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Thomas F. Mayer, The Roman Inquisition on the Stage of Italy, c. 1590-1640. Philadelphia, University of Pennsylvania Press 2014

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NEUEHISTORISCHELITERATUR / BUCHBESPRECHUNGENFRÜHENEUZEIT 225

Thomas F. Mayer, The Roman Inquisition on the Stage of Italy, c. 1590–1640.

Philadelphia, University of Pennsylvania Press 2014. 360 S., $ 79,95. // doi 10.1515/hzhz-2015-0330

Kim Siebenhüner, Bern

Der vorliegende Band ist der zweite Teil einer Trilogie, deren Auftakt die 2013 er-schienene Monographie „The Roman Inquisition. A Papal Bureaucracy and its Laws in the Age of Galileo“ darstellte. Es ist eine Trilogie mit bemerkenswerter Geschich-te, beabsichtigte der Autor doch zunächst lediglich, ein einführendes Kapitel zu einer Studie über Galileo Galileis Prozess über die Arbeitsweise der römischen Inqui-sition zu schreiben („A Papal Bureaucracy“, S.3). Aus dem einführenden Kapitel wur-den zwei über 350 Seiten starke Monographien, die wur-den von der Inquisitionsfor-schung in den vergangenen zwei Jahrzehnten eingeschlagenen Weg einerseits fort-setzen und bestehendes Wissen andererseits um einige grundlegende Erkenntnisse bereichern. Sie setzen den eingeschlagenen Weg insofern fort, als sie sich der Erfor-schung der Rechtspraxis und des Stils der römischen Inquisition sowie ihrer institu-tionellen Geschichte widmen. Zwar haben die Arbeiten von Prosperi, Brambilla, Del Col, Romeo und vielen anderen bereits maßgeblich zu einem neuen Verständnis des Glaubenstribunals beigetragen. Mit dem Erscheinen des „Dizionario dell’Inquisizi-one“ im Jahr 2010 ist darüber hinaus eine Fülle von Detailwissen zusammengeführt und kanonisiert worden.

Dass es diesem Wissen trotzdem Neues hinzuzufügen gibt, zeigt Thomas May-er in „A Papal Bureaucracy“ und „The Roman Inquisition in the Stage of Italy“. Für beide Bände greift der Autor auf ein umfassendes Spektrum von Quellen zu-rück, von überlieferten Prozessen aus den lokalen Tribunalen über die avvisi bis hin zu Rechtsmanualen. Besonders verdienstvoll ist seine systematische Beschäfti-gung mit den Decreta, den seriell überlieferten Beschlussprotokollen des Heiligen Offiziums in Rom, aus denen er neue Erkenntnisse zum Personal der Inquisition, seiner Rechtsprechung und seinem Selbstverständnis destilliert. Während der ers-te Band vor allem prosopographische Informationen über zahlreiche Kardinalin-quisitoren und das weitere professionelle Personal des Heiligen Offiziums sowie eine Rekonstruktion des Prozessablaufs bietet, untersucht der zweite Band das Verhältnis des Heiligen Offiziums zu den lokalen Inquisitionstribunalen in Nea-pel, Venedig und Florenz. Konzipiert gewissermaßen als ein langes Prolegomenon für die eigentlich beabsichtigte Studie des Galileoprozesses, ist es tragisch, dass

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226 Historische Zeitschrift // BAND 301 / 2015

Mayer den dritten Band der Trilogie nicht mehr fertigstellen konnte. Er starb im Januar 2014.

Der hier zu besprechende Teil besteht neben einer kurzen Einleitung und einem Schluss aus sechs Kapiteln, von denen jeweils zwei Neapel, Venedig und Florenz ge-widmet sind. Das Ziel des Autors ist es, die politische Indienstnahme der Inquisition vor allem unter Paul V. und UrbanVIII. für den Zweck des eigenen „absoluten“ Machtselbstverständnisses aufzuzeigen. In allen drei Territorien kämpfte die Inqui-sition über Jahrzehnte mit begrenztem Erfolg für die Durchsetzung ihres Kompe-tenzanspruchs. Dieser Befund ist nicht neu, aber Mayer verleiht ihm neues Gewicht und Anschaulichkeit, indem er eine Reihe von prominenten Prozessen – von Giulia de Marcos, Tommaso Campanella, Marcantonio de Dominis, Fulgenzio Manfredi, Giordano Bruno und anderen – sowie den unbekannteren Fall von Rodrigo und Ma-riano Alidosi aus der kleinen Herrschaft Castello del Rio im Herzogtum Florenz im Detail aufrollt. Diese Fälle sind zugleich gut und schlecht ausgewählt, gut, weil sie in der Tat verdeutlichen, wie die römische Inquisition in den drei Territorien ver-suchte, ihre durch die weltlichen Autoritäten begrenzte Macht über die diplomati-sche Figur des Nuntius zu kompensieren und den Ausgang der Fälle zu kontrollie-ren; schlecht, weil sie an den Niederungen des Justizalltags vorbeigehen, der zu einem großen Teil aus Prozessen gegen gemeine Leute und Vergehen wie dem Besitz verbotener Bücher, magischen Praktiken oder Bigamie bestand. Wie politisch war die Tätigkeit der römischen Inquisition im Lichte solch gewöhnlicher Fälle?

Es braucht einen langen Atem, um Thomas Mayer durch die langwierigen Rekon-struktionen der sich zum Teil über Jahrzehnte erstreckenden Prozesse zu folgen. Wer es tut, versteht jedoch, dass sowohl die römische Inquisition als auch die welt-lichen Autoritäten in Neapel, Venedig und Florenz keine Skrupel hatten, ihre pro-minenten inquisiti zum Spielball politischer Interessen zu machen.

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NEUEHISTORISCHELITERATUR / BUCHBESPRECHUNGENFRÜHENEUZEIT 227

Jaroslava Hausenblasová / Jiří Mikulec / Martina Thomsen (Hrsg.), Religion und

Politik im frühneuzeitlichen Böhmen. Der Majestätsbrief Kaiser Rudolfs II. von 1609. (Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuro-pa, Bd. 46.) Stuttgart, Steiner 2014. 290 S., € 52,–.

// doi 10.1515/hzhz-2015-0331

Arno Herzig, Hamburg

Nach längerem Widerstand, doch dann unter Druck der Auseinandersetzung mit seinem Bruder Erzherzog Matthias gewährte Kaiser Rudolf II. als böhmischer König am 9.7.1609 den böhmischen Ständen den sogenannten Majestätsbrief. Er bedeutete in politischer und religiöser Hinsicht einen großen Sieg der böhmischen Ständeop-position und gewährte den in der Confessio Bohemica von 1575 zusammenge-schlossenen Konfessionen Toleranz, wobei Toleranz hier, wie Ines Rößler in ihrem Beitrag hervorhebt, eher als Duldung, nicht aber als Anerkennung zu verstehen ist. Doch war die Gültigkeit der hier gewährten Privilegien nur von kurzer Dauer. Nach der Niederlage der böhmischen Stände und ihres calvinistischen Königs Friedrich von der Pfalz am Weißen Berg bei Prag (1620) „zerriss“ Kaiser Ferdinand II. 1621 das Dokument durch Zerstückelung der Urkunde. 1627 erließ er stattdessen die „Ver-neuerte Landesordnung“, durch die die böhmischen Stände die Glaubensfreiheit und ihre staatliche Autonomie verloren. Es begann nach Auffassung der Historiker des beginnenden 20.Jahrhunderts das Temno, die Zeit der Finsternis, die als nationa-ler und kulturelnationa-ler Verfall gedeutet wird.

Mit der Bedeutung des Majestätsbriefs für Böhmen, aber auch für Europa, befasste sich 2009 eine Jubiläumstagung, deren 19 Beiträge hier vorliegen. Sie behandeln Entstehung, Akzeptanz und Rezeption dieses Dokuments. Auf die komplizierte Vor-geschichte des Majestätsbriefs geht der Beitrag von Winfried Eberhard ein, der die in-nerhussitischen Auseinandersetzungen verdeutlicht, ferner die Bedeutung des Kut-tenberger Religionsfriedens von 1485, der zur Stabilisierung der konfessionellen Ko-existenz beitrug, aber nur für die Katholiken und Utraquisten, nicht aber für die Böhmischen Brüder galt. Diese schloss erst die Confessio Bohemica von 1576 ein, die Kaiser Maximilian II. allerdings nur mündlich bestätigte. Doch unter seinem Sohn Rudolf II. begannen seit den 1590er Jahren energische Rekatholisierungsbestrebun-gen, verbunden mit der Berufung ausschließlich von Katholiken in die höchsten böhmischen Staatsämter. Die innerhabsburgischen Auseinandersetzungen führten schließlich 1609 zu dem Majestätsbrief, verbunden mit dem „Ausgleich“ mit den

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