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4 DIE STELLUNG AUF DEM ARBEITSMARKT

4.1 D IE E INBINDUNG IN DEN A RBEITSMARKT : E RWERBSTÄTIGEN -, R ENTNER /I NNEN - UND E RWERBSLOSENANTEILE

Grafik 15 weist die Erwerbstätigenanteile der gesamten Bevölkerung über die verschiedenen Altersgruppen aus. Dabei gilt es sich präsent zu halten, dass die Grafik auf Querschnittsdaten basiert und somit nicht individuelle Lebensverlaufsdaten wiedergibt.

Ins Auge fallen in Grafik 15 zunächst die durchwegs tieferen Erwerbstätigenanteile bei den neu Zugewanderten, die lange um die 70%-Marke pendeln, aber zu keinem Zeitpunkt wesentlich darüber steigen. Was die Erwerbstätigkeit der zweiten Generation betrifft, so fällt insbesondere der stark unterschiedliche Verlauf bei eingebürgerter und nicht eingebürgerter zweiter Genera-tion bei den unter 30-Jährigen auf: Während die nicht eingebürgerte zweite GeneraGenera-tion in allen Altersgruppen bis ins Alter von 27 Jahren mit wenigen Ausnahmen am häufigsten erwerbstätig ist, sind die eingebürgerten Angehörigen der zweiten Generation im Alter von 18 bis 24 Jahren abgesehen von den neu Zugewanderten am seltensten erwerbstätig; erst bei den über 29-Jäh-rigen steigen die Erwerbstätigenanteile der eingebürgerten zweiten Generation über jene der gebürtigen Schweizer/innen. In den vergleichsweise tiefen Erwerbstätigenanteilen der eingebür-gerten zweiten Generation finden in erster Linie die bereits weiter vorne konstatierten hohen Bil-dungsinvestitionen dieser Gruppe ihren Niederschlag: Sie verbleibt länger in der Ausbildung und tritt deshalb später, jedoch im Schnitt höher qualifiziert in den Arbeitsmarkt ein. Insgesamt gesehen (wenn eingebürgerte und nicht eingebürgerte zweite Generation zusammengezählt werden) liegen die Erwerbstätigenanteile der zweiten Generation zunächst über dem Schnitt der gebürtigen Schweizer/innen, ab 45 Jahren liegen sie weitgehend leicht darunter, worin sich unter anderem die erhöhten Rentner/innenanteile von Personen mit Migrationshintergrund niederschlagen (vgl. weiter unten)20. Die Erwerbstätigenanteile der ersten Einwanderergenera-tion liegen fast durchwegs unter denjenigen der zweiten GeneraEinwanderergenera-tion und der gebürtigen Schwei-zer/innen, am tiefsten liegen jene der eingebürgerten ersten Generation. Weiter unten (Kapitel 4.4) wird für die Altersgruppe der 20- bis 39-Jährigen überprüft, in welchem Mass die beobach-teten Unterschiede bei den Erwerbstätigenanteilen durch Bildung und Geschlecht erklärbar sind.

20) Die „Ausreisser“ unter den über 60-Jährigen der nicht eingebürgerten zweiten Generation sind auf die geringen Fall-zahlen in diesen Altersgruppen zurückzuführen. Analoges gilt für Grafik 16.

In Bezug auf die Rentner/innenanteile liegt die zweite Generation insgesamt ungefähr zwischen den gebürtigen Schweizerinnen und Schweizern und der ersten Generation (Grafik 16). Bis ins Alter von 45 Jahren entwickeln sich die Rentner/innenanteile von gebürtigen Schweizerinnen und Schweizern und zweiter Generation mehr oder weniger im Gleichschritt. Danach erhöht sich der Anteil jener Personen, die eine Rente beziehen, bei den Angehörigen der zweiten Generation deutlich rascher als bei den gebürtigen Schweizerinnen und Schweizern, was als Ausdruck eines erhöhten Risikos des nachhaltigen Ausschlusses vom Arbeitsmarkt bei der zweiten Gene-ration gelesen werden kann. Nach Einbürgerungsstatus differenzierte Analysen zeigen auch hier, dass die erhöhten Rentner/innenanteile bei der zweiten Generation nahezu vollständig auf jene Personen zurückgehen, die (auch im fortgeschrittenen Alter) nicht eingebürgert sind und damit eine spezielle Gruppe darstellen. Eingebürgerte Zweitgenerations-Angehörige unterschei-den sich demgegenüber in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit, in einem gegebenen Alter in Rente zu gehen, nicht nennenswert von den gebürtigen Schweizerinnen und Schweizern. Bei der Inter-pretation der Grafik sind ausserdem die Effekte mit zu bedenken, die die Rückkehr eines Teils der Zweitgenerations-Bevölkerung ins Herkunftsland der Eltern haben kann: Zu vermuten ist, dass es häufiger die vom Arbeitsmarkt ausgeschlossenen Personen sind, die eine Rückkehr ins Auge fassen bzw. realisieren – und damit dazu beitragen, die Rentner/innenanteile eher tiefer zu halten, als sie es ohne Rückwanderungen wären.

Grafik 15: Erwerbstätigenanteile der Wohnbevölkerung nach Alter, Migrations-generation und Einbürgerungstatus, 2000

0%

20%

40%

60%

80%

100%

15 Jahre 20 Jahre 25 Jahre 30 Jahre 35 Jahre 40 Jahre 45 Jahre 50 Jahre 55 Jahre 60 Jahre 65 Jahre Neu Zugewanderte

1. Generation nicht eingebürgert

1. Generation eingebürgert 2. Generation nicht eingebürgert

2. Generation eingebürgert Schweizer/in seit Geburt

Eidgenössische Volkszählung 2000, BFS © Bundesamt für Statistik (BFS)

Exklusive Personen ohne Angabe.

Welche Unterschiede lassen sich in Bezug auf die Einbindung in den Arbeitsmarkt zwischen den einzelnen Nationalitäten ausmachen? Grafik 17 (Tabelle A14 im Anhang) weist die Erwerbslo-senanteile gesondert nach Migrationsgeneration, Nationalität und Geschlecht aus. Ins Auge fal-len dürften – nebst der ungleich starken Betroffenheit der Geschlechter – zunächst die erhöh-ten Arbeitslosenraerhöh-ten bei der türkischen und der jugoslawischen und damit – erwartungsge-mäss – bei zwei vergleichsweise neuen Einwanderungsgruppen. Insbesondere neu zugewan-derte Frauen aus Jugoslawien und der Türkei sind überdurchschnittlich stark von der Arbeitslo-sigkeit betroffen – Geschlecht scheint hier, wo die Chancen aufgrund anderer Mechanismen bereits in hohem Masse eingeschränkt sind, als zusätzliches Selektionsmerkmal zu wirken.

Obwohl auch die Portugiesinnen und Portugiesen einer „neuen“ Einwanderungsgruppe angehö-ren, sind ihre Arbeitslosenraten vergleichsweise gering. Hier kommt vermutlich zum Ausdruck, dass es sich bei der aktuellen Migration von Personen aus Portugal um klassische Arbeitsmi-gration handelt, die nur deshalb stattfindet, weil eine Einbindung in den Arbeitsmarkt überhaupt möglich ist – Portugiesinnen und (vor allem) Portugiesen, die in der Schweiz keine Arbeitsstelle finden, entschliessen sich mit anderen Worten vermutlich gar nicht erst zur Migration. Auf den ersten Blick erstaunen mögen die in vielen Fällen erhöhten Arbeitslosenraten der zweiten Gene-ration im Vergleich nicht nur mit den gebürtigen Schweizerinnen und Schweizern, sondern auch im Vergleich mit der ersten Generation. Auch dies dürfte eine Folge davon sein, dass Wande-rung bei der ersten Generation auch in Abhängigkeit von den bestehenden Arbeitschancen statt-findet, während die zweite Generation auch dann im Land ist bzw. verbleibt, wenn die Chancen auf Arbeit eingeschränkt sind.

Grafik 16: Rentner/innenanteile nach Migrationsgeneration und Alter, 2000

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10%

20%

30%

40%

50%

15 Jahre 20 Jahre 25 Jahre 30 Jahre 35 Jahre 40 Jahre 45 Jahre 50 Jahre 55 Jahre 60 Jahre 65 Jahre

1. Generation 2. Generation Schweizer/in seit Geburt

Eidgenössische Volkszählung 2000, BFS © Bundesamt für Statistik (BFS)

Exklusive Personen ohne Angabe.