C OMPOSITIO M ATHEMATICA
K ARL S IGMUND
Über Verteilungsmaße von Maßfolgen auf kompakten Gruppen
Compositio Mathematica, tome 21, n
o3 (1969), p. 299-311
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299
Über Verteilungsmaße
vonMaßfolgen
auf kompakten Gruppen
von
Karl
Sigmund
Wolters-Noordhoff Publishing
Printed in the Netherlands
Ziel dieser Arbeit ist es,
Bedingungen
für die Existenz des Ver-teilungsmaBes -
also des(C,1)-Mittels -
vonFolgen
normierterMaBe
anzugeben.
Dabei werden Methoden undFragestellungen
aus der Theorie der
Gleichverteilung
mod 1übertragen.
Sospielt in §
2 derBegriff
der normalen Zahl undin §
3 der dervollstândig gleichverteilten Folge
eine zentrale Rolle.In §
5 wird eine Verall-gemeinerung
desHauptsatzes
von van derCorput
bewiesen. DieAusführungen
stützen sich besonders auf drei Artikel vonCigler ([2], [3]
und[4]).
FürBegriffe
und Satzes aus der Theorie derGleichverteilung
sei auf[5]
verwiesen: für die maBtheoretischenGrundlagen
auf[1]
und[7].
Die
vorliegende
Arbeit ist Teil einerDissertation,
die ich unterAnleitung
von Herrn Prof. Dr. L. Schmetterer schrieb.1
Es sei G eine
multiplikativ geschriebene kompakte topologische Gruppe,
die das erste(und
somit auch daszweite)
Abzâhlbarkeits- axiom erfüllt.C(G)
sei der Banachraum allerstetigen komplex- wertigen
Funktionenf
auf G mit derNorm 11/11 = maxx~G|f(x)|.
Unter einem
Maß 03BC
auf G verstehen wir einpositives RadonmaB,
also ein
positives stetiges
lineares Funktionalf~03BC(f)
=Gf(x)d03BC(x)
auf
C(G).
Wie üblich -vgl. [1 ]
- erweitert man den Definitions- bereich desMal3es Iz
auf dieMenge
allerp-integrierbaren
Funk-tionen. Wenn nicht anders
erwähnt, sei normiert,
d.h. esgelte 03BC(1)
= 1. Unter demTräger Tr03BC
des MaBes ,u versteht man diekleinste
abgeschlossene Menge H
CG,
für die03BC(H)
= 1gilt.
Als
Topologie
im RaumM(G)
aller MaBe auf G betrachten wir stets die schwacheTopologie,
die durch dasSystem
der Halb-normen
(p
~|03BC(f)| : f
EC(G)}
definiert wird. Demnach konver-giert
eineFolge {03BCn}
ausM(G)
genau dann gegen ein MaB fl, wennlimn~~ fln(f)
=03BC(f) für jedes f
EC(G) gilt. M(G)
istkompakt.
Jedem 03BC
eM(G)
wird ein MaB03BC* adjungiert
mittelsAls
Faltungsprodukt
der MaBe fl und v wird das MaB ,uv erklart mittels03BCv(f)=GGf(xy)d03BC(x)dv(y) ~f~C(G).
Mit dieserOpera-
tion wird
M(G)
zurtopologischen Halbgruppe.
Esgilt
die Be-ziehung Tr(,uv)
=Tr(,u)Tr(v). (Vgl. [7J).
Ein
Maß 03BC
heiBtHàufungsmal3
derFolge {03BCn},
wenn es einemonoton wachsende
Folge
natürlicher Zahlen{Nk}k gibt,
so daBlimk- 1/Nk03A3Nkn=103BCn=03BC gilt.
DaM(G) kompakt ist, besitzt jede Folge {03BCn}
inM(G)
mindestens ein(C-1)-Häufungsmaß
y. WennIl das
einzige (C-1)-Häufungsmaß
derFolge ist, heißt 03BC
das Ver-teilungsmaB
der fln. In diesem Fallgilt
alsolimN~~ 1/N 03A3Nn=103BCn(f)
= 03BC(f) für jedes f
eC(G).
DieFolge {03BCn}
heiBtgleichverteilt,
wennsie das Haarsche MaB co auf G als
VerteilungsmaB
besitzt.Mit e,
bezeichnen wir das in x E G konzentrierte PunktmaB(03B5x(f) = f(x) für jedes f~C(G)).
Für alle x und y aus Ggilt
03B5x 03B5y = £Xy
und e* x
= 03B5x-1. DieAbbildung x ~ 03B5x
ist einetopolo- gische Abbildung
von G auf dieMenge
der PunktmaBe inM (G).
In diesem Sinn liiBt sich von einer
Punktfolge {xn}
in G sagen, daB sie ein(C-I)-Hâufungsmai3 (VerteilungsmaB)
besitzt bzw.gleich-
verteilt i st.
1931 bewies van der
Corput
in[6]
densogenannten Hauptsatz
der Theorie der
Gleichverteilung:
sei{xn}
eineFolge
von Punktenin der eindimensionalen
Torusgruppe
E =[0,1)
der reellenZahlen mod 1. Wenn für h = 1, 2, 3, ··· die
Folgen {xn+h2013xn}n gleichverteilt sind,
dann ist dieFolge {xn}
ebenfallsgleichverteilt.
Cigler
bewies in[3], [4]
eineVerallgemeinerung
desHauptsatzes:
Sei
{03BCn}
eineFolge
inM(G).
Für h = 1, 2, 3, ··· besitze dieFolge
{03BC*n03BCn+h}n
dasVerteilungsmaB
Vh. Wenn dieFolge (vh} gleichver-
teilt
ist,
dann ist es auch dieFolge
der ,un .In diesem
Zusammenhang
sei noch ein Satz vonLoynes (vgl.
[10]) erwähnt,
derbesagt,
daB dieFolge {03BCn}
inM(G)
ein Vertei-lungsmaB besitzt,
falls(für
h = 0, 1,2, ...)
das MaB03BC*n03BCn+h
nichtvon n
abhängt.
2
Sei T eine
stetige Abbildung
von G in sich. T induziert eineAbbildung
03BC ~TM
vonM(G)
in sich mittelsT03BC(f)
=03BC(f
oT)
Vf
EC(G). (Dabei
bedeutet o dieZusammensetzung
von Ab-bildungen. )
Ein MaB p heiBt invariant
bezüglich T,
wennTp
= f-lgilt.
EineFunktion
f
heiBt invariantbezüglich
T und y, wenny-fast
überallf
oT(x)
-f(x) gilt.
Ein inbezug
auf T invariantesMaß 03BC
heiBtergodisch bezüglich
T, wennjede ,u-mel3bare
invariante Funktiony-fast
überall konstant ist.DEFINITION 1: Ein MaB p heiBt normal in
bezug
auf diestetige
Transformation T von G in
sich,
wenn dieMaBfolge {Tn03BC}n gleich-
verteilt ist in G.
Wàhlt man
speziell
für G dieGruppe
E der reellen Zahlen mod 1,für p
einPunktmaB £x
und für T dieAbbildung
g - ag für natürliches a > 1, erhâlt man die Definition einer normalen Zahl:die reelle Zahl x E
[0, 1 )
heiBt normal zurBasis a,
wenn dieFolge {anx}n gleichverteilt
in E ist. Diese Definition ist mit der Borel- schenâquivalent. (Vgl. [9]).
Ein MaB v ist genau dann invariant
bezüglich T,
wenn es Ver-teilungsmaB
derFolge {Tnn}n
ist. Das ist eine einfacheFolgerung
aus
HILFSSATZ 1: Jedes
(C-I)-Hâufungsma]3
einerFolge {Tn03BC}n
ist invariant
bezüglich
T.BEWEIS : Sei x ein
beliebiges (C-1)-Häufungsmaß
von{Tn03BC}n.
Es
gibt
also eine monoton wachsendeFolge
natürlicher Zahlen{Nk},
so daBgilt:
Für
beliebiges f
EC(G) gilt:
Von Interesse ist die
Frage,
unter welchenBedingungen
ein xin G
existiert,
so daB dasbezüglich
T invariante MaB vVerteilungs-
maB der
Folge {Tnx}n
ist. DaB dieskeineswegs
stets der Fallist,
sieht man an
folgendem Beispiel:
Sei T die Transformation g ~ -g in der eindimensionalenTorusgruppe
E. Das Haarsche MaB auf E ist invariantbezüglich
T, doch verschieden von allenVerteilungsmaBen
vonFolgen {Tnx}n 2013
denn diese sind der Form1 2(03B5x+03B5-x).
Falls
jedoch v ergodisch bezüglich
Tist,
so ist für v-fast allex E G das MaB v
VerteilungsmaB
derFolge {Tnx}n.
Dasfolgt
ausdem individuellen
Ergodensatz (vgl. [8]).
Weiters hatSchapiro- Pjatezkij
in[15] gezeigt,
daBjedes
MaB auf E, das invariantbezüglich
einer Translation g ~ agist, VerteilungsmaB
einerFolge
der Form
{anx}n ist,
undCigler
hat diesen Satz in[2]
auf denmehrdimensionalen Fall
verallgemeinert.
HILFSSATZ 2. Wenn es eine Konstante c > 0
gibt
und ein MaB v, dasergodisch bezüglich
Tist,
so daB für allenichtnegativen f
EC(G)
dieUngleichung
erfüllt
ist,
dann besitzt dieFolge {Tn03BC}n
dasVerteilungsmaB
v.BEWEIS. Sei ein
beliebiges (C-1)-Häufungsmaß
derFolge {Tn03BC}n.
Nach Hilfssatz 1 ist 03C0 invariantbezüglich
T.Für jedes
nicht-negative f
eC(G) gilt
auf Grund derVoraussetzung 03C0(f) cv(f).
Durch
Approximation folgt
daraus03C0(A)
çcv(A)
für alle Borel- schenMengen
A C G. Ausv(A )
- 0folgt
somit03C0(A)
= 0,d.h.,
n ist
totalstetig bezüglich
v. Nun haben Postnikow undPjatezkij
in
[14] folgenden
Satz bewiesen: Falls vergodisch
ist inbezug
aufT,
danngibt
es kein invariantesMaß 03BC ~ v,
dastotalstetig bezüg-
lich v ist
(vgl.
auch[2] ).
Mithingilt 03C0
= v. Also ist v einVerteilungs-
maB der
Folge {Tn03BC}n.
SATZ 1. Sei k eine
beliebige
natürliche Zahl ~ 2 und v einbezüg-
lich T und Tk
ergodisches
MaB. Wenn dieFolge {Tn03BC}n
das MaB vals
VerteilungsmaB besitzt,
dann ist v auch dasVerteilungsmaB
der
Folge {Tkn+l03BC}n (für
l = 0, 1, 2, ...,k-1).
Wenn v das Ver-teilungsmaB
derFolge {Tkn03BC}n ist,
so ist v auch dasverteilungsmaB
der
Folge {Tn03BC}n.
BEWEIS. Sei v das
VerteilungsmaB
derFolge {Tn03BC}n.
Für0 1 Ç k-1
und jedes nichtnegative f
EC ( G ) gilt:
Daraus
folgt:
Auf Grund von Hilfssatz 2
folgt
der erste Teil derBehauptung.
Sei nun v das
VerteilungsmaB
derFolge {Tkn03BC}n.
Seif beliebig
aus
C(G).
Esgilt:
Für 1 = 1, 2, ···, k-1 setzen wir statt
f
die Funktionf
o TI -die natürlich ebenfalls ein Element von
C(G)
ist - in dieobige Gleichung
ein und erhalten so:Da v invariant
bezüglich
Tist, gilt
also:Durch Addition dieser
Gleichungen
fürl = 0, 1, ···, k-1
und Division durch erhalt man:Damit ist der zweite Teil der
Behauptung
bewiesen.Wenn
speziell
wbezüglich
T und Tkergodisch ist,
sofolgt
ausder Normalität von fl
bezüglich
T die Normalität von pbezüglich
Tk und
umgekehrt. (Der analoge
Satzspielt
in der Theorie dernormalen Zahlen eine
wichtige
Rolle -vgl. [5] ).
3
Es
seien fli
für 1 ~ i ~ k(bzw.
für i = 1, 2,3, ... )
MaBe auf G.Wir bezeichnen mit
~ki=103BCi (bzw.
mit~~i=103BCi)
das ProduktmaBauf Gk
(bzw. G°°),
dem k-fachen(bzw. abzahlbar-unendlichen)
kartesischen Produkt der
Gruppe
G(vgl. [1]).
Falls alle ,uigleich
,u
sind,
schreiben wir ~k03BC(bzw. ~~03BC)
statt~ki=103BCi (bzw. ~~i=103BCi).
Sei S der
(stetige) Translationsendomorphismus
in G°°:Es
gilt S(~~i=103BCi)
-~~i=203BCi.
DEFINITION 2. Die
Folge {03BCn}
inM(G)
heiBtvollstândig
verteiltzum
MaB y
EM(G),
wenn dieFolge {Sn(~~i=103BCi)}n
inM(G°°)
dasVerteilungsmaB
~~03BC besitzt. ImFalle fl
= co, also wenn~~i=103BCi
normal
bezüglich
Sist,
heiBt{03BCn} vollstândig gleichverteilt.
Im
Spezialfall
einerFolge {xn}
von Punkten in E =[0, 1)
erhâltman so die übliche Definition der
vollstândig gleichverteilten Zahlenfolge (vgl. [13]).
Der
Begriff
der normalen Zahlhângt
eng mit dem der vollstän-dig gleichverteilten Folge
zusammen. Sei a eine natürliche Zahl> 1. Jede Zahl x E
[0, 1)
bezitzt eine - im wesentlichen eindeu-tige -
a-adischeDarstellung x
= 0, xi x2 x3 ···, wobei die xn ganze Zahlen mit0 ~ xn ~
a -1 sind. Nach dem Kriterium vonNiven-Zuckermann
(vgl. [11] )
ist x genau dann normal zurBasis a,
wenn die
Folge {xn}
in derGruppe Ga
der natürlichen Zahlen mod avollstândig gleichverteilt
ist.Da unendlich ProduktmaBe schon durch die Werte, die sie auf den endlichdimensionalen
Zylindermengen
annehmen,vollstândig
bestimmt
sind,
ist Definition 2âquivalent
mit derfolgenden:
Eine
Folge {03BCn}
inM(G)
heiBtvollstândig
verteilt zum MaBp E
M(G),
wennfür jede
natürliche Zahl k dieFolge {~ki=103BCn+i}n
in
M(Gk)
dasVerteilungsmaB
~k03BC besitzt.Nach dem Satz von
Peter-Weyl (vgl. [12])
existiert ein voll-standiges System
U vonstetigen
irreduziblen unitären endlich- dimensionalenDarstellungen
U =(uik(x))
derkompakten Gruppe
G. Jedes
Maß 03BC
auf G isteindeutig
durch die MatrizenJl(U)
=(03BC(uik)) ( U ~ U)
bestimmt. Fürbeliebige
y, v ausM(G)
und alle U~U
gilt 03BCv(U) = 03BC(U)v(U).
AuBerdem ist03BC*(U)
diezu 03BC(U) adjungierte
Matrix. Nach demStetigkeitstheorem
konver-giert
eineFolge {03BCn}
ausM(G)
genau dann gegen einMaß 03BC
aufG,
wenn für alle !7eU die
Gleichung limn~~03BCn(U)=03BC(U)
in derOperatortopologie gilt. (Vgl. [7] ).
HILFSSATZ 3. Sei k eine
beliebige
natürliche Zahl. Wenn dieFolge {~ki=103BCn+i}n
inM(Gk)
dasVerteilungsmaB
~k03BCbesitzt,
dann besitzt die
Folge {03A0ki=103BCn+i}n in M(G)
dasVerteilungs-
maB
,uk.
BEWEIS. Sei U E U
beliebig.
DieAbbildung
ist auf Gk
stetig.
Für n = 1, 2, 3, ...gilt
auf Grund derEigen-
schaften der
Darstellung:
Laut
Voraussetzung
existiert daherlimN~~
1/N 03A3Nn=1 [03A0ki=103BCn+i] ( U)
und es gilt :
Nach dem
Stetigkeitstheorem
ist dieBehauptung
damit bewiesen.HILFSSATZ 4
(Ito-Kawada, vgl. [4]).
Sei03BC~M(G).
DieFolge {03BCn}n
besitzt alsVerteilungsmaB
das Haarsche MaB auf der klein- stenabgeschlossenen Untergruppe
vonG,
dieTr03BC
enthâlt.SATZ 2.
Sei
ein MaB aufG,
dessenTräger
Gerzeugt.
Wenn diePunktfolge {xn}
in Gvollstândig
verteilt zumMaBe ,u ist,
so ist dieFolge der yn
=03A0ni=1xi gleichverteilt
in G.BEWEIS. Sei k eine
beliebige
natürliche Zahl. Nach Voraussetz- ung besitzt diePunktfolge (xn+1,
xn+2. ···,xn+k)n in Gk
dasVerteilungsmaB
0kP. Daher besitzt nach Hilfssatz 3 dieFolge
{03A0ki=1xn+i}n,
also dieFolge {y-1nyn+k}n,
in G dasVerteilungsmaB ,uk.
DaTr03BC
dieGruppe
Gerzeugt,
ist laut Hilfssatz 4 dieFolge {03BCk}k gleichverteilt.
Auf Grund derCigler’schen Verallgemeinerung
des
Hauptsatzes
von van derCorput folgt daraus,
daB dieFolge {yn} gleichverteilt
ist.Ein
Spezialfall
dieses Satzes wurde in[2]
bewiesen. Als Korollarfolgt,
daB{03A0ni=1xi}n gleichverteilt ist,
falls diePunktfolge {xn}
vollstândig gleichverteilt
ist.4
Bevor wir die
MÕglichkeit
derVerallgemeinerung
dieses Satzes aufMaBfolgen untersuchen,
seibemerkt,
daB aus der blol3enGleichverteilung
von{xn}
imallgemeinen
nichtfolgt,
daB dieFolge {03A0ni=1xi}n
einVerteilungsmaB
besitzt.Wir konstruieren in der
Gruppe G2
der natürlichen Zahlen mod 2 einePunktfolge {xn},
diegleichverteilt
ist und für die dieFolge
deryn =
x1+x2+···+xn
keinVerteilungsmaB
besitzt. Dazu bestim-men wir eine monoton gegen 0 fallende
Folge
reeller Zahlen{ek}
aus dem Intervall
(0, 1 2)
und definieren durch Induktion eine monoton wachsendeFolge
natürlicher Zahlen: für k = 1, 2, 3, ··· sei nk die kleinste natürlicheZahl n,
so daB(1+nk-1)/n ek gilt (und
es sei no ==0).
Für n = 1, 2, 3, ... bezeichnen wir der Einfachheit halber mit
X(n)
dasQuadrupel (x4n-3,
x4n-2, x4n-1,x4n).
DieFolge {xn}
in Gsei
folgendermaßen
definiert:(für
k = 1, 2,3, ... ).
Wie man auf Grund derEigenschaften
von{nk}
leichtsieht,
ist dieFolge {xn} gleichverteilt.
Dagegen
besitzt dieFolge der y,,
= x1+x2+ ··· +xn zwei ver- schiedeneHâufungsmaBe,
nàmlich1 403B50+3 403B51
und3 403B50+1 403B51.
Dennwenn man mit
Y(n )
dasQuadrupel (Y4n-a,
Y4n-2’ Y4n-l’y4n)
bezeichnet
(für n
= 1, 2,3, ... ),
sogilt
für k > 1:Durch einfache
Abschätzungen folgt
daraus dieBehauptung.
Âhnlich kann man
zeigen,
daB esFolgen {xn} gibt,
die kein Ver-teilungsmal3 besitzen,
obwohl dieFolgen {x-1nxn+h}n
furjede
natür-liche Zahl h ein
VerteilungsmaB
besitzen. Hierzu verwendet man wieder die oben definierteFolge {nk}k
und bestimmt inG2
einePunktfolge x(n)
mittels:(für k
= 0,1, 2,... ).
Wie man leichtsieht,
besitzt für h = 1, 2, 3, ··· dieFolge {x(n+h)-x(n)}n
inG2
dasVerteilungsmaß
Bo. DieFolge
{x(n)}n jedoch
besitzt zwei verschiedeneHäufungsmaße,
nàmliche. und E1.
Andrerseits aber
folgt
aus demHauptsatz
von van deCorput,
daB die
Folge {xn}
sogargleichverteilt
ist, wenn man voraussetzt, daB dasVerteilungsmaB
derFolgen {x-1xxn+h}n
für h = 1, 2, 3, ...gleich
dem Haarschen MaB ist.Setzt man y1 = xl
und yn
=x-1n-1xn (für n
>1),
so sieht man, daB es zwar nichtmôglich ist,
aus der Existenz desVerteilungs-
maBes der
Folgen {03A0hi=1 yn+i}n
für h = 1, 2, 3, ... auf die Existenz desVerteilungsmaBes
derFolge {03A0ni=1yi}n
zuschlieBen;
daBjedoch {03A0ni=1yi}n gleichverteilt ist,
falls dieFolgen {03A0hi=1yn+i}n
für h = 1, 2, 3, ...
gleichverteilt
sind. Diesen Satz wollen wir in§
5 aufMaBfolgen verallgemeinern.
5
Sei
{03BCn}
eineFolge
inM(G).
In diesemParagraphen
wollen wirhinreichende
Bedingungen
für die Existenz desVerteilungsmaBes
- bzw. für die
Gleichverteilung -
derFolge
derFaltungsprodukte {03A0ni=103BCi}n angeben.
Für den
Fall,
daB alle aigleich sind,
ist dieFrage
schon seitlangem gelbst. (Vgl.
Hilfssatz4).
Weiterszeigt
manleicht,
daB dieFolge {03A0ni=103BCi} gleichverteilt ist,
wenn dieFolge
der ,un gegen 03C9konvergiert.
Falls die
Folge {03BCn}
eine Periode derLange
Lbesitzt,
so besitztdie
Folge
derFaltungsprodukte
einverteilungsmaB.
Wie man aufGrund einer einfachen
Überlegung sieht,
ist dasverteilungsmaß gleich
demFaltungsprodukt
des MaBes1/L 03A3Ln=1(03A0ni=103BCi)
mitdem Haarschen MaB auf der kleinsten
abgeschlossenen
Unter-gruppe von
G,
die denTräger
von 03BC103BC2 ··· iL enthâlt.SATZ 3. Sei
{03BCn}
eineFolge
von MaBen auf derkompakten
abelschen
Gruppe
G. Für h = 1, 2, 3, ... besitze dieFolge {03A0hi=103BCn+i}n
einVerteilungsmaB
a . Falls dieFolge der a gleich-
verteilt
ist,
so ist dieFolge {03A0ni=103BCi}n
ebenfallsgleichverteilt.
Dem Beweis schicken wir zwei Hilfssätze voraus.
HILFSSATZ 5. Sei
{un}
eine beschrânkteFolge komplexer
Zahlen.Wenn für eine monoton wachsende
Folge {N’}
natürlicher Zahlen und fur h == 1, 2, 3, ··· derGrenzwert sh
=limN’~~ 1/N’ N’
existiert,
so existiertlimN~~ 1/N 03A3Nh=1sh
und istnichtnegativ.
Der Beweis ist in
[3]
enthalten und sei daher nur kurz skizziert.Da die
Folge {sh}h
- wie man leichtüberprüft - positiv
definitist,
existiert nach dem Satz vonBochner-Herglotz
ein(nicht
not-wendig normiertes) positives
MaB a auf dem Intervall[0, 1),
sodal3 s. = f ô
exp(2n ihx)d6(x)
für h = 1, 2, 3, ...gilt.
Auf Grunddes Satzes über dominierte
Konvergenz
und derGleichungen
folgt
darausHILFSSATZ 6. Sei
{an}
eineFolge komplexer
Zahlen mit|an| ~
1.Wenn für h = 1, 2, 3, ··· der Grenzwert
existiert und
gilt,
sofolgt
BEWEIS. Für n = 1, 2, 3, ... setzen
wir v.
= a1a2 ··· an . Jedes Vn lâBt sich in der Form0.
exp(2nix,,)
darstellen mit 0 ~03B8n ~
1und xn
E[0, 1 ).
DieFolge {03B8n}
ist monoton fallend undbeschrânkt,
also existiert 0 =
limn~~ 0..
Falls 8 == 0gilt,
ist dieBehauptung
bewiesen. Wir kônnen uns also auf den Fall
03B8 ~ 0
beschrânken.Laut
Voraussetzung
existiert fürjedes
natürliche h der GrenzwertWie man leicht
sieht, gilt:
Also existiert für h = 1, 2, 3, ... der Grenzwert
und ist
gleich 02t,.
Wegen |vn| ~
1gibt
es eine monotoneFolge
natürlicher Zahlen{N’}
so daB der Grenzwert m =limN’~~ 1/N’ 03A3N’n=1vn
existiert. Esgenügt
zubeweisen,
daB m == 0gilt.
Sei Un = vn -m. Für h = 1, 2, 3, ···
gilt
Wegen limN’~~ 1/N’ 03A3N’n=1un
= 0folgt,
daB der Grenzwertexistiert und
gleich
also
gleich 03B82th-|m|2
ist. Auf Grund derVoraussetzung
folgt
Da dieser letzte Grenzwert laut Hilfssatz 5
nichtnegativ ist,
muBm = 0
gelten.
BEWEIS von Satz 3. Da G kommutativ
ist,
bilden die Charaktere einvollstândiges System
von(eindimensionalen stetigen
unitärenDarstellungen.
Esgenügt
daher zu beweisen, daBfür jeden
beliebi-gen nichttrivialen
Charakter x
gilt. Wegen |~|
= 1folgt |03BCn(~)| ~
1 für n = 1, 2,3, .... Auf Grund derVoraussetzungen
und desStetigkeitstheorems
existiertfür
jede
natürliche Zahl h der Grenzwertund es
gilt
Laut Hilfssatz 6 strebt somit
gegen 0. w.z.b.w.
SATZ 4.
Sei
ein MaB auf derkompakten
abelschenGruppe G,
dessen
Träger
Gerzeugt.
Sei{03BCn}
eineFolge
inM(G),
die voll-ständig
verteilt zum Maß 03BC ist. Dann ist dieFolge
derFaltungs- produkte {03A0ni=103BCi}n gleichverteilt.
BEWEIS. Da
{03BCn} vollstândig gleichverteilt ist,
besitzt fürjede
natürliche Zahl h die
Folge {~hi=103BCn+i}n
inM(Gh)
dasVerteilungs-
maB
Q9hP.
Auf Grund von Hilfssatz 3folgt,
daB für h = 1, 2, 3, ···die
Folgen {03A0hi=103BCn+i}n
inM(G)
dasVerteilungsmaB 03BCh
besitzen.Nun ist laut
Voraussetzung
und Hilfssatz 4 dieFolge {03BCh}h gleich-
verteilt. Durch
Anwendung
von Satz 3 erhâlt man daher dieBehauptung.
Insbesonders ist also die
Folge {03A0ni=103BCi}n gleichverteilt,
wenndie
Folge {03BCn} vollstândig gleichverteilt
ist.SATZ 5.
Sei p
ein MaB auf derkompakten
abelschenGruppe G,
dessen
Träger
Gerzeugt.
Wenn dieMaBfolge {03BCn}
gegen 03BC konver-giert,
dann ist dieFolge
derFaltungsprodukte Mil. gleich-
verteilt.
BEWEIS. Da
M(G)
einetopologische Halbgruppe ist, gilt
fürjede
natürliche Zahl h dieGleichung limn~~
03BCn+1 03BCn+2 ···03BCn+h = 03BCh,
also auch
limN~~ 1/N 03A3Nn=103BCn+103BCn+2 ···
03BCn+h =03BCh.
Nach Voraus-setzung
und Hilfssatz 4 ist dieFolge {03BCh}h
in Ggleichverteilt;
aufGrund von Satz 3
folgt mithin,
daB dieFolge {03A0ni=103BCi} gleichver-
teilt ist.
Wie man leicht
sieht, gelten
die Satzes 3, 4 und 5 auchdann,
wenn man statt der Kommutativität von G nur
verlangt,
daB fürjede Darstellung
!7eU alle Matrizen03BCn(U)
diegleichen Eigen-
vektoren besitzen.
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(Oblatum 3-1-69) Wien