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Chronique Pays de langue allemande (2000)

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Academic year: 2021

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C H R O N I Q U E S E T C O M P T E S R E N D U S

PAYS D E L A N G U E A L L E M A N D E

Z u Beginn des diesjährigen Berichtes sei, wie immer, ein Blick auf neu erschienene E d i t i o n e n geworfen. A n der Spitze m ö g e die an entlegener Stelle erschienene A u s g a b e eines Textes stehen, der zwar noch der späten Antike angehört, j e d o c h innerhalb der Alexanderüberlieferungen im Mittelal­ ter eine große Rolle spielt, nämlich eine reich kommentierte und von einer Übersetzung begleitete Ausgabe des angeblichen Briefwechsels Alexanders mit d e m König der B r a h m a n e n ( T h L L : Ps. ALEX. c. Dind. coli. / Vetus L a t i n a : A N A I ) : Die 'Collatio Alexandri et D i n d i m i ' . Lateinisch-deutsch. Übersetzt und kommentiert von M a r c STEINMANN. (Göttinger F o r u m für Alter­ tumswissenschaft, Beihefte 3). G ö t t i n g e n : D u e h r k o h p & Radicke, 2000. VIII, 180 S. I S B N 3-89744-113-6. Das Buch, aus einer Staatsexamensarbeit von 1998 hervorgegangen, enthält einen Textdruck, der zwar i m Ganzen der Edi­ tion von Telfryn PRITCHARD (Classica et mediaevalia 4 6 , 1995, S. 255-283) folgt, wobei j e d o c h in begründeten Fällen einer andern Textgestaltung der Vorzug gegeben wird. D e m Text steht die deutsche Übersetzung g e g e n ü b e r ; den Seitenfuß n i m m t ein recht ausgebauter Similienapparat ein. In d e m daran anschließenden K o m m e n t a r k o m m e n die textkritischen und sprachwissen­ schaftlichen Fragen, die sich stellen, ausgiebig zur B e h a n d l u n g . Es bleibt — so läßt der Bearbeiter seinen Epilog ausklingen — als Desiderat „ weiterhin eine textkritische Edition, die wenigstens einen Großteil der bekannten H a n d ­ schriften als Grundlage h a t " .

Die tausendste Wiederkehr der Begegnung Karls des Großen u n d Papst Leos III. i m westfälischen Paderborn bot i m Jahre 1999 Veranlassung, dieses Ereignisses dort in F o r m einer ausgebauten Ausstellung zu gedenken. Dazu ist ein opulentes Katalogwerk e r s c h i e n e n : 799 — Kunst u n d Kultur der Karo­ lingerzeit. Karl der Große und Papst L e o III. in Paderborn. Katalog der A u s ­ stellung Paderborn 1999, herausgegeben von Christoph STIEGEMANN u n d M a t ­ thias WEMHOFF. 2 B ä n d e . M a i n z : Philipp von Zabern, 1999. 938 S., viele Abb. I S B N 3-8053-2456-1. A n dieser Stelle soll es aber vor allem u m den lateini­ schen Text gehen, in d e m diese Begegnung beschrieben i s t ; i h m gilt die fol­ gende, in zwei Teile zerfallende P u b l i k a t i o n : W i l h e l m HENTZE (Hg.). De Karolo rege et Leone papa. Der Bericht über die Zusammenkunft Karls des

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Großen mit Papst Leo III. in Paderborn 7 9 9 in einem Epos für Karl den Kaiser. M i t vollständiger Farbreproduktion nach der Handschrift der Zentral­ bibliothek Zürich, M s . C 7 8 , u n d Beiträgen von Lutz E. v. PADBERG, Johannes SCHWIND und Hans-Walter STORK. ([Mit:] Beiheft: D e Karolo rege et Leone papa. Herausgegeben u n d übersetzt von Franz BRUNHÖLZL. [Studien und Quel­ len zur westfälischen Geschichte 3 6 ] [Unveränderter Nachdruck a u s : Karolus M a g n u s et L e o papa, ein Paderborner E p o s v o m Jahre 7 9 9 , herausgegeben von Joseph BROCKMANN, Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte 8 , Paderborn 1 9 6 6 , S. 5 7 - 9 7 . ) P a d e r b o r n : Bonifatius, 1 9 9 9 . 1 5 7 u n d 4 8 Seiten, Abb. i m Text, Farbfaksimile. I S B N 3 - 8 9 7 1 0 - 0 6 4 - 9 . Die 5 3 6 Hexameter, u m die es hier geht, sind in den letzten Jahren i m m e r wieder Gegenstand wissen­ schaftlicher Erörterungen gewesen. (Vgl. A L M A 5 7 , S. 3 2 9 , und frühere Erwähnungen.) Die gegensätzlichen Standpunkte spiegeln sich hier in den unterschiedlichen Titelfassungen von Hauptband und Beiheft. W ä h r e n d die einen es bereits für eine Selbstverständlichkeit nehmen, daß einst ein aus vier B ü c h e r n bestehendes, in den Jahren von Karls Kaisertum von Angilbert oder Einhart verfaßtes 'Aachener Karlsepos' bestanden habe, wovon diese Verse lediglich ein Fragment bilden würden, halten andere daran fest, daß die uns vorliegenden Verse eine abgeschlossene Dichtung darstellen — ihr ist seit langem der N o t n a m e 'Karolus M a g n u s et L e o p a p a ' zugewiesen (MLW / N G M L : CARM. de Karolo et Leone). Diesen letzteren Standpunkt vertritt energisch Franz Brunhölzl in einer Vorbemerkung z u m Nachdruck seiner — v o m gegenüberstehenden lateinischen Text begleiteten — Übersetzung. Er hält dies für die Dichtung eines Iren. Der Hauptteil der Publikation (S. 9 - 1 0 4 ) besteht einer Abhandlung von Lutz E. VON PADBERG über „ Das Paderborner Treffen von 7 9 9 im Kontext der Geschichte Karls des Großen ". Innerhalb des Kapitels über „ d a s Gipfeltreffen in P a d e r b o r n " wird (S. 6 6 - 8 0 ) nun auch ' D a s K a r l s e p o s ' b e h a n d e l t : Auf einen Abriß über die lebhafte Forschungsdis­ kussion folgt ein Überblick über die Gliederung der vorliegenden Verse, unter Einbezug des hypothetischen größeren Ganzen, sowie ein Abschnitt über die d e m Werk beigelegte Intention. Hans-Walter STORK gibt (S. 1 0 5 - 1 1 8 ) eine eingehende Beschreibung der — aus St. Gallen stammenden — Sammel­ handschrift Zürich, Zentralbibliothek C 7 8 . D e r kurze Abschnitt, der den in Frage stehenden Text enthält, erscheint in einem gediegenen Vollfaksimile. D e n A b s c h l u ß des Hauptbandes (S. 1 4 3 - 1 5 5 ) bildet ein von Johannes SCHWIND erarbeiteter reichhaltiger Similienapparat zu d e m Text. (Vgl. den Aufsatz des Verfassers i m 'Mittellateinischen Jahrbuch', weiter unten.)

Bernold von Konstanz. D e excommunicatis vitandis, de reconciliatione lapsorum et de fontibus iuris ecclesiastici (Libellus X). Herausgegeben von Doris STÖCKLY unter Mitwirkung von Detlev JASPER. ( M o n u m e n t a Germaniae Historica: Fontes iuris Germanici antiqui in u s u m scholarum separatim editi 1 5 ) . H a n n o v e r : Hahn, 2 0 0 0 . VIII, 2 3 6 S. I S B N 3 - 7 7 5 2 - 5 4 2 5 - 0 . Bernold von Konstanz (um 1 0 5 0 - 1 1 0 0 ) , zeitweilig M ö n c h von St. Blasien u n d von Aller­ heiligen in Schaffhausen, trat im Investiturstreit als Anhänger der

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gregoriani-sehen Partei publizistisch hervor. Eine der daher rührenden Schriften ( M L W : BERNOLD. CONST. libell. X ) wird hier in einer ausgebauten Neuedition (auf Grund dreier Handschriften ediert in M G H , Libelli de lite 2, S. 112-142) vor­ gelegt. Sie gliedert sich in vier selbständige Teile, und nur in deren erstem, der Antwort auf eine Anfrage des Geistlichen G. über die Wiederaufnahme kirchlich Gebannter, nennt Bernold sich als Verfasser. Die weiteren Teile — eine Abhandlung über die Buße, deren Möglichkeit, D a u e r und Wandlungen im Lauf der Zeit (Teil II), eine solche über Schismatiker und Häretiker (Teil III, an Teil I anknüpfend) sowie die umfangreiche A b h a n d l u n g über die Quellen des Kirchenrechtes (nämlich Verlautbarungen der Apostel, Päpste und der Konzilien) und dessen rechte Auslegung (Teil I V ) — k ö n n e n i h m n u r auf Grund der Beobachtung innerer Gemeinsamkeiten zugeordnet werden. Lediglich zwei Handschriften enthalten die Langfassung des Konglomerates mit allen vier Teilen, die übrigen nur die Kurzfassung, nämlich Teile I und II (oder noch weniger). Die Überarbeitung und Z u s a m m e n f ü g u n g der einzelnen Teile könnte in Bernolds U m g e b u n g erfolgt sein. 13 von den 22 Handschrif­ ten gehen auf das 12. Jahrhundert zurück, sechs gehören d e m Spätmittelalter oder der frühen Neuzeit an und stammen aus Italien: rezeptionsgeschichtlich von Interesse, sind sie textkritisch ohne Eigenwert. Die Edition des Textes wird von detaillierten Sachanmerkungen begleitet, die tief in die kirchliche Rechtsgeschichte führen.

I m Z u s a m m e n h a n g mit einer größeren Arbeit, welcher die überlieferungs­ geschichtliche Untersuchung der Briefe Hildeberts von Lavardin z u m Ziel gesetzt ist, ist kürzlich die Edition u n d Erörterung zweier Textkomplexe vor­ gelegt worden, die hiermit in einem lockeren B e z u g s t e h e n : Peter ORTH. Hildeberts Prosimetrum De querimonia und die Gedichte eines A n o n y m u s . Untersuchungen und kritische Editionen. (Wiener Studien, Beiheft 2 6 ; Arbeiten zur Mittel- u n d neulateinischen Philologie 6). W i e n : Verlag der Österreichischen A k a d e m i e der Wissenschaften, 2000. 170 S. I S B N 3 7 0 0 1 -2912-2. I m ersten Teil geht es u m Hildeberts Prosimetrum, als dessen Titel sich das kurze ' D e querimonia' eingebürgert hat ( N G M L : HILDEB. querim. carn., bisher nach P L 1 7 1 , Sp. 9 8 9A- 1 0 0 4A) , einen von der 'Philosophiae con­

s o l a d o ' des Boethius inspirierten Dialog zwischen d e m Autor selber als Fürsprecher des Leibes und seiner anima. D e r Bearbeiter neigt der Ansicht zu, das Werk sei unvollendet geblieben, daher von Hildebert auch nicht mit einem Titel versehen u n d herausgegeben worden. In verschiedener Hinsicht hat sich Laurentius von D u r h a m in seiner ' C o n s o l a d o de morte amici' darauf bezogen. Vinzenz von Beauvais hat in sein ' S p e c u l u m historíale' Exzerpte daraus eingearbeitet. Formal besteht der Text aus fünf Prosastücken und fünf Gedichten. Ihrer drei sind in stichischen Hexametern geschrieben, eines in Distichen u n d eines in Terentianeen. (Dieses Stück, M e t r u m 2, gliedert sich übrigens in Strophen zu j e vier Versen.) In dieser Selbstbesinnung lassen sich Reflexe einer großen Feuersbrunst in L e M a n s u n d von der Drangsal erken­ nen, die Hildebert von Seiten Wilhelms II. des Roten erlitt; d e m n a c h würde

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das Werk vermutlich aus der Zeit kurz nach 1099/1100 stammen. Dieses wird auf G r u n d von neunzehn Textzeugen erstmals kritisch ediert. I m zweiten Teil seiner Arbeit befaßt sich der Autor mit einer Gruppe von 25 Gedichten vermischten Inhalts aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, die wohl alle von demselben Verfasser s t a m m e n : einem für uns a n o n y m bleibenden Dichter anglonormannischer Herkunft, e i n e m begabten j ü n g e r e n Zeitgenossen Hildeberts. Die — größtenteils in elegischen Distichen gehaltenen — Texte finden sich einzig in der Handschrift Vat. Reg. lat. 585 (in Überlieferungs­ gemeinschaft mit ' D e q u e r i m o n i a ' ) sowie in zwei Abschriften davon.

Unter den deutschen Königen und Kaisern ist der Heinrich II. der erste und — abgesehen von d e m später kanonisierten Karl d e m Großen — der ein­ zige gewesen, der zu der Ehre der Altäre erhoben w o r d e n ist, und zwar z u s a m m e n mit seiner Gemahlin Kunigunde, dies im Jahre 1146, somit gut 120 Jahre nach seinem Tode. Die treibende Kraft hierzu war das Hochstift des von i h m gegründeten Bistums B a m b e r g . Hier wurde — i m Z u s a m m e n h a n g mit d e m die Kanonisation herbeiführenden Bericht — eine Vita verfaßt, die recht bald schon geringfügig ergänzt wurde. Diese ist heute durch sechs erhal­ tene Handschriften vertreten, die Klagenfurter Handschrift (K) mitgerechnet, deren Text im Zeitraum 1159/1167 durch den Bamberger Diakon Adelbert erweitert wurde. Diese zweite Rezension ( M L W : Ps. ADALB. BAMB. Heinr.) ist viel breiter, nämlich in 37 Textzeugen überliefert, wozu noch ein Fragment u n d fünf Deperdita k o m m e n . Die Heinrichsvita war bis jetzt zu benützen nach

WAiTzens A u s g a b e ( M G H SS 4, S. 792-814), dessen Einschätzung der Über­

lieferungsverhältnisse sich inzwischen als unrichtig herausgestellt h a t : Eine Abschrift von K zur Leithandschrift nehmend, mißdeutete er den Textbestand der ersten Redaktion als nachträgliche Text Verkürzung. D i e Klärung und Auf­ arbeitung der Überlieferung geschieht, i m Gefolge einer grundlegenden Arbeit von Renate (Neumüllers-)KLAUSER von 1957, in der folgenden N e u e ­ dition, die eine M ü n c h e n e r Dissertation v o m 1998 darstellt: Die Vita sancti Heinrici regis et confessoris und ihre Bearbeitung durch den Bamberger Diakon Adelbert. Herausgegeben von M a r c u s STUMPF. (Monumenta Germa-niae H i s t ó r i c a : Scriptores rerum G e r m a n i c a r u m in u s u m scholarum separatim editi 69). H a n n o v e r : Hahn, 1999. VIII, 374 S. I S B N 3-7752-5390-4. In einer ausgedehnten, den Editionsteil an Umfang weit übertreffenden Einleitung, werden alle Aspekte der Überlieferung u n d des Z u s t a n d e k o m m e n s der beiden Fassungen ausführlich erörtert. D i e Darstellungsinteressen der ursprünglichen Vita stellt er unter die Leitbegriffe: „ Prädestination und Aufstieg ", „ streiten für Kirche und R e i c h " , „Prüfung und B e w ä h r u n g " , „ d e r T r i u m p h a t o r " und schließlich „ d e r H e i l i g e " . D i e Erweiterungen betreffen die Gründungsge­ schichten von Bamberger Stiften, die in der Erstfassung noch nicht behandelt w o r d e n waren, sodann die Einfügung von Urkunden und überhaupt Materia­ lien, welche die Stellung des Hochstiftes in einem lange andauernden Konflikt mit den Erzbischöfen von Mainz und den Bischöfen von Würzburg zu befe­ stigen vermochten. In seinem Editionstext hält der Herausgeber die beiden

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Fassungen so auseinander, daß er zwei Zählungen nebeneinander her laufen l ä ß t : der ersten Redaktion weist er eine Kapitelzählung mit gewöhnlichen Ziffern zu, der zweiten eine solche mit in eckige K l a m m e r n gestellten Ziffern. Dort, w o es einmal nicht u m ein Weniger oder Mehr, sondern u m die unter­ schiedliche Darstellung desselben Gegenstandes geht, wird Spaltendruck gewählt. A n h a n g s w e i s e wird ein kurzer Bericht über Heinrichs Kanonisation ediert, der in zwei Handschriften der ersten Fassung eingeschaltet ist. Dazu k o m m e n zwei hier erstmals edierte Prologe, die in einer bzw. in zwei spät­ mittelalterlichen Handschriften d e m Vitatext voranstehen.

Unter den Jenseitsvisionen, die i m Hochmittelalter das religiöse D e n k e n und Fühlen mächtig angeregt haben, w a r eine der verbreitetsten u n d wirk­ samsten die 'Visio T n u g d a l i ' , u m die Mitte des 12. Jahrhunderts in Regens­ burg von einem irischen W a n d e r m ö n c h n a m e n s Marcus niedergeschrieben. Von ihr sind bisher 172 Handschriften bekanntgeworden, einschließlich 14 Deperdita. Ein weiteres Zeugnis für die Beliebtheit des Textes ist die Tat­ sache, daß u m 1190 im bayerischen Prämonstratenserkloster Windberg (bei Straubing) ein Geistlicher n a m e n s Alber danach eine mittelhochdeutsche Versfassung schuf. In der folgenden Arbeit, einer M a i n z e r Dissertation von 1997, geht es vor allen Dingen u m sie und ihr Verhältnis zur lateinischen F a s s u n g : Brigitte PFEIL. Die 'Vision des T n u g d a l u s ' Albers von Windberg. Literatur- und Frömmigkeitsgeschichte i m ausgehenden 12. Jahrhundert. Mit einer Edition der lateinischen 'Visio T n u g d a l i ' aus C l m 2 2 2 5 4 . (Mikro­ kosmos, Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung 54). Frankfurt/M.: Lang, 1999. 317, *XLVII, *57 S. I S B N 3 - 6 3 1 - 3 3 8 1 7 - 1 . I m Folgenden soll hervorgehoben werden, was aus dieser Arbeit für die Kenntnis der lateinischen Fassung zu gewinnen i s t : N a c h ausführlichen Präliminarien über die Forschungsproblematik und das Entstehungsumfeld der deutschen Versfassung faßt die Autorin deren lateinische Quelle, den Text des M a r c u s also, in den B l i c k ; nebst anderem k o m m t sie auf die Datierung des zu G r u n d e liegenden Visionserlebnisses (1148/49) zu sprechen. Ihr A u g e n m e r k gilt der M ü n c h e n e r Handschrift C l m 22254, die in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts in Windberg selber angelegt worden ist u n d die unmittelbare Quelle für Albers deutsche Dichtung darstellt. Es folgen ausgedehnte Textvergleiche, wobei der Gegenstandsbereich von Strafe, B u ß e u n d R e u e besonderes Inter­ esse findet. Mit einbezogen wird übrigens auch die 'Navigatio sancti Brendani abbatis', dies unter anderm dort, w o es u m den Wortschatz des Weges und der B e w e g u n g in deutsch-lateinischer Gegenüberstellung geht. Ein Exkurs ist der Struktur der lateinischen 'Visio' gewidmet. Was das B u c h aber besonders wertvoll macht, ist die beigegebene kritische Edition des lateinischen Textes nach d e m genannten M ü n c h e n e r C o d e x als Leithandschrift, unter Beigabe der Varianten von fünfzehn weiteren Handschriften des 12. u n d frühen 13. Jahr­ hunderts. Davon war die Mehrzahl in der bisher m a ß g e b e n d e n A u s g a b e von Albert WAGNER (1882) noch nicht berücksichtigt.

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Nicht u m eine eigentliche Neuedition, j e d o c h u m eine allseitige Bearbei­ tung, mit Abdr uc k des lateinischen Textes und einer deutschen Übersetzung, handelt es sich bei d e m folgenden, auch äußerlich recht ansprechenden Werk über den kunsthandwerklichen Traktat des Theophilus Presbyter (THEOPH. s c h e d . ) : Erhard BREPOHL. Theophilus Presbyter und das mittelalterliche Kunsthandwerk. Gesamtausgabe der Schrift ' D e diversis artibus' in zwei Bänden. Lateinischer Originaltext u n d deutsche Übersetzung mit Kommenta­ ren, Rekonstruktionszeichnungen u n d Abbildungen ( 1 : Malerei und G l a s ; 2 : Goldschmiedekunst [Band 2 = 2., überarbeitete Auflage von E ' B ' , Theophi­ lus Presbyter u n d die mittelalterliche Goldschmiedekunst, Leipzig / Wien

1987]). K ö l n : Böhlau, 1999. I S B N 3-412-08498-0 / -08598-7. Der Bearbei­ ter, selber Goldschmiedemeister und Maschineningenieur, befaßt sich schon seit vielen Jahren mit dieser einzigartigen Schrift, welche der Sache nach soviel Erklärungsaufwand erheischt, und er tut es so, daß er alle Anweisun­ gen mit der Praxis konfrontiert, alle seine Lösungen in Skizzen oder durch materielles Nachgestalten erprobt und dabei auch an den überlieferten Kunst­ werken des Hochmittelalters M a ß nimmt. Zugrunde gelegt ist der Arbeit der lateinische Text nach der Edition von Charles Reginald DODWELL, Theophilus, D e diversis artibus (Medieval texts), London 1961. In der Übersetzung wird — sprachlich und auch druckgraphisch — vielfach analytisch verfahren: daß etwa die Glieder einer Aufzählung, zu Kurzzeilen abgebrochen und durchnu­ meriert, untereinander angeordnet sind, daß den deutschen Termini in Klam­ mern die lateinischen Äquivalente beigegeben sind, und dergleichen. Kapitel­ weise werden in Kommentaren die Techniken erläutert und veranschaulicht, durch Hin- und Herverweise wird der Überblick erleichtert. Nicht nur für die Kunst- und Technikgeschichte, sondern auch für die lateinische Lexikogra­ phie ist mit diesem anschaulich gestalteten und ausgesprochen leicht zu hand­ habenden Arbeitsbuch viel gewonnen. (Dem Nicht-Philologen wird man ver­ zeihen, daß er [ 1 , S. 20a] DODWELLS absurden Versuch [dort: S. XIXf.] kritiklos übernimmt, für die Schrift einen Terminus a q u o zu gewinnen durch die Interpretation von armariolum cordis mei als angeblicher arabischer Lehnbedeutung.)

In diesem gedrängten Überblick können Übersetzungen von Texten (sei es mit oder ohne Textdruck) in der Regel nicht berücksichtigt werden. Eine A u s ­ n a h m e ist gewiß gerechtfertigt für die Bände der Reihe 'Fontes christiani', die einem für heutige Bedürfnisse höchst glücklichen Konzept folgen: Wiederab­ druck eines kritischen Textes, Übersetzung, gehaltvolle Einleitung nebst zu weiterem Studium nützlichen Beigaben. Dieser Formel (vgl. A L M A 5 5 , S. 287f.) folgen auch die folgenden beiden Bände, die in den letzten Jahren erschienen s i n d : H u g o von Sankt Viktor. Didascalicon de studio legendi / Stu­ dienbuch. Lateinisch-deutsch. Übersetzt und eingeleitet v o n Thilo OFFERGELD. (Fontes christiani, Zweisprachige Neuausgabe christlicher Quellentexte aus Altertum und Mittelalter 27). Freiburg im B r e i s g a u : Herder, 1997. 455 S. I S B N 3-451-23910-8 (gebunden) / ... 23810-1 (kartoniert). Grundlage ist der

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lateinische Text der Edition von Charles Henry BUTTIMER (1939), allerdings ohne den quellenkritischen und den textkritischen Apparat, j e d o c h mit zahl­ reichen Sachanmerkungen (worunter Quellenangaben). In der k n a p p hundert Seiten umfassenden Einleitung wird die politisch-soziale u n d die geistige Situation der Zeit behandelt, hierauf die Augustinerabtei St-Viktor sowie die Lebensumstände des Autors selber. Es folgt eine Charakterisierung des 'Didascalicon' nach den äußeren und den inneren Belangen. Besonders wird nach der Stellung der artes und nach j e n e r der Geschichte in diesem Werk gefragt. Nützliche Beigaben erlauben eine vertiefte Beschäftigung mit d e m Text und seinem Inhalt. — Vita sanctae Hildegardis / L e b e n der heiligen Hil­ degard von Bingen — Canonizatio sanctae Hildegardis / Kanonisation der heiligen Hildegard. Lateinisch-deutsch. Übersetzt und eingeleitet von M o n i k a KLAES. (Fontes christiani . . . 29). F r e i b u r g : Herder, 1998. 300 S. I S B N 3 4 5 1 -23376-2 (gebunden) / . . . 23366-5 (kartoniert). Die Bearbeiterin, die einige Jahre zuvor die von einer umfangreichen Untersuchung begleitete kritische Edition der Hildegardvita vorgelegt hatte — Vita sanctae Hildegardis, cura et studio M o n i c a e KLAES (Corpus christianorum, Continuatio mediaevalis 126), Turnholti 1993 — macht hier das Wesentlichste ihrer Arbeit einem breiteren Benutzerkreis zugänglich. Neben der eigentlichen Vita, deren Endredaktion auf Theoderich von Echternach zurückgeht, wird der Bericht, der zu ihrer Heiligsprechung führen sollte (1233, mit Ergänzungen v o m Jahre 1243) nach einer älteren Edition (P. BRUDER, i n : Analecta Bollandiana 2, 1883, S. 118-129) abgedruckt und — in bewußter N a c h a h m u n g des darin herrschenden Protokollstils — übersetzt. Mit enthalten ist ferner der von Peter DRONKE (Problemata Hildegardiana, i n : Mittellateinisches Jahrbuch 16, 1981, S. 9 7 -131, hier S. 127-129) herausgegebene E x o r z i s m u s . In ihrer Einleitung umreißt die Bearbeiterin die Bedeutung der Hildegardvita, wirft einen Blick auf ihr L e b e n und ihre Werke und geht dann den Einzelheiten der mehrstufi­ gen Entstehungsgeschichte der Vita w i e ihrer Überlieferungsgeschichte nach. Kurz wird auch der G a n g des Kanonisationsverfahrens beleuchtet. Z u den nützlichen Beigaben gehört ein Register lateinischer Begriffe und ein deut­ sches Sachregister.

In der schadhaften Handschrift M ü n c h e n clm 2574b liegt uns eine S a m m ­ lung ganz unterschiedlicher Texte vor, die auf Albert von B e h a i m zurückgeht, der wahrscheinlich aus B ö h a m i n g bei Niederaltaich stammt, vor 1200 gebo­ ren wurde und 1260 oder bald danach starb. Er war D o m h e r r in Passau, eine Zeitlang lebte er in R o m . N a c h Deutschland zurückgekehrt, betätigte er sich zugunsten der päpstlichen Partei gegen Friedrich II. A n der päpstlichen Kurie in Lyon auf weilend, n a h m er Einfluß auf die Versöhnung bayerischer Präla­ ten mit d e m Papst. I h m werden a u ß e r d e m Aufzeichnungen historischen und politischen Charakters sowie ein K o m m e n t a r zu den ' G e t i c a ' des Jordanes beigelegt. D e r von seiner kirchenpolitischen Tätigkeit und seinen mannigfa­ chen Interessen zeugende M ü n c h e n e r C o d e x — übrigens die älteste in Deutschland erhaltene Papierhandschrift — enthält Einträge, die aus der Zeit

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zwischen 1244 u n d 1260 und von zahlreichen Schreibern s t a m m e n ; eine der H ä n d e ist wohl diejenige Alberts selber. Von d e m Primärbestand ist eine M e n g e von Sekundäreintragungen an zunächst frei gebliebenen Stellen zu unterscheiden. Dieses Textensemble liegt n u n m e h r kritisch ediert vor i n : D a s Brief- und Memorialbuch des Albert Behaim. Herausgegeben von T h o m a s FRENZ und Peter HERDE. ( M o n u m e n t a Germaniae H i s t ó r i c a : Briefe des späte­ ren Mittelalters 1). M ü n c h e n : M o n u m e n t a Germaniae Histórica, 2000. X V I , 655 S., Abb. i m Text, Karten. I S B N 3-88612-091-0. Historisch wichtig, doch hier nicht eingehender zu behandeln sind die zahlreichen Briefe und Akten­ stücke z u m kirchenpolitischen Tagesgeschehen. A u c h etliche Gedichte sind aufgenommen, so deren vier auf die Niederlage Friedrichs II. vor Parma i. J. 1248 (Nrn. 97-100). Hervorgehoben seien die großen R a u m einnehmenden — z u m Teil höchst fehlerhaften — Abschriften bekannter Texte, so der 'Revela-tiones' des Pseudo-Methodius (Nr. 4 3 , unter Beigabe des SACKURschen Textes i m Apparat) oder das pseudoaristotelische 'Secretum secretorum' (Nr. 73) — allenfalls dessen ältester sicher datierbarer Textzeuge — , ausgiebige Exzerpte aus der 'Historia scholastica' des Petrus Comestor (Nrn. 158, 167 usf.), aber auch Texte zur Astrologie, Notizen zur Geographie u n d (biblisch-mythologi­ schen) Völkerkunde, bis hin zur E r w ä h n u n g eines Bleichmittels für die Haare oder einem Rezept gegen S c h w e r h ö r i g k e i t ! Bei der geschilderten Sachlage m u ß t e n sich die Herausgeber dazu verstehen, in ihrer eigenen Arbeit unter­ schiedlich v o r z u g e h e n : die Briefschaften zu politischen Tagesgeschäften sind intensiver bearbeitet als j e n e inserierten Texte, die außerhalb dieser S a m m ­ lung eine umfangreiche und auch qualitätvollere Überlieferung haben. (Immerhin werden etwa zu den Petrus Comestor-Partien zahlreiche wertvolle N a c h w e i s e gegeben.) Ebenfalls mit der besonderen Sachlage hängt zusam­ men, daß auf die Erarbeitung eines ausführlichen Wortindexes verzichtet worden ist. Neben d e m selbstverständlichen Register der E i g e n n a m e n findet sich ein knappes, j e d o c h nützliches Verzeichnis medizinischer und naturwis­ senschaftlicher Ausdrücke, mit lateinischen und neuhochdeutschen L e m m a t a .

N a c h längerer Pause (vgl. zuletzt A L M A 52, S. 293) k a n n das Erscheinen eines neuen Bandes der kritischen A u s g a b e der Werke des Albertus M a g n u s angezeigt w e r d e n : Alberti M a g n i Super Dionysium de ecclesiastica hierar-chia. Edidit Maria BURGER commentariis a Paulo SIMON atque Wilhelmo KÜBEL praeparatis usa. (A'i M ' i Opera omnia tomus 36, pars 2 = N u m e r u s currens 24). Monasterii Westfalorum: Aschendorff, 1999. X V I , 121 S. I S B N 3-402-04748-9. Dieser B a n d ist der erste seit der 1995 erfolgten Reorganisa­ tion des Bonner Instituts. Mit der Umstellung auf einen hier selber vorberei­ teten Computersatz ist auch das Layout geringfügig umgestaltet w o r d e n : D e r kommentierte Grundtext läuft nicht m e h r a m Seitenfuß mit, sondern ist als leicht eingezogene K o l u m n e in den Haupttext integriert; z u d e m ist i h m nun ein eigener Kritischer Apparat zugeordnet. A u c h der Variantenapparat des Albertustextes bietet sich in etwas veränderter Gestalt dar. Insgesamt ist die neue Präsentation gefällig und klar.

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Zu den klassischen Texten z u m Universalienstreit zählt der 'Tractatus de universalibus' Walter Burleys (um 1275- nach 1344). Eine kritische Edition bestand zwar bereits in F o r m einer i m Typoskript verbliebenen amerika­ nischen Dissertation — T h e Tractatus de universalibus of Walter Burley, ed. by M . E. SHRIVER, Dissertation, St. Bonaventure University, 1958 — , fand j e d o c h k a u m Verbreitung. Eine Übersetzung ins Deutsche wurde vorgelegt im R a h m e n der Ü b e r s e t z u n g s a n t h o l o g i e : Texte z u m Universalienstreit. Übersetzt und herausgegeben von Hans-Ulrich WÖHLER, 2 B ä n d e , B e r l i n : A k a d e m i e Verlag, 1992-94, h i e r : 2, S. 115-148. Derselbe Bearbeiter legt nun eine zwei­ sprachige A u s g a b e vor, in welcher er — dies will der schwer verständliche Untertitel besagen — seine damalige, hier von e i n e m erweiterten K o m m e n ­ tar- und Anmerkungsteil begleitete Übersetzung einer (behelfsmäßigen) kriti­ schen Edition gegenüberstellt: Walter Burley. Tractatus de universalibus / Traktat über die Universalien. Lateinisch-deutsch. 2., verbesserte neuere Edi­ tion [sie], herausgegeben, übersetzt und mit e i n e m Nachwort versehen von Hans-Ulrich WÖHLER. (Abhandlungen der Sächsischen A k a d e m i e der Wissen­ schaften zu Leipzig, Philologisch-historische Klasse 7 5 , 5). Stuttgart: Hirzel, 1999. 84 S. I S B N 3-7776-0958-7. Die Textedition beruht auf vier Hand­ schriften, von denen drei noch d e m 14. Jahrhundert angehören, und der Inkunabel Venedig 1497 als Kontrollinstanz; Leithandschrift ist die Hs. London, L a m b e t h Palace 70. W ä h r e n d die Einleitung von den Überliefe­ rungsverhältnissen und weiteren Präliminarien handelt, stellt das Nachwort einen Essay zu Walter Burleys Universalienkonzept dar, dabei werden auch andere Schriften des Autors einbezogen.

Ein vielseitiger Denker und ungemein fruchtbarer Schriftsteller an der Wende z u m 14. Jahrhundert war Engelbert, M ö n c h des steirischen Klosters Admont, u m 1250-1332 lebend, von 1297 bis 1327 A b t dortselbst. Von i h m stammt eine große Zahl an Werken zu ganz verschiedenen Gebieten, darunter Auslegungen biblischer und liturgischer Texte, Schriften über die Trinität, die Passion und die W u n d e r Christi, die Jungfrau M a r i a u n d a n d e r e ; hinzu kom­ m e n naturwissenschaftliche Werke i m Anschluß an Aristoteles, weiter moral­ philosophische Texte, darunter zwei Fürsten- und Tugendspiegel, außerdem ein ' O p u s c u l u m de ortu, processu et fine regnorum et preeipue regni seu imperii R o m a n i ' . Von dieser staatstheoretischen Schrift, e i n e m weiteren Traktat sowie zwei Briefen wird ein Textdruck mit deutscher Übersetzung veranstaltet i n : Engelbert von A d m o n t . Vom Ursprung und E n d e des Reiches u n d andere Schriften. Herausgegeben von Wilhelm BAUM unter Mitarbeit von Felix KUCHER und R a i m u n d SENONER. (Grazer Beiträge zur Theologiegeschichte und Kirchlichen Zeitgeschichte 11). G r a z : L e y k a m , 1998. 312 S. I S B N 3 7 0 1 1 -7391-5. Von der staatstheoretischen Abhandlung sind neunzehn Handschriften nachgewiesen, der Textdruck j e d o c h richtet sich nach keiner von ihr, sondern lediglich nach e i n e m Druck von 1610. Es folgt der Traktat ' U t r u m sapienti competat u x o r e m d u c e r e ' , bei dem die A n g a b e der benützten Textgrundlage sogar vergessen worden ist, sodann zwei B r i e f e : der autobiographische an

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Magister Ulrich in Wien, der eine Liste von Engelberts Werken enthält, sodann die Widmungsepistel seines K o m m e n t a r s zu Psalm 118. Diese beiden Texte sind der Edition von George B i n g h a m FOWLER (in : Recherches de théologie ancienne et médiévale 28, 1 9 6 1 , S. 300-306 bzw. S. 307-312) entnommen. D e n deutschen Übersetzungen ist ein gewisses M a ß an kommentierenden Anmer­ kungen beigegeben. Beschlossen wird der B a n d durch informative Aufsätze : Felix KUCHER handelt über den „ Bildungsgang und das philosophische Umfeld Engelberts von A d m o n t ", außerdem bietet er ein „ Handschriftenverzeichnis der Werke Engelberts von A d m o n t ". Von Wilhelm BAUM stammen Beiträge über „ E n g e l b e r t von A d m o n t u n d die Aristotelesrezeption in P a d u a " sowie „ die Rezeption des Werkes von Engelbert von A d m o n t i m Mittelalter und in der N e u z e i t " . Diese Veröffentlichung ist gewiß ein nützlicher Beitrag zur Erschließung der viel zu wenig bekannten Werke Engelberts ; indessen bleibt die kompetente kritische Edition seiner Werke ein Desiderat, das Forschungs­ anstrengungen anderer Art voraussetzt. — Zu Engelbert siehe auch den Aufsatz von UBL i m 'Deutschen Archiv' (dazu unten).

Von Maffeo Vegio (1407-1458), bekannt vor allem durch sein Supplement zur ' A e n e i s ' , stammt ein 1430/31 in Pavia geschriebenes, gut 1000 H e x a m e ­ ter umfassendes, in vier Bücher gegliedertes Kleinepos, dessen Titel 'Vellus a u r e u m ' bereits deutlich macht, daß es von der Argonautensage handelt. Vor allem geht es darin u m die Liebesgeschichte zwischen Jason und M e d e a . Vegio arbeitet mit dem Götterapparat und anderen hergebrachten Ingredien­ zien mythologischer Epik, geht aber damit recht eigenständig um. Die 'Argo-nautica' des Valerius Flaccus dürften d e m Dichter zur Abfassungszeit dieses Werkes (zumindest mit d e m einschlägigen zweiten Teil) noch nicht bekannt gewesen sein. Von Vegios Epyllion sind sechs Handschriften des 15./16. Jahr­ hunderts sowie vier Drucke aus d e m 16. bis 18. Jahrhundert bekannt. N u n ­ m e h r ist von d e m Werk die von einer deutschen Prosaübersetzung begleitete Erstedition vorgelegt w o r d e n : Maffeo Vegio. Vellus aureum / D a s goldene Vlies (1431). Einleitung, kritische Edition, Übersetzung [von] Reinhold F. GLEI / M a r k u s KÖHLER. (Bochumer altertumswissenschaftliches Colloquium 38). Trier: Wissenschaftlicher Verlag, 1998. 198 S. I S B N 3-88476-325-3. In ihrer Einleitung machen die Bearbeiter zunächst A n g a b e n zu Vegios Biogra­ phie u n d zu seiner sonstigen „ w e l t l i c h e n " Epik ('Aeneis'-Supplement und ' A s t y a n a x ' ) . Von d e m 'Vellus a u r e u m ' wird zunächst eine detaillierte Über­ sicht geboten. Was die benutzten Vorbilder betrifft, wird für die Makrostruk­ tur Ovid (Ov. met. 7, 1-158) namhaft gemacht, für die Mikrostruktur, d. h. für motivisch vergleichbare Einzelszenen oder Personenreden erweist sich Vegio als d e m von i h m hoch verehrten Vergil vielfach verpflichtet. Der Katalog der Argonauten läßt sich auf denjenigen in den damals noch k a u m erschlossenen 'Argonautika' des Apollonios Rhodios zurückführen, die im Übrigen j e d o c h keine Vorbildrolle gespielt zu haben scheinen. Der A u s g a b e ist ein vollständi­ ger, innerhalb der L e m m a t a nach Flexionsformen geordneter Index verborum beigegeben.

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I m R a h m e n der großangelegten C u s a n u s - A u s g a b e (vgl. A L M A 57, S. 327) ist ein weiterer B a n d e r s c h i e n e n : Nicolai de Cusa Dialogus de ludo globi. Edidit commentariisque illustravit Iohannes Gerhardus SENGER. (Nicolai de Cusa Opera omnia iussu et auctoritate A c a d e m i a e litterarum Heidelbergensis ad codicum fidem edita 9). H a m b u r g i : Meiner, 1998. X L I I , 2 4 0 S., Abb. i m Text. I S B N 3-7873-1309-5. Seine beiden Dialoge ' D e ludo g l o b i ' , 1462/63 in R o m verfaßt, gehören zu den Spätwerken des C u s a n u s : Von der Betrachtung eines einfachen Spiels ausgehend, stößt der Autor darin, wie der Herausgeber ausführt, in tiefsinniger Spekulation zu einer Drei-Welten-Theorie (Gott, Uni­ versum, M e n s c h ) vor. N a c h zwei Handschriften, unter Beizug von vier frühen Drucken, wird hier die erste historisch-kritische Edition der Schrift vorgelegt. Beigegeben sind a m E n d e des ersten und des zweiten B u c h e s j e ein von einem unbekannten Dritten stammendes Gedicht z u m L o b des Kugelspiels. (Vgl. hierzu den Aufsatz von Karl BORMANN, i m : Mittellateinisches Jahrbuch 20, 1985, S. 184-192 [hierzu: A L M A 48/49, S. 198].)

I m letztmaligen Bericht ( A L M A 57, S. 327f.) wurden die ersten Ergeb­ nisse der Edition der Werke Johannes Reuchlins (1455-1522) vorgestellt. Davon ist inzwischen ein weiterer B a n d e r s c h i e n e n : Johannes Reuchlin. Sämtliche Werke B a n d 4 : Schriften z u m Bücherstreit, 1. T e i l : Reuchlins Schriften. Herausgegeben von Widu-Wolfgang EHLERS . . . [et al.]. Stuttgart-Bad C a n n s t a t t : F r o m m a n n - H o l z b o o g , 1999. 4 8 1 S., Faks. I S B N 3-7728-1777-7. Dies ist der erste Teilband der auf vier B ä n d e berechneten Werk­ gruppe z u m Streit über die jüdischen Bücher. In diesem B a n d sind enthalten der 'Augenspiegel' (1511) mit deutschem Anfang und Schluß, j e d o c h einer lateinisch abgefaßten E i n l a g e : 'Argumenta, quae possent scholastice in contrarium obiici' und seine umfangreiche 'Defensio . . . contra calumnia-tores suos C o l o n i e n s e s ' ( 1 5 1 3 ) ; hinzu k o m m e n zwei kurze deutsche Schriften 'Tütsch missiue, w a r u m b die Juden so lang i m eilend sind' (1505) und 'Ain clare verstentnus in tütsch . . . ' (1512), Letzteres eine deutsche Bearbeitung der lateinischen Partie des 'Augenspiegels'. D e r Edition der lateinischen Texte ist eine deutsche Übersetzung beigegeben, die frühneu­ hochdeutschen stehen für sich selber. — A u ß e r d e m ist von anderer Seite — nämlich von der Reuchlin-Forschungsstelle der Heidelberger A k a d e m i e der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit der Stadt Pforzheim (Reuchlins Heimatstadt) — eine historisch-kritische A u s g a b e seiner Korrespondenz in Angriff g e n o m m e n worden, von der ein großer Teil in lateinischer, der Rest in deutscher Sprache gehalten ist. Von der auf vier B ä n d e veranschlagten Ausgabe ist bisher e r s c h i e n e n : Johannes Reuchlin. Briefwechsel. B a n d 1 : 1477-1505. Unter M i t w i r k u n g von Stefan RHEIN bearbeitet von Matthias DALL'ASTA und Gerald DÖRNER. Stuttgart-Bad C a n n s t a t t : F r o m m a n n - H o l z ­ boog, 1999. LXV, 505 S. I S B N 3-7728-1983-4. Auf den genannten Zeit­ r a u m entfallen 136 Briefe, während die Vorgängerausgabe von L u d w i g Geiger (1875) deren nur 9 6 enthalten hatte. Ein Drittel von ihnen sind Briefe Reuchlins, zwei Drittel solche seiner Briefpartner. D i e

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herausge-berische Betreuung der einzelnen Stücke ist recht intensiv: J e d e m Stück wird ein detailliertes Regest vorangestellt, die Sachkommentierung umfaßt vielfach mehrere Seiten in Petitdruck. Sie gilt d e m jeweiligen Briefpartner u n d den erwähnten Personen, Zuständen und Ereignissen. Beigegeben sind einige Reuchlin betreffende U r k u n d e n u n d Akten.

Wir gelangen nun zu einer A u s w a h l textbezogener M o n o g r a p h i e n : Eine der intensivsten Arten philologischer Textarbeit ist, am lateinischen Schrifttum des Mittelalters — nicht nur sammelnd, sondern problemorientiert — die Wirkungen eines bestimmten Autors der Antike aufzuzeigen. Dies wird vorbildhaft geleistet in der folgenden Münsteraner Dissertation von 1 9 9 6 : Stefan SCHULER. Vitruv im Mittelalter. Die Rezeption von ' D e architectura' von der Antike bis in die frühe Neuzeit. (Pictura et poesis, Interdisziplinäre Studien z u m Verhältnis von Literatur u n d Kunst 12). K ö l n : Böhlau, 1999. IX, 4 6 3 S. 49 Abb. I S B N 3-412-09998-8. Ein erster, allgemeiner Teil der Arbeit gilt d e m Fortleben von Vitruvs Architekturtraktat einerseits in der Heranzie­ h u n g zu mannigfachen Z w e c k e n von der Antike (Frontin, Plinius maior u. a. m.) bis in die frühe Neuzeit (Coluccio Salutati, Juan Luis Vives u. a. m.), andererseits in der handschriftlichen Tradition des Vitruvtextes selber, handle es sich u m Überbleibsel in F o r m von Eintragungen in Bibliothekskatalogen oder u m heute noch vorliegende Handschriften; hierbei wird auch auf die Illustrationen eingegangen. Der zweite, spezielle Teil gilt in der Hauptsache der Präsenz des antiken Architekturschriftstellers i m ' S p e c u l u m m a i u s ' des Vinzenz von Beauvais, die nach vielerlei Gesichtspunkten durchleuchtet wird. D a n a c h richtet sich der Blick auf die Stellung der Architektur in den Enzy­ klopädien des 13. Jahrhunderts überhaupt. Zahlreiche Verzeichnisse runden den gehaltvollen und materialreichen B a n d a b ; darunter sei das beschreibende Inventar der Vitruv-Handschriften v o m 8. bis ins 19. Jahrhundert (132 N u m ­ mern) besonders erwähnt. Das Register der Sachen, Begriffe und Orte enthält auch zahlreiche lateinische Termini, die in d e m einen oder andern Z u s a m ­ m e n h a n g besprochen werden.

Mit d e m Ziel, die Vorstellungen u m die Adelsheiligkeit in der Merowin-gerzeit u n d die Wandlungen des Heiligkeitsideals i m 7. Jahrhundert besser zu erkennen, wird in der folgenden Arbeit, einer bei d e m Historiker Friedrich Prinz geschriebenen M ü n c h e n e r Dissertation von 1998, die älteste Vita der heiligen Geretrudis, der ersten Äbtissin des Doppelklosters Nivelles in Bra-bant (um 626-659 lebend), u n t e r s u c h t : Eveline PETRASCHKA. Fränkischer Adel u n d irische Peregrini i m 7. Jahrhundert. Die Vita der hl. Geretrude von Nivel­ les — ein Zeugnis des hagiographischen Kreises u m den Iren Foillan. (Europäische Hochschulschriften, Reihe I I I : Geschichte und ihre Hilfswis­ senschaften 849). Frankfurt / M . : L a n g , 1999. 174 S. I S B N 3-631-34899-1. I m Wesentlichen geht es u m die etwa 670 (nicht: „ 7 7 0 " [so ein arger Druck­ fehler auf S. 53]) abgefaßte älteste Vita ( B H L 3490 / M L W : VITA Gertr. A ) ; d e m g e g e n ü b e r stellt die Fassung B eine Überarbeitung der Karolingerzeit dar, w ä h r e n d die Fassung C aus d e m E n d e des 11. Jahrhunderts stammt. I m Sinne

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eines Ausblickes wird a m Schluß ein in zwei Fassungen (von etwa 7 0 0 bzw. von etwa 783) vorliegender Mirakelbericht ( M L W : MIRAC. Gertr. I/II) behan­ delt. N a c h einer Untersuchung der Entstehungs- und Überlieferungsge­ schichte der Vita werden die darin zutage tretende Heiligkeitskonzeption und das dahinter stehende Darstellungsinteresse behandelt, sodann wird der Text in den G e s a m t z u s a m m e n h a n g irofränkischer Heiligkeitsvorstellungen einge­ ordnet.

Nicht textphilologischen Interessen, sondern Fragestellungen i m Bereich des Inhalts und der Aussageintentionen gilt die folgende Arbeit über eine wichtige Gruppe von Quellen zur Geschichte Deutschlands im 1 1 . und 12. Jahrhundert, eine überarbeitete H a m b u r g e r Dissertation von 1 9 9 6 / 9 7 : Dirk SCHLOCHTERMEYER. Bistumschroniken des Hochmittelalters. Die politi­ sche Instrumentalisierung von Geschichtsschreibung. P a d e r b o r n : Schöningh, 1998. 222 S. I S B N 3-506-77898-6. D i e Untersuchung gilt folgenden Texten, die hier unter Beigabe der M L W - (gegebenenfalls abweichender N G M L - ) S i g l e n genannt s e i e n : den Bistumschroniken von Eichstätt (ANON. Has.), Hildesheim (CHRON. Hild.), Halberstadt (GESTA Halb.), M a g d e b u r g (ARNOLD BERG, gest./ GESTA M a g d . ) , Merseburg (CHRON. Merseb.), M e t z (GESTA [ e p i s c ] Mett.) und Toul (GESTA [ e p i s c ] Tull.). Diese sieben B i s t u m s ­ chroniken, aus der Zeit von 1078 bis 1142, hauptsächlich solche aus Sachsen und aus Lothringen, werden auf den örtlich-diözesanen wie den reichsge­ schichtlichen B e z u g s r a h m e n befragt, nach der Darstellung der G r ü n d u n g des jeweiligen Bistums und der H a n d l u n g e n der einzelnen Bischöfe. In Betracht gezogen werden sodann die U m s t ä n d e der Abfassung in der Zeit des Investi­ turstreites und die Einwirkung der Auftraggeber, sodann auch die Wirkungs-, Rezeptions- und Überlieferungsgeschichte. I m Mittelpunkt des Interesses steht das jeweilige hic et nunc der Abfassung dieser Texte, weniger die über­ greifenden Gattungstraditionen der Historiographie regionaler kirchlicher Institutionen.

Mit etwas Verspätung sei auf zwei ( z u s a m m e n publizierte) kleine Arbeiten eines Philosophiehistorikers hingewiesen, die einem der für das Geistesleben des Hoch- und Spätmittelalters wichtigsten Vorgänge gelten, nämlich der Übersetzung und A n e i g n u n g von Texten aus d e m Griechischen und d e m Ara­ b i s c h e n : T h o m a s RICKLIN. D i e T h y s i c a ' u n d der 'Liber de c a u s i s ' im 12. Jahrhundert. Z w e i Studien. Mit einer Vorrede von Ruedi IMBACH. (Doki-mion, N e u e Schriftenreihe zur Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie 17). Freiburg / S c h w e i z : Universitätsverlag, 1995. 126 S. I S B N 3-7278-0994-9. Die erste Studie steht unter d e m T i t e l : „ Unde Aristoteles in physicis. Elemente für eine Geschichte der Verbreitung der Physica des Ari­

stoteles i m lateinischen Westen zwischen 1140 und 1 2 3 0 " . Darin werden ver­ schiedene Aspekte der frühen Rezeption der ' P h y s i k ' des Aristoteles i m Abendland b e h a n d e l t : ihre Übersetzung (Jacobus Veneticus), K o m m e n t i e r u n g (Robert Grosseteste und andere), Heranziehung (erstmals explizit in HUGO HONAUG. hom.) und vieles andere mehr. Die zweite Arbeit ist überschrieben

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mit „ Gerhard von C r e m o n a u n d der Liber de causis ". Hier werden Elemente zur Geschichte von Gerhards L e b e n und Werk vorgelegt. Anschließend werden seine Übersetzungen b e h a n d e l t ; besonderes A u g e n m e r k gilt zwei Texten, die nicht in seinem Werkkatalog enthalten s i n d : Alexander von Aphrodisias, ' D e intellectu et intellecto' u n d Al-Kindi, ' D e intellectu'. Ein weiteres T h e m a ist die Wirkungsgeschichte des 'Liber de expositione bonita-tis p u r e ' i m lateinischen Westen, der auf den pseudoaristotelischen 'Liber de causis primis et secundis' eingewirkt hat.

Wie allgemein bekannt, haben i m Hochmittelalter m a n c h e Dichter ver­ mehrt die N ä h e antiker Vorbilder gesucht, haben sich in imitatio und aemula-tio oft recht nahe an deren Dikaemula-tion herangearbeitet und haben sich i m m e r wieder, teils in m e h r mechanischer Art, teils mit kalkuliertem, Spannung schaffendem Abstand auf Klassikerstellen bezogen. Dies gilt auch für die beiden großen Trojaepen des reifen Hochmittelalters, nämlich die ' Y l i a s ' des Joseph von Exeter aus d e m E n d e des 12. Jahrhunderts ( N G M L : los. ISCAN. bell. Troian.) — zu benutzen nach der A u s g a b e : Joseph Iscanus, Werke und Briefe, herausgegeben von L u d w i g GOMPF (Mittellateinische Studien und Texte 4), Leiden 1970, S. 77-211 (vgl. S. 5-60) — und für den 'Troilus' Alberts von Stade v o m Jahre 1249 ( M L W : ALBERT. STAD. Troil.). Für diese beiden Dichtungen wird nun die Art und Weise, wie der jeweilige Dichter mit seinen klassischen, spätantiken und mittelalterlichen Vorbildern umgeht, aus­ führlich u n d eindringlich dargestellt in einer umfangreichen Arbeit, hervorge­ gangen aus einer Kölner Dissertation von 1998, n ä m l i c h : T h o m a s GÄRTNER. Klassische Vorbilder mittelalterlicher Trojaepen. (Beiträge zur Altertum­ skunde 133). Stuttgart: Teubner, 1999. 580 S. Mit großer Umsicht und leb­ haftem Interesse an den Belangen von Inhalt und Aussageintention geht der Verfasser, den beiden Dichtungen entlangschreitend, meist eine Gruppe von Versen z u s a m m e n n e h m e n d , den dichterischen Mustern nach. Mit dieser Art von „ Imitationskommentar " wird für das Verständnis der beiden Werke und ihrer dichterischen Strukturen überaus viel gewonnnen. D a s auf die ' Y l i a s ' entfallende Stück der Arbeit ist nahezu dreimal so umfangreich wie das d e m 'Troilus' gewidmete. A u c h stellte sich d e m Bearbeiter hier und dort die Auf­ gabe ganz unterschiedlich: Joseph Iscanus liebt es, die aus seinen Vorbildern bezogenen Textstücke zu verändern und miteinander zu kombinieren, somit etwas N e u e s und oft nur schwer Verständliches daraus zu machen, während Albert von Stade zumindest über bedeutende Strecken hin eine ziemlich mechanische Centonisierungstechnik anwendet. Diese geradlinige Art der Ü b e r n a h m e k o m m t angesichts der prekären Textgrundlage wie gerufen, denn b e i m 'Troilus' besitzen wir nur eine einzige, dazu mangelhafte und teilweise schwer lesbare Handschrift; erschlossen ist sie nur mangelhaft durch eine längst veraltete Ausgabe, u n d auch einzelne Nachkollationierungen — so die­ jenige von M a r k u s WESCHE (dazu A L M A 50, S. 134f.) — haben diese Mängel

nicht völlig ausgeglichen. D a hat die genaue „ Kartierung " der intertextuellen Verhältnisse textkritisch beträchtliches Gewicht. Für den in seiner

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Verarbei-tungstechnik anspruchsvolleren Joseph Iscanus wird eine detaillierte „ Z u s a m ­ menstellung der I m i t a t i o n s f o r m e n " geboten. (Unnötig zu sagen, daß nicht j e d e Gegenüberstellung zwingend als konkrete Abhängigkeit verstanden

w e r d e n m u ß , und daß etwa im Bereich „ sprachlicher Analogiebildungen zur V o r l a g e " vielfach persönliches E r m e s s e n i m Spiel ist.) D e s Weiteren wird dafür an einem Beispiel (Gesandtschaft des Antenor nach Salamis) die Art und Weise studiert, wie zwei Vorbilder — hier Dares Phrygius, der grundle­ gende Bezugstext, und das Helena-Epyllion des Dracontius — miteinander kombiniert (der Bearbeiter sagt dafür „ k o n t a m i n i e r t " ) werden. Was Albert von Stade betrifft, wird anhangsweise ein erhaltenes Stück aus der als ganzer untergegangenen Evangelienharmonie ' Q u a d r i g a ' ( M L W : ALBERT. STAD. quadr.) untersucht. Bemerkenswert ist die Heranziehung von „ K l a s s i k e r n " des H o c h m i t t e l a l t e r s : Beide untersuchten Dichter ziehen ausgiebig die 'Alex­ andreis' h e r a n ; der 'Architrenius' des Iohannes de Hauvilla wird hauptsäch­ lich von Joseph Iscanus benützt, die 'Poetria nova' des Geoffroy de Vinsauf selbstverständlich erst von Albert von Stade, der 'Anticlaudianus' des Alanus ab Insulis k o m m t häufig in der ' Y l i a s ' u n d andererseits in d e m ' Q u a d r i g a ' -F r a g m e n t vor.

Von demselben Philologen ist kurz zuvor eine kurze textkritische Studie zu einer Dichtung aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erschienen, deren Textform in den letzten Jahren wiederholt zu reden gegeben hat. Es geht u m den ' E r n e s t u s ' Odos von Magdeburg aus d e m Zeitraum 1205/32 ( M L W : ODO MAGDEB. Ern.). Die 1989 erschienene Edition ( A L M A 50, S. 158f.) hatte an m a n c h e n Stellen R a u m zu seither vorgetragenen textkritischen Besserungen g e l a s s e n ; deren bisher jüngste i s t : T h o m a s GÄRTNER. N e u e Vorschläge z u m Text des ' E r n s t u s ' Odos von Magdeburg. (Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 126, 1997, S. 279-300). Wie allgemein in diesen Lite­ raturberichten, so gilt auch hier, daß d e m Berichterstatter bei w e i t e m nicht die nötige M u ß e zu Gebote steht, auf das in den besprochenen Arbeiten Vorge­ tragene inhaltlich einzugehen. Eine Einzelheit anzumerken, sei hier dennoch gestattet: Unsere Beurteilung hochmittelalterlicher Dichtung hat zwar durch den Scharfsinn einer an klassischen Texten geschulten Konjekturalkritik gewiß schon oftmals Wesentliches gewonnen. N u r geht es schwerlich an, daß in einen Text — einzig deshalb, weil bei e i n e m überlieferten Wort die aller-elementarste Grundbedeutung nicht paßt — ein anderes dafür eingesetzt wird, unter Vernachlässigung der ganzen reichen Polysemie, die sich im Laufe der Zeit bei vielen Wörtern angesammelt hat. R e c h t facettenreich ist beispiels­ weise der Gebrauch von contrectare. D a b e i ist der Schritt von ' b e r ü h r e n ' zu

'entweihen, verunehren' (zufolge von Understatement / E u p h e m i s m u s ) noch gradlinig u n d einfach ( T h L L 4, Sp. Sp. 7 7 4 , 61ff.; M L W 2, Sp. 1783, 46ff. usf.). In ODO MAGDEB. Ern. 1, 155f. wird die Wiederverheiratung einer W i t w e abgelehnt, ne ledere famam / quo posset nati vel contrectare lucernam. D e r hierzu vorgetragenen Beurteilung „ F ü r contrectare ist contristare einzuset­ zen " ist entgegenzusetzen, daß contrectare in der genannten Bedeutung sogar

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ganz ausgezeichnet paßt. Überhaupt läßt sich schon ein Text der Spätantike, geschweige d e n n : des 13. Jahrhunderts, nicht nach den Maßstäben der Lati-nität der Zeit kurz vor und nach Christi Geburt beurteilen. A u c h hat der Phi­ lologe, der einen überlieferten Wortlaut ändern möchte, die Beweislast dafür zu tragen, daß keine einzige der insgesamt in den Texten bezeugten Bedeu­ tungen des vorgefundenen Wortes einen annehmbaren Sinn ergäbe.

Zu den großen, Text- und Bildsysteme kombinierenden typologischen Werktypen des Spätmittelalters gehören die auf Ulrich von Lilienfeld (t 1358) zurückgehenden 'Concordantiae caritatis'. Ulrich, 1345-1351 Abt des Zisterzi­ enserklosters Lilienfeld bei St. Pölten in Niederösterreich, stellte dieses weit ausgreifende Werk in den Jahren wohl nach der Niederlegung der Abtswürde zusammen. Das E n s e m b l e besteht aus einer Postille und einem Bilderkatechis­ m u s . In großartiger Weise ist das Werk auf uns g e k o m m e n in der prachtvoll bebilderten Handschrift 151 der Stiftsbibliothek Lilienfeld, d e m Ausgangs­ punkt der Überlieferung. Es bestehen zahlreiche Abschriften unterschiedlicher Typen, darunter nicht weniger als 38 Handschriften der Postille, teils mit, teils ohne Bebilderung. Unter geistesgeschichtlichem und kunsthistorischem — nicht so sehr unter philologischem — Blickwinkel ist nun dieser Werkkomplex aufgearbeitet worden in der folgenden Untersuchung, die eine Passauer Disser­ tation von 1998 darstellt: H e d w i g MUNSCHECK. Die Concordantiae caritatis de Ulrich von Lilienfeld. Untersuchungen zu Inhalt, Quellen u n d Verbreitung, mit einer Paraphrasierung von Temporale, Sanktorale und C o m m u n e . (Europäische Hochschulschriften, Reihe 2 8 : Kunstgeschichte 352). Frankfurt/M.: Lang, 2000. 459 S., 27 Abb. I S B N 3-631-35395-2. Großräumig besehen, gliedert sich diese Arbeit in zwei Hälften: in eine historischen, kunstgeschichtlichen, hermeneutischen und quellenkritischen Fragen gewidmete Monographie, welcher eine Reihe von Abbildungen (in leider recht mangelhafter Wieder­ gabe) beigegeben sind, und in einen „ A n h a n g " (von immerhin 240 Seiten), enthaltend eine paraphrastische Wiedergabe aller 238 Predigtskizzen, aus denen die Postille besteht, z u s a m m e n mit kurzen Beschreibungen der beigege­ benen Bilder. Die Postille ist nach d e m Kirchenjahr ausgerichtet und besteht aus d e m Temporale (156 Predigtskizzen), d e m Sanctorale (deren 73) und d e m selbstverständlich ganz kurzen C o m m u n e sanctorum (neun Stücken). Gegen­ über der 'Biblia p a u p e r u m ' und anderen schematischen Vergegenständlichun­ gen typologischen Denkens — zu den Quellen zählen außerdem das 'Speculum h u m a n a e salvationis', die 'Rota in m e d i o r o t a e ' u. a. m . — sind hier die B e z ü g e vom biblischen ins nachbiblische Feld a u s g e d e h n t : die kirchlichen Heiligen stellen Antitypen dar so gut wie Christus selber. D e m Antitypus stehen jeweils nach bekannter Weise zwei alttestamentliche figurae gegenüber, dazu aber j e zwei Beispiele aus der N a t u r ; hierfür sind die Enzyklopädien des T h o m a s von Cantimpre und von Bartholomaeus Anglicus nachgewiesen, weiter das 'Specu­ lum naturale' des Vinzenz von Beauvais, j e d o c h auch zwei im Kloster selber geschaffene Werke, nämlich das ' S p e c u l u m animalium' und das 'Sp. vegetabi-lium ' Christans von Lilienfeld (t nach 1330).

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Hinsichtlich s p r a c h w i s s e n s c h a f t l i c h e r U n t e r n e h m u n g e n darf mitgeteilt werden, daß v o m 'Mittellateinischen Wörterbuch bis z u m aus­ gehenden 13. Jahrhundert' 1999 die (besonders umfangreiche) Abschlußliefe­ rung des zweiten Bandes (C), Lieferung 13/14 (23/24 des Gesamtwerks) samt Titelei des Bandes erschienen ist. Erstmals sind auf der 3 . und 4. U m s c h l a g -seite A d d e n d a zu der neuen Zitierliste ( A L M A 5 5 , S. 311f.) v e r z e i c h n e t : Neueditionen bereits bis anhin herangezogener Texte sowie auch Editionen bisher nicht berücksichtigter Texte.

Sodann ist von Seiten des Berichterstatters inzwischen e r s c h i e n e n : Peter STOTZ. Handbuch zur lateinischen Sprache des Mittelalters, 2. B a n d : Bedeu­ tungswandel und Wortbildung. (Handbuch der Altertumswissenschaft II 5, 2). M ü n c h e n : Beck, 2000. X X V I , 4 8 2 S. I S B N 3-406-45836-X. Der B a n d wird in dieser Zeitschrift besprochen.

Was sprachwissenschaftliche Opera minora angeht, ist v o m selben Verfas­ ser e r s c h i e n e n : Peter STOTZ. Thuribulum — turribulum: Kulturgeschichtliches in einem lautlich-graphematischem B e f u n d ? (Museum Helveticum, Schwei­ zerische Zeitschrift für klassische Altertumswissenschaft 57, 2 0 0 0 , S. 104-111). Angesichts der zahlreichen Belege für die Schreibung turribulum anstelle von t(h)uribulum wird die Vermutung geäußert und begründet, daß -rr- durch Einfluß von turris (turricula u. ä.) bedingt ist, was damit in Z u s a m ­ m e n h a n g stehen dürfte, daß Rauchfaßoberteile oftmals als miniaturisierte Turm- bzw. Stadtarchitektur gestaltet wurden. (Schöne Beispiele dafür finden sich übrigens in d e m oben angezeigten Theophilus-Buch von BREPOHL, B a n d 2, S. S. 146-148.)

Zu Axel SCHÖNBERGERS Aufsatz über den flektierten Infinitiv siehe unten, Ex nobili philologorum officio.

Schon vor einiger Zeit ist an der A k a d e m i e der Wissenschaften und der Literatur in M a i n z unter der Leitung von C l e m e n s ZINTZEN ein U n t e r n e h m e n ins Leben gerufen worden, w e l c h e m die Schaffung ausgebauter I n d i c e s zu einzelnen Schriftstellern der R e n a i s s a n c e z u m Ziel gesetzt i s t : Indices zur lateinischen Literatur der Renaissance (ILLR). Gedacht ist zunächst an italienische, vor allem Florentiner Autoren zwischen 1300 u n d 1600. Sie sind nach einem einheitlichen Plan erarbeitet: Geboten wird jeweils ein Index n o m i n u m , ein Index rerum, ein Index geographicus und ein Index auctorum. D e r Index rerum enthält deutsche, aber auch lateinische Begriffe. Erfaßt werden jeweils alle gedruckten Texte, also auch solche, die nur in alten Drucken vorliegen. A n entlegener Stelle, etwa in M o n o g r a p h i e n oder Zeit­ schriftenaufsätzen edierte Texte werden d e m jeweiligen B a n d als A n h a n g bei­ gegeben. Bisher sind erschienen B a n d 1 : Coluccio Salutati. Index. Bearbeitet von C Z ' und U t e ECKER, Peter RIEMER. ([Mit] A p p e n d i x : C S ' , Opera minora selecta, zusammengestellt von H a n s MÜNSTERMANN). T ü b i n g e n : Narr,

1992. X V I I , 271 S. I S B N 3-8233-4990-2 / B a n d 2 : Cristoforo Landino. Index. Bearbeitet von Ute ECKER, Dorothea GALL, Peter RIEMER, C Z \ Hil­ desheim : O l m s , 1998. X X V I I , 270 S. I S B N 3-487-10502-0. Bereits angezeigt

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i s t : B a n d 3, 1/2: Marsilio Ficino, Index, I S B N 3-487-10503-9 / . . . - 1 0 5 0 4 - 7 . Zusätzlich zu diesen Indices in Buchform soll jeweils eine CD-ROM-Version erscheinen, welche außer d e m Index die zugrundeliegende Textbasis selber umfaßt, so daß also ausgedehnte Recherchen betrieben werden können.

Was die N a c h s c h l a g e w e r k e angeht, so sind von d e m zügig erschei-nenden Thesaurus proverbiorum medii aevi (zuletzt: A L M A 56, S. 270f.) inzwischen drei weitere B ä n d e e r s c h i e n e n : 7 : Kern-Linie (1998), 8 : Linke-Niere (1999) und 9 : niesen-Schädlichkeit (1999).

I m Folgenden wird eine schmale Auswahl an S a m m e l w e r k e n ange-z e i g t : I m m e r wieder versammeln sich Editoren von Texten verschiedener Sprachen und aus unterschiedlichen Zeiten, u m g e m e i n s a m über die Prinzipien ihrer Tätigkeit nachzudenken u n d nach neuen M e t h o d e n und Lösungen zu suchen. Solchen Zielen galt auch die Fachtagung von Herausgebern philo-sophischer Texte, die 1997 in M ü n c h e n stattfand, und deren Akten hier zumindest erwähnt werden sollen : Philologie und Philosophie. Beiträge zur VII. Internationalen Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft philosophischer Editionen (... 1997 M ü n c h e n ) . Herausgegeben von Hans Gerhard SENGER. (Beihefte zu editio 11). T ü b i n g e n : Niemeyer, 1998. VII, 245 S. I S B N 3-484-29511-2. Die Referate sind gruppiert unter den Gesichtspunkten „ Editionsför-d e r u n g " (zu Editionsför-der Trägerschaft u n Editionsför-d Editionsför-den Organisationsformen eEditionsför-ditorischen Arbeitens), „ Philologie und Philosophie " (besonders auch Überlegungen z u m Verhältnis der beiden Gebiete), „ Editionen in anderen Ländern " (gemeint ist : außerhalb des deutschen Sprachbereiches) und „ E d i t i o n e n und EDV-Tech-nik ". Hinzu k o m m e n Beiträge, die der Arbeitsgemeinschaft und ihrer Tätigkeit selber gelten. A n dieser Stelle sollen einzig die Aufsätze zweier Fachkollegen hervorgehoben w e r d e n : Jürgen STOHLMANN. Was bringt uns die Philologie n o u v e l l e ? (S. 71-88) Er unterzieht die grundlegenden Forderungen der N e w philology einer kritischen Prüfung. Er bekräftigt, daß es sachgerecht ist, d e m Autor selber, der Form des von i h m in die Öffentlichkeit entlassenen Werkes und seinen Intentionen nachzuspüren. Der Rezeptionsprozeß und die Verände-rungen, denen ein Text oder Textkonglomerat dabei unterworfen wird, sind aller Aufmerksamkeit wert, dürfen j e d o c h das textkritische Interesse am A u s -gangszustand nicht verdrängen. Seine Ausführungen illustriert er mit zwei Dichtungen des Simon A u r e a Capra (Chèvre d ' O r ) , ' Y l i a s ' und ' D e apostoli-c i s ' , von der jeweils m e h r als eine auf den Autor zurüapostoli-ckgehende Fassung vorliegt. — Paul TOMBEUR. Science et i n c o n s c i e n c e : les éditions critiques. Propositions et esquisse d ' u n e d y n a m i q u e du provisoire (S. 144-182). Er hält ein beredtes u n d leidenschaftliches Plädoyer dafür, daß man b e i m Edieren überlieferungsgerecht und nicht besserwisserisch vorgehen soll. Die Befunde sind nicht im Text selber z u m Z w e c k e besserer Verständlichkeit zu verändern, sondern das Irreguläre ist i m Apparat zu erklären. In d e m aspektereichen Beitrag, in w e l c h e m zahlreiche Erfahrungen mit Editionen des 20. Jahrhun-derts fruchtbar gemacht werden, wird einem Ethos der D e m u t — durchaus gepaart mit Bescheidwissen — gegenüber d e m Überlieferten das Wort geredet.

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Übergreifende mediävistische Fragestellungen interdisziplinär zu diskutie­ ren, war das Ziel einer 1 9 9 5 in Landshut abgehaltenen Tagung, deren äußerer Anlaß ein runder Geburtstag Franz Josef Worstbrocks bildete — eines Germa­ nisten, der sich ebenso intensiv mit den lateinischen wie mit den deutschspra­ chigen Texten in Spätmittelalter und Renaissance befaßt: deren Mit- und Inein­ ander stellt eines seiner großen Forschungsinteressen dar. Dies spiegelt sich denn auch in den i h m zu Ehren publizierten T a g u n g s a k t e n : Mediävistische Komparatistik. Festschrift für Franz Josef Worstbrock z u m 6 0 . Geburtstag. Herausgegeben von Wolfgang HARMS und Jan-Dirk MÜLLER in Verbindung mit Susanne KÖBELE und Bruno QUAST. Stuttgart: Hirzel, 1 9 9 7 . 3 6 1 S., Abb. im Text. I S B N 3 - 7 7 7 6 - 0 7 3 2 - 0 . Im Folgenden werden lediglich j e n e Beiträge genannt, in denen es (auch) u m lateinische Texte des mittelalterlichen Jahr­ tausends g e h t : Hartmut KUGLER. Imago mundi. Kartographische Skizze und literarische Beschreibung (S. 7 7 - 9 3 ) . I m Z u s a m m e n h a n g mit diesen beiden unterschiedlichen kosmographischen Darstellungsmethoden ist besonders die R e d e von der 'Descriptio m a p p a e m u n d i ' von Dijon ( u m 1 1 2 0 / 3 0 ; H u g o von St. Viktor oder dessen Umkreis, ed. P. GAUTIER DALCHE, 1 9 8 8 ) . — Benedikt Konrad VOLLMANN. Johann von N e u m a r k t : lateinischer und deutscher Stil (S. 1 5 1 - 1 6 2 ) . Es geht u m die Bewertung von Stilfragen in der H a n d h a b u n g des Lateinischen und des Deutschen bei J. v. N . (kurz vor 1 3 2 0 - 1 3 8 0 ) , der als Kanzler Karls IV. und als Übersetzer wirkte. — Burghart WACHINGER. 'Eurialus und L u c r e t i a ' : antike Muster bei der Verständigung über Frauen u n d Liebe in Latein und Volkssprache (S. 1 6 3 - 1 7 6 ) . Betrifft die Novelle 'Historia de duobus amantibus' des Aeneas Silvius Piccolomini (verfaßt 1 4 4 4 ) und deren deutsche Nachgestaltung durch Niklas von Wyle (um 1 4 1 5 - 1 4 7 9 ) . — Peter GODMAN. Literaturgeschichtsschreibung im lateinischen Mittelalter und in der italieni­ schen Renaissance (S. 1 7 7 - 1 9 8 ) . Erörterung verschiedener Texttypen, darunter Schriften De viris illustribus, Autorenviten, Lektürelisten, Accessus ad aucto-res u. a. m . — Hinzu k o m m e n Beiträge von vorwiegend germanistischem sowie geistesgeschichtlichem und kulturwissenschaftlichem Interesse. D e n Beiträgen ist j e eine Zusammenfassung der daran anschließenden Diskussion beigegeben.

Ein vor allem der Iberoromania verbundener R o m a n i s t ist vor k u r z e m mit einer umfangreichen Festschrift geehrt w o r d e n : Ex nobili philologorum offi­ cio. Festschrift für Heinrich Bihler zu seinem 8 0 . Geburtstag, herausgegeben von Dietrich BRIESEMEISTER und Axel SCHÖNBERGER. B e r l i n : D o m u s editoria Europaea, 1 9 9 8 . X X , 9 9 9 S „ Porträt. I S B N 3 - 9 2 7 8 8 4 - 6 0 - X . Inmitten der großen Zahl romanistischer Beiträge mit verschiedensten Themenstellungen sind zumindest deren sechs lateinischerseits von I n t e r e s s e : Johannes KRAMER. Wozu brauchen Romanisten L a t e i n ? (S. 1 - 2 3 ) — Joseph JURT. Frühmittelal­ terliche Visionsliteratur vor D a n t e : Walahfrid Strabos Visio Wettini (S. 2 5 - 4 5 ) . — Fidel RÄDLE. In der A l h a m b r a der Großen Vernunft: z u m Werk des Petrus Alfonsi (S. 4 7 - 6 0 ) . — Sybille GROSSE. D a s Bild der Helena bei Benoit de Sainte-Maure u n d G u i d o de Columnis i m Vergleich (S. 6 1 1 - 6 2 7 ) . — Axel

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SCHÖNBERGER. Z u r U m w e r t u n g von Boccaccios De claris mulieribus in Chri­ stine de Pizans Livre de la cite des dames (S. 673-711). — DERSELBE. Z u m flektierten Infinitiv als grammatischer Kategorie i m Lateinischen und R o m a ­ nischen (S. 927-949). Hierbei geht es nicht etwa u m die mittelalterliche Kasusflexion substantivierter Infinitivformen wie biberes, licerem oder averem, sondern u m eine Neubewertung der hergebrachten, d e m Konjunktiv zugeordneten Formenreihen der verbalen Paradigmata auf -arem, -ares usf. und -avissem, -avisses usf.

Z u m Schluß wie üblich ein Blick auf die neu erschienenen B ä n d e ein­ schlägiger Z e i t s c h r i f t e n :

A u s B a n d 3 5 , 1 (2000) des ' M i t t e l l a t e i n i s c h e n J a h r b u c h e s ' betreffen die folgenden Beiträge Philologisches i m engern S i n n e : Johannes SCHWIND. Eine Nachlese z u m T h e m a Dichterreminiszenzen im 'Aachener (Paderborner) Karlsepos' (S. 11-19). [Betrifft Neufunde bei der Bearbeitung des Similienapparates zur Neuauflage der Edition von Franz BRUNHÖLZL (siehe oben unter Editionen).] — Christine RATKOWITSCH. Der 'Liber d e c e m capitulorum' des Marbod von R e n n e s : ein simplex et unum (Teil II) (S. 21-48). [Fortsetzung des in A L M A 57, S. 338, angezeigten Aufsatzes.] — David Robert HOWLETT. Sixes and sevens in Anglo-Latin prologues (S. 49-70). [Untersuchungen zu numerischen Strukturen in den Prologen des ' R e m e d i a r i u m conversorum' Peters von Waltham (2. Hälfte 12. Jh.) und des 'Philobiblon' Richards von Bury ( 1 . Hälfte 14. Jh.).] — T h o m a s GÄRTNER. Das Urteil des Alanus ab Insulis über die 'Alexandreis' des Walter von Chätil-lon (Anticl. I 166-170) — ein übersehenes Silvenzitat im 'Anticlaudian' (S. 71-76). [Es geht u m STAT. silv. 4, 7, 21-24.] — A r m a n d o BISANTI. Nota a Gualtiero Anglico, 'Aesopus' 20, 10 (S. 77-80). — Von allgemeiner literatur­ wissenschaftlichem oder geistesgeschichtlichem Interesse sind die Aufsätze von Giuseppe CREMASCOLI über ' D a s Mittelalter als Erneuerung der Kultur' (S. 1-10) und von Widu-Wolfgang EHLERS ü b e r : 'Liebes-, Lebens-, Ehepart­ n e r : Pontanos 'Amores coniugales' (S. 81-99).

A u s Heft 2 von Band 55 des ' D e u t s c h e n A r c h i v s f ü r E r f o r ­ s c h u n g d e s M i t t e l a l t e r s ' sind folgende Arbeiten zu n e n n e n : T h o m a s GÄRTNER. ZU den klassischen und zeitgenössischen Vorbildern im 'Liber ad h o n o r e m A u g u s t i ' des Petrus von Eboli (S. 477-498). [Bezieht sich auf die in A L M A 5 3 , S. 2 1 8 , angezeigte Edition. — Zeitgenössische Vorbilder sind GALTER. CASTIL. und ALAN. INS.] — Karl UBL. Zur Entstehung der Fürsten­ spiegel Engelberts von A d m o n t (f 1331) (S. 499-548). [Mit Editionspartien i m Anhang.] — Heike GRAHN-HOEK. Eine textkritische B e m e r k u n g z u m Panegy-ricus des Ennodius auf Theoderich den Großen (c. 15) (S. 591-597). [Bezieht sich auf die in A L M A 5 5 , S. 2 8 5 , angezeigte Edition.] — Elke GOEZ u n d Werner GOEZ. ZU den Urkunden der Markgräfin Mathilde von Tuszien für

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Montecassino (S. 599-610). [Betrifft einige Stücke der in A L M A 57, S. 313f., angezeigten Edition.]

Der 3 3 . Band d e r ' F r ü h m i t t e l a l t e r l i c h e n S t u d i e n ' (1999) ent­ hält unter anderm : M a r k STANSBURY. Early-medieval biblical commentaries, their writers and readers (S. 49-82). — Bernd ROLING. D e r Historiker als A p o ­ loget der Weltverachtung. Die 'Historia A n g l o r u m ' des Heinrich von Hun-tingdon (S. 125-168). — Stefan SCHULER. Medicina secunda philosophia. Die Einordnung der Medizin als Hauptdisziplin und die Z u s a m m e n s t e l l u n g ihrer Quellen i m ' S p é c u l u m m a i u s ' des Vinzenz von Beauvais (S. 169-251). — Christel MEIER. Bilder der Wissenschaft. Die Illustration des ' S p é c u l u m m a i u s ' von Vinzenz von Beauvais i m enzyklopädischen Kontext (S. 252-286, Tafeln X X X X V ) . — Baudouin VAN DEN ABEELE. L e ' D e animalibus' d ' A r i -stote dans le m o n d e latin : modalités de sa réception médiévale (S. 287-318). — Rüdiger SCHNELL. Konstanz und M e t a m o r p h o s e n eines Textes. Eine über-lieferungs- und geschlechtergeschichtliche Studie zur volkssprachlichen Rezeption von J a c o b u s ' de Voragine Ehepredigten (S. 319-395). Beigegeben sind d e m B a n d Berichte über den Münsterer Sonderforschungsbereich 2 3 1 , 'Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter' und über das Graduiertenkolleg 'Gesellschaftliche Symbolik im Mittelalter'.

Aus d e m Band 113 (2000) der ' W i e n e r S t u d i e n ' seien die folgen­ den Beiträge herausgegriffen : Kurt SMOLAK. Der H y m n u s für j e d e Gebets­ stunde (Prudentius, Cathemerinon 9). Eine interpretierende Analyse (S. 2 1 5 -236). — Rainer JAKOBI. Ps.-Ambrosius, D e pudicitia et castitate (Clavis3 176).

Edition und Kommentar (S. 237-243). [Dieses vermutlich in Nordafrika oder Italien vor 4 5 0 verfaßte Mahnschreiben wird nach den Hss. Fulda theol. A a 9 und Milano, Ambr. D 268 inf. ediert.] — Vincenzo ORTOLEVA. Note critico-testuali ed esegetiche al primo libro dei Digesta artis mulomedicinalis di Vegezio (S. 245-280). — T h o m a s HAYE. Ein ungeliebter Lyriker des 12. Jahr­ hunderts. Beobachtungen zu den kleineren Gedichten des Stephan von R o u e n (S. 281-300). [Dieser wenig bekannte Dichter, M ö n c h des normannischen Klosters B e c , wohl etwa 1110/20 bis nach 1170 lebend, hinterließ, neben d e m Epos ' D r a c o N o r m a n n i c u s ' , in der H s . Paris B N F lat. 14146 carmina minora im Gesamtumfang von immerhin 2043 Versen. N a c h einer historisch-biogra­ phischen Einführung werden die „ texttypologische Z u o r d n u n g ", „ chronolo­ gische und sachliche B e z ü g e " sowie „ das poetologische P r o g r a m m " behan­ delt.] — Christine RATKOWITSCH. Mittelalterliches in der Hirtendichtung des Giovanni Boccaccio (S. 301-334). [Vor allem geht es u m die Einwirkungen von MART. VALER. buc. und ALAN. INS. Anticl.]

Innerhalb des Bandes 109 (1998) der ' S t u d i e n u n d M i t t e i l u n g e n zur Geschichte des B e n e d i k t i n e r o r d e n s u n d seiner Z w e i g e ' sind zu erwähnen : Peter ORTH. Eine ungedruckte Papsturkunde für die Benediktiner­ abtei Montiéramey. Zugleich ein Beitrag z u m Briefstil des Nikolaus von Clairvaux / Montiéramey (S. 69-89). [In der hier edierten u n d besprochenen U r k u n d e Hadrians IV. (1154/59) ist implizit Nikolaus von Clairvaux genannt ;

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in dessen Sermo 12 werden Anklänge an Briefe Hildeberts von Lavardin nam-haft gemacht.] — Camilla BADSTÜBNER-KIZIK. Übersetzung der Vita Paulinae des Sigeboto und Kommentar (S. 91-184). [Betrifft SIGEBOTO Paulin. (Mitte 12. Jh.). Die deutsche Übersetzung dieser recht umfangreichen Vita der Patro-nin von Paulinzella ist mit ausgiebigen Erläuterungen v e r s e h e n ; in F o r m eines ausgebauten Nachwortes werden allgemeinere T h e m e n behandelt. Unter den bisherigen Arbeiten der Verfasserin zu diesem T h e m a sei wenigstens ihre (seinerzeit hier übergangene) Berliner Dissertation von 1992 nachtragsweise verzeichnet: C B ' - K ' . Die Gründungs- und Frühgeschichte des Klosters Paulinzella und die Lebensbeschreibung der Stifterin Paulina. Sigebotes Vita Paulinae als D e n k m a l hirsauischer Reformliteratur des 12. Jahrhunderts. Eine reform-, literatur- und sozialgeschichtliche Untersuchung. (Uni Press Hoch-schulschriften 41). M ü n s t e r : Lit Verlag, 1993. 216 S. I S B N 3-89473-612-7. — Unter den Beiträgen in B a n d 110 (1999) seien h e r v o r g e h o b e n : Hubertus LUTTERBACH. „ Ein Herz und eine Seele . . . ". Peter Abaelards Lebensregel für Klosterfrauen (S. 99-123). — Christoph FASBENDER. T h o m a s Finck als Über-setzer, Textbearbeiter und Autor (S. 147-167), s o w i e : Klaus GRAF. Zur Bio-graphie des T h o m a s Finck (S. 169-173) [Betrifft den aus Heilbronn stam-m e n d e n Benediktiner T h o stam-m a s Finck, u stam-m 1500 wirkend.] — Christine GLASSNER. Verzeichnis der im Nachlaß der Melker Historiker Bernhard und Hieronymus Pez erhaltenen Briefe (S. 195-243). [Materialien zur Fors c h u n g Fors g e Fors c h i c h t e ; bekannt geblieben iForst vor allem Bernhard Pez ( 1 6 8 3 -1735) als Herausgeber des 'Thesaurus anecdotorum novissimus'.]

In B a n d 11 (1998) von ' M e d i ä v i s t i k , Internationale Zeitschrift für interdisziplinäre Mittelalterforschung' ist e i n s c h l ä g i g : M . J. FITZGERALD. Richard Brinkly, 'An istud syncategorema omnis sit pars subiecti'. A n édition of the unpublished text together with a discussion (S. 135-152). [Brinkly war ein Logiker u n d Theologe des 14. Jahrhunderts.]

A u s Band 26/1 (1999) der Zeitschrift ' F r a n c i a ' sind hier folgende Beiträge zu nennen : M o n i q u e GOULLET. In vera visione vidi, in vero lumine audivi. Écriture et illumination chez Hildegarde de Bingen (S. 77-102). — Bertrand SCHNERB. Troylo da Rossano et les italiens au service de Charles le Téméraire. Avec deux pièces justificatives (S. 103-128). [Die anhangsweise edierten Belegstücke sind lateinisch geschriebene Anstellungsverträge Karls des Kühnen mit italienischen Edelleuten.] — L u d w i g FALKENSTEIN. Das Grand Cartulaire der Abtei L a Sauve Majeure u n d seine Papsturkunden (S. 155-183). [Mit der Edition von vier Urkunden i m Anhang.]

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