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4.3 Linguistische Aspekte und deren Umsetzung in der Synchronfassung

4.3.3 Wortspiele

Genauso wie Sprichwörter und Redewendungen sind auch Wortspiele beim Übersetzen als eine Ein-heit zu betrachten. Im Gegensatz zu diesen Phänomenen gilt es aber nicht immer, ein Äquivalent in der Zielsprache zu finden, da solche in der Regel gar nicht vorhanden sind. Vielmehr geht es darum, auch das Zielpublikum zum Lachen zu bringen (Kurz 2006:183).

In der vorliegenden Arbeit sollen sämtliche Erscheinungen unter Wortspielen zusammengefasst wer-den, die auf einem “Spiel mit formalen Gleichheiten bzw. Ähnlichkeiten bedeutungsunterschiedlicher sprachlicher Einheiten” basieren (Belz 2008:62).

Es werden im Folgenden ausschliesslich Typen von Wortspielen untersucht, in denen die lexikali-schen Ambiguitäten einer Sprache ausgenutzt werden:

1. Homonymie:Lautidentität und übereinstimmende Orthografie 2. Homophonie: Lautidentität, aber abweichende Orthografie 3. Paronymie: Ähnlichkeit bedeutungsunterschiedlicher Ausdrücke 4. Wortspiele mit Namen

5. Lexikalische Kontamination: Wortkreuzung 6. Versprecher

Wortspiele sind nicht grundsätzlich unübersetzbar, erfordern aber ein hohes Mass an sprachschö-pferischem Talent. In Anlehnung an Belz (2008:58-62) können grundsätzlich folgende Strategien angewendet werden:

1. Wortspiel -> Wortspiel:Es wird versucht, das Wortspiel des Ausgangstextes auch im Zieltext als Wortspiel wiederzugeben – inhaltliche und formale Veränderungen vorbehalten – oder durch wortspielähnliche rhetorische Mittel (Wiederholung, Alliteration, Reim usw.) zu rekonstruieren.

2. Wortspiel -> Übersetzung:Das Wortspiel wird ’wörtlich’ übertragen ohne Rücksicht darauf, ob im Zieltext ein wortspielartiger Effekt entsteht oder nicht.

3. Wortspiel -> kein Wortspiel: Das Wortspiel kann aufgrund sprach- oder medienspezifischer Hindernisse nicht erhalten werden.

4. kein Wortspiel -> Wortspiel: Als Kompensation für Wortspiele, die an einer anderen Stelle verloren gegangen sind, können im Zieltext Wortspiele eingebaut werden, die im Ausgangstext so nicht existieren.

Verfolgt der Übersetzer einen funktionalistischen Ansatz, d.h. es gilt insbesondere den durch die Wortspiele generierten komischen Effekt aufrechtzuerhalten, so tritt wie bei der Übersetzung von Sprichwörtern und Redewendungen die inhaltliche Äquivalenz in den Hintergrund. Um Funktions-konstanz zu erreichen, muss der Übersetzer die mit dem ausgangssprachlichen Element aktivierten scenes analysieren und versuchen, ähnlichwirkende Ausdrücke (frames) in der Zielsprache zu finden.

Dabei darf er sich nicht zu sehr an wörtliche Bedeutungen klammern (Belz 2008:58-62).

4.3.3.1 Homonymie

Im ersten Beispiel (A.14.3) wird mit der Doppeldeutigkeit von Wörtern gespielt. Die Komik ergibt sich daraus, dass durch die eingesetzten frames jeweils zwei möglichescenes aktiviert werden.

Lisa und Bart treffen im Park auf Martin Prince, der dort nach antiken Pfeilspitzen sucht (siehe Abbildung 4.23).

Abbildung 4.23: Während im englischen Dialog gar nicht auf den Pinsel Bezug genommen wird, macht sich der Übersetzer die Tatsache zunutze, dass Martin Bart den Pinsel entgegenstreckt und kreiert daraus ein homonymisches Wortspiel (E14, 05:30).

Martin Prince: Care to make it a trio, Bart?

You can brush, and I can blow!

Bart: Well, I agree you blow.

Martin Prince:Then, it’s a plan.

Bart: A lot of people blow, but no one blows like you.

Martin Prince:High praise indeed!

Bart:When you look up blow in the dictionary ...

Lisa: Bart, he’s not gonna get it!

Martin Prince: Willst du der Dritte im Bunde sein Bart? Du darfst auch meinen Pinsel nehmen.

Bart: Hättest du wohl gern, wenn ich deinen Pinsel nehme!

Martin Prince:Es würde mich sogar freuen.

Bart: Du bist also wirklich scharf drauf, dass ich deinen Pinsel anfasse?

Martin Prince:Es wär mir ein Vergnügen.

Bart: Pinsel ist ’n andres Wort für ...

Lisa: Bart, er wirds nicht kapieren!

Das Verb “to blow” im Englischen enthält dieselbe Doppeldeutigkeit wie seine deutsche Entspre-chung “blasen”. Da die wörtliche Übersetzung etwas plump wirken würde, wurde eine subtilere

Lösung gefunden, auch im Deutschen die zweite Interpretationsmöglichkeit zu aktivieren. Durch Barts Sprechweise und Betonung wird die sexuell konnotierte scene des Wortes “Pinsel” erweckt.

In dieser Szene zeigt sich sehr gut, wie ein Spiel mit Doppeldeutigkeiten auf Gegenstände im Bild bezogen werden kann.

Die nächste Szene (A.9.3) spielt erneut im bereits angesprochenen Gedächtniswiederherstellungs-institut, als Homer an eine Erinnerungsmaschine angeschlossen wird.

Homer: This is great. I’m finally gonna find out how I ruined my family. Strap me in, nerd!

Professor John Frink: To me, “nerd” stands for “not even remotely dorky”, so thank you.

Thank you for the compliment. Now, you’ll feel a slight pinch, followed by an extremly painful pinch symboling that this spike will begin boring into your skull three seconds later.

Homer: Boring!

Professor John Frink: Yes, that’s right, boring.

Homer: Das ist grossartig. Endlich erfahr ich, wie ich meine Familie kaputt gemacht hab.

Also los Sie Nase!

Professor John Frink: Für mich ist “Nase”

die Abkürzung für “nicht Aussenseiter sondern Elite”, danke. Danke für das Kompliment. Sie werden einen kleinen Stich spüren, gefolgt von einem extrem schmerzhaften Stich, weil sich der Dorn drei Sekunden später in Ihren Schädel bohrt, was schmerzreizend auf Ihre Nerven wirkt.

Homer: Is ja reizend!

Professor John Frink: Ganz recht, reizend.

Die Verwendung der ing-Form von “to bore” (dt. sich hineinbohren) erlaubt es in diesem Fall, ein Wortspiel mit dem Adjektiv “boring” (dt. langweilig) zu kreieren. Die Lösung in der Synchronfas-sung weicht etwas ab, da eine AnpasSynchronfas-sung an das deutsche Sprachmaterial erfolgen musste. Um das Wortspiel nicht auf Kosten des Inhalts zu rekonstruieren, wurde ein zusätzlicher Teilsatz (“was schmerzreizend auf Ihre Nerven wirkt”) hinzugefügt. Dadurch wird zwar die Synchronfassung deut-lich länger und die Sprechgeschwindigkeit muss erhebdeut-lich erhöht werden, um alles unterzubringen.

Dies wirkt sich jedoch keineswegs störend aus, da der Professor ohnehin gerne und viel redet. Zu be-achten ist auch, wie die Abkürzung “nerd” im Deutschen wiedergegeben wurde. Obwohl eine leichte Verschiebung der Semantik geschieht und die eigentliche Bedeutung des Wortes “nerd” wegfällt, wurde eine gute deutsche Entsprechung gefunden.

4.3.3.2 Homophonie

Das Wortspiel im untenstehenden Beispiel (A.16.5) beruht auf der Homophonie, also der Lauti-dentität, der Ausdrücke. Carl versucht mit der Country-Sängerin Lurleen Lumpkin zu flirten und meint:

Carl: Say, Lurleen, are you Jamaican? ’Cause

“Jamaican” me crazy.

Carl: Lurleen hast du die Heizung aufgedreht?

Mir wird so heiss, wenn ich dich seh.

Der Anmachspruch in der englischen Version basiert auf einem homophonen Wortspiel: “Jamaican”

entspricht “ya makin”’, also “you’re making”. In der Synchronfassung wurde ein ebenso alberner Flirtspruch verwendet, der allerdings aus einem etwas anderen semantischen Feld stammt. Der Spruch ruft zwar ähnliche scenes wie im Englischen hervor, wirkt jedoch aufgrund des fehlenden Wortspielcharakters platter.

4.3.3.3 Paronymie

In diesem Unterkapitel werden Wortspiele behandelt, die auf der formalen Ähnlichkeit von Aus-drücken mit unterschiedlichen Bedeutungen beruhen.

Bei einer Preisverleihung erzählt Tingeltangel-Mel aus dem Off(Szene A.20.2):

Sideshow Mel: Only one person here really matters ... the recipient of this award. No, it is not me. I am but your humble narrator in this tale of fame, betrayal and coin collecting. But more about that later. Nor is it him. Nor him.

Nor ham.

Tingeltangel-Mel: Denn es kommt hier nur auf eine Person an, auf den Empfänger dieses Preises. Obwohl es nicht ich bin. Denn ich bin nur der bescheidene Chronist dieser Historie über Ruhm, Betrug und Numismatik. Doch mehr dazu später. Noch ist es er, oder er, oder er.

In dieser Szene wird mit der formalen und klanglichen Ähnlichkeit der Begriffe “him” (dt. er) und “ham” (dt. Schinken) gespielt. Während Mel mit den Worten “Nor is it him. Nor him.” eine Person nach der anderen ausschliesst, schwenkt auch die Kamera von einer Figur zur anderen, bis schliesslich bei “nor ham” ein Schwein im Bild zu sehen ist. So entsteht durch das Zusammenspiel von Bild und Sprache ein geniales phonetisches Wortspiel, das im Deutschen nicht übertragbar ist.

Um die Komik zumindest ansatzweise zu erhalten, wäre vielleicht eine auf klanglichen Aspekten beruhende Lösung wie “Noch ist es er, oder er, oder Eber” möglich gewesen.

Die Familie Simpson gerät in Szene A.2.2 ungewollt mitten in eine Trauerfeier. Als eine ältere Dame Homer fragt, ob er als Sargträger aushelfen könne, entsteht ein Missverständnis. Dies wird ihm klar, als er den Sarg tatsächlich tragen muss.

Lady: Would you like to be a pallbearer?

Homer:Of course. Oh, I thought she said polar bear.

Dame: Begleiten Sie ihn auf seiner letzten Reise?

Homer: Aber sicher. Ohm, ich hab gedacht, er macht eine Kreuzfahrt.

In den beiden Versionen werden jeweils andere Mittel eingesetzt, um das Publikum zu unterhal-ten. Während im Englischen das auf Paronymie beruhende Wortspiel zwischen “pallbearer” (dt.

Sargträger) und “polar bear” (dt. Eisbär) zur Evozierung eines komischen Effekts genutzt wird, geschieht dies im Deutschen mithilfe der Diskrepanz zwischen dem in diesem Kontext Erwarteten und dem Tatsächlichen.

In Szene A.19.1 sind Lance Armstrong und Fozzie Bear Laudatoren bei einer Preisverleihung.

Speaker: Welcome back to the ESPY Awards.

Our next presentors are Lance Armstrong and Fozzie Bear.

Fozzie Bear:Wagga wagga wagga.

Lance Armstrong: That’s right, Fozzy. And this year’s right guard keeping cool under pressure award goes to ...

Fozzie Bear: Hey Lance, nice trousers. Did you win those at the Tour de Pants?

Sprecher: Und nun wieder die Sport Awards.

Den nächsten präsentieren Lance Armstrong und Fozzie Bear.

Fozzie Bear:Waka, waka, waka.

Lance Armstrong: Genau, Fozzy. Und der diesjährige “Das Deo hält auch drei Halbzeiten”-Preis geht an ...

Fozzie Bear: Hey Lance, startet Beckenbauer eigentlich bei der Tour de Franz?

Das Wortspiel im Englischen beruht darauf, dass “France” und “Pants” paronym zueinander sind.

Der Übersetzer wollte wohl aufgrund der Präsenz des siebenfachen Toursiegers Lance Armstrong auch im Deutschen die “Tour de France” ins Spiel bringen und hat deshalb mithilfe einer im deut-schen Sprachraum bekannten Persönlichkeit ein Wortspiel kreiert, das ebenfalls auf Paronymie basiert.

In der nächsten Szene (A.15.11) liegt ein etwas besonderer Fall von Paronymie vor. Als Homer Lisa beim Rauchen erwischt, hält er ihr eine Standpauke. Dabei setzt er ein im Kontext unpassendes Wort ein, das dem richtigen Ausdruck im Klang ähnelt. Solche Missgriffe in der Wortwahl werden Malapropismen genannt (Belz 2008:66-67).

Homer: I can’t believe you were smoking. Did you know the “sturgeon” general said you’re not supposed to?

Lisa: A “sturgeon” is a fish.

Homer: And a very wise fish he is!

Homer: Ich kann einfach nicht glauben, dass du geraucht hast. Weisst du nicht, dass im Jugendschmutzgesetz steht, dass das verboten ist?

Lisa: Dad, es heisst Schutzgesetz, nicht Schmutz.

Homer: Genau, weil es ein sehr sauberes Gesetz ist.

Mit “sturgeon general” (sturgeon = dt. Stör) meint Homer eigentlich “Surgeon General”, den höchs-ten Militärarzt einer Armeeabteilung. Eine direkte Übertragung ins Deutsche ist in diesem Fall nicht möglich, da diese Position im deutschsprachigen Raum eine andere Bezeichnung trägt. Deshalb

wur-de auf zwei sich ähnelnwur-de Ausdrücke in einem etwas anwur-deren semantischen Feld zurückgegriffen und die Folgesätze erfuhren eine entsprechende Anpassung.

4.3.3.4 Wortspiele mit Namen

Die Namen in der Zeichentrickserie “The Simpsons” wurden fast immer bewusst vom Autor ge-wählt. Neben ihrer identifizierenden Funktion unterstreichen sie oft auch auf scherzhafte Weise die Eigenheiten der Namensträger oder sind Produkte von Wortspielen (Belz 2008:65-66).

Während aber beispielsweise in den Synchronfassungen in Spanien und Lateinamerika sprechende Namen, die zur Charakterisierung der Figuren beitragen, teilweise übersetzt wurden, kommen in der deutschen Version nur selten Neubenennungen vor. So wird in der lateinamerikanischen Fas-sung “Reverend Lovejoy” (lovejoy = dt. Liebe und Freude) mit “Reverendo Alegría” (dt. Freude, Munterkeit) übertragen und in der spanischen “Itchy & Scratchy” (dt. etwa Jucki und Kratzi) mit

“Rasca y Pica” (rascar = kratzen; picar = jucken) oder “Sideshow Bob” mit “Actor Secundario Bob”

(dt. Nebendarsteller Bob) (Gil 2009:146-147).

Die Bedeutung von Namen wie C. Montgomery Burns (dt. Schau, Montgomery brennt), Mr. Smit-hers (dt. Scherben, Splitter), Rektor Skinner (dt. Hautabzieher), Mrs. Krabappel (dt. Holzapfel) oder Mr. Beardley (beard = Bart) und damit auch Wortspiele und Anspielungen auf real existie-rende Personen oder andere Dinge entgehen so dem deutschen Zuschauer3.

Nur wenige Namen wurden ins Deutsche übersetzt. Dazu gehören “Hans Moleman”, der in der deutschen Version “Hans Maulwurf” genannt wird, und “Bumblebee Man”, der aber fälschlicherweise

“Bienenmann” statt “Hummelmann” heisst.

Ein etwas spezieller Fall ist Tingeltangel-Bob, der im englischen Original den Namen “Sideshow Bob” trägt. “Sideshow” bedeutet so viel wie Nebenvorstellung und spielt auf die Tatsache an, dass Bob einst ein Assistent von Krusty, dem Clown, war. In der ersten Staffel der deutschen Fassung behält Bob zunächst seinen Originalnamen, heisst aber seit der Folge “Sideshow Bob Roberts”

(Staffel 6, Episode 5) hierzulande Tingeltangel-Bob (Wikipedia-7 2010). Das wirkt nicht nur bei Aufschriften und Bildern mit “Sideshow Bob” irritierend auf die Zuschauer, sondern führt auch zum Verlust von komischen Elementen. So geht beispielsweise in der Synchronfassung das folgende Wortspiel verloren (Szene A.8.7).

Sideshow Bob: This time, to liven up my tale, I brought along some visual aids. Just call me ... Slideshow Bob!

Tingeltangel-Bob: Diesmal werd ich meinen Vortrag multimedial unterstützen. Nennt mich einfach ... Slideshow Bob!

3Über die Herkunft der verschiedenen Namen gibt folgende Seite Auskunft:

http://www.simpsonlife.com/de/main.php?menu=herkunft

Das Wortspiel kann im Deutschen nur dann verstanden werden, wenn dem Zuschauer auch der Originalname bekannt ist. Da dieser aber schon länger nicht mehr verwendet wird, wird sich wohl insbesondere das jüngere Publikum nicht daran erinnern und die Komik nicht verstehen.

Gut übertragen wurden die auf Grundlage von Namen geschaffenen Wortspiele in den folgenden Szenen (A.10.8, A.13.2 und A.6.13).

Kent Brockman: Thank you, Senator Winnergill.

Senator: That’s Whiner-girl.

Kent Brockman: Danke Senator Yamatooth.

Senator: Ich heisse Yamatussi.

Durch die Namensänderung wird auch der deutsche Zuschauer zum Schmunzeln gebracht. Etwas verwirrend ist lediglich, dass kurz darauf in den Vorgärten Schilder mit der Aufschrift “Elect Whi-nergirl” (dt. Wählen Sie Heulsuse) zu sehen sind. Aufgrund des schnellen Kameraschwenks muss diese Unstimmigkeit dem deutschen Publikum aber nicht sofort ins Auge fallen. Es könnten ja zudem auch andere Kandidaten damit gemeint sein.

Donny: Hey, Krabappel, your name sounds like “crab apple”. Did you go sour waiting for someone to pick you?

Ms. Krabappel:Pretty much.

Donny: Hey Krabappel, Ihr Name klingt wie

“begrabbelt”, dabei ist es ziemlich lang her, dass Sie jemand begrabbelt hat oder?

Frau Krabappel:Verdammt lang.

Obwohl die sexuelle Komponente im Deutschen etwas expliziter dargestellt wird, ist die Lösung geglückt.

Gaylord: Norbert? I wish. My name is Gay-lord Q. Tinkledink. ... And I’m here to find my nephew Nerdletaub Z. Pantybottom.

Schwulian: Norbert? Schön wärs. Ich heiss Schwulian Maria Tatütata. ... Und ich bin auf der Suche nach meinem Neffen Dödelbert Karla Windelpopel.

Bei solchen Wortkreationen fällt auf, dass es sich nicht immer um eine genaue Übersetzung der einzelnen Wortteile handelt und sich der Übersetzer eine relativ grosse künstlerische Freiheit her-ausnimmt. Kreatives Talent beweist er auch bei der Übertragung der Szenen A.14.7 und A.16.3, bei denen er aus den Vollen schöpft.

Rector Skinner: Martin Prince was known by many names – Martin Priss, Martin Prin-cess, Fartin’ Prince, Martin the brown-nosed reindeer ...

Rektor Skinner: Martin Prince war unter vielen Namen bekannt – Martin Piss, Martin Princess, Furzkopfprinz, Martin, die schwule Prinzenrolle ...

Marge: Listen, I’m sorry I called you all those mean things like ... oh, I don’t even remember.

Homer: Confederate degenerate?

Lisa: Southern-fried succubus?

Bart: Hee-haw ho?

Marge: Es tut mir Leid, dass ich Sie mit so vielen Schimpfnamen belegt habe wie eh ... oh ich hab sie schon alle vergessen.

Homer: Landeierstock?

Lisa: Kuhstallmatratze?

Bart: Heustubehure?

Es kann beobachtet werden, dass in beiden Versionen auch kulturelle Elemente vorkommen wie

“the brown-nosed reindeer”, eine Parodie auf das Weihnachtslied “Rudolph, the red-nosed reindeer”, oder die “Prinzenrolle”, der berühmte deutsche Doppelkeks. Hier zeigt sich, wie eng Sprache und Kulturwissen oft bei der Komikgenerierung verbunden sind.

4.3.3.5 Lexikalische Kontamination

Eng mit der Bildung von Neologismen verbunden ist auch das Phänomen der lexikalischen Kon-tamination (auch Wortkreuzung, Portemanteau-Worte), bei dem zwei Ausdrücke zu einem neuen verschmelzen (Belz 2008:68-69).

Es folgen nun einige ausgewählte Beispiele aus der untersuchten Staffel, in denen sowohl im Engli-schen als auch im DeutEngli-schen von der Technik der lexikaliEngli-schen Kontamination Gebrauch gemacht wurde.

Homer wird in Folge 03 für ein Abschleppunternehmen tätig. Er nimmt seine Arbeit dabei so genau, dass er den Unmut von Springfields Einwohnern auf sich zieht. Moe wirft deshalb Dartpfeile auf eine Zielscheibe mit Homers Bild und ruft wütend (Szene A.3.15):

Moe:Take that, you towtalitarian! Moe:Nimm das, du Abschleppfaschist!

Das englische Wort “tow” (dt. abschleppen) ist paronym zum ersten Teil des Wortes “totalitarian”.

Durch die Wortkreuzung der beiden frames werden zwei verschiedene scenes ausgelöst. Mit “Ab-schleppfaschist” wurde im Deutschen zwar keine lexikalische Kontamination geschaffen, jedoch eine wirkungsäquivalente Wortzusammensetzung.

In Szene A.8.10 berichtet Moderator Kent Brockman live von den Trauerfeierlichkeiten für Tingel-tangel Bob.

Kent Brockman: America has a tradition of turning outlaws into legends after their deaths:

Billy the Kid, Bonnie and Clyde, Jesus Christ.

Joining them now is Robert “Sideshow Bob”

Terwilliger, whose funeral we’re presenting with live shovel-to-shovel coverage.

Kent Brockman: Amerika hat die Tradition, Gesetzlose nach ihrem Tod in Helden zu verwandeln: Billy the Kid, Bonnie und Clyde, Jesus Christus. Und von nun an auch Robert

“Tingeltangel-Bob” Terwilliger, von dessen Trauerfeier wir uns mit einer Liveberichtbe-stattung melden.

In diesem Fall wird das Spiel mit den Worten “live coverage” (dt. Liveberichterstattung), “to shovel”

(dt. schaufeln) und “to cover” (dt. bedecken) im Deutschen durch eine neologische Form wiedergege-ben, an der die Lexeme “Liveberichterstattung” und “Bestattung” beteiligt sind. Dieser Neologismus ist möglich, da beide deutschen Ausdrücke bestimmte Bestandteile gemeinsam haben und dadurch kombiniert werden können. Einmal mehr ist dem Übersetzer auf eine bemerkenswerte Art und Weise gelungen, das Spiel mit der Sprache auch in der Synchronfassung zu erhalten.

Als das Fast-Food-Viertel in Springfield zerstört wird, muss Bürgermeister Joseph Quimby das Maskottchen Cheesy McMayor trösten (Szene A.10.1).

Joseph Quimby: There, there, Cheesy Mc-Mayor. No one likes weepy meat.

Joseph Quimby: Nana Käseburgermeister!

Niemand mag feuchtes Fleisch.

Abbildung 4.24:Das Maskottchen Cheesy (dt. kitschig, geschmacklos) McMayor (dt. Bürgermeis-ter) muss vom Bürgermeister (engl. mayor) der Stadt Springfield getröstet werden (E10, 05:27).

Cheesy McMayor ist eine Nachahmung von Mayor McCheese, einem Maskottchen von McDonald’s.

Da die meisten deutschsprachigen Zuschauer diese Figur wohl nicht kennen dürften, wurde die Anspielung in der deutschen Fassung mit einem Wortspiel kompensiert. Aufgrund der englischen Aussprache des Wortes “burger” werden bei den Zieltext-Rezipienten zunächst bestimmte Erwar-tungen bezüglich des Inhalts des Gesamtausdrucks geweckt, die aber durch den letzten Teil des Begriffs enttäuscht werden. Diese Inkongruenz, die durch die Kombination zweier bekannter Aus-gangsformen zu einem neuen Gebilde entsteht, sorgt für eine komische Wirkung.

Bei all diesen gelungenen Übertragungen ist zudem positiv zu verzeichnen, dass trotz des Primats der Form immer auch die inhaltliche Äquivalenz in einem hohen Masse gewahrt wurde.

4.3.3.6 Versprecher

In komischen Texten werden oft bewusst Versprecher, die unbeabsichtigt die eigentliche Meinung oder Absicht des Sprechers zum Ausdruck bringen, zur Komikerzeugung genutzt (Belz 2008:66-67).

Marge verbringt mit dem entflohenen Häftling Dwight einen Tag im Vergnügungspark (Szene A.4.8).

Als er sie mit seinen grossen Glubschaugen ansieht, lässt sie sich zu folgendem Versprecher hinreis-sen:

Dwight: The Viking boats. This is where I lost my first mom.

Marge: Mmhh, well this mom is not going to say bugeye ... I mean goodbye.

Dwight: Die Vikinger-Schiffe. Hier hab ich meine erste Mom verloren.

Marge: Mmhh, also diese Mom hier wird sich nicht so einfach verglubschen ... ehh ich meine verdrücken.

Die unintendierte Wortverwechslung lässt erkennen, was Marge wirklich denkt. Da die deutschen

Die unintendierte Wortverwechslung lässt erkennen, was Marge wirklich denkt. Da die deutschen