C OMPOSITIO M ATHEMATICA
R. F RUCHT
Herstellung von Graphen mit vorgegebener abstrakter Gruppe
Compositio Mathematica, tome 6 (1939), p. 239-250
<http://www.numdam.org/item?id=CM_1939__6__239_0>
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Herstellung
vonGraphen mit vorgegebener
abstrakter Gruppe
von
R. Frucht
Triest
Einleitung.
Wâhrend die
Streckenkomplexe
oderGraphen
in der Fach- literatur seitlângerer
Zeit einsteigendes
Interessegefunden haben,
sind die
Automorphismengruppen
vonGraphen
bisher nur inwenigen speziellen
Fàllen untersucht worden. Vor allem ist hier die Arbeit von HerrnPôlya 1)
zu nennen, in welcher auf Seite 209 dieFrage
nach denAutomorphismengruppen
von Bäumen(d.h.
endlichenzusammenhängenden Graphen
der Zusammen-hangszahl 0) gelôst wird,
und wo auchErgebnisse
über dieGruppen
von
Graphen
derZusammenhangszahl
1angedeutet
sind. Mitden
Gruppen
der durch dieKantensysteme
derregulâren Polyeder gebildeten Graphen
habe ich mich in einer früheren Arbeit2)
befasst und dort auch die von Herrn Dénes
Kônig gestellte Frage
nach derAutomorphismengruppe des,
sogen. PetersenschenGraphen
beantwortet.In der
vorliegenden
Arbeitbeschâftige
ich mich nun mit einerebenfalls von Herrn
Kônig
in seinem Buch3) gestellten Frage,
die aber wesentlich
allgemeinerer
Natur ist: Für einevorgegebene
abstrakte endliche
Gruppe
ist zuentscheiden,
ob esGraphen gibt,
die dieseGruppe
zurAutomorphismengruppe besitzen,
undgegebenenfalls
soll man solcheGraphen angeben.
Ich werde nun1) G. PÔLYA, Kombinatorische Anzahlbestimmungen für Gruppen, Graphen
und chemische Verbindungen [Acta math. 68 (1937), 1452013254].
1) R. FRUCHT, Die Gruppe des Petersenschen Graphen und der Kantensysteme
der regulâren Polyeder [Commentarii Math. Helvet. 9 (1937), 217-223].
1) DÉNES KONJG, Theorie der endlichen und unendlichen Graphen (Kombinato- rische Topologie der Streckenkomplexe) [Leipzig 1936], 5.
zeigen,
daß es stets solcheGraphen gibt,
und zwar werde ich im§
2 ein Verfahrenangeben,
wie man zuvorgegebener Gruppe
sogar unendlich viele
Graphen
herstellen kann.Der §
3 ist dann dem Beweisgewidmet,
daß die nach dem Verfahrendes §
2 erhaltenenGraphen
tatsâchlich dievorgegebene Gruppe
besitzen.Der §
4 enthâlt noch eine wesentliche Verein-fachung
dieses Konstruktionsverfahrens sowieeinige
weitereBemerkungen.
Endlich weise ichim §
5 auf eine,,analytische"
Deutung
des bewiesenen Existenztheoremshin,
welchebesagt,
daù sich
zu jeder
endlichen abstraktenGruppe
einequadratische
Form
angeben làùt,
bei welcher die die Formungeändert
lassendenPermutationen der Verânderlichen eine zur
vorgegebenen Gruppe einstufig isomorphe Permutationsgruppe
bilden.Besondere Vorkenntnisse aus der Theorie der
Graphen,
fürderen Studium auf das
Standardwerk 3)
von HerrnKônig
ver-wiesen
sei,
sind für das Verstândnis dervorliegenden
Arbeitnicht
erforderlich;
dienotwendigen
Definitionen sindim §
1zusammengestellt.
§
1.Definitionen.
Unter einem endlichen
Graphen
verstehen wir(wie Kônig 3 ) )
ein
Gebilde,
welches aus endlich vielen,,Punkten"
und,,Kanten"
besteht,
wobei diesen aber keinerleigeometrischer
Inhalt zuge- schrieben zu werdenbraucht,
sondern nur dieBedingung
erfülltsein
muB, daß jede
Kante durch zwei voneinander verschiedene Punktebegrenzt
wird(oder
zwei verschiedene Punkte mitein- ander"verbindet" ),
und daB vonjedem
Punkt mindestens eine Kanteausgeht.
Ein endlicherGraph
mit n PunktenP1, P2,
...,Pn
ist also
vollstândig bestimmt,
wennje
zweiPunkten Pi
undP,
eine nicht
negative
ganze Zahlrx(Pi’ Pj) zugeordnet ist,
welchedie Anzahl der Kanten
angibt,
durch diePi
mitPj
verbundenist
(i, j
= 1, 2, ...,n; i # j);
hierbei ista(Pi, Pj) = rx(Pj, Pi),
denn wir schreiben den Kanten keinerlei
"Richtungssinn"
zu.Ferner
gibt
eszu jedem
Wert von i mindestens einen Wert:A i,
so daßoc(Pi, Pj) >
1 ist.Wir betrachten nun die Permutationen der Punkte und Kanten eines
Graphen
untersich,
bei denen derGraph
als Ganzes in sichübergeht,
d.h. bei denen sâmtlicheBeziehungen
der Form:,,Die
Kante k verbindet die Punkte P undQ"
inrichtige
Be-ziehungen übergehen.
Die Gesamtheit dieser Permutationen bildet eineGruppe,
die man dieAutomorphismengruppe
desGraphen
oder kürzer auch nur dieGruppe
desGraphen
nennt.241
Diese
Gruppe
kann nur aus der Identitâtbestehen,
wie diesFig. 1.
z.B. bei dem in
Fig.
1abgebil-
deten
"Baum"
der Fall ist. Hin-gegen ist die
Ordnung
derGruppe
eines
Graphen
sicher danngrôBer
als l, wenn es im
Graphen
min-destens ein Zweieck
gibt,
d.h. zweiPunkte,
die durch mehr als eine Kante miteinander verbunden sind. Vertauscht man nàmlich die Kanten zwischen diesen beiden Punktenirgendwie
untereinander und HiBt alleübrigen
Kantensowie sâmtliehe Punkte des
Graphen fest,
so erhâlt man lauterTransformationen des
Graphen
insich,
die also zu seiner Auto-morphismengruppe gehôren.
Betrachtet man weiter in demFalle,
daB es Zweieckegibt,
nur die Permutationen der Punkte desGraphen,
so erkennt man unmittelbar: Die durch die Auto-morphismengruppe
desGraphen
bewirktePermutationsgruppe
seiner Punkte ist seiner
Automorphismengruppe mehrstufig isomorph.
Eineinstufiger Isomorphismus
wirdhingegen
dannund nur dann
vorliegen,
wenn derGraph
keine Zweiecke enthâlt.Solche zzveiecklosen endlichen
Graphen,
die dadurchgekenn-
zeichnet
sind,
daß zwei Punkte hôchstens durch eine Kante miteinander verbundensind,
haben somit dieEigenschaft,
dal3ihre
Automorphismengruppe
durch dieAngabe
derPermutationen,
welche die Punkte des
Graphen
bei ihrerleiden,
bereitsvôllig
bestimmt ist.
Hierdurch werden aber alle
Untersuchungen
über dieGruppen
von
Graphen
wesentlicherleichtert,
da man sich auf die Be-trachtung
von Permutationen der Punkte allein beschrànken kann. Wir werden daherfortan,
ohne es immer ausdrücklichzu
betonen,
stets zweiecklose endlicheGraphen betrachten,
zumal da man bei diesen derAutomorphismengruppe
noch eineinteressante
Deutung
alsGruppe
einerquadratischen
Formgeben
kann(siehe § 5).
§
2. Konstruktion vonGraphen
mitvorgegebener Gruppe.
Das
Existenztheorem,
welches wir beweisenwollen,
lautet:,,Zu jeder
abstrakten endlichenGruppe gibt
es unendlichviele
endliche
(zweiecklose) Graphen
mit dieserGruppe."
Wir
zeigen zunâchst,
daB esgenügt,
die Existenz eines ein-zigen
zweiecklosenGraphen
mit dervorgegebenen Gruppe
zubeweisen,
da daraus dann sehr einfach die Existenz von unendlichvielen solchen
Graphen
mit derselbenAutomorphismengruppe folgt.
Ist nâmlieh zu einer abstraktenGruppe
OE bereits ein zweieckloserGraph
mit den n PunktenP,, P2, ..., Pn gefunden worden,
sogibt
es auch einenGraphen
mit 2n Punkten und derselbenAutomorphismengruppe,
den man anschaulich ge-sprochen
dadurcherhâlt,
daß manjedem
der n Punkte desursprünglichen Graphen
noch einen"Schwanz
derLange
1"anheftet. Genauer
ausgedrückt
bedeutetdies,
daß man zu denPunkten
P1, P2,
...,P n
noch n weitere PunktePn+1’ P n+2’ ..., P2n hinzufügt
und zu den Kanten desursprünglichen Graphen
nochdie n Kanten
PiPn+i (i
= 1, 2, ...,n).
Man erkenntsofort,
dal3man auf diese Weise einen zweiten
Graphen
mit derselbenGruppe
(M erhalten
hat,
und da man dieses Verfahrenunbegrenzt
fort-setzen
kann,
erhâlt man unendlich vieleGraphen
mit derGruppe M,
sobald man nur eineneinzigen
solchenGraphen
kennt.Den
Beweis,
daB es aber zu einer abstrakten endlichenGruppe
@ stets einen endlichen
Graphen gibt,
führen wir durchAngabe
eines
Beispiels
für einenGraphen
mit derGruppe
@. Hierbeikônnen wir uns auf den Fall
beschrànken,
daß dieOrdnung
gvon @
größer
als 1ist,
denn für dieGruppe
derOrdnung
1 habenwir bereits in
Fig.
1 einBeispiel
für einenGraphen
mit dieserGruppe
kennengelernt.
Sei also G von derOrdnung
g > 1.Wir wollen die Elemente von @
irgendwie
mit 1, 2, ..., g nume-rieren ;
d.h. wenn G ein Element aus (Sist,
so ordnen wir dem Element G eineZahl f(G)
aus der Reihe 1, 2, ..., g zu, und zwarsei
j(G) :A f(H),
wennG *-
H. Das Einheitselement von 0152 be- zeichnen wir mitE,
und dieNumerierung
sei insbesondere sogetroffen,
daBf ( E )
= 1 ist.Bei der
Herstellung
einesGraphen
mit dieserGruppe gehen
wir nun in zwei Schritten vor:
1.)
Der erste Schritt bestehtdarin,
daf3 wir den"Cayleyschen Farbgraphen"
derGruppe @
konstruieren(siehe
das unter3)
zitierte Buch von
Kônig,
VIII.Kapitel, § 5).
Dieser ist keinGraph
in dem
im §
1 definiertenSinne,
da seinen Kanten noch ein,,Richtungssinn"
und eine"Farbe" (d.h.
eine Ziffer alsIndex)
zukommt. Man erhâlt diesen
Farbgraphen
auf diefolgende
Weise:
Jedem Element G von @ lasse man einen Punkt
P f(G)
ent-sprechen
und verbinde dannje
zwei dieserPunkte,
etwaPf(G)
undPf(H)’
sowohl durch eine vonPI(G)
nachPf(H)
als auch durch einevon
Pf(H)
nachPf(G) ,,gerichtete"
Kante. Hierbei ordne man dervon
Pf(c)
nachP f(H) gerichteten
Kante als"Farbe"
die Ziffer[5] Herstellung von Graphen mit vorgegebener abstrakter Gruppe. 243
f(HG-1)
zu und derumgekehrt gerichteten
Kante die,,Farbe"
f(GH-1).
Da es
2
Kombinationen solcher Elemente G und Hgibt,
besitzt der so
hergestellte "Farbgraph"
g Punkte undg(g-1)
Kanten. Würde man
diejenigen
Transformationen des Farb-graphen
in siehbetrachten,
bei denen nur Kanten mitgleichem Richtungssinn
undgleicher
Farbe ineinanderübergehen,
so würdeman
sehen,
daß diese Transformationen eine zu @einstufig isomorphe Gruppe
bilden. UnsereAufgabe
wird alsogelôst sein,
wenn es
gelingt,
aus demFarbgraphen
einen,,gewöhnlichen"
Graphen abzuleiten,
dessen Kanten also wederRichtungssinn
noch Farbe
besitzen,
ohne daB dabei dieAutomorphismengruppe
eine
Änderung
erfährt. Diesgelingt
nun tatsâchlich auf diefolgende
Weise durchAbänderung
der Kanten undEinführung
weiterer Punkte und Kanten.
2.)
Hat die vonPi
nachPj gerichtete
Kante desFarbgraphen
die Farbe v
(wo
also v eine Zahl aus der Reihe 2, 3, ..., gist),
so streichen wir diese Kante und ersetzen sie durch drei
(un- gerichtete
undungefärbte)
Kanten:PiQi,j,je Qi,j,1 Ri,j,l
undRi j,l P,,
wobei wir also zwei neue PunkteQi,j,1
undRi,j,1
einführen. Dann heften wir im Punkt
Qi,j,1
einen"Schwanz
von der
Lange
2v - 3" und im PunktRi,j,1
einen"Schwanz
von der
Lange
2v - 2" an; d.h. wir führen 4v - 5 neue Punkteein,
die wir mitQi,j,s (s
= 2, 3,..., 2v -2) und Ri,j,s (s
= 2, 3, ..., 2v -1) bezeichnen,
und verbindeiijeden
PunktQi,i.S
mitQi,j,,,-,
durchje
eine Kante und ebensoRi,j,s
mitRi,j,s-l
durchje
eine Kante. Hierbei durchlàuft 8 die Werte 2, 3, ..., 2v - 2 bzw. 2v - 1, und v ist die"Farbe"
der ge-strichenen Kante des
Farbgraphen,
dievon Pi
nachPj gerichtet
war; d.h. wenn etwa
i = f(G) und j = f(H) ist,
so istv
Hat man so nach und nach alle
g(g-1)
Kanten des
Farbgraphen
durch"Kanten- züge
mit Schwänzen" ersetzt, so erhâltman einen zweiecklosen
Graphen
mitg2(2g-1) Punkten,
von dem wirim §
3beweisen
werden,
daß seineAutomorphis-
mengruppe zu OE
einstufig isomorph
ist.Als
Beispiel
für das hiermit beschrie- Fig. 2.bene Konstruktionsverfahren wàhlen wir die
Gruppe
derOrdnung
3 undgeben
inFig.
2 den zu dieserGruppe gehôrigen
FaTbgraphen
an sowie inFig.
3 den darausabgeleiteten
"ge- wöhnlichen"Graphen
mit derselbenGruppe.
Fig. 3.
§
3.Rechtfertigung
desKonstruktionsverfahrens.
1.)
Wir beweisenzunàchst, daß jede
Transformation T desim §
2 konstruiertenGraphen,
bei welcher der PunktP1
festbleibt,
die Identitâtist,
d.h. alle Punkte und Kanten desGraphen
einzeln fest läßt. Dazu betrachten wir zunächst die
"Nachbar- punkte"
vonP1,
d.h.diejenigen Punkte,
die mitPl
durch eineKante verbunden sind. Dies sind einerseits die Punkte
QI,i,1 mit i
= 2, 3, ..., g und andererseits diePunkte Ri,l,l
miti
= 2, 3, ..., g. Bei der Transformation T müssenNachbarpunkte
von
Pl
wieder inNachbarpunkte
vonPl übergehen ;
daher kônnen die PunkteQl,i,l
undRi,l,l
nur untereinander vertauscht werden. Eine von der Identitât verschiedeneVertauschung
allerdieser Punkte ist aber nicht
môglich,
denn dieLange
der,,Sehwânze",
die wir diesen Punktenangeheftet haben,
ist fürjeden
dieser Punkte verschieden. Alsobleibt jeder
der PunkteQ1,?,1
undRj,,,,
bei T einzeln fest undsomit,
wie man sofort[7] Herstellung von Graphen mit vorgegebener abstral;ter Gruppe. 245
erkennt, auch
jeder
der PunkteQl,j,,
undRj,1,s (für
alle vor-kommenden Werte von s = 2, 3,
...).
Als dritterNachbarpunkt
von
Q1,j,1
muß aber auchR1,j,1
bei T fest bleiben und ebensoQj,l,l
als dritterNachbarpunkt
vonRj,,,,.
Alseinziger gemein-
samer
Nachbarpunkt
vonQj,,,,
undRl,,,,
bleibt endlich auchP,
bei T fest(und
diesgilt
füralle i
= 2, 3, ...,g).
In derselbenWeise fortfahrend sieht man, dal3 auch alle
übrigen
Punkte desGraphen
festbleiben,
d.h. l’ist,
wiebehauptet,
die Identität.2.)
Wir betrachten nun eine Transformation desGraphen
insich,
bei derP1
nicht fest bleibt.P1
kann in keinen der PunkteQi, j, s
oderRi, j, s übergehen,
weil von diesen letzteren hôchstensdrei Kanten
ausgehen,
wâhrend vonP1
aus2g -
2 Kantenausgehen,
also mehr.(Diese
Schlußweiseversagt
für g = 2, doch kann man diesen Fall entwedergetrennt
behandeln oder über-haupt aussehliel3en,
da man alsGraphen
mitGruppe
der Ord-nung 2 einfach zwei durch eine Kante verbundene Punkte be- trachten
kann.)
Daher kannP1
nur in einen anderen PunktPi (i
= 2, 3, ...,g) übergehen,
und es sei etwa i= f(G).
Wirbehaup-
ten
dann,
daß es zu einem festenGruppenelement
G hôchstens eineeinzige
TransformationTG
mit dieserEigenschaft geben kann,
daßP1
=Pf(E)
inPf(G) übergeht. Angenommen,
T’ seieine zweite Transformation des
Graphen
in sich mit derselbenEigenschaft.
Wir bilden dann die zuTG
inverse TransformationTG’,
bei welcher alsoPf (G)
inP1 übergeht.
Bei der Aufeinander-folge
der Transformationen T’ undTG’
würde alsoPi
festbleiben,
daher wäre die aus T’ undTG’ zusammengesetzte
Transformation nach 1 die
Identität,
d.h. aber T’=T G.
3.)
Esgibt
nun tatsâehliehzu jedem Gruppenelement
Geine solche
Graphentransformation TG,
welcheP1
=P f(E)
inPf(G)
überführt. Man erhâlt siedadurch,
daß man fürjedes
Element H aus G den Punkt
P f(H)
durchP f(HG)
ersetzt undfür jedes Elementepaar H =1=-
K die PunkteQ fH),
j(K), , durchQ f(HG), f(KG), sund Rf(H),
f(K), . durchRf(HG),
f(KG),s1,
2, 3, ...,2f(KH-1) -
2 bzw.2f(KH-1) -1).
Man
bestätigt leicht,
daß bei dieser Permutation der Punkte zweiPunkte,
die durch eine Kante verbunden waren, wieder in zwei durch eine Kante verbundene Punkteübergehen,
daß alsoTG
tatsâchlich eine Transformation desGraphen
darstellt.(Man
bemerke: In der
Cayleyschen Darstellung
hat die vonPf(H)
nach
P f(K) gerichtete
Kante die Farbef(KH -1)
und die vonPf(HG)
nachPf(KG) gerichtete
ebenfalls die Farbef(KG(HG)-1) =
f(KH-1).)
Lassen wir nun G alle Elemente von @)
durchlaufen,
so durch- lâuftTG alle
Transformationen desGraphen
insich,
d.h. dieAutomorphismengruppe
desGraphen.
Aus der Definition vonTG folgt
nun aberunmittelbar,
daß sich durch die Aufeinander-folge
zweier TransformationenTG
undT 5 gerade
die(dem
Produkt GS
zugeordnete)
TransformationTGS ergibt.
Die Auto-morphismengruppe
desGraphen
ist also zur abstraktenGruppe
G
isomorph,
und dieserIsomorphismus
ist weiterhin ein ein-stufiger,
da fürG :A
S auchT G
=1=T S
ist. Damit ist aber der Beweis in allen Teilengeführt.
§
4.Vereinfachung
desKonstruktionsverfahrens
und weitereBemerkungen.
Der
Graph,
den wirim §
2 zu einervorgegebenen
abstraktenGruppe
derOrdnung
ghergestellt haben,
besitztg2(2g-1)
Punkte. Durch eine
Abänderung
desKonstruktionsverfahrens,
durch die sich
jedoch
der Beweisdes §
3 umstàndlichergestalten würde,
läßt sich einGraph
mit derselbenGruppe,
aber mitweniger
Punkten
angeben.
Zu diesem Zweck erzeuge man die abstrakteGruppe
G durchmôglichst wenig,
z.B. dElemente,
denen etwabei der
Numerierung
durch die Funktionf(G)
die Nummern 2, 3, ...,d, d
+ 1entsprechen môgen.
Dann streiche man imCayleyschen Farbgraphen
zunächst alle Kanten der Farben d + 2, d + 3, ..., g, ohne die so entfernten Kanten durch andere Gebilde zu ersetzen. Erst auf den so reduzierten Farb-graphen,
derübrigens
auch im Buche3)
vonKônig
auf S. 120erwähnt
wird,
wende man dasim §
2geschilderte
Konstruktionsverfahren an.
Man erhâlt dann einen Gra-
phen
mitg(1+d)(1+2d)
Punkten.
Erzeugen
wir z.B. dieGruppe
derOrdnung
3durch ein Element G
(mit
der Relation G3 = E und mit
f(G)=2),
so erhaltenwir statt des
Graphen
derFig.
3 mit 45 Punkten den Fig. 4.weit einfacheren
Graphen
derFig. 4 mit,
derselbenGruppe,
aber mit nur 18 Punkten.
Analog
läßt sich so für einezyklische Gruppe
von der[9] Herstcllung von Graphen mit vorgegebener abstrakter Gruppe. 247
beliebigen Ordnung
gwegen d
= 1 einGraph
mit6g
Punktenangeben.
Da dieserGraph
offenbar dieZusammenhangszahl
1hat,
findet man so das beiPolya 1)
auf S. 210angegebene
Resultat
bestâtigt,
daß sichGraphen
von derZusammenhangs-
zahl 1
angeben lassen,
derenAutomorphismengruppe
eine be-liebig vorgeschriebene Ordnung
hat.Um Miùverstàndnissen
vorzubeugen, sei jedoch
ausdrücklich daraufhingewiesen,
daß man auch mit diesem vereinfachten Konstruktionsverfahren zu einervorgegebenen
abstraktenGruppe
(S in der
Regel
nichtdenjenigen
zweiecklosenGraphen
mit dieserGruppe erhâlt,
der diewenigsten
Punkte besitzt. Betrachten wir z.B. diesymmetrische Gruppe 6n
derOrdnung
g =n !,
die sichbekanntlich durch d = 2 Elemente erzeugen läßt. Wir erhalten nach dem vereinfachten Verfahren noch immer eincn
Graphen
mit 15 n!
Punkten;
esgibt jedoch
bereits einenGraphen
mitnur n
Punkten,
der6n
zurGruppe besitzt,
nàmlich den sogen.vollstândigen Graphen,
beidem je
zwei verschiedene der n Punkte durch genau eine Kante miteinander verbunden sind.Übrigens
sind diese beidenGraphen
mit 15 . n! bzw. n Punkten nicht nur durch die Punktezahl voneinanderverschieden,
sondernweisen noch einen anderen wesentlichen Unterschied auf: Die
Automorphismengruppe
der beidenGraphen
ist immer derselben abstraktenGruppe 6n einstufig isomorph,
aber als Permutations- gruppe der Punkteaufgefaßt
ist sie einmalintransitiv,
das andereMal transitiv
(beim vollstândigen Graphen
läßtsich jeder
Punktdurch eine
geeignete
Transformation derGruppe in jeden
anderenüberführen ).
Es kônnte daher die
Frage auftauchen,
ob man nicht beijeder
abstrakten
Gruppe (S Beispiele
solcher zweiecklosenGraphen angeben kann,
bei denen dieAutomorphismengruppe
eine zu OEeinstufig isomorphe
transitivePermutationsgruppe
der Punkte ist.Diese
Frage
istjedoch
imallgemeinen
zu verneinen. Z.B.gibt
es bereits für die
zyklische Gruppe
derOrdnung
3 keinen zweieck- losenGraphen
mit transitiverPermutationsgruppe
der Punkte.(Ein
solcherGraph
müBte nàmlich 3 Punktehaben;
die zweieck- losenGraphen
mit 3 Punkten haben alsGruppe
aber entweder62
von derOrdnung
2 oder(5g
von derOrdnung 6.)
Um so
weniger
wird natürlich imallgemeinen
dieAufgabe
lôsbar
sein,
zu einervorgegebenen Permutationsgruppe Bn
inn
Symbolen
einen zweiecklosenGraphen
mit n Punkten zufinden,
dessen
Automorphismengruppe
alsPermutationsgruppe
derPunkte betrachtet mit
Bn
identisch ist.§
5.Deutung
durchquadratische
Formen.Die hier
vorliegenden
Verhaltnisse werden etwasübersichtlicher,
wenn man
folgende
auch an und fur sich interessanteDeutung
derbisher behandelten
Fragen
durchquadratische
Formen betrach-tet
4).
Wie wirim §
1gesehen haben,
ist einbeliebiger (also
nichtnotwendig zweieckloser) Graph
mit n PunktenP1, P2, ..., Pn
durch die Zahlen
oc(Pi, Pj)
=Cf.(Pj’ Pi ) (mit j :É i ) gekennzeichnet,
die die Anzahl der
Pi mit Pj
verbindenden Kantenangeben.
Ebenso
gut
kônnen wir dann aber denGraphen
durch diefolgende quadratische
Form in n Veranderlichen ai, x2, ..., xn"dar-
stellen" :In dieser
quadratischen
Form fehlen also die reinquadratischen
Glieder und die
übrigen
Koeffizienten sind nichtnegative
ganzeZahlen;
ferner kommen alle n Veränderlichen in derquadratischen
Form auch wirklich vôr.
Umgekehrt kann jede
solchequadratische
Form auch als
Graph gedeutet
werden. Z.B. besitzt ein Zweieck die Form:F(x1, x2 )
=2XIX2
und der inFig.
1abgebildete Graph
hat die Form:
Wie man bei diesem letzteren
Beispiel bestâtigt findet,
enthâltbei zweiecklosen
Graphen
diequadratische
Form keinen Koeffi- zientengrÕBer
als eins. Für dieseGraphen
bzw. Formengilt
nun der Satz:
Die
Automorphismengruppe
des zweiecklosenGraphen
mitder
quadratischen
FormF(X1
x2, ...,xn)
isteinstufig isomorph
zu
derjenigen Permutationsgruppe
der Verânderlichen xi, x2, ...,xn, bei welcher die FormF(xl,
x2, ...,xn) ungeändert
bleibt.(Für Graphen,
die Zweieckebesitzen,
ist dieser Satz nichtrichtig.)
Der Beweis
folgt
unmittelbar aus der Tatsache(s. § 1),
daBbei zweiecklosen
Graphen
dieAutomorphismengruppe
durch diePermutationen der Punkte des
Graphen
bereitsvôllig
bestimmt ist.Auf Grund dieses Satzes kann man
geradezu
sagen: Die For-derung,
zu einer abstraktenGruppe
(S einen zweiecklosenGraphen
mit dieser
Gruppe
zufinden,
istgleichbedeutend
mit der Auf-gabe,
einequadratische Form,
die keine reinquadratischen
Glieder
enthâlt,
und derenübrige
Koeffizienten null oder einssind,
soanzugeben,
daBdiejenigen
Permutationen der in der Form 4) C. JORDAN, Sur les assemblages de lignes [Journal für die reine undangewandte Mathematik, 70 (1869), 185-190].
1
249
auftretenden
Verânderlichen,
bei denen die Formungeandert bleibt,
eine zu 0einstufig isomorphe Gruppe
bilden.Durch das Konstruktionsverfahren
des §
2,bzw. §
4 habenwir also die
Aufgabe gelôst,
zu einervorgegebenen
abstraktenGruppe
eine beidieser,
aber bei keinergräßeren Gruppe
un-geândert
bleibendequadratische
Formanzugeben (deren
Koef-fizienten sogar noch ganz
spezielle
Wertebesitzen).
Z.B. liefertdie
Fig.
4 für dieGruppe
derOrdnung
3 diefolgende quadra-
tische Form :
Betrachten wir nun unter diesem
Gesichtspunkt
die amSchluB
des §
4aufgeworfene Frage
nach einem zweiecklosenGraphen
mitvorgegebener Permutationsgruppe
derPunkte,
soerscheint es nicht mehr
verwunderlieh,
daB dieseAufgabe
imallgemeinen
unlbsbar ist. In der Tat würde dieseAufgabe
daraufhinauslaufen,
zu einervorgegebenen Permutationsgruppe
in nVerânderlichen eine
quadratische
Form in diesen Veranderlichenzu
finden,
die auBer den besonderenBedingungen,
welche diese Form zu einemGraphen stempelii,
dieEigenschaft
habenmül3te,
nur bei der
gegebenen Permutationsgruppe,
aber bei keiner um- fassenderenungeändert
zu bleiben. Aus derAlgebra
ist aberbekannt,
daß dies nicht immermôglich ist;
vielmehr behandeltman dort die
Aufgabe,
zu einervorgegebenen Permutationsgruppe
ein invariantes
Polynom
zufinden,
das aber auch von höheremals zweitem Grade sein kann. Betrachten wir z.B. die
zyklische Gruppe
derOrdnung
3 alsPermutationsgruppe
von 3 Verän-derlichen,
so findet man keine nur bei dieserGruppe
invariantequadratische Form,
sondern erst die Form dritten Grades:Xl X2
+x2X3
+X3Xl.
Um so bemerkenswerter ist also die von uns erhaltene
Tatsache,
daB sich zu
jeder
abstraktenGruppe quadratische
Formen mitdieser
Gruppe angeben
lassen.Wir haben bei allen
bisherigen Betrachtungen
die von HerrnKônig gegebene
Definition desGraphen benutzt,
bei welcher"isolierte"
Punkteausgeschlossen
sind. Es sei zum SchluB noch daraufhingewiesen,
daß es für manchegruppentheoretische
Unter-suchungen
nützlich seinkann,
diese Definition dadurch etwaszu
erweitern,
daù man auch isolierte Punkte zulâl3t. Ingewissem
Sinn hat dies schon Herr
Polya
in1)
auf S. 182 durch die Ein-führung
des"Einpunktgraphen’’ getan, der,
wie der Namebesagt,
aus einemeinzigen
Punkt ohne Kanten besteht. Nimmtman diese
Erweiterung
derGraphendefinition
vor, so erreichtman insbesondere bei den zweiecklosen
Graphen
denVorteil, daB j ede quadratische
Form in xl, x2, ..., Xn, deren Koeffizienten null oder einssind,
und die insbesondere keine reinquadratischen
Glieder
enthâlt,
einen zweiecklosenGraphen
mit n Punktendarstellt,
ohne da13 manjetzt
dieBedingung
stellenmu13,
da13jede
Verânderlichen in der Form wirklich auftritt. Bei festemn ist die Anzahl der formal verschiedenen Formen dieser Art
n(n-1)
gleich 2 2 , und
diese Tatsachegibt
zu derfolgenden
hübscheiiFormel
Veranlassung:
Wir nennen zwei
Graphen verschieden,
wenn sie sich nichteindeutig
umkehrbar aufeinander abbildenlassen;
betrachtenwir nun alle verschiedenen zweiecklosen
Graphen
mit n Punkten und bezeichnen wir dieOrdnungen
ihrerAutomorphismengruppen mit gi,
92, ..., sogilt
die Formel:Würde man
hingegen
mitKônig
isolierte Punkteausschließen,
so würde keine so einfache Formel
gelten.
Diese Formel
entspricht übrigens
ganz der von HerrnPolya
auf S. 209 seiner Arbeit
1) angegebenen
Formel4
für die
Ordnungen
derGruppen
der verschiedenen,,Baume "
mitn Punkten. Auch der Beweis verh,uft ganz
analog,
so daù wir ihn hierübergehen
kônnen.(Eingegangen den 15. September 1938.)