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Jessica Kraatz Magri, Der umkämpfte Volksheld. Zur Geschichte des Garibaldi-Mythos in Italien (1882-1948). (Italien in der Moderne, Bd. 18.) Köln, SH-Verlag 2011

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© Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2013

NEUEHISTORISCHELITERATUR / BUCHBESPRECHUNGEN19.–21.JAHRHUNDERT 833

erlooms“ umgestiegen waren. Die Gesetze zum Schutz des „kleinen Gewerbes“ be-günstigten Betriebe mit einer geringen Zahl von Arbeitern. Sie brauchten keinen Be-triebsrat zu haben, praktizierten ein krasses „hire and fire“ und zahlten keine Steu-ern. Größere Weberkapitalisten teilten zum Schein ihre Betriebe, um diesen Bestim-mungen zu genügen. Haynes schildert diese Machenschaften in allen Einzelheiten. Der „unorganisierte“ oder „informelle“ Sektor der indischen Wirtschaft beschäf-tigt jetzt nahezu 90 Prozent aller Arbeiter und ist für den Löwenanteil der indischen Produktion zuständig. Dennoch ist die Geschichte dieses Sektors bisher vernachläs-sigt worden, eine Tatsache, die Haynes berechtigterweise rügt. Seine Arbeit ist ein Meilenstein der historischen Forschung auf diesem Gebiet. Der Natur der Sache ent-sprechend, ist die Erforschung des „informellen“ Sektors nicht leicht. Haynes hat hier Pionierarbeit geleistet und die Lektüre offizieller Berichte mit „Feldforschung“ verbunden. Viele Interviews haben ihm Einblick in das Leben der Weber, die Wir-kung von Gesetzen etc. gegeben. Seine innovative Vorgehensweise und sein „revisi-onistischer“ Beitrag zur „Deindustrialisierungdebatte“ verdienen allgemeine Beach-tung.

Jessica Kraatz Magri, Der umkämpfte Volksheld. Zur Geschichte des Garibaldi-Mythos in Italien (1882–1948). (Italien in der Moderne, Bd. 18.) Köln, SH-Ver-lag 2011. 410 S., € 39,80. // oldenbourg doi 10.1524/hzhz.2013.0280

Carlo Moos, Zürich

Man meint zu wissen, um wen es bei Garibaldi geht. Das vorliegende Buch zeigt, dass die Frage komplexer ist. Durch disparate Konstruktionen wurde der charismatische Freiheitskämpfer und Freiwilligen-General vom Volkshelden zum Nationalsymbol und zum politischen Mythos, der neben Vittorio EmanueleII., dem Ministerpräsi-denten Cavour und dem Berufsrevolutionär Mazzini ins Firmament des nationalen Viergestirns aufsteigen konnte. Der Weg dahin begann zu Lebzeiten und setzte sich 1882 nach seinem Ableben mit Trauerkundgebungen, Einweihungsfeiern von Denkmälern, garibaldinischen Festen, Pilgerfahrten nach Caprera und Vereinen fort, die Erinnerungen zelebrierten und alternde Veteranen unterstützten. Linke und rechte Politiker äußerten sich gern über ihn, besonders der zum autoritären Mo-narchisten mutierte ehemals republikanisch-demokratische Francesco Crispi, der

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834 Historische Zeitschrift // BAND 296 / 2013

sich im ausgehenden 19.Jahrhundert eine weitreichende Deutungsmacht über sei-nen Helden sicherte.

Vor dem Ersten Weltkrieg ließ sich Garibaldi in der ganzen Breite des Spektrums für Zukunftsentwürfe sozialistischer, republikanischer, linksliberaler und interven-tistischer Kreise im Gefolge D’Annunzios mobilisieren, nach dem Krieg dann mas-siv von den Faschisten, die mit Ezio Garibaldi einen seiner Enkel manipulierten und Mussolini und Garibaldi sowie auf der Symbolebene Schwarzhemden und Rothem-den parallelisierten. Höhepunkt war das DoppelgeRothem-denkjahr 1932 mit dem 50. Todes-jahr des einen „Duce“ und dem 10. Jahr der Machtergreifung des andern. Indessen spielte der Volksheld auch bei den emigrierten Antifaschisten und als Internationa-list im spanischen Bürgerkrieg, aber vor allem in der Resistenza eine inspirierende Rolle als mythisierter Vertreter eines „anderen“ Italien. Unter der jungen Republik wurde er schließlich vom Kommunistenchef Palmiro Togliatti im Wahlkampf von 1948 eingesetzt, doch konnte in der damaligen Konstellation selbst Garibaldi der Volksfront keinen Sieg verschaffen.

Das Buch setzt einige Kenntnisse der italienischen Geschichte voraus und ist – für den, der sie hat – dank seines Materialreichtums und den instruktiven Illustrati-onen von hohem Interesse, allerdings durch übermäßige Zitate und bisweilen aus-wuchernde Verweise sowie wegen aus der Verschränkung verschiedener Schlüssel-momente des Garibaldi-Mythos sich ergebender Redundanzen nicht einfach zu le-sen. Auch ist die Vf.in der an sich sympathischen Versuchung nicht immer entgan-gen, ihr Thema zu überschätzen. Nichts aus Postrisorgimento und Faschismus, das sich irgendwie auf Garibaldi bezieht, wird weggelassen. Dagegen fehlt der Antimy-thos gänzlich: zum einen die Ablehnung, auf die der Diktator im Mezzogiorno stieß, als er die in ihn gesetzten Heilserwartungen enttäuschte, zum andern die Gegner des heutigen Italien, die das in ihren Augen verunglückte Einigungswerk oft Garibaldi anlasten. Leicht absurd wirkt die auf den letzten Seiten des Buches Silvio Berlusconi als „subversivem Nationalhelden“ zugeschriebene Nähe zum Garibaldi-Mythos. Man mag Garibaldi einiges vorwerfen, aber kaum, dass er Italien in der Art Berlusco-nis kompromittiert hätte.

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NEUEHISTORISCHELITERATUR / BUCHBESPRECHUNGEN19.–21.JAHRHUNDERT 835

Dominik Petzold, Der Kaiser und das Kino. Herrschaftsinszenierung, Populär-kultur und Filmpropaganda im Wilhelminischen Zeitalter. Paderborn/Mün-chen/Wien, Schöningh 2012. 424 S., € 49,90.

// oldenbourg doi 10.1524/hzhz.2013.0281

Torsten Riotte, Frankfurt am Main

„Der Kaiser und das Kino“ ist eine Studie zur Rolle des Monarchen im Massenmedi-um des deutschen Films für die Zeit von 1895 bis zMassenmedi-um Ausbruch des Ersten Welt-kriegs. Die mediale Inszenierung Kaiser WilhelmsII. wird in diesem Band originell und innovativ diskutiert. Dabei ist nicht der Blick auf den Kaiser als ersten deut-schen Filmstar das Besondere dieser Münchner Dissertation. Bereits seit mehr als einem Jahrzehnt diskutiert die Geschichtswissenschaft die zeitgenössischen For-men von Herrschaftsinszenierung intensiv. Der Blick weg vom Gegenstand hin zum Medium zeichnet Dominik Petzolds methodischen Umgang mit dem Thema aus. In-dem der Autor die Möglichkeiten und Grenzen des frühen Films vor 1914 in den Vordergrund stellt, gewinnt die Diskussion der Herrschaftsinszenierung einen Mehrwert, der nicht für den Film konstatiert, was für andere Bereiche wie die Druck-medien oder öffentliche Auftritte bereits festgestellt worden ist. Vielmehr kann der Autor zeigen, dass die Eigenlogik des Mediums auf die Formen der politischen Insze-nierung zurückwirkte und ganz eigene Dynamiken entwickelte.

Petzold gliedert seine Studie in drei Teile. Neben der monarchischen Inszenie-rung im Massenmedium Film diskutiert er die kaiserliche, höfische und behördli-che Medienpolitik und in einem dritten Teil die Filmpropaganda in Vereinen, Schu-len und anderen Institutionen. Branchenblätter, Fachzeitschriften und die Korres-pondenz zwischen Vertretern des Hofes und den Filmgesellschaften ergänzen die mehr als 300 Filmaufnahmen des Kaisers als Quellengrundlage der Studie. Entspre-chend den methodischen Überlegungen stellt der Autor zunächst die Andersartig-keit des frühen nichtfiktionalen Films gegenüber dem Kino des späten 20. Jahrhun-derts in den Mittelpunkt seiner Überlegungen. Die anfangs sehr kurzen Aufnah-men, die bis nach 1900 nur wenige Minuten umfassten, reihten sich in eine Traditi-on des Films als Unterhaltungsmedium. Es sind gerade Beobachtungen wie diese, dass die Darstellungen des Kaisers zunächst auch ohne politischen Kontext die Be-dürfnisse des Massenpublikums auf Unterhaltung befriedigten (S.82), die Petzolds Analyse so lesenswert machen. Es geht dem Autor nicht darum, pauschal die Politi-sierung des Kinos zu demonstrieren, sondern um eine detaillierte Analyse des

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