C OMPOSITIO M ATHEMATICA
H EINZ H OPF
Über die Drehung der Tangenten und Sehnen ebener Kurven
Compositio Mathematica, tome 2 (1935), p. 50-62
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Drehung Tangenten
ebener Kurven
von
Heinz
Hopf
Zürich
Im
Folgenden
stelle ich für zwei bereits bekannte Sâtze neueBeweise dar.
Angeregt
zu denÜberlegungen,
derenErgebnis
dieseDarstellung ist,
wurde ich durch HerrnOstrowski,
als er mir die- unten in Nr. 3 formulierte -
Verschârfung
des Rolleschen Theoremsmitteilte,
die er vor Kurzemausgesprochen
und be-wiesen hat
1 ).
Herr Ostrowskiapproximiert
bei seinem Beweis diestetig
differenzierbareKurve,
um die es sichhandelt,
durchPolygone
und stellt Hilfssâtze über dieseApproximationen auf,
die an und für sich
wichtig
sind. Trotzdem dürfte auch einBeweis,
der
Approximationen gerade vermeidet,
Interesseverdienen;
einsolcher wird in Nr. 3
geliefert.
Der Rolle-Ostrowskische Satz handelt von der
Drehung
derSehnen und
Tangenten
einer ebenen Kurve. Die bekannteste undwichtigste
Tatsache in diesemZusammenhang,
dieübrigens
vonHerrn Ostrowski neu bewiesen und benutzt
wird,
ist der - wohl auf Riemannzurückgehende 2)
-,,Umlaufsatz" :
dieTangenten- richtung
einer einfachgeschlossenen
ebenen Kurve C führt beieinmaliger Umlaufung
von C dieDrehung ±
2n aus. Von seinenbisherigen,
mirbekannten,
Beweisen3)
erscheint mir keiner sokurz und
einfach,
daB es sich nicht mehrlohnte,
noch kürzere 1) A. OSTROWSKI, Beitrâge zur Topologie der orientierten Linienelemente I : Über eine topologische Verallgemeinerung des Rolleschen Satzes [CompositioMath. 2 (1935), 26].
2) Man vergl. RIEMANN, Theorie der Abelschen Funktionen (1857), Nr. 7 [Ges. Math. Werke, 1062013107]. Die erste ausdrückliche Formulierung des Satzes mit angemessenen Voraussetzungen und Beweis stammt wohl von G. N. WATSON:
A problem of analysis situs [Proc. London Math. Soc. (2) 15 (1916), 227 ff].
3) WATSON, a.a.o. 2); J. RADON, Über- die Randwertaufgaben beim logarith-
mischen Potential [Sitz.-Ber. Akad. Wien (lia) 128 (1919), 1123 ff]; VON KERÉKJÁRTÓ [Proc. Lond. Math. Soc. (2) 23 (1924), XXXIX]; BIEBERBACH, Differentialgeometrie (Leipzig 1932), 94-95; OSTROWSKI, a.a.0.1).
und einfachere Beweise zu
suchen 4 );
in Nr. 2’ teile ich einen Beweismit,
den ich für einfacher halte als die früheren5).
Beide Sâtzen
behalten, geeignet formuliert,
ihreGültigkeit,
wennman das Auftreten endlich vieler Ecken oder
Spitzen
auf denKurven zuläBt
6),
und besonders fürAnwendungen
des Umlauf- satzes ist dieseErweiterung wichtig 7).
In Nr. 4 wirdgezeigt,
wie man diese
Verallgemeinerung
vorzunehmen hat.Nr. 1 enthâlt
lediglich
dieZusammenstellung einiger Begriffe
und
Hilfsmittel,
bei denen essich,
wie dersachkundige
Leserbemerken
wird,
nur umSpezialfalle
vielallgemeinerer
undbekannter
Dinge handelt 8 ).
1.
Vorbemerkungen.
a ) f
sei eineeindeutige
undstetige Abbildung
einer Strecke S in eine Kreislinie K9 ).
Auf K sei in der üblichen Weise eine Win- kelkoordinate teingeführt: t
làuft von - 00 bis +00, und zu t’und t"
gehôrt
dann und nur dann derselbePunkt,
wenn t’ - t"mod. 2n ist. Dann kann man bekanntlich
auf
Seineeindeutige
undstetige
Funktiont(p)
sodefinieren, dafl t(p) für jeden Punkt p C
Seine Winkelkoordinate des
Bildpunkles f(p)
ist. Man teilt zumZweck dieser Definition S in aneinander
schliel3ende,
so kleineTeilstrecken
S1, S2 ,
..., ,S n , daB jedes
Bildf(S,)
nur ein echterTeil von K
ist;
für denAnfangspunkt
pl von5’i,
also denAnfangs- punkt
vonS,
setzt man einen dermôglichen
Wertet(P1)
will-kürlich
fest;
durch dieForderung
derStetigkeit
ist dann t fürjeden
Punktf(p)
desBogens f(Sl) eindeutig erklârt,
also insbe-sondere
t(P2)
imAnfangspunkt
p, vonS2 ;
usw. Ebenso leicht sieht man:t(p)
ist bis auf Addition eines willkürlichen ganzen 4) Erwünscht ist ein Beweis, der kurz ist, dessen Kürze aber nicht durchBerufung auf tieferliegende topologische Eigenschaften einer Jordankurve - wie etwa die Abbildbarkeit ihres Inneren auf eine Kreisscheibe oder ihre topo- logische Deformierbarkeit in eine Kreislinie - erkauft wird.
5) Mein Beweis hat Berührungspunkte mit dem in Anm. 3 zitierten Beweis
von RADON.
6) OSTROWSKI beweist a.a.O. beide Sâtzen unter der weit schwâeheren Voraus-
setzung, daB die Tangentenrichtungen nur "Unstetigkeiten erster Art" besitzen.
Man vgl. auch RADON, a.a.O. 3).
7) Z.B. in der Arbeit von OSTROWSKI 1 ) oder als Formel von GAUB-BONNET in der Differentialgeometrie.
8) Insbesondere behandelt Nr. 1, b, einen Spezialfall des "Monodromie- Prinzips".
9) Bei einer Abbildung von A "auf" B ist jeder Punkt von B Bildpunkt; eine Abbildung von A "in" B ist eine Abbildung auf einen (echten oder unechten)
Teil von B.
Vielfachen von 2n
eindeutig bestimmt;
sowie:Verlegung
desNullpunktes
auf K bedeutet nur Addition einer Konstanten zu t.Alles dies bleibt
gültig,
wenn S nicht eineStrecke,
sondern die ganze offene Geradeist;
man teilt dann S in abzàhlbar viele aneinander schlief3ende Strecken ...,S -1, So, S1,
... und be-handelt der Reihe nach
So, Si, S_1, S2, S-2, ...
wie oben.b)
T sei einePunktmenge
eines euklidischenRaumes,
die inBezug
auf einen ihrer Punkte osternfôrmig ist;
d.h.ist p
CT,
so ist die ganze Strecke o p C T. Bei unseren
Anwendungen
wirdT
übrigens
entweder einabgeschlossenes
Dreieck sein oder ausdem Inneren eines Dreiecks und einer
Teilmenge
des Randesbestehen.
f
sei eineAbbildung
von T in K. Wirbehaupten auch jetzt:
es
gibt
eine in Teindeutige
undstetige
Funktiont(p),
diefür jeden
Punktp C T
eine Winkelkoordinate vonf(p) angibt.
Umf
-
zu
konstruieren, legen
wirt(o)
auf eine dermôglichen
Weisenfest und definieren dann
f
wie obenauf jeder
Strecke o p fürjeden Punkt p C T -
Es entsteht eine in Teindeutige
und aufjeder
Strecke opstetige Funktion,
die fürjedes p
die Winkel- koordinatevon f (p ) angibt.
Zu beweisen ist:t(p)
ist in der Um-gebung jeder
StellePo C T
einestetige
Funktion von p.a =
a ( po )
sei einepositive
Zahl mitfolgender Eigenschaft:
für qo C opo und
Q (q qo)
a(e
bezeichnet dieEntfernung)
sinddie
Bildpunkte f (q ) und f(qo}
niemalsDiametralpunkte
aufK;
die Existenz von a
ergibt
sich leicht aus derStetigkeit
vonf
sowie der
Kompaktheit
undAbgeschlossenheit
von opo. Diesogleich
zu wählendeUmgebung
U von posoll jedenfalls
in demKreis mit a um po enthalten sein. Bei
gegebenem e,
> 0 wâhlen wir U soklein,
daB für p C (1ist;
das istinfolge
derStetigkeit
vonf gewiB môglich.
Zuzeigen
ist: k = 0 .
Ist q
ein Punkt der Strecke 0 p, sosei qo derjenige
Punkt derStrecke opo, für den q qo
parallel
zu ppoist;
dann istr¿(qqo)
a,folglich
nach Definition von a:t(q)
-t(qo)
ist einestetige
Funktion von q und hat für q = o den Wert 0; aus der soeben bewiesenenInkongruenz folgt
daherDies
gilt
fur alleq C 0 p,
also insbesondere für q == p; darin ist k = 0 enthalten.Auch hier ist
(wie
untera)
klar: die Funktion t ist bis auf Addition einesbeliebigen
ganzen Vielfachen von 2neindeutig
bestimmt und erleidet die Addition einer
Konstanten,
wenn man denNullpunkt
der Winkelkoordinaten auf .K versehiebt.c)
C sei eine einfachgeschlossene Linie;
sie sei auf einenParameter s, - CI:) s + CI:), so
bezogen,
daB zu s’und s" dann und nur dann derselbe Punktgehôrt,
wenn s’ --- s" mod. 1 ist.f
sei eineAbbildung
von C in K. Durchf
wird eineAbbildung
Fder unendlichen s-Geraden S in K bewirkt. Auf S ist dann die
zu .F
gehôrige
Funktiont(s)
wie unter a erklârt. Dabei istfür jeden
Wert von s ; da die ganze Zahl kstetig
von sabhàngt,
ist sie konstant. Sie heiBt
der "Grad"
vonf.
2. Der
Umlaufsatz.
Die einfach
geschlossene
Kurve C sei in der ebenbesprochenen
Weise auf den Parameter s
bezogen
undstetig differenzierbar ;
dann besitzt sie überall
Tangenten,
derenRichtungen stetig
von den
Berührungspunkten abhängen 10);
wirfragen
nach derGesamtânderung,
die dieseRichtungen
beieinmaliger Umlaufung
von C erleiden. Um diese
Frage
undüberhaupt
den Sinn der"stetigen Abhângigkeit
derTangentenrichtungen
von den Be-rührungspunkten"
zuprâzisiereii,
zeichnen wir in der Ebene einen festen Kreis K als"Richtungskreis"
aus,jedem
Punktp = p(s) C C
ordnen wirdenjenigen
Punktf (p)
C K zu, dessenzugehôriger
Radiusparallel
zu derpositiven,
d.h. das Wachsenvon s
anzeigenden, Tangentenrichtung
von C in p ist. DaB dieTangentenrichtungen stetig
von pabhängen,
bedeutet: die Ab-bildung f
von C in K iststetig;
und unter derCzesamtânderung
der
Tangentenrichtung
beiUmlaufung
von C 1-erstehen wir den mit 2nmultiplizierten
Grad dieserAbbildung (Nr. l,c) oder,
was dasselbe
ist,
dieÂnderung,
die die Winkelkoordinate t vonf (p ) erleidet,
wâhrend p die Kurve C durchlâuft. Es istklar,
dal3 dieser Grad sein Vorzeichen mitUmkehrung
derDurchlaufungs- richtung
von C umkehrt. Der zu beweisende Satz lautet nun:Die
Gesamtiinderung
derTangentenrichtung
beieinlnaliger
Um-laufung
dereinfach geschlossenen
Kurve C ist + 2n.x°) Die stetige Differenzierbarkeit lie 6e sich auch in de m nachstehenden Beweis- durch schwâchere Voraussetzungen ersetzen.
Beweis:
p(s)
bezeichne immer den zum Parameterwert sgehôrigen
Punkt von C. Jedem Paar Sl’ s2 mitordnen wir
denjenigen
Punktf(Sl’ S2)
von K zu, dessen zuge-hôriger,
vomMittelpunkt
von Kausgehender
Radius derRichtung
-> ->
p (s1 ) p ( s2) parallel ist;
dabei ist unterp(s)p(s)
diepositive
Tan-->
gentenrichtung
inp (s )
und aul3erdem unterp (0 ) p ( 1 )
dienégative
Tangentenrichtung
inp (o )
=p ( 1 )
zu verstehen.Infolge
der steti-gen
Abhângigkeit
der Punktep (s )
und ihrerTangentenrichtungen
von s ist
f = f(S1 s2 )
eineeindeutige
undstetige Abbildung
desdurch
(1)
in einer cartesischens1-s2-Ebene
bestimmten Dreiecks T. Nach Nr. 1,b, gibt
es daher eine in Tstetige
Funktiont (s1 , S2)’
die
für jede
Stelle(SI’ S2) gleich
einer der zuf(si, S2) gehôrigen
Winkelkoordinaten ist. Die zu dieser
"Sehnenrichtungsfunktion"
t (s1 , s2 ) gehôrige , Tangentenrichtungsfunktion" t ( s , s ) = t ( s )
dientgemaÍ3
Nr. 1, c, zurBestimmung
des zu untersuchenden Grades k : er ist durchgegeben.
In der Ebene von C sei ein
rechtwinkliges x-y-Koordinaten- system eingeführt.
Wir wâhlen dieParameterdarstellung
von Cso, daB die
Koordinate y in p(o) =p(1)
ihr Minimumerreicht;
die
Tangente
in diesem Punkt ist der x-Achseparallel,
und wirkônnen den
positiven Durchlaufungssinn
von C - also die Rich-tung
des wachsenden s - sofestsetzen,
daB erin p(o)
derposi-
tiven
x-Richtung entspricht;
das bei der Definition von t will- kürliche ganze Vielfache von 2n wâhlen wirderart,
daBwird.
Jetzt
verfolgen
wir erstens dieÄnderung
des Punktes/(0, s)
und der Funktion
t ( o , s )
für 0 s 1: da die zuf (0 , 0)
undf (o , 1 ) gehôrigen
beidenTangentenrichtungen in p(o)
einanderentgegengesetzt sind,
wandertf (o , s )
von dem durch(3)
ange-gebenen
Punktf (o, 0)
in dessenDiametralpunkt;
da die Rich-->
tung
p (o ) p (s)
niemals in die untere Halbebene weist, vermeidetf (o , s )
dabei den unteren Halbkreis vonK; folglich
muB der mit(3) beginnende
Wert der Winkelkoordinate t vonf(o, s)
einenZuwachs von +n
erfahren,
es muB alsosein.
Zweitens betrachten wir
f(s, 1)
undt (s , 1)
für0 s
1:f(s, 1)
wandert von dem durch(4) angegebenen
Punktf(O, 1)
wieder in seinen
Ausgangspunkt f(1,1)=f(0,0) zurück,
ver-meidet jetzt
aber den oberenHalbkreis,
da dieRichtung p (s ) p ( 1 )
niemals in die obere Halbebene
zeigt; folglich
muB t wieder einenZuwachs von +x
erfahren;
die mit(4) beginnende
Funktiont(s, 1)
muB also den Endwertbesitzen. In
(2), (3), (5)
ist k = 1 enthalten.Damit ist der Satz bewiesen. Die Bestimmtheit des
positiven
Vorzeichens von k rührt von der oben vorgenommenen Fest-
setzung
derDurchlaufungsrichtung
von C her.3. Der Rolle-Ostrowskische Satz.
C sei ein einfacher
Kurvenbogen
in derEbene,
also eine für o s 1stetig
von sabhängende
Schar von Punktenp(s),
sodaB p(si) =A P (82)
für 81 :A 82ist;
das durchgegebene (nicht abgeschlossene)
Dreieck T’ in derSl-s2-Ebene
wird wieder in den
Richtungskreis K
durch dieBestimmung
ab-gebildet,
daBf(Sl, 82)
der Punkt von Kist,
dessenzugehôriger
-
Radius die
Richtung p (s1 ) p (s2) besitzt;
diegemäB
Nr. 1,b,
zudieser
Abbildung f
von T’gehôrige
Funktiont(S1,82)
nennenwir wieder die
,,Sehnenrichtungsfunktion"
von C. Wir setzenweiter voraus, daB C
stetig
differenzierbarist;
dann sind die Abbil-dung f
und die Funktion t nicht nur in dem durch(1’) gegebenen
Dreieck
T’,
sondern in dem ganzen, durch(1) gegebenen abge-
schlossenen Dreieck T erklârt und
stetig 10). Dabei entsprechen f(s, s)
undt(s, s)
denpositiven Tangentenrichtungen
und ihrenWinkelkoordinaten; t (s ) = t (s , s )
ist die zut (sl , s2 ) gehörige ,,Tan- gentenrichtungsfunktion".
Es istklar,
daB eineÀnderung
desbei der Definition von
t(Sl,82)
zur freienVerfügung
stehendenganzen Vielfachen von 2n sowie eine
Drehung
des Koordinaten-systems
in der Ebene für die Sehnen- und für dieTangenten- richtungsfunktion
die Addition derselben Konstantenbedeutet,
und daB daher der Sinn desfolgenden
Satzesunabhângig
vonder
Normierung
der Funktiont(Sl, S2)
und vom Koordinaten-system
ist. Der Satz lautet:Der Wertevorrat der
Sehnenrichtungsfunktion t(sl, s2)
des ein-f achen Bogens
C ist in dem Wertevorrat derTangentenrichtungs-
funktion t ( s )
=t ( s , s )
enthalten.Beweis: Zu
beliebigen
a, b(0
a b1 )
haben wir dieExistenz eines s mit
nachzuweisen. Dabei dürfen wir
Sehnenrichtungsfunktion
undKoordinatensystem
soannehmen,
dal3ist. Wird
(A)
von s = aerfüllt,
so sind wirfertig;
es sei alsot(a, b) =1= t(a, a) ==0,
und zwar etwa(was
wir ohneBeeintrâehtigung
derAllgemeinheit
annehmendürfen,
da der Fall einesnegativen t(a, b)
ganzanalog
zuerledigen ist).
Wir dürfen weiter voraussetzen, b sei der kleinste s-Wert ober- halb a mit
t(a, s) = t*;
das bedeutet mit Rücksicht auf(6)
unddie
Stetigkeit
von t:Wir
behaupten:
hierin ist die Existenz eines
(A)
erfüllenden s enthalten: siefolgt
aus
(6), (7), (B)
und derStetigkeit
vont(s, s).
Setzen wir
so daB also insbesondere
ist,
so kônnen wir mit Rücksicht auf(7)
dieBehauptung (B)
auch so
aussprechen:
Wir machen den Punkt
p(a)
zumNullpunkt
derx-y-Koordi-
naten, die
Tangentenrichtung
von C inp(a)
zurpositiven x- Richtung ;
diesverträgt
sich mit der bereits vorgenommenenNormierung (6).
Sodann bilden wir diex-y-Ebene
durchauf eine Ebene mit
rechtwinkligen
u-v-Koordinaten ab. Unter den unendlich vielen Bildern des zugehôrigen, einseitig
offenenBogens
von Cgreifen
wirdasjenige
heraus,
daB für s -> a dienegative
u-Achse alsAsymptote hat;
diese Kurve heil3e
F;
ihre Existenzfolgt
aus den einfachstenEigenschaften
desLogarithmus.
Aus ihnenfolgt ferner,
wennwir die Punkte von r mit
q(s),
die Koordinaten vonq(s)
mitu(s), v(s) bezeichnen,
also nach
(7)
und(8)
-
Dem auf dem Strahl
p(a)p(s) gelegenen
Linienelement in dem Punktp (s ) entspricht
bei derAbbildung
das derpositiven u-Richtung parallele
Element inq (s );
derTangentenrichtung
vonC in
p(s) entspricht
dieTangentenrichtung
von inq(s ).
Daherfolgt
aus(9)
und der Winkeltreue derAbbildung: T(S)
ist Tan-gentenrichtungsfunktion
vonr;
sie ist durch(9’ ) normiert,
wofürwir
jetzt
besser sagen:Die
Behauptung (C)
läBt sichjetzt
so ausdrücken: dieAnderung
von r, also die
Gesamtdrehung
derTangentenrichlung
bei Durch-laufung
vonT,
ist > o.Zum Zweck des Beweises der so formulierten - und nunmehr im Hinblick auf den Verlauf von r für s - a und s - b der
Anschauung
wohl rechtplausiblen - Behauptung (C)
betrachtenwir auch in der u-v-Ebene
einen,,Richtungskreis" K
und fürjedes Wertepaar
SI’ S2 mit-;;..
den Punkt
q;(81’ s2 )
vonK,
der derRichtung q(sl)q(S2) entspricht,
->
unter
q(s)q(s)
dieTangentenrichtung
von T inq(s)
verstanden.Nach Nr. 1,
b,
ist dann in dem(nicht abgeschlossenen)
Dreieck(10’)
dersl-s2-Ebene
diestetige Sehnenrichtungsfunktion -r(s,, S2) erklärt;
wir normieren sie durchInfolge
desasytmptotischen
Verlaufes von .t-’ für s - agibt
eseine solche Zahl a,
(a, a b),
daB füra $1 82 (]
derPunkt p(sl, s,)
immer auf der rechten Hâlfte von Kliegt,
wasmit Rücksicht auf
(12)
und(9")
bedeutet:Die Abszisse
2c(s )
hat füra s b
ein Minimum uo ; esgibt
eine solche Zahl
a’, (a a’ a),
daBist;
dasbedeutet,
daB der Punkt99(s’, s )
nicht nurfür s
cr,sondern für
beliebiges 8 > s’
auf der rechten Hälfte von Kbleibt’;
folglich gilt
Infolge
von(11) liegen
alle Punkteq;(s, b )
mitbeliebigem s
bauf der oberen Hälfte von
K;
hierausergibt
sich erstens, dal3 in(13)
enthalten
ist,
und zweitens mit Rücksicht auf(14)
und daher w.z.b.w.
4. Kurven mit Ecken und
Spitzen.
Wir lassen
jetzt
zu, daB die Kurven C in Nr. 2 und Nr. 3 endlich viele"Ecken" haben,
d.h. daB sie aus endlich vielenBôgen bestehen,
von denenjeder
mit EinschluB seinerEndpunkte stetig
differenzierbar ist. Unter den"Ecken"
verstehen wir dieStellen,
an denen zweiBôgen zusammensto13en;
injeder
Eckegibt
es zwei verschiedene(positive) Tangentenrichtungen;
sinddiese
Richtungen
einanderentgegengesetzt,
so nennt man dieEcke eine
,,Spitze".
Die Parameterwerte der Ecken undSpitzen seien si (i == l, 2, ..., n). Für jedes
Paar si, s2 mit>
ist eine
Richtung P(Sl)P(S2)
wie frühererklârt;
durch( 1 * )
ist inder
sl-s2-Ebene
ein Dreieckbestimmt,
aus dessen Rand endlich viele Punkte entferntsind; gemäB
Nr.1, b, gibt
es daher für( 1 * )
einestetige Sehnenrichtungsfunktion t(s 1, S2). Da jeder
ein-zelne
Bogen
auch noch in seinenEndpunkten stetig
differen-zierbar
ist,
existieren die Grenzwertewir setzen
Diese
Wi
sind damit vollkommeneindeutig festgelegt;
an demAussehen von C kann man ihre GrÕ13e aber zunâchst nur mod..2n erkennen:
sind r (s* - 0), r (si + 0)
die beidenpositiven Tangenten- richtungen
inp (si ) ,
so istW i gleich
einemder Winkel,
um dieman
r(s; -0)
drehenmul3,
um sie inr(s* +o)
überzuführen. Wirbehaupten, dap
dafl
alsoW i
injeder
Ecke der"Hauptwert"
des inFrage
kommendenWinkels ist;
zugleich
werden wirangeben,
wie man im Fall einerSpitze entscheidet,
obWi
= + n oderWi
= - n ist.8 > 0 sei
gegeben;
wir werdenzeigen:
ist a Si b undliegen
a und b hinreichend nahe beisi ,
so istdarin ist
(16)
enthalten. Wir wählen a und b so nahe ansi ,
daBist
(im
Falle dergeschlossenen
Kurve C(Nr. 2)
habenwir,
uma
si ,
b >s*
wâhlen zukônnen,
eine solche Parameterdar-stellung zugrundezulegen,
daB nichtgerade si
= 0oder s*
= 1wird).
Bezeichnen wir die zusi ,
a, bgehôrigen Kurvenpunkte
mit
E, A, B,
so dürfen wirinfolge
der Freiheit bei der Wahlvon a und b
annehmen,
daB die Ecke E nicht auf der durch A und Bgehenden
Geraden gliegt;
ferner dürfen wir voraussetzen, daB a der letzte s-Wert vorsi ,
b der erste s-Wertnach s; ist,
für den der
Kurvenpunkt p(s)
auf gliegt;
denn andernfalls er-setzen wir a und b durch die hierdurch charakterisierten s-Werte.
Neben unserer Kurve fassen wir das
geradlinige
Dreieck A EB insAuge;
seine Winkel bei A und B seien oc undB,
und zwarzwischen 0 und n gemessen, so daB also
ist. Es sind zwei Fâlle zu unterscheiden:
1)
dieReihenfolge
A EBbestimmt einen
positiven
Umlauf um dasDreieck, 2 )
siebestimmt
einennegativen
Umlauf.Im Fall 1
ist,
wie ein Blick auf eineFigur lehrt,
Da aber
für s* s
b dieRichtung p(a)p(7j
immer in dieselbeHalbebene
bczüglich g zeigt,
nämlich indiejenige,
die E unddamit den ganzcn
Kurvenbogen
mit a s benthâlt,
ist derBetrag
derSchwankung
vont( a, s )
kleiner als n;hieraus,
aus(19a)
undaus (18 ) folgt
ebenso
ergibt
sich durchBetrachtung
der Funktiont(s, b)
und->
der
Richtungen p(s)p(b)
füra s 8*
* zusammen mit(19b)
und
(18):
Aus
(20a), (20b), (17) folgt
a,lso mit Rücksicht auf
(18)
dieBehauptung (16’).
Inl Falle 2, in dem A E B einen
negativen
Umlaufdarstellt,
sind auf den rechten Seiten von
(19a)
und(19b ) ce und B
offenbardurch -oc und
-B
zu ersetzen;infolgedessen
sind auch auf denrechten Seiten von
(20a)
und(20b)
die Vorzeichenumzukehren;
an die Stelle von
(21)
tritt daherwomit auch für diesen Fall
(16’)
bewiesen ist.Uber
dieBehauptung (16)
hinausgeben (21)
und(21’ )
Aus-kunft über das Vorzeichen von
W i:
da ce+ fl
> 0ist,
ist im Fall 1W i > - ë,
im Fall 2Wi e
fürjedes ë > 0,
d. h.W i > 0-
bzw.
Wi
0. Also ist insbesondere i’1n Fall einerSpitze
E derIvin,lcel
W i
= î -r oderJV i == - n
zu setzen,je
nachdem die Reihen-folge
A EB einenpositiven
oder einennegativen Umlauf
um dasgeradlinige
Dreieck A EB bedeutet. Dabeisind,
um es zu wieder-holen,
A und B derart hinreichend nahe vor und hinter Egelegene Kurvenpunktc,
daB derKurvenbogen
A EB aul3er A und B keinen Punkt mit der Geraden A Bgemeinsam
hat.Die damit
geleistete Bestimmung
derW i
istwichtig
für dengeometrischen
Inhalt derVerallgemeinerungen
der Sâtze ausNr. 2 und Nr. 3, zu denen wir
jetzt übergehen;
für deren Formu-lierung
und ihren Beweis ist sie aberunwesentlich,
da hierbeidurchaus die Definition
(15) zugrundegelegt
wird.Für die
geschlossene
KurveC,
auf die wir den Satz aus Nr. 2ausdehnen
wollen,
wâhlen wir eine solcheParameterdarstellung
mit
û s 1,
dal3 der Punktp(O) = p(l) regulâr,
d.h. keineEcke oder
Spitzc ist,
daB alsot(sl, s,) für 81
= S2 = 0 und fürsl = s2 = 1 erklârt und
stetig bleibt;
dasKoordinatensystem
1;er-den wir wieder so
drehen,
daB dieTangente
inp(o)
mit derpositiven x-Riehtung
zusammenfâllt und die Ftinktion 1 so nor-mieren,
daB(3) gilt.
Wirbehaupten:
auchjetzt gilt (5),
bei ge-eigneter Durchlaufungsrichtung
von C.In der Tat behâlt der alte Beweis ohne die
geringste Änderung
seine
Gültigkeit,
falls man dasKoordinatensystem
so wâhlenkann,
da13 der Punkt vonC,
in dem dieOrdinate y
ihr Minimiumerreicht, regulâr ist,
also zum Punktp (o )
=p(l) gemacht
werdenkann
(dies
ist immermôglich,
wenn C eine"Stütztangente"
ineinem
regulâren
Punktbesitzt).
Kann man das Koordinaten-system
nicht sowâhlen,
dann muB man eine kleine Modifikation des Beweises vornehmen: man wählt den Parameter s so, daBes vom Punkt
p(o)
=p(l)
aus einen Halbstrahl Hgibt,
welcherC in keinem weiteren Punkt
trifft,
und welcher nichttangential
an C
ist;
dieMäglichkeit
einer solchenWahl liegt
auf derHand,
da C nur endlich viele Ecken hat. Auf dem
Richtungskreis K
sei h der
Punkt,
der Hentspricht, h
seinDiametralpunkt;
nehmenwir etwa an, daB h auf der unteren,
h
also auf der oberen Hälftevon K
liegt.
Dannergibt
sich(4)
aus(3) analog
wie früher:denn
f (0, s )
vermeidet für0 s
1 den Punkth;
und aus(4) folgt (5): denn f(s, 1)
vermeidet für 0 s 1 den Punkth.
Es
gilt
also injedem
Fallwenn
nur p(o) = p(i )
einregulârer
Punkt von C ist.Wir kônnen
(22 )
noch anders ausdrücken.s( , s2 ,
... , s,, seien die zu den Ecken undSpitzen gehôrigen
Parameterwerte in ihrer natürlichenAnordnung,
und es sei nochS:+l === s gesetzt; Ci
sei der
Bogen mit s? s 8;+1.
DieAnderung
derTangenten- richtung lângs C i ist,
wenn wir wiedert( s, s) = t(s)
setzen, durchgegeben.
Dann ist(22) gleichbedeutend
mitin BVorten: die
Gesamtdrehung
d erTangentenrichtung
bei Durch-laufung
allerBogen Ci - also Ed i
t -, verrneh1"t uni die Summeder "AuBenwinkel"
an den Ecken -also E Wi
i -, istgleich
+ 2n .Die
Übertragung
des Rolle -Ostrowskischen Satzes auf Kurven mit Ecken oderSpitzen
erfordert ebenfalls fast keineÄnderung
der. früheren Beweises. Die
Sehnenrichtungsfunktion
ist wiefrüher für
ausnahmslos
stetig,
während dieTangentenrichtungsfunktion t(s)
=t(s, s )
an denStellen s* Sprünge Wi
macht. Unter dem zudem
Kurvenbogen a s
bgehôrigen "Tangentenrichtungs-
büschel"
11)
verstehen wir den Wertevorrat vont ( s )
für dieses Intervall -(genauer:
füra+O s b-o),
einschlieBlich aller Zwischenwerte zwischent(s;-O)
undt(s;+O)
für die dem Inter- vallangehôrigen s*.
Der Satz lautetjetzt:
der Wertevorrat derSehnenrichtungsfunktion
ist in demTangentenrichtungsbüschel
von C(0 s 1)
enthalten11 ).
Nur die ersten Zeilen des früheren Beweises hat man abzu-
anderen;
manbeginne: "Zu beliebigen a, b (0 a C b 1 )
werden wir
nachweisen,
daB imTangentenrichtungsbüschel
desBogens a s
b der Wertt(a, b )
enthalten ist. Dieser Nachweis wird - nach den normierendenFestsetzungen (6), (7), (8)
-geleistet sein,
sobald(B)
bewiesenist;
denn aus(6), (7), (B) folgt
dieBehauptung,
daja
daszu a s
bgehôrige Tangenten- richtungsbüschel
alle Zwischenwerte zwischent(a, a)
undt(b, b)
enthâlt,." Der Beweis von
(B)
wird genau so wie frühergeführt.
(Eingegangen den 16. Dezember 1933.)
l’) OSTROWSKI, a.a.O. 1).