R ENDICONTI
del
S EMINARIO M ATEMATICO
della
U NIVERSITÀ DI P ADOVA
O TTO H. K EGEL
Eine Charakterisierung der Sylowgruppen endlicher Gruppen
Rendiconti del Seminario Matematico della Università di Padova, tome 36, n
o1 (1966), p. 122-128
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SYLOWGRUPPEN
ENDLICHERGRUPPEN
di OTTO H. KEGEL
(Frankfurt
a.M.) *)
Ist ~ eine Klasse endlicher
Gruppen,
die mit derGruppe G auch jedes epimorphe
Bildeiner jeden Untergruppe
von Genthält und ist
f
eineFunktion,
diejeder Gruppe
G eineMenge f (G)
« interessanter »Untergruppen (von G) zuordnet,
sowird man
versuchen,
dieMenge f (G)
der «interessanten » Unter- gruppen von Gmöglichst
durch formaleVererbungseigenschaf-
ten der Funktion
f
zu charakterisieren. Es werden hier solche formalenEigenschaften
vonf angeben,
die auf der Klasse der endlichen auflösbarenGruppen
genau dieMenge
dergruppen von G e A für eine feste
(aber
nichtspezifizierte)
Prim-zahlmenge n charakterisieren;
auf der Klasse 8 aller endlichenGruppen gilt
für eine solche Funktion entwederf (G)
enthältals
einziges
Element stets dieEinheitsuntergruppe
vonG,
oderf (G)
enthält alseinziges
Element stets dieGruppe
Gselbst,
oderaber die
Menge f (G)
ist genau dieMenge
derp-Sylowgruppen
von G für eine feste
(aber
nichtspezifizierte)
Primzahl p. - AlsAnwendung
der formalenEigenschaften
solcher«Sylowfunk-
tionen » erhält man eine
Charakterisierung
der Klasse A aller endlichen auflösbarenGruppen.
Eine weitereCharakterisierung
*)
Indirizzo dell’A. : Mathematisches Seminar der Universität Frank- furt(Main) -
6 Frankfurt - RobertMayer
Strasse 6-8(Germania)
123
dieser Klasse beschreibt sie als die umfassendste Klasse endlicher
Gruppen derart,
daß mit Gauch jedes epimorphe
Bild einerjeden Untergruppe
in ihrliegt,
und Gfür jedes
Paar(p, q )
vonPrimzahlen eine
(p, q)-Hallgruppe
besitzt.Ist X eine Klasse endlicher
Gruppen,
die mit Gauch jedes epimorphe
Bild einerjeden Untergruppe
von Genthält,
so heißedie
Funktion f,
diejeder Gruppe G
c- X dieMenge f(G)
von Unter-gruppen von G
zuordnet,
eineSylowfunktion
aufX,
wenn siedie
folgenden
formalenEigenschaften
hat:1)
Für G~ c- Xist f (G)
eine Klassekonjugierter Untergruppen
von G.
2) Für jeden Epimorphismus
a derGruppe
Ggilt
- - ..
3) Zu jeder Untergruppe gibt
eseine
Untergruppe T c- f(G)
mit ~S =T ~
ZT.4)
Gibt es für das Paar ~7s;0
c- X ein TEf(O)
mit Tn U =1=
~
1,
sogibt
es ein 1.Der Name
Sylowfunktion
stammt vonfolgendem Beispiel:
Ist p
einePrimzahl,
so sei durch p auch die Funktionbezeichnet,
die
jeder
endlichenGruppe G
dieMenge p(G)
ihrerp-Sylow-
gruppen zuordnet. Daß die Funktion p die
Eigenschaften 1)-4) hat,
also eineSylowfunktion
auf der Klasse 8 aller endlichenGruppen ist,
ist klar.Ist n eine
Menge
vonPrimzahlen,
so heißt dieUntergruppe
g der endlichen
Gruppe
G einen-Hallgruppe
vonG, wenn jeder
Primteiler der
Ordnung
von H in nliegt,
aber kein Primteiler des Index[G : H] .
Für
Sylowfunktionen gilt
derSATZ 1: Ist Öl eine Klasse endlicher
Gruppen,
die mit derGruppe
G auch
jedes epimorphe
Bild einerjeden Untergruppe
von Genthält,
und ist
f eine Sylowfunktion auf X,
sogibt
es einePrimzahlmenge
n = n, so,
daß f(G) für jedes
G c- X dieMenge
allern-Hallgruppen
von G ist. Jede ~-
Tlntergruppe
von G ist in einerUntergruppe
ausf(G)
enthaltene.Beweis: Zunächst werde
gezeigt:
f(G)
ist eine Klassekonjugierter Hallgruppen
von G.Angenommen,
dies istfalsch;
danngibt
es unter denGegen- beispielen
zu dieserAussage
eineGruppe
G von kleinsterOrdnung.
Da T
E f (G)
keineHallgruppe
von Gist,
sogibt
es einengemein-
samen Primteiler p von der
Ordnung
von T und dem Index[G : T] .
Sei P einep-Sylowgruppe
von G mit P n T ~ 1.Wegen Eigenschaft 4)
bestehtf (P)
ausUntergruppen #1
von P. Istnun
G,
sofolgt
aus der Minimalität von G dieAussage P E f (P) ;
und aus derEigenschaft 3)
erhält man die Existenz einer zu Tkonjugierten Untergruppe Ti E f ( G ),
die P enthält und daher zu p teilerfremden Index in G hat. Dieswiderspricht
der Wahl von P. - Daher
gilt
.P = G.Ist G elementar
abelsch,
sogibt
es eine zu Tkomplementäre Untergruppe S =1=
1 von G.Wegen Bedingung 2) gilt
1Andererseits
gibt
es einenAutomorphismus or
von Gderart,
daß1;
und dieEigenschaft 4)
liefert einenWiderspruch. -
Daher ist G nicht elementar abelsch.
Ist nun .l~ eine maximale
Untergruppe
derp-Gruppe G,
sogilt
- wegen der Minimalität von G - entweder 1E f (.M)
oderGilt nun 1 so ist
T n
~VI = 1 wegenEigenschaft 4);
also hat T dieOrdnung
p. Da G nicht elementar abelschist,
so ist
1;
und esgibt
eineUntergruppe
U derOrdnung
pin M. Nach
Bedingung 2) gilt
für die zu Tisomorphe Gruppe
!7e/(!7); Bedingung 3) zeigt
nun1 E f (M),
was der Annahmeüber
f(M) widerspricht. -
Alsogilt
ME f (M).
NachBedingung 2)
ist dann 1Ef(GIM).
Esgibt
dann aber einenIsomorphismus
von auf eine
Untergruppe
U derOrdnung
p von .lIT . Da nachBedingung 4) gilt:
U sofolgt
aus derEigenschaft 2):
ein
Widerspruch! -
Damit ist dieAnnahme,
sei keine
Hallgruppe
von G zumWiderspruch geführt;
es kann kein solches
Gegenbeispiel geben.
Sind nun X und Y
Gruppen
aus der Klasse X und ist die Primzahl p ein Teiler derOrdnung
von SEf(f()
und derOrdnung
von
Y,
danngibt
es nachBedingung 4)
eineUntergruppe
Uder
Ordnung
pin S,
so daß Ugilt. Wegen
derEigenschaft
2) gilt
dann aber fürjede Untergruppe
V derOrdnung
p von Y ebenfallsTT E f(Y).
NachBedingung 3)
teilt nun aber p auch dieOrdnung
vonT E f ( Y ) .
125
Für
jedes G G %
sei na dieMenge
der Primteiler derOrdnung
von
G;
dann ist diegesuchte Primzahlmenge
genauFür die letzte
Aussage
des Satzes sei V einen-Untergruppe
von und sei eine
n-Hallgruppe
von G. Daf(V)
aus
n-Hallgruppen
von Vbesteht, gilt Vejf(V). Wegen
derEigenschaft 3) der Sylowfunktionen gibt
es also eine zu H ko-njugierte Untergruppe H1Ef(G)
mitZUSATZ : Die
Sylowfunktion f
ordnetjeder Gruppe
G der .KlasseX dann
auflösbare n-Hallgruppen
zu, wenn es zujeder T eitmenge
n’ derPrimzahlmenge
’Tl eineSylowfuuktion
gauf X gibt
mit x’ =Beweis: Gibt es zu
jeder Teilmenge
x’ von x eineSylowfunk- tion g
auf X mit x’ = ’Jtg, und ist S mit G EX,
so besitztdie endliche
Gruppe S
zujedem
Primteiler p ihrerOrdnung
einp-Komplement.
Nach einem Satz von P. Hall[2]
ist S dann aber auflösbar. - Ist andererseitsfür jedes
unflösbar,
und sei x’ sosei g
dieFunktion,
diejedem
die
Menge g(G)
derx’-Hallgruppen
von G zuordnet. Dannliegt für G c- X jede n’-Untergruppe
von G in einer auflösbarenTT-Hallgruppe,
und daher auch in einerx’-Hallgruppe
von G.Nun verifiziert man direkt die
Eigenschaften 1)-4) : g
ist alsoeine
Sylowfunktion
auf J~.BEMERKUNG : In diesem
Zusammenhang
sei auch auf den Satzvon
Gol’berg hingewiesen,
der im wesentlichenbesagt,
daßauf der Klasse 31 der
x-separablen
endlichenGruppen,
die Funk-tion
f,
diejedem
dieMenge f(G)
der(auflösbaren!) x-Hallgruppen
von Gzuordnet,
eineSylowfunktion
auf 31 ist.(Vgl.
etwa Kurosh[4],
S.196).
Schränkt man die Klasse K nicht
irgendwie ein,
sogilt
SATZ 2: Ist
f eine Sylowfunktion auf
der Klasse 8 aller endlichenGruppen,
so ist dief
nach Satz 1zugeordnete Primzahlmenge
n,entweder leer oder
einelementig,
oder aber dieMenge
alterPrimzahlen.Dies ist die im Titel erwähnte
Charakterisierung
derSylow-
gruppen.
Beweis: Gibt es
in nf
mindestens zweiPrimzahlen,
so ist zuzeigen,
daß yr/ alle Primzahlen enthält.Sind die Primzahlen 2 und 3 beide in ~f enthalten und enthält
~cr nicht alle
Primzahlen,
so sei p die kleinste nicht in ~f enthaltene Primzahl. In dersymmetrischen Gruppe
des Grades p+
1 kann es keinenf-Hahgruppe geben;
denn diese hätte den Index p in also hätte8"+,
einePermutationsdarstellung
vomGrade p, was wegen p > 3 nicht
geht. -
Enthält also die Prim-zahlmenge
~f nicht allePrimzahlen,
so enthält nf sicher nicht beide Zahlen 2 und 3. Sind nun in dieser Situation pund q (p q)
die beiden kleinstenPrimzahlen,
die in x,vorkommen,
dann
gilt 5
q. Nach P. Hall([3],
Theorem A4) gibt
es in dersymmetrischen Gruppe
desGrades q
keine(p, q)-Hallgruppe. -
Dies
widerspricht
Satz 1. - Daherstimmt n.,
mit derMenge
aller Primzahlen
überein,
wenn nf mindestens zwei Primzahlen enthält.Die
Sylowfunktion f
auf der Klasse X endlicherGruppen
heißt maximal bei G
auf X,
fallsG 0 f(G)
und falls fürjede Sy-
lowf unktion s auf X mit aus und
P gQ folgt P = Q;
sie heißt nicht-trivial bei Gau f X,
2 falls aber dieOrdnung
vonP E f (G)
mindestens zwei ver-schiedene Primteiler hat.
Durch
X(G)
sei die Klasse allerepimorphen
Bilder von Unter-gruppen der
Gruppe
G bezeichnet.v(G)
bezeiche die Anzahl der verschiedenen Primteiler derOrdnung
von G.Mit diesen
Bezeichnungen gilt
SATZ 3: Für die endliche
Gruppe
G sindfolgende Aussagen äquivalent :
a) G ist auflösbar.
b)
Fürjedes
Paar von .Primzahten(p, q)
besitztjede
Unter-gruppe U von G eine
(p, q)-Hallgruppe.
c)
Fürjede Gruppe
H EK(G)
mitv(H)
> 4(bzw. v(g) - 3) gibt
es mindestens 4(bzw.
genau3) Sylowfunktionen auf X(G),
die bei H
verschieden,
nicht-trivial und macximat sind.Beweis: Nach den Hallschen Sätzen sind
b)
undc) Folgen
von
a). Angenommen,
dieBedingung b)
bzw.c) impliziert
nicht127
die Auflösbarkeit von
G,
sogibt
es eine endlicheGruppe G
vonkleinster
Ordnung,
die nicht auflösbarist,
aber dieBedingung b)
bzw.
c )
erfüllt. Da sich dieBedingungen b )
undc )
offenbar aufUntergruppen
und aufepimorphe
Bildervererben,
so istjede
echte
Untergruppe
undjedes
echteepimorphe
Bild von G auflös-bar. Also ist G eine minimal-einfache
Gruppe.
Ist
v(G) - 3,
sofolgt
aus derBedingung b)
bzw. aus derExistenz von drei
verschiedenen, nicht-trivialen,
maximalenSy-
lowfunktionen bei G die Existenz eines
p-Komplements
fürjeden
Primteiler p der
Ordnung
vonG;
und nach einem Satz von P.Hall
[2]
ist G auflösbar. Dieswidespricht
unserer Annahme über G. Dahergilt v ( G )
> 4.Nach einem von J. G.
Thompson angekündigten
Satz[6]
ist die Struktur der minimal-einfachen
Gruppen
bekannt: Gilt für eine solcheGruppe
G dieUngleichung v(G) > 4,
so ist Gzu einer
Gruppe
vomTyp
PSL(2, q)
oder zu einerGruppe S(q)
von Suzukischen
Typ isomorph.
Daß die
Gruppen
der FormPSL(2, q)
dieBedingungen 2)
und
3)
nichterfüllen, ergibt
sich aus der wohlbekannten Uber- sicht über dieUntergruppen
vonPSL(2, rn ) (vgl.
Dickson[1], chapter XII):
Sei p ein Primteiler von rn+ 1,
sogibt
es inPSL (2, rn)
für r" > 4 keine(p, r)-Hallgruppen.
Ebenso einfach veri- fiziert man, daß es inPSL(2, r")
höchstens dreiverschiedene, nicht-triviale,
maximaleSylofunktionen gibt.
Die
Ordnungen
der einfachenGruppen ~S(q) Mit q
= 22n+1von Suzuki haben die Form
q2(q2 + 1 ) (q
-1).
Ist p ein Prim- teilervon q2 +
1. dann entnimmt man der Liste der Unter- gruppen vonS(q) (vgl. [5], § 15),
daß es inS(q)
keine(2, p)-Hall-
gruppen
gibt.
Ebenso stellt manfest,
daß es beiS(q)
genau drei verschiedene maximaleSylowfunktionen gibt.
Diese
Aussagen widersprechen
aber unsererAnnahme,
dieGruppe
G mitv(G)
> 4 sei nichtauflösbar;
also muß diese falsch sein. Damit ist der Satz bewiesen.LITERATUR
[1] L. E. DICKSON: Linear groups.
Leipzig
1901.[2] P. HALL: A characteristic property
of
soluble groups. J. London Math. Soc. XII (1937) 198-200.[3] P. HALL: On theorems like
Sylow’s.
Proc. London Math. Soc.(III) 4 (1956) 268-304.
[4] A. G. KUROSH: The
theory of
groups,English
ed. New York 1956 vol. II.[5] M. SUZUKI: On a class
of doubly
transitivegroups. Annals
of Math.75 (1962) 105-145.
[6] J. G. THOMPSON: Some
simple
groups.Symposium
onGroup Theory.
Harvard 1963, 21-22.Manoscritto pervenuto in redazione il 10