J
OURNAL DE
T
HÉORIE DES
N
OMBRES DE
B
ORDEAUX
A
TTILA
P
ETHÖ
H
ORST
G. Z
IMMER
Lineare rekurrente Folgen auf elliptischen Kurven
Journal de Théorie des Nombres de Bordeaux, tome
2, n
o1 (1990),
p. 217-227
<http://www.numdam.org/item?id=JTNB_1990__2_1_217_0>
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Lineare
rekurrente
Folgen
auf
elliptischen
Kurven
von ATTILA
PETHÖ
und HORST G. ZIMMER1.
Einleit ung
,Sei R ein kommutativer
Ring
und M ein Linksmodul über ~. Seienmo, ... , mk-1 E
M,
rl, ... , rkE R
mit 0gegeben
undgesetzt,
wobeiNo
dieMenge
dernicht-negativen
ganzen Zahlen bezeichnet. DieFolge
IM,llEN.
wird lineare rekurrenteFolge
genannt.
DieEigen-schaften solcher
Folgen
sind sehr intensiv untersuchtworden,
insbesondere für M = R =C oder
M = R =K,
wobei K einalgebraischer
Zahlkörper
ist
(siehe
Shorey
undTijdeman
[7] ;
Evertse,
Györy,
Stewart undTijdeman
111).
Eines der
Grundprobleme
bestehtdarin,
das Wachstum der Elementemn E M nach unten abzuschätzen. Sei also
speziell
eine lineare rekurrenteFolge
in K C_ C. Wir bezeichnen mit a 1, ... , at E C diever-schiedenen Wurzeln des charakteristischen
Polynoms
X k -
von . Zudem setzen wir noch
lall
2:: ... > voraus. Für k = 2hat Mahler
[5]
und imallgemeinen
haben van der Poorten und Schlickewei[6]
fürbeliebiges
6 > 0 dieUngleichung
bewiesen - unter der
Annahme,
daß nichtausgeartet
ist. Sei nun K einKörper, E
eineelliptische
Kurve über K und bezeichneE(K)
die K-rationalePunktgruppe
von E. Nach dem Mordell-WeilschenSatz ist
E(K)
eineendlich-erzeugte
abelscheGruppe.
Für dieGrundeigen-schaften der
elliptischen
Kurven verweisen wir z.B. aufLang
[3]
undZim-mer
[10].
DieGruppe
E(K)
kann man als linken Z-Modul betrachten undsomit in
E(K)
durch(1)
lineare rekurrenteFolgen
definieren. In dieser Note wollen wir zunächst eine"analytische"
Formel für beweisen. Manuscrit re~u le 2 avril 1990Wenn K ein
algebraischer
Zahlkörper ist,
dann kann man aufE(K)
dieabsolute Neron-Tate Höhe h :
E(K) -~
R definieren. Diese erweist sich alsein natürliches Maß für das Wachstum rekurrenter
Folgen
inE(K).
Wir beweisen eine Formel fürh(m"),
aus der im Fallelajl,
2 j t,
das genaue Wachstum von
abgelesen
werden kann.Bemerkung.
Wir sind hier nur an derBetrachtung
elliptischer
Kurven Eüber einem
Zahlkörper
K interessiert. Die Resultate dieses Artikelsgelten
jedoch
ohneÄnderung
ganzallgemein
für abelsche Varietäten A überK,
wenn zur
Bildung
der Neron-Tate Höhe aufA(K)
die zu einergeraden
Divisorklasse c E Pic
(A)
gehörige
Weil Höhehc
genommen wird(s.
[4],
Ch.
5,
§3,
Th.3.6) ;
denn nach dem Mordell-Weilschen Satz ist auch dieGruppe
A(K)
der rationalen Punkte von A über Kendlich-erzeugt
(s. [4],
Ch.
6),
und genau fürTorsionspunkte
T EA(K)
gilt
ebenfallsh(T)
= 0(s.
[4],
Ch.5,
§3).
2. Lineare rekurrente
Folgen
in abelschenGruppen
Sei G eine abelsche
Gruppe.
Fürgegebene
Elemente mo, ... , Mk-i E Gund E Z sei mn E G für n > 0 durch
(1)
definiert.Offen-sichtlich
gilt
mn E mo, ... , ~nk-1 >, wobei die Klammern die durchmo, ... , mk-1
erzeugte
Untergruppe
von G bezeichnen. Wir könnendes-halb o.B.d.A. mo,..., mk-1 >= G annehmen. Nach dem Struktursatz für
endlich-erzeugte
abelscheGruppen
haben wirwobei
Tj
die endlicheOrdnung
t)
hat und dieGj ( 1 j s)
von unendlicher
Ordnung
sind. Dabeigilt
auch k > s + t. Mit diesenBezeichnungen
erhalten wirSATZ 1. s+t. Dann
gibt
eseindeutig
bestimmteFolgen
1 j
s, welchejeweils
unendlich viele von Null verschiedene Gliederenthalten,
eindeutig
bestimmteFolgen
t,
aus ganzen
Zahlen,
die derDifferenzengleichung
Beweis. Wir haben nach
(3)
und(1)
unterBenutzung
der Z-ModulEigenschaft
von GSomit
genügt
die durch(3)
definierteFolge
derBeziehung
(1).
DasGleichungssystem
..
ist in ganzen Zahlen
0, ... , s
+ t ; u =
0, ... , k -
1,
lösbar,
undzwar sind die
Lösungen
in denx~u,1 j
s, 0 u 1~ -1,
eindeutig
sowie in den
xS+j,u,1
j
t, 0
u k -1,
mod n jeindeutig.
DieAnfangswerte
bewirken dieEindeutigkeit
bzw.Eindeutigkeit
mod nj
derLösungen
von(2).
Nehmen wir nun an, daß esein j
in 1j
s und einno E
No
gibt,
derart da ~x jno ¥
0,
aber = 0 für alle n > nogilt.
Seio.B.d.A. j =
1vorausgesetzt.
Nach(1)
gilt
dannim
Widerspruch
zurVoraussetzung.
Daher enthält also in der Tatjede
derFolgen
unendlich viele von Null verschiedene Glieder.
Damit ist Satz 1 bewiesen.
Beispiel.
Sei dieelliptische
Kurve E überQ
durch dieGleichung
y2
=x3-388.800
gegeben.
Ihre rationalePunktgruppe
E(Q)
hat denRang
2 mit den
erzeugenden
PunktenPo=(76,224), Pl=(124,1232) (siehe
H.M.Tschöpe
und H.G. Zimmer[8]).
Es
gibt
nach Satzl zweiFolgen
f,,
undIn
ganzerZahlen,
welche dieRekur-renz
(4)
erfüllen mitDie
Anfangswerte
erhalten wir durchLösung
desGleichungssystems
Setzt man =
1,
so istbewiesen,
wobeiIn
dieF’i bonacci-F’olge
bezeichnet undf n
= ist.Seien a1, ... , a1J, die verschiedenen Wurzeln mit
Multiplizitäten
k1, ... ,
k1J,
des
Polynoms
und sei L =
Q(a1,...,au)
der durch diese Wurzelnerzeugte
Zahlkörper.
Die Kombination von Satz 1 mit einem klassischen Resultat
(Theorem
C.lin
Shorey
undTijdeman
[7])
führt unmittelbar auf denSATZ 2. Es
gibt
Polynome
Pji(X)
EL[X]
vom Grade kleiner alski,
so daßgilt.
3.
Die
Höhe der Elemente rekurrenterFolgen
aufelliptischen
KurvenSei K ein
algebraischer
Zahlkörper
und E wie vorher eineelliptische
Kurve über K. Es bezeichne wiederE(K)
die additive abelscheGruppe
der K-rationalen Punkte von E. Nach dem Mordell-Weilschen Satz(vgl. [3],
[10])
ist dieseGruppe
wiegesagt
endlich-erzeugt.
Im weiteren wollen wir als abelsche
Gruppe
G =E(K)
wählen,
aber dieAuf
E(K)
existiert einepositiv-semidefinite
quadratische
Formh :
jE(K) 2013~
R,
nämlich dieglobale
Neron-Tate Höhe. Die Definition undGrundeigenschaften
der Neron-Tate Höhe findet man inLang
[3]
oder Zim-mer[10].
Wir wollen hier nur diefolgenden Eigenschaften
hervorheben. Esgilt
für alleP,Q
EE(K)
Genau für die
Torsionspunkte
T EE(K)
istSei
E(K)
=Pi >
x ... xPs >
xT1 >
x ... xTt >,wobei
P1, ... ,
Ps
unendliche undTl , ... ,
Tt
endlicheOrdnung
haben und 0 t 2gilt
(s.[3]).
Sei weiter k >s + t ;
seien mo, ... , mk_ 1 EE(K ),
r1, ... , rk E Zgegeben
undk,
durch(1)
definiert. Unser Ziel ist es in diesemAbschnitt,
denfolgenden
Satz 3 zu beweisen.SATZ 3. Seien cxl, ... , au und =
1,...
s, i =1, ... ,
u, die in§2
definierten
Größen,
und sei die oben definierteFolge.
Danngilt
wobei =
h(Pi
+Pj) - h(Pi) - h(Pj)
gesetzt
wurde.Um diesen Satz zu
beweisen,
benötigen
wir dasfolgende
bekannte Lemma.LEMMA 1. Seien
undn1,...,nvEZ.
Danngilt
wobei wieder
h(Qi, Qj)
=h(Qi
+Qj) -
h(Q;) -
h(Qj)
ist.Beweis. Eine Beweisskizze findet sich z.B. in Cassels
[2].
ZurErleichterung
Seien
P, Q, R
EE(K).
Wir wollen zunächst die Identitätverifizieren. Nach
(6)
ergeben
sich die RelationenAus
(13)
folgt
mittels(5)
und(6)
Wir erhalten
(10),
indem wir(11)+(12)-(13’)
durch 2 dividieren.Für v = 1
folgt
(9)
aus(6)
durch Induktion. Nehmen wir an, daßdie Relation
(9)
für alle w v mitbeliebigen
n1,..., nw E Z
gilt.
Fürn, = ... = nv = 1 erhalten wir
(9),
wenn wir dieseBeziehung
auf die zweiv-i
Punkte Z
Qi
undQ1J
anwenden.Wegen
(5)
können wir also ,i=l
1 > 1 voraussetzen. Die Identität
(10),
dienun
und damit ist
(9)
bewiesen.LEMMA 2. Seien T E
E(K)
einTorsionspunkt
und P EE(K)
einbeliebiger
Punkt. Dann
gilt
Beweis.
(Vgl. [9];
S. 7oben.)
Sei n dieOrdnung
von T. Dann habengemäß
(7)
und(9)
Beweis von Satz 3. Sei die durch
(1)
definierteFolge
inE(K).
Nach Satz 1
gilt
Daraus
folgt
nach den Lemmata 2 und 1Nach Theorem C.1 in
Shorey
undTijdeman
[7]
gibt
esPolynome
eL(X)
vom Grade kleiner alskv
mitSetzt man diese in
(14) ein,
so liefert das unmittelbar den Beweis von(8).
Beispiel
(Fortsetzung).
Wir hatten in demBeispiel
dieFolge
7~ =
bestimmt. In der zitierten Arbeit[8]
findet
man dieAngaben
h(Po) --
1.737652,
1.889072 undh( Po
+ 2.834031. DurchAnwendung
von Satz 3ergibt
sich nach einfacherRechnung
Nach Satz 3 ist
h (n2n )
eine lineare rekurrenteFolge
bzw. einePotenz-summe. Wenn die
Folge
einenalgebraischen Zahlkörper angehört,
sohaben van der Poorten und Schlickewei
[6]
ihr Wachstumgenau-beschrieben.
Nach einer
Vermutung gehört
in unserem Falle dieFolge
h(mn )
imallge-meinen aber zu einer transzendenten
Erweiterung
vonQ,
und ihrWachs-tum ist sehr schwer zu beschreiben. In einem
Spezialfall gelingt
diesjedoch.
SATZ 4. Seien die
Bezeichnungen
diegleichen
wie in Satz 3. Wenn danns > 1 ist und die
Ungleichungen
erfüllt
sind,
sogilt
un d es
gibt
ein no =no (mo , ... ,
mk-l, Tl ... ,rk),
so daßd( n)
> 0 für allen > no
gilt.
cx1 dominant
ist,
muß a1 reellsein,
und somitgilt
Pj1(X)
eR[X]
fürj = 1, ... , s.
Da weiter dieä
für j =
2, ... , u
keine EinheitswurzelnJ
sind,
sind dieFolgen
1 j
s,nicht-ausgeartet.
Nach demzitierten Satz von van der Poorten und Schlickewei
[6]
besteht dannjeweils
für
beliebiges
E > 0 und alle n > n1 dieUngleichung
Daher
folgt,
daßgilt.
DieBeziehung
(16)
erhalten wir unmittelbar aus(8).
Zum Beweis von(16)
bleibt nurnoch,
d(n)
> 0 für alle n > no zuzeigen.
Dazu bilden wir das
Tensorprodukt
V = R @ZE(K).
Dieses Produkt Vist ein Vektorraum der Dimension s über R. Seien Xl,... ,Xs E
R,
dann definiertnach Lemma 1 die
Fortsetzung
der Neron-Tate Höhe auf V. Sie ist einepositiv-definite quadratische
Form auf V(vgl.
Lang
[3],
Theorem 4.3 und Zimmer[9], § 2).
Die
Beziehung
d(n)
= 0 ist also genau dannerfüllt,
wennPm (n) _ ~ ~ ~
= = 0gilt.
DiesesGleichungssystem
hat aber nurendlich viele
Lösungen,
und damit ist Satz 4 bewiesen.Bemerkung.
Einanderer,
mehrbegrifflicher
Beweis der Lemmata 1 und2,
des Satzes 3 und dernachfolgenden
Proposition
ergibt
sich mittelsEin-bettung
der rationalenPunktgruppe
E(K)
in den s-dimensionalen reellen Vektorraum V =R0x
E(K)
durchAusnutzung
derGrundeigenschaften
derzu einer
positiv-definiten quadratischen
Form auf Vfortgesetzten
Neron-Tate Höhe h und deszugehörigen Skalarprodukts
auf V. Wir haben hierjedoch
den direkteren undexpliziteren Zugang
über dieGruppe
E(K)
selbst und diepositiv-semidefinite quadratische
Form h aufE(K)
bevorzugt.
4. Eine
Ungleichung
für die HöheBeim Beweis von Satz 4 haben wir als
Nebenprodukt
folgende Ungleichung
wiederentdeckt(vgl. [9],
§ 2,
Kor.2).
PROPOSITION. Seien P und
Q
unabhängige
Punkteauf E(K).
Danngilt
Beweis. Seien x, y E R.
Wegen
der im Beweis von Satz 4festgestellten
positiven
Definitheit von h haben wirDiese
Ungleichung
impliziert
für xy > 0und für x y 0
ergibt
sich aus den letzen beidenUngleichungen
der Beweis derProposition.
Wir danken dem Referenten fürwichtige
Korrekturen undergänzende
Hinweise.LITERATUR
[1]
J.H. EVERTSE, K.GYÖRY,
C.L. STEWART, R. TIJDEMAN, "S-unit equations and their applications. In "New Advances in Transcendence Theory, Cambridge Univ. Press (1988), 110-174[2]
J.W.S. CASSELS, On a theorem of Dem’janenko. J. London Math. Soc.43 (1968),61-66
[3]
S. LANG, Elliptic Curves : Diophantine Analysis, Springer-Verlag, Berlin-Heidel-berg-New York (1978).[4]
S. LANG, Fundamentals of Diophantine Geometry, Springer-Verlag, Berlin-Heidel-berg-New York (1983).[5]
K. MAHLER, Eine arithmetische Eigenschaft der rekurrierenden Reihen, Mathe-matica B(Leiden)
3 (1934), 153-156.[6]
A.J. van der POORTEN, H.P. SCHLICKEWEI, The growth condition for recur-rence sequences. Macquarie Univ. Math. Report 82-0041, North Ryde, Australia,1982
[7] T.N. SHOREY, R. TIJDEMAN, Exponential Diophantine Equations, Cambridge University Press, Cambridge (1986).
[8]
H.M.TSCHÖPE,
H.G. ZIMMER, Computation of the Néron-Tate height on el-liptic curves, Math. Comp. 48 (1987), 351-370.[9]
H.G. ZIMMER, Über eine quadratische Form auf der Gruppe der rationalen Punkte einer elliptischen Kurve über einem Funktionenkörper, Dissertation, Tübingen (1966).[10]
H.G. ZIMMER, Zur Arithmetik der elliptischen Kurven. Bericht Nr 271(1986)
der Math.-Stat. Sektion der Forschungsges. Joanneum, Graz, Österreich
Kossuth Lajos Universität Mathematisches Institut H-4010 Debrecen Pf.12 und
Universität des Saarlandes Fachbereich 9.1 Mathematik D-6600 Saarbrücken