C OMPOSITIO M ATHEMATICA
F RITZ H OMAGK
Ein intuitionistischer Beweis für den Graphensatz von D. Koenig
Compositio Mathematica, tome 21, n
o3 (1969), p. 292-294
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292
Ein intuitionistischer Beweis für den Graphensatz
vonD. Koenig
von
Fritz
Homagk
COMPOSITIO MATHEMATICA, Vol. 21, Fasc. 3, 1969, pag. 292-294 Wolters-Noordhoff Publishing
Printed in the Netherlands
DEFINITIONEN:
A)
Eine nichtleere,
durch eine entscheidbare Relation ""irreflexiv
halbgeordnete Spezies
G heiBeKoenigscher Graph
oderBaum,
wennfolgende
Kriterien erfüllt sind:1. G enthâlt genau ein
Anfangselement
ao, so daB für alle anderen Elemente x dieBeziehung
ao xgilt.
Jedes Elementx hat genau einen unmittelbaren
Vorgânger y,
so daB y xgilt
und aus z x stets z y oder z = y
folgt.
2.
Unvergleichbare (voneinander verschiedene)
Elemente haben auch nurunvergleichbare
voneinander verschiedeneNachfolger,
d.h.
gelten
dieBeziehungen x
ziund y
y,, aber weder x y noch y x noch x = y, sogilt
weder xl yl noch yl xl noch x1 = y1.3. Jedes Element hat endlich viele oder gar keine unmittelbaren
Nachfolger,
d.h. fürjedes
Element x ist dieSpezies
der Elemente y, für die aus x z stets y~ z folgt,
endlich.(y ~ z
heiBe:y
z oder y = z.)
4. Alle Ketten von G besitzen eine endliche
Lange. (Eine
durchdie Relation ""
geordnete Teilspezies
K von G mit genau einemAnfangselement k0
heiBeKette,
falls siemit je
zwei Elementenx und y auch alle Elemente z von G mit x z und z y
enthâlt.1) B)
Elemente eines Baums heiBenranggleich,
wenn siegleich
viele
Vorgänger
besitzen. DerRang
eines Elementes x sei die Anzahl seinervorgânger,
d.h. die Anzahlderjenigen
Elemente z,für die z x
gilt.
C)
Ein Baum heiBegeordnet,
falls es fürjede
natürliche Zahl1 Vgl. D. Koenig, "Theorie der endlichen und unendlichen Graphen. Kombi-
natorische Topologie der Streckenkomplexe", Leipzig 1936.
293
n eine irreflexive
Wohlordnungsrelation "n"
derSpezies
derElemente des
Ranges
n mitfolgender Eigenschaft gibt:
Stehenranggleiche
Elemente xund y
in derRelation x n y
undgilt
fürElemente xi und y1 des
Ranges
n1 x x1 und y y,, sogilt x1 n1 y1.
(Offenbar
kannjeder Koenigsche Graph
schrittweise zu einemgeordneten
Baumgemacht werden.)
SATZ. Jeder
geordnete Koenigsche Graph
enthâlt mindestens eine Kette maximaler endlicherLange.
BEWEIS.
Go
sei eingeordneter Koenigscher Graph.
Zu diesembilde man die
Folge (Gn)n=0; 1; 2; ···
vonTeilgraphen,
so daBgilt:
1. Gibt es Elemente des
Ranges n
inGn ,
so sollG.,,
auffolgende
Weise ausGn
entstehen:Bis auf das kleinste
bezüglich "n"
werden alle vorhandenen Endelemente desRanges n
inGn weggelassen, (d.h.
nur solcheElemente,
welche inG.
keineNachfolger bezüglich
""haben,
insofern mindestens zwei vorhandensind).
EnthâltGn
Elementedes
Ranges
n+1, wird auch dieses kleinste Endelement weg-gelassen.
Weiterhin lâ8t man alle Elemente desRanges
n -1 weg,welche nach dem ersten Schritt Endelemente
geworden
sind.Danach streicht man alle Elemente des
Ranges
n-2 die durchdie
angegebenen Streichungen
Endelementegeworden
sind. DieseStreichung
der Endelemente soll sukzessive für alleRange
n-m(m = 1; 2; ···; n-1) durchgeführt
werden.Gn+1
sei der auf diese Weise entstehendeTeilgraph.
2. Gibt es keine Elemente des
Ranges n
inGn,
so sollG,,,,
mit
Gn
identisch sein.Die
Teilgraphen Gn
sind offenbar entscheidbareTeilmengen
von
Go,
da die Anzahl derjeweils
auszuführenden Konstruktions- schritte endlich ist.Es soll
gezeigt werden,
daB dergemeinsame
Durchschnitt K allerTeilgraphen
derFolge (Gn)n=1; 2; ···
eine Kette maximalerLange
ist.1..K enthâlt ao als
einzigen Anfangspunkt. K
ist also nicht leer.2. Da man bei
jedem
Schritt nur Endelemente sukzessivewegh,Bt,
muBmit jedem
verbleibenden Elementauch jeder Vorgänger
in Kliegen.
3. Jedes Element von K hat hôchstens einen unmittelbaren
Nachfolger.
294
(Hätte
einElement p
in K die beiden voneinander verschiedenen unmittelbarenNachfolger x
und y, so betrachte man diefolgenden
in K enthaltenen Ketten:
Die von ao
über p
und x laufende KetteK’,
die aus den be-züglich "r"
kleinsten in K enthaltenen Elementeneines jeden Ranges
r(welcher grÕBer
als derRang
von xist) besteht,
unddie von ao
über p
und y laufende KetteK",
die des weiteren ausden
bezüglich "r"
kleinstenNachfolgern
von y einesjeden Ranges
r, dergrôBer
derRang
von yist, besteht,
welche in Kliegen.
Nach
Voraussetzung
hàtten beide Ketten endlicheLângen 1"
bzw. l". Ist m der
Rang
von xund y,
so kann man ohne Beschrän-kung
derAllgemeinheit annehmen,
daB dieBeziehung x m
ygilt.
Wäre nun l" kleiner odergleich l’,
so würde das Endelementvon K"
nicht mehr inGt,,
also nicht in Kliegen.
Wäre l’ kleiner alsl",
so würde das Endelement von K’ nicht mehr inGz",
alsonicht mehr in K
liegen.
Da nach Definition von K’ und K" beide Endelemente zu Kgehôren müBten,
wäre dies einWiderspruch.
Daher kann kein
Verzweigungselement p
in Kexistieren.)
Die auf K
eingeschränkte,
entscheidbareHalbordnungsrelation
"" ist also eine
Ordnung.
Da Kmit je
zwei Elementen offenbar auch alle dazwischenliegenden enthâlt,
ist K eine Kette.K muß aber dann nach
Voraussetzung
eine endlicheLânge 1
haben. Gäbe es in
Go
eine KetteH,
derenLange
die von K über-träfe,
würdeGl+1
nicht das letzte Element von Kenthalten,
da dieses den
Rang
l-1 hat und dieSpezies
der Elemente desRanges 1
nicht leer wäre. Dies stünde imWiderspruch
zur Defini-tion von K.
K ist daher eine Kette maximaler
Lange
inGo.
Anmerkung:
Dieser Beweis des
Graphensatzes
von D.Koenig
macht keinen Gebrauch von demallgemeinen logischen Prinzip
des "tertiumnon datur" oder
gleichwertigen
Sätzen bzw.Regeln
derLogik.
Der Satz stellt
jedoch
keinAnalogon
zum Theorem über finiteSpreads (Vgl.
A.Heyting,
"Intuitionism. Studies inLogic",
Amsterdam
1956)
dar.(Oblatum 15-10-68 ) Berlin