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Historisch-rechtliche Erwägungen über den Artikel 90 der Kantonsverfassung

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?)istorisck-recktlicke

äer ^antonsverfassung

S itten Bischöfliche Kanzlei

(4)

H M W M M W W M M W ? ^.-!'^ i.: 7 -7 M 6 7 ^ ,V .^ E K -.Ä - -Ä. A W ML' ' H U M M iM N L M Ä K M N ^ ,'-'. ^ .' 7^-77^E^^- '7^ H G W W ^ M

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f)istorisck-recktlicbe

EnliiigmM über den Artikel 9 0

äer I^antonsverfassung.

6iiten

B is c h ö flich e K a n z l e i

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A ls im J a h r e 1917 im G roßen R ate die Streichung des Artikels 90 b ea n trag t wurde, fragte der hohe S ta a t s ­ r a t den hochwürdigsten H errn Bischof Abbet, seligen A n­ denkens an, w a s für eine S te llu n g er zu diesem A ntrag einzunehmen gedenke. Hochderselbe fand es für angezeigt, diese F rag e dem Ehrw ürdigen D am kapitel zur P rü fu n g zu unterbreiten. D a s E hrw ürdige Dom kapitel h at nach eingehender P rü fu n g der wichtigen F rag e sein V otum abgegeben und m ir d as R esultat seiner Untersuchung schrift­ lich eingereicht.

D a die Entscheidung der F rage, ob w ir den Artikel 90 streichen oder in der bisherigen Fassung beibehalten wallen für den gesamten K lerus von B edeutung ist, so wünsche ich, daß darüber in allen D ekanaten die D is ­ kussion eröffnet werde. Um die E rörterung der F rag e zu erleichtern, erachte ich es a ls zweckmäßig, allen hoch­ w ürdigen Herren M itb rü d ern die beiden nachstehenden A bhandlungen, die d as Ehrw ürdige Dom kapitel m ir überreicht hat, zustellen zu lassen. I n der ersten Woche des M o n a ts November w ird hier in S itte n eine Versam m lung der Vertreter des W alliser K lerus statt­ finden, wo die F rage nochmals durchberaten und dann

entschieden w ird.

S itte n , den 22. Septem ber 1919.

Vi c to r Kieler

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'M ie erste in systematische F o rm eingekleidete Verfassung A I des K a n to n s W a llis stam m t vom 3. M ärz 1798.

S ie enthält bereits die B estim m ung über die Un­ verträglichkeit geistlicher und weltlicher A m tsverrichtung. Artikel 36 lau tet nämlich : „Ues eoeleZiastigueg ve p suvsut exsroor les tovotioiw politigues, vi a88i8ter k«ux L886M- bl668 primairsk.^ Diese Verfassung ist d a s Machwerk des M . A. M an g o u rit, des Residenten der französischen R e­ publik im W allis. E r selbst schreibt: „Rar «tonne guntre zoui8 nux <1i8trivt8 «In Urrut-VglLw pour neoepter une eoiwtitution, gue f 'a i eompo8ee 8ur Ie8 w68U>68 tranyni8e8 et belvetignee."

S e it dem 15. A pril 1798 — 27. A ugust 1802 w ar W a llis ein K an to n der helvetischen Republik und hatte demzufolge keine selbständige Verfassung. E s ist bloß ein V erw altungsbezirk der Helvetik und w ird durch die Con- stitution derselben regiert. Artikel 26 der helvetischen Ver­ fassung schließt die Geistlichen von politischen Ä m tern und A u sü b u n g politischer Rechte au s.

A uf Befehl N apoleons B o n ap arte s, des ersten K onsuls von Frankreich, w urde W a llis 1802 von der Schweiz lo s­ getrennt und a ls unabhängige Republik proclam iert. Die Verfassung vom 30. A ugust desselben J a h r e s w a r ein Werk des französischen K onsuls und konnte von dem W alliserlan d rat n u r der F o rm nach beraten werdeist). A rt. 20 erklärt die geistlichen F unktionen m it den civi- lischen Ä m tern unverträglich; Artikel 32 rä u m t aber w enigstens dem Bischof Sitz und S tim m e ein au f dem L andrate. Betreff des öffentlichen Unterrichtes findet sich

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bloß in Artikel 63 die B estim m ung, daß einer der S ta a t s ­ räte m it der S orge fü r denselben b etrau t ist.

Durch Dekret des K aisers N apoleon vom 15. November 1810 w urde W a llis a ls »äopartom ent äu Limplov« dem französischen Reiche einverleibt und blieb bei demselben bis Ende 1813. E rst nach langw ierigen V erhandlungen, die fast anderthalb J a h r andauerten, kam eine neue Ver­ fassung vom 12. M a i 1815 zu stände. Machte sich auch bei A usarbeitung dieser staatsrechtlichen B estim m ung vielfach a u sw ä rtig er E influß geltend, so n ah m sie doch mehr Rücksicht au f die Bedürfnisse und G esinnungen des Walliservolkes, als die frühern Verfassungen. D er Artikel über die Unvereinbarkeit geistlicher uud weltlicher A m ts­ verrichtungen ist gänzlich fallen gelassen w orden; dem Bischof von S itte n w ird Sitz und S tim m e im L andrate zuerkannt, seine S tim m e gilt soviel a ls jene eines Zehnens und zählt für 4 S tim m en . (Art. 19.)

Bezüglich des öffentlichen Unterrichtes w ird bloß in Artikel 56 bestimmt, daß die bezüglichen Unkosten in den Kollegien von S itte n , B rig und S t. M aurice vom S ta a te zu tragen seien.

B ereits 1820 setzt eine Bewegung ein, u m eine R evi­ sion der Verfassung vom J a h r e 1816 herbeizuführen; doch erst im Herbst 1838 w ird vom L a n d ra t die Ab­ änderung der Verfassung beschlossen. A m 3. J a n u a r 1839 sollte eine Kommission von 13 M itgliedern in S itte n zusam m entreten, u m die neue C onstitution zu beraten. D er hochwürdigste Bischof und die hohe Geistlichkeit hatten bei Z eiten S te llu n g genom m en zur wichtigen F rag e der V erfassungsänderung. I n einem C ircular vom 12. J u l i 1838 hatte der H. H. Bischof Moritz F a b ia n R oten die Pfarrgeistlichen auf den E rn st der Lage aufmerksam ge­ macht. D en 4. J a n u a r 1839 versammelte er die Vertreter

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des ganzen K lerus in seiner bischöflichen Residenz. Nach eingehender B eratu n g einigte sich die Gesam theit der Geistlichkeit au f 6 Punkte, welche die Priester des Unter- w a llis „über d a s V erhalten des K lerus dieser Diözese in gegenwärtigen Z eitum ständen und über dessen Teilnahm e an den im P la n e liegenden V eränderungen der S ta a t s ­ verfassung" vorgeschlagen hatten. D ie wichtigsten dieser Artikel s in d : a) „Die Klerisei soll darüber wachen, daß die Verfassung ausdrücklich die R eligion der apostolischen, römisch-katholischen Kirche a ls die e i n z i g e Religion des Landes anerkenne und daß sie a l l e i n einen K u ltu s habe. Dieselbe soll auch wachen, daß d a s Gesetz ihr seinen Schutz zusichere, d am it sie in ihrer Lehre und A usü b u n g respektiert werde.

b) S ie soll begehren, daß die Verfassung 1. die Rechte und die Im m u n itä te n der Geistlichkeit, 2. die geistlichen G üter und die from m en S tiftu n g e n , 3. die bestehenden religiösen Körperschaften m it allen ihren Rechten, 4. die Rechte der Kirche über die Schulen gewährleiste.

o) S ie soll begehren, im L andrate und bei der Verfas­ sungsveränderung, w enn eine solche stattfindet, vertreten zu w erden;

ä) I n d e m sich die Geistlichkeit ebensowenig a ls die übrigen Landesangehörigen v o n d e n R e c h t e n f r e i e r M i t b ü r g e r a u s g e s c h l o s s e n g l a u b e t , fim O rig in al gesperrtj, so ist sie w eit entfernt, nützlichen Verbesserungen, die an der Verfassung zu machen w ären, hemm end in den Weg zu treten, sondern ist im Gegenteil'geneigt, jede V eränderungen, die dazu geeignet sind, d a s Gem einw ohl des V aterlandes zu befördern, w illig aufzunehm en."

Die zwei w ettern Artikel verlangen die Veröffentlichung der V erhandlungen und die Einsetzung eines C entral- C om ites von 5 M itgliedern.

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-Bezüglich der T eilnahm e des Bischofs an dem L and­ rate und seinen vier S tim m e n daselbst sollte die F orderung aufrecht erhalten w e rd e n : der Bischof ist von Rechts wegen M itglied des L andrates m it einer S tim m e ; er kann sich von einem Priester des B istum s vertreten lassen; die übrigen 3 S tim m e n werden von 3 Geistlichen au sgeübt, die durch den K lerus zu erw ählen sind.

I n d a s C entral-C om ite w urden g e w ä h lt: F r. B e n ja ­ m in Filliez, P ro b st von S t. B ernhard, P räsid en t; A nton von P reux, G roßdekan; Berchtold, Dekan von V a le ria; Stockalper, D om herr und P fa rre r von S i t t e n ; de Rivaz, D om herr und P fa rre r von Ardon. A ls Sekretäre w urden dem Com ite beigegeben: J o h . J u l i u s P a ille t, Professor am S e m in a r und J g n a z M engis, bischöflicher Kanzler.

Die V erhandlungen w urden in F o rm eines M anifestes gedruckt und unterm 7. J a n u a r 1839 veröffentlicht und gleichzeitig der Revisionskommission und dem S ta a ts r a te durch die D om herren Stockalper und de R ivaz persönlich überm ittelt.

A m 3. J a n u a r 1839 versam melte sich die 13-Komif- sion in S itte n zur A u sarb eitu n g einer neuen Verfassung. A ls betreff der Z ah l der Vertreter der Bezirke im künf­ tigen G roßen R ate keine E in ig u n g erzielt werden konnte, zogen sich die G esandten der Zehnen G om s, B rig, Visp, R a ro n , Leuk und S id e rs zurück; die V ertreter der 7 andern Bezirke constituirten sich a ls V erfassungsrat ünd arbeiteten die Verfassung vom 30. J a n u a r 1839 au s.

Diese Verfassung gew ährt in A rt. 21 dem K lerus zwei Vertreter im G roßen R a t e : den hochwürdigsten Bischof und einen Gesandten fü r die Geistlichkeit jenes L andes­ teiles, a u s welchem nicht der Bischof herstam m t. „Ver­ m ittelst dieser R epräsentation sind die Geistlichen zu keiner andern Civilstelle w ahlfähig." A rtik e ls erklärt die

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Rechte des W elt- und R egularklerus a ls aufrecht er­ halten. Artikel 12 überbindet die Kosten des öffentlichen Unterrichtes in den Kollegien von S itte n , S t. Moritzen und B rig dem S ta a te und Artikel 13 sieht die Errich­ tu n g einer N orm al- und Mittelschule vor.

Diese Verfassung vom 30. J a n u a r w urde dem Volke zur A bstim m ung unterbreitet.

D er K lerus w a r m it dieser Verfassung nicht einver­ standen und d as am 4. J a n u a r bestellte C entral-C om ite erließ un term 14. F e b ru a r 1839 eine „Zuschrift an d a s Walliser-Volk."

Nach allgem einer E rö rte ru n g des segenbringenden E in ­ flusses des C hristentum s auf d a s W ohl der Völker, eriunert d a s Schristchen a n H and der Geschichte, daß auch im W a llis der K lerus stets für d a s Beste des Volkes ein­ getreten, und b rin g t dann folgende S te lle :

„Und weil n u n also der K lerus von W a llis, vermöge seiner Einsichten, seiner S o rg fa lt, Uneigennützigkeit und V aterlandsliebe die Vergleichung m it keinem andern gesell­ schaftlichen Körper zu scheuen hat, und G egenw art und V ergangenheit sich zu seinen G unsten erhebend, seine Liebe für d as sittliche und m aterielle W ohl gleich­ sam in die W elt a u s ru fe n : sollte er da wohl, ein­ zig im Interesse des Volkes, einiges Bedenken tragen, sein M ißvergnügen und seine Unzufriedenheit über den Geist des M iß tra u e n s, der in Rücksicht seiner in der neuen K onstitution E in g an g gefunden hat, öffentlich la u t werden zu lassen, eines M iß trau en s, welches unter dem Schmelze rednerischer Floskeln und unter dem S a m - metpfötchen eines B ulletinsst gar übel verborgen liegt.

st Diese Anspielung bezieht sich au f N um m er 5 des „ ö u lls tin ciss sö u n ess ä s lu o o n s titu a n ts v a la iia n n s " d a s folgenden W o rtla u t h a t :

„I,'a88oinliI6s <ron8tituants äsvant prooliainsmsnt o'oooupsr ciss 8utkruA68 L tlonnsr an olor^ö äaim la rspröosntation nationuls, il

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W a rü m ist d arin die S tim m enanzahl, welche bisher der K lerus aus dem L audrate hatte, auf die H älfte herab­ gesetzt w orden, im umgekehrten Verhältnisse zu den Zehn- denstimmen, deren Ziffer um ein so Beträchtliches erhöht w orden ist; eine Herabsetzung, die u m so unbegreiflicher erscheinen m uß, a ls die vier S tellvertreter desselben der S ta a tsb ö rse nicht einen Heller kosten w erden? Und w a s

äsvisnt -utils äs souinsttre au p a)s st aux eonstituants c^uelquss rötiexions ä, es sojst. I,a eonäuits, qu'a tenu Is venürabls eler^ö äu Valais äans los eireonstaness äii'üeilss, oü la k atris s'sst trouvvs plaeös es» äsrnisrs tsinps, a prot'onäsinsnt touedö Is psupls va- laisan; II s'sst rüjoui äs posseäsr äss ministres äu 8sixnsur, qui eoniprisssnt 8i dien la Iiauts mission, Is sudlinis ütat, auxqusis la kroviäsnvs Iss a ässtinss. 81, par Is passä, qusl^ues mööaneos s'okaisnt ölsvses, yuslquos äoutss rüpanäus sur Is» ssntimsnts <is disnvsillanes st äs eliaritö, cpis Is psupls attsnäait äs Isur part sn rstour äu rsspset s t äs la vünöration, qu'il n'a Damals vsssü ä'avoir pour sux, aujoiirä'dui ess prüvsntions sont äissipöos st il / a lisu ä 'ssp srsr czus la sainte rsIiZion eatliuli^us briilsra ä'un nouvsl üolat äans son pazs; Alliäü par un pisux ssntiuisnt, II eraiat st rs- äouts tout es qui psut altaiblir I'intiusnes si salutairs äs la rsli- §ion, s t II taut Is äire, Iss trop xranäs pouvoirs politicjuss äu elsrAö seraisnt uns saures tunssts äs inetianoss tüturss.

Oa nation valaisanns evnyoit uns si Iiauts iäes äu ininistsrs äs la rslixion qu'slis ns la oroit paint vompatidls avso äss intürets pursm snt olvlls st matöriels; slls ssrait taeilsmsnt portes a vrainärs c;us ostts inüusnes eiviis n'süt lisu aux äepsns äs I'intiusnes rsii- ^isuss, äont slls a si Aranä iissoin. d a reli^ion ns paraitrait plus au Valais si belle, ni si xranäe, si sss winistrss ns ss montraisnt äsKaKös ä'intsrsts tsrrsstrss. O'sst sn la vakant tslls, yu'il sn eonevvra touts la splsnäsur, c>u'il la ekörira, qu'il la bünira äans sss jours äs bonksur, qu'ii I'iiuplorsra lorspus presse par I'aävsr- site, oubliü äs sss ssindlablss, il lui inontrsra I'avsnir, es ^ranä avsnir, oü taute justies ssra rsnäus st oü tous Iss titrss äss bornmss ss bornsront L Isurs bonnss vsuvrss. Oss ssoours, ess oon- solations, I'koinms Iss attsnä par I'inlsrmeäiairs äss ministrss äu 8sissnsur; s'il äüt Iss voir oeeupvs ä'intörsis eivils, il Iss rsAar- äsrait trop eomms sss ssmblablss, sa eonüanes ss psrärait, sän amour toinbsrait äans Is viäs st I'amsrtuius, il ss portsrait ü eroirs c>u'ils oublisnt Isur ^ranäs inission. 8ans äouts, Is vünürakls elsr^s äu Valais posssäs äss bouiniss äistin^uss, c>us la rspressn- tation nationais ss t'srait konnsur äs voir äans son sein, Isur xsls st Isurs lumisrss ^ ssraisnt ä'un Aranä prix, ruais pour Is bonbsur äu Valaisan, ils sont ässtinss ä uns plus Aranäs osuvre, ä uns osllvrs äs eonsolation, L uns osuvrs äs salnt."

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-demselben den fernern S to ß versetzte — w a ru m verwei­ gerte m an ihm die vier Abgeordneten, die in seinem M anifeste gefordert wurden, oder wenigstens, w a ru m erhält m an nicht dem hochwürdigsten Bischof seine vier S tim m en , welche — m ag darüber auch tausendm al ge­ faselt w orden sein — durch die Verfassung von 1815 anerkannt und gewährleistet w orden sind...

I m N am en des hohen K lerus von W allis, D a s Zentralkom ite.

S itte n , den 14 H ornung 1839."

D ie Verfassung vorn 30. J a n u a r w urde den 17. F e­ b ru a r von den Zehnden des U nterw allis angenom m en, während d a s O berw allis der A bstim m ung ferne blieb.

A uf W eisung der eidgenössischen Tagsatzung w urde je­ doch die Verfassung umgestoßen. E in neuer Verfassungs­ ra t, n u r von den 7 u n tern Zehnden beschickt, tr a t am 29. J u l i in S itte n zusam m en und arbeitete b is zum 3. A ugust eine neue Verfassung a u s, welche die wesent­ lichen B estim m ungen der Verfassung vorn 30. J a n u a r wiederholt. Dem K lerus werden also zwei Vertreter im G roßen R ate — der Bischof und ein zweiter Gesandter — gewährleistet, im übrigen rperden bürgerliche und geistliche A m tsverrichtungen a ls unverträglich erklärt. (Art. 20 und 66). Betreff der Schule enthält die Verfassung die B estim m ungen, daß die Kosten a n den Kollegien von B rig, S itte n und S t. Moritz vom S ta a te zir tragen sind und „daß die öffentliche U nterweisung den Bedürfnissen des Volkes" angepaßt werden solle.

D en 24. A ugust legte der Bischof M a u r itiu s F a b ia n R oten und d a s D om kapitel V erw ahr ein gegen diesen Verfassungsentw urf „gui, eu äöelarrm t l's ta t ooelösias- tigus inoowpatiblo aveo les tonetious oiviles, privs les w ow dres äu veuerrM e oleiKö, . saus leür eou8eutew6nt,

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ä 'u u s p a r tis ÜS8 äroit8 ä s o it o ^ e v v a la .i8 a n ; u n p r v je t, g u i n 's x p r iw s p o in t to u ts 8 ls 8 § a r a n tis 8 . g a s >6 s l e r x s du ä io s s 8 6 a ä r o it ä s ä s m a u ä s r , s t ä s m a n ä a s x p r s 8 - s s w e n t , ä a v 8 8 0n m g.niks8ts ä u 7 z a n v is r , p o u r la r sli- Kion s t l ' s x s r s i s s sx slu 8 ik ä s 8vn o n lts, p o u r Is w a in - t i s u ä s 868 äroit8 s t ä s 8 iim m m itSL ssole8ir>.8tigll68, ä r o it s s t im m u n its8 , g u 'il n 'u p p u r tis u t ü u u o u n s a u to r its s i v i l s ä 'a b rv A sr, n i ü n ou8 ä'zr o o u 8 sn tir."

Trotz dieses P rotestes w urde dieVerfnssung angenom m en. Nach den W irren am A nfang der vierziger J a h r e w urde eine neue Verfassung, den 14. Septem ber 1844, ausgearbeitet. Artikel 3 gewährleistet die Rechte der W elt- und Ordensgeistlichkeit und den Bestand der K apitel und religiösen K orporationen; die Verfassung gibt nebst dem Bischof noch 2 w eitern Vertretern des K lerus Sitz und S tim m e im G roßen R ate, h ä lt aber sonst die Unver­ träglichkeit bürgerlicher und geistlicher Am tsverrichtungen aufrecht. (Art. 2 l, 22 und 70). D er höhere Unterricht an den Kollegien kann n u r Personen a n v e rtra u t werden, die sich dem geistlichen S ta n d e geweiht haben. (Artikel 11). Die Prim ärschule soll nach der, Bedürfnissen des Volkes eingerichtet werden. (Art. 12).

Auch diese Verfassung ist nicht von langer D auer. E s kommt der S onderbundskrieg und dam it auch der S tu rz des alten R egim es im W a llis durch die sogenannte Landsgemeinde auf der P la u ta vvm 2. Dezember 1847. Dieselbe beschließt u nter a n d e r e m :

„2. D ie geistlichen Im m u n itä te n sind abgeschafft; 3. E s besteht vollständige Unverträglichkeit zwischen den geistlichen und bürgerlichen A m tsverrichtungen;

9. D er öffentliche Unterricht ist u nter die Aufsicht des S ta a te s gestellt, unbeschadet der Amtsbefugnisse der Geist­ lichkeit in betreff des R eligionsunterrichtes."

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Gegen letztere B estim m ung erhebt der Bischof von S itte n , P . I - de P reux, Einsprache, indem er in einer Zuschrift vom 29. Dezember 1847, die an den Verfas­ su n g srat von W a llis gerichtet ist, a u s f ü h rt: ^ 'a u t o r i to cko l'Lxliae 8ur I'iv8truetiov publigrie v s vou8 8embl6 pa8 8llfti8Lwmevt reoovaue äao8 I'artiole 9 cke I'arrtzte lta 2 ckevewbre. 6'e3t pourgaoi, tnut so reeonuai88ant Ie8 äroit8 (äo l'etat) 8iir I'6v8eixvem6v1, vou8 ero^ov8 äevoir faire vn8 i68«rve8 eu taveur cke la pari, qui app artiev t ä I'LxIi8k."^)

D ie neue Verfassung jedoch, die vom 10. J a n u a r 1848 datiert, n im m t auf diese Einsprache keine Rücksicht; sie er­ klärt in Artikel 8 den öffentlichen Unterricht für ver­ pflichtend und wiederholt des w eitern wörtlich die oben angeführte B estim m ung vom 2. Dezember.

Die gleiche Verfassung lä ß t die G a ra n tie n für die Rechte der W elt und Ordensgeistlichkeit und den Bestand der K apitel und religiösen Genossenschaften fa lle n ; weder Bischof noch K lerus erhält eine V ertretung im G roßen R a te ; die geistlichen A m tsverrichtungen werden m it b ü r­ gerlichen Ä m tern, ja sogar m it der A u sü b u n g politischer Rechte a ls unvereinbar erklärt. (Art. 69.)

E inen etw as versöhnlicher» C harakter zeigt die Ver­ fassung vom 23. Dezember 1832. Die B estim m ungen be­ treff des öffentlichen Unterrichtes werden ohne wesent­ liche Ä nderung a u s der Verfassung vom J a h r e 1848 herübergenom m en. (Art. 8.) D er Geistlichkeit wird die A u sü b u n g der politischen Rechte wieder gestattet; die Unverträglichkeit geistlicher und weltlicher A m tstätigkeit jedoch w ird aufrecht erhalten. (Art. 64). Im m e rh in wird gerade in Bezug auf diese B estim m ung in Artikel 93 ein Konkordat vorgesehen, d a s die Verhältnisse zwischen

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14 —

Kirche und S ta a t regeln 's o ll? ) 'E in diesbezügliches K on­ kordat ist in der Folgezeit Nie abgeschlossen worden.

Die Folge des Bankkraches an fa n g s der siebenziger J a h r e w ar, u nter anderm , eine V erfassungsänderung, die den 26. November 1875 ihren Abschluß findet. A r­ tikel 11 b e stim m t: „D er öffentliche Unterricht steht unter der Leitung und der Oberaufsicht des S ta a te s ." Die Einschränkung, „unbeschadet der Amtsbefugnisss der Geist­ lichkeit in Betreff des R eligionsunterrichtes", welche die Verfassungen von 1848 und 1852 vorsehen, ist fallen gelassen. D ie B estim m ung über die Unvereinbarkeit von geistlichen ünd weltlichen A m tsverrichtungen w ird u n ­ verändert a ls Artikel 76 a u s der C onstitution von 1862 herübergenomm en.

D a s Grundgesetz, d a s gegenwärtig die Geschicke unseres K a n to n s leitet, stam m t vom 8. M ä r z 1907. Artikel 13 dieser Verfassung l a u t e t : „D er öffentliche Unterricht sowie der private P rim aru n terrich t stehen unter der Leitung und der Oberaufsicht des S ta a te s ." G em äß dieser B estim ­ m ung, ist also der gesamte Unterricht, der öffentliche, wie der private, ausschließlich Angelegenheit des S ta a te s .

Bezüglich der Unvereinbarkeit geistlicher und weltlicher A m tsverrichtungen w urde im V erfassungsrat des längern debattiert und verhandelt. D a s E ndergebnis w a r, daß in der Sitzung vom 6. M ärz 1907 m it 54 gegen 48 S tim ­ m en der alte Artikel beibehalten wurde, der da l a u t e t : „D ie geistlichen und bürgerlichen A m tsverrichtungen sind unvereinbar." (Artikel 90).

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— 15 —

II.

I m November 1917 w urde im G roßen R ate des K an­ to n s W a llis ein A ntrag au f Streichung des Artikels 90 unserer K antonsverfassung eingebracht, der also l a u t e t : „D ie geistlichen und bürgerlichen A m tsverrichtungen sind unvereinbar."

S either h at die hohe R egierung sowohl an den ver­ storbenen Diözesanbischof, D r. J .- M . Abbet, a ls auch an d as ehrwürdige D om kapitel die F rag e gerichtet, w a s Bischof und Dom kapitel zu dieser F rag e fü r eine S te llu n g einzunehmen gedenken.

M onseigneur Dr- Abbet h at seinerseits d a s D om ka­ pitel ersucht, die F rag e zu erörtern und seine Ansicht schriftlich zu unterbreiten.

Unser Hochwürdigste Bischof Viktor Vieler h a t d a s A n­ suchen seines V orgängers a n d as D om kapitel erneuert. D a s ehrwürdige D om kapitel legt in den folgend,en B lä tte rn in der vorw ürsigen F rag e seine Ansicht nieder.

V or E rörterung der Kernfrage selbst möge es gestattet sein, auf

einige Grundlvahrheiten ver ksttho lischest

G laubenslehre

hinzuweisen.

G o tt h at den Menschen zu einem übernatürlichen Ziele, zur ewigen Seligkeit bestimmt.

Um den Menschen die Erreichung dieses Zieles zu er­ möglichen, ist der S o h n G ottes au f die E rd e herabge- stiegen und hat d a s große Erlösungsw erk vollbracht.

C hristus h at auch vorgesorgt, daß seine Lehre und seine Erlösungsverdienste den Menschen aller Zeiten und Länder verkündet und zugewendet iperden.

(20)

— 16 —

Z u diesem Zwecke h a t C hristus aus Erden eine H e ils­ anstalt,

seine Kirche gestiftet,

in der er die

M ittel

zur Erreichung des ewigen Zieles hinterlegt hat. Z u diesen M itte ln gehören wesentlich die V e r k ü n d i g u n g ' d e r W a h r h e i t , die D a r b r i n g u n g d e s hl . O p f e r s , d i e S p e n d u n g d e r hl . S a k r a m e n t e und d i e L e i ­ t u n g d e r G l ä u b i g e n au f dem Wege des H eils.

D a m it n u n die

Kirche

in der A nw endung dieser H eilsm ittel nicht von fremden Einflüssen gehindert werde u nd ihren erhabenen Zweck wirksam anstreben und er­ reichen könne, h at ih r C hristus die F o rm einer

wahren,

vollkommenen, völlig freien, unabhängigen

und

selbstänvigen Gesellschaft

gegeben, die auf ihrem Gebiete keine irdische M acht und keine S ta a ts g e w a lt ein­ engen darf.

In sb eso n d ere gehört der Kirche ein u n b e s t r e i t b a r e s R e c h t auf die r e l i g ö s - s i t t l i c h e E r z i e h u n g und B e l e h r u n g des zu ihr gehörigen Volkes au f allen S tu fe n und für alle Lebensalter; folglich auch u n a b ­ w e i s b a r e Re c h t e a u f d i e S c h u l e , die ih r keine S ta a ts g e w a lt ohne Rechtsverletzung absprechen oder ein­ schränken darf?)

A u s diesen dogmatischen G rundw ahrheiten ergeben sich zwei unabw eisbare

F o lg eru n g en :

E r s te n s : D ie K irc h e u n d i h r e O r g a n e haben die strenge P f l i c h t , ihre Rechte au f die Schule zu w ahren,

i) V ergl. betr. N aturrecht der Kirche über die S c h u le: N. C a t h r e i » S . I . , k k ilo s o p d iu m o ra lis , N. 591, 1., 2., 3., N. 593, 5 ; V. C a t h - r e i n S . I . , die Aufgaben der S ta a ts g e w a lt und ihre G renzen, 8. K apitel; Encyklika „tzuanta, O u ra " P i n s IX . m it dem S h lla b u s , der die beiden I r r t ü m e r P ro p . 45 und 47 v e ru rte ilt; vergl. auch d a s neue Rechtsbuch der Kirche über die Rechte und Pflichten der Kirche über die Volksschule in T it. 2 2 ; insbesondere C an. 1 3 7 3 ; 1 3 7 4 ; 1 3 7 5 ; 1 3 7 9 ; 1 3 8 1 ; 1382.

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und wofern sie gefährdet oder verloren w ären, sicher­ zustellen oder zurückzugewinnen.

Z w e ite n s: D ie k a t h o l i s c h e n L a i e n , di^ in diesen D ingen m itzureden berufen sind, ja d a s ganze k a t h o ­ l i s che V o l k hat die G e w i s s e n s p f l i c h t , die Kirche in der W a h ru n g und Sicherstellung ihrer Rechte, auch jener auf die S c h u l e , nach K räften zu unterstützen.

* *

-i-J m Lichte dieser Sätze möge es n u n gestattet sein, den sogenannten U nvereinbarkeitsparagraphen (Art. 90), unserer K antonsverfassung näher zu erörtern.

V orab ist festzuhalten, daß dieser Artikel unter dem E i n f l ü s s e d e r f r a n z ö s i s c h e n R e v o l u t i o n (1798 und 1802), zuerst in unsere Verfassung hineingetragen w orden ist. D er Ursprung spricht also keineswegs für dessen Kirchlichkeit.

I n die Verfassungen von 1839 und 1848 h a t die liberale M ehrheit den Artikel wieder hineingebracht. Hiezu führte sie einen auch seither, m erkwürdiger Weise selbst von konservativer S eite, öfters wiederholten, der I r o n ie nicht entbehrenden Scheingrund a n :

M a n wolle dadurch die Geistlichkeit schützen, ihr „k restix e ", ih r Ansehen und ihre W ürde w ahren, der Geistliche stehe „zu hoch", a ls daß er sich m it diesen zeitlichen Angelegenheiten abgebe.

D ies S o p h ism a lautet, des rhetorischen Schmuckes ent­ kleidet, kurzw eg: des P riesters Platz ist in der S a k riste i! , D ie Kirche w äre selbst im stande, für die W ah ru n g der priesterlichen W ürde vorzusorgen! D er can. 121 des Kirchenrechts h e iß t :

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»Oierioi omü68 a servitio m ilitari, a mniisribus et pu- büow eivilibus oküviis a 8tatu olerioali aIi6M8 imwuv68 8uüt.^ „Alle Kleriker sind vorn M ilitärdienste, den Ä m tern und öffentlichen, bürgerlichen Pflichten, die dem kleri­ kalen S ta n d e fremd sind, frei." D ie K lausel, daß es sich hier n u r u m jene Ä m ter nnd Pflichten handelt, d i e d e m k l e r i k a l e n S t a n d e f r e m d s i n d , sagt genug, daß die Kirche die P riester keineswegs ü b e r a l l ohne Be­ schränkung ausgeschlossen wissen will.

D a s U r t e i l darüber, w e lc h e Äm ter und Pflichten dem priesterlichen S ta n d e fremd seien, s t e h t a u s s c h l i e ß - lich d e r Ki r c h e z u .

Über die T e i l n a h m e d e s K l e r u s a n g e s e t z ge ­ b e n d e n B e h ö r d e n h at die Kirche durch den hl. S tu h l schon lä n g s bestimmte W eisungen gegeben. D er betref­ fende Artikel im kirchlichen Rechtsbuch, can. 139 Z 4, s agt :

„Die Geistlichen dürfen d as A m t von S en ato re n oder gesetzgebender Abgeordneten, D eputierte genannt, weder erstreben noch annehm en ohne die E rla u b n is des hl. S tu h le s in jenen O rten, wo ein päpstlichesVerbot besteht; oder a n d e n a n d e r n O r t e n o h n e E r l a u b ­ n i s i h r e s B i s c h o f s sowohl, a ls auch des Bischofs des O rtes, wo die W a h l stattfindet.'"

Dieser C anon schiebt jedem p e r s ö n l i c h e n , u n a n ­ g e b r a c h t e n S t r e b e n eines Geistlichen nach Sitzen in den gesetzgebenden Behörden e i n e n R i e g e l .

Anderseits ist g r u n d s ä t z l i c h dem Geistlichen der Z u g a n g dazu o f f e n gelassen; d a s U r t e i l über die O p p o r t u n i t ä t aber ist dem zuständigen B i s c h ö f e anheimgestellt.

D a s ist die richtige, kirchliche Auffassung. D er Artikel 90 der K antonsverfassung geht aber über den S in n des

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Kirchenrechts w eit h i n a u s : er versperrt den Geistlichen im vorneherein den Z u tritt zu jenen Ä m tern, zu denen ihnen die Kirche m it E rla u b n is des Bischofs die T eil­ nahm e erlaubt, unter U m s t ä n d e n sogar wünschen m u ß ! z. B . w enn es sich u m r e l i g i ö s e oder g e m i s c h t e F ra g e n handelt, die in d a s Gebiet der Kirche hinüber­ greifen, z. B. Ehe- und Schulfragen, S o n n ta g sh eilig ü n g , öffentliche W ohltätigkeit usw.

D a m it ist schon e i n e S eite d e r U n k i r c h l i c h k e i t des Unvereinbarkeitsartikels klar gelegt.

D eshalb h a t schon im J a h r e 1839 Bischof M a u r itiu s F a b ia n u s R oten m it dem D om kapitel gegen die W ieder­ einführung dieses Ärtikels in die K antonsverfassung energisch V erw ahrung eingelegt.

-i--i- »

Doch gibt es einen noch t i e f e r g e h e n d e - n G r u n d , der die A usm erzung des Artikels 90 a u s der K a n to n s­ verfassung geradezu gebieterisch verlangt. D er Artikel 90 ist nämlich seiner ganzen Tragw eite nach k i r c h e n f e i n d l i c h , und zw ar derart kirchenfeindlich, daß b e i g e ä n d e r t e n p o l i t i s c h e n V e r h ä l t n i s s e n , die in der Z ukunft unseres V aterlandes keineswegs ausgeschlossen sind, dieser Artikel u n s tatsächlich um jenes G u t bringen m üßte, d a s einem katholischen Lande d a s höchste ist und sein m uß, um

ctie konfessionelle, ctie katholische Schule.

W ir haben eingangs unsere S te llu n g zur Schule fest­ gelegt.

W ir brauchen n u r noch den Schluß zu z ie h e n : D a s R e c h t a u f d i e S c h u l e ist e i n R e c h t, a u f d a s d ie K irc h e n i e m a l s v e r z i c h t e n k a n n , u n d j e d e r G e s e t z e s p a r a g r a p h , d e r d i e s R e c h t b e s c h r ä n k t

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o d e r u n a u s f ü h r b a r m a c h t , ist k i r c h e n f e i n d l i c h u n d s i t t l i c h schl echt .

Solche P a ra g ra p h e n sind aber der Artikel 90 im Z usam m enhange m it Artikel 13 unserer K antonsver­ fassung.

A rtitel 13 bestim m t: „D er öffentliche Unterricht sowie der private P rim aru n terrich t stehen u n ter der Leitung u nd der Oberaufsicht des S ta a te s ."

D er g e s a m t e öffentliche Unterricht, also nicht n u r die ö f f e n t l i c h e Volksschule, sondern selbst der p r i v a t e Volksunterricht unterstehen d a m it der a l l e i n i g e n Lei­ tu n g und Oberaufsicht des S ta a te s . D ie Schule ist also in der Verfassung a u s s c h l i e ß l i c h b ü r g e r l i c h e o d e r s t a a t l i c h e A n g e l e g e n h e i t und die Lehrer werden a ls S taatsangestellte betrachtet.

Artikel 90 aber erklärt die g e i s t l i c h e n u n d b ü r ­ g e r l i c h e n A m t s v e r r i c h t u n g e n a l s u n v e r e i n b a r . Folglich kann kein Geistlicher, der ein geistliches A m t verrichtet, ein bürgerliches oder staatliches A m t versehen. D a n u n die Schule ausschließlich Sache des S ta a te s ist, sind im W allis, dnrch unsere jetzige Verfassung, d ie G e i s t l i c h e n t a t s ä c h l i c h v e r f a s s u n g s g e m ä ß a u s der Schule a u s g e s c h l o s s e n .

E s sei m it D ank anerkannt, daß unsere hohen welt­ lichen Behörden die Folgerungen a u s diesen V erfaffungs- p arag rap h en nie gezogen haben. W ir wissen auch, daß diese F olgerungen nie gezogen werden, solange eine k a t h o l i s c h g e s i n n t e R e g i e r u n g an der Spitze u n ­ seres Landes steht.

Aber m a n könnte doch f r a g e n :

1. I s t es der Verfassung eines k a t h o l i s c h e n L a n ­ d e s , d a s a n der Spitze seiner Verfassung die römisch- katholische R eligion a ls S ta a tsre lig io n erklärt, wirklich

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w ürdig, daß der Geistliche n u r so a u s G nade und in t a t s ä c h l i c h v e r f a s s u n g s w i d r i g e r W e i s e dieS chul- stube betritt?

2. W a s w ürde geschehen, w enn es einem bösgesinnten F am ilien v ater einfallen würde, einm al gegen die Ver­ tretu n g der Geistlichen in den Schulbehörden, oder gegen die A bhaltung der Christenlehre in der Schule m it Be­ rufung auf die K antonsverfassung einen R ekurs a n die B undesbehörden zu unternehm en? W ie w ürde der B u n ­ desrat, dessen Spruch nach der bestehenden K antonsver­ fassung lau ten m üßte, entscheiden? I n welcher Lage w ürde alsd a n n unsere K antonsregiernng oder d as E rziehungs­ a m t sich befinden?

Diese F rag en stellen, heißt sie beantw orten.

D a ra n ändert auch der Um stand nichts, daß d a s Volks­ schulgesetz dem Geistlichen seinen Platz in den S chulaus- schüssen sichert. D enn d as Schulgesetz steht dadurch ta t­ sächlich m it der Verfassung in offenem W iderspruch; der betreffende P a ra g ra p h des Schulgesetzes ist deshalb w ert­ los und fällt ohne weiteres dahin.

3. Und wer bü rg t u n s fü r die Zukunft, daß im m er eine katholisch gesinnte R egierung an der Spitze des Landes stehen w ird, die trotz der kirchenfeindlichen Ver­ fassungsartikel dem Priester den Besuch der Schule ge­ statten w ird ?

Unser Land macht heute eine Übergangsperiode durch. E s ist deshalb die M ö g l i c h k e i t da, daß in absehbarer Z eit n ic h t m e h r k i r c h e n f r e u n d l i c h e L a n d e s b e - H ü r d e n d i e Geschi cke d e s L a n d e s l e i t e n w e r d e n . W erden daher die kirchenfeindlichen Artikel nicht jetzt a u s der Verfassung entfernt, so brauchen a lsd a n n nicht erst kirchenfeindliche Gesetze geschaffen zu werden, sie sind a lsd a n n schon da! D a n n ist es aber auch u m die kon­

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fessionelle, katholische Schule im W a llis geschehen. D enn m a n w ird nicht zögern, die kirchenfeindlichen Folgerungen sofort a u s den kirchenfeindlichen V erfassungsparagraphen zu ziehen und den Geistlichen den E in tritt in die Schulen zu versperren und sie a u s dem Schoße der Schulbehörden auszuweisen.

M a n s a g t : W enn einm al ein kirchenfeindliches R e­ gim ent in Lande herrschen w ird, ist es selbstverständlich, daß die kirchenfeindlichen Artikel doch wieder in die Ver­ fassung eingeführt werden. A n tw o r t : D a s ist keineswegs selbstverständlich. D enn eine kirchenfeindliche R egierung könnte diese Artikel n u r m it Hülfe einer Volksabstim ­ m u n g in die Verfassung hineinbringen. E s ist aber sehr fraglich, ob d a s V o l k in seiner M ehrheit, eine gute V olksaufklärung vorausgesetzt, fü r die W iedereinführung dieser Artikel seine S tim m e abgeben würde.

D agegen w ird es sehr schwer sein, a lsd a n n diese bereits bestehenden kirchenfeindlichen Artikel a u s der Ver­ fassung zu entfernen, weil d as ohne M itw irkung der R egierung kaum zustande kommen könnte.

W ürde es, um w enigstens d as Recht der Kirche aus die Schule zu retten, genügen, den Artikel 13 a u s der Verfassung zu entfernen? N ein! D enn der ö f f e n t l i c h e P r i m a r u n t e r r i c h t steht schon nach der eidgenössischen B u n d e s v e r f a s s u n g u n t e r s t a a t l i c h e r L e i t u n g . Folglich ist la u t Artikel 90 der K antonsverfassung in V erbindung m it der Bundesverfassung der Geistliche schon a u s der öffentlichen Volksschule ausgeschlossen.

E s g i b t a l s o k e i n e n a n d e r n A u s w e g , a l s d e n A r t i k e l 90 a u s u n s e r e r V e r f a s s u n g a u s z u m e r z e n , u m d a s kostbarste G ut,

die katholische Schule sicher

zu stellen.

I m Lichte dieser E rw äg u n g en erwächst für

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alle, die dazu beitragen können, geradezu eine

ernste

Gewissenspflicht.

M a n wende nicht ein, die E n tfern u n g des Artikels 90 könnte leicht zu Chicanen gegen Geistliche führen. Priesterfeindliche Gemeinden könnten den P fa rre r in den G em einderat w ählen, ja ihn sagar zum F lu r ­ hüter machen!

D erartige Vorkommnisse werden selten oder kaum vor­ kommen. W enn sie aber sich ereignen sollten, w äre es Zeit, daß die Diözesanbehörde gegen eine solche E n t­ w ü rdigung des P riesters einschreiten, vielleicht den P fa rre r versetzen müßte.

Solche zufällige Vorkommnisse können aber nie ein G ru n d sein, ein

unveräußerliches, kirchliches Recht,

wie d a s Recht auf die

Schule

es ist,

preiszugeben.

Hier müssen zufällige Interessen Einzelner, denen ü b ri­ gens anderw eitig geholfen werden kann, gegenüber den a l l g e m e i n e n und H ä h e r n I n t e r e s s e n d e r Ki r c h e

w e i c h e n .

Ü brigens belehren u n s C an. 121 und 139, Z 4 des kirchlichen Nechtsbuches genugsam darüber, wie fü r die Ehre und d a s Ansehen des K lerus gesorgt werden soll. Unser Land, d a s die katholische R eligion a ls S t a a t s ­ religion erklärt, sollte eben in seiner Gesetzgebung die k i r c h l i c h e n J m m u n i t ä t s g e s e t z e berücksichtigen.

E s könnte z. B. im Einftihrungsgesetz der Artikel aufgenom m en w e rd e n :

„Geistliche können zur Ü bernahm e von bürgerlichen Ä m tern nicht verhalten werden." D a m it w äre dem W illen der Kirche gebührend Rechnung getragen und die Schwierigkeit gelöst.

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Aber auch der Artikel 13 der K antonsverfassung v e r ­ l et zt d i e Re c h t e d e r K irche, er ist ki r chenf ei ndl i ch.

M a n w ird einwenden, auf diesen Artikel könne nicht verzichtet werden, da er t e i l w e i s e in der B undesver­ fassung stehe : D er ö f f e n t l i c h e V o l k s u n t e r r i c h t ist S a c h e d e r K a n t o n e .

M a n könnte antw orten, m an hätte in unserer K a n ­ tonsverfassung au f diesen Artikel verzichten können.

Allein, w a s hier hervorzuheben ist, der Bundesschul- artikel ist in Artikel 13 unserer K antonsverfassung n u r t e i l w e i s e enthalten.

W a ru m h a t m an den Artikel l 3 weiter ausgedehnt? Unser Artikel 13 stellt a l l e n ö f f e n t l i c h e n Un t e r r i c h t , also a u c h d e n h ö h e r n , u n ter die Leitung und O ber­ hoheit des S ta a te s , w ährend der B undesartikel n u r vvm P rim a ru n te rric h t spricht. D a s ist zum M indesten über­ flüssig, — es ist mehr, es verletzt d a s N a t u r r e c h t , denn unser Artikel 13 bildet einen E ingriff in d as Recht der E ltern. Und wenn tatsächlich unsere R egierung die entsprechenden F olgerungen nicht zieht, so ist d aran w ieder nicht der Artikel 13 schuld.

Unser Artikel 13 stellt auch den p r i v a t e n U n t e r ­ r i c h t u n ter die Leitung und Oberhoheit des S ta a te s , eine Klausel, die im B undesartikel wieder nicht steht. S o überschreitet Artikel 13 um ein sehr W ichtiges die B undesverfassung, die den P riv atu n terric h t un b erü h rt läßt.

S o llte jem als ein kirchenfeindliches R egim ent unsere Schulen antikonfessionel gestalten, w a s sollen d a n n k a ­ t h o l i s c h e E l t e r n m i t i h r e n K i n d e r n a n f a n g e n , w enn d a n n der S t a a t seine H and auch aus die P r i ­ vatschulen legen kann? V or J a h r e n h atten in Basel die K a t h o l i k e n i h r e b l ü h e n d e n P r i v a t s c h u l e n . E in Gesetzesartikel, der unserm Artikel 13 so ähnlich sieht,

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wie ein Tropfen Wasser dem Andern, schloß diese P r i ­ vatschulen, a ls der S t a a t keine katholischen Schulen mehr dulden wollte.

Vielleicht werden einm al im W a llis die Privatschulen noch eine R ettung, einen A usw eg bilden, vorausgesetzt, daß der Artikel l3 seiner jetzigen Schärfe-entkleidet, d. h. gestrichen oder wenigstens aus das M aß des B u n d es­ artikels zurückgeführt werde.

*

* »

D a s sind die G ründe, die u n s zwingen, die A us- m erzung des Artikels 90 und zum mindesten die Ände­ ru n g des Artikels 13 zu verlangen. W ir greifen d am it nicht in 's profane Gebiet über. E s handelt sich vorab u m die k a t h o l i s c h e S c h u l e , auf die die Kirche ein unveräußerliches Recht hat, ein Recht, für d a s in Zeiten der V erfolgung, so noch vor wenigen Jahrzehnten, in den Zeiten des sogenannten K ulturkam pfes, Bischöfe und Priester in Kerker und V erbannung gegangen sind, und a n Geist und kirchlicher G esinnung hervorragende Laien m it Energie, Begeisterung und A usdauer gekämpst haben.

A uf diesem echt kirchlichen Boden werden sich die ka­ tholischen Laien und F ü h rer unseres Volkes m it dem K lerus der Diözese S itte n zusamm enfinden!

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