NACHWEIS VON HETEROSIS FÜR DAS MERKMAL TEMPERATURREGULIERUNG
BEI DER HONIGBIENE (APIS MELLIFICA)
Démonstration du ph.énomène d’hétérosis pour le
caractèrerégulation thernaique chez l’abeille (Apis mellifica)
Dorothea BRÜCKNER
Institut für Bienenkunde 637
Oberursel/Ts.,
Im Rothkopf 5, und Zoologisches Institut der CTniversität 8 München 2, Seidlstr 25
B.R.D., R.F.A.
SUMMARY
EVIDENCE OF HETEROSIS FOR THE TRAIT THERMORE6ULATIO1V IN THE HONEY BEE
(Apis mellifica)
With experiments in which the thermoregulation of groups of 50 workers from two
strongly inbred lines of Apis
mellifica
carnica and their hybrids was measured it could be shown that the trait thermoregulation exhibits heteroais.ZUSAMMENFASSUNG
Bei
Messungen
an Gruppen von je 50 Arbeiterinnen aus zwei stark ingezüchteten, nichtverwandten Linien von
Apis mellifica
carnica und derenHybriden
konnte nachgewiesen werden, dass Heterosis beim MerkmalTemperaturregulierung
auftritt.EINLEITUNG
In vorangegangenen
Untersuchungen
zurTemperaturregulierung
voningezüchteten
undnicht-ingezüchteten
Völkern derHonigbiene
konntegezeigt werden,
daß die Inzuchtvölker den lVicht-Inzuchtvölkern in ihrerFähigkeit,
dieTemperatur
zuregulieren, unterlegen
sind(B R Ü CKNER , 1975) :
Die Inzuchtvölker erreichten bei
niedrigen Umgebungstemperaturen weniger
hohe und
weniger
konstanteBrutnesttemperaturen
als die Nicht-Inzucht- völker. Es konntegezeigt werden,
daß dieBrutnesttemperatur
der Inzucht- völker zudem stark von derUmgebungstemperatur abhängig ist;
bei derniedrigsten Umgebungstemperatur
trat auch dieniedrigste Brutnesttemperatur
auf. Auch bei
Messungen
anGruppen
vonje
50 Arbeiterinnen bei verschie- denenniedrigen Temperaturen
in der Klimakammer erreichten die Inzuchtar- beiterinnen stetsweniger
hoheTemperaturen
als die Nicht-Inzuchtarbeite- rinnen. DieserMangel
anRegulierfähigkeit
bei den Inzuchtvölkern kann dazuführen,
daß sie imFrühjahr
die Brutaufzucht erstspäter beginnen
als dieNicht-Inzuchtvölker,
denn eine konstant hoheBrutnesttemperatur
von etwa35 °C ist für die heranwachsende Brut
unbedingt
erforderlich.Es stellte sich die
Frage,
ob durch dieKreuzung
voningezüchteten
Linienein Heterosiseffekt erzielt werden
kann,
der dienachteiligen Auswirkungen
derInzucht auf das Merkmal
Temperaturregulierung
zum Verschwindenbringt.
Heterosis wurde für die verschiedensten Merkmale bei Tieren und Pflanzen
nachgewiesen (N ORDSKOG
undG HOSTLEY , 1954,
MERRITT undG ÜWE , 1960).
Bei der
Honigbiene
wurde Heterosis füreinige morphologische
Merkmalenachgewiesen (R OBERTS , 1961),
sowie für die MerkmaleHonigertrag
undLegeleistung
derKöniginnen (C ALE
undG OWEN , 1956; P LASS , 1953; R UTTNER , 1968), jedoch
noch für keine definiertephysiologische
Einzelfunktion der Arbeiterinnen.In den
vorliegenden
Versuchen wurde dasTemperaturregulierungsver- mögen
von zwei Inzuchtlinien sowie das derHybriden
der beiden Liniengetestet.
Wie in den vorangegangenenUntersuchungen
wurden nur diekältebedingten
Reaktionen der Bienen gemessen.MATERIAL UND METHODE
Die Versuche wurden mit Arbeiterinnen von Apis mellifica carnica durchgeführt. Es
standen 2 Inzuchtlinien zur Verfügung, die nicht verwandt waren, sowie Hybriden der beiden
Linien. Alle Kreuzungen waren mit Hilfe der künstlichen Besamung durchgeführt worden.
In
Abbildung
1 ist das Kreuzungschema wiedergegeben. Der Inzuchtkoeffizient (F), der dem Homozygotiegrad der Tiere entspricht, betrug bei den untersuchten Inzuchtarbeiterinnen 87,5%.
Der Inzuchtkoeffizient derHybriden
beträgt 0%.
Die Versuche wurden mit Arbeite- rinnen von einem Volk der Linie 1 (1,), zwei Völkern der Linie 2 (I2°, Ilb) und zwei Völkernder
Hybriden
(H&dquo; H,) durchgeführt.Den Völkern wurden Waben mit verdeckelter Brut entnommen und im Brutschrank bei 35 °C zum
Schlüpfen gebracht.
Je 50 frischgeschlüpfte
Arbeiterinnen eines Volkes wurden inPlexiglaskäfige (Maße
9 X 5 X 6 cm) gesetzt und mit frischem Pollen, Honig und Wasser versorgt. Bis zum Alter von 10Tagen
wurden die Bienen bei 30 °C im Dauerdiinkeigehalten
und dann in einen Versuchsraum gebracht, in dem gelbes Dauerlicht brannte. Alle Kästchen, zwei pro Volk, wurden in zufälliger Reihenfolge nebeneinander
aufgestellt.
Die Messungenwurden bei einer
Umgebungstemperatur
von 20 °Cdurchgeführt,
es wurde einMeßgerät
benutzt, das einen Stechfühler besaß (0 18 mm), der durch die seitlichen Luftlöcher in dieKästchen eingeführt werden konnte. Die Temperatur der wärmsten Stelle in den Kästchen wurde drei Tage lang stündlich von 8-18 h gemessen; die
Messungen
verursachen keine größe-ren Störungen unter den Bienen. Für genauere Angaben zur Aufzucht und Versuchsdurch-
führung siehe BRÜCKNER, 1975.
Bei der
Auswertung
wurden die von den Inzuchtarbeiterinnen der Völker I2a und 1,berreichten Temperaturen, sowie die der Hybridvölker H, und H2jeweils gemeimsam behandelt,
da sie nicht signifikant verschieden waren. Alle Werte, deren Irrtumsivahrscheiniichkeit unter 5
% liegt,
wurden als signifikant bezeichnet.ERGEBNISSE UND DISKUSSION
Die
dreitägigen Messungen ergaben,
daß die im Mittel erreichteTempera-
tur der
Hybridarbeiterinnen signifikant
über denen der beiden Inzuchtlinienlag (Linie l,
p <0,05;
Linie2,
p <0,001).
Die Varianzen der von denHybriden
erreichten
Temperaturen
warendagegen signifikant
kleiner als die der Inzucht- linien(Linie 1,
p <0,01;
Linie2,
p <0,05).
In
Abbildung
2 sind die Mittelwerte der bei den stündlichenMessungen
vonInzucht- und
Hybridarbeiterinnen
erreichtenTemperaturen wiedergegeben,
sowie die
Regressionsgeraden
der erreichtenTemperaturen.
Die
Regressionsgeraden
der Inzuchtlinien sindsignifikant
von der derHybriden verschieden,
beide weisen einen starken Abfallauf,
während der Abfall derRegressionsgeraden
derHybriden
nichtsignifikant
von null ver-schieden ist. Untereinander sind die
Regressionsgeraden
der Inzuchtarbeite- rinnen nichtsignifikant
verschieden. Bei einemVergleich
der von denHybriden
erreichten
Temperaturen
mit den von Nicht-Inzuchtarbeiterinnen in vorange- gangenen Versuchen erreichtenTemperaturen (B R Ü C xNER, 1975) zeigte sich,
daß die
Temperaturen
derHybriden
denen der Nicht-Inzuchtarbeiterinnenentsprechen (Abb. 2).
Aus den
vorliegenden Ergebnissen
wirddeutlich,
daß ein Heterosiseffekt für das MerkmalTemperaturregulierung
bei denHybriden
auftritt. Die von denHybriden
im Mittel erreichtenTemperaturen liegen
über denen der Inzucht- linien und weisen zudemgeringere Schwankungen
auf als bei letzteren. EinTemperaturabfall
der erreichtenTemperaturen
mit der Zeit ist bei denHybriden
kaumvorhanden,
während er bei beiden Inzuchtlinien stark ausge-prägt
auftritt.Wie
gezeigt
werdenkonnte,
ist die verminderteFähigkeit
zurTemperatur- regulierung
beiingezüchteten
Arbeiterinnen an ihrenMangel
angenetischer
Variabilität
gebunden (BxücxNEx, 1975).
DasHomozygotwerden
zahlreicher Loci im Genom führt offensichtlich zu einem Verlust anPufferungskapazität.
In weiteren Versuchen
(BnÜCKNER,
imDruck)
konntegezeigt werden,
daß die schlechtereTemperaturregulierung
derInzuchtbienen,
zumindest zumTeil,
durch eine verminderte
Abgabe
von Stoffwechselwärmebedingt
ist.Die
wiedergewonnene Heterozygotie
derHybridarbeiterinnen (F
= 0%)
behebt diesen
Mangel
und führt zu einerLeistungsfähigkeit,
die der von Nicht-Inzuchtvölkern
entspricht.
In der
vorliegenden
Arbeit wurden nurHybridarbeiterinnen
des einenKreuzungsmodus getestet (Königinnen
der einen Liniegekreuzt
mit Drohnender anderen
Linie).
Da dieHeterozygotie
der Arbeiterinnen vonBedeutung
istund der Inzuchtkoeffizient der
Hybriden
beiKreuzung
von nicht-verwandten Inzuchtlinien stets 0% beträgt,
mußjedoch
angenommenwerden,
daß diereziproke Kreuzung
zum selbenErgebnis bezüglich
derTemperaturregulierung
führen würde.
Für die Praxis der Bienenzucht ist es von
Bedeutung,
daß dienegativen Auswirkungen
der Inzucht auf das MerkmalTemperaturregulierung
beiKreuzung
von nicht verwandten Inzuchtlinien durch den bei denHybriden
auftretenden Heterosiseffekt wieder
aufgehoben
werden können.Eingegangen
im März 1976.Regu pour
publication
en mars 1976.DANK
Herrn Professor Dr. F. RuTTrrEa möchte ich sehr herzlich für die
Ermöglichung
dieser Unter-suchungen im Institut für Bienenkunde in Oberursel danken, sowie Herrn Dr. V. MAUL für die
Überlassung
des Bienenmaterials.RÉSUMÉ
On a testé la faculté de régulation thermique sur des petits groupes d’ouvrières de 2 lignées
fortement consanguines (coefficient de consanguinité 87,5 %) d’Apis mellifica carnica et sur
leurs hybrides. On a fait éclore à 35 °C du couvain operculé et placé les ouvrières, à raison de 50 par colonie, dans des cages en plexiglas. On les a nourries avec du pollen frais, de l’eau
et du miel et conservées à l’obscurité et à 30 °C pendant les 10 premiers jours de leur vie.
Les mesures ont été effectuées à la température ambiante de 20 °C. Durant 3 jours on a mesuré
toutes les heures de 8 à 18 h les températures atteintes par les abeilles dans les cagettes à l’aide d’un thermistor.
Les valeurs des températures moyennes atteintes par les hybrides sont significativement plus hautes que celles atteintes par les deux lignées consanguines et présentent des fluctuations
significativement plus faibles. Chez les hybrides c’est à peine s’il y a une chute en fonction du temps des températures atteintes, alors que cette chute est fortement marquée chez les
deux lignées consanguines. Il n’existe pas de différences significatives entre les températures
atteintes par les hybrides et celles atteintes par des ouvrières non consanguines.
Les résultats prouvent l’existence du phénomène d’hétérosis pour le caractère régulation thermique. L’amélioration de la régulation thermique chez les hybrides doit provenir de l’hété- rozygotie retrouvée des ouvrières. En croisant deux lignées consanguines non parentes il est par conséquent possible de redévelopper la faculté des ouvrières à réguler leur température.
LITERATURVERZETCH1VIS
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Temperaturregulierung
von dergenetischen
Variabilität der Honigbiene (Apis
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