• Aucun résultat trouvé

3.4 Zielpublikum

4.1.2 Zusammenspiel verschiedener Kanäle

4.1.2.2 Der verbale visuelle Kanal

In der 19. Staffel werden hauptsächlich vier Strategien angewendet, um Schlagzeilen, Schilder oder Aufschriften vom Englischen ins Deutsche zu übertragen: Untertitelung, Voice-Over-Verfahren, Sub-stitution mit deutschem Text oder Omission.

Untertitelung

Eine der beliebtesten Strategien ist das Untertiteln. Auch bei dieser Übersetzungsart herrschen natürlich gewisse Zwänge. So müssen Untertitel aus Zeit- und Platzgründen möglichst kurz gehalten werden und es besteht kaum die Möglichkeit, Erläuterungen unterzubringen. Natürlich braucht auch der englischsprachige Zuschauer Zeit, die verbalen visuellen Informationen zu verarbeiten.

Er kann sie jedoch direkt im Kontext lesen, d.h. auf Schildern oder in der Zeitung, während der deutschsprachige Zuschauer zwischen Untertitel und Bildinformationen “springen” muss, um den Text an der richtigen “Stelle” einordnen zu können.

Beim Beispiel in Abbildung 4.8 kann aus Platzmangel nur ein Teil des Schildtextes im Untertitel wiedergegeben werden. Der andere, eigentlich witzige Teil wird dem deutschen Zuschauer unter-schlagen.

Abbildung 4.8: Da die lustige Bemerkung ganz unten nicht übersetzt wurde, muss das deutsche Publikum, will es das Wortspiel trotzdem erfassen, sofort (wieder) zur Tafel springen und schnell kombinieren, dass das Institut hinter dem Akronym “M.R.I.” keine MRIs durchführt (E09, 08:19).

Bei den beiden Beispielen in Abbildung 4.9 handelt es sich um Anzeigen in einer Zeitung.

Abbildung 4.9: Die Schwierigkeit bei dieser Passage liegt darin, dass die Untertitel sehr lang sind und die Figuren trotzdem weiterreden. Da die deutsche Übersetzung sowohl in den Untertiteln als auch im Synchrontext länger als das Englische ist, muss der Zuschauer in der Lage sein, sehr viele Informationen aufnehmen zu können (links: E04, 03:34; rechts: E04, 03:42)

Voice-Over-Verfahren

In Fällen, in denen Untertitel zu lang oder umständlich wären oder es sich anbietet, Personen einfach im Offweitersprechen zu lassen, wird vom Voice-Over-Verfahren Gebrauch gemacht.

So wird beispielsweise in der englischen Version das TiVo-Menu ganz ohne Kommentar gezeigt, während in der deutschen Synchronfassung zu hören ist, wie Marge die einzelnen Programmpunkte vor sich hinmurmelt (siehe Abbildung 4.10).

Abbildung 4.10: Die gesprochene deutsche Übersetzung lautet: “Gequatsche am Nachmittag.

Kuscheln and the City. Der Hundelabberer. Pimp meine Waschküche. Und oh, Opal.” (E08, 02:50)

Auch in der folgenden Szene (siehe Abbildung 4.11) ist der eingesprochenen Übersetzung gegenüber Untertiteln Vorrang zu geben.

Homer: Got it. I know just what it’ll take to hang onto Marge.

Homer: Alles klar. Ich weiss ganz genau, was ich tun muss, um Marge zu behalten: mir den Magen abbinden lassen.

Abbildung 4.11: Während in der englischen Fassung am Schluss nur noch die Bilder sprechen, spricht Homer in der Synchronfassung weiter und erklärt die Zeichnung. Dies ist wiederum nur möglich, weil Homer zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Bild zu sehen ist (E07, 15:18).

Häufig vorgelesen werden in den deutschen Episoden auch die Schlagzeilen in den Zeitungen, die im Englischen für sich selbst stehen. Trotz der Diskrepanz zwischen dem Gehörten und den verbalen visuellen Informationen auf dem Bild ist es eine sehr gute Methode, dem Zuschauer eine allzu grosse Leselast zu ersparen.

Substitution mit deutschem Text

Obwohl der Synchronregisseur die Bildelemente normalerweise nicht verändern kann, ist es bei Aufschriften auf einfarbigem Hintergrund technisch möglich, den englischen Text direkt mit dem deutschen zu ersetzen, wie in 4.12 zu sehen ist.

Abbildung 4.12: Das Einfügen des deutschen Texts an die ’richtige’ Stelle im Bild erhöht die Illusionswirkung der Synchronisation (links: E08, 08:57; rechts: E11, 03:39).

Omission

Bei der Analyse der einzelnen Folgen fiel aber auch auf, dass häufig Anzeigen oder Aufschriften nicht übersetzt wurden. Deshalb hat zumindest das deutsche Publikum in den nachstehenden Beispielen kaum etwas zu lachen.

Homer betrügt bei seiner Diät und begibt sich zusammen mit dem als Frau verkleideten Dönerfleisch (Abbildung 4.13) in ein Motel.

Abbildung 4.13: Da einige der Leuchtbuchstaben nicht mehr funktionieren wird aus dem Motel mit dem Namen “Sleep Eazy” (zu Deutsch “Schlafe schön”) ein “Sleazy Motel”, also ein Stundenhotel (E14, 13:18).

In diesem Fall muss jedoch zur Verteidigung des Übersetzers angemerkt werden, dass es fast nicht möglich ist, die verschiedenen Bedeutungen in nur so wenigen Zeichen zu erklären.

Platzmangel ist unter anderem wohl auch bei Abbildung 4.14 der Grund dafür, dass das Plakat unübersetzt bleibt.

Abbildung 4.14: Da aus Platzgründen keine ausführlichen Erklärungen möglich sind und es schwierig wäre, ein zielsprachliches Äquivalent zu finden, wird auf einen Untertitel verzichtet (E18, 10:26).

Parker Posey ist eine US-amerikanische Schauspielerin, die laut dem Slogan an diesem Filmfestival auf in Anorak gehüllte Poser1 treffen wird. Man kann vom in Kapitel 3.4 definierten deutschen Zielpublikum nicht erwarten, dass sie Parker Posey kennen oder des Englischen in einem solchen Masse mächtig sind.

Zu den kleinen komischen Elementen, die unübersetzt in der Regel verloren gehen, gehören vor allem Aufschriften auf T-Shirts oder Mützen, wie die Abbildungen 4.15, 4.16 und 4.17 zeigen.

1Damit gemeint sind Personen, “die versuchen, sich durch die Verwendung oberflächlicher Erkennungsmerkmale

Abbildung 4.15: Auf der Mütze steht “Dunce”, was so viel heisst wie “Schwachkopf”. Eine Unter-titelung gestaltet sich als schwierig, da der Zuschauer die Bildinformationen genauer analysieren und herausfinden müsste, worauf sich die Übersetzung bezieht. Es könnte in diesem Fall nämlich auch der Name des Restaurants gemeint sein (E09, 07:40).

Abbildung 4.16: Marge sucht Royce Lumpkin auf, der seine Tochter verlassen hat, als sie noch klein war. Die Aufschrift auf seinem T-Shirt weist darauf hin, dass er keine Unterhaltszahlungen leisten will. Es drängt sich natürlich die Frage auf, ob die Zuschauer über genügend Englischkennt-nisse verfügen, um dies zu verstehen (E16, 12:00).

Abbildung 4.17: Da das deutschsprachige Publikum das Wortspiel mit “Serial Killer” einfach von dem im Deutschen bekannten “Serienkiller” ableiten kann, ist diese T-Shirt-Aufschrift wohl eher verständlich. Hier erweisen sich die Ähnlichkeiten der englischen und deutschen Sprache als äusserst nützlich. (E18, 01:51)

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die quantitative Lippensynchronität sowie die Gestensyn-chronität fast immer eingehalten wurden und die qualitative LippensynGestensyn-chronität nur begrenzt erforderlich ist. Bis auf wenige Ausnahmen wurde auch die Bild-Ton-Einheit sehr gut erhalten.

Problematisch sind lediglich die vielen kleinen atmosphärischen Elemente, die unübersetzt verloren gehen.