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Verluste ergeben sich zunächst einmal aufgrund der speziellen Bedingungen der Synchronisation.

Das Bild zeigt das kulturelle Symbolmilieu des Landes, in dem die Serie entstanden ist. Die dort sichtbaren Kulturspezifika lösen beim Zuschauer der Originalfassung ganz bestimmte Konnotatio-nen und AssoziatioKonnotatio-nen aus, die sich zum Teil stark von jeKonnotatio-nen des Zusehers der Synchronversion un-terscheiden können. Hinzu kommt ein gewisser Illusionsverlust, da selbst wenn die Figuren Deutsch sprechen, das Publikum doch immer wieder daran erinnert wird, dass die Handlung in den USA spielt.

Aufgrund des Trickfilmcharakters ist ausserdem – mehr noch als in anderen Filmen und Serien – die verbale visuelle Komikeine sehr wichtige Komponente. Schilder, Aufschriften auf T-Shirts oder sonstige schriftliche Hinweise enthalten Allusionen, kulturelle Referenzen oder Wortspiele, die dafür sorgen, dass eine bestimmte komische Atmosphäre entsteht. Bei der Analyse der 19. Staffel konnte beobachtet werden, dass viele dieser kleinen (komischen) Elemente unübersetzt blieben und somit dem deutschsprachigen Zuschauer mit beschränkten Englischkenntnissen entgehen (Kapitel 4.1.2.2).

Es lassen sich mehrere Erklärungen dafür anführen, warum solche Elemente nicht übertragen wur-den. Zum einen werden Dinge, die keinen direkten Bezug zur Handlung haben, nicht übersetzt. Zum anderen fehlt es oft an Zeit und Platz, eine Übersetzung und allfällige Erläuterungen beispielsweise in Form von Untertiteln einzufügen. Die Technik der Untertitelung ist ohnehin mit verschiedenen Problemen verbunden, wie im vorangehenden Kapitel bereits umrissen wurde. Der Zuschauer wird nicht sehr erfreut sein, einen Grossteil der Serie in Form von Untertiteln ’lesen’ zu müssen, zumal er ja in einem Synchronisationsland wohnt. Durch das “Hin-und-Herspringen” zwischen dem Bild und den Untertiteln entgehen ihm darüber hinaus viele andere bildliche Eindrücke. Ausserdem wäre in Szenen mit mehreren schriftlichen Informationen nicht klar, worauf sich die Untertitel beziehen (siehe Abbildung 4.15 in Kapitel 4.1.2.2).

In Bezug auf die sprachgebundene Komik konnten in der Analyse nur sehr wenige Verluste festgestellt werden. Am häufigsten verloren gehen Reime, die aufgrund der sprachstrukturellen

Verschiedenheiten des Deutschen und Englischen nicht immer an derselben Stelle erhalten wer-den können. Im Gegenzug wurwer-den aber Reimformen auch am meisten zu Kompensationszwecken eingesetzt, wie im vorangegangenen Kapitel bereits dargestellt wurde.

Es sei darauf hingewiesen, dass auch mit der Technik der Kompensation eigentlich ein Verlust ein-hergeht, der jedoch auf einer etwas anderen Ebene angesiedelt ist. Die komischen Elemente werden in der Synchronfassung an Stellen verschoben, an denen der Autor des Originals ursprünglich kein komisches Element vorgesehen hat. Dies kann zu der etwas seltsamen Situation führen, dass der deutsche Zuschauer, obwohl er sich dieselbe Serie und dieselbe Episode wie der englische ansieht, an ganz anderen Passagen über ganz andere Dinge lacht. So wird das deutsche Publikum, das nur die deutsche Version der Serie kennt, theoretisch nie wissen können, wie das Original tatsächlich ist und unter Umständen ein völlig anderes Bild von der Sendung haben. Diese Aussage kann allerdings dadurch relativiert werden, dass sich das Interesse am Original beim deutschen Zuseher wohl eher in Grenzen halten wird, solange er über die Witze in der Synchronfassung lachen kann.

Ein etwas spezieller Fall ist auch die Übertragung von Dialekten. Da aus den in Kapitel 4.3.5 aufgeführten Gründen ausgangssprachliche Dialekte nicht einfach so mit zielsprachlichen umgesetzt werden können, fallen mit dem Originaldialekt verbundene Konnotationen und Stereotype weg.

Ausserdem geht durch die Gleichförmigkeit der Standardsprache erneut ein atmophärisches Element verloren, das sich durch die gesamte Serie zieht. Deshalb wird das Filmverständnis in diesen Fällen auch nur “auf einer sehr oberflächlichen Ebene nicht berührt” (Herbst 1994:107).

Gleiches gilt auch für die Übertragung vonkulturgebundener Komik. Werden Filme, Lieder oder Persönlichkeiten direkt übernommen oder durch eine zielkulturelle Entsprechung ersetzt, führt dies zwar nur selten zu einem Informationsverlust, die verschiedenen Phänomene wirken jedoch ganz anders auf die Ausgangs- und die Zieltext-Rezipienten.

Verluste wurden also vor allem in den beiden folgenden Bereichen festgestellt: Zum einen können implizit erfahrbare Informationen, sprich Konnotationen und Assoziationen, insbesondere bei kul-turspezifischen Phänomenen (Institutionen, Persönlichkeiten, Liedern, Symbolen) und Dialekten nicht erhalten werden. Dieses Problem stellt sich zwar zum Teil auch bei ’normalen’ Übersetzun-gen, dort werden diese Verluste jedoch nicht wie bei Filmen oder Fernsehserien durch die ständige bildliche Präsenz verstärkt. Zum anderen gehen häufig viele kleine, Atmosphäre schaffenden Ele-mente und die verbale visuelle Komik verloren. Doch gerade auch diese vermeintlich unwichtigen Kleinigkeiten machen den Charme der Serie aus. Sie lebt von den Spitzfindigkeiten und Anspie-lungen, die an jeder Ecke des Bildschirms versteckt sind. Es sind viele kleine Puzzleteile, die am Schluss ein ganzes, mit komischen Elementen gespicktes Bild ergeben.

Aufgrund eben dieser Verluste ist eine völlige Funktionskonstanz in den verschiedenen Bereichen nicht möglich. Die Synchronfassung kann bezüglich des bildlichen Symbolmilieus, der atmosphäri-schen Elemente sowie der Konnotationen und Assoziationen nur begrenzt dieselbe Wirkung beim

deutschen Publikum entfalten wie das Original bei den englischsprachigen Zuschauern.

Die Unmöglichkeit, alle Elemente in der deutschen Synchronfassung beizubehalten, liegt in der Natur der Sache. Schliesslich unterscheiden sich sowohl die sprachlichen Strukturen als auch das Symbolmilieu. Der entscheidende Punkt ist, wie viel verloren geht bzw. ob genug erhalten werden kann. Nach eingehender Auseinandersetzung mit der Synchronisation der Simpsonsepisoden lässt sich schlussfolgern, dass sehr viel weniger verloren geht als zu Beginn der Analyse angenommen und noch genug übrig bleibt, an dem sich das deutschsprachige Publikum erfreuen kann.

Es darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass bei all diesen Überlegungen ein sehr wich-tiger Faktor ausser Acht gelassen wurde, nämlich der Zeitdruck. Unter diesem Aspekt scheint es schwierig, eine Synchronisationsleistung fair zu bewerten. Das Übersetzen primär komischer Texte erfordert neben dem kreativen Talent des Übersetzers vor allem Zeit, die eben oft nicht gegeben ist.

Eine solch detaillierte Analyse wie die obige erstreckt sich hingegen über einen grossen Zeitraum und beobachtet sämtliche Aspekte der Synchronübersetzung viel genauer und exakter, als dies in der Praxis oft möglich ist. Vor diesem Hintergrund lässt sich die Leistung des Übersetzers bzw.

Synchronautors der Sendung nicht hoch genug einschätzen.

Fazit

6.1 Schlussbemerkungen

Im Rahmen dieser Arbeit wurde anhand von Szenen aus der 19. Staffel der Zeichentrickserie “The Simpsons” illustriert, wie mit sprachlichen und kulturellen Phänomenen, die oft zur Komikerzeu-gung dienen, unter BerücksichtiKomikerzeu-gung der medienspezifischen Einschränkungen umgegangen wurde.

Abschliessend lässt sich im Hinblick auf die verschiedenen Ziele Folgendes festhalten:

- Medium und Übersetzungsart:

Bei der Synchronisation bestehen durchaus gewisse filmspezifische Einschränkungen. Diese sind in erster Linie auf das Erfordernis der Bild-Ton-Einheit zurückzuführen. Im Gegensatz dazu sind Zwänge, die sich durch die Lippensynchronität ergeben, zumindest im Fall von Zeichentrickseri-en von geringer Bedeutung und könnZeichentrickseri-en deshalb nicht als Rechtfertigung für wZeichentrickseri-eniger gelungZeichentrickseri-ene Lösungen gelten.

- Übersetzungsspezifische Probleme:

Im Umgang mit Kulturspezifika wurde auf die verschiedenen Translationsstrategien von Nedergaard-Larsen zurückgegriffen. Besonders häufig wurden kulturspezifische Phänomene direkt übernommen oder an das deutsche Zielpublikum und dessen Wissenshintergrund angepasst. Bei der Übertragung von Wortspielen gelang es fast immer, das Spiel mit sprachlichen Formen und Inhalten auch in der deutschen Version zu erhalten. Konnten Wortspiele nicht an derselben Passage wie im Original eingefügt werden, wurde dieser Verlust an anderer Stelle kompensiert. Da es eigentlich nur mithilfe funktionaler Lösungen möglich ist, komische Elemente auch in der Synchronfassung zu erhalten, geniesst die Form häufig Priorität gegenüber einer genauen Inhaltswiedergabe. Trotzdem wurde in vielen Fällen ein erstaunlich hohes Mass an inhaltlicher Äquivalenz erreicht. Insgesamt handelt es sich um eine hervorragende Synchronisationsleistung, dank der das Hauptziel der Synchronversion, nämlich dem deutschen Zielpublikum den gleichen Unterhaltungswert zu bieten wie das Original den englischsprachigen Zuschauern, erreicht wurde.

- Lost in Translation:

Bei der Synchronisation kommt es hauptsächlich in zwei Bereichen zu Verlusten: Zum einen gehen implizit erfahrbare Informationen wie Konnotationen und Assoziationen oft verloren. Zum ande-ren können viele atmosphärische Elemente sowie die verbale visuelle Komik nicht immer erhalten werden. Der Verlust dieser Komponenten lässt sich nicht verhindern, da die Bildinformationen in der Regel nicht verändert werden können und eine Versprachlichung vor allem aus Zeit- und Platz-mangel nicht möglich ist.