CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS
13 1
PAYS DE
LANGUE
ALLEMAND EIn einer summarischen Übersicht werden einige Arbeiten, die in de n
letzten Jahren erschienen sind, je nur kurz erwähnt . Anschliessend wir d
eine kleine Anzahl von ihnen etwas eingehender vorgestellt . Mit dieser
unterschiedlichen Behandlung soll keinesfalls eine Wertung
ausge-drückt werden . Ferner ist es nicht beabsichtigt, eine auch nur halbwegs
umfassende und gleichmässige Berichterstattung zu geben . Sie würd e
das in diesem Rahmen Mögliche weit übersteigen und ist umso wenige r
nötig, als diese Aufgabe seit einigen Jahren durch eine hervorragend e
Fachbibliographie, das ` Medioevo latino ', wahrgenommen wird ; vgl .
ALMA 42, 1979/80, S .
221f.und 43, 1981/82, S .
145f.An erster Stelle seien einige Editionen genannt . Bernard
BrscHOFFhat in seinen ` Anecdota novissima ' eine grosse Zahl unbekannter ,
grossenteils höchst interessanter Texte aus den verschiedensten
Sachge-bieten und aus dem Zeitraum von der Spätantike bis zum
Spätmittelal-ter vorgelegt ; eine ausführliche Inhaltsangabe folgt unten .
In der von
Alf ONNERFORSbetreuten Reihe ` Lateinische Sprach e
und Literatur des Mittelalters ' ist vor einigen Jahren (als 10 . Band )
das ` Somniale Danielis ' — ein in unterschiedlichen Fassungen umlau
-fendes spätantik/frühmittelalterliches Handbuch zur Traumdeutung —
durch Lawrence T.
MARTINkritisch ediert worden . In derselben Reih e
(Band 19) legt Jutta
GRUBnunmehr die gesonderte Ausgabe des Text s
einer bestimmten Handschrift vor, begleitet von einem akribischen un d
weit ausgreifenden sprachlichen Kommentar ; sie soll hier
anschlies-send näher gewürdigt werden . — Ebenfalls aus der Schule von
Alf ÖN-NERFORSstammt der erste Teil einer Arbeit, die neues Licht in ein e
Dichtung des 9 . Jh's zu bringen sucht : Anton
PAUELS .Abbo vo n
Saint-Germain-des-Prés,
Bella Parisiacae urbis.Buch I . Lateinische r
Text, deutsche Übersetzung und sprachliche Bemerkungen .
(Lateini-sche Sprache und Literatur des Mittelalters 15) . Frankfurt am Main :
Lang . 1984 . 113 S . Zu Grunde liegt
VON WINTERFELDSText (M G
Poetae 4, S . 72-122), doch ist bei falschen Lesungen und unnötigen
132
PETER STOT Z
Normalisierungen auf die Handschrift zurückgegriffen . Im sprachlichen Kommentar werden morphologische und syntaktische , mitunter auch lexikalische Fragen erörtert . In bestimmten Fällen kommt ONNERFORS selber zu Wort . Es wird eine gleichartige Bearbei-tung von Abbos zweitem Buch sowie ein Sachkommentar in Aussich t gestellt . — In Band 16 dieser Reihe legt Ute ONNERFORS eine kommen-tierte Edition von Predigten Abbos vor ; hierzu weiter unten mehr .
In den letzten Jahren sind seitens der Monumenta Germaniae histo-rica einige gewichtige Texteditionen sowie zugehörige Hilfsmittel
erschienen . Statt einer Aufzählung sei hier allgemein auf die jeweils i m Deutschen Archiv für Erforschung des Mittelalters erscheinenden Berichte verwiesen, zuletzt in Band 41, 1985, S . I-XIV für 1984/85 . —
In
der Abteilung ` Scriptores' ist die grosse Reihe (früher : in Folio) neu belebt worden : als ihr 34 . Band ist eine Neuedition der Chronik von Montecassino erschienen, zu der unten Näheres gesagt werde n wird . — Aus der Abteilung ` Epistolae' sind zu nennen der erste Teil -band der Edition der Briefe von Petrus Damiani — hierzu Einzelheite n weiter unten — und die Admonter Briefsammlung : Die Admonter Briefsammlung nebst ergänzenden Briefen . Hg . von Günther HÖDLund Peter CLASSEN (MGH, Die Briefe der deutschen Kaiserzeit 6) . München : MGH, 1983 . 271 S . Darin sind vereinigt : eine im 12 . Jh . im österreichischen Kloster Admont angelegte Sammlung sowie ein e solche aus Salzburg, diese überliefert erst aus dem 16 . Jh . In den zeitge-schichtlich ergiebigen Briefen geht es einesteils um die Politik von Reich und Kirche im Brennpunkt des Schismas zur Zeit Friedrichs I . , andernteils um klösterliche Fragen . Anhangsweise sind zusätzliche Briefe Papst Alexanders
III .
ediert . — Der Reihe Staatsschriften de s späteren Mittelalters' gehört zu : Konrad von Megenberg . Werke . Ökonomik . Hg . von Sabine KRÜGER . (MGH, 500-1500, St' d' sp' M A 3 . Band, 5 . Stück), [bisher erschienen :] Buch 1 . 2 . 3, Stuttgart : Hierse-mann, 1973 . 1977 . 1984 . In seiner `Yconomica' gibt Konrad vo n Megenberg (1309-1374) eine Art Fürstenspiegel, worin die ` Ökono-mik ' als Teil der Trias der peripatetischen Moralphilosophie (daz u kämen ` Monastik ' [= Individualethik] und ` Politik ') behandelt wird . In dem Werk sind unterschiedlichste Quellen verschiedener Zeit un d Herkunft ineinandergearbeitet . Jeder Teilband ist mit einem knappe n Wort- und Sachverzeichnis versehen, worin sich höchst bemerkenswer-tes Wortgut findet. — Eine weitere unter den alten MGH-Reihen is t in neuerer Zeit reaktiviert worden ; davon zeugt der Band : Die Konzi-lien der Karolingischen Teilreiche, 843-859 . Hg . von Wilfried HART -MANN (MGH Concilia 3) . Hannover : Hahn, 1984 .XXX,
652 S . Mi t der Edition der Konzils- (Synoden-) Texte bis etwa 1059 wird ein altesCI-IRONIQUES ET COMPTES RENDUS
13 3
Vorhaben der Monumenta Germaniae historica wieder aufgenommen,
das in der Zeit um die Jahrhundertwende einen vielversprechende n
Anfang genommen hatte (CONC . Merov ./CoNc . Karol . bis zum Jahr
842), dessen Fortführung aber infolge ungünstiger Umstände
unterblie-ben war, Der vorliegende Band ist das erste Ergebnis der nun erneut
angelaufenen Editionsbemühungen, und in Bälde sollen weitere Teil e
erscheinen . Dem Druck der einzelnen Synodentexte ist je eine
ausführliche Einleitung und eine übersichtausführliche Aufstellung der Quellen voran
-gestellt . Das über 100 Seiten starke Wort- und Sachregister bringt nich t
nur die einzelnen Begriffe, sondern auch viel Material zur
Phraseolo-gie . — Zu den Unternehmungen, welche die Edition der Konzilie n
flankieren, gehört : Capitula episcoporum . 1 . Teil . Hg . von Pete r
BRUMMER .
Hannover : Hahn, 1984 .
XIX,268 S . Zum Begriff ` C . e . '
bemerkt Horst FUHRMANN im Vorwort : " Unter dieser Bezeichnung
werden jene meist in Kapitel gegliederten, auf Diözesansynoden
verle-senen oder schriftlich in Umlauf gebrachten Vorschriften und
Anwei-sungen verstanden, die von verschiedenen Bischöfen des
Karolinger-reiches und seiner Nachfolgereiche im 9 . und im frühen 10 .
Jahrhun-dert mit der Absicht verfasst wurden, seelsorgerliche Tätigkeit un d
christliche Lebensführung von Klerus und Volk zu heben. Sie geben
einen vorzüglichen und nicht selten drastischen Einblick in den
karo-lingischen Glaubensalltag". Schon ein flüchtiger Blick in die Texte
zeigt, dass sie auch sprachlich viel Bemerkenswertes bieten . Zu de r
Reihe ` Hilfsmittel ' sei angemerkt, dass Otto
SCHUMANNS `Lateini-sches Hexameter-Lexikon' (vgl . ALMA 42, 1979/80, S . 189-191)
inzwi-schen abgeschlossen ist (Teil 4 : O-R, 5 : S-Z, 6 : Register, München
1981-83) . Das Register dient dazu, Wörter nachzuweisen, die in de n
Formeln an nicht-erster Stelle stehen, Komposita, die unter den
Sim-plicia aufgeführt sind, usw .
Erwähnung verdient hier auch das Fortschreiten des von Kassiu s
HALLINCER
geleiteten, von zahlreichen Fachkräften getragene
Editions-unternehmens der
Mönchs-Consuetudines .In der Berichtszeit sind
erschienen : Corpus consuetudinum monasticarum . . .
Torni7 pars
prima : Consuetudinum saeculi X/XI/XII monumenta : Introductiones .
Edidit K'H'/ . . . pars
altera :Consuetudines Cluniacensium antiquiores
cum redactionibus derivatis . Edidit K'H'/ . . . pars tertia :
Consuetudi-num saeculi X/XI/XII moConsuetudi-numenta non-Cluniacensia . Edidit K'H' .
Siegburg : Schmitt 1983-84 . Inhalt von Teil 7, den ein Registerban d
(7/IV) abschliessen wird, sind insgesamt
19Consuetudines-Texte :einer-seits die wichtigsten Fassungen der älteren
Cluniacenser-Consuetudines(10 . bis 12 . Jh .), worin das in der Zeit zwischen 980 und 1080 in Cluny
neu erwachsene monastische Brauchtum geregelt ist, daneben andere
134
PETER STOTZ
Texte aus der gleichen Zeit (aus Frankreich, England und vor allem
Deutschland), welche das Fortleben älterer, anianisch verwurzelte r
Formen widerspiegeln . Hingewiesen sei auf
HALLINGERSVorbemerkun-gen in 7/11 (Standortbestimmung des Unternehmens, Rückblick auf di e
Diskussion um die textkritische Methodik der letzten Jahre,
Editions-grundsätze) .
In jahrzehntelanger Sammelarbeit hat seinerzeit Hans
WALTHERaus
mittelalterlichen Handschriften und aus älteren und jüngeren Drucke n
einen unerhört reichen Schatz an lateinischen Sprichwörtern und
Sen-tenzen zusammengetragen, welcher fünf stattliche Bände, in den
Sech-ziger Jahren erschienen, füllen . Schon in dein hierzu verfertigten
Regis -ter(1969) hat der damals schon in hohem Alter stehende Herausgebe r
eine Fortsetzung angekündigt, die bereits im Manuskript vorlag, und
deren Inhalt in diesem Registerband grossenteils berücksichtigt ist .
Diese neue Folge ist nun posthum erschienen : Carmina medii aev i
posterioris
Latina . II7-9 : Proverbia sententiaeque Latinitatis medii
acrecentioris aevi . Nova series ./Lateinische Sprichwörter und Sentenze n
des Mittelalters und der frühen Neuzeit in alphabetischer Anordnung .
Neue Reihe . Aus dem Nachlass von Hans
WALTHERhg . von Paul
Ger -hard SCHMIDT .Teile 7-9 . Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht,
1982 -86 . —Bei dieser Gelegenheit seien die vordem erschienenen Nachträg e
zur ersten Reihe gebucht : Jürgen
STOHLMANN .Nachträge zu Hans
Walther, Proverbia sententiaeque latinitatis medii aevi (L
II)(Mittella-teinisches Jahrbuch 12, 1977, S . 316-329 ; 13, 1978, S . 315-333) .
Auch auf dem Gebiet der Lexikologie und der
Wortinhaltsfor-schung gilt es, mehrere wichtige Neuerscheinungen anzuzeigen .
Zunächst aber sei mit Genugtuung vermerkt, dass das
Mittellateini-sche Wörterbuch bis zum ausgehenden 13 . Jahrhundert' (MLW) ,
dessen faszikelweises Erscheinen vorübergehend etwas gestockt hatte ,
nun wieder in Fluss gekommen ist : 1985 ist die
B .Lieferung des 2 .
Bandes, die Lemmata
comprovincialisbis conductus umfassend,
erschie-nen .
Schon seit einigen Jahren liegt ein Nachschlagewerk vor, das a n
dieser Stelle angezeigt werden soll : Hermann Josef
SIEBEN .Voces . Eine
Bibliographie zu Wörtern und Begriffen aus der Patristik (1918-1978) .
(Bibliographia
patristica .Internationale patristische Bibliographie.
Sup-plementum 1) . Berlin : De Gruyter, 1980 . 461 S . Der Ertrag von etwa
60 Jahren
wort-und begriffsgeschichtlicher Forschung auf dein
Gebiete der Patristik ist hier, alphabetisch nach den griechischen un d
lateinischen Lemmata geordnet, bibliographisch aufgeschlossen . Das
Schwergewicht liegt selbstverständlich bei den philosophischen un d
theologischen Begriffen ; dazu treten etwa noch liturgische, juristische
CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS
13 5
und archäologische . Es wird auf die Klassische Antike zurück- un d
gelegentlich ins Mittelalter ausgegriffen . Von Monographien
abgese-hen, ist eine Unzahl von zum Teil eher entlegenen Zeitschriften
ausge-wertet . Die einzelnen Arbeiten werden je nur an einer Stelle genannt .
Doch werden durch reichlich gesetzte Verweise die nötigen
Verbindungen, besonders die zwischen griechischen und lateinischen Termini, her
-gestellt .
Dein Aufbau nach ähnlich, doch weit ausladender ist :
Bibliogra-phie zur lateinischen Wortforschung . Hg. von Otto
HILTBRUNNER .Bern : Francke, 1981ff. ; [bisher erschienen :] Band 1 : a bis
acutus(1981 ; XXII, 298 S .) und Band 2 :
adeobis
atrocitas(1984 ; 323 S .) .
Im Institut für Altertumskunde der Universität Münster wird sei t
geraumer Zeit eine Literaturkartei zur lateinischen Wortforschung (sei t
1875, mit Ausnahmen) unterhalten und durch studentische
Arbeits-kräfte laufend nachgeführt . Diese Arbeitsstelle beantwortet übrigens
Anfragen ; die Adresse lautet : Westfälische Wilhelms-Universität
Münster, Institut für Altertumskunde (Wortforschung), Domplatz 20- ,
22, D-4400 Münster (Westf.) . Ergänzt durch das Zettelarchiv de s
ThLL in München — welches seinerseits mehr auf die Textbelege aus
-gerichtet ist, worin aber doch auch viel Material aus der
Sekundärlite-ratur gebucht ist — wird nunmehr eine Bibliographie in gedruckte r
Form, geordnet nach den lateinischen Lemmata, veröffentlicht, De r
Herausgeber hofft, das Werk bis etwa 1990 zu Ende führen zu können .
Als untere zeitliche Grenze gilt, wie für den ThLL, etwa das Jahr 600
n . Chr . Doch unnötig zu sagen, wie ertragreich die vielen hier
verzeich-neten Wortstudien zum Spätlatein auch für die Beschäftigung mit de r
mittelalterlichen Latinität sein können . An die Reihe der Titel schliess t
sich jeweils ein knappes Referat der zitierten Beiträge an — dieses sol l
nicht als genereller wortgeschichtlicher Aufriss missverstanden werden .
Ein Lob verdient die benutzerfreundliche Darbietung des Stoffes . So
wird bei einer Monographie, auch wenn sie nur mit einer Seite zu
zitie-ren ist, jeweils der volle Titel genannt .
Schon vor etlichen Jahren ist an einer — von der mittellateinische n
Lexikographie aus gesehen — etwas entlegenen Stelle ein gewichtige r
Beitrag zur mediävistischen Wortforschung erschienen, der hier
nach-träglich erwähnt sei : Henry und Renée
KAHANE .Abendland und
Byzanz, III : Literatur und Sprache, B : Sprache . In : Reallexikon de r
Byzantinistik, . . . hg . von Peter
WIRTH,Reihe A, Band 1 (Hefte 4-6 ,
Amsterdam : Hakkert, 1970-76), Sp . 345-640 . Dieser umfangreiche und
gründlich gearbeitete Lexikonartikel hat den Rang einer kleine n
Monographie . Er gliedert sich in zwei Hälften : ` Byzantinische
Ein-flüsse im Westen ' (Sp . 345-498) und ` Westliche EinEin-flüsse in Byzanz '
136
PETER STOT Z
(Sp . 499-640), Hier ist vor allem der 1 . Teil von Interesse, auf den wir uns im folgenden beschränken : Nach einer Darlegung des Plans un d einem Blick auf die Stellung des Griechischen im antiken Rom wir d zunächst die ` proto-byzantinische Periode ' behandelt, d .h . die Entleh-nungen aus dem Griechischen im 4 . bis 6 . Jh ., in den mehr gelehrte n und den mehr volkstümlichen Bereichen (Sp . 353-366) . Im Mittelpunk t steht der ` Katalog der Byzantinismen ' (Sp . 366-423) : 192 griechisch e Ausgangsbegriffe werden auf ihrem Weg in die westlichen Sprache n und Dialekte verfolgt . Das Material wird 12 Sachgruppen (Kirche, Medizin, Seefahrt usw .) zugeordnet . In den ` Zusammenfassungen ' (Sp . 423-455) werden die gewonnenen Ergebnisse nach semantischen , grammatischen, geographisch-chronologischen und andern Aspekte n interpretiert . An der Spitze (S . 345f.) steht ein detailliertes Inhaltsver-zeichnis ; den Abschluss bilden ein alphabetischer Index der griechi-schen Ausgangswörter und der westlichen Entlehnungen sowie ei n Literaturverzeichnis . — Mitunter werden zur Stützung volks-sprachlicher Bildungen mittellateinische Wörter, die nicht belegt sind , mit Erschliessungsstern angesetzt ; über deren Realitätsgehalt wär e noch zu reden .
Zur Wortinhaltsforschung sei hier schliesslich hingewiesen auf ei n seit einigen Jahren erscheinendes Sachwörterbuch zur gesamten Mediä-vistik : Lexikon des Mittelalters . München : Artemis Verlag , (1977)/1980ff. [Bis Ende 1985 erschienen : Bd . 1-3, Lfg . 7 : Aachen-Edessa .] Es ist hier nicht der Ort, dieses vorzüglich aufgebaute, unter-schiedliche Disziplinen berücksichtigende Nachschlagewerk, das vo n einer Vielzahl von Fachleuten aus ganz Europa und aus Amerika erar-beitet wird, allseitig zu würdigen . Es sei einzig darauf hingewiesen, das s hier, ausser den lateinisch schreibenden Schriftstellern und den anonymen Sammlungen (siehe z . B . unter Carmina . . .) auch einzelne (mittel) -lateinische Wörter z . T . recht ausgebaute Artikel erhalten, namentlic h Begriffe der mittelalterlichen Wirtschafts-, Sozial- und Verfassungsge-schichte, etwa ` Baron' (baro), capitaneus, centenarius, collecta,
consi-lium und viele andere .
Wie in andern Ländern, so werden auch in der Bundesrepubli k Deutschland, neuerdings mit Hilfe der Elektronischen Datenverarbei-tung, Konkordanzen zu einzelnen Werken erstellt . Bevor einige neu-lich erschienene Titel einzeln genannt werden, ist insgesamt hinzuwei-sen auf die Gruppe der von dem Rechtshistoriker Gerhard KöBLER (Universität Giessen) mit seinen Mitarbeitern in rascher Folge publi-zierten Wörterverzeichnisse zu den frühmittelalterlichen Aufzeichnun-gen der germanischen Stammesrechte und zu sonstiAufzeichnun-gen Quellen de r Merowingerzeit . Die einzelnen Formen eines Wortes mit ihren
Beleg-CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS
13 7
stellen sind unter dein jeweiligen Lemma zusammengeführt, treten abe r
dort einzeln in Erscheinung . Alle diese Verzeichnisse gehören zu de r
gewissermassen hauseigenen Reihe ` Arbeiten zur Rechts- und
Sprach-wissenschaft ' und erscheinen in einem danach benannten Verlag (A '
zur R'itnd Sp ' Verlag, Postfach 110109, D6300 GiessenLahn ; vor
-mals : Distler-Verlag) . Auf den gewaltigen Ausstoss an summarischen
germanistischen Wörterbüchern (gleichenorts) sei nur nebenher
auf-merksam gemacht . Die Konkordanzen im Einzelnen : Gerhard
KÖBLER . Wörterverzeichnis zu den
Conciliaaevi merovingici.
(Arbei-ten . . . 7) . 1977 . 144 S
zu den Leges Langobardorum . (Arbeiten . . .
8), 1977 . 189 S
zu den Leges Burgundionum, Saxonum, Thuringo
-rum und Frisionum . (Arbeiten . . . 9) . 1978 . 109 S
zu den Leges
Francorum . (Arbeiten . . . 10) . 1979 . 116 S
zu den Leges Alamanno
-rum
und Baiwariorum . (Arbeiten . . . 11) . 1979 . 127 S
zu den Lege s
Visigothorum . (Arbeiten . . . 14) . 1981 .
VIII,341 S
zu den
Diplo-rnata regum Francorum e
stirpeMerowingica . (Arbeiten . . . 17) . 1983 .
XIII,307 S .
Die folgenden Arbeiten stammen aus der Kölner Schule und
gehö-ren als Bände 9, 12 und 13 der Reihe ` Lateinische Sprache und
Litera-tur des Mittelalters ' (Frankfurt a . M . : Lang) an . Der 2 . und der 3 .
Titel erscheint, im selben Verlag, auch in der Reihe Europäisch e
Hochschulschriften, Reihe 1 : Deutsche Sprache und Literatur' (Bänd e
501, 544) . — Andreas ErE . Index verborum Ruodliebianus . 1980 .
XVI ,116 S . Ein auf Grund der FoRDschen Edition erarbeitetes Verzeichni s
der Wortformen ; die Lemmatisierung fällt dem Benutzer zu .
Ergän-zungen von Wörtern und Konjekturen überhaupt sind gebucht und je
besonders gekennzeichnet . In einem 2 . Teil stellt der Bearbeiter, nach
Textstellen geordnet, die Ergänzungen/Konjekturen der einzelnen
Her-ausgeber (SCHMELLER/GRIMM, SEILER, ZEYDEL, FORD) und weitere r
Beurteiler zusammen . — Konkordanz zum Paderborner Epos
(Aache-ner Karlsepos), hg . von Heinz Erich STIENE unter Mitarbeit von
Wolf-gangKIRSCH vom Rechenzentrum Köln . 1982 . 149 S . Betrifft
CARM.de Karolo et
Leone,nach der Ausgabe von Franz BRUN.ÖLZL . —
Konkordanz zum Waltharius-Epos . . . [wie vorhin] . 1982 . 359 S . Nach
der Ausgabe von STRECKER (Änderungen in
vv .254 und 1287) . Die
Aufführung der Stellen erfolgt auch in diesen beiden Arbeiten nach de n
einzelnen Flexionsformen, nicht nach der Grundform . Es wird
jedes-mal (auch bei et und
-que)der jeweilige Vers ausgedruckt .
Inzwischen schreitet die Aufnahme lateinischer Texte des
Mittelal-ters auf Datenträger fort . So ist 1985 in Köln von den Herren
STOHL-MANN und STIENE eine Konkordanz des ersten Teilbandes von M G
Poetae 3 (bis S . 264) fertiggestellt und in Form eines
Computeraus-138
PETER STOT Z
drucks an interessierte Institutionen weitergegeben worden . Es ist sinn -voll, sich gegenseitig über die verschiedenen laufenden Arbeiten z u informieren, Erfahrungen weiterzugeben und vielleicht die gewonnene n Materialien auszutauschen . Daher ergeht an alle in diesem Bereich Tätigen die Bitte, sich in Verbindung zu setzen mit Herrn
Prof.
Dr. Udo KINDERMANN, Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für AlteSprachen, Kochstrasse 4, D-8520 Erlangen (Näheres : Mittellateini-sches Jahrbuch 19, 1984, S . 322) .
Nachstehend sei auf Aufsatzsammlungen einzelner Philologen hingewiesen, in denen zerstreut publizierte Arbeiten bequem zugänglic h gemacht sind, wodurch nicht zuletzt auch die jeweiligen Forschungsin-teressen in schärferem Profil erscheinen :
Bernhard BISCHOFF hat den bisherigen zwei Bänden seiner ` Mittel-alterlichen Studien ' (1966 . 1967) einen dritten folgen lassen (Stuttgart : Hiersemann, 1981, 346 S ., Tafeln I-XXVII) . Allerdings gehören die hier erneut gedruckten Aufsätze grösserenteils der Paläographie, de r Überlieferungs-, der Bildungs- und der Literaturgeschichte an . In s Gebiet der Sprachwissenschaft schlagen namentlich : A propos de s Gloses de Reichenau — entre latin et français (S . 234-242) und :
Ban-nita : 1 . syllaba,
2 .littera (S .
243247) . Aus der Fülle der übrigen Bei -träge sei hervorgehoben : Die Überlieferung der technischen Literatu r (S . 277-297, Tafeln XIX-XXVII) .Drei Aufsatzsammlungen, die der Berichtszeit etwas vorausliegen , seien hier nachtragsweise erwähnt : Innerhalb von : Herbert GRUND -MANN, Ausgewählte Aufsätze, 3 Teile, (Schriften der Monumenta Ger-maniae historica 25, 1-3), Stuttgart : Hiersemann, 1976-78, interessier t hier namentlich Teil 3, der dem Thema ` Bildung und Sprache ' gewid-met ist. Hier finden wir den berühmt gewordenen Aufsatz :
Litteratus
illitteratus .
Der Wandel einer Bildungsnorm vom Altertum zu m Mittelalter (S . 1-66) . Erwähnt sei ferner die wortkundliche Studie Jubel' (S . 130-162), worin dieses deutsche Wort auf seine hebräische n und lateinischen Vorfahren(jōhél/iubeleus
bzw .iubilum/-us
mitJubilare )
zurückgeführt wird . Und schliesslich : Übersetzungsprobleme im Spät-mittelalter . Zu einer alten Verdeutschung des Memoriale Alexander s von Roes (S . 163-195) .AlfONNERFORS,
Mediaevalia .
Abhandlungen und Aufsätze .(Latei-nische Sprache und Literatur des Mittelalters 6) . Frankfurt am Main : Lang, 1977 . 457 S . Die Aufsätze ordnen sich zu drei Themenkreisen : I Spätantike und frühes Mittelalter / II Zu Walahfrid Strabo / III Nor-disches Mittelalter . Unter I finden wir : Die mittelalterlichen Fassun-gen der Medicina
Plinii (S .
9-18) . — Die Latinität Columbas des Jünge-ren in neuem Licht (S . 19-31) : eine Besprechung von JohannesWilhel-CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS
13 9
mus SMIT, Studies an the language and
style of
Columba the Younger(Columbanus), Amsterdam 1971 . — Über die alphabetischen
Traum-bücher (' Somnialia Danielis ') des Mittelalters (S . 32-57) ; vgl . die hie r
weiter unten besprochene Arbeit seiner Schülerin Jutta
GRUB . —Abschnitt
IIenthält : Philologisches zu W' Str' (S . 58-118), Über W'
Str's Psalterkommentar (S . 119-168), und : W' Str' als Dichter (S .
169 -201) . —Dem Abschnitt
IIIgehören an : Geistige Ausbildung und
latei-nische Ausdrucksfähigkeit der skandinavischen Gelehrten im
Mittelal-ter (S . 202-220), Zur Offiziendichtung im schwedischen MittelalMittelal-ter, mi t
einer Edition des Birger Gregersson zugeschriebenen
Officiurn s . Botuidi (S .221-266) und : Philologische Marginalien zu Saxos
Harilet-sage (S . 267-285) . Dazu treten drei Buchbesprechungen .
Franco MUNARI .
Kleine Schriften . Zu seinem 60 . Geburtstag hg .
von seinen Schülern. Berlin : Freie Universität, 1980 . XVII, 308 S . ,
Portr . — Aus der reichhaltigen Sammlung kleinerer Arbeiten des
Jubi-lars seien hier die folgenden angeführt : Note sulla ` Flametta '
diUgo
-lino Verino (S . 75-84) ; Die spätlateinische Epigrammatik (S . 115-127) ;
Textkritische Anmerkungen zu mittellateinischen Gedichten : 1 . Zu r
Pyramusdichtung des Dietrich, 2 . Zur anonymen Pyramusdichtung bei
Lehmann S . 51-63 (S . 127-130) ; Tradition und Originalität in der
latei-nischen Dichtung des XII . Jahrhunderts (S . 131-157) ; Il ` Piramus e t
Tisbe'
diMatteo
diVendôme (S. 161-174) ; Zu Anthol . Lat. 102 R . 2
(S . 175179) ; Mediaevalia, I . Zu den Verseinlagen in Bernardus Silves
-tris'
De mundi universitate, II.Zu den lateinischen Gedichten des
cod .511 des Glasgower Hunterian Museum (S . 180-193) ; Noterelle s u
Matteo
diVendôme I-II (S . 201-216) ; Un sonetto latino
delsecol o
XIV (S . 227) ; Ausonius und die griechischen Epigramme (S . 228-235) ;
Spigolature medievali, 1 . Citazioni e imitazioni classiche nell'Ars
vērsi-ficatoria di
Matteo
diVendôme, 2 . Sull'Ars
poetica diGervasio
diMelkley (S . 244-251) ; Textkritisches zu mittellateinischen Dichtern, I .
Zum Briefsteller des Matthäus von Vendôme, IL Zu den Gedichten de s
Bellino Bissolo (S . 252-259) ; Sulle ` Epistulae '
diMatteo
diVendôme
(S . 260-272) ; Sprache und Stil des
MarcusValerius (S . 273-291) ;
Matteo
diVendôme, `Ars' 1,111 (S . 292-304) ; Zum Briefsteller de s
Matthäus von Vendôme (S . 305-308) .
Der (inzwischen, am 12 . Sept. 1986, verstorbene) verdiente
Philo-loge
WALTER BULSThatte am 12 . April 1984 seinen 85 . Geburtsta g
gefeiert . Zu diesem Anlass ist eine Sammlung kleinerer Arbeiten de s
Jubilars aus dem Zeitraum von mehr als einem halben Jahrhunder t
erschienen : Walther
BuLST .Lateinisches Mittelalter . Gesammelte Bei
-träge, hg . von Walter
BERSCHIN .(Supplemente zu den
Philosophisch-his-140
PETER STOT Z
torische Klasse Bd . 3, Jg . 1983) . Heidelberg : Winter, 1984 . 241 S . , Abb . Enthalten sind : Europäische Literatur und lateinisches Mittelal-ter, grundsätzliche Bemerkungen (S . 9-12) ;
Hymnologica partim
Hiber-nica (S .
13-30) ;Aeterna Christi munera (S .
31-33 ; bisher unveröffent-licht), Eugippius und die Legende des hl . Severin (S . 34-43) ; Radegun-dis an Amalafred (S . 44-56) ; Eine anglo-lateinische Übersetzung aus dem Griechischen um 700 (S . 57-63) ; Beda's Sterbelied (S . 64-66) ;Bedae Opera rhythmica ? (S .
67-75) ; Alchuuines Eclogade
cuculo(S . 76-80) ; Buona pulcella
fut
Eulalia(S .
81-91) ; Eine Sequenz au f Otto II . (S . 92-110) ; Zur Vorgeschichte der Cambridger und anderer Sammlungen (S . 111-115) ; Politische und Hof Dichtung der Deutschen bis zum hohen Mittelalter (S . 116-129) ;Susceptacula regum,
Zur Kunde deutscher Reichsaltertümer (S . 130-168) ; Zu Wipo's ' Versus pro obitu Chuonradi imperatoris ' (S . 169-181) ; Liebesbriefgedichte Marbods (S . 182-196) ; Das Daniel-Spiel (S . 197-209) . Dazu kommen auch hier einige Buchbesprechungen .Inhaltliche Inkohärenz der Beiträge untereinander ist ein oft beklag -tes Übel wissenschaftlicher Festschriften . Ein erfreuliches Gegen-beispiel ist die Sammlung von Aufsätzen bzw . Texteditionen, die Wal-ther BuLST vor einigen Jahren zur Vollendung seines 80 . Lebensjahre s überreicht worden ist : Lateinische Dichtungen des X. und XI . Jahr-hunderts . Festgabe für Walther BULST zum 80 . Geburtstag. Hg . vo n Walter BERSCHIN und Reinhard DÜCHTING . Heidelberg : Schneider , 1981 . 309 S ., Tafeln I-VIII . Der Schreibende hat den gehaltvollen Ban d andernorts (Romanische Forschungen 95, 1983, S . 156-161) kritisc h besprochen . So soll es hier mit einer blossen Aufzählung der Beiträg e sein Bewenden haben : Walter BERSCHIN . Sanktgallische Of6ziendich-tung aus ottonischer Zeit (S . 13-48) . — Ludwig BIELER . Liturgisch e Patrickshymnen (S . 49-59) . — Manuel C . D1AZ Y Dinz . Vigilltn y
Sar-racino . Sobre composiciones figurativas [Figurengedichte] en la Rioj a del siglo X (S . 60-92) . — Peter DRONKE .
Virgines
caste(S .
93-117) . — Reinhard DÜCHTING . WiedergefundeneVersus
Salonios III . (S. 118 128) . — Claudio LEONARDI . S . Gregorio di Spoleto e l'innario umbro -romanodeicodici Par . lat . 1092 e Vat . lat . 7172 (S . 129-148) . — Ulrich MÖLx . Der älteste Alexiushymnus aus Frankreich (S . 149-153) . — Da g NORBERG . Ein Erasmushymnus aus Italien (S . 154-161) . — Fide l RÄDLE .Satyra de amicicia . . .
(Clm 29111) . Das Freundschaftsideal eine s Freigelassenen (S . 162-185) . — Dieter SCHALLER . Die Paulus-Sequen z Ekkeharts I . von St . Gallen (S . 186220) . — Gabriel SILAGI . Margina -lien zur Bildungsgeschichte (S . 221-226) . — Benedikt K . VOLLMANN . Ruodlieb ', Fragment XII (S . 227-248) . — Anhang : HelmutBER-CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS
14 1
SCHIN / Walter BERSCHIN / Rolf SCHMIDT . ` Augsburger Passionslied ' . Ein neuer romanischer Text des X . Jahrhunderts (S . 251-279) .Mitte 1985 hat der Ordinarius für Mittellateinische Philologie a n der Universität Zürich, Hans F . HAEFELE, seinen 60 . Geburtsta g gefeiert . Zu diesem Anlass ist ihm eine Festgabe überreicht worden :
Variorum
munera florum .
Latinität als prägende Kraft mittelalterliche r Kultur . Festschrift für Hans F . HAEFELE zu seinem sechzigsten Geburtstag. Hg . von' Adolf REINLE, Ludwig SCHMUGGE und Pete r STOTZ . Sigmaringen : Thorbecke, 1985 . XI, 382 S ., Abb . Der Band ent-hält 28 Aufsätze, fast alle davon aus mediävistischen Bereiche n (Literatur-, Kunst-, Kultur-, Kirchen- und allgemeiner Geschichte) . Ihrem Inhalt nach verdienen wohl die folgenden Beiträge eine Erwäh-nung an dieser Stelle : Otto PRINZ . Bemerkungen zum Wortschatz der lateinischen Übersetzung des Pseudo-Methodios (S . 17-22) . — Peter STOTZ .Corde
sinceroresonemus ymnum —
ein sapphischer Märtyrer-hymnus . Erstedition, Übersetzung und Kommentar (S . 45-58) [WALT-HER,Initia
Nr . 3320] . — Stefan SONDEREGGER . Latein und Althoch-deutsch . Grundsätzliche Überlegungen zu ihrem Verhältnis (S . 59-72) . — Peter OSTERWALDER .Ekkehardus glossator . Zu
den Glossierunge n Ekkeharts IV . im `Liber
benedictionum ' (S . 73-82) . — Johannes DUFT .Ekkehardus — Ekkehart .
Wie Ekkehart IV . seinen Name n geschrieben hat (S . 83-90) . — Horst FUHRMANN . Eine Fälschung i m Stile der Pseudo-Clemensbriefe (S . 157-167) [Mit Erstedition] . — Marc-René JUNG .De Lamedonta
filioHectoris (S .
219-229) [Spätmittelalter-licher Text aus dem Gebiet der Trojaliteratur ; mit Erstedition] . — Pascal LADNER . Heylnericus deCampo
an Johannes de Rokycana . Zur Laienkelchdiskussion am Basler Konzil (S . 301-308) [Erstedition eines Briefes vorn Jahre 1433] . — Katharina KOLLER-WEISS . Eine BullePius '
II .
zum Streit um Neuenburg (21 . März 1463) (S . 309-319) [Mit Erste-dition] .In diesem Bericht zur Forschung im deutschsprachigen Gebiet dar f ein Blick auf das ` Mittellateinische Jahrbuch' nicht fehlen , auch wenn dieses — so sein Untertitel — eine ` Internationale Zeit-schrift für Mediävistik' ist . In ALMA 42, 1979/80, S . 191-193, wurd e eine Inhaltsangabe der Bände 14 (1979) und 15 (1980) gegeben . Mi t Band 15 war ein Verlagswechsel verbunden . Die unter Mitwirkung wei-terer Fachgenossen von Karl LANGOSCH und Fritz WAGNER herausge-gebene Zeitschrift erscheint nunmehr, in ansprechender äusserer Auf-machung, im Verlag Hiersemann, Stuttgart . Inzwischen sind vier Bände erschienen : 16 (1981), 17 (1982), 18 (1983) und 19 (1984) . E s kann hier vernünftigerweise nicht darum gehen, die Inhaltsverzeich-nisse dieser vier reichhaltigen Bände abzudrucken . Darauf, dass sie
142
PETER STOT Z
viele hochwertige Aufsätze mehr literatur- und geistesgeschichtlichen Inhalts enthalten, sei nur summarisch hingewiesen, dagegen seien einig e Beiträge herausgehoben, die stärker der textlich-sprachlichen Seite der mittelalterlichen Latinität gelten — und damit dem besonderen For-schungsanliegen, dem das ALMA dient :
Dazu zählen in Band 16 : John I . MCENERNEY . Alcuin,
Carmen
5 8 (S . 35-42) . — Roger P . H . GREEN . Modoin's Eclogues and the ` Pader-born Epic ' (S . 43-53) . — Ewald KÖNSGEN . ` Epistolae ad amicum ' . Kritische Anmerkungen zu den `Analecta Dublinensia' (S . 58-61) . [Bezieht sich auf :Analecta Dublinensia .
Three medieval Latin texts in the Library of Trinity College Dublin, ed . by Marvin L . COLKER . . . , Cambridge, Mass . 1975 .] — Therese LATZKE . Zum ` Iudicium d e calumnia molendini Brisesarte ' und zu den vier Nonnenepisteln des Hilarius (S . 73-96) . [Mit Edition dieser Urkunde in Gedichtform, inc .Erat
Brisesarte sclusa, molinum, piscaria
(WALTHER, Initia Nr . 21048) . ] — Peter DRONKE .Problemata Hildegardiana (S .
97-131) . [Enthält : The new ` Scivias ' / Poetry and prose / Sources / Hildegard's unpublishe d writings / Texts (` The conjuration of Sigewize's demon' ; 3 Briefe) .] — Franz Josef WORSTBROCK . EinPlanctus
auf Petrus Abaelard (S . 166 -173) . [Mit Edition ; inc .Flange planctu nimio, gallicana
regio .] —C . Joachim CLASSEN .
Corrixari —
Mittelalterliche Spuren in den pseu-dovarronischen ` Sententiae' ? (S . 174-179) . [Vermutet auf Grund vo r allem lexikalischer Indizien, die überlieferte Fassung von Ps . VARRO sent. stamme aus dem 12 . Jh ] — C . H . KNEEPKENS . Ecce quod usu shabet — Eine Quelle von Eberhard von Béthunes ` Grecismus ', Cap .
V : ` De commutatione litterarum ' (S . 212-16) . [WALTHER, Initi a Nr. 5138 .] — Reinhard DÜCHTING .
Versus de ordinibus (S .
217-222) . [Mit Edition .] — Will RICHTER . Die Überlieferung der ` Ruralia corn moda ' des Petrus de Crescentiis im 14 . Jahrhundert (S . 223275) . -Wolfgang MAAZ . Zur Rezeption des Alexander von Villa Dei im 15 . Jahrhundert (S . 276-281) . — Heinz ANTONY . Korruptel oder Lemma ? Die Problematik der Lexikographie auf dem Hintergrund der Editio-nen (S . 288-333) . [Beispiele aus der Praxis des MLW dafür, dass bei de r Edition von Texten viele Missgriffe unterblieben, wenn man sich mi t ihrer sprachlichen Form ernsthafter beschäftigte . Dies wiederum liess e die Arbeit an den Wörterbüchern zügiger vorankommen .] -- Jürge n STOHLMANN . Nachträge zu Hans WALTHER, Initiacar'minum ac versuum
malt]aevi
(VI) (S . 409-441) . [Genannt seien hier ferner die von STOHL-MANN bereits früher veröffentlichten Nachträge zu WALTHERS Initienre-gister in derselben Zeitschrift : [I] (Von Dieter SCHALLER und J' St') : 7, 1972, S . 293-314 ; II : 8, 1973, S . 288-304 ; III : 9, 1973, S . 320-344 ; IV : 12, 1977, S . 297-315 ; V : 15, 1980, S . 259-286 .]CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS
14 3 Aus Band 17 (1982) seien erwähnt : François DOLBEAU . La traditio n textuelle du poème d'Alcuin d'York (S . 26-30) . — Bernice M . K.AC-ZYNSKI and Haijo Jan WESTAA . Aesop in the Middle Ages . The trans-mission of the sick lion fable and the authorship of the St . Gall versio n (S . 31-38) . [PAUL . DIAC . carm . app . 6 N . = PAUL . DIAL . carm . 27 D . (SCHALLER/KÖNSGEN, Initia Nr . 342) : Verfasser : Notker Balbulus ?] — Tilden A . RUSSELL . A Carolingian riddle poem (S . 39-45) . [SCHALLER-/KÖNSGEN, Initia Nr . 10031 ; mit Edition .] — Dennis R. BRADLEY .
Cantant omnes volucres
(S .
51-53) . [WALTHER, Initia Nr . 2372 ; mit Neuedition .] — Peter DRONKE / Michael LAPIDGE / Peter STOTZ . Di e unveröffentlichten Gedichte der Cambridger Liederhandschrift (CUL Gg . 5 . 35) (S . 54-95) . [SCHALLER/KÖNSGEN, Initia Nr. 1409a / 16284 / 16655 / 615a / 3344a / 3344b / 17316 : Edition, Übersetzung, Kommen -tar .] — Richard NEWHAUSER . The text of Galand of Reigny's De col-loquio vitiorum' from his ` Parabolarium ' (S .108-119) . [Mit Edition .] — Johannes B . BAUER .Stola
undtapetum . Zu
den Oxforder Gedichte n des Primas (S . 130-133) . [Interpretationsbeiträge zu den Nm . 5, 15 un d 18 .] — Francis R . SWIETEK . ` Conversio etPassio
sancteAfre ' .
A poem by Altmann of St . Florian, pupil of Rahewin of Freising (S . 134-156) . [WALTHER, Initia Nr . 3223 ; mit Edition .] — Jürgen MIETFKE . Die kleinen politischen Schriften des Marsilius von Padua in neuer Präsentation . Bemerkungen zu einer Edition und einem Kommentar (S . 200-211) . / Hilary Seton OFFLER . Notes on the text of Marsilius o f Padua's Defensor minor ' (S . 212-216) . [Beide Beiträge beziehen sic h auf : Marsile de Padoue . (Euvres mineures :Defensor minor, De
trans-latione imperii,
Texte établi, traduit et annoté par Colette JEUDY e t Jeannine QUILLET. . . (Sources d'histoire médiévale) . Paris 1979 . ]Aus Band 18 (1983) seien herausgegriffen : Werner EISENHUT . Spät -antike Troja-Erzählungen — mit einem Ausblick auf die mittelalter-liche Troja-Literatur S . 1-28) . — Heinz Erich STIENE . Gregors de s Grossen Dialogi ' und die ` Vita Goaris ' Wandalberts von Prü m (S . 51-62) . — Dieter SCHALLER . Ist der `Waltharius ' frühkarolin-gisch ? (S . 63-83) . — Karl LANGOSCH . Zum ` Waltharius ' Ekkeharts I . von St . Gallen (S . 84-99) . — Stefano PITTALUGA . Encore au sujet d u De tribus puellis ' (S . 128-130) . [Knüpft an den Beitrag in Band 15 , 1980, S . 131-133, an.] — Therese LATZKE . Die Ganymed- Episteln de s Hilarius (S . 131-159) . [Betrifft Carm . 7 . 9 . 10 . 13 ; mit deren Neuedi-tion .] — Johannes HAMACHER . Zehntenkorn oder BrotraNeuedi-tion ? Zu r Bedeutung von
hordei mensura
in CB 219 (S . 194-196) . [Zu CARM . Bur . 219, 9, 4 .] — David CARLSON. ` Quid sit Deus ' . A rhythmical serie s from the poetic anthology Bodley 603 (S . 197-225) . [WALTHER, Initia Nr . 15903 ; Edition .] — Wolf Dieter LEBEK . Das angeblicheLucan-144
PETER STOT Z
Fragment 12
FPL
(Morel) und Walter von Châtillon (S . 226-232) . — Volker SCHUPP . Die Mariencantilenen des Gottfried von Hagena u (S . 256-263) . [G . v . H . : gestorben 1313 ; Edition (vier Texte)] — Thomas FRENZ und Bernhard SCHNELL . Beobachtungen zum Einfluss der Volkssprache auf die lateinische Orthographie am Beispiel des Vocabularius Ex quo ' (S . 264-270) . [Über volkssprachlich induziert e lautliche Regionalismen im spätmittelalterlichen (und neuzeitlichen ) Latein einzelner deutscher Landschaften, etwawaptisare
fürbaptisare ,
pipere
fürbibere,
umgekehrtboeta
für poeta, weiterfacca
für vacca ,aula für ala, umgekehrt cada für cauda usf.] — Bengt LÖFSTEDT . Zur
Sprache der `Epistolae obscurorum virorum' (S . 271-289) . [Auf dem Hintergrund der Sprache von Schriften Luthers, von Huttens, vo n Erasmus und Paulus Niavis u .a .m . wird das parodisierende Latein de r Dunkehnännerbriefe untersucht betreffend Orthographie, Morpholo-gie, Syntax, Wörter und Ausdrücke, Wortbildung, Germanismen . Anhangsweise folgen einige Verbesserungsvorschläge zuhanden eine r etwaigen Neuedition .]
Aus Band 19 (1984) sind insbesondere zu erwähnen : Kazimierz
LIMAN . Mittellateinische Studien in Polen 1945-1979 (I) (S . 1-36) . [Die erste Hälfte dieses breit angelegten Forschungsberichtes umfasst : Phi-lologische Mediävistik an den polnischen Universitäten und in de n Instituten der Polnischen Akademie der Wissenschaften / Bibliogra-phien, Serien, Zeitschriften / Mittelalterliche Bibliothekskataloge , Bibliotheken und Buchsammlungen, Handschriften, Paläographie / Texteditionen / Polnische Ubersetzungen mittellateinischer Texte .] — Friedrich LOTTER . Zur Interpretation hagiographischer Quellen . Da s Beispiel der ` Vita Severini ' des Eugippius (S . 37-62) . [In dieser lebhaft geführten Auseinandersetzung mit andern Positionen geht es u . a . um die Anwendung des vir-illustris-Prädikates auf Heilige in der Spätan-tike] — Dag NORBERG .
Carmen
oderRhythmus ? (S .
63-72) . [Zu den prosodischen Lockerungen noch innerhalb der metrischen Dichtung ii n westgotischen Spanien, namentlich bei Eugenius von Toledo . Eine häufig angewandte Lizenz ist die Längung der kurzen Schlussilbe eine s Wortes, dies nach missverständlichen Grammatikerstellen .] — Dieter SCHALLER . Der alkäische Hendekasyllabus im frühen Mittelalter (S . 73 -90) . — Gernot WIELAND . Latin lemma — Latin gloss : the stepchild o f glossologists (S . 9199) . [Forschungsbericht (vor allem für das angel -sächsische England) und Programm einer umfassenden Edition ; der Rückstand gegenüber den besser aufgearbeiteten lateinisch-volks-sprachlichen Glossen soli aufgeholt werden .] — John I . McENERNEY .Alcuin,
Carmen
118 (S . 100-103) . [Mit Textbesserungen .] -- Dennis R . BRADLEY.lamn
dulcis amicavenito (S .
104-115) . [Neuedition vonCHRONIQUES ET COMPTES RENDUS
14 5
CARM . Cantabr . 27 .] — Therese LATZKE. Robert von Arbrissel, Ermen -gard und Eva (S . 116-154) . [Biographisch-psychologische Situierun g von a) Marbods Preisgedicht auf die Gräfin Ermengard, inc .Filia
Ful-conis, decus Armorice regionis
(WALTHER,Initia
Nr . 6507), mit stück -weisem Abdruck der BuLsTschen Edition, und b) der rhythmische nVita
der Eremitin Eva, verfasst von dem Abaelardschüler Hilarius, inc . Veni,dator omnis
boni, veni,Sancte Spiritus
(Carm . 1 ; WALTHER,Initi a
Nr . 20085), mit Neuedition .] — Ilona OPELT . Slavenbeschimpfungen in Helmolds Chronik (S . 162-169) . — Wolfgang RATHERT und Andrea s TRAUB . Verifloris
sub figura —Flos de
spinaprocreatur.
Zwei Notre-Dame-Conductus (S . 191-210) . [Analecta hymnica 20, Nrn . 19 . 155 ; Melodieedition mit Textdruck . ]Jeder Band des ` Mittellateinischen Jahrbuches ' enthält eine grös-sere Anzahl meist sehr eingehender und gehaltvoller Buchbesprechun-gen . Ferner erfolBuchbesprechun-gen MitteilunBuchbesprechun-gen über geplante und laufende For-schungsvorhaben — eine Rubrik, die bestimmt noch besser genutz t werden könnte —, sowie auch kurze Berichte über Tagungen . — Bei dieser Gelegenheit darf vielleicht auf ein Arbeitsvorhaben des Schrei-benden selber hingewiesen werden . Dieses trägt den Arbeitstitel
Handbuch zur lateinischen Sprache des Mittelalters ' . Ziel ist, di e wichtigsten Züge der mittelalterlichen Latinität, wie sie von der For-schung bisher zusammengetragen worden sind, zu einer vorläufige n Gesamtdarstellung in übersichtlicher Form zu verarbeiten . Nähere s darüber in der eben besprochenen Zeitschrift Bd . 19, 1984, S . 322.
Auch das von den
Monumenta Germaniae historica
herausgegebene , im Ganzen mehr historisch ausgerichtete `Deutsche Archiv fü r Erforschung des Mittelalters ' enthält regelmässig Beiträge, welche di e lateinische Sprache des Mittelalters betreffen, namentlich Texteditio-nen . Im übrigen sei auf den hervorragend ausgebauten Referateteil de r einzelnen Hefte hingewiesen . Hier nur eine ganz knappe Auswahl aus den Beiträgen in den zuletzt erschienenen Jahrgängen : Band 37, 1981 : Otto PRINZ . Untersuchungen zur Überlieferung und zur Orthographi e der Kosmographie des Aethicus (S . 474-510) . — Bernhard BISCHOFF .Eine karolingische ` Vita Pastoralis ' : ` Sedulius, Carmen alpha '
(S . 559-575) . [Text, inhaltlich den Capitula
episcoporum
nahestehend, i n rhythmischen Zeilen ; inc . : Nos omnes vacareliceat ad
vitampastoralis
audire .] —
Heinz ANTONY. Edition und Lexikographie : Zur Zuverläs-sigkeit kritischer Apparate (S . 774-785) . [Untersucht zwei Fälle, be i denen je zwei neue Editionen etwa gleichzeitig erschienen sind : Dhuoda, `Liber
manualis ' (ed . P . RICHÉ, 1975 / ed . M . E . BOWERS ,1977) und Rather Veronensis, Sermones (ed . B . R . REECE, 1969 / ed . P . L . D . REID, 1976) . Dabei kommt er zu Ergebnissen, die uns
bedenk-146
PETER STOT Z
lich stimmen müssen .] — 39, 1983 : Rudolf POKORNY . Ein unbekannter Synodalsermo Arns von Salzburg (S . 379-394) . [Mit Edition .] — 40 , 1984 : Herbert BLocH . Der Autor der ` Graphia aureae urbis Romae ' (S . 55175) . [Es handelt sich hiernach um Petrus Diaconus von Monte -cassino (12 . Jh .)] -- Arno BORST. Ein Forschungsbericht Hermann s des Lahmen (S . 379-477) . [Über einen Brief zur Zeitrechnung ; mit Edi-tion .] — 41, 1985 : Otto PRINZ . Eine frühe abendländische Aktualisie-rung der lateinischen Übersetzung des Pseudo-Methodios (S . 1-23) .
Schon seit einigen Jahren sind — namentlich am Sonderforschungs-bereich 7 (` Mittelalterforschung ') der Universität Münster — Bestre-bungen im Gange, die auf eine Wiederbelebung der Forschungsrich-tung `Wörter und Sachen' abzielen, dies vor allein in der Erkun-dung der frühmittelalterlichen Sachkultur Mittel- und Nordeuropas . An der mit viel Energie vorangetriebenen interdisziplinären Diskussio n sind zwar andere Wissenschaften, so die Germanistik, die Archäologi e und die Vor- und Frühgeschichte, stärker beteiligt, doch wird auch di e Lateinische Philologie des Mittelalters berührt ; sind doch die volks-sprachlichen Dingbezeichnungen entweder in latinisierter Form über-liefert, dies namentlich in den frühmittelalterlichen
Leges
und de n Kapitularien, oder aber als Glossen auf lateinische Lemmata bezogen . Jedenfalls rechtfertigt die Bedeutung dieses Forschungszweigs, dass e r im Rahmen dieser Zeitschrift mit beobachtet werde . Für diesmal sei daraus nur eine Publikation angeführt, nämlich : Wörter und Sache n im Lichte der Bezeichnungsforschung, hg . von RuthSCHMIDT-WIE-GAND . (Arbeiten zur Frühmittelalterforschung . . . 1) . Berlin, De Gruy-ter, 1981 . VI, 284 S ., Abb . im Text, Tafeln I-XLIII . Hervorgehoben seien folgende Beiträge : Ruth SCHMIDT-WIEGAND . Wörter und Sachen . Zur Bedeutung einer Methode für die Frülunittelalterforschung . Der Pflug und seine Bezeichnungen (S . 1-41) . In ihrer methodologische n Standortbestimmung arbeitet die Vf"in mit verschiedenen Begriffe n aus dem Alltagsleben und ihren volkssprachlichen wie lateinische n Bezeichnungen . Vor allein geht es um den Pflug, und hier u . a. um di e Frage, ob schon in der
Lex
Salica mitcarrucca
ein Pflug (nämlich der neue Pflugtyp mit Radvorgestell) gemeint sei . — MartinaHILKER-SUCKRAU .Sachbezeichnungen aus dein Bereich des Hausbaus im Früh -mittelalter (S . 58-73) . Von den zahlreichen in den
Leges
überlieferten Bezeichnungen für Hausbauten wird für die verschiedenen Bautypen j e ein Beispiel erörtert, soscreona `
(etwa) Arbeitsgebäude in Form einer Grubenhütte ',parricus `
Stallgebäude ',scuria `
Speichergebäude ' und die Zusammensetzungduropellis,
wohl ` Tür-Pfahl ' . — Dagmar HÜPPER-DRÖGE . Schutz- und Angriffswaffen nach denLeges
und ver-wandten fränkischen Rechtsquellen (S . 107-127) . Auch in diesemSach-CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS
14 7
bereich geht es um den germanischen und germanisch-lateinischen Wortschatz . Gefragt wird insbesondere nach dessen Verhältnis zu de n überkommenen lateinischen Bezeichnungen und nach den reale n Voraussetzungen (Bewaffnung, Rechtssymbolik) . Behandelt werden u .a . brunia Brünne ', cocura ` Köcher ' (aus dem Hunnischen ?), bein-berga ` Beinschiene', spata ` (breites, zweischneidiges) Schwert' . Weite r
verdienen unser besonderes Interesse die Arbeiten von : Annette NIE-DERHELLMANN. Heilkundliches in den Leges. Die Schädelverletzunge n
und ihre Bezeichnungen (S . 74-90), und : Gabriele VON OLBERG . Lea d ` Mann ' . Soziale Schichtung im Spiegel volkssprachiger Wörter de r Leges (S . 91-106) .
Zum Schluss ist hier auf zwei Organisationen hinzuweisen, die vo r einigen Jahren ins Leben getreten sind :
Die ,Arbeitsgemeinschaft Lateinisches Mittelalter' is t ein eher loser " Zusammenschluss der im Fache Lateinische Philologie des Mittelalters (Mittellateinische Philologie) im deutsche n Sprachraum tätigen Wissenschaftler " . Es findet (mindestens) alle zwei Jahre eine eintägige Zusammenkunft statt, an welcher die Teilnehmer (etwaige Gäste eingeschlossen) sich gegenseitig über die laufenden und geplanten Forschungsvorhaben unterrichten . Darüber wird jeweils im Mittellateinischen Jahrbuch' kurz Bericht erstattet (bisher : 15, 1980, S . 287f. ; 16, 1981, S . 444 ; 17, 1982, S . 323f. ; 19, 1984, S . 325f.) .
Einen viel weiteren Kreis umspannt der 1983 gegründete ` M e d i ä -v i s t e n -v e r b a n d e . V .[= eingetragener Verein] ' . Er -versteht sich al s eine Organisation zur tatkräftigen Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit in der Erforschung des Mittelalters zumal im deut-schen Sprachraum . Diesem Zweck dienen Symposien, deren erstes vom 31 . Okt . bis zum 3 . Nov . 1984 in Tübingen stattgefunden hat, da s zweite vom 15 . bis zum 19 . März 1987 in Freiburg i . B . Einigemale i m Jahr erscheint ein ` Mitteilungsblatt des Mediiivistenverbandes ' . Dari n wird — nebst den eigentlichen Verbandsnachrichten — im internatio-nalen Rahmen auf künftige Tagungen der verschiedenen Teildiszipli-nen hingewiesen und nachher von den Ergebnissen berichtet . Es werden Neuigkeiten aus Instituten und Verbänden mitgeteilt (Organi-satorisches, Arbeitsvorhaben), ferner werden Neuerscheinunge n besprochen . In der Rubrik ` Profile mediävistischer Forschungsgebiete ' werden einzelne Fachbereiche in leichtfasslicher Art vorgestellt . Unter Wegweiser für Fachfremde ' werden für denjenigen, " der über di e Grenzen seines Faches hinaus sich in den Nachbardisziplinen umsehe n will ", Orientierungshilfen geboten . Hier ist an erster Stelle die Mittella -teinische Lexikographie zum Zuge gekommen mit einem substantielle n Bericht von Franz-J . KONSTANCIAK : Zum aktuellen Stand der
Wörter-148
PETER STOT Z
bucharbeit in den Philologien . I : Mittellatein (bisher erschienen : 3 Teile : Jg . 1, 1984, Nr. 3, S . 28-31 ; Jg . 2, 1985, Nr . 1, S . 20-26 ;Nr . 2, S . 16-20) . — Die Lateinische Philologie des Mittelalters wird im Beira t des Präsidiums und in der Redaktion des Mitteilungsblattes durch Herrn Kollegen KINDERMANN vertreten (Anschrift : oben unter `
Kon-kordanzen ') . Zürich
PeterSTOTZ .
Bernhard BISCHOFF,
Anecdota noiv issima .
Texte des vierten bis sech-zehnten Jahrhunderts . Herausgegeben von Bernhard Bischoff. (Quellen und Untersuchungen zur Lateinischen Philologie des Mit-telalters 7) . Stuttgart, Hiersemann, 1984,XII,
292 S ., Tafeln I-V . Während vieler Jahrzehnte unermüdlicher und weitgespannter For-schungstätigkeit hat der Herausgeber mit mittelalterlichen Hss . eine n derart intensiven und ertragreichen Umgang gepflegt, wie es nur weni-gen je gegeben war. Was er in diesem Bande vorlegt, sind gleichsa m Nebenergebnisse : Bisher unbekannte Texte (insgesamt 42 Nummern) , die ihm meist beiläufig begegnet sind, und deren Edition zum Teil i n Jahrzehnten herangereift ist . Jedes der Stücke wird mit Umsicht ediert und in einem einführenden Text nach Überlieferung, Inhalt, Sprache u . a. m . charakterisiert . Der Reichtum dieser bunten Sammlung gestattet nur gerade eine Aufzählung und ganz knappe Charakterisierung de r Texte . Das Eintreten auf Einzelheiten, wie wünschenswert auch immer , würde den Rahmen dieser Anzeige sprengen .I . Der Brief des Hohenpriesters Annas an den Philosophen Senec a — eine jüdisch-apologetische Missionsschrift (4 . Jh . ?) (S . 1-9) . Diese r Text gehört zum geistigen Umfeld des angeblichen Briefwechsels zwi-schen Seneca und Paulus ; zeitlich geht er ihm wohl voran . Er ist da s " einzige literarische Denkmal jüdischer Mission in lateinische r Sprache ". Thema ist die wahre Gotteserkenntnis und die Nichtigkeit der Götzenbilder ; behandelt wird es im Anschluss an die deuterokano-nische
Sapientia Salomonis . —
II .Ratheriana
(968) (S . 10-19) . Einlei-tend schafft B . Klarheit darüber, welche Hss . mit Werken des Bischofs Rather von Verona als autograph anzusehen sind. In der Folge publiziert er zwei teilweise eigenhändig niedergeschriebene Stücke geistlich -meditativen Charakters (" Betrachtungen zur abendlichen Lektüre ") nebst einem autographen Konzept eines Briefes an die Kaiserin Adel-heid, das nur in ganz verstümmelter Form überliefert ist . — III . Eine Osterpredigt Liudprands von Cremona (um 960) (S . 20-34) . Im erste n Teil dieser Predigt bestreitet der oberitalienische Geistliche (damalsCHRONIQUES ET COMPTES RENDUS
149
Diakon) mit den Mitteln der Dialektik eine fiktive Auseinandersetzun g
mit einem jüdischen Widersacher, um sich dann mit Ermahnungen a n
das christliche Volk zu wenden, doch insbesondere an habsüchtig e
Bischöfe . — IV . Glossen Hermanns des Lahmen und Metrische
Glos-sen zu den Paulinischen Briefen (vor 1054) (S . 35-48) . In einer
spätka-rolingischen Hs . des Corpus Paulinum in St . Gallen sind nebst Glosse n
aus Väterschriften solche Hermanns von der Reichenau eingetragen ;
sie betreffen vorwiegend die littera (IV, I) . Zu Rom . 1 und I Cor. 1- 3
finden sich, zu kleinen Gruppen vereint, insgesamt etwas über 100
leo-ninische Hexameter, vielleicht ein Erzeugnis der St . Galler
Schuldich-tung (IV, II) . — V. Berengar von Tours, eine zweite Auslegung des
` Pater Noster ' (vor 1088) (S . 49-56) . Seit längerem sind Fragment e
einer Auslegung des Vaterunser durch Berengar von Tours bekannt .
Hinzu treten hier Bruchstücke einer zweiten, welche stark theologisch
-dialektisch ausgerichtet ist . So wird an die Anrede
patereine längere
Erörterung des Trinitätsproblems angeschlossen .
VI . Sibylla Theodola, eine Beschreibung des Paradieses (8 . Jh. ?) (S .
57-79) . Ein später Ausläufer der ursprünglich griechischen
Sibyllini-sehen Literatur, doch inhaltlich nur in wenigem mit ihr verbunden, is t
dieses -- vielleicht aus dem B . Jh . und aus Südfrankreich stammend e
-- längere Fragment einer Beschreibung des irdischen Paradieses . Ein e
Reihe von Katalogen mit den echten und weniger echten Namen vo n
Bergen, Völkern und Pflanzen verleiht dem Text einen etwas
zweifel-haften Glanz . Die epilierende Ausdrucksweise ist üppig-gespreizt ;
ste-reotyp gesetzte gewichtige Beiwörter machen sich breit . Der Text steck t
voller Anomalien : zum Teil gehören diese der vulgärlateinisch
-romani-schen Sprachentwicklung an, doch vor allem soll eine unorganisc h
denaturierte Sprache die übernatürliche Herkunft des (Mach-)Werk s
beglaubigen . — VII . Vorn Ende der Welt und vorn Antichrist (I) ;
Fragment einer Jenseitsvision (II) (10 . Jh .) (S . 80-84) . Unter I wird da s
Fragment einer Beschreibung des Antichrists bekanntgemacht, wori n
dieser als einäugiges Ungeheuer geschildert wird : unähnlich dem
über-mächtig gewordenen, durch Adso etwa gleichzeitig verbreiteten Bild
des Antichrists in Menschengestalt . Diese Vorstellung durfte, vielleich t
über irischkeltische Vermittlung, auf die jüdische Apokalyptik zurück
-gehen . Unter II wird ein weiteres Fragment aus derselben Hs .
mitge-teilt . Beide Textstücke sind in recht verwilderter Sprache überliefert .
VIII . Eine frühmittelalterliche Allegorie : 1 . De
domo Domini .2 .
De camara Christi (8 . Jh .) (S . 85-90) . Hier werden zwei kurze Text e
aus dem Gebiet geistlicher Architekturauslegung ediert . Sie haben j e
die Form einer Liste von (unterschiedlich gefassten) allegorische n
Übersetzungsgleichungen ; die erste ist singulär, die zweite ist breit
150
PETER STOTZ
überliefert . — IX . Ein Reliquienverzeichnis (9 . Jh .) (S . 91) . Es handelt sich um eine kurze Liste, die sich in einer Hs . aus Weissenburg findet . — X . Johannes von Scheven,
Margarita
exorcistarum (Mitte 15 . Jh . )(S . 92-97) . Nach einer seitdem (im 2 . Weltkrieg) verbrannten Hs . (Münster, UB 560) veröffentlicht B . einige Exzerpte aus dem Wer k eines Landpfarrers im Rheinland, das interessanten Einblick in de n Umgang mit Okkultem vermittelt . Darin wird u . a . über die hebräi-schen Gottesnamen gehandelt ; der Text enthielt ferner eine Liste vo n etwa 150 Dämonennamen ,
XI . Nachlese zu den ` Proverbia Graecorum ' (6 . Jh . ?) (S . 98-100) . Eine im Frühmittelalter wohl in Irland angelegte, mit einer Vorred e versehene Sammlung von Sentenzen welche, trotz dem Titel, nich t griechischen Ursprungs zu sein brauchen — liegt uns nicht mehr i n geschlossener Überlieferung vor . Der grösste Teil des erhaltene n Bestandes an Sprüchen ist uns durch Sedulius Scottus überliefert . Da s hier aus einer Münchener Hs . keltischen Ursprungs (9 . Jh .) mitgeteilt e Bruchstrick enthält neben Bekanntem zwei neue Sentenzen . —
XII :
Die älteste lateinische Fassung des Flachsrätsels (frühes 9 . Jh .) (S . 101f.) . Ein nachmals in vielerlei Gestalt überliefertes, volksnahes Rätse l wird hier aus einer vermutlich aus Reims stammenden Hs . aus dem Anfang des 9 . Jh's ediert. Sie ist darin dem Gespräch ' Adrian un d Epictitus ' angeschlossen . -- XIII . Annales Rotonenses (um 919) (S . 103-105) . Die Bretagne bietet nur wenige Quellen zu ihrer eigene n Geschichte im Frühmittelalter. So sind die dürren annalistischen Auf-zeichnungen aus der AbteiRedon,
überliefert in einer bretonische n Hs ., eine Bereicherung . Sie waren nur unvollständig und mit grosse r Mühe zu entziffern . — XIV . Ein Leben Mohammeds (Adelphus ?) (12 . Jh .) (S . 106122) . Auf eine Übersicht über die im Abendland umlaufen -den Erzählungen über Mohammed (bis 13 . Jh .) folgt die Edition eine s Prosatextes, der aus den Kreuzfahrerstaaten stammt und sich auf eine n Griechen zurückführt . Hiernach ist Mohammed zunächst Schweine-hirt ; er wird dann Schüler des heterodoxen KirchenlehrersNestorius
und propagiert dessen Lehre mit Hilfe vorgetäuschter Wunder . Schliesslich ermordet Mohammed Nestor meuchlings ; er selber wir d auf der Jagd durch Schweine zerrissen . XV . Briefe des neunten Jahrhunderts (S . 123-138) . Hierunter fallen : I . Eine westfränkische Briefsammlung aus der Zeit Kaiser Karls III . und König Odos ; näher-hin acht Briefe, teils von Bischof Walter (Galterius) von Orléans, teil s von anderen, worin sich, neben sonstigen Zeitumständen, die Norman -nennot spiegelt . Brief 7 ist nur fragmentarisch erhalten, und so auch : (II .) Ein Brief aus der Zeit Karls des Kahlen : ein Schreiben eine s Bischofs wohl an einen Erzbischof, worin verschiedene MisshelligkeitenCHRONIQUES ET COMPTES RENDUS
15 1
berührt werden . Der Text der Briefe ist in einer Mischung aus
Minus-kelschrift und Tironischen Noten gehalten, welche sich nicht immer mi t
Sicherheit entziffern lassen. — XVI . Bitte eines Dominikaners um ein e
Professpredigt zur Einkleidung einer Nonne (1444) (S . 139-141) . I n
einem kurzen Briefchen ersucht ein Predigernönch einen andern Geist
-lichen darum, ihm für den genannten Anlass einen Predigttext z u
schreiben . Aus der inzwischen vernichteten Hs . (Münster UB 399[366] )
teilt B . im Weitern einzelne Sprüche mit, welche z . T. recht selten e
Vokabeln enthalten .
XVII . Sylloge Elnonensis : Grabinschriften aus merovingischer Zei t
(um 600) (S . 142-149) . In einen Codex aus St-Amand (aus der Zeit u m
800) haben sich drei Epitaphien auf vornehme Laien Austrasiens (nebs t
einem Bruchstück) verirrt ; sie zeigen alle Anzeichen merovingische r
Latinität . — In denselben Zusammenhang gehören : (XVIII .)
Epita-phienformeln für Äbtissinnen (8 . Jh .) (S . 150-153) : Textmuster, die au s
echten Epitaphien gewonnen waren, in Prosa oder (teils verstümmelter )
Versform . Anhangsweise wird das auf dem Stein erhaltene Epitaph de r
Theodechildis neu ediert . — XIX . Das Reisegebet des Gildas (späte s
7 . Jh . ?) (S . 154-161) . Von diesem von Wilhelm
MEYERals Gedicht
identifizierten Gebet keltischer Herkunft war bisher nur die erst e
Hälfte bekannt (MG Poetae 4, S . 618f., Rhythm . 80) . B . hat in eine r
Pariser I-Is . eine nahezu vollständige Niederschrift entdeckt . Die 2 .
Hälfte enthält eine litaneiartige Aufzählung von Heiligen und ein aus
-gedehntes Paradigmengebet . Anhangsweise sind zwei weitere
Reisege-bete aus der selben IIs . ediert .
Es folgen drei neue Stücke aus dem Bereich der komischen
Literatur : XX . Eine Bibelparodie (11 ./12 . Jh .) (S . 162164) . Kleinste Einzel
-stücke, blosse Satzfetzen aus biblischen Erzählungen sind so zu einem
Prosastiick montiert, dass der chaotische Unsinn auf bibelfeste Leser
oder Zuhörer ungemein belustigend wirkt . — XXI . Der Ablassbrie f
des
Suf./Mh s guleseopus(14 . Jh.) (S . 165f.) . In dem angeblichen Brie f
eines Bischofs von
Guggania (Cucania,etwa ` Schlaraffenland ') ver
-birgt sich der Schalk hinter steif-vornehmen Kanzleistil . Immerhin is t
darin auch eine volkstümliche Obszönität enthalten . Der " Ablass
-brief", in dem es um Saufgelage, Glücksspiele und die Freuden de r
Venus geht, stammt aus Süddeutschland, vielleicht aus Ulm . Er war i n
einer gewöhnlichen Formularsammlung zum Gebrauch in einer geist
-lichen Kanzlei überliefert . — XXII . Parodistischer Brief des Priesters
Iohannes de Caudatis (um 1470) (S . 167f.) . Irn Gegensatz zu den
vori-gen beiden Stücken ist dieses Schreiben, entstanden in England, i n
bewusst agrammatischem Spottlatein gehalten . Hinter manchen schein
-bar lateinischen Ausdrücken verbirgt sich ein englisches Wort . So
152
PETER STOT Z
heisst tristicia nicht ` Traurigkeit ', sondern ' Vertrauen ' (trust), costa
nicht ` Rippe ', sondern ` Kosten ' (cost), und hinter der
Ortsbezeich-nung de
Latrandoverbirgt sich die Stadt
Barking .XXIII .
Masse und Gewichte zur Zeit Papst Hadrians I . (772-795 )
(S .
169f.) .Im Zuge der Reformmassnahmen Karls des Grossen ha t
man sich in Rom vielleicht auch nach Massen und Gewichten
erkun-digt . Die hier aus versprengter Überlieferung bekanntgemachte List e
lässt sich mit den damals in Umlauf befindlichen allerdings nicht ver
-gleichen . Manches darin ist fehlerhaft . Anderweitig nicht belegt sind
rogomus (ein Äquivalent zu
libra)und trobus (l1/2 Unzen) . —
XXIV .Die älteste europäische Falkenmedizin (Mitte 10 . Jh .) (S .
171 -182) .Dieser Text, der in überarbeiteter Form in den Traktat de s
Gerardus falconarius (12 . Jh.) und von da in die ` Tiergeschichte' des
Albertus
Magnuseingegangen ist, hat sich in
Vercellials
bruchstück-hafter Überrest einer Sammelhandschrift aus der Zeit Attos erhalten .
Sprachlich hat des Stück stark vulgärlateinisches Gepräge, mit vielen
Zügen, die sich dann im Italienischen finden, doch hier um
Jahrhun-derte voraus belegt sind . Die erklärungsbedürftigen Vokabeln werden ,
unter Hinweis auf die volkssprachlichen Ergebnisse, in einem Glossa r
erläutert . —
XXV .Bearbeitung eines arabischen Lehrbuches der
Astrologie (vor 1034) (S . 183191) . Nach einem Blick auf andere astro
-logische Schriften, die im Westen unter Benutzung von arabischem
(und hebräischem) Material um 1000 entstanden sind, teilt B . eine
Lehrschrift dieser Art mit, die in der Hs . Leiden Voss . lat . 8°15, eine r
Sammelhandschrift Ademars von Chabannes, eingetragen ist . Der Tex t
ist in " romanisch getöntem Volkslatein" gehalten . So begegnet
bei-spielsweise
andare `gehen' oder pauca causa,
quod . . .für parvarn rem ,
quae . . . Die zu Grunde liegende Übersetzung aus dein Arabische n
stammt vielleicht aus Katalonien, allenfalls aus Südfrankreich . Auc h
hier werden die auffälligsten lexikalischen Eigenheiten in einer
alphabe-tischen Liste zusammengestellt . Aus der gleichen Hs . werden einig e
Besegnungssprüche aus Südfrankreich mitgeteilt (S .
264f) . XXVI .Poetisches ` Principium' eines Juristen . . . (1 . Hälfte des 13 .
Jh's) (S . 192-203) . Aus in München liegenden Fragmenten einer Hs . ,
die ausserdem einen Auszug aus dein ` Moralium
dogmaphilosopho-rum' und einen Apparat zu dem Digestentitel 50, 17 enthält, ediert B .
ein Gedicht in Vagantenstrophen ungleicher Länge,
Inc . Invocatonomine primo
salvatoris . Darin stellt der unbekannte Verfasser (woh l
nicht vor 1227, Bologna) anhand der Bilderwelt des
locusamoenus un d
einer Baumallegorie seine Berufung zum Juristen durch die
personifi-zierte Rechtsgelehrsamkeit dar . Besonders hingewiesen sei auf
B'sein-CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS
15 3 führende Bemerkungen zum Thema Artes/Hohe Schulen und
Dich-tung
XXVIII . Eine Beschreibung der Basilika von Saint-Denis aus de m Jahre 799 (S . 212-218) . Die Quelle dieses ungemein wertvollen Texte s ist eine Hs . der Reichenau ; dies belegt die Verbindungen der Abtei St-Denis zu diesem Kloster, die B . allgemeiner umreisst . Das Verständni s der stark durchs Romanische beeinflussten Sprache wird durch ein-zelne Erläuterungen und eine Übersetzung erleichtert . — XXIX . Farb-rezepte . . . (9 . Jh .) (S . 219-222) . An den hier publizierten technische n Rezepten in einer galloromanisch geprägten Latinität ist das Beson-dere, dass sie grossenteils nicht auf die bekannte `Mappae clavicula ' zurückgehen . Auch hier ist man für die beigegebene Übersetzung dank -bar . — Verwandt damit ist : XXX . Ein Mosaikrezept (9 . Jh .) (S . 223) . XXXI . Zur Ikonographie der vier grossen Propheten (11 . Jh .) (S . 224 f.) . Dies ist eine Anweisung dazu, die vier grossen Propheten je mi t einem pflanzlichen Attribut darzustellen und das Wort in Psalm 121 , 7 auf sie aufzuteilen . — XXXII . Anleitung zur Herstellung eines Cru-cifixus (11 . Jh ., vor 1034) (S . 226-232) . In der Hs. Leiden Voss . lat . 8°15 ist von der Hand Ademars von
Chabannes
eine minutiöse, vo n fünf Skizzen begleitete Anweisung zur Konstruktion eines vollplasti-schen Crucifixus gegeben . Als Massangabe dient (neben pollex) dornus (aus demgall .
durnos, hier wohl 15-16 cm) . Das " einzigartigeDoku-ment aus der Praxis frühmittelalterlichen Kunstgewerbes" is t sprachlich nicht einfach . Der Text ist durch eine Übersetzung un d einen Detailkommentar erschlossen . — XXXIV . Zur Schreib- un d Buchtechnik des Spätmittelalters (S . 237-240) . Im ersten der beide n hierunter fallenden Texte (14,/15 . Jh .) ist zunächst die Rede vom mora-lischen Nutzen des Schreibens für den Mönch . Es folgen einzeln e Anweisungen, so namentlich dazu, durchsichtiges Pergament zuzube-reiten : so konnte man eine Bildvorlage (unain pulchrain floraturam ) durchpausen . Dazu tritt eine Regel für die Einteilung der Seite n (15. Jh .) .
Weitere, hoch interessante Beiträge — Texte zu Mnemotechni k (XXVII), Kunsthandwerk (XXXIII), Sprachenkenntnis (XXXV-XXXIX), weiter Segenssprüche (XLf.), Fragmente von Liebesgedichte n (XLII) — seien hier nur summarisch erwähnt, denn es handelt sich um Denkmäler anderer Sprachen : Deutsch (XXVII . XXXIII .
XL) ,
Hebräisch (XXXV), Rotwelsch (XXXVI), Vulgärgriechisch (XXXVII) , Armenisch (XXXVIII), Gotisch (XXXIX), Altprovenzalisch (XLI) un d Altfranzösisch (XLII) .Zu der Sylloge Elnonensis (Nr . XVII) vergleiche man folgend e Arbeiten von Wolfgang Dieter LEBEK : Die neuen Grabgedichte der
154
PETER STOTZ
Sylloge Elnonensis ed . B . Bischoff 1984/Zur Sylloge Elnonensis (mi t textkritischen Beiträgen von O . ZWIERLEIN)/Das Versepitaph Syll . Ein . 2 . . . und Ausonius, besonders Epitaphia herourn 35 . (Zeitschrift fü r Papyrologie und Epigraphik 63, 1986, S . 83-100 ; 65, 1986, S . 66-6 8 69, 1987, S . 101-105) .
Zürich
PeterSTOTZ .
Jutta GRUB,
Das lateinische Traumbuch im
Codex Upsaliensis C 664(9. Jh .) . Eine frühmittelalterliche Fassung der lateinischen
Somniale Danielis-Tradition . Kritische Erstedition mit Einleitung und Kom-mentar . (Diss . phil . Köln 1983) . (Lateinische Sprache und Literatu r des Mittelalters 19) . Frankfurt am Main : Lang, 1984 . LVIII, 366 S . Der hier behandelte Text gehört einer in Spätantike und Mittelalte r verbreiteten volkstümlichen Gattung zu : den Handbüchern zur Traumdeutung, bestehend aus einer alphabetisch angelegten Sammlun g einfachster Deutungsregeln meist vom Typus ` xvidere y significat ' .
Diese Literatur, eine triviale Weiterentwicklung von Werken gleich de n Oneirokritika ' Artemidors (2 . Jh . n . Chr.), hat sich die Autorität des angesehensten ` Träumers ', nämlich des Propheten Daniel, erborgt . Si e war im griechischen wie im lateinischen Bereich in den verschiedenste n Fassungen in Umlauf, mit mannigfaltigen Wechselwirkungen . De r offenen, lebendigen Gestalt dieser populären Textgruppe ist editorisch nur schwer beizukommen . Vor einigen Jahren ist ein wichtiger Schritt dazu getan worden mit einer Arbeit, die hier wenigstens genannt sei Lawrence T . MARTIN .Somniale Danielis .
An edition of a medieva l Latin dream interpretation handbook . (Lateinische Sprache und Lite-ratur des Mittelalters 10) (= European university studies, Series 1German language and literature 375) . Frankfurt a .M . : Lang, 1981 . II, 212 S . Der Hauptsache nach ist dies eine Parallelausgabe der zwe i Hauptstränge der Überlieferung ; hinter ihr steht die Kollationierun g von 32 lateinischen Handschriften . — Sogar volkssprachliche (französische, engli(französische, deutsche) Fassungen sind mit einbezogen in der folgen -den, auf 23 Handschriften und Inkunabeln aufbauenden Zusammens-tellung : Steven R[oger] FISCHER . The complete medieval dreambook. A multilingual, alphabetical
Somnia Danielis
collation . Bern/Frankfurt a . M . : Lang, 1982 . 171 S ., Abb . (Alphabetisch nach englischem Hauptbegriff des Trauminhalts . )Die Verfasserin der vorliegenden Arbeit, eine Schülerin von Al f ONNERFORS, geht einen andern Weg : Sie hält sich in der Textgestaltun g streng an eine einzige Handschrift (2 . Hälfte 9 . Jahrhundert, wohl aus