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Herr E, ganz ungewohnt

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Academic year: 2022

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Herr E, ganz ungewohnt

ZULLINO, Daniele Fabio, VOGEL, Marc

ZULLINO, Daniele Fabio, VOGEL, Marc. Herr E, ganz ungewohnt. Swiss Archives of Neurology, Psychiatry and Psychotherapy , 2017, vol. 168, no. 6, p. 183-184

Available at:

http://archive-ouverte.unige.ch/unige:100167

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CASE REPORT 183

Case report und Quiz

Herr E, ganz ungewohnt

Daniele Zullinoa, Marc Vogelb

a Service d’Addictologie, Hôpitaux Universitaires de Genève; b Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen, Universitäre Psychiatrische Kliniken, Basel

Sie erhalten den Anruf einer Frau E, die sich beklagt, dass sich ihr 71-jähriger Ehemann im Verlauf der letz- ten 10 Monate sehr stark verändert habe. Der bis anhin eher zurückhaltende, schüchterne Mann sei plötzlich triebhaft, bedränge sie häufig sexuell. Dies sei umso erstaunlicher, als dass er in den letzten Jahren zuvor eher etwas antriebslos, häufig gar emotionslos gewirkt habe. Letztens habe er zudem gewisse, für ihn als einen langjährigen sparsamen und disziplinierten Verwal- tungsangestellten, äusserst befremdende Angewohn- heiten entwickelt. Er habe begonnen, aus dem Internet nicht nur stundenlang pornographisches Material herunterzuladen, sondern sei zunehmend auch auf Glücksspielseiten gewesen und habe in der Zwischen- zeit soviel Geld ausgegeben, dass das Paar gezwungen war, das Auto zu verkaufen und auf eine Ferienreise zu verzichten.

Sie erfahren ausserdem von Frau E, dass ihr Mann bis vor kurzem immer bei bester Gesundheit gewesen war, sein Hausarzt ihm jedoch vor ca. einem Jahr einige Untersuchungen bei einem Neurologen organisiert hatte. Er nehme seither Medikamente ein, deren Name sie allerdings nicht wisse, Antidepressiva seien es auf alle Fälle nicht.

Sie bestellen Herrn und Frau E zu einem Gespräch in Ihre Sprechstunde. Frau E berichtet Ihnen noch im Wartezimmer, ihr Mann habe vor lauter Internet- gebrauch ganz vergessen, seine Medikamente aus der Apotheke zu holen und habe seit fast einer Woche keine Tabletten mehr. Auch sei es etwas seltsam, aber heute wirke er wieder fast so wie früher, und in den letzten Tagen sei auch sein sexueller Appetit ver- schwunden.

Herr E, ein langjährig sparsamer und disziplinierter 71-jähriger ehemaliger Verwal- tungsangestellter, entwickelt befremdende Angewohnheiten: Bis anhin eher an- triebslos ist er gegenwärtig triebhaft und beschäftigt sich mit Glücksspielen.

Kommentar [1, 2]

Verschiedene Indikatoren weisen auf eine Impuls- kontrollstörung unter dopaminagonistischer Behand- lung einer Parkinsonkrankheit hin, welche unbehan- delt unter anderem durch einen kleinschrittigen Gang gekennzeichnet sein kann. Zu diesem Krankheitsbild passt auch die Apathie vor Einsetzen und nach Abset- zen der neurologischen Medikation. Zu den Verhaltens- auffälligkeiten der Impulskontrollstörung gehören z.B.

pathologisches Glücksspiel, impulsives Essen oder Kaufen und Hypersexualität. Circa ein Sechstel der mit Dopaminagonisten behandelten Parkinsonpatienten entwickeln eine solche Problematik. Zu den potentiel- len Risikofaktoren gehören männliches Geschlecht, jüngeres Alter, Substanzgebrauch in der Vorgeschichte, eine positive Familienanamnese für pathologisches Glücksspiel sowie vorbestehende impulsive Persön- lichkeitszüge. Das Umstellen auf ein alternatives Prä- parat ist meistens angezeigt. Für einen Einsatz von Psy- chopharmaka gibt es kaum Evidenz, jedoch konnte für den Opioidantagonisten Naltrexon eine Verbesserung der Symptomatik gezeigt werden. Auch kognitiv-beha- viorale Therapieansätze können hilfreich sein.

Richtige Antwort: B.

Peer reviewed artleic

Frage 1

Noch während des Weges in Ihr Sprechzimmer fällt Ihnen eine neurologische Besonderheit an Herrn D auf. Welche?

A Ein breitbeiniger Gang B Ein kleinschrittiger Gang C Ein ausgeprägter Nystagmus D Ein starkes Schielen

E Ein ausladendes Schwingen der Arme

Frage 2

Herr E erzählt Ihnen während des Gespräches, im Internet von einem operativen Eingriff gelesen zu haben, der sein neurologi- sches Leiden korrigieren könnte. Um welchen Eingriff handelt es sich am wahrscheinlichsten?

A Lobotomie

B Ventrikulo-peritonealer Shunt  C Aneurysma-Clipping D Tiefe Hirnstimulation

E Transsphenoidale Hypophysektomie

Kommentar

Die Tiefe Hirnstimulation (Deep Brain Stimulation;

DBS), ist ein grundsätzlich reversibler minimalinvasi- ver neurochirurgischer Eingriff, bei dem feinste Elekt-

SWISS ARCHIVES OF NEUROLOGY, PSYCHIATRY AND PSYCHOTHERAPY 2017;168(6):183–184

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CASE REPORT 184

roden zur chronischen Stimulation umschriebener Kerngebiete implantiert werden. Die fortgeschrittene Parkinson-Krankheit ist zurzeit die häufigste Indika- tion für diesen Eingriff. Hierbei wird meist der Nucleus subthalamicus angesteuert [3, 4].

Der ventrikulo-peritonealer Shunt bezeichnet eine chirurgisch geschaffene Verbindung (Shunt) zwischen dem zerebralen Ventrikelsystem und der Peritoneal- höhle, und dient der Ableitung des Liquors bei Vorlie- gen eines erhöhten Hirndrucks (z.B. Hydrocephalus).

Das Aneurysma-Clipping besteht im Aufbringen eines Metall-Clips auf den Hals eines Aneurysmas, wodurch das Aneurysma aus der Zirkulation ausgeschaltet wird.

Transsphenoidale Hypophysektomie bezeichnet die operative Entfernung der Hirnanhangsdrüse, z.B. im Rahmen von Hypophysentumoren.

Richtige Antwort: D.

Disclosure statement

No financial support and no other potential conflict of interest relevant to this article was reported.

Weiterführende Literatur

1 Raja M, Bentivoglio AR. Impulsive and compulsive behaviors during dopamine replacement treatment in Parkinson’s Disease and other disorders. Curr Drug Saf. 2012;7(1):63–75.

2 Voon V, Napier C, Frank MJ, Sgambato-Faure V, Grace AA, Rodri- guez-Oroz M, Obeso J, Bezard E, Fernagut PO. Impulse control disorders and levodopa-induced dyskinesias in Parkinson’s disease: an update. The Lancet Neurology. 2017;16(3):238–50.

3 Jahanshahi M, Obeso I, Baunez C, Alegre M, Krack P. Parkinson’s disease, the subthalamic nucleus, inhibition, and impulsivity.

Mov Disord. 2015;30(2):128–40.

4 Coenen VA, Amtage F, Volkmann J, Schläpfer TE. Tiefe Hirnstimula- tion bei neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen.

Deutsches Ärzteblatt. 2015;112(31–32):519–26.

Correspondence:

Daniele Zullino Prof. Dr. med.

Service d’Addictologie Hôpitaux Universitaires de Genève

CH-1205 Genève Daniele.Zullino[at]hcuge.ch

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