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Mehr als alles?

ASKANI, Hans-Christoph

Abstract Exégèse en vue de la prédication sur Luc 11, 14-23

ASKANI, Hans-Christoph. Mehr als alles? Göttinger Predigtmeditationen , 2011, vol. 65, no.

4, p. 446-452

Available at:

http://archive-ouverte.unige.ch/unige:30446

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"1

lk 11, 14-23 6.11.201

Hc:ms-Ch~istoph Askani

Beelzebul & Co

Nach mehrmaliger Lektüre dieser Perikope konnte ich mich des Ausrufs nicht er- wehren: ,Da ist ja wirklich alles beisammen, woran wir heute nicht mehr glauben:

Wunder, Geister, gar bose Geister, Beelzebul, der Satan, Kraftemessen in Glaubens- angelegenheiten, und schlie.Blich eine Entscheidung, die ausschlie.Benden, absoluten Charakter hatt"1 Nun blieb mir aber- ahnlich wie den Predigenden, denen dieser Text aufgegeben ist - nichts anderes übrig, als eben weiterzumachen. Je langer ich fortfuhr, war mir, als begegnete mir geradezu eine Erfahrung dessen, was Kanon - jedenfalls auch- ist: ,Du (Prediger) horst nicht so schnell auf! Du hast dir nicht den Text ausgesucht, er ist dir gegeben! Du hast nicht das Recht, dich davonzumachen, du legst nicht das Ma.B an. Du siehst nicht ab und brauchst nicht absehen, was dir bevorsteht; nicht deine Erwartung und nicht dein Verstandnis ist das Kriterium ...

Was du erwartest, wird überboten von dem, was di ch erwartet."

Nun ist freilich die Anerkennung der Fremdheit und das Nicht-Nachlassen ihr gegenüber noch keine Losung, allenfalls der erste Schritt auf einem Weg. Auf dem Weg des Versuchs, nicht nur hilflos zurückzubleiben.

Das Reich der Geister

Nicht nur der Inhalt, auch die Form des Textes erweist si ch als erstaunlich. Er beginnt mit der kurzen Erwahnung eines Exorzismus durch Jesus, und dann folgt über lange Verse hin die Auseinandersetzung darüber. In dieser Auseinandersetzung erscheinen dann alle die Elemente, die anfangs erwahnt wurden. Vorab die bosen Geister, deren einen Jesus durch niemand anderen als den obersten bosen Geist, Beelzebul, ausge- trieben haben soli.

Was sind eigentlich Geister? Vielleicht hilft es, wenn wir uns von Assoziationen an Halloween oder den einen oder anderen Gruselfilm freimachen. Geister sind etwas anderes. Wenn wir sie unvoreingenommen charakterisieren, konnen wir vielleicht sa-

Beinahe trostlich war es mir dann, als ich las, was François Bovon zu Anfang seiner Auslegung von Lk 11, 14-26 schrieb: ,Den modernen Lesern und Leserinnen stellen sich Fragen über Fragen vor diesem ratselhaften Text'' (ders., Das Evangelium nach Lukas, EKK 3/II, Zürich u. a. 1996, 164).

Giitt. Predigtmed. 65, 446-452, ISSN 0340-6083

© 2011 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Giittingen

Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres- 6.11.20 Il 447 gen: Sie sind (lebens-)bestimmen-

de Machte, die sich der Beherr- schung durch normale, alltagliche Mittel entziehen, weil sie eine un-

Geister sind (lebens-)bestimmende "'"''""'''''- die skh der durch normale,

anta~IIIC:ne Mittel entziehen,

alltagliche, das ,Normale" sprengende Dimension reprasentieren. Für das antike Welt- und Lebensverstandnis ist das Inbetrachtnehmen und Anerkennen ihrer Realitat- in ail ihrer Unselbstverstandlichkeit - fraglos.2 Warum? Weil das, was nicht selbstver- standlich ist und das Normale sprengt, zum Leben hinzugehort. Das ist eine Tatsache und eine Erkenntnis, die unsere Zeit weitgehend verdrangt. Solche Verdrangung wird jedoch dem menschlichen Leben nicht gerecht. Es ist keine glatte Flache, keine gerade Linie. Um seine merkwürdige Bewegtheit zu benennen, die auch nicht nur darin be- steht, dass auf einer Linie ein paar Kurven eingezeichnet werden, sondern darin, dass Brüche, Sprünge, Widersprüche, Abgründe auftreten, kann vielleicht der Ausdruck ,dialektisch" herhalten. Die menschliche Existenz ist insofern immer dialektisch, als sie über lange Strecken normal verlauft, aber doch im Normalen nie aufgeht. Aber weder das eine, das Normale, wird durch das andere, das Unnormale, aufgehoben, sodass es als Normales einfach verschwande; noch wird das Unnormale vollig in das Normale integriert, sodass es nur Unfall, Zufall, Unglück ware. Leben ist normal-un- normal; aber so, dass die ,Mischung" aus beidem nicht einen Kompromiss, ein mitt- leres Gleichgewicht darstellt, sondern so, dass beides ganz gilt. Es ist normal und solange es normal ist- ganz normal; und es ist unnormal, und zwar so, dass es nicht Leben ware, nicht menschlich ware, ohne dass diese Dimension des Exzesses, des Nicht-Vorhergesehenen, Nicht-Ausgeglichenen und -Auszugleichenden es unaus- weichlich charakterisierte.

Die antike Weltanschauung batte für diese Dimension den Namen ,Geister"

(ùaq.tôvta) und meinte damit deren Wirkmiichtigkeit, die menschliche Beherr- schung übersteigt. Für uns klingt der Ausdruck aberglaubisch und naiv. Warum?

Weil in ibm eine Hypostasierung vorliegt. Man bannt das nicht Einholbare in eine umgrenzte Realitat, die so reell, so evident, so vorliegend sein soll wie jede andere.

Ist es aber dadurch nicht durch die Benennung substanziiert, materialisiert, ver- harmlost?

Wie aber heute? Benennen wir besser oder benennen wir nicht mehr? Und wenn wir nicht mehr benennen, sind wir darum aufgeklarter, weiter, vernünftiger? Dass wir in gewisser Weise aufgeklarter, weiter, vernünftiger sind, ist wohl nicht zu bestrei- ten; die Frage ist, ob wir mit diesen Kategorien, mit diesen Kriterien (der Autklarung, der Vernünftigkeit, des Fortschritts) an die Unwagbarkeiten, Unausgeglichenheiten des Existierens, des Menschseins

herankommen. Oder blenden wir aus und verharmlosen unserer- seits? Tauschen wir uns nicht:

Auch Nkht-Benennung kann eine Verharmlosung sein.

auch Nicht-Benennung kann eine Verharmlosung sein; und vielleicht ist unsere Art der Benennung gerade eine Nicht-Benennung.

2 Vgl. aaO., 165.

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448 Lk ll, 14-23

Veranschaulichen wir uns dies eben im Hinblick auf das Ereignis, das den Anlass fur die hei:Ben Diskussionen mit Jesus gab: die Heilung eines Stummen! Wir haben unsere wissenschaftlichen Kategorien zur Erfassung dessen, was Krankheiten sind, bis ins Subtile, mathematisch Formalisierbare ausgebildet ( u. a. durch die Dechiffrie- rung des menschlichen Genoms). Haben wir darum das Gefuhl, dass wir, was Krank- heit ist, wodurch sie veranlasst wird, was ihre Tragweite und Herkunft ist, eingegrenzt haben? Die Sprache fur alles über das,rein Medizinische Hinausgehende ( was ist aber eigentlich ,rein medizinisch"?) bleibt hilflos und soli es bleiben: ,Schicksalsschlag", ,Stéirung", ,Pech", ,Warum gerade ich?"

Demgegenüber wirkt die Sprache der Auseinandersetzung in Lk 11 geradezu gespra- chig, allzu gesprachig: Geister, bose Geister, ein Oberster (der bosen Geister). Nun kommt zur Substanziierung, Hypostasierung und Materialisierung auch noch die Hierarchisierung: ein ganzes Reich von Geistern- und in diesem ein Chef: Beelzebul.

Indes, die zugrunde liegende Idee konnte auch eine andere sein, nicht noch einmal Steigerung der Objektivierung des Nichtobjektivierbaren, sondern: Wenn ,Geister"

Benennung des Unwagbaren, Nicht-Aufgehenden, des Unsichtbaren, der Dimension des Nicht-Interpretierbaren, Unnormalen, wie wir vorhin sagten, bedeuten, dann konnte die ,Einfuhrung" eines ,obersten Geistes" bedeuten: eine Radikalisierung, ein letztes andeutendes Benennen und Ernstnehmen der Gegensatzlichkeit, der Ab- gründigkeit, der Ausgesetztheit des Lebens. Leben ist eingespannt, besser ausge- spannt zwischen Gegensatze, zwischen Machte, die sich in ihm nicht ausgleichen, und die cloch in ihm gelebt werden ,wollen".

In dies benannte Ungleichgewicht, in diese angenommene Abgründigkeit menschlicher Existenz kommt nun noch einmal eine andere Gro:Be, gleichsam von au:Ben: einer, der nicht nur ein Geist ist wie diese Geister, ihnen moglicherweise eben- bürtig oder auch überlegen, sondern einer, der von anderer Art zu sein scheint. Dafür steht das ,Austreiben" in V. 1.

Nun ist allerdings die Frage, wie das theologisch zu interpretieren ist. In - wenn man so will - mythologischer Sprache konnen wir das ja nachvollziehen: auch ein Geist, auch eine Macht, star ker, nicht in die gleiche Ordnung von Geistern gehorend.

Aber wie, wenn wir damit nun ernst machen sollen im Hinblick auf unser heutiges Verstandnis des Lebens mit seinen Erfolgen und Aporien, seinen Sehnsüchten und seinem Scheitern?

Wir hatten angefangen, die Sprache dieser Auseinandersetzung in eine uns heute zuganglichere zu übersetzen. Nicht ,Geister"- bose und gute, sondern Krafte, Mach- te, Beziehungen, Geflechte, Eingespanntsein, Ausgespanntsein, Ausgesetztsein; jene merkwürdige ,Mischung" zwischen dem, dass wir Herr sind über unser Leben, und dem, dass wir es eben nicht sind, zwischen dem, dass unser Leben uns gegeben ist und uns gehôrt, und dem, dass es uns nicht gehort ... Eine nie zu beschwichtigende, weil zum Leben selber, zum Menschsein gehorende Unausgeglichenheit. Ja, wir sind

Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres- 6.11.20 ll 449 gesund, aber konnen wir nicht krank werden, sind wir es nicht vielleicht schon? Ja, wir leben so dahin, ordentlich, bürgerlich, abgesichert, aber ist das unser Leben? Hat- te es nicht andere Dimensionen, einen anderen Einsatz, an clere Horizonte, einen Aus- bruch verdient? Ja, wir leben korrekt, tun uns und auch niemand anderem weh, aber konnen wir nicht allzu leicht abgleiten, schuldig werden? Sind wir es nicht schon geworden? Gibt es überhaupt ein Leben, das sich davor bewahren kann, das davor bewahrt ist? Sind wir uns unserer Beziehungen sicher, kann man es überhaupt sein?

Verstehen wir das in Lk 11 ausgebreitete Spektrum der wirkenden Mach te ( Geis- ter, Beelzebul, Satan) einmal so, gibt es dann eine Losung fur unser Leben? Kann menschliches Leben als menschliches dann aus dieser Ambivalenz, aus dieser Dia- lektik, a us dieser nie en den den Unabgeschlossenheit ( denn der Tod ist ja nicht der en Ende, sondern deren Verewigung) hinausgerettet werden? - Die Antwort, wenn sie denn ehrlich ist, kann ja wohl nur sein: Nein, kann es nicht.

Was tut nun Jesus eigentlich in dieser Geschichte? Er heilt einen Stummen. Die Er- zahlung da von dauert einen Vers, 3 die Diskussion darüber neun Verse. 4 Worüber wird diskutiert? Ist es die Frage, die uns interessieren würde: Wie hat er das gemacht? - Nein, es ist eine ganz andere Frage: Wer hat es eigentlich gemacht? Eine Frage, die dann, wie wir noch sehen werden, in weitere Fragen mündet.

Wer hat es eigentlich gemacht, wenn Jesus es gemacht hat? An dieser Frage scheint sich etwas Wichtiges zu entscheiden; darum die ganze Aufregung der V. 15f., darum auch Jesu ausfuhrliche und polarisierende Antwort. Worum geht die Entscheidung?

Ob Jesus zum Reich der bosen Geister gehort, also mit dem Beelzebul im Verbund steht? So klingt es in der Version des Markusevangeliums (Mk 3, 22: ,Er hat den Beel- zebul ... "). Na ch Lk geht es wohl um etwas anderes: Gehort in dem Spi el der Mach te, die um unser und in unserem Leben streiten, Jesus als ein Faktor dazu oder nicht? Man kann es auch anders sagen: Das, was das Leben ausmacht im Widerspiel der Krafte, in der Unausgeglichenheit sein er Endlichkeit, in der Abgründigkeit sein er Ausgesetztheit und Unabgeschlossenheit, ist es mit eben diesen Kraften, mit eben dieser fragwürdigen, unvollendeten Lebendigkeit hinreichend beschrieben oder nicht?

In der negativen Reaktion derer, die mitbekamen, was Jesus tat (V. 15f.), kommt weniger ein moralischer Vorwurf zum Ausdruck: ,Wer so etwas vermag, der musses mit dem Teufel zu tun haben!", als vielmehr die Unmôglichkeit sich vorzustellen, dass es au:Berhalb der Dialektik des Le-

bens noch etwas anderes geben sol- le. Aber eben dies ist jamit Jesu Auf- treten und Eingreifen hereinge- kommen.

••. die Unmoglichkeit sich vorzustellen, dass es auBerhalb der Dialektik des Lebens

noch etwas anderes geben solle.

3 lm Markusevangelium wird sie gar nicht erwahnt (vgl. Mk 3, 22-27).

4 Ahnlich Mt 12, 22-30; auf die vielfaltigen Unterschiede kann hier nicht eingegangen werden.

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450 Lk ll, 14-23

Nun kann man freilich auch den Satan verstehen als eine GroBe, die das Reich der bosen Geister - samt ihrem obersten- nochmals übersteigt. Es neigte sich dann ~1e

Unausgeglichenheit menschlicher Existenz zu einer ~ro~e. hin, die i.n si ch b.ose .1st und nichts als das Bose hervorbringt. Das ist zwar pess1m1stlsch, aber 1mmerhm eme Art ,Losung". Eine Losung, die in vielen Weltanschauungen zum Ausdruck kommt und nicht umsonst bis in Wirtshausgesprache hinein eine Art common sense aus- macht. Warum aber einigt man sich ~arauf, dass es ,halt nicht mehr ist wie .früher", dass die Politiker uns sowieso belügerr", dass ,die Win ter auch nicht mehr smd, was sie

ei~mal

waren"? Warum einigt mansich auf das Urteil oder die Stimmung, dass das Leben im Grunde und alles zusammen genommen unterm Strich nicht halt, was es verspricht? Ist es nicht deshalb, weil dies es Ankommen beim Negativen do ch immer noch aushaltbarer ist, als dies, dass es nicht aufgeht?

So gibt es auch im ,Wortstreit"5 unserer Perikope auf ~en Anlas~ des Exorzisnms Jesu hin - also eines Ereignisses, das den Lauf der Welt mcht auf stch beruhen lasst - die Forderung nach Klarung, nach Ankommen auf Grund und den Wuns.ch nach nicht mehr hinterfragbarer Evidenz. In V. 15 wird die Frage gestellt, ob das mcht von Beelzebul komme; in V. 16 wird ein Zeichen gefordert. Wie der synoptische Vergleich ergibt, hat Lk die Zeichenforderung in seine Konstruktio~ des Streitgesp~achs einge- baut. Sie spielt in ihm eine ,organisatorische" Rolle fur dte Anlage des groBeren text- lichen Zusammenhangs. So wie Jesus zunachst (V. 17-26) nur auf den Vorwurf ~er

Nahe zu Beelzebul reagiert, so geht er dann ab V. 29 auf die Zeichenforderung em.

Man kann in der Tat den Akzent darauf legen, dass die Zeichenforderung etwas fremdartig im Zusammenhang der Geisterfrage steht; theol~gisch .geh~rt aber ~eides

zusammen. Raus a us der Ambiguitat; Ankommen- und set es betm Bosen; Klarung der weltlichen Unstimmigkeiten durch wiederum weltliche GroBen; und d. h.: Erfül- lungder menschlichen Sehnsucht nach Sicherheit. ~enn ,Zeichen" heiBt ja eben das:

das was nicht klar ist im Zusammenhang der Welt, tm Zusammenhang der mens~h­

lichen Existenz, soll in ihr selber oder jedenfalls in Realitaten, die nach ihr konstrmert sind, ebenso handfest, ebenso materiell, ebenso reell gelost werden.

Und gerade dem verweigert sich Jesus. ,Die Menge aber drangte ~erzu: Da fing er an und sagte: Dies Geschlecht ist ein boses Geschlecht; es fordert em Z~tchen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden ... "(V. 29). Auf der genau gletchen Ebene ist die Reaktion Jesu in den schwierigen Argumentationen ab V. 17 zu verstehen. Es geht um die Frage: Wer treibt den bosen Geist a us? Jesus. Aber -:- in .~hm, w~r? Ist es eine Macht, die dem Widerstreit der Machte angehort, aber als dte starkere stch eben durchsetzt? Oder ist es eine Macht, die sich zwar als die starkere durchgesetzt hat, aber von ganz anderer Art ist? Das Problem ist: Das sieht man der Starke .und das sieht man auch dem Sieg nicht an. Jesu Argumentationen konnen es auch mcht vor- führen, genauso wenig wie Zeichen seine Art des Eintretens in die Welt zu deuten,

auszuloten vermogen. . . .

Was dann? Die relativ komplizierten Gedankenführungen, dte logtsch mcht am Ziel des Beweises ankommen, sind Hinweise auf die Moglichkeit, dass hier etwas ganz

5 Bovon (Anm. 1), 165.

Drittletzter Sonntag des Kir chen jahres - 6.11.2011 451 anderes geschah, dass es hier um eine ganz andere Dimension

nicht zu fassen ist. 6 die dur ch Beweise

Und werm er was bedeutet es?

Es gibt die Zweideutigkeit der Welt und die Nichtauflosbarkeit dieser Zweideutigkeit in dieser Welt sel ber. Der Anspruch Jesu ist, dass es etwas anderes gibt, das im Ausgang von der Weltlichkeit der Welt nicht einmal zu ahnen ist: die Realitat Gottes, bildlich gesprochen ,das Reich Gottes". Auch wenn es nicht das Reich Gattes schon hieBe, ware dieser Name allein darum der angemessenste, weil es von den Abgründen und Ansprüchen der Welt her nicht abzuleiten ist. ,Wenn ich aber durch Gottes Finger die bosen Geister austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen" (V. 20).

Die Frage, die das Streitgesprach angefacht hat (Wer hat denn hier den bosen Geist ausgetrieben?), hat si ch nun- teilweise- transformiert: Wenn Er es gemacht hat, was ist dann eigentlich geschehen? Wenn Er es gemacht hat- Jesus und in Jesus Gattes Macht, Gattes Sich-Durchsetzen, Gattes An-

wesenheit- dann ist die Welt, selbst mit ihrer Ambivalenz, die alles auszufüllen scheint, nicht alles; dann hat die Welt eine Grenze.

Dann gibt es auBer ihr noch - Gatt. Das

Werm Jesus es gemacht hat, dann ist die Welt, selbst mit iluer

Ambivalenz, nkht alles.

meint der Hinweis auf sein ,Reich": Es gibt auBer der Welt noch etwas, was ihren Alleingültigkeitsanspruch erschüttert.

An diese Moglichkeit kommen die Einwande, Fr agen, Verstehenswünsche von Jesu Gesprachspartnern gar nicht heran. Das ist das eine En de der Palette; das andere aber ist: Wer vor dieser Moglichkeit, vor dieser Wirklichkeit steht, der ist angesichts ihrer bis ins Letzte herausgefordert. ,Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut" (V. 22).

Diesem Aufruf, dieser Entscheidungsfrage, geht die Parabel vom Starken, der sei- nen Palast bewacht, und vom Starkeren, der ihn dennoch erobert, voraus. Nach Edu- ard Schweizer7 treibt der Vergleich zwischen dem Starken und dem Starkeren über sich hinaus. Gibt es einen, der nicht nur noch einmal starker, sondern ganz stark ist, der die Rüstung selbst der Star ken, selbst der Starksten, selbst die von uns - postmo- dern- mit allen Wassern der Skepsis Gewaschenen unserem Selbst-Vertrauen ent- reiBt? Das ware das Aufblitzen einer anderen Ordnung, eines anderen Lichts, einer anderen Botschaft.

6 V gl. Ernst Kiisemann, Lukas 11, 14-28, in: ders., Exegetische Versuche und Besinnungen, Bd. 1 u.

2, Stuttgart 31964, 243: ,Die Argumentation von V. 17b-18 ist typisch für das rabbinische Streit- gespriich, in welchem der Gegner mit Bildworten und Fragen mattgesetzt wird. Sie scheint zwin- gend zu sein und ist es in Wahrheit doch nicht [ ... ]." Ahnlich aaO., 245, zu V. 20-23: ,[ ... ] so gilt [ ... ], daB keine rationale Beweisfuhrung angetreten, sondern zum Hi:iren und Sehen aufge- rufen und in die Entscheidung gestellt wird."

7 Vgl. Eduard Schweizer, Das Evangelium nach Lukas (NTD 3), Gi:ittingen 1993, 128.

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452 Lk 11, 14-23

Aufler der Welt - und für sie, aber ohne dass si ch in der Annaherung an sie dies Auflen, dies von auflen zernichtet. Ein Anderes, ein anderes Reich. Und darum das Wagnis, die Kühnheit, die Angemessenheit von diesem Reich zu reden. Und darum die Hoffnung, dass es kommt.

Prof. Dr. Hans-Christoph Askani, geb. 1954, lehrt seit 2005 Systematische Theologie an der Universitat Genf.

5 rue De-Candolle, CH-1211 Genève hans-christoph.askani@unige.ch

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