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5. Empirische Untersuchung

5.3 Quantitative Analyse der Metaphernübersetzung

5.3.1 Häufigkeit der Übersetzungsstrategien für die Metaphern

Während der Zusammenstellung des Korpus mit den ausgangskulturellen Metaphern von Quand sort la recluse fiel insbesondere auf, dass jene ausgangssprachlichen Metaphern, die nicht spezifisch für die französische Kultur sind und daher im Deutschen mit denselben meta-phorischen Wendungen wiedergegeben werden könnten wie im Französischen, zum Teil ohne die Verwendung einer Metapher übersetzt wurden. Bei solchen kulturübergreifenden Meta-phern wurde demnach auch das Verfahren der Wiedergabe des eigentlichen Sinnes einge-setzt, wodurch die Metapher verloren ging, obwohl das französische Bild im Deutschen eben-falls üblich wäre. So wurde beispielsweise die kulturübergreifende Metapher „sans se cabrer“

(Vargas, 2017, S. 35) mit „widerstandslos“ (Vargas, 2018, S. 36) übersetzt, obgleich dasselbe metaphorische Bild in der Form sich auf die Hinterbeine stellen auch im Deutschen existiert.

Die deutsche Entsprechung ist jedoch umständlicher und würde an dieser Stelle weniger gut

77 in die Übersetzung passen, weshalb die Wiedergabe des eigentlichen Sinnes durchaus nach-vollziehbar ist. Auch wenn durch dieses Vorgehen der stilistische Wert der Übersetzung im Vergleich zum Ausgangstext scheinbar reduziert wird, muss dies nicht unbedingt der Fall sein.

In einer Übersetzung kann nämlich eine Metapher dadurch kompensiert werden, dass im Ziel-text an anderer Stelle eine Metapher eingefügt wird, die sich dort im AusgangsZiel-text nicht fin-det. Auf diese Weise wurde zum Beispiel die nicht metaphorische Aussage „Il avait […] de nouveau […], puis décidé de menacer l’avenir du commissaire“ (Vargas, 2017, S. 299) mit der metaphorischen Wendung „Wieder hatte er […], danach beschlossen, die Zukunft des Kom-missars aufs Spiel zu setzen“ (Vargas, 2018, S. 318) ins Deutsche übertragen. In Der Zorn der Einsiedlerin wurde demnach auch mit der Kompensation von Metaphern gearbeitet, um die ausgeprägte stilistische Gestaltung des Ausgangstextes (vgl. 1.1) so weit wie möglich wieder-zugeben. Da für die Beantwortung der primären Forschungsfrage jedoch der Umgang mit den ausgangskulturellen Metaphern von Quand sort la recluse im Zentrum stand, wurden solche Kompensationen nicht erfasst.

Zur Ermittlung der Häufigkeit, mit der die Übersetzungsstrategien für Metaphern in Der Zorn der Einsiedlerin zur Anwendung kamen, wurden die ausgangskulturellen Metaphern aus Quand sort la recluse, deren Übersetzung und die entsprechenden Übersetzungsstrategien wie für die Realienübersetzung in einem Excel-Dokument erfasst. Wiederholungen von Meta-phern im Ausgangstext wurden – wie bei den Realien – nur dann für die Analyse berücksich-tigt, wenn die jeweilige Übersetzung einer anderen Übersetzungsstrategie als die Erstüberset-zung entsprach und wiederholt für die Metapher verwendet wurde. Aufgrund der grossen An-zahl ausgangskultureller Metaphern wurden im Gegensatz zur Analyse der Realienüberset-zung ausschliesslich jene ÜbersetRealienüberset-zungsstrategien notiert, die für eine Metapher wiederholt zur Anwendung kamen und daher für die Untersuchung von Bedeutung waren.

Zur Auswertung der Häufigkeit durch Excel wurde jeder der acht Übersetzungsstrategien für Metaphern (vgl. 4.3.2) – ähnlich wie für die Analyse der Realienübersetzung – eine Farbe zu-gewiesen, in der die ausgangskulturellen Metaphern mit ihren Übersetzungen je nach Über-setzungsstrategie eingefärbt wurden. Diese Auswertung ist im folgenden Diagramm darge-stellt, das die Häufigkeit der Übersetzungsstrategien für Metaphern zeigt:

78 Legende: 1) Übernahme des ausgangskulturellen Bildes / Übersetzung durch ein anderes befremdli-ches Bild, 2) Übersetzung durch einen Vergleich mit demselben ausgangskulturellen Bild, 3) Übernahme des ausgangskulturellen Bildes und Explikation, 4) Übersetzung durch einen Vergleich und Explikation, 5) Nicht idiomatische, auf einer Analogie basierende Übersetzung, 6) Wiedergabe des eigentlichen Sinnes, 7) Auslassung, 8) Analogieverwendung.

Abbildung 6: Häufigkeit der Übersetzungsstrategien für die Metaphern

Die möglichen Übersetzungsstrategien für Metaphern wurden, wie die Übersetzungsstrate-gien für Realien, von links nach rechts (1 bis 8) gemäss dem Kontinuum des Fremdheits- oder Vertrautheitseffektes von Metaphern (vgl. 4.3.2, Abbildung 2) angeordnet.

Von insgesamt 1285 Übersetzungen, mit denen die ausgangskulturellen Metaphern vorwie-gend wiedergegeben wurden, entfallen nur eine Übersetzung auf die Übersetzungsstrategie 4) Übersetzung durch einen Vergleich und Explikation sowie 6 Übersetzungen auf das Verfah-ren 2) Übersetzung durch einen Vergleich mit demselben ausgangskulturellen Bild. Die äus-serst seltene Verwendung dieser beiden Vorgehensweisen zeigt insbesondere, dass für die Übersetzung der ausgangskulturellen Metaphern in Der Zorn der Einsiedlerin kaum Vergleiche gewählt wurden.

Die Verfahren 3) Übernahme des ausgangskulturellen Bildes und Explikation sowie 5) Nicht idiomatische, auf einer Analogie basierende Übersetzung, die bei je 14 Metaphern zur Anwen-dung kamen, machen jeweils nur 1 % der gesamten Metaphernübersetzung aus und wurden demnach ebenfalls selten eingesetzt.

Das Verfahren 7) Auslassung entspricht mit 25 von 1285 Übersetzungen 2 % der Metaphern-übersetzung. Eine Auslassung der ausgangskulturellen Metaphern war demnach doppelt so

100

79 häufig wie die Wiedergabe durch eine Übernahme des ausgangskulturellen Bildes und Expli-kation (3) oder eine nicht idiomatische, auf einer Analogie basierende Übersetzung (5).

Angesichts des geringen Anteils der Übersetzungsverfahren 2), 3), 4), 5) und 7) an der Meta-phernübersetzung sticht bei der Betrachtung des Diagramms zur Häufigkeit der Übersetzungs-strategien für die Metaphern auch ins Auge, dass die Übernahme des ausgangskulturellen Bil-des und die Übersetzung durch ein anderes befremdliches Bild (1) häufiger eingesetzt wurden.

Zusammengenommen umfassen diese beiden Verfahren 100 Übersetzungen, das heisst 8 % der 1285 Metaphernübersetzungen. Dabei machen die Übernahmen des ausgangskulturellen Bildes jedoch mit 88 Übersetzungen die Mehrheit dieser 100 stark verfremdenden Meta-phernübersetzungen aus, während der Anteil an Übersetzungen durch ein anderes befremd-liches Bild mit nur 12 Übersetzungen (1 % aller Metaphernübersetzungen) vergleichsweise klein ist. Die Übernahme des ausgangskulturellen Bildes der Metaphern war demnach sieben-mal häufiger als die Übersetzung durch ein anderes befremdliches Bild sowie die Verfahren 3) Übernahme des ausgangskulturellen Bildes und Explikation oder 5) Nicht idiomatische, auf einer Analogie basierende Übersetzung und wurde dreimal mehr angewandt als die Überset-zungsstrategie 7) Auslassung.

Am grössten war eindeutig der Anteil der Übersetzungsstrategien 6) Wiedergabe des eigent-lichen Sinnes der Metaphern (43 %) und 8) Analogieverwendung (fast 45 %), auf die mit 552 und 573 von insgesamt 1285 Metaphernübersetzungen beinahe gleich häufig zurückgegriffen wurde. Das Verfahren der Analogieverwendung wurde demnach rund zweiundzwanzigmal mehr eingesetzt als die Übersetzungsstrategie 7) Auslassung (2 %) und ungefähr sechsmal mehr als die Übernahme des ausgangskulturellen Bildes (7 %).

Im Folgenden werden die Tendenzen innerhalb der Übersetzungsstrategien für die Metaphern betrachtet sowie Beispiele für die verschiedenen Übersetzungsstrategien angeführt und dis-kutiert.