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Monddaten aus dem Archiv von Illahun: Chronologie des Mittleren Reiches

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(1)

RITA GAUTSCHY

Monddaten aus dem Archiv von Illahun:

Chronologie des Mittleren Reiches

*

Einleitung

In der Berliner Papyrus-Sammlung befinden sich zahlreiche größere und kleinere Fragmente, die aus Illahun, einem Ort am Eingang des Fa-jums, stammen. Die Stadt Illahun wurde zur Zeit der 12. Dynastie von Pharao Sesostris II. Chacheperra gegründet. Sie liegt etwa 1 km öst-lich vom Taltempel seiner Pyramidenanlage. Die Ruinen der Siedlung haben eine Ausdehnung von etwa 350 × 400 m, und man fand ein recht-winkeliges Straßensystem1. Die Stadtbewohner waren vermutlich für den Totenkult des in der Pyramide begrabenen Sesostris II. verantwort-lich. Allerdings wurde die Siedlung schon rund 80 Jahre nach dem Tod von Sesostris II. verlas-sen und erst später wieder vereinzelt genutzt2. Im Jahre 1899 konnte das Berliner Museum Papyri aus Illahun ankaufen, die zu dieser Zeit in großer Zahl im Antiquitätenhandel in Kairo auftauchten. Bei einer Nachgrabung im gleichen Jahr stellte L. Borchardt fest, dass die neu aufge-tauchten Papyri höchstwahrscheinlich aus dem

* Dieser Beitrag entstand im Rahmen eines Marie-Heim-Vögtlin-Stipendiums des Schweizerischen Natio-nalfonds. Ich danke Susanne Bickel, Alfred Gautschy, Kurt Locher und Rainer Nutz, die das Manuskript vorab gelesen und mit nützlichen Kommentaren ver-bessert haben.

1

D. A r n o l d , el-Lahun, in: LÄ 3, 1980, 910.

2

R. K r a u s s , Altägyptische Sirius- und Monddaten aus dem 19. und 18. Jahrhundert vor Christi Geburt (Berliner Illahun-Archiv), Ä&L 8, 1998, 113. Eine um-fassende Zusammenfassung über Illahun bietet S. G. J. Q u i r k e , Lahun. A town in Egypt 1800 BC, and the history of its landscape, London 2005. Bzgl. der Ergeb-nisse neuerer Grabungen in Illahun siehe das Online-Projekt Virtual Kahun der Universität Manchester (http://www.museum.manchester.ac.uk/collection/an cientegypt/virtualkahun/).

Abfallhaufen neben dem Taltempel stammten3. Bei diesen Papyri handelt es sich einerseits um Tempeltagebücher, andererseits um Schreiben zwischen den verschiedenen Behörden. Zuletzt hat U. Luft das verfügbare Material eingehend studiert und zunächst aus den Briefen eine rela-tive Chronologie des Archivs erarbeitet4. Vor allem in den Tempeltagebüchern sind Mond- und Festdaten erhalten, die für eine absolute Datierung verwendet werden können. Insgesamt sind 40 brauchbare Monddaten vorhanden, da-von können 26 dank der bekannten Regierungs-jahreszahl und des vollständig erhaltenen bzw. des gut rekonstruierbaren Datums zur absoluten Datierung verwendet werden, während die rest-lichen 14 Monddaten in das chronologische Ge-rüst eingepasst werden. Neben den Monddaten ist auch eine Vorhersage eines heliakischen Frühaufgangs des Sirius im Archiv überliefert, der in einem Jahr 7 an IIII Peret 16 erwartet wurde, und für dessen Fest in einem Tempel-tagebuch an IIII Peret 17 die Ankunft von Fest-gaben verzeichnet ist. Die Korrelation des Si-riusdatums mit den vorhandenen Monddaten sollte bei korrekter Zuweisung der Daten zu den jeweiligen Pharaonen eine absolute Verankerung möglich machen. Da die Monddaten zyklische Ereignisse sind, d. h. sich nach einer gewissen Periode eine Sequenz mehrerer Mondmonats-anfänge zu einem hohen Prozentsatz wiederholt, blieben ohne ein Siriusdatum mehrere zeitliche Einordnungen möglich.

3

L. B o r c h a r d t , Der zweite Papyrusfund von Ka-hun und die zeitliche Festlegung des mittleren Reiches der ägyptischen Geschichte, ZÄS 37, 1899, 89 – 90.

4

U. L u f t , Illahunstudien, I: Zu der Chronologie und den Beamten in den Briefen aus Illahun, Oikumene 3, 1982, 101 – 156. A. S c h a r f f , Briefe aus Illahun, ZÄS 59, 1924, 20 – 51.

(2)

Monddaten

Von den datierbare Monddaten enthaltenden Papyri ist nur in zwei Fällen, bei P Berol 10003 und 10248, der regierende König explizit ge-nannt bzw. dadurch erschließbar, dass er als lebend bezeichnet wird. In anderen Fällen kennt man zwar das Regierungsjahr, nicht aber den König. Anhand der hohen Jahreszahlen wurden einige der Papyri Amenemhet III. zugeordnet. In anderen Fällen halfen die Nennungen des Absenders und/oder des Empfängers bei der Zuweisung zu einem bestimmten König. Wieder andere wurden von U. Luft nur anhand des vor-kommenden Duktus zeitlich eingeordnet5. Da-bei halfen vor allem die Ergebnisse der von Luft ausgearbeiteten relativen Chronologie6. Seine wichtigsten Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

– Aus der Zeit des Archivs lassen sich vier unter-schiedliche Nomarchen nachweisen: Nebukaure unter Sesostris III. (belegt im 7. und im 18. Jahr), Sesostris (Ende der Regierung Sesostris’ III. bis Jahr 24 Amenemhets III. belegt), Chenticheti-hetepu (belegt im Jahr 25 Amenemhets III.) und Chacheperresenbu (belegt 37. und 38. Jahr Ame-nemhets III.).

– Der Tempelschreiber Horemsaef hat unter dem Nomarchen Nebukaure seinen Dienst angetreten und er wurde nach dem 18. Jahr des Amenemhet III. zum Hausverwalter befördert. Ab dem 21. Jahr des Amenemhet III. ist der Beamte Qemau nachweisbar, zuerst als Tempelschreiber und später auch als Hausverwalter. Das Archiv, aus dem die Papyri stammen, gehörte zum Büro des Horemsaef.

– Was den Duktus betrifft, so kommt in den Tem-peltagebüchern aus der Zeit Sesostris’ III. ein kleiner, gedrungener Duktus vor, in denen aus seiner späteren Regierungszeit ein schlanker Duk-tus. Jedoch können beide nebeneinander bestehen und beide sind bis in das erste Dezennium der Regierung des Amenemhet III. nachweisbar. In den Tempeltagebüchern aus der späteren Phase des Archivs unter Amenemhet III. kommt ein großer Duktus vor7.

5

U. L u f t , Die chronologische Fixierung des ägypti-schen Mittleren Reiches nach dem Tempelarchiv von Illahun, Wien 1992.

6

U. L u f t , Oikumene 3, 1982, 101 – 156.

7

U. L u f t , Die chronologische Fixierung des ägypti-schen Mittleren Reiches nach dem Tempelarchiv von Illahun, Wien 1992, 21.

In P Berol 10003 aus einem 9. Regierungsjahr wurde das Protokoll einer Statuenrevision auf-gezeichnet, in dem Statuen des Chacheperra mit dem Epitheton „selig“ und die Statue des Cha-kaura mit dem Epitheton „ewig lebend“ verse-hen sind, was schon Borchardt so interpretiert hat, dass der König Sesostris III. zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Tempeltagebuches noch am Leben war8. Dieser Papyrus ist im charakte-ristischen, kleinen, gedrungenen Duktus ge-schrieben. Aufgrund des gleichen Duktus hat Borchardt dann auch die Tempeltagebücher P Berol 10009 (5. Regierungsjahr) und 10012 (7. Regierungsjahr) Sesostris III. zugeschrieben9. Lufts Untersuchungen zeigten, dass die Regel, die Epitheta „selig“ nach verstorbenen und „ewig lebend“ nach lebenden Königen zu set-zen, immer beachtet worden ist10. Die zweite eindeutige Zuordnung findet sich in P Berol 10248 aus einem 14. Regierungsjahr, wo der König Chakaura als „ewig lebend“ bezeichnet wird. Deswegen kann dieser Papyrus eindeutig der Regierungszeit Sesostris’ III. zugewiesen werden.

Für eine absolute zeitliche Einordnung der überlieferten Monddaten müssen die Festdaten auf die Monatsanfänge reduziert werden. Bei einer Neureduktion der Festdaten ergab sich, dass das Fest „Ausfahrt“ nicht wie von Luft angegeben am 22. Tag, sondern am 24. Mond-monatstag eingeordnet werden muss11. Bei den übrigen Festen bestätigten sich die von Luft berechneten Mondmonatstage12. Wenn man nun die auf die Monatsanfänge reduzierten Mondda-ten mit vorhandenen Jahresangaben aufeinander

8

L. B o r c h a r d t , ZÄS 37, 1899, 96. Chacheperra ist der Thronname des Sesostris II. und Chakaura derjeni-ge des Sesostris III.

9

Ibidem, 101.

10

U. L u f t , BiOr 40, 1983, 292.

11

Schon in U. L u f t , Die chronologische Fixierung des ägyptischen Mittleren Reiches nach dem Tempelar-chiv von Illahun, Wien 1992, 199 ist ersichtlich, dass der angegebene Mittelwert falsch sein muss.

12

Das Wagi-Fest lässt sich gut am 18. Mond-monatstag einordnen. Die Vollmonddaten schwanken zwar, drei von fünf ergeben bei der Auswertung jedoch den 16. Mondmonatstag, was in Übereinstimmung mit der Angabe in P Berol 10016 ist, dass das Wagi-Fest am 2. Tag nach dem Vollmond stattfindet.

(3)

Tabelle 1: Papyrusnummer (P Cairo 58065 und 71583, alle anderen P Berol), Regierungsjahr, im Papyrus angegebenes Datum, Festname, Mondmonatstag (MMT) des Festes, und reduziertes Neumonddatum.

Nummer Jahr Datum Fest MMT Reduziertes

Neumonddatum 10092 5SIII II Achet 27 Bekleidung 4 II Achet 24 10009 5 SIII III Peret 1 Ausfahrt des Landes 10 II Peret 22 10282/1 6 SIII I Achet 29 Vollmond 16 I Achet 14 10282/2 6 SIII II Achet 16 II Achet 14 Bekleidung Sandschieben 4 2 II Achet 13 10282/3 6 SIII III Achet 29

IIII Achet 3 III Achet 13

Vollmond Leine der Nilmeile Monatsfest 16 21 2 III Achet 13 10130/1 8 SIII II Achet 22 II Achet 24 Sandschieben Bekleidung 2 4 II Achet 21 10130/2 8 SIII IIII Achet 11 Leine der Nilmeile 21 III Achet 21 10003 9 SIII III Peret 9 Neumond 1 III Peret 9 10112 10 SIII III/IIII Achet 30 Übergabeprotokoll 2 III Achet 29 10412 11 SIII I Achet 24 Freudenfest 5 I Achet 20

10165 12 SIII II Shemu 22 II Shemu 19 II Shemu 28 Wagi-Fest Vollmond Ausfahrt 18 16 24 II Shemu 5 10248 14 SIII II Achet 18 Monatsfest,

Sandschieben

2 II Achet 17 10011 16 SIII III Peret 2 Ausfahrt des Landes 10 II Peret 23 10016 18 SIII II Shemu 17 Wagi-Fest 18 I Shemu 30 10090 3 AIII III Shemu 16 Neumond?

Letzter?

1 letzter

III Shemu 16 III Shemu 17 10056/1 8AIII IIII Achet 26 Neumond 1 IIII Achet 26 10218 8 AIII I Shemu 16 Ausfahrt 24 IIII Peret 24 10166 9 AIII II Achet 19 Bekleidung 4 II Achet 16 58065 9 AIII II Shemu 29 Wagi-Fest 18 II Shemu 12 10018

10079/1

10 AIII II Achet 6 Sandschieben 2 II Achet 5 10079/2 10 AIII III Achet 25 Leine der Nilmeile 21 III Achet 5 10344 11 AIII IIII Achet 14 Leine der Nilmeile 21 III Achet 24 10052 24 AIII I Achet 9 Freudenfest 5 I Achet 5 10104

71583

24 AIII III Peret 11 Ausfahrt des Landes 10 III Peret 2

10103 29 AIII I Shemu 15 Neunter 9 I Shemu 7

10056/2 30 AIII II Shemu 26 Monatsfest 2 II Shemu 25 10056/3 30 AIII III Shemu 25 Neumond 1 III Shemu 25 10056/4 30 AIII IIII Shemu 25 Monatsfest 2 IIII Shemu 24

10056/5 31AIII I Achet 19 Neumond 1 I Achet 19

10056/6 31AIII II Achet 20 Monatsfest 2 II Achet 19 10056/7 31AIII III Achet 19 Neumond 1 III Achet 19 10056/8 31AIII IIII Achet 19 Monatsfest 2 IIII Achet 18

10056/9 31AIII I Peret 18 Neumond 1 I Peret 18

10056/10 31AIII II Peret 18 Monatsfest 2 II Peret 17 10056/11 31AIII III Peret 17 Neumond 1 III Peret 17 10056/12 31AIII IIII Peret 17 Monatsfest 2 IIII Peret 16 10056/13 31 AIII I Shemu 16 Neumond 1 I Shemu 16 10006/1 32 AIII II Achet 9 Monatsfest 2 II Achet 8 10006/2 32 AIII III Achet 7 Neumond 1 III Achet 7 10206 36AIII II Achet 27 Bekleidung 4 II Achet 24

(4)

bezieht, sieht man sofort, dass sich die Jahresan-gaben auf (mindestens) zwei Pharaonen vertei-len. Die Monddaten in P Berol 10090, 10056, 10052, 10006, 10206 und in P Cairo 58065 ge-hören zu einem Pharao, und diejenigen in P Berol 10092, 10009, 10003, 10248, 10011 und 10016 zu einem anderen13. Letztere Reihe wird eindeutig unter Sesostris III. datiert durch die Angabe in P Berol 10003 und 10248, dass König Chakaura „ewig lebt“. Aufgrund der hohen Jah-reszahlen in P Berol 10056, 10006 und 10206 kommt für die andere Datenreihe nur mehr Amenemhet III als zweiter Pharao in Frage, da Sesostris II. und andere nach Sesostris III. kommende Könige der 12. Dynastie nicht so lange regiert haben.

In Tabelle 1 sind die Monddaten in der bei Luft gegebenen relativen zeitlichen Einordnung aufgelistet. Die letzte Spalte der Tabelle enthält das auf den Neumond reduzierte Monddatum, welches in der weiteren Analyse verwendet wird14. Fett gedruckte Jahreszahlen markieren diejenigen Dokumente, bei denen das Jahr im Papyrus explizit genannt ist.

Regierungsdauer Sesostris’ III.

Ein wichtiges Ergebnis von Luft war, dass die Illahun-Daten eine Verkürzung der Regierungs-zeit des Sesostris III. von 30 + x Jahre auf 19

13

U. L u f t , Urkunden zur Chronologie der späten 12. Dynastie: Briefe aus Illahun, Wien 2006, 29 hat zuletzt P Berol 10016 unter Amenemhet III. datiert. Eine solche Einordnung ist jedoch aufgrund der Rela-tion der Monddaten zueinander nicht möglich.

14

Im Vergleich zu Lufts Untersuchung (U. L u f t , Die chronologische Fixierung des ägyptischen Mittleren Reiches nach dem Tempelarchiv von Illahun, Wien 1992, 225) ergeben sich folgende Unterschiede der reduzierten Daten: 10130/1: II Achet 22, 10090: III Shemu 16, 10056/1: III Achet 26, 10056/7: III Achet 18, 10056/9: I Peret 17, 10056/11: III Peret 16 und 10056/13: I Shemu 15. R. K r a u s s , Arguments in Fa-vor of a Low Chronology for the Middle and New Kingdom in Egypt, in: M. B i e t a k (Hrsg.), Synchroni-sation II, CChEM 4, 2003, 175 – 77 hat nur 21 der 40 Monddaten verwendet und verglichen zu seiner Untersuchung finden sich folgende Abweichungen: 10016: II Shemu 1 und 58065: II Shemu 13.

Jahre unterstützen15. Dies ist nicht richtig. Luft hat lediglich gezeigt, dass P Berol 10006 mit der Angabe eines 32. Regierungsjahres Amenemhet III. zugeordnet werden muss, was jedoch kei-nesfalls beweist, dass Sesostris III. nicht län- ger als 19 Jahre regiert hat. Vergleicht man die Monddaten mit berechneten Daten von letzten Sichtbarkeiten der Mondsichel, so zeigt sich deutlich, dass bei einer angenommenen Regie-rungsdauer von 19 Jahren für Sesostris III. für die frühen Daten Abweichungen in negativer Richtung von einem Tag auftreten. Solch syste-matische Abweichungen sprechen für einen falschen Ansatz. Auch die Tatsache, dass nach dem 18. Jahr in Illahun keine Monddaten von Sesostris III. sicher belegt sind, kann kein Ar-gument sein, denn auch für Amenemhet III. gibt es zwischen dem 9. und dem 24. Jahr keine Monddaten sicher belegt. Zugunsten einer Ver-kürzung der Regierungszeit des Sesostris III. auf 19 Jahre könnten nur die langen – aber durchaus möglichen – Amtsperioden bestimmter Beamter und eine Liste über Opferlieferungen an den Tempel des Anubis-auf-seinem-Berg, in der auf ein Jahr 19 ein Jahr 1 folgt, sprechen16. Luft ar-gumentiert, dass der Schreiber dieser Liste einen Fehler begangen hätte, wenn er den Ort cXm c-n-wsrt schon cXm c-n-wsrt m#o-Xrw genannt hätte, obwohl Sesostris II. im Jahr 19 und auch noch zu Beginn des erwähnten Jahres 1 am Le-ben war17. Borchardt hingegen hatte diese Liste an den Übergang zwischen Sesostris II. und Sesostris III. datiert18.

Berechnungen

Die Berechnung der letzten/ersten Sichtbar-keiten der Mondsichel vor bzw. nach Neumond und der Neumonde für weit zurückliegende Zeiten ist mit gewissen Unsicherheiten belastet:

15

U. L u f t , Die chronologische Fixierung des ägyp-tischen Mittleren Reiches nach dem Tempelarchiv von Illahun, Wien 1992, 143 f. und 146 f.

16

Kat. Nr. 43 (P Berol 10055) in U. K a p l o n y -H e c k e l , Ägyptische -Handschriften Teil 1, Wiesbaden 1971, 25 und Tafel III.

17

U. L u f t , BiOr 40, 1983, 292.

18

(5)

1. Die Erdrotation verlangsamt sich im Laufe der Zeit. Der resultierende Zeitunterschied, ΔT ge-nannt, der sich auf ca. 12 Stunden im Jahr 2000 v. Chr. aufsummiert und die Unsicherheit dessel-ben (2000 v. Chr. etwa 2 Stunden) muss in die Berechnungen eingehen.

2. Astronomen arbeiten noch heute daran, die Be-rechnungsmethoden für die letzten/ersten Sicht-barkeiten der Mondsichel zu verbessern19.

Ich habe die Neumonde und die letzten/ ersten Sichtbarkeiten der Mondsichel vor/nach Neumond im Zeitraum zwischen 2000 v. Chr. und 2000 n. Chr. berechnet, wobei die Unsicher-heit in ΔT berücksichtigt sowie verschiedene Mond- und Sonnenephemeriden verwendet wurden. Für die Berechnung der Mond- und Sonnenposition wurden zwei verschiedene Ephemeriden getestet. Einmal die DE406-Langzeit-Ephemeriden des Jet Propulsion Labo-ratory, welche es erlauben, die Positionen der Sonne, des Mondes und aller Planeten zwischen 3001 v. Chr. und 3000 n. Chr. zu berechnen20. Für einen Vergleich wurden die Sonnenkoordi-naten auch mit der VSOP2000-Theorie und die Mondkoordinaten mit der ELP/MPP02-Theorie berechnet21. Für die Berechnung der ersten/letzten Sichtbarkeiten der Mondsichel wurde das Kriterium von Yallop verwendet22. Dabei wird die Höhendifferenz der Gestirne

19

So werden z. B. beim IOP Moonwatch Pro- gramm Beobachtungen gesammelt (http://www. crescentmoonwatch.org/) mit dem Ziel, die bestehen-den Sichtbarkeitskriterien zu verfeinern. Dasselbe Ziel verfolgt das Islamic Crescents‘ Observation Project (http://www.icoproject.org/).

20

E. M. S t a n d i s h , JPL Planetary and Lunar Ephe-merides, DE405/LE405, Jet Propulsion Laboratory Interoffice Memorandum 312.F, 1998.

21

X. M o i s s o n & P. B r e t a g n o n , Analytical Plane-tary Solution VSOP2000, Celestial Mechanics and Dy-namical Astronomy 80, 2001, 205 – 213. J. Chapront & G. Francou, The lunar theory ELP revisited. Introduc-tion of new planetary perturbaIntroduc-tions, Astronomy & Astrophysics 404, 735 – 742. Ich danke Gérard Francou vom Observatoire de Paris herzlich, dass er mir die Daten und Computerprogramme der VSOP2000-The-orie zur Verfügung gestellt und Fragen immer umge-hend beantwortet hat.

22

B. D. Y a l l o p , A Method for Predicting the First Sighting of the New Crescent Moon, NAO Technical Note No. 69, 1997.

sowie deren Abstand im Azimut berücksichtigt und Grenzwerte angegeben, bei denen die Mondsichel einfach, nur unter besten Bedingun-gen, oder gar nicht beobachtet werden kann23. Dieses Sichtbarkeitskriterium basiert auf geozent-rischen Berechnungen, d. h. der Beobachter wird als im Erdmittelpunkt befindlich angenommen. Da meine Berechnungen topozentrisch ausgeführt werden – d. h. der Beobachter wird auf der Erd-oberfläche an einem Ort mit der geographischen Breite ϕ und der geographischen Länge λ ange-nommen –, musste zunächst überprüft werden, ob das Yallop-Kriterium überhaupt anwendbar ist und ob allenfalls die Grenzwerte angepasst werden müssen24. Ein Vergleich mit mehr als 600 Beobachtungsdaten aus dem Zeitraum zwi-schen den Jahren 1859 und 2004 und mit ca. 440 überlieferten ersten Sichtbarkeiten bzw. Nicht-Sichtbarkeiten aus Babylon aus dem Zeitraum zwischen 568 und 73 v. Chr. ergab, dass in den allermeisten Fällen das Beobachtungsergebnis mit der Rechnung übereinstimmte25. In Anbe-tracht der Unsicherheit von ΔT wurde davon Abstand genommen, die bei Yallop angegebe-nen Grenzwerte für die Sichtbarkeiten anzupas-sen26. In der Folge wurden für verschiedene Orte in Ägypten Tabellen generiert, in denen

23

Yallop unterscheidet insgesamt 6 Sichtbarkeitszo-nen, da er mögliche Sichtungen mit dem Feldstecher oder mit Teleskopen in eigene Kategorien einordnet, die für antike Beobachtungen jedoch nicht relevant sind und unter die Kategorie „unsichtbar“ fallen.

24

Für Illahun: ϕ = 29°14′ N und λ = 30°31′ O.

25

Die mehr als 600 modernen Beobachtungen sind zusammengefasst bei M. S h. O d e h , New Criterion for Lunar Crescent Visibility, in: Experimental Astronomy 18, 2004, 39 – 64. Die babylonischen Beobachtungen finden sich bei S. S t e r n , The Babylonian month and the new moon: sighting and prediction, Journal for the History of Astronomy 39, 2008, 22 – 30.

26

Bei einer Abweichung eines überlieferten Mond-datums in positiver Richtung, d. h. in dem Fall, dass die alte Mondsichel noch gesehen wurde, obwohl es rein rechnerisch nicht mehr möglich gewesen sein sollte, muss jedoch auch der Wert des Sichtbarkeitskriteriums am folgenden Tag angesehen werden: wurde das Limit des Sichtbarkeitskriteriums nur knapp verpasst, so kann man davon ausgehen, dass die Beobachtung korrekt ist und eine schwer zu beobachtende Mondsichel unter besten Witterungsbedingungen tatsächlich gesehen wurde.

(6)

jeweils für ein mittleres ΔT die Zeitpunkte des Neumondes und der letzten bzw. ersten Sicht-barkeit der Mondsichel im Julianischen und im ägyptischen Kalender angegeben sind. Ergab sich in der Rechnung bei der Berücksichtigung der Unsicherheit von ΔT oder bedingt durch die unterschiedlichen Ephemeridenversionen eine Diskrepanz um einen Tag, so ist dies in den Tabellen vermerkt27. In solchen Fällen muss offen bleiben, an welchem Tag die Mondsichel das erste bzw. letzte Mal tatsächlich beobachtet werden konnte.

Tagesbeginn in Ägypten

Es gibt verschiedene Annahmen darüber, zu welchem Tageszeitpunkt im Alten Ägypten das Kalenderdatum wechselte. Die meisten Forscher gehen davon aus, dass der ägyptische Tag mit der Morgendämmerung begann28. Wenige ande-re glauben, dass der ägyptische Tag mit dem Sonnenaufgang begann29. Beide Gruppen bezie-hen sich dabei immer wieder auf Angaben im Almagest des Klaudios Ptolemaios, die aber mitunter unterschiedlich interpretiert werden30. Daher ist es nötig, beide Möglichkeiten bei der Auswertung zu berücksichtigen und zu sehen, ob daraus eventuell Rückschlüsse auf den Ta-gesbeginn gezogen werden können. Für die Auswertung bedeutet das, dass bei einem ange-nommenen Tagesbeginn bei Sonnenaufgang die

27

Alle Daten sind online verfügbar unter http:// www.gautschy.ch/~rita/archast/mond/mond.html und über die Homepage des Ägyptologischen Seminars in Basel (http://aegyptolgie.unibas.ch/fileadmin/aegypt/ user_upload/redaktion/PDF/gautschy_mond.pdf).

28

Dazu gehör(t)en unter anderem Parker, Krauss, und Spalinger: R. A. P a r k e r , The Beginning of the Lunar Month in Ancient Egypt, JNES 29, 1970, 219; A. S p a l i n g e r , Rez. von C. L e i t z , Studien zur ägyp- tischen Astronomie, 1991, OLZ 87, 1992, 23 – 26; R. K r a u s s , CChEM 4, 2003, 193 – 195.

29

Dieser Meinung sind Leitz und Luft. C. L e i t z , Studien zur ägyptischen Astronomie, ÄA 49, Wiesba-den 1989, 50 – 51; U. L u f t , Der Tagesbeginn in Ägyp-ten, Altorientalische Forschungen 14, 1987, 3 – 11.

30

U. L u f t , Altorientalische Forschungen 14, 1987, 3 – 11. R. K r a u s s , Ä&L 8, 1998, 122 – 123.

in der Morgendämmerung stattfindende Beo-bachtung der Mondsichel noch am alten Tag erfolgt. Kann die Mondsichel nicht mehr beo-bachtet werden, so beginnt wenige Minuten später der neue Mondmonat. Krauss hat dage-gen eingewendet, dass in diesem Fall erst am Tagesende klar gewesen wäre, ob es sich dabei um einen letzten Mondmonatstag oder schon um den ersten des neuen Mondmonats gehan-delt hätte31. Wegen des unsicheren Tagesbeginns ändert sich in meinen Tabellen das ägyptische Datum wie das Julianische Datum bereits um Mitternacht. Das muss bei der Auswertung der Daten insofern berücksichtigt werden, als dass bei der Annahme eines Tagesbeginns bei Son-nenaufgang gegenüber einem überlieferten Da-tum die Tageszahl um zwei reduziert werden muss. Ist also ein Mondmonatsbeginn an I Peret 7 überliefert, so muss in diesem Fall in der Tabelle der letzten Sichtbarkeiten unter dem Datum I Peret 5 gesucht werden32. Geht man hingegen von einem Tagesbeginn bei Dämme-rungsbeginn aus, ereignet sich die Beobachtung bereits am neuen Tag und somit ist das ägyp-tische Datum in den Tabellen identisch mit der tatsächlichen ägyptischen Tagesangabe zum Beobachtungszeitpunkt. Der Tag der ersten Nichtsichtung fällt hier mit dem ersten neuen Mondmonatstag zusammen. In diesem Fall muss in der Tabelle der letzten Sichtbarkeiten bei der um eins reduzierten Tageszahl nach Übereinstimmungen gesucht werden33.

31

R. K r a u s s , Ä&L 8, 1998, 123. Dieser Einwand ist nicht ganz richtig, es hätte sich beim betreffenden Tag auf jeden Fall um den letzten des alten Mondmo-nats gehandelt, aber der neue Mondmonat hätte wenige Minuten nach der Nichtsichtung begonnen.

32

Im ägyptischen Kalender springt das Datum erst nach dem Sonnenaufgang, was in den Rechnungen schon um Mitternacht geschieht. Da es sich um eine Beobachtung vor dem Sonnenaufgang handelt, wäre in unserem Beispiel die alte Mondsichel an I Peret 6 erst-mals nicht mehr gesehen worden. Damit erfolgte die letzte Sichtung an I Peret 5.

33

Ist ein Mondmonatsbeginn an I Peret 7 überlie-fert, so konnte die alte Mondsichel an I Peret 7 erstmals nicht mehr beobachtet werden. Somit erfolgte die letzte Sichtung an I Peret 6.

(7)

Methode der Datenauswertung

Ein Blick auf die generierten Tabellen zeigt sofort, dass in den meisten Fällen (79.1 %) die letzte Sichtbarkeit der Mondsichel einen Tag vor dem Neumond möglich ist. In seltenen Fällen (3,6 %) kann die Mondsichel in der Morgen-dämmerung beobachtet werden und der Neu-mond findet noch am gleichen Tag statt. Deut-lich häufiger (17,3 %) als diese Abweichung tritt auf, dass die Mondsichel zwei Tage vor Neu-mond zuletzt beobachtet werden kann. Das bedeutet, dass Auswertungen, welche nicht von berechneten letzten Sichtbarkeiten, sondern von berechneten Neumonden ausgehen, in etwa 21 % der Fälle falsche Ergebnisse liefern, weil die Annahme, dass der Neumond dem 1. Tag des ägyptischen Mondmonats entspricht, falsch ist.

Entscheidend für jede zeitliche Einordnung der Illahun-Monddaten ist die Interpretation der zwölf Monddaten, die sich in P Berol 10056 finden, und die ein Jahr abdecken:

II Smw 26 nfryt r III Smw 25

IIII Smw 25 nfryt r Jahr 31 I #Xt 19 Jahr 31 II #Xt 20 nfryt r III #Xt 19 IIII #Xt 19 nfryt r I prt 18

II prt 18 nfryt r III prt 17

IIII prt 17 nfryt r I Smw 16 Seit Lufts Untersuchungen ist allgemein ak-zeptiert, dass die sechs Daten auf der linken Seite (Nr. 2, 4, 6, 8, 10, 12) einem zweiten Mondmonatstag entsprechen34. Davor wurde davon ausgegangen, dass es sich bei diesen Da-ten um NeumonddaDa-ten handelt35. Außer am Übergang zwischen zweiter und dritter Zeile bleibt das Tagesdatum entweder gleich oder aber es verringert sich um eins. Der Anstieg von I #Xt

34

U. Luft, Die chronologische Fixierung des ägypti-schen Mittleren Reiches nach dem Tempelarchiv von Illahun, Wien 1992, 192 – 195.

35

A. G. W h e e l e r , The Chronology of the Twelfth Dynasty, JEA 9, 1923, 198 – 200; W. F. E d g e r t o n , Chronology of the Twelfth Dynasty, JNES 1, 1942, 307 – 314; R. A. P a r k e r , The Calendars of Ancient Egypt, Chicago 1950, § 320; R. K r a u s s , Sothis- und Monddaten: Studien zur astronomischen und tech-nischen Chronologie Altägyptens, HÄB 20, Hildesheim 1985, 80 – 84.

19 zu II #Xt 20 bildet diesbezüglich eine Aus-nahme, die in der Vergangenheit vielfach disku-tiert wurde.

Die einfachste Auswertungsmethode ist, die Tagesdifferenz zwischen zwei überlieferten Da-ten zu bestimmen und das Ergebnis durch die mittlere Länge des synodischen Mondmonats (29,53059 Tage) zu dividieren. Die Nachkom-mastellen des Ergebnisses sollten im Idealfall zeigen, ob es sich bei beiden Daten um den glei-chen Mondmonatstag handelt oder nicht. Dieses Verfahren wurde von Luft zur Datenanalyse angewandt. Er schreibt, dass Abweichungen um ±0,034m den erlaubten Wertebereich für eine Zuordnung zu einem bestimmten Mondmo-natstag angeben36. Sieht man sich die Auswer-tung genauer an, so stößt man auf einige Schwachpunkte. Schwerwiegend ist, dass die Unsicherheit dieser Reduktionsmethode unter-schätzt wurde. Da sich nicht immer ein 29-tä-giger mit einem 30-tägigen Monat abwechselt bzw. nicht nur zweimal hintereinander gleich lange Monate aufeinander folgen können, ist die Aussage über die ±0,034m nicht richtig. Bis zu fünfmal können 30-tägige Monate aufeinander folgen, und bis zu viermal 29-tägige37. Somit geben nicht mehr nur Werte zwischen 0,966m und 0,034m den Neumondtag an. Diese Spanne

36

U. Luft, Die chronologische Fixierung des ägypti-schen Mittleren Reiches nach dem Tempelarchiv von Illahun, Wien 1992, 23 und 213. Die Zahl 0,034m ent-spricht einem Mondtag dividiert durch die Länge des mittleren synodischen Mondmonats (1/29,53059 ≈ 0,034).

37

Zwischen 2000 v. Chr. und 2000 n. Chr. traten 12 Mal fünf 30-tägige Mondmonate hintereinander auf, wobei diese nicht gleich verteilt sind. Zwischen 588 v. Chr. und 887 n. Chr. gab es keine, im 2. Jt. v. Chr. hingegen sechs (1986, 1950, 1800, 1764, 1578 und 1128 v. Chr.). Vier aufeinanderfolgende 30-tägige Mondmonate sind nichts Ungewöhnliches; es gab sie 484 Mal innerhalb von 4000 Jahren. Vier 29-tägige Monate hintereinander traten bis zum Jahr 65 v. Chr. 42 Mal auf, seither nicht mehr. Drei aufeinanderfolgen-de 29-tägige Monate sind wieaufeinanderfolgen-derum häufig (644 Mal innerhalb von 4000 Jahren). Die unterschiedlichen Fak-toren, welche die Dauer eines Mondmonats beeinflus-sen, sind ausführlich erklärt in J. M e e u s , More Mathe-matical Astronomy Morsels, Richmond 2002, 19 – 31. Eine sehr gute knappe Zusammenfassung bietet F. R. S t e p h e n s o n & L. B a o l i n , On the Length of the Synodic Month, The Observatory 111, 1991, 21 – 22.

(8)

erweitert sich theoretisch auf 0,928m (4 aufei-nanderfolgende Monate à 29 Tagen) bis 0,079m (5 aufeinanderfolgende Monate à 30 Tagen), d. h. die Unsicherheit beträgt nicht nur zwei, sondern bis zu fünf Tage. In der vorliegenden Arbeit wurde daher bei der Datenauswertung iterativ vorgegangen. Zunächst wurde die einfa-che Methode angewandt und mit einer ange-nommenen Regierungsdauer von 19 Jahren für Sesostris III. Lufts Analyse wiederholt. Mit Aus-nahme des Festes der „Ausfahrt“, bei dem Luft sichtlich ein Rechenfehler unterlaufen war, konnten nach seiner Methode alle Ergebnisse reproduziert werden38. Nach ersten zeitlichen Einordnungen der beobachteten Daten und dem Resultat, dass eine angenommene Regie-rungsdauer von 19 Jahren für Sesostris III. ver-mutlich falsch ist, wurde dieselbe Auswertung für alle erhaltenen Optionen mit den theoreti-schen Daten, die sich aus den Berechnungen der letzten Sichtbarkeiten ergeben, wiederholt. Da-bei zeigten sich die Mängel der Methode deut-lich39. Luft hat alle Monddaten, die in Bezug auf ein bekanntes Neumonddatum um mehr als 0,017m bzw. weniger als 0,051m abwichen, als 2. Mondmonatstag interpretiert. Die Auswer-tung der theoretischen Daten der Neumonde zeigt, dass ein hoher Prozentsatz (50 % im Ex-tremfall bei vier getesteten zeitlichen Optionen) Abweichungen bis zu 0,038m zeigt, es sich dabei aber trotzdem immer um Neumonddaten han-delt40. Angewandt auf die Daten in P Berol 10056 bedeutet das, dass alle Daten links (Nr. 2,

38

Das Fest „Ausfahrt“ muss nicht am 22., sondern am 24. Mondmonatstag gefeiert worden sein.

Luft hat mathematisch korrekt gerundet (Aufrun-dung ab 0,5, Abrun(Aufrun-dung darunter) und zur erhaltenen Tageszahl eins addiert. So wird etwa für ein Fest, bei dem der durchschnittliche Abstand vom Neumond 8,7 Tage beträgt, der 10. Mondmonatstag angenommen, bei einem durchschnittlichen Abstand von 4,2 Tagen hingegen der 5. Mondmonatstag.

39

Bei einer zeitlichen Einordnung wurden 12 von 40 Daten fälschlicherweise als 2. Mondmonatstag ange-geben, bei einer anderen sogar 20 von 40!

40

Für den ägyptischen Monatsbeginn sind die Zeit-punkte der ersten Nichtsichtung relevant, nicht aber die Zeitpunkte der Neumonde. Die Neumonde stimmen in 21 % der Fälle nicht mit dem Zeitpunkt der ersten Nichtsichtung überein.

4, 6, 8, 10, 12) sich als 2. Mondmonatstage, und diejenigen rechts (Nr. 3, 5, 7, 9, 11, 13) sich als Neumondtage konsistent über das gesamte Jahr erklären lassen41. Der auffällige Datumssprung zwischen Zeile 2 und 3 des Textes stellt bei die-ser Interpretation der Datenreihe auch keinerlei Unregelmäßigkeit dar. Bei denjenigen Mondfes-ten, bei denen man den Mondmonatstag nicht aus Texten kennt, bleibt wegen der Ungenauig-keit der Reduktionsmethode ein gewisser Inter-pretationsspielraum, was den genauen Mond-monatstag angeht42.

Tabelle 2 zeigt das Ergebnis unterschiedlicher möglicher zeitlicher Einordnungen der datierten Dokumente aus Illahun. Bei den Spalten 4 bis 7 ist der Tagesbeginn bei Sonnenaufgang ange-nommen, und bei Spalten 8 bis 11 mit Dämme-rungsbeginn.

Die fett gedruckten Zahlen geben jene Daten an, bei denen die Berechnung von der Beobach-tung abweicht. Wo zwei Werte getrennt durch einen Schrägstrich angegeben sind, handelt es sich um jene Fälle, in denen die Rechnungen wegen der Unsicherheit von ΔT kein eindeutiges Ergebnis liefern; ein (s) markiert jene Werte, bei denen die Rechnungen ergaben, dass die Mond-sichel nur mehr unter besten Witterungsbedin-gungen sichtbar gewesen ist. Offensichtlich ist bei allen Vergleichen, dass eine angenommene Regierungsdauer von Sesostris III. von 19 Jah-ren zu einer wesentlich schlechteJah-ren Überein-stimmung mit den Beobachtungen führt als eine Regierungsdauer von 30 Jahren. Daher können die Monddaten aus Illahun keinesfalls als Bestä-tigung für eine Regierungszeit Sesostris’ III. von nur 19 Jahren herangezogen werden. In den folgenden Betrachtungen werde ich nur mehr

41

Die zugehörigen Monatslängen sind 30/29/30/ 30/30/29/30/29/30/29/30 Tage. Auch R. K r a u s s , CChEM 4, 2003, 176 – 177 hat die Daten in P Berol 10056 ebenso interpretiert. U. L u f t , Die chronologi-sche Fixierung des ägyptichronologi-schen Mittleren Reiches nach dem Tempelarchiv von Illahun, Wien 1992, 205 – 208 hingegen hat Nr. 2, 4, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12 und 13 als 2. Mondmonatstag interpretiert und nur Nr. 3 und 5 als Neumondtag.

42

So setzt z. B. Krauss den Vollmond am 15. und das Wagi-Fest am 17. Mondmonatstag an, Luft und ich diese aber am 16. bzw. 18. Mondmonatstag.

(9)

Tabelle 2: Papyrusnummer (P Cairo 58065, alle anderen P Berol), Regierungsjahr, reduziertes Mondmonats-beginndatum, Differenz für ein bestimmtes astronomisch gezähltes Anfangsjahr bei einer Annahme einer Re-gierungsdauer von 30 Jahren (grau hinterlegt) bzw. 19 Jahren für Sesostris III.43. Der Tagesbeginn ist bei Spal- ten 4 bis 7 bei Sonnenaufgang angenommen, und bei Spalten 8 bis 11 mit Dämmerungsbeginn.

Nummer Jahr Datum Mondmonats- beginn SIII 30J –1903 SIII 19J –1892 SIII 30J –1878 SIII 19J –1867 SIII 30J –1867 SIII 19J –1856 SIII 30J –1842 SIII 19J –1831 10092 5 SIII II Achet 24 0 –1 0 –1 0 –1 0 –1 10009 5 SIII II Peret 22 0 –1 +1 –1 0 –1 0 –1

10003 9 SIII III Peret 9 +1/0 0/+1 +1 0 +1/0 0 +1 0

10248 14 SIII II Achet 17 0 0 0 –1 0 0 0 –1

10011 16 SIII II Peret 23 –1/0 0 0 +1 0 –1 0 +1

10016 18 SIII I Shemu 30 0 –1 0 –1 0 –1 0 –1

10090 3 AIII III Shemu 16 –1 –1 –1(s) –1(s) –1 –1 –1 –1

10056/1 8 AIII IIII Achet 26 0 0 0 0 0 0 0 0

58065 9 AIII II Shemu 12 0/–1 0/–1 –1 –1 0 0 –1 –1

10052 24 AIII I Achet 5 0 0 0 0 –1/0 –1/0 0 0

10103 29 AIII I Shemu 7 0 0 0 0 0 0 0 0

10056/2 30 AIII II Shemu 25 –1/0 –1/0 0 0 –1 –1 0 0

10056/3 30 AIII III Shemu 25 0 0 0 0 0 0 0 0

10056/4 30 AIII IIII Shemu 24 0 0 0 0 –1 –1 0 0

10056/5 31 AIII I Achet 19 0 0 0 0 0 0 0 0

10056/6 31 AIII II Achet 19 +1 +1 0 0 0/+1 0/+1 0 0

10056/7 31 AIII III Achet 19 +1 +1 0 0 +1 +1 0/+1 0/+1 10056/8 31 AIII IIII Achet 18 0/+1 0/+1 –1/0 –1/0 +1 +1 0 0

10056/9 31 AIII I Peret 18 +1 +1 0 0 +1 +1 0 0

10056/10 31 AIII II Peret 17 0 0 0 0 0 0 –1(s) –1(s)

10056/11 31 AIII III Peret 17 0 0 0 0 0 0 0 0

10056/12 31 AIII IIII Peret 16 0 0 0 0 0/–1 0/–1 0 0

10056/13 31 AIII I Shemu 16 0 0 +1 +1 0 0 0 0

10006/1 32 AIII II Achet 8 0 0 0 0 0 0 0 0

10006/2 32 AIII III Achet 7 0 0 –1 –1 0 0 –1(s) –1(s)

10206 36 AIII II Achet 24 –1 –1 –1 –1 –1 –1 –1 –1

von43einer 30-jährigen Regierungszeit Sesostris’ III. ausgehen. Auffallend ist ebenfalls, dass das

43

Astronomisch gezählte Jahre rechnen mit einem historisch nicht vorhandenen Jahr 0. Ein astronomisch gezähltes Jahr – 1999 entspricht dem Jahr 2000 v. Chr.

Datum aus P Berol 10090 (III Shemu 16) bei allen zeitlichen Einordnungen einen Tag zu früh ist, es sich dabei also um einen letzten Mo-natstag handeln muss und nicht um einen ersten. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Bemerkung im Papyrus, dass der Tag

(10)

ausgelas-sen wurde, was Krauss dazu veranlasst hat, das Datum auf III Shemu 17 zu korrigieren44. Was kann die Auslassung eines Mondmonatstages bedeuten? Am einfachsten lässt sich dies damit erklären, dass der laufende 30-tägige Monat einen Tag zu früh begonnen wurde und der Monat dadurch insgesamt 31 Tage lang gewesen wäre, wenn man den neuen Monat nicht wieder zu früh beginnen wollte. Diese Stelle könnte ein Hinweis darauf sein, wie in der Praxis sicherlich öfters vorkommende Beobachtungsfehler kom-pensiert wurden. Ein weiteres Datum weicht bei allen zeitlichen Einordnungen ab: P Berol 10206. Von den beiden in P Berol 10206 er-wähnten Festen „Sandschieben“ und „Beklei-dung“ ist aus Texten bekannt, dass sie am 2. bzw. 4. Mondmonatstag gefeiert wurden. Somit kann der reduzierte Monatsanfang nicht ange-zweifelt werden. Daher muss es sich hier um einen Beobachtungsfehler handeln, d. h. dass die alte Mondsichel nicht mehr gesehen wurde, ob-wohl es rein rechnerisch noch möglich gewesen sein sollte.

Die wenigsten Abweichungen zeigen sich bei der Option mit angenommenem Tagesbeginn bei Sonnenaufgang, wo 5 Sesostris III. dem Jahr 1904 v. Chr. entspricht (im Folgenden als Op-tion 1 bezeichnet). Zweimal (7,5 %) treten Ab-weichungen in negativer Richtung auf, dreimal in positiver Richtung (11,5 %); es gibt 21 Über-einstimmungen (81 %)45. Das zweitbeste Resul-tat erzielt Option 2 mit einem angenommenen Tagesbeginn bei Dämmerungsbeginn, wo 5 Se-sostris III. dem Jahr 1843 v. Chr. entspricht:

44

Der Text erwähnt Festgaben am III Shemu 15, gefolgt von „sw# Hr III Smw 16“, und dann einen ersten Mondtag. U. L u f t , Die chronologische Fixierung des ägyptischen Mittleren Reiches nach dem Tempelarchiv von Illahun, Wien 1992, 88 hat „sw# Hr“ mit „darüber hinweggehen“ angegeben und angemerkt, dass in die-sem Fall der III Shemu 17 der Neumondtag wäre. Den-noch hat er in seiner Auswertung den III Shemu 16 als Neumondtag angesehen. R. K r a u s s , CChEM 4, 2003, 176 hat sich für den III Shemu 17 entschieden. Ich werde im Folgenden auch vom III Shemu 17 als Neu-mondtag ausgehen.

45

Berichte über Sichtungen der letzten Mondsichel vor Neumond, die unmöglich sind, kennen wir auch aus der Neuzeit (L. E. D o g g e t t & B. E. S c h a e f e r , Lunar Crescent Visibility, Icarus 107, 1994, 397).

20 Beobachtungen (77 %) stimmen mit den Berechnungen überein, und es gibt fünf Abwei-chungen (19 %) in negativer Richtung, d. h. die letzte Sichtbarkeit erfolgte einen Tag zu früh, und eine Abweichung (4 %) in positiver Rich-tung, d. h. die Mondsichel wurde gesehen, ob-wohl sie rein rechnerisch eindeutig nicht mehr sichtbar gewesen wäre46. Option 3 mit ange-nommenem Tagesbeginn mit Dämmerungsbe-ginn (5 Sesostris III. entspricht 1868 v. Chr.) und Option 4 mit Tagesbeginn bei Sonnenauf-gang (5 Sesostris III. entspricht 1879 v. Chr.) liefern gleichwertige Resultate. In diesen Fällen gibt es drei Abweichungen in positiver Rich- tung (11,5 %), vier Abweichungen in negativer Richtung (15,5 %) und 19 Übereinstimmungen (73 %).

Siriusbeobachtung

Ein in Illahun gefundenes Tempeltagebuch-fragment aus einem 7. Jahr enthält die Vorher-sage eines heliakischen Frühaufgangs des Si-rius47. Der heliakische Aufgang wird für den IIII Peret 16 vorhergesagt. Im weiteren hat sich vom selben Tempeltagebuch aus dem Jahr 7 noch ein kleines Fragment erhalten, auf dem der Eingang der Festgaben für das Fest des heliaki-schen Aufgangs der Sothis an IIII Peret 17 ver-merkt ist48. Der Unterschied in der Datums-angabe (IIII Peret 16 bzw. 17) hat zu unter-schiedlichen Lösungsvorschlägen geführt. Luft, der von einem Tagesbeginn bei Sonnenaufgang ausgeht, kann die Diskrepanz im Datum auf einfache Weise erklären49. Bei diesem Fest han-delt es sich um ein Fest am Tag, das dem Ereig-nis folgt. Da der heliakische Aufgang des Sirius vor den Sonnenaufgang fällt, gehört er zum Vortag (IIII Peret 16), während das Fest auf den darauf folgenden Tag fällt (IIII Peret 17), der mit dem Sonnenaufgang beginnt. Bei dieser

46

Aus Option 2 hat Krauss seine Niedrige Chrono-logie des Mittleren Reiches entwickelt.

47

Papyrus Berol 10012 A rt II (19).

48

Papyrus Berol 10012 B rt (1) – (2).

49

U. L u f t , Die chronologische Fixierung des ägyp-tischen Mittleren Reiches nach dem Tempelarchiv von Illahun, Wien 1992, 58.

(11)

Tabelle 3: Mögliche zeitliche Einordnung der undatierten Dokumente für Option 3 und 4.

Nummer Jahr Datum

Mondmonatsbeginn

Differenz Option 3 Differenz Option 4

10166 (*) 3 SIII II Achet 16 0 +1

10282/1 6 SIII I Achet 14 +1/0 0

10282/2 6 SIII II Achet 13 0 –1

10282/3 6 SIII III Achet 13 +1/0 0

10130/1 8 SIII II Achet 21 0 –1

10130/2 8 SIII III Achet 21 +1 0

10112 10 SIII III Achet 29 0 0

10412(*) 11 SIII I Achet 20 0 +1

10165 (*) 12 SIII II Shemu 5 +1 0

10412(*) 22 SIII I Achet 20 +1 –1

10165 (*) 23 SIII II Shemu 5 0/–1 0

10018 (*) 29 SIII II Achet 5 0 0

10079 (*) 29 SIII III Achet 5 0 +1

10218(*) 8 AIII IIII Peret 24 0 0

10166 (*) 9 AIII II Achet 16 -1 0

10018 (*) 10 AIII II Achet 5 -1 –1

10079 (*) 10 AIII III Achet 5 -1 –1/0

10344 11 AIII III Achet 24 –1(s)/0 –1

10218(*) 22 AIII IIII Peret 24 0/+1 0/+1

10104/71583 24 AIII III Peret 2 0 0

Interpretation gibt es keinerlei Unregelmäßigkei-ten, weil die Opfergaben genau zum Festtermin hin geliefert werden können. Die Datumsangabe IIII Peret 16 grenzt den für das dokumentierte Jahr 7 in Frage kommenden Zeitraum bei einem angenommenen Beobachtungsort in der nähe-ren Umgebung von Memphis auf die Jahre 1882 bis 1869 v. Chr. ein50. Bei den durch die Mond-daten vorgegebenen vier Optionen fallen die Jahre 7 Sesostris’ III. bzw. Amenemhets III. auf folgende Jahre:

Option 1 7 Sesostris III.: 1902 v. Chr. 7 Amenemhet III.: 1872 v. Chr. Option 2 7 Sesostris III.: 1841 v. Chr. 7 Amenemhet III.: 1811 v. Chr.

50

Siehe R. G a u t s c h y , Der Stern Sirius in Ägypten, ZÄS 138 Vol. 2, 2011 (in Vorb.).

Option 3 7 Sesostris III.: 1866 v. Chr. 7 Amenemhet III.: 1836 v. Chr. Option 4 7 Sesostris III.: 1877 v. Chr. 7 Amenemhet III.: 1837 v. Chr. Aufgrund der genannten Personen sowie des vorkommenden Duktus im Dokument P Berol 10012A muss Option 1 als mögliche zeitliche Einordnung ausscheiden, da sich das Dokument wegen der relativen Chronologie des Archivs nur unter Sesostris III. datieren lässt51. Option 3

51

In P Berol 10012A schreibt der Nomarch Nebu-kaura an den Ersten Vorlesepriester Pepichetepu. Die-selben Personen kommen in P Berol 10112 vor, d. h. diese beiden Dokumente müssen sich zeitlich nahe stehen. Der Duktus ist bei beiden Dokumenten klein. Der Nomarch und Tempelverwalter Nebukaura ist nur unter Sesostris III. belegt, in P Berol 10016 aus dem

(12)

fällt ein bisschen später; da jedoch der genaue Beobachtungsort der heliakischen Siriusaufgän-ge nicht bekannt ist und das korrekte Datum des Siriusfrühaufgangs auch der IIII Peret 17 sein könnte, soll diese Möglichkeit weiter in Betracht gezogen werden. Bei Option 4 liegt das 7. Jahr Sesostris’ III. sehr gut im durch den heliakischen Siriusfrühaufgang vorgegebenen Zeitintervall. Option 2 ist mit einem Beobachtungsort in der Umgebung von Memphis unvereinbar, deswe-gen wird im Foldeswe-genden nicht mehr näher darauf eingegangen52.

Ergebnisse

Nach der zeitlichen Einordnung der datierten Dokumente können für die nun verbleibenden zwei Optionen die undatierten Dokumente an-hand der vorkommenden Namen und des Duk-tus eingepasst werden. Da es keine datierten Dokumente zwischen den Jahren 18 Sesostris’ III. und 3 Amenemhets III. bzw. zwischen 9 Amenemhets III. und 24 Amenemhets III. gibt,

Jahr 18 Sesostris’ III. schreibt schon der Nomarch Sesostris an einen Untergebenen.

52

Krauss hat aus dieser Option heraus die Niedrige Chronologie des Mittleren Reiches mit einem Bezugsort Elephantine für das Siriusdatum erarbeitet.

oft auch keine Namen erwähnt sind und somit nur mehr der Duktus als grobes Kriterium übrig bleibt, gibt es für einige undatierte Dokumente mehrere Möglichkeiten. In Tabelle 3 sind diese Fälle durch (*) gekennzeichnet und mehrmals eingetragen.

Luft hat P Berol 10166 trotz des vorkom-menden kleinen Duktus unter Amenemhet III. datiert aufgrund der Tatsache, dass der Text auf der Verso-Seite des Papyrus geschrieben ist und normalerweise die Recto-Seite vorher beschrie-ben wird. Alle anderen erhaltenen Monddaten auf Papyri aus der Zeit Sesostris’ III finden sich auf der Recto-Seite. Ich habe eine Datierung sowohl unter Sesostris III. als auch unter Ame-nemhet III. in Betracht gezogen. P Berol 10018 und 10079 hat Luft unter Jahr 10 Amenemhets III. datiert, ich halte auch eine Einordnung am Ende der Regierungszeit Sesostris’ III. für mög-lich53.

Werden datierte und undatierte Dokumente für Option 3 und 4 zusammengefasst, so ergibt sich folgendes Bild (Tabelle 4).

53

In P Berol 10018 schreibt der Tempelschreiber Horemsaef an den Nomarchen. Der große Duktus käme bei einer Datierung der beiden Dokumente im Jahr 29 von Sesostris III. dann gegen Regierungsende von Sesostris III. erstmals vor. Allfällige Koregenzjahre werden beim jüngeren König gezählt.

Tabelle 4: Zeitliche Einordnung aller Illahun-Monddaten für Option 3 und 4. Nummer Jahr Datum

Mond-monatsbeginn

Julianisches Datum Option 3

Diff. Julianisches Datum Option 4 Diff. 10166 (*) 3 SIII II Achet 16 18. 1. – 1869 0 10092 5 SIII II Achet 24 25. 1. – 1867 0 28. 1. – 1878 0 10009 5 SIII II Peret 22 23. 5. – 1867 0 26. 5. – 1878 +1 10282/1 6 SIII I Achet 14 16. 12. – 1867 0 19. 12. – 1878 0 10282/2 6 SIII II Achet 13 14. 1. – 1866 0 17. 1. – 1877 –1 10282/3 6 SIII III Achet 13 14. 2. – 1866 0 17. 2. – 1877 0 10130/1 8 SIII II Achet 21 22. 1. – 1864 0 24. 1. – 1875 –1 10130/2 8 SIII III Achet 21 21. 2. – 1864 +1 23. 2. – 1875 0 10003 9 SIII III Peret 9 7. 6. – 1863 0 11. 6. – 1874 +1 10112 10 SIII III Achet 29 28. 2. – 1862 0 3. 3. – 1873 0 10412(*) 11 SIII I Achet 20 21. 12. – 1862 0

10165 (*) 12 SIII II Shemu 5 4. 9. – 1871 0

(13)

Tabelle 4: (Fortsetzung) Nummer Jahr Datum

Mond-monatsbeginn

Julianisches Datum Option 3

Diff. Julianisches Datum Option 4 Diff. 10011 16 SIII II Peret 23 20. 5. – 1856 0 23. 5. – 1867 0 10016 18 SIII I Shemu 30 26. 8. – 1854 0 29. 8. – 1865 0 10412(*) 22 SIII I Achet 20 21. 12. – 1862 –1 10165 (*) 23 SIII II Shemu 5 30. 8. – 1849 0 10018 (*) 29 SIII II Achet 5 31. 12. – 1844 0 10079 (*) 29 SIII III Achet 5 29. 1. – 1843 0

10090 3 AIII III Shemu 17 8. 10. – 1839 0 11. 10. – 1850 0 10056/1 8 AIII IIII Achet 26 20. 3. – 1834 0 23. 3. – 1845 0 10218(*) 8 AIII IIII Peret 24 15. 7. – 1834 0 19. 7. – 1845 0

10166 (*) 9 AIII II Achet 16 12. 1. – 1844 0

58065 9 AIII II Shemu 12 1. 9. – 1833 0 4. 9. – 1844 –1

10018 (*) 10 AIII II Achet 5 31. 12. – 1844 –1

10079 (*) 10 AIII III Achet 5 30. 1. – 1843 0

10344 11 AIII III Achet 24 15. 2. – 1831 0 18. 2. – 1842 –1 10052 24 AIII I Achet 5 25. 11. – 1819 0 28. 11. – 1830 0 10104/71583 24 AIII III Peret 2 21. 5. – 1818 0 24. 5. – 1829 0 10103 29 AIII I Shemu 7 24. 7. – 1813 0 26. 7. – 1824 0 10056/2 30 AIII II Shemu 25 10. 9. – 1812 –1 11. 9. – 1823 0 10056/3 30 AIII III Shemu 25 9. 10. – 1812 0 12. 10. – 1823 0 10056/4 30 AIII IIII Shemu 24 8. 11. – 1812 –1 11. 11. – 1823 0 10056/5 31 AIII I Achet 19 7. 12. – 1812 0 10. 12. – 1823 0 10056/6 31 AIII II Achet 19 6. 1. – 1811 0 9. 1. – 1822 0 10056/7 31 AIII III Achet 19 4. 2. – 1811 +1 7. 2. – 1822 0 10056/8 31 AIII IIII Achet 18 5. 3. – 1811 +1 9. 3. – 1822 0 10056/9 31 AIII I Peret 18 4. 4. – 1811 +1 7. 4. – 1822 0 10056/10 31 AIII II Peret 17 4. 5. – 1811 0 7. 5. – 1822 0 10056/11 31 AIII III Peret 17 2. 6. – 1811 0 5. 6. – 1822 0 10056/12 31 AIII IIII Peret 16 2. 7. – 1811 0 5. 7. – 1822 0 10056/13 31 AIII I Shemu 16 31. 7. – 1811 0 3. 8. – 1822 +1 10006/1 32 AIII II Achet 8 26. 12. – 1811 0 29. 11. – 1822 0 10006/2 32 AIII III Achet 7 24. 1. – 1810 0 27. 1. – 1821 –1 10206 36 AIII II Achet 24 10. 1. – 1806 –1 13. 1. – 1817 –1

Die bessere Übereinstimmung zwischen Rechnungen und Beobachtungen zeigt Op- tion 3, bei welcher der Tagesbeginn mit Däm-merungsbeginn angenommen wurde. In diesem Fall können 33 von 40 Monddaten korrekt re-produziert werden (82,5 %), in drei Fällen (7,5 %) wäre die Mondsichel nicht mehr be-obachtet worden, obwohl sie theoretisch noch

sichtbar gewesen wäre, und in vier Fällen (10 %) gibt es eine Abweichung in positiver Richtung, d. h. die Mondsichel wurde beobachtet, obwohl sie theoretisch nicht mehr hätte sichtbar sein sollen. Keine der Abweichungen in positiver Richtung lässt sich als erfolgreiche Sichtung einer schwer beobachtbaren Mondsichel unter optimalen Witterungsbedingungen erklären, da

(14)

in allen Fällen die Sichtbarkeitslimite am folgen-den Tag deutlich verpasst wurde. Vergleicht man die Abweichungen mit Wetterdaten der letzten Jahrzehnte aus Kairo, so zeigt sich, dass die Abweichungen vor allem in jenen Monaten vorkommen (Januar bis April und November), in denen mit Schlechtwettertagen gerechnet werden muss54. Drei der vier positiven Abwei-chungen treten in solchen Monaten auf, in de-nen zwischen der letzten Sichtbarkeit der Mond-sichel und dem Neumond zwei Tage vergin-gen55. In diesen Fällen gibt das überlieferte Illahun-Datum das Datum des Neumondtages an und nicht dasjenige der ersten Unsichtbarkeit der Mondsichel. Das könnte vielleicht ein Hin-weis darauf sein, dass schon damals ein ein-faches Schema, vergleichbar demjenigen im Pa-pyrus Carlsberg 9, vorhanden war, um den Monatsbeginn festzulegen, wenn witterungsbe-dingt keine Beobachtungen gemacht werden konnten56. Option 4 mit einem angenommenen Tagesbeginn bei Sonnenaufgang kann 29 der 40 Monddaten (72,5 %) erklären. Acht Mal (20 %) treten Abweichungen in negativer Rich-tung auf, dreimal (7,5 %) in positiver RichRich-tung. Alle drei positiven Abweichungen lassen sich nicht auf einfache Weise erklären; nur einmal betrifft die Abweichung einen Monat, in denen zwischen der letzten Sichtbarkeit der Mondsi-chel und dem Neumond zwei Tage verging57.

Die Monddaten aus Illahun scheinen eher für einen Tagesbeginn bei Dämmerungsbeginn zu sprechen. Das Jahr 7 Sesostris’ III. fiele in

die-54

Ich bin mir dessen bewusst, dass die heutigen Wetterdaten (Quelle: http://www.tutiempo.net/) die damaligen Verhältnisse nur unzureichend beschreiben.

55

III Achet 21 im Jahr 8 Sesostris’ III., IIII Achet 18 und I Peret 18 im Jahr 31 Amenemhets III.

56

Das Schema des Papyrus Carlsberg 9 stammt aus griechisch-römischer Zeit. Es ist in R. A. P a r k e r , The Calendars of Ancient Egypt, Chicago 1950, 13 – 25 ausführlich besprochen. Bei einer angenommenen Regierungsdauer von 30 Jahren für Sesostris III. lassen sich die datierten Illahunmonddaten sehr gut in das Schema des Papyrus Carlsberg 9 einordnen, wenn man die Daten aus P Berol 10056 im 15. und 16. Zyklusjahr ansetzt. Insgesamt umfassen die Monddaten drei Zyk-len. Es werden 76 % der datierten Monddaten korrekt beschrieben, die restlichen 24 % weichen um einen Tag entweder in negativer oder positiver Richtung ab.

57

III Peret 9 im Jahr 9 von Sesostris III.

sem Fall auf das Jahr 1866 v. Chr. Damit liegt es knapp außerhalb des durch den prognostizierten heliakischen Frühaufgang des Sirius an IIII Peret 16 vorgegebenen Zeitfensters zwischen 1882 und 1869 v. Chr. Nimmt man Illahun als Be-obachtungsort an, so würde sich die Divergenz zwischen Rechnungen und überliefertem Datum vergrößern. Nur Orte etwas nördlich von Mem-phis bzw. Heliopolis brächten bessere Überein-stimmung. Da sich jedoch nur im Falle eines angenommenen Tagesbeginns bei Sonnenauf-gang bei der Interpretation des Siriusdatums zwischen der Vorhersage des Ereignisses für den IIII Peret 16 und dem Eintreffen der Gaben für das entsprechende Fest an IIII Peret 17 kein Widerspruch ergibt, die Monddaten jedoch eher einen Tagesbeginn bei Dämmerungsbeginn an-zeigen, soll im Folgenden nochmals das Sirius-datum näher betrachtet werden.

Wagi-Fest und heliakischer Frühaufgang des Sirius

Krauss hat argumentiert, dass die Daten des Wagi-Festes in den Illahun Papyri zeigen, dass der heliakische Frühaufgang des Sirius im Jahr 7 Sesostris’ III. später als am IIII Peret 16 stattge-funden haben muss. In der Folge schlägt er eine Emendierung des Datums auf IIII Peret 18 vor58. Als Beweis führt er ein im P Berol 10419 genanntes Wagi-Fest im 38. Jahr eines Königs im Monat III Shemu an59. Das Wagi-Fest wurde jeweils am 17. oder 18. Mondmonatstag im zweiten Monat nach dem heliakischen Frühauf-gang des Sirius gefeiert60. Unter der Annahme, dass Sesostris III. nur 19 Jahre regiert hat, sind die Einwände von Krauss gegenüber dem über-lieferten Datum gerechtfertigt, weil in diesem Fall tatsächlich im 38. Jahr von Amenemhet III. das Wagi-Fest in den 3. Monat nach dem helia-kischen Frühaufgang des Sirius gefallen wäre. Gesteht man Sesostris III. jedoch die im Turiner

58

R. K r a u s s , CChEM 4, 2003, 186 – 87.

59

Aufgrund der hohen Jahreszahl kommt als König nur Amenemhet III. infrage.

60

Luft und ich gehen vom 18. Mondmonatstag für das Wagi-Fest aus, Krauss hält den 17. Mondmonatstag für korrekt.

(15)

Königspapyrus überlieferten und auch aus den Monddaten von Illahun erschlossenen 30 Jahre zu, dann steht der prognostizierte Frühaufgang vom IIII Peret 16 im 7. Jahr von Sesostris III. nicht mehr im Widerspruch mit einem Wagi-Fest im 2. Monat nach dem Frühaufgang des Sirius im Jahr 38 von Amenemhet III.61. Es be-stehen somit keine prinzipiellen Einwände, dass keines der beiden überlieferten Daten (IIII Peret 16 oder 17) korrekt wäre. Unter der Annahme, dass das spätere der beiden Daten – IIII Peret 17 – den Zeitpunkt der tatsächlichen Beobach-tung des heliakischen Frühaufgangs des Sirius benennt, verschiebt sich das Zeitfenster für das Jahr 7 von Sesostris III. auf die Jahre zwischen 1865 und 1878 v. Chr. bei einem angenomme-nen Beobachtungsort Memphis/Heliopolis. Für einen Sehungsbogen von 9° und dem Beobach-tungsort Memphis lässt sich das durch die Monddaten von Illahun gewonnene 7. Jahr von Sesostris III. im Jahr 1866 v. Chr. somit in gute Übereinstimmung bringen mit einem beobach-teten heliakischen Frühaufgang des Sirius im 7. Jahr von Sesostris III. am IIII Peret 17. Es müssten jedoch optimale Witterungsbedingun-gen geherrscht haben, wenn Sirius bei einem Sehungsbogen von 9° schon sichtbar wurde62.

Kritik von Rose und Schneider

L. Rose hatte in einer Publikation aus dem Jahr 1994 Kritik an Luft und Krauss geübt und ihnen vorgeworfen, fehlerhaft gerechnet zu ha-ben63. Basierend auf der Arbeit von Rose hat

61

Bei Krauss’ Annahme (19 Jahre für Sesostris III) liegen 50 Jahre zwischen den beiden Daten. Der Früh-aufgang wäre im Jahr 38 von Amenemhet III auf den IIII Peret 28 oder 29 gefallen. Bei meiner Annahme (30 Jahre für Sesostris III) liegen 61 Jahre zwischen den beiden Daten und der Frühaufgang hätte am I Shemu 1 oder 2 stattgefunden. Das Datum des Wagi-Festes bei Option 3 wäre III Shemu 16/17 gewesen, und bei Op-tion 4 III Shemu 14/15, je nachdem ob man das Wagi-Fest am Mondmonatstag 17 oder 18 einordnen will.

62

R. G a u t s c h y , Der Stern Sirius in Ägypten, ZÄS 138 Vol. 2, 2011 (in Vorb.).

63

L. E. R o s e , The Astronomical Evidence for Dat-ing the End of the Middle KDat-ingdom of Ancient Egypt

zuletzt Schneider die Kritik vor allem an Krauss nochmals verschärft und daraus wichtige Schlüsse für seine eigenen Argumentationen gezogen64. Tatsache ist, dass Rose für ihre Be-rechnungen die Schoch’schen Tafeln aus dem Jahre 1928 verwendet hat, während Luft und Krauss die zu diesem Zeitpunkt aktuellsten Mondephemeriden benutzt haben65. Mit den in der vorliegenden Arbeit verwendeten, nochmals neueren Mondephemeriden konnte kein einziger Rechenfehler bei den von Rose untersuchten ägyptischen Kalenderdaten von Luft und Krauss gefunden werden. Bei der Umrechnung in das Datum im Julianischen Kalender gibt es verein-zelte Fehler, die jedoch keinerlei Auswirkung auf den Vergleich zwischen Beobachtungen und Rechnungen haben, weil die ägyptischen Daten verglichen werden, nicht die Julianischen. Rose hat eher die Unzulänglichkeit der Schoch’schen Neumondtafeln bewiesen als mangelnde Re-chenkünste der Bearbeiter der Illahun-Mond-daten. Die von ihr registrierten Unterschiede sind auf zwei Tatsachen zurückzuführen: die Neumondtafeln sind erstens veraltet und zwei-tens ungeeignet, um die ägyptischen Mondmo-natsanfänge zu bestimmen, da die erste Nicht-sichtung nicht notwendigerweise mit dem Neumondtag zusammenfällt. Schneider hat Krauss sogar „fragliche Prämissen, fehlerhafte Berechnungen, unzuverlässige Selbstkorrektur von registrierten Monddaten“ vorgeworfen66. Vorzuwerfen ist Krauss, dass er meines Wissens nirgendwo eine Begründung dafür gegeben hat, warum er im Vergleich zu Luft die Daten in P Berol 10056 teilweise anders interpretiert. Im Weiteren gibt es noch Unterschiede bei seinen reduzierten Neumonddaten, die sich aus den Daten des Fests ableiten, weil er das Wagi-Fest am 17. Mondmonatstag ansetzt und nicht

to the Early Second Millennium: A Reassessment, JNES 53, 1994, 256 – 261.

64

T. S c h n e i d e r , Das Ende der kurzen Chronolo-gie: Eine kritische Bilanz der Debatte zur absoluten Datierung des Mittleren Reiches und der Zweiten Zwi-schenzeit, Ä&L 18, 2008, 290 – 293.

65

C. S c h o c h , in: S. H. L a n g d o n & J. K. F o t h e -r i n g h a m (H-rsg.), The Venus Tablets of Ammizaduga, Oxford 1928, Tables A und B.

66

(16)

am 18. Dies ist jedoch keine willkürliche Ände-rung registrierter Monddaten, sondern man muss sich bewusst sein, dass die Ungenauigkeit der Reduktionsmethode diesen Interpretations-spielraum offen lässt. Nur wenn textlich gesi-chert ist, dass ein Fest an einem bestimmten Mondmonatstag (MMT) gefeiert wird, kann es keine Zweifel geben. Die gesicherten Feste sind67: Neumond am 1. MMT; Sandschieben, Monthfest und Monatsfest am 2. MMT; Beklei-dung am 4. MMT; Neunter am 9. MMT. Da nahezu alle von Krauss vorgenommenen Ände-rungen zu einem verbesserten Fit führten, verlei-tete dies offensichtlich zur Annahme, dass er die Daten willkürlich manipuliert hat, was aber in Anbetracht der Unsicherheiten der Datenreduk-tion eine ungerechtfertigte Unterstellung ist. Re-duzierte Neumonddaten, die sich aus Festdaten ableiten, deren MMT nicht textlich gesichert ist, wird man stets weniger Gewicht beimessen müssen als denjenigen, deren MMT gesichert ist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass an der Kritik von Rose nichts Substanzielles übrig bleibt, außer dass das eine oder andere umge-rechnete julianische Datum fehlerhaft ist, was aber keinerlei Auswirkung auf die zeitliche Ein-ordnung der Monddaten hat.

Diskussion und Schlussfolgerungen

Ich habe die Daten der letzen und ersten Sichtbarkeiten der Mondsichel sowie der Neu-monde für die Orte Alexandria, Heliopolis, Memphis, Illahun, Abydos, Theben, Abu Sim-bel, Elephantine und Babylon berechnet. Alle Daten der hier vorgestellten Rechnungen sind online frei verfügbar68.

Die Monddaten von Illahun legen eine Al-leinregierungsdauer von 30 Jahren für Sesostris

67

U. L u f t , Die chronologische Fixierung des ägyp-tischen Mittleren Reiches nach dem Tempelarchiv von Illahun, Wien 1992, 198.

68

http://www.gautschy.ch/~rita/archast/mond/ mond.html und über die Homepage des Ägyptologi-schen Seminars in Basel (http://aegyptologie. unibas.ch/fileadmin/aegypt/user_upload/redaktion/ PDF/gautschy_mond.pdf).

III. nahe69. Dies ist in Übereinstimmung mit der Angabe im Turiner Königspapyrus für diesen Pharao und mit den Daten des Wagi-Festes und des heliakischen Frühaufganges des Sirius aus dem Archiv. Die Tatsache, dass nach dem 18. Jahr in Illahun keine Monddaten von Se-sostris III. sicher belegt sind, kann kein Argu-ment für eine nur 19-jährige Regierungszeit sein, denn auch für Amenemhet III. gibt es zwischen dem 9. und dem 24. Jahr keine sicher belegten Monddaten. Zugunsten einer kurzen Regie-rungszeit des Sesostris III. sprechen nur die relativ langen Amtsperioden bestimmter Beam-ter und eine Liste über Opferlieferungen an den Tempel des Anubis-auf-seinem-Berg, in der auf ein Jahr 19 ein Jahr 1 folgt70. Bei den Beamten könnte es sich um verschiedene Personen glei-chen Namens handeln71. Schwerwiegender ist Lufts Einwand die Opferliste betreffend, die ich, wie schon früher Borchardt, an den Übergang zwischen Sesostris II. und Sesostris III. datieren muss. Luft argumentiert, dass der Schreiber der Opferliste einen Fehler begangen hätte, wenn er den Ort cXm c-n-wsrt schon cXm c-n-wsrt m#o-Xrw genannt hätte, obwohl Sesostris II. im Jahr 19 und auch noch zu Beginn des erwähnten Jahres 1 am Leben war72. Die Aufzählung der Opfergaben beginnt mit Jahr 19, IIII Peret 1 und endet mit Jahr 1, II Peret 30. Der Schreiber hätte korrekterweise den Ort nur dann als cXm c-n-wsrt m#o-Xrw bezeichnen dürfen, wenn Se-sostris II. zwischen I Achet 1 und II Peret 30

69

T. S c h n e i d e r , Middle Kingdom and the Second Intermediate Period, in: E. H o r n u n g , R. K r a u s s & D. A. W a r b u r t o n , Ancient Egyptian Chronology, Lei-den 2006, 172 hat letzthin epigraphisch belegte Re-gierungsjahre 30 und 39 für Sesostris III. angeführt. Was die Monddaten betrifft, so lassen sich diese mit einer Regierungsdauer von entweder 30 oder 55 Jah- ren in Einklang bringen, aber mit keiner Regierungslän-ge dazwischen. Da 55 Jahre unrealistisch erscheinen, müsste es eine mindestens 9 Jahre dauernde Koregenz zwischen Sesostris III. und Amenemhet III. gegeben haben, wenn die Zuweisung des Datums aus dem Jahr 39 an Sesostris III. korrekt ist.

70

Kat. Nr. 43 (P Berol 10055) in U. K a p l o n y -H e c k e l , Ägyptische -Handschriften Teil 1, Wiesbaden 1971, 25 und Tafel III.

71

U. L u f t , Oikumene 3, 1982, 120 kommt zum Schluss, dass es sich jeweils nur um eine Person handelt.

72

(17)

des laufenden Jahres gestorben wäre. Borchardt leitete aber aus der Tatsache, dass in mehreren Dokumenten aus Illahun an IIII Peret 14 das Fest des „Zum-Himmel-Aufsteigens“ erwähnt ist, ab, dass Sesostris II. an diesem Tag gestor-ben ist73. Nun stellt sich die Frage, ob diese In-terpretation korrekt ist. In den Pyramidentexten aus dem Alten Reich heißt es, dass sich der tote König zunächst vor dem „Großen See“ in Acht nehmen muss, was Assmann als Anspielung auf das Einbalsamierungsritual versteht74.Erst wenn die Angriffswut des „Großen Sees“ ihn verfehlt hat, hat der Tote die Höhe des Himmels er-reicht75. Aus der Zeit des Neuen Reiches ist be-legt, dass der Tote erst nach dem Ritual der Ein-balsamierung und Mumifizierung im Verlaufe der Begräbniszeremonie zum Himmel aufstei-gen konnte76. Die Zeitspanne der Mumifizierung umfasste etwa 70 Tage, daher muss auch die Zeit zwischen dem Todeszeitpunkt und dem Begräbnis mindestens 70 Tage betragen haben77. Aus der Zeit des Mittleren Reiches heißt es in der Erzählung des Sinuhe über die Ermordung König Amenemhets I.: „Jahr 30, 3. Monat der Überschwemmungszeit, Tag 7: Ein Gott steigt auf zu seinem Horizont, König Amenemhet, er entfernt sich zum Himmel, vereint sich mit der Sonnenscheibe, der Gottesleib vermischt sich mit seinem Schöpfer“78. Dieser Beleg scheint für eine korrekte Interpretation des Illahun-Datums von Borchardt zu sprechen, da das in der Sinu-he-Erzählung genannte Datum sicher das To-desdatum meint und der König sich schon zum Himmel entfernt hat. Allerdings ist zu beden-ken, dass es sich bei der Sinuhe-Erzählung um eine ganz andere Textgattung handelt als bei den Pyramiden- und Sargtexten oder dem

Toten-73

L. Borchardt, ZÄS 37, 1899, 91.

74

J. A s s m a n n , Tod und Jenseits im Alten Ägyp-ten, München 2001, 166.

75

PT 262. Siehe auch J. A s s m a n n , Tod und Jen-seits im Alten Ägypten, München 2001, 436 – 439.

76

Ibidem, 388. Assmann schreibt: „Einbalsamierung und Rechtfertigung liegen hinter ihm. Zur Vorstellung der rechten Bewegungsfreiheit – nicht kopfunter zu gehen – gehört auch die richtige Form des ,Kommens‘ und des Himmelsaufstiegs, die das Grab nicht zerstört“.

77

Ibidem, 40.

78

Sinuhe R 5 – 8.

buch. Die Sinuhe-Erzählung ist ein literarischer Text, bei dem das Bild des Aufsteigens zum Himmel als Euphemismus für den Tod ge-braucht wird, während die Pyramidentexte, Sarg-texte und das Totenbuch zu den funerären Tex-ten zählen. Ich möchte demnach zumindest die Möglichkeit sehen, dass es sich beim Himmels-aufstiegsdatum aus Illahun nicht um das Todes-datum von Sesostris II., sondern um sein Be-gräbnisdatum handelt. Zieht man nämlich vom Festdatum IIII Peret 14 siebzig Tage ab, so er-hält man den II Peret 4 als ungefähren Todestag von Sesostris II. Dieses Datum liegt vor dem Abfassen der Opferliste, der Schreiber hätte demnach das laufende Jahr korrekt als Jahr 1 und den Ort als cXm c-n-wsrt m#o-Xrw bezeich-net. Für Sesostris II. blieben, wie im Turiner Königspapyrus vermerkt, 19 Jahre, auch wenn die epigraphisch belegte Höchstdatierung nur 9 Jahre beträgt.

Aufgrund des überlieferten Datums eines he-liakischen Frühaufgangs des Sirius aus dem Jahr 7 von König Sesostris III. aus dem Archiv von Illahun müssen zwei zeitliche Einordnungen der 26 datierten Monddaten als mögliche Lösung ausscheiden, welche eine leicht bessere Überein-stimmung mit den Berechnungen zeigten als die beiden verbliebenen Optionen. Das bedeutet, dass es auch bei einer relativ großen Anzahl verfügbarer Monddaten ohne eine zusätzliche, den möglichen Zeitraum näher einschränkende Beobachtung, schwierig ist, die korrekte chrono-logische Einordnung der Daten zu finden; denn die Datierung, welche die meisten Übereinstim-mungen liefert, muss nicht notwendigerweise die richtige sein. Für die Illahun-Monddaten verblei-ben dank der Einschränkung durch das Datum des heliakischen Siriusfrühaufgangs zwei mög-liche zeitmög-liche Einordnungen: eine mit einem angenommenen Tagesbeginn mit Dämmerungs-beginn, bei der das Jahr 1 von Pharao Sesostris III. dem Jahr 1872 v. Chr. entspricht (Option 3), und eine mit einem angenommenen Tagesbe-ginn bei Sonnenaufgang, bei der das Jahr 1 dem Jahr 1883 v. Chr. entspricht (Option 4)79. Bei

79

Die entsprechenden Jahre 1 von Pharao Ame-nemhet III. wären 1842 v. Chr. bzw. 1853 v. Chr.

(18)

Option 3 können 82,5 % der Monddaten kor-rekt reproduziert werden. Die Abweichungen in negativer Richtung lassen sich einfach damit erklären, dass die Mondsichel nicht beobachtet wurde, obwohl sie noch sichtbar hätte sein müs-sen. Drei der positiven Abweichungen betreffen Monate, in denen zwischen der letzten Sichtbar-keit der Mondsichel und dem Neumond zwei Tage vergingen und in denen mit Schlechtwet-tertagen gerechnet werden muss. Gesetzten Fal-les, dass es sich dabei um die korrekte chronolo-gische Verankerung der Daten aus Illahun han-delt, kann das vielleicht ein Hinweis darauf sein, dass schon ein einfaches Berechnungsschema für den Fall existierte, dass witterungsbedingt keine Beobachtungen durchgeführt werden konnten. Das Jahr 7 von Sesostris III. fällt bei Option 3 auf das Jahr 1866 v. Chr. Bei einem erwarteten Sehungsbogen für Sirius beim heli-akischen Frühaufgang zwischen 9° und 11° und einem Beobachtungsort in der Umgebung von Memphis bzw. Heliopolis oder Illahun fiel im Jahr 1866 v. Chr. der Frühaufgang nicht auf den in einem Brief angekündigten IIII Peret 16, son-dern frühestens auf den IIII Peret 17, der in einem Fragment eines Tempeltagebuchs als Ein-gangstag für die entsprechenden Opfergaben an-gegeben ist. Option 3 ist nur mit einem helia-kischen Frühaufgang beobachtet am IIII Peret 17 unter idealen Witterungsbedingungen (Sehungs-bogen ca. 9°) vereinbar. Bei Option 4 können 72,5 % der Monddaten korrekt reproduziert werden. Während sich die zahlreichen Abwei-chungen in negativer Richtung als verpasste Sichtungen verstehen lassen, bereiten zwei der drei positiven Abweichungen Erklärungspro-bleme. Das Jahr 7 von Sesostris III. fällt bei Option 4 auf das Jahr 1877 v. Chr. was sich her-vorragend in Einklang bringen lässt mit einem heliakischen Frühaufgang des Sirius am IIII Peret 16 unter mittleren Beobachtungsbedin-gungen in der Umgebung von Memphis (Se-hungsbogen ca. 10°). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Monddaten mittels Option 3 besser beschrieben werden, die Siriusbeobach-tung jedoch mit Option 4. Die Qualität der bei-den zeitlichen Einordnungen ist nicht unter-schiedlich genug, als dass man daraus ableiten könnte, welche der beiden Optionen die richtige

ist, solange offen ist, wann der ägyptische Tag tatsächlich begonnen hat. Die absolute chrono-logische Einordnung der 12. Dynastie sieht bei Option 3 und 4 folgendermaßen aus80:

Pharao Option 3/Option 4 Regierungs- dauer 1 Amenemhet I. 1991/2002 v. Chr. 20 Jahre 1 Sesostris I. 1971/1982 v. Chr. 45 Jahre 1 Amenemhet II. 1926/1937 v. Chr. 35 Jahre 1 Sesostris II. 1891/1902 v. Chr. 19 Jahre 1 Sesostris III. 1872/1883 v. Chr. 30 Jahre 1 Amenemhet III. 1842/1853 v. Chr. 44 Jahre 1 Amenemhet IV. 1798/1809 v. Chr. 9 Jahre 1 Sobeknefrure 1789/1800 v. Chr. 4 Jahre

Das Jahr 1 von Pharao Sesostris I. entspricht bei Option 3 dem Jahr 1971 v. Chr., was in sehr guter Übereinstimmung ist mit einer unabhängi-gen Bestimmung von Leitz, der aus den Son- nentempeln von Abu Simbel, Amarna und Helio-polis dafür die Jahre 1971 bis 1968 v. Chr. abge-leitet hat81. Wenn die Theorie von Leitz richtig ist und die hier angenommenen Alleinregie-rungsdauern stimmen, dann muss Option 3 die korrekte zeitliche Verankerung der Daten aus Illahun sein82.

Summary

Last/first sightings of the lunar crescent and new moon epochs between 2000 BC and 2000 AD were calculated using modern up-to-date lunar and solar ephemerides for different locations in Egypt and for Babylon. All results of these calculations are available online.

The lunar data from the archive of Illahun are reanalysed and the uncertainties of the data reduction and possible absolute chronological assessments are discussed. The data can be fit best when a reign length of 30 years is allowed for pharaoh Senwosret III, which is in accordance with the given number for this king in the Turin papyrus. The lunar data do not support a low chronology of the Middle Kingdom. Two temporal assignments are possible in

com-80

Allfällige Koregenzjahre werden beim jüngeren König gezählt.

81

C. L e i t z , ÄA 49, Wiesbaden 1989, 93.

82

Siehe T. S c h n e i d e r , Middle Kingdom and the Second Intermediate Period, in: E. H o r n u n g , R. K r a u s s & D. A. W a r b u r t o n , Ancient Egyptian Chronology, Leiden 2006, 170 – 175, der größtenteils leicht andere Alleinregierungslängen angibt.

(19)

bination with the recorded date of a heliacal rising of Sirius on either IIII Peret 16 or 17 in the surrounding of Memphis. The best fit (82.5% reproduced cor-rectly) can be obtained with an assumed beginning of the day with dawn and year 1 of Senwosret III equalling 1872 BC and year 1 of Amenemhet III in 1842 BC respectively. In this case the correct Sirius date of year 7 Senwosret III in 1866 BC must have been IIII Peret 17 in order to match with the lunar data. The second possible fit (72.5% correct) is obtained with an assumed beginning of the day with

sunrise and year 1 of Senwosret III equalling 1883 BC and year 1 of Amenemhet III in 1853 BC res-pectively. The correct Sirius date would be IIII Peret 16 in 1877 BC.

Keywords

astronomy – chronology – El-Lahun – Middle King-dom – moon

Figure

Tabelle 1: Papyrusnummer (P Cairo 58065 und 71583, alle anderen P Berol), Regierungsjahr, im Papyrus         angegebenes Datum, Festname, Mondmonatstag (MMT) des Festes, und reduziertes Neumonddatum
Tabelle 2: Papyrusnummer (P Cairo 58065, alle anderen P Berol), Regierungsjahr, reduziertes Mondmonats- Mondmonats-beginndatum, Differenz für ein bestimmtes astronomisch gezähltes Anfangsjahr bei einer Annahme einer  Re-gierungsdauer von 30 Jahren (grau hi
Tabelle 3: Mögliche zeitliche Einordnung der undatierten Dokumente für Option 3 und 4
Tabelle 4: Zeitliche Einordnung aller Illahun-Monddaten für Option 3 und 4.

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