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4. Methodisches Vorgehen

4.4 Vorgehen zur Untersuchung der sekundären Forschungsfrage

Wie in Kapitel 3.2.3 erklärt wurde, hängt die stilistische Wirkung von Metaphern mit deren Lexikalisierung zusammen. Um den Einfluss der stilistischen Wirkung von ausgangssprachli-chen kulturspezifisausgangssprachli-chen Metaphern auf die verwendeten Übersetzungsstrategien zu

52 untersuchen, muss daher zunächst zwischen verschiedenen Stufen der Lexikalisierung unter-schieden werden. Ausgehend von diesen Lexikalisierungsstufen werden Kategorien für die sti-listische Wirkung von Metaphern gebildet, die anschliessend auf einem Kontinuum von einer grossen zu einer geringen stilistischen Wirkung dargestellt werden, das als Analysemodell für die sekundäre Forschungsfrage dient. Die für dieses Kontinuum verwendeten Bezeichnungen der im Folgenden erläuterten Kategorien für die stilistische Wirkung von Metaphern werden kursiv hervorgehoben.

Ausgehend von der Gebräuchlichkeit der Metaphern ist in Anlehnung an Van den Broeck (1981) und Kjär (1988) zunächst zwischen lexikalisierten, „usuellen“ und privaten Metaphern zu differenzieren (1988, S. 23). Als lexikalisierte Metaphern werden jene Metaphern bezeich-net, deren metaphorische Bedeutung gemäss dem französischen Online-Wörterbuch Larousse Bestandteil der Definition eines Begriffes oder einer Wendung sind. Als usuell wer-den Metaphern definiert, die im französischen Sprachgebrauch üblich sind, das heisst „wer-den allgemeinen Gewohnheiten [und] Gebräuchen entsprechen[] [und] in dieser Art immer wieder vorkommen[]“ (Bibliographisches Institut GmbH, 2020d, o. S.). Darunter werden diejenigen Metaphern verstanden, die entweder unter der Rubrik „Expressions“ des Online-Wörterbu-ches Larousse im Zusammenhang mit einem bestimmten Begriff aufgeführt sind (Larousse, o. D.f, o. S.) oder für die auch an anderen Orten in einem ähnlichen Kontext wie jenem der jeweiligen Textstelle von Quand sort la recluse Belege gefunden werden können. Als privat werden schliesslich wie bei Van den Broeck die Metaphern bezeichnet, bei denen es sich um kühne, innovative Kreationen von Einzelpersonen handelt (1981, S. 75), das heisst jene Meta-phern, die von Frédérique Audoin-Rouzeau kreiert wurden. Solche Metaphern werden dem-nach auch im Französischen selten oder nie verwendet und sind in ihrer spezifischen Ausprä-gung in keinem Wörterbuch verzeichnet.

Lexikalisierte Metaphern haben aufgrund der Aufnahme der metaphorischen Bedeutung in den Wortschatz und der damit verbundenen Verblassung des metaphorischen Charakters eine geringe stilistische Wirkung (vgl. 3.2.3), während mit usuellen Metaphern eine mittlere und mit privaten Metaphern eine grosse stilistische Wirkung verbunden ist.

Im Zusammenhang mit der stilistischen Wirkung können zwischen diesen drei Kategorien wei-tere Zwischenstufen unterschieden werden: Wichtig scheint insbesondere die Differenzierung

53 literarischer lexikalisierter Metaphern von im alltäglichen Sprachgebrauch üblichen lexikali-sierten Metaphern. Es ist anzunehmen, dass literarische lexikalisierte Metaphern eine grös-sere stilistische Wirkung haben als andere lexikalisierte Metaphern, weil die literarische Ver-wendung eines Begriffes der Leserschaft für gewöhnlich weniger präsent ist. Literarische lexi-kalisierte Metaphern können daran erkannt werden, dass sie im Online-Wörterbuch Larousse unter „Définitions“ mit dem Zusatz „Littéraire“ gekennzeichnet sind (Larousse, o. D.f, o. S.).

Weitere Abstufungen können zwischen usuellen und privaten Metaphern vorgenommen wer-den: Van den Broeck nimmt an, dass lexikalisierte (tote) Metaphern je nach Verwendung auch wieder lebendig werden können (1981, S. 76). Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn durch ein Wortspiel auf zwei unterschiedliche Bedeutungen eines polysemen Begriffs hingewiesen und dadurch die metaphorische Übertragung der Bedeutung von einem Erfahrungsbereich auf ei-nen anderen Erfahrungsbereich wieder bewusst gemacht wird. Koller bezeichnet diese Beto-nung von Polysemie oder auch das „Gleichzeitigmeinen von wörtlicher (konkreter) und über-tragener (metaphorischer) Bedeutung von Ausdrücken“ als „Sprachspiele“ (2011, S. 261). Le-xikalisierte Metaphern, deren metaphorische Bedeutung auf diese Weise reaktiviert wird (re-aktivierte lexikalisierte Metaphern), haben deshalb eine ausgeprägte stilistische Wirkung, die derer von privaten Metaphern nahekommt, weil die Reaktivierung lexikalisierter Metaphern im Vergleich zu usuellen Metaphern, die in einer Sprache üblich sind, in der Regel als unge-wöhnlich empfunden wird.

Auch usuelle Metaphern können durch Sprachspiele reaktiviert werden. Die stilistische Wir-kung reaktivierter usueller Metaphern dürfte leicht geringer als jene von reaktivierten lexika-lisierten Metaphern sein. Dies deshalb, weil die Reaktivierung lexikalisierter Metaphern über-raschender ist, da ihr metaphorischer Charakter normalerweise kaum mehr erkennbar ist und ihre Reaktivierung deshalb bei der Leserschaft die Erkenntnis bewirkt, dass solche Ausdrücke durch die Übertragung einer Bedeutung aus einem anderen Bereich entstanden sind. Bei usu-ellen Metaphern hingegen ist der metaphorische Ursprung zum Teil noch erkennbar, weshalb ihre Reaktivierung durch Sprachspiele einen weniger grossen Überraschungseffekt und damit eine etwas weniger ausgeprägte stilistische Wirkung zur Folge haben dürfte.

Diese Metaphernkategorien können hinsichtlich der stilistischen Wirkung wie gesagt auf ei-nem Kontinuum dargestellt werden, wobei die Übergänge natürlich immer fliessend sind, wie das folgende Schema zeigt:

54 Grosse stilistische Wirkung

Private Metaphern

Reaktivierte lexikalisierte Metaphern Reaktivierte usuelle Metaphern Usuelle Metaphern

Literarische lexikalisierte Metaphern Lexikalisierte Metaphern

Geringe stilistische Wirkung

Abbildung 3: Kontinuum der stilistischen Wirkung von Metaphern

Um den Einfluss der stilistischen Wirkung der Metaphern von Quand sort la recluse auf die gewählten Übersetzungsstrategien zu untersuchen, müssen zunächst die ausgangssprachli-chen kulturspezifisausgangssprachli-chen Metaphern diesen Kategorien zugeordnet werden. Anschliessend kann die Häufigkeit der im Zusammenhang mit der primären Forschungsfrage ermittelten Übersetzungsstrategien in Diagrammen für die Metaphernkategorien dargestellt und analy-siert werden.

Wie in diesem Kapitel erklärt, sollen sowohl im Rahmen der Untersuchung der primären als auch der sekundären Forschungsfrage jeweils quantitative Analysen durchgeführt und an-schliessend die jeweiligen Ergebnisse veranschaulicht und diskutiert werden.

Vor der Durchführung dieser quantitativen Analysen soll jedoch zunächst die Übersetzung des Titels qualitativ untersucht werden, da dieser bereits eine Metapher enthält, die sich als roter Faden durch das gesamte Werk zieht und das Hauptmotiv des Romans bildet.