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Compte-rendu de Jan Eike Dunkhase: Werner Conze. Ein deutscher Historiker im 20. Jahrhundert

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Academic year: 2021

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Texte intégral

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Jan Eike Dunkhase:

Werner Conze. Ein deutscher Historiker im

20. Jahrhundert

von Dr. Christoph Brüll, Fonds de la Recherche Scientifique / Universität Lüttich

I

n den Debatten um die Kontinuitäten zwischen bundesrepublikanischer Historie und

Nationalsozialismus steht die Person des Heidelberger Historikers Werner Conze (1910-1986) seit dem Ende der 1990er Jahre im Mittelpunkt – zumeist in einem Atemzug genannt mit seinem Freund und Mitstreiter Theodor Schieder. Conzes Ruf gründete jahrzehntelang auf seinen Impulsen für und seinen Leistungen auf dem Feld der Sozial- und Begriffsgeschichte, etliche seiner Doktoranden und Habilitanden wurden zu Tenören der bundesdeutschen Geschichtswissenschaft. Dieses Bild geriet durch die Arbeiten von Götz Aly und Susanne Heim gehörig ins Wanken, die Schieder, aber auch Conze in die Reihe der „Vordenker der Vernichtung“ stellten. Zu Verteidigern der Lebensleistung der Älteren (in der BRD) schwangen sich etliche Vertreter der 45er Generation auf – wie Hans-Ulrich Wehler. Dessen langjähriger Mitstreiter für eine „Historische

Sozialwissenschaft“ , Jürgen Kocka, ist der Betreuer der vorliegenden Arbeit, die auch von den bisweilen heftigen Auseinandersetzungen erzählt, die sich Wehler und Kocka mit Conze anlässlich der Gründung von „Geschichte und Gesellschaft“ lieferten.

Dunkhase gliedert die Biographie zunächst in zwei chronologische Teile: die Zeit vor und die Zeit nach 1945. Während jedoch die erste Lebensphase auf drei Kapitel verteilt ein Viertel des Buches umfasst, liegt der Schwerpunkt der Arbeit eindeutig auf dem

Lebensweg nach 1945. In diesem Teil verlässt der Autor eine strikt chronologische Herangehensweise und stellt sechs in sich geschlossene Kapitel nebeneinander, die nicht notwendigerweise in der Reihenfolge gelesen werden müssen.

Für die wissenschaftliche Sozialisation Conzes wird die Bedeutung des Königsberger Milieus nochmals deutlich, gerade auch als Teil der „Ostforschung“ . In diesem

Zusammenhang stellt sich die Frage nach der Wertung der judenfeindlichen Passagen im Frühwerk Conzes. Dunkhase zitiert hier ausführlich und kommt – mit Dan Diner und gegen Aly u.a. – zu dem Schluss, dass Conze „lediglich judenfeindliche Gemeinplätze des ihn umgebenden Meinungsklimas [bestätige], ohne darüber hinaus weiter reichende Maßnahmen anzumahnen“ . Eine „direkte Verantwortlichkeit“ für die „Endlösung“ könne man ihm nicht bescheinigen.

Die Nachkriegszeit war für Conze, der eine schwere Kriegsverletzung davongetragen hatte, die ihn bis zu seinem Lebensende begleiten sollte, eine Phase der Suche nach beruflicher Stabilisierung. Der Ruf nach Heidelberg 1957 markiert deren Ende und zugleich den Beginn einer Schaffenszeit, die Conze zu einem der führenden Historiker der jungen Republik machte, der in den Wirren von „1968“ kurzzeitig zum Rektor seiner Universität und in den 1970er Jahren zum Vorsitzenden des Verbandes der Historiker Deutschlands (VHD) aufstieg.

Schlüssig analysiert der Autor Conzes Ansatz der Sozialgeschichte der industriellen Welt, mit dem er auch zu einem Wissenschaftsorganisator wurde, wie die Gründung des Arbeitskreises für moderne Sozialgeschichte verdeutlicht. In diesen Passagen wie in denen, die den Schülern und Kollegen Conzes gewidmet sind, hätte man sich

gelegentlich etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht, um das Panorama breiter werden zu lassen.

Deutlich wird vor allem jedoch Conzes ungebrochen positives Nationsverständnis, das sich auch in seinen zahlreichen Interventionen zu gegenwärtigen politischen Problemen äußerte. Der Nationalsozialismus jedoch blieb ein Feld, das er zu meiden suchte, trotz einer frühen (apologetischen) Arbeit zu seiner Wehrmachtseinheit. Nachdenklich lässt den Leser in diesem Zusammenhang das letzte Kapitel des Buchs zurück, das dem Holocaust, aber auch dem Verhältnis Conzes zu den Juden nach 1945 gewidmet ist. Dunkhases Titel „Die Leerstelle“ ist hier sehr gut gewählt.

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gelungen, der auch die Vorzüge der Biographik hervortreten lässt, und dessen Fragestellungen aufzeigen, dass die Debatte um die deutschen Historiker im 20.

Jahrhundert und die Kontinuitäten und Brüche jenseits der Zäsur des Jahres 1945 noch nicht abgeschlossen ist. Dunkhase trägt nicht zuletzt zu ihrer Versachlichung bei.

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