholastik : Gabriel Biel, " Ultimus scholasticorum ", Florentius Diel " Primus modernorum ", und die Grammatiker des 15. Jahrhunderts (S. 207-236). — Teil III, Sprachbeschrei-bung und Sprachunterricht, enthält : C. H. KNEEPKENS. The Priscianic tradi-tion (S. 239-264). — Gilbert DAHAN / Irène ROSIER / Luisa VALENTE. L'arabe, le grec, l'hébreu et les vernaculaires (S. 265-321). — In Teil IV, Sprachverwendung, finden wir : Karin Margareta FREDBORG. The unity of the trivium (S. 325-338). — Franco MORENZONI. La littérature des artes

praedi-candi de la fin du XI? au début du XVe siècle (S. 339-359).

— Karsten FRIIS-JENSEN. Horace and the early writers of Arts of poetry (S. 360-401).

Mit dem vorangegangenen Abschnitt sind wir bereits bei den S a m m e l w e r k e n angelangt, und in diese Rubrik gehört ferner die Aufsatzsammlung eines verdienten deutschen Mittellateiners : Dieter

SCHALLER. Studien zur lateinischen Dichtung des Frühmittelalters. (Quellen

und Untersuchungen zur Lateinischen Philologie des Mittelalters 11). Stuttgart : Hiersemann, 1995. XI, 469 S., Abb. im Text. ISBN 3-7772-9516-7. Rechtzeitig zum 30jährigen Bestehen des Mittellateinischen Seminars der Universität Bonn (vgl. diesbezüglich ALMA 50, S. 152-156) werden von dem nunmehrigen Emeritus, der 1965 dieses Seminar gegründet und bis vor kur-zem geleitet hat, 17 zum Teil nur schwer zugängliche Aufsätze in

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photome-chanischem Nachdruck erneut vorgelegt, jeweils versehen mit Nachträgen. Hinzu tritt (an letzter Stelle) eine Erstveröffentlichung. Es wird nicht unnütz sein, die einzelnen Titel zu nennen : Die karolingischen Figurengedichte des Cod. Bern. 212. — Frühmittelalterliche lateinische Dichtung in einer ehemals St. Galler Handschrift. — Geraldus und St. Gallen. Zum Widmungsgedicht des 'Waltharius'. — Lateinische Tierdichtung in frühkarolingischer Zeit. — Vortrags- und Zirkulardichtung am Hof Karls des Großen. — Der junge 'Rabe' am Hof Karls des Großen (Theodulf. carm. 27). — Das Aachener Epos für Karl den Kaiser. — Interpretationsprobleme im Aachener Karlsepos. — Bemerkungen zur Inschriften-Sylloge von Urbana. — Die Paulus-Sequenz Ekkeharts I. von St. Gallen. — Die Siebensilberstrophen 'de mundi transitu' — eine Dichtung Columbans ? — Der alkäische Hendekasyllabus im frühen Mittelalter. — Vergil und die Wiederentdeckung des Epos im frühen Mittelalter. — Das mittelalterliche Epos im Gattungssystem. — Der Dichter des 'Carmen de conversione Saxonum'. — Pippins Heimkehr vom Avarensieg (Angilbert, carm. 1 ). — Frühkarolingische Corippus-Rezeption. — Ein Oster-Canticum des Paulinus von Aquileia für Karl den Großen. Erstedition und Kommentar. [Inc. Regi regum semper laudes nos debemus dicere, SCHALLER /

KÖNSGEN 14112.] — Dem Band ist eine Bibliographie der Werke des Verfassers beigegeben, ferner verschiedene Indices.

Aus Anlaß der 50. Wiederkehr des Todestages von Jakob Werner, einem frühen Pionier unserer Disziplin in der Schweiz, führte der Verfasser dieses Berichtes im Herbst 1994 an der Universität Zürich eine Tagung durch, von welcher nunmehr die Akten vorliegen : Non recedei memoria eius. Beiträge zur Lateinischen Philologie des Mittelalters im Gedenken an Jakob Werner (1861-1944). Akten der wissenschaftlichen Tagung vom 9./10. September 1994 am Mittellateinischen Seminar der Universität Zürich. Unter Mitarbeit von Michele C. FERRARI herausgegeben von Peter STOTZ. (Lateinische Sprache und Literatur des Mittelalters 28). Bern : Lang, 1995. 265 S., Abb. ISBN 3-906753-22-0. Neben forschungsgeschichtlichen Beiträgen, welche dem Gefeierten gelten, enthält der Band nachstehende Aufsätze : Paul Gerhard

SCHMIDT. Die Entdeckung der mittellateinischen Literatur in der Neuzeit (S. 13-24). — Peter OCHSENBEIN. Die Gallus-Sequenz Dilecte deo des Notker Balbulus (S. 135-145). — Jean-Yves TILLIETTE. Le sens et la composition du florilège de Zurich (Zentralbibliothek, ms. C 58). Hypothèses et propositions (S. 147-167). — Monika RENER. Das 'Certamen anime' des Raymundus de Rocosello, ein zisterziensisches Speculum salvationis (S. 169-185). — Ricarda LIVER. Mittellatein und Volkssprachen im Sprichwort. Zum Erscheinen des ersten Bandes des 'Thesaurus proverbiorum medii aevi' (TPMA), begründet von Samuel Singer (S. 187-198). [Vgl. oben S. 257f.] — Ferruccio BERTINI. Tradizione testuale e fortuna letteraria delle favole di Baldone (S. 199-214, 4 Abb. im Text). — Alfred RITSCHER. König Rudolf von Habsburg und Bischof Heinrich von Isny in der 'Basler Sammlung

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lateini-scher Gedichte' (S. 215-246). Anhangsweise (S. 249-253) wird eine Bibliographie der Arbeiten Jakob Werners geboten.

Im weiteren sind zwei Festschriften für Historiker zu erwähnen, in denen der eine und andere Artikel den Themenbereich dieser Zeitschrift berührt, zunächst: Herrschaft, Kirche, Kultur. Beiträge zur Geschichte des Mittelalters. Festschrift für Friedrich Prinz zu seinem 65. Geburtstag. Herausgegeben von Georg JENAL unter Mitarbeit von Stephanie HAARLÄNDER. (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 37). Stuttgart : Hiersemann, 1993. XXIII, 629 S., Abb., Karten. ISBN 3-7772-9321-0. Darin interessieren insbesondere : Eugen

EWIG. Die Klosterprivilegien des Metropoliten Emmo von Sens, das Reichskonzil von Mâlay-le-Roi (660) und der Sturz des Metropoliten Aunemund von Lyon (661/62) (S. 63-82). — Franz J. FELTEN. Konzilsakten als Quellen für die Gesellschaftsgeschichte des 9. Jahrhunderts (S. 177-201). [Betrifft auch CAPIT. reg. Franc] — Salvatore PRICOCO. La lettera di Fausto di Riez a Magno Felice (S. 281-295). [Betrifft FAUST. REI. epist. 6.] — Heinrich

FICHTENAU. Monastisches und scholastisches Lesen (S. 317-337). — Hans Constantin FAUSSNER. Zur Frühzeit des Klosters Seeon und ihren Quellen (S. 339-367). — Ovidio CAPITANI. L'allusione dantesca a Matteo d'Acquasparta (S. 417-429). — Friedrich LOTTER. Das Judenbild im volks-tümlichen Erzählgut dominikanischer Exempelliteratur um 1300 : Die 'Historiae memorabiles' des Rudolf von Schlettstatt (S. 431-445). — Wolfgang HAUBRICHS. St. Georg auf der frühmittelalterlichen Reichenau. Hagiographie, Hymnographie, Liturgie und Reliquienkult (S. 504-537). — Gina FASOLI. Medievistica rinascimentale tra Bologna e l'Europa (S. 539-551).

Sodann ist hinzuweisen auf : Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag. Herausgegeben von Karl Rudolf SCHNITH und Roland PAULER.

(Münchener historische Studien, Abteilung Mittelalterliche Geschichte 5). Kallmünz Opf. : Lassleben, 1993. XIV, 511 S., Tafeln. ISBN 3-7847-4205-X. Erwähnt seien folgende Arbeiten : Gertrud THOMA. Papst Hadrian I. und Karl

der Große. Beobachtungen zur Kommunikation zwischen Papst und König nach den Briefen des Codex Carolinus (S. 37-58). — Karl SCHMID. Auf dem Weg zur Erschließung des Gedenkbuchs von Remiremont (S. 59-96, 1 Tafel). — Adelheid KRÄH. Zeitgeschichtliche Aussagen in den 'Miracula sancti Germani' des Aimoin von Saint-Germain-des-Prés (S. 111-131). — Wolfgang HAUBRICHS. Die alemannische Herzogsfamilie des 10. Jahrhunderts als Rezipient von Otfrids Evangelienbuch ? Das Spendenverzeichnis im Codex Heidelberg Palatinus lat. 52 (S. 165-211). — Joachim WOLLASCH. Neues zu Froumunds von Tegemsee Briefpartner R. (S. 213-229). [Näheres zu Reginbald, Abt von St. Ulrich und Afra in Augsburg, dann Bischof von Speyer (tl039).] — Michael BORGOLTE. Die Stiftungsurkunden Heinrichs II. Eine Studie zum Handlungsspielraum des letzten Liudolfingers (S. 231-250). — Wilhelm KÖLMEL. Iuditio rationis. Manegolds Theorie der Königsmacht

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(S. 267-292). — Stefan WEINFURTER. Wer war der Verfasser der Vita Erzbischof Arnolds von Mainz (1153-1160) ? (S. 317-339). [Zuschreibung an Gernot, Kapellan des Erzbischofs und Scholaster von St. Stephan in Mainz.] — Walter KOCH. Zum " Maius-Transsumpt " Kaiser Friedrichs II. (S. 359-382, Tafeln). — Harald DICKERHOF. Der Beitrag des Tolomeo von Lucca zu 'De regimine principum'. Monarchia Christi und Stadtstaat (S. 383-401).

An textbezogenen M o n o g r a p h i e n sollen — abgesehen von Arbeiten sprachwissenschaftlichen Charakters (dazu weiter oben) — nur zwei Werke genannt werden :

Hubert MORDEK. Bibliotheca capitularium regum Francorum manuscripta. Überlieferung und Traditionszusammenhang der fränkischen Herrschererlasse. (Monumenta Germaniae Histórica: Hilfsmittel 15). München: M' G' H', 1995. XLV, 1158 S. ISBN 3-88612-115-1. Dieses umfangreiche Werk, in wel-cher eine große Zahl von Handschriften äußerst detailliert beschrieben wird, ist eine Vorarbeit zu einer Neuedition der CAPIT. reg. Franc. Dabei soll in viel stärkerem Maße, als dies bis anhin geschehen ist, der jeweilige Überliefe-rungszusammenhang der interessierenden Stücke, die Entstehensumstände und Schicksale der jeweiligen Handschrift mit in Betracht gezogen werden. In aller Regel hat der Bearbeiter die Codices im Original eingesehen. Deutlich sei gesagt, daß auch diejenigen, welche sich für Handschriften unter völlig anderen — etwa literaturgeschichtlichen — Gesichtspunkten interessieren, hier vielfach sehr nützliche Angaben finden. (Allerdings mußte bei der Identifikation nichtjuristischer Texte oft summarisch verfahren werden.) Als Anhang I werden zahlreiche Kapitularien, die in der Edition von BORETIUS und KRAUSE fehlen, in vorläufiger Weise ediert. In Anhang II geht es um die Nachwirkung dieser Gattung, unter Anhang III sind die Handschriften der Aachener Kanonikerregel v. J. 816 zusammengestellt.

Eva-Maria ENGELEN. Zeit, Zahl und Bild. Studien zur Verbindung von Philosophie und Wissenschaft bei Abbo von Fleury. (Philosophie und Wissenschaft, Transdisziplinäre Studien 2). Berlin: De Gruyter, 1993. VIII,

171 S., Abb. im Text. Erwachsen ist dieses Buch aus einer Konstanzer Dissertation v. J. 1990. Diese wissenschaftsgeschichtliche Studie, in welcher es um das Verhältnis von Quadrivium und philosophischer Weltsicht geht, nimmt ihren Ausgangspunkt bei Abbos Kommentar zum 'Calculus' des Victorius (ABBO FLOR. comm. in cale. Vict.). Aus den ins Blickfeld rückenden Einzelaspekten sei herausgehoben die Erörterung zweier Quellen, die Abbo angeregt haben : BOETH. cons. 3 carm. 9 sowie der sog. 'Aachener Archtetyp' (Exzerpte zu Komputistik, Astronomie und Hagiographie, 809 in Aachen nie-dergeschrieben). Im weiteren geht es um Abbos Umgang mit astronomischen Diagrammen, Mappae mundi und komputistischen Tabellen.

Wie immer folgt am Schluß dieses Berichtes ein Blick auf die jüngst erschienenen Teile einschlägiger Z e i t s c h r i f t e n :

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