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DIE VERBINDUNG EINER CONVENTIO MIT EINER CAUSA Grundsiitzlich bedarfjeder contractus zu seiner Wirksamkeit einer conventio

Textstellen aus ihrer Analyse ausblenden 50, vertreten hingegen die Aufassung, dass der Irrtum keine Konsensst6rung sei, sondern zu einer fehlerhaften

4. DIE VERBINDUNG EINER CONVENTIO MIT EINER CAUSA Grundsiitzlich bedarfjeder contractus zu seiner Wirksamkeit einer conventio

Andererseits gibt es Fiille, in denen die conventio trotz Vorliegens einer zweck-gerichteten Abrede nicht in einen con tractus übergeht, etwa beim Tausch, der nicht zu den anerkannten Vertragstypen ziihlt. Nach Aristo, Maurician und Ulpian kann jedoch auch a us der Verbindung einer conventio mit einer causa eine actio civilis resultieren.

D. 2,14,7,2 Ulpianus libro quarto ad edictum

Sed et si in alium contractum res non transeat, subsit tamen causa, ele-gant er Aristo Celso res pondit esse obligationem. ut puta dedi ti bi rem ut mihi aliam dares, dedi ut aliquidfacias: hoc ovvaÂÂay,ua esse et hinc nasci civilem obligationem. et ideo puto recte lulianum a Mauriciano reprehensum in hoc: dedi tibi Stichum, ut Pamphilum manumittas:

manumisisti: ev ictus est Stichus. Julianus scribit in factum actionem a praetore dandam: ille ait civilem incerti actionem, id est praescriptis verbis sufficere: esse enim contractum, quod Aristo avvaÂÂay,ua dicit, unde haec nascitur actio.

50 Zum wissenschaftsgeschichtlichen Kontext der ldentiflkationstheorie: BEHRENDS, Lenel (Anm. 9), S. 186 f.

51 WOLF, Error(Anm. 20), S. 46, 166 ff. und passim; Ugo ZILLETII, La dottrina dell'errore nella storia del diritto romano, Mailand 1961, S. 77 ff. und passim; WIEACKER, lrrtum (Anm. 42), S. 393 f.

52 So bereits: MAYER-MALY, Konsensstorung (Anm. 4), S. 251; !ihnlich: SCHERMAIER, Materia (Anm. 29), S. 115 f. (mit scharfer Kritik an der Vorgehensweise von Wolf und Zilletti: «Doch zu offensichtlich korrigieren Wolf und Zilletti die Texte ganz im Sinne ihrer vorgefassten Meinung von der romischen Irrtumslehre ... »), S. 123 ff.; KASER, Romisches Privatrecht I(Anm. 10), S. 237 f.; SCHMIDLIN/CANNATA, Droit privé romain II (Anm. 7), S. Ill ff.; Okko BEHRENDS, «La nuova traduzione tedesca dei Digesta e la critica interpolazionistica», Index 25 (1997), S. l3 ff. (23).

RuDOLF MEYER-PRITZL

Existiert ein spezifisches nomen, geht die conventio in dieses nomen con tractus über. Steht hingegen fùr eine conventio kein nomen contractus zur Verfù-gung53, liegt aber eine causa vor, bejaht Aristo eine obligatio, wahrend Celsus offenbar die gegenteilige Auffassung vertritt54. In den beiden von Aristo als

avvaÂÂay,ua55 bezeichneten Fallen des dedi ut dares und dedi utjacias hat

ego seine Leistung bereits erbracht. Auch in dem zweiten von Ulpian er-wahnten Beispiel, dem eine Kontroverse zwischen Julian und Maurician zu-grundeliegt, ist die Leistung schon erfolgt: Ego hat seinem Vertragspartner (tu) den Sklaven Stichus ge ge ben, damit tu den Sklaven Pamphilus freilasst, was auch geschehen ist. Stichus ist evinziert worden. Bei diesem Sachverhalt gewahrt Julian eine actio infactum56 ; Maurician nimmt hingegen aufgrund des bestehenden Synallagmas (dedi tibi rem ut aliquidfacias) einen con tractus an und gelangt daher zu einer actio civilis incerti.

Auch die von Aristo als Synallagma bezeichnete Verbindung einer conventio mit einer causa kann demnach zu einem klagbaren con tractus fùh-ren. Unter causa ist die konkrete, einseitig bereits erftillte, im Hinblick auf die vereinbarte Gegenleistung erbrachte Leistung zu verstehen57. Diesen

53 Dass es eine grossere Zahl von conventiones ais von nomina gab, brachte Ulpian mit den Worten natura enim rerum conditum est, ut piura sint negotia quam vocabula (D. 19,5,4 Ulpianus libro trigesimo ad Sabinum) zum Ausdruck. Siehe ausserdem:

D. 19,5, 1 pr. Papinianus libro octavo quaestionum: cum proprium nomen invenire non possumus und D. 19,5,3 Iulianus libro quarto decimo digestorum: quotiens contractus existunt, quorum appellationes nul/ae iure civilis proditae su nt.

54 Auch wenn die Einzelheiten der Auseinandersetzung zwischen Aristo und Celsus sich nicht mit letzter Sicherheit rekonstruieren lassen, spricht viel ftir die bereits von Partsch vorgetragene Ansicht, dass Celsus in den Fiillen dedi ut dares oder dedi ut facias ledig-lich eine Rückforderung durch condictio zuliess, wiihrend Aristo eine actio civilis auf-grund der bestehenden, auf dem O'uvaJ.J.ayj.Ja basierenden obligatio bejahte (Josef PARTSCH, «Das Dogma des Synallagma im romischen und byzantinischen Rechte», in:

Aus nachge/assenen und kleineren verstreuten Schriften, Berlin 1931, S. 3 ff. (15 f.).

Siehe ausserdem MAGDELAIN, consensualisme (Anm. 6), S. 36 ff.; BEN6HR, Synal/agma (Anm. 6), S. 14 f.; CANNATA, Vertrag (Anm. 31), S. 67.

55 Zum Begriff O'VvaJ.J.ayj.Ja in D. 2,14,7,2: BEN6HR, Synallagma (Anm. 6), S. 13 ff.;

SANTORO, Il contratto (Anm. 1), S. 35 ff., 277 ff.; MELILLO, Contrahere (Anm. 40),

s.

211 ff.

56 Siehe auch die Wiedergabe des Falles in D. 19,5,5,2 Paulus libro quinto quaestionum.

57 KASER, R6misches Privatrecht 1 (Anm. 10), S. 580 und 526 Fn. 36; André-Edmond GIFFARD, «L'actio civilis incerti et le synallagma (D. 2,14,7)», Revue historique de droit français et étranger 35 (1957), S. 337 ff. (341); MAGDELAIN, consensualisme (Anm. 6), S. 32; abwiigend: BEN6HR, Synallagma (Anm. 6), S. 14 f. Anders CANNA TA, Vertrag (Anm. 31 ), S. 68 («wenn jede Partei ein Interesse am Geschiiftsabschluss hat»,

«die wirtschaftliche Bedeutung des geführten Geschiifts»). MELILLO, Contrahere (Anm. 40), S. 213 Fn. 514 («la specificazione di un valore ... sostanzialmente riferito all'equilibrio economico ne! negozio»); SANTORO, Il contratto (Anm. 1), S. 254 («momento obbligante»).

PACTUM, CONVENTJO, CONTRACTUS

Bedeutungsgehalt von causa gibt die moderne, zielsprachenorientierte Über-setzung der Digesten ins Deutsche mit «zweckbestimmte Leistung» sehr tref-fend wieder58• Nach Maurician reich en die vorhandenen Klagemoglichkeiten aus, um tu eine Klage gegen ego zu gewahren59 . Es bedarf nicht einer actio in factum; vielmehr findet eine actio civilis incerti Anwendung. Dies begründet er damit, dass das auf einer causa beruhende Synallagma ais con tractus an-gesehen werden konne. Ebenso wie die in einen contractus übergehende conventio kann nach dieser Auffassung auch die Verbindung einer conventio mit einer konkreten zweckbestimmten Leistung zu einem con tractus und da-mit zu einer actio civilis ftihren.

Entscheidend ist damit, dass die subjektive conventio eine Verbindung mit einem objektiven Element eingeht, wobei dies im Regelfall die von der Rechtsordnung anerkannte Form eines bestimmten Vertragstypes ist. Aus-nahmsweise wird jedoch das reale Element einer konkreten zweckbestimmten Leistung ais eine dem Vertragstyp iiquivaiente objektive Komponente ange-se ben. Ais Grund fur dieange-ses erweitemde V ertragsverstandnis wird man den Einfluss der fides ais grundiegendem Prinzip vermuten dürfen: War es regeimassig der typusbildende Vertragszweck, der die Vereinbarung klagbar machte, so erschien die konkrete zweckbestirnmte Leistung ais eine dem typus-bildenden Vertragszweck gieichwertige Treuebeziehung, der die Rechtsord-nung die kiageweise Durchsetzbarkeit nicht versagen konnte. Allerdings wi-chen die von den romiswi-chen Juristen gewahiten Losungswege, die zur Kiagbarkeit führten, voneinander ab, wie Julians Gegenmeinung beiegt. Wah-rend Aristo und Maurician durch ein erweitemdes V erstandnis des contractus-Begriffs zu einer Kiagbarkeit der Palle der datio ob rem geiangten, aiso einen materiellrechtlichen W eg wiihlten, gab Julian dem prozessualen W eg einer grosszügigeren Gewiihrung einer actio in factum den Vorzug60 .

58 BEHRENDSIKNÜTEL/KUPISCH/SEILER, Corpus Iuris Civilis II (Anm. Il), S. 226; dazu Rolf KNûTEL, «La causa nella dottrina dei patti», in: Letizia VACCA (Hrsg.), Causa e contratto nell a prospettiva storico-comparatistica, Turin 1997, S. 131 ff. (144) mit Stellungnahme zu MAYER-MAL Y, SZ 113 (1996), S. 453 ( «AIIzuviel Interpretation steckt in der Übersetzung von causa mit zweckbestimmter Leistung ... »). Mayer-Maly über-setzt causa mit «einsichtigem Grund zur Verpflichtung» (Theo MAYER-MAL Y, R6mi-sches Privatrecht, Wien/New York 1991, S. 87).

59 Zur Wortbedeutung von sufftcere ausfùhrlich: CANNAT A, Vertrag (Anm. 31), S. 69; Ingo REICHARD, Die Frage des Drittschadensersatzes im k/assischen r6mischen Recht, Kôln/

Weimar/Wien 1993, S. 64.

60 Wiihrend Aristo und Maurician auf das avvaÂÂay,ua abstellen, um die Verbindung einer conventio mit einer causa von einer einfachen, nicht klagbaren conventio abzu-grenzen, setzt Labeo ovvaÂÂay,ua und contractus gleich: Labeo /ibro primo praetoris urbani definit, quod quaedam agantur, quaedam gerantur, quaedam contrahantur: et

RUDOLF MEYER-PRITZL

Lag hingegen keine zweckbestimmte Abrede v or, konnte aus der bi ossen conventio kein klagbarer Vertrag entstehen:

D. 2,14,7,4 Ulpianus libro quarto ad edictum

Sed cum nul/a subest causa, propter conventionem hic constat non posse constitui obligationem: igitur nuda pactio obligationem non parit, sed parit exceptionem.

Die causa-lose conventio erzeugte keinen contractus und auch keine actio, sondern lediglich eine exceptio. Eine derartige conventio bezeichnet Ulpian alspactum.