Originalartikel
Der Anteil an Honigtau und die elektrische
Leitfähigkeit des Honigs
H Pechhacker
Höhere Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau mit Institut für Bienenkunde, Abteilung
Bienenzüchtung,
A-3293 Lunz am See, Österreich(Eingegangen 1 Mai 1990; angenommen 15 Juni 1990)
Zusammenfassung — An drei
speziell
vorbereiteten Völkern wurde während einerHonigtautracht
der
Honigtauanteil
amGesamtzuckereintrag
durch die Analyse derHonigblaseninhalte
heimkehrender Trachtbienen
festgestellt.
DerHonigtauanteil
wurde mitfolgenden
Merkmalen desHonigs verglichen :
ElektrischeLeitfähigkeit,
AnteilHonigtauelemente
pro mg Zucker, Verhältnis Pollennektarblütiger
zu Pollen nektarloser Pflanzen pro mg Zucker und Pollen nektarblütig zuHonigtauelementen
pro mg Zucker. Ein höherer Anteil anHonigtau
am Gesamtzuckereintrag bewirktim
Honig
der Versuchsvölker eine höhere elektrischeLeitfähigkeit.
Ein höherer Anteil anHonigtau
hat eine
geringere
Anzahl an Pollen undHonigtauelementen
pro mg Zucker zur Folge. Zwischendem Verhältnis Anzahl Pollen nektarblütiger Pflanzen zu Pollen
windblütiger
Pflanzen bzw Anzahl Pollennektarblütig
zu AnzahlHonigtauelemente
und dem Anteil an Honigtau besteht einenegative
Korrelation.
Honig / elektrische Leitfähigkeit /
Honigtau
/Honigtauelemente
/Pollengehalt
EINLEITUNG
Orjewskij (1954)
stelltefest,
daßHonigtauhonige
eine höhere elektrischeLeitfähigkeit (=EL
im weiterenText)
aufweisen alsBlütenhonige.
Vorwohl(1964a
und1964b)
stellte ebenfalls eineVerbindung
zwischen dem Anteil anHonigtau
imHonig
und der EL desHonigs
fest. Die von ihm
(Vorwohl, 1964a) dargestellte,
verbesserte Methodikgilt
nach wie vor als
gute
Handhabe zurFeststellung
desHonigtauanteiles
imHonig.
Dies wird durch die Arbeiten vieler anderer Autorenbestätigt.
Da die
bisherigen
Arbeiten nur auf derSchätzung
des tatsächlichenHonig-
tauanteiles im
Honig
beruhen(aufgrund
der
praktischen
imkerlichenBeobachtung
und
Erfahrung),
bestehen imAussagewert
der EL des
Honigs
nochgewisse
Unsicherheiten. In der
vorliegenden
Arbeitstellten wir uns daher die
Frage bezüglich
des
Zusammenhanges
desmöglichst
exakt
geschätzten
Anteiles anHonigtau
am
gesamten Zuckereintrag
für dasZustandekommen eines
Honigs
unddessen EL.
METHODE
Die Untersuchungen wurden 1987 zwischen dem 30 Juni und 21 Juli während einer
ergiebigen Honigtautracht (Fichtentracht
vonPhysokermes
hemicryphus
Dalman 1825/26,Cinara
pilicornis Hartig
1841 und Cinara costataZett, 1828) in Lunz am See
durchgeführt.
DerDurchschnittsertrag
anWaldhonig
bei denLeistungsprüfvölkern
der umliegenden Stände betrug 25 kg.Versuchsvölker
Am 29 Juni wurden drei Bienenvölker auf Kunstschwärme abgekehrt und ohne
jede
Fütterung in der beginnenden Waldtracht auf Mittelwände gesetzt. Diese Völker hatten also keinerlei Vorräte an Honig, Pollen oder Brut.Probennahme
Regelmäßig
wurde zu verschiedenenTageszeiten eines jeden Trachttages von jedem
Volk getrennt eine Probe von rund 50 heimkehrenden Sammelbienen genommen.
Wenn sich am
vorübergehend
geschlossenenFlugloch
ausreichend Bienengesammelt
hatten, wurden diese in flüssigem Stickstoffabgetötet
und bis zurAufarbeitung
bei - 18 °Cgelagert.
Am 21 Juli wurde die Entnahme von
Bienenproben beendet und zugleich von
jeder
Wabe der drei Völker
(insgesamt
26 Waben) eine Probe verdeckeltenHonigs
durch Herauspipettieren des Honigs aus den Zellengezogen. Dieser
Honig
wurde bis zur Analysebei - 18°C gelagert. Bei der Entnahme der
Honigprobe
aus der Wabe wurde besonders darauf geachtet, daß derHonig
nur aus Zellenohne Pollen herauspipettiert wurde, damit jede
dadurch entstehende sekundäre Einstäubung
mit Pollen vermieden wurde.
Erhobene Daten von den Bienen
-
Honigblasengewicht
in mg;- Zucker mg
je Honigblase
(Biene); derZuckergehalt
wurdephotometrisch
nach derAnthron-Methode
(Gesamtzuckerbestimmung;
Humer, 1981) bestimmt. Die Gesamtanzahl der
untersuchten Honigblasen und die dabei erfaßte
Zuckermenge
sind in der TabelleI dargestellt;
- Vor der
Gesamtzuckerbestimmung
wurde von jedem Honigblaseninhalt die botanischeHerkunft bestimmt. Anhand der Pollen bzw
Honigtauelemente
und der Konsistenz desHonigblaseninhaltes
konnten Honigtau undNektar
auseinandergehalten
werden.Honigblaseninhalte mit 9,27% des insgesamt
untersuchten Zuckers konnten nicht
eindeutig Honigtau
oder Nektarzugeordnet
werden(Tabelle I).
Sie wurden bei derAuswertung
demNektar zugerechnet. Der
prozentuelle
Anteil des Honigtaues bzw Nektars am Gesamtzucker- aufkommen aus dieser Tracht konnte somit ziemlich genau pro Volk ermittelt werden. Derprozentuelle
Anteil anHonigtau
konnte nur jeweils für das gesamte Volk, nicht aber fürjede
einzelne Wabe getrennt erhoben werden, da die
Verteilung des über die
Honigblasenuntersu-
chung festgestellten Eintrages im Volk nicht kontrollierbar ist.Erhobene Daten an den
Honigproben
- Anzahl der Pollen (gesamt;
nektarblütig;
windblütig)
pro mg Zucker;- Anzahl der
Honigtauelemente
pro mg Zucker;hier wurde nicht
auseinandergehalten,
ob zB die gefundenen Pilzsporen tatsächlich vomHonigtau oder aber vom Nektar stammten.
Besonders in
Honigblaseninhalten
mit Nektarvon Cirsium
(Pollen
derCirsium-Gruppe)
wurden nämlich
häufig
nebenSporen
vonKreuzhefen auch andere Pilzsporen
gefunden;
- Die EL nach der von Vorwohl (1964a) angegebenen Methode : Messung in einer Lösung mit 20% Trockensubstanz bei 20°C;
Diese Daten des Honigs wurden von
jeder
einzelnen Wabe erhoben. Aus den
Ergebnissen
der Proben der einzelnen Waben wurde für
jedes Volk der
jeweilige
Durchschnittswert errechnet. Die Daten wurden mit herkömmlichen statistischen Verfahren ausgewertet.ERGEBNISSE
Die
Honige
der Versuchsvölkerentsprachen
im sensorischen Test und inihren
sonstigen Eigenschaften
demStandard
typischer Fichtenhonige
aus derRegion.
Der durchschnittlicheWassergehalt
derHonigproben betrug 16,2%.
Bei den Völkern 141 und 198 warder
Honig
zu einemgeringen
Ausmaß(rund 10-15%)
bereits in der Zelle auskristallisiert(Melezitosehonig). Speziell
bei diesen Völkern war der Anteil an
"Honigtau
kristallisiert" mit 26% amGesamtzuckereintrag
am höchsten."Honigtau
kristallisiert"bedeutet,
daß derHonigblaseninhalt
bei derTiefkühllagerung
der
Bienenproben
schon nach einerWoche in der
Honigblase
auskristallisiert war, während derHonigblaseninhalt
bei"Honigtau flüssig"
noch nach zwei JahrenGefrierlagerung flüssig
war. Dieser"Honigtau
kristallisiert" wies im Durchschnitt 41,12(± 2,19)%
Melezitoseam Gesamtzucker auf
(Pechhacker, 1990).
In der Tabelle I sind die Durch- schnittswerte der einzelnen Völker
dargestellt.
In denAbbildungen
1 und 2werden die
signifikanten Zusammenhänge
zwischen dem
prozentuellen Honig-
tauanteil am
Honig
und den verschie- denen Kriterien derHonige dargestellt.
Hier konnten zur statistischen
Auswertung jeweils
nur die Durchschnittswerteherangezogen
werden(dies entspricht
nurjeweils
dreiWertepaaren).
Bei den
Ergebnissen
aus den einzelnen Waben(n
=26)
konnte nur in denBeziehungen
EL zu AnzahlHonigtau-
elemente pro mg Zucker
(r
= -0,40; P <0,05)
und EL zu Verhältnis Pollennektarblütig
zu AnzahlHonigtauelemente (r
= - 0,38; P <0,05)
einsignifikanter Zusammenhang gefunden
werden. Dieanderen
Beziehungen
ließen wegen dergroßen Streuung
zwischen den Waben innerhalb eines Volkes nur Trends erkennen.DISKUSSION
Der
gefundene signifikante
Zusammen-hang
zwischen demprozentuellen
Anteilan
Honigtau
amGesamtzuckereintrag
undder durchschnittlichen EL
(Abb 1A) bestätigt
diebisherigen
Annahmen(Orjewskij,
1954;Vorwohl,
1964a und b;Dustmann,
1967;Bianchi, 1980)
sehr klar.Anhand der EL kann daher der Anteil an
Honigtau
am Zustandekommen desHonigs
und damit die botanische Herkunftgut
erkannt werden.Allerdings
müssenweitere
Untersuchungen
an den verschie-denen
Honigtautrachten
bzwRegionen durchgeführt
werden, umgenerelle
Standards zu schaffen.
Nicht den
Erwartungen entsprach
dieBeziehung
EL zu Anzahl derHonigtauelemente
pro mg Zucker. Auch bei den anderen Sedimentbestandteilen(Pollen nektarblütig,
Pollenwindblütig
bzwnektarlos) zeigte
sich eineTendenz,
daßbei höherem Anteil an
Honigtau
die Anzahlder Sedimentbestandteile pro mg Zucker
generell niedriger
ist. DieseErgebnisse
wurden durch die in Abb 2 A und B
dargestellten Beziehungen
zwischen dem Anteil anHonigtau
und der Anzahl Pollenwindblütig
pro mg Zucker bzw EL zu AnzahlHonigtauelemente
pro mg Zucker(Abb 1 B)
sowohl beim Durchschnitt der einzelnen Völker als auch bei den einzelnen Wabenbestätigt.
AlsBegründung
für dieseBeziehung
könnteein
generell geringerer
Anteil anSedimentbestandteilen pro mg
eingetra-
genem Zucker im
Honigtau
angenommen werden. Beweise hierzu fehlenallerdings.
Die
signifikanten Beziehungen
zwischendem Anteil an
Honigtau
am Gesamt-zuckereintrag
und dem Verhältnis Pollennektarblütig
zu Pollen nektarlos(Abb 2C)
und der
Beziehung
EL zu Verhältnis Pollennektarblütig
zuHonigtauelemente,
bestä-tigen
dieRichtigkeit
der bishergeübten
Praxis in der
Honig-Pollen-Analyse : honigtaureicherer Honig
hat imBezug
aufdie Anzahl der Pollen
nektarblütig
mehrPollen nektarlos bzw mehr
Honigtauele-
mente im Sediment.
Summary — Honeydew
content andelectrical
conductivity
ofhoney. During
the
honey
flow fromhoneydew
in Lunz amSee, Austria,
between June 30th andJuly
21 st
1987, samples
ofreturning
fieldbeesfrom 3
specially prepared
colonies(without
any reserve of
honey
andpollen)
were col-lected
daily
at various times. The bee sam-ples
were killed inliquid nitrogen
andstored at -18°C. At the end of the
experi-
ment
honey samples
were also taken from each comb of the colonies.The
following
data were collected from the bees:weight
of thehoneysac,
sugar content in thehoneysac (Anthron
method= total sugar
analysis)
and the botanical or-igin
of thehoneysac
content(on
the basisof
pollen grains
andfungus spores).
Meas-urements of the
honey samples
were asfollows : electrical
conductivity,
number ofpollen grains (nectar plants
and nectarlessplants)
andhoneydew components (fun-
gus
spores)
in thehoney
sediment per mg sugar.Significant
correlations were found be- tween electricconductivity
and sugar con- tentoriginating
fromhoneydew
and num-ber of
honeydew components
per mg sugar in thehoney (fig 1 A, B).
Significant negative
correlations werealso found between the
percentage
of hon-eydew
sugar in thehoney
and the number ofhoneydew components
in thehoney
sediment per mg sugar, the number of
pol-
len
grains
fromwind-pollinating plants
per mg sugar and the relation ofpollen grains
of nectar
plants
topollen
of nectarlessplants
per mg sugar(fig 2A, B, C).
The re-sult of
higher honeydew
content in thehoney
is asignificant higher
electric con-ductivity,
a lower relation between thenumber of
pollen grains
fromnectarplants
to
pollen
of nectarlessplants
per mg sugar and ageneral
lower content of sedimentcomponents
per mg sugar in thehoney.
honey
/ electricalconductivity
/honey-
dew /honeydew component
/pollen
content
Résumé — Teneur en miellat et conduc- tibilité
électrique
du miel. Durant la miel- lée de miellat à Lunz am See(Autriche)
du30
juin
au 21juillet
1987, on aprélevé, chaque jour
à des heuresvariables,
des échantillons de butineuses rentrant à la ruche etappartenant
à 3 coloniesexpéri-
mentales
dépourvues
de réserves de mielet de
pollen.
Les abeillescapturées
ontété tuées dans l’azote
liquide
et conser-vées à - 18°C. A la fin de
l’expérience,
des échantillons de miel ont
également
étéprélevés
dans chacun des rayons des co- lonies.Les données suivantes ont été notées :
- pour le
jabot
des abeilles :poids,
te-neur en sucres
(méthode
Anthrone = ana-lyse
des sucrestotaux)
etorigine
botani-que
(d’après
lesgrains
depollen
et lesspores de
champignons);
- pour le miel : conductibilité
électrique,
nombre de
grains
depollen (plantes
necta-rifères et
plantes
nonnectarifères)
et d’in-dicateurs de miellat
(spores
dechampi- gnons)
par mg de sucre.Des corrélations
significatives
ont ététrouvées entre la conductibilité
électrique,
la teneur en sucre
provenant
du miellat et les indicateurs de miellat(spores
dechampignons)
par mg de sucre dans le miel(figure
1A etB).
Des corrélations si-gnificativement négatives
ont été aussitrouvées entre les
pourcentages
de sucre de miellat dans le miel et le nombre d’indi-cateurs de miellat dans le sédiment du miel par mg de sucre, le nombre de
grains
de
pollen provenant
deplantes
anémo-philes
par mg de sucre et lerapport grains
de
pollen
deplantes
nectarifères /grains
de
pollen
deplantes
non nectarifères par mg de sucre(figure 2A,
B etC).
La consé-quence d’une teneur en miellat
plus
élevéeest une conductibilité
électrique
du miel si-gnificativement plus élevée,
unrapport plus
faiblegrains
depollen
deplantes
nec-tarifères /
grains
depollen
deplantes
nonnectarifères par mg de sucre et une teneur
générale plus
faible en éléments de sédi- ment par mg de sucre dans le miel.miel / conductibilité
électrique
/ miellat /indicateur de miellat / teneur en
pollen
LITERATUR
Bianchi EM (1980) Die elektrische Leitfähigkeit
in
Honigen
ausSantiago
des Estero,Argentinien. Apidologie
11, 25-28Dustmann JH (1967) Messungen von Wasserstoffperoxid und Enzymaktivität in
mitteleuropäischen
Honigen. Z Bienenforsch 9, 66-73Humer J (1981) Nektar- und Pollenuntersuchungen an sammelnden Honigbienen.
Diplomarbeit,
Botanisches Institut der Universität für Bodenkultur, WienOrjewskij
TD (1954) Elektrolytische Methode zurEntdeckung des
Honigtaues.
Pchelovodstvo(9), 42 (in Russisch)
Pechhacker H, Praznik W, Klaus J (1990)
Untersuchungen
über dasZuckerspektrum
inHonigblaseninhalt
und Honig.Apidologie
21,447-455
Vorwohl G (1964a) Die Messung der
elektrischen Leitfähigkeit des Honigs und die Verwendung der Meßwerte zur
Sortendiagnose und zum Nachweis von Verfälschungen mit Zuckerfütterungs- honigen. Z Bienenforsch 7, 37-47
Vorwohl G (1964b) Die Beziehungen zwischen
der elektrischen Leitfähigkeit der Honige und
ihrer trachtmäßigen Herkunft. Ann Abeille 7
(4), 301-309