Physikalische
Über
das Fließen
in
kapillaren
Räumen
Von H.Gbeinacher Mit 7
Abbildungen
im Text(Eingegangen
am 14. 8. 58) ZusammenfassungZunächst wurdendieStrömungsverhältnissein einer
zylindrischen Kapillare,
als demPrototyp
einesporösenKanals,untersucht. Es wurden dieBewegungs-gleichungen
fürdieFlüssigkeitsfront aufgestelltfür denFall, daß eineKapillare
in eine Flüssigkeit eingetaucht wird; zunächst bei horizontalerLage
(reineKapillarwirkung),
sodannbei vertikalerLage (zusätzlicheSchwerewirkung).
In ähnlicher Weiseließ sich auch dieFormelfür das KapillarmodelleinesporösenKörpers
bei radialer Anordnung aufstellen. Mit den gewonnenen Resultaten konnten sodann die Strömungsverhältnissein zweidimensionalen Körpern (wiePapier und
Tonplättchen)
verglichen werden. Besonders untersucht wurdenporöse Streifenmit einseitiger und Kreisscheiben mit zentraler
Benetzung.
Es ließsichzeigen,
daß,wiebeiKapillaren,
die Fließfront mit Vtfortschreitet,hierallerdings
erst bei größeren Wegstrecken. Bei radialerStrömung ergaben
sichAbweichungen
von diesem Verhalten. Auf diese sowohl als auf den Umstand, daßbei linearerStrömung
amAnfang
dasV¿-Gesetz nicht erfülltist,wurdenochbesonders eingegangen. Esergab sich ferner die Frage, inwieweit der Verlauf
der Fließkurven bei vertikaler Lage auch quantitativ mit dem in
Kapillaren
übereinstimmt. Zu diesem Zweck wurde eine dynamische Methode zur Steig-höhenbestimmunginKapillaren aufgezeigt und ihreAnwendbarkeit aufporöse Stoffegeprüft. Schließlichinteressierte noch dieFragenach derStrömungunteralleiniger
Wirkungder Schwere, im einzelnennachderAbhängigkeit
derFließ-geschwindigkeit von der Fließlänge. Inwieweit
überhaupt
die Voraussetzung einergerichteten Strömungerfülltist, lassendiebeigefügten
Stromlinienbilder erkennen.Nach Duclaux undErreraxläßt sich die
Kapillare
eines Viskosi-meters durch einenporösen
Körper
ersetzen.Umgekehrt
kann man,umdas Fließenin einem
porösen
Körper
zubeschreiben,
modellmäßig
dasBild einesBündels feiner Haarröhrchenverwenden. Da die Gesetze
für
zylindrische Kapillaren
bekannt und einfachsind,
läßt sich der 1Kapillardurchmesser
2r und damit die Porenweite unschwerbestim-men. Dies wurde bereits von Bechhold2 nach zwei Methoden
ausge-führt.Die einebestandin der
Messung
desDruckes,
denesbraucht,
um2a
eine
Flüssigkeit
unterÜberwindung
desKapillardruckes
p =—
durch eine
Kapillare
hindurchzutreiben(statische Methode),
die anderefußteaufder
Anwendung
des Poiseuilleschen Gesetzes.(dynamische
Methode).
Da die Porenweite des ausgemessenen Ultra-filtersnicht einheitlichwar,ergab
dieersteMethodewesenthchgrößere
Werte als die
zweite,
entsprechend
demUmstand,
daß die erste diegrößte
Porenweite,
die zweite aber nur einengewissen
Mittelwertanzeigt.
Durch Kombination beider Verfahrengelang
es Erbe3 dieGrößenverteilung
der Poren zu bestimmen. Diese Methoden wurdendann weiter
ausgebaut
durchManegold,
Komagata undAlbrecht4,
die sich auch
eingehend
mit den verschiedenenKapillarsystemen
be-faßten und aufdie beiden Grenzfälle der
Querschnittsform
hinwiesen:kreisförmig
undschlitzförmig.
Für den letzteren Fall ist Formel(1)
zuersetzen durch
yß-i^f-
<»>
2
d=Weite,
6=Breite des Schlitzes. NachWicke5sindje
nachStruktur desporösen
Körpers
3 verschiedenePorensysteme
zu unterscheiden.Eines davon kann
modellmäßig
durch ein Bündelzylindrischer
Kanäledargestellt
werden,
während für die beidenanderen,
das kombinierteMakro-und
Mikrosystem,
sowiefürdie Schaum- bzw. Schwammstruk-tur andere Modelle zu wählen sind. Immerhin kann diezylindrische
Kapillare
alsPrototyp
einesporösen
Kanalsgelten,
und es ist dann im einzelnen Falle zuprüfen,
inwieweit diefürKapillaren
abgeleiteten
Gesetze zutreffend sind.
Im
folgenden
wurde das Verhalten von 2 dimensionalenporösen
Gebilden wie
Lösch-,
Filter- undChromatographiepapier,
sowie vonTonplättchen
beimDurchsaugen
vonFlüssigkeit
näheruntersucht und2H.Bechhold,Z.
physik.
Chem. 64(1908) 328.3F.
Erbe, Kolloid-Z. 63 (1933)277.
4E.
Manegold, S. KomagataundE.Albrecht, Kolloid-Z. 93 (1940) 166. 5E.
kapillaren
mit dem in
Kapillaren
verglichen.
Vor allem interessierte das Fort-schreiten derFlüssigkeitsfront
imPrüfobjekt,
wenndieses an gegebe-ner Stehe mitFlüssigkeit
inBerührung
gebracht
wird. Es wurdenfolgende
Anordnungen,
wie sie z.T. in ähnlicher Weise auch in derPapierchromatographie vorliegen,
verwendet:la)
Papierstreifen
in horizontalerLage,
ameinenEndebenetzt,
1b) Papierstreifen
in verti-kalerLage,
mit den beiden Variantenlbx)
Benetzung
oben,
lb2)
Be-netzung
unten,
2)
kreisförmiges Papierblatt,
inder Mitte benetzt.Fließenin
Kapillaren
Zunächst seien die Verhältnisse im
Kapillarmodell
fürAnordnung
1)
näher untersucht. Die 3 Fällela,
lbx
undlb2
sind schematischinAbb.1
dargestellt.
Fallía. Hier wirktnurdie
kapillare
Saugkraft
K.Durchdiese wird einerseits die im Röhrchen befindliche und
andererseits diebei A in die
Kapillare
eintretendeFlüssig-keit
beschleunigt.
Dieerstere erfährt dieBeschleunigung
Ibl
mx = nr"Qxx ,
die
zweite,
die durch dm= tir2
qdx
gegeben
ist,
wirdinderZeit dtvon o aufv
be-schleunigt.
DieBeschleuni-gung ist somit
Î"
1a IbiII'
nr2odx V dt tir2 q x2. Abb. 1.Kapillar-Schema
Alsweitere Kraftwirkt dem
Kapillarzug
nochdie der innerenReibung
K{
entgegen,
sodaß wir fürdieBewegungsgleichung
derFlüssigkeit
den Ausdruck erhaltennr*q x x tir2 q x2
K~KS
(3)
FürKistzusetzenK = 2jira(a
=Kapillarkonstante). Kt
findenwirausdem
Poiseuilleschen
Gesetz(1),
wennwirbedenken,
daßKt=
nr2p
unddie mittlereStrömungsgeschwindigkeit
v =V/t-.nr2.
Es istdanach(l
= xgesetzt)
Die
Bewegungsgleichung
lautet somitr2Q
(x
x -4-x2)
= 2r a—8 rj xx.(5)
Das
Strömungsgesetz
erweist sich also alskomphziert,
und einfache Verhältnisse sind nur zuerwarten,
wenn die Glieder linksvernach-lässigt
werden dürfen.Diesist derFall,
wenn man nurden Strömungs-verlauf nachlängerer
Zeit insAuge
faßt,
d. h. wenn sowohl dieBe-schleunigung
x als dieGeschwindigkeit
xgenügend
kleingeworden
sind.Günstig
wirkt sich dabei der Umstand aus, daß die Gliederlinks
umgekehrtes
Vorzeichenergeben
und sich so teilweiseaufheben. Ferner ist zubeachten,
daß links der Faktorr2,
rechts aber nur r1 auftritt. Manwird daher im Fallegenügend
feinerKapillaren (Poren)
ohnegroßen
Fehler die hnke Seitevon(5)
gleich
0 setzen dürfen. Diesführt dann zu dem einfachen Resultat
* -£•«•
<6)
Fall Ib. Bei vertikaler
Lage
kommt als weitere Kraft noch das Gewicht derFlüssigkeitssäule,
das nr2 ggxbeträgt,
hinzu. DieBe-wegungsgleichung
lautet daherjetzt
2nr a
±
nr2g gx = 8nr\x x
(7)
(—
beiAufwärts-,
-4- beiAbwärtsbewegung).
DieIntegration ergibt
für
t
eA
(Í-X)
=e-al
(8)
für
\
e~x(l
+X)
=e-al.
(9)
X T^ O^O
Hier bedeutet X = -=-
(h
=Steighöhe)
und a =-r¡r-^-
.Da a =
-~hrr,g,
so ist auchra new
a =
JW
(10)
Für die
Fließgeschwindigkeit
X'folgt
für
f
X- =a(~—í\
0 < X < 1(11)
kapillaren
Sie erreicht
aufsteigend
bei X=1,
d. h. bei x= hden Wert 0 undab-steigend
bei X = co den Werta. D. h. dannwirdoder . _ x _ v _ rot h h 4r¡h2 r a. 4?7 rgg r'gg " ' et]h it] 2a " 8») "
(13)
Dies ist aber die
Geschwindigkeit,
mit der sich derFlüssigkeitsfaden
in einerKapillaren
unteralleiniger Wirkung
der Schwere nachuntenbe-wegt.
Esfolgt
diesunmittelbar auchaus(7),
wenn mandaselbsta = 06001-1-1-1-1-1-1-rj-Abb. 2.
Fließgeschwindigkeit
inKapillaren
fürdie dreiRichtungen
f
1->setzt. Der
generelle
Verlauf der3 Kurvengemäß
den Gl.(6),
(8)
und(9)
ist unterZugrundelegung
der einfachen Zahlenwerte h = a= 1 inAbb.2
dargestellt.
In Wirklichkeit wäre für Wasser mit den Werten o^g =
72,8
dyn
cm-1 und r¡20 =
0,0100
g cm-1 s-1 zurechnen,
d. h. mit den Werten h = —-cmunda=8,26.104
r3 s-1. Wenn man damit die Zeitaus-r
rechnet,
die Wasser zumAufstieg
auf z. B.0,9
hbenötigt
und diesevergleicht
mit der ZeitV,
die es für dieselbe Strecke bei horizontalerLage gebrauchen
würde,
so findet manfolgende
Zahlen: r mm 10,1
0,01
0,001
h1,48
cm14,8
cm1,48
m14,8
m0,9
A1,33
cm13,3
cm1,33
m13,3
m t0,017
s 17 s4,7
h 196 d t'0,0049
s4,88
s1,35
A56,4
dFall 2. Um den Fall radialer
Strömung
durch einenporösen
Körper
modellmäßig
zuerfassen,
denken wirunsdiesen durch dichtgepackte
radial
angebrachte
Kapillaren
ersetzt. Im Abstand x(Abb.
3)
vom Zentrum seien aufdem Kranzeder Dickedx
nxRöhrchenangebracht.
IstvxdieFließgeschwindigkeit
andieserStelle,
soist dieReibungskraft
in einem Röhrchen 8 7ir\ vx dx und in allen Röhrchen zusammen
d
Kt
= 8 tir¡ vxnx dx.Bedeutet nR die Zahl der Röhrchenander Fließfront
(R)
und vR dieFließgeschwin-digkeit
daselbst,
so lassen sich offenbarfolgende
Beziehungen
anschreibenAbb. 3. Radiale
Anordnung
nx =
nR-J[
und vx=VR—
so daß wir haben
d
Kt=
8 tir\ vR nRdxund für die
Reibungskraft
in sämtlichen Röhrchen biszur FließfrontK{
= 8 n vvRnRJdx
= 8 nr¡vRnR
(R—R0)
.(14)
Dies ist nun
gleich
demKapillarzug
K an derFließfront,
für den wir schreiben können K = 2 n èKx,
wo ô die Dicke der Schicht undKx
denKapillarzug
pro 1 cm2 bedeutet. Drücken wirnR durch n^ d. h. dieZahl der Röhrchenpro 1 cm2ausund setzensomit nR = 2 tiR ô nx, so führt GleichsetzenvonK und
K(
zuderBeziehung
8 ti7]nx vR
(R—R0)
=Kx.
Da die
Fließgeschwindigkeit
ander FrontvR dR~dt
(15)
,so
ergibt
sichaus(15)
oder
8 tir¡
jdR(R—R0)
=Kx¡nx
tRo
4nrj
(R-R0)2
=Kx¡nx
• t.(16)
DaK-^n^
d. h. derKapillarzug
pro Röhrchengleich
2 nr aist,
so findet man schließlichkapillaren
Es
ergibt
sich also für die Fließstrecke(R—RQ)
bei radialerStrömung
genau derselbe Ausdruck wie für die Fließstrecke x beieinseitiger
Strömung.
Die hier
abgeleiteten
Resultate sind unter der Annahme eineskreisförmigen
Querschnittes
derKapillaren
gewonnen. Esist indessen nichtanzunehmen,
daß sie für andereQuerschnitte
wesentlich anders ausfallen.Legt
manz.B. den anderen Grenzfall einesschlitzförmigen
Querschnittes
zugrunde,
soergibt
sich unterBenützung
von(2)
fürdas Fheßen in horizontaler
Richtung (Schlitzbreite
groß
gegen Weitevorausgesetzt)
^=Í~t.
(18)
Dies
entspricht
aber ganz dem Ausdruck(6).
Nur ist der Zahlenfaktor1 2
«- durch-s- ersetzt. Die
Porengröße
2r bezw. 2dergibt
sich demnachnahezu
gleich groß.
DieRechnung
ist daher für die anderen Fälle lb und 2nicht weiterdurchgeführt. Dagegen
seiergänzend
nochder Aus-druck für das Poiseuihesche Gesetz bei radialerStrömung
zwischenzwei
parallelen
Ebenenangegeben.
ZweiKreisscheiben,
die in der Mitteausgeschnitten
sind(Radius :R0),
seien koaxial übereinander im Abstand2dangebracht.
DievonR0
bis R strömendeFlüssigkeit
steheunterdem Druckp. Es
ergibt
sich hierfür«7<=sfrak-
(,9)
Fürden Druck im Abstandx vomZentrumerhält man
InR/x ,0„,
v* =
Vynm¡-
(20)
Ausdruck
(19)
geht
für R undR0
sehrgroß,
wenn manR—R0
= lsetztund
V/t
pro Schlitzbreite 6=1 cmausrechnet,
wie esseinmuß,
inFormel
(2)
über.Fließen in
porösen
MaterialienFließenunter
alleiniger
Wirkung
derKapillarkraft
A.EindimensionaleStrömung.
Vor allem interessierte dieFrage,
inwieweit auch fürporöse
Stoffe dasquadratische
Gesetz(4)
Gültig-keit besitzt. Für die Versuche mit Wasser wurde die einfache
Anord-nung der Abb.4 verwendet. Der mit einer
Teilung
versehenePapier-streifen8von
2,4
cm Breite wurde in einetransparente
PlastikhülleHeingeschoben,
so daß er diesenurmit den Seitenrändern berührte. ImFond der Hülle befand sich ein mit Wasser
getränkter
WattebauschW,
um soeine
Verdunstung
deseingesaugten
Wassers nachMöglichkeit
zuverhindern. Die
rechteckige
Schale G wurde bis oben mitWasser
ge-füllt. Zu einem
gegebenen
Zeitpunkt legte
man nun die Hülle mit dem0_5_10
i i i i I i i I i s
GH U
Abb.4.
Versuchsanordnung
w
Streifen bei derMarke Null aufdenRand der
Wasserschale,
wobeimandurch eine
passende Unterlage
U für horizontaleLage
des Streifenssorgte.
Beigenügend
hoherLuftfeuchtigkeit
konnteje
nachUmständendiePlastikhülleauch
weggelassen
undderStreifen(Breite
zumeist3cm)
Abb.5. 1.
Fließgeschwindigkeit.
IbeiVerhinderung
derVerdunstung;
IIohneVerhinderung
derVerdunstung.
2.Prüfung
derBeziehung x2/t
= const,fürLLösch-, G
Chromatographie-
und FFiltrierpapier,
TTonplättchen
direkt aufdie nicht benetzende
Unterlage
Ugelegt
werden. Einge-wisses Interesse bot die
Untersuchung
vonTonplättchen
10X10cm2,
Dicke: 5 mm, da dieses Material die
Voraussetzung
zurHerstellung
derneueren
Diffusionshygrometer6
bildet. Hiererfolgte
dieBenetzung
6H.
Greinacher, Helv.
physica
Acta 17 (1944) 437. Chimia [Zürich] 7kapillaren
der einen Seite des
quadratischen Objekts
dadurch,
daß man sie inguten
Kontakt mit nassemLöschpapier
brachte. In allen Fällen ließsich die
Gleichmäßigkeit
des Versuchsmaterials daranerkennen,
daß die Fließfront sichgeradlinig
senkrecht zumFlußfortbewegte.
In Abb.5 sind nun
einige Messungen zusammengestellt.
I und IIzeigen
den zeitlichen Verlauf fürLöschpapier
mit und ohnePlastik-hülle bei einer
Luftfeuchtigkeit
von30—40%.
II läßt eine deutlicheVerlangsamung
beigrößeren
Fließstrecken erkennen. Weiter ist zurPrüfung
derGültigkeit
desquadratischen
Gesetzesx2/t
als Funktion von xaufgetragen.
Manerkennt,
daß für alle3Papierproben (C,
F,
L)
bei nicht zu kleinenWegstrecken
(etwa
von 5cman)
annäherndhorizontale Gerade herauskommen. Beim
Tonplättchen (T),
für dasx2/t
im zehnfachen Maßstabaufgetragen
wurde,
ist dasquadratische
Gesetz sogar über den ganzen Bereichgut
erfüllt. Die Ordinaten derHorizontalen
entsprechen
also dem Ausdruck der Formel(6).
Rechnet man damit dieentsprechenden Kapillarweiten
2r aus, so erhält manfolgende
Werte: FFiltrierpapier
2r =0,15
•-^-
=8,2
• 10"5cm G Whatman 40,16
.^-
=8,8-
10~5cm aÍ
Löschblatt[
SihlBlotting
0,29
•-^
=15,9
• 10~5 cm TTonplättchen
0,010
•^-
=0,55
• 10~5 cm.Ergänzend
seibemerkt,
daß auch Fließversuche mitTerpentinöl
und mineralischem Nähmaschinenöl konstanteWerte
fürx2/t ergaben.
Infolge
deslangsameren
Fließens fielen sieallerdings
kleiner aus(0,004
bis0,006).
Charakteristisch an den
x2/i-Kurven
ist ihrAnsteigen
bei kleinenWegstrecken.
DasEinsaugen
derFlüssigkeit erfolgt
auf den erstenZentimeter relativ rascher als
später,
tist kleinerals demquadratischen
Gesetzentspricht.
Damitparallel
geht
dieTatsache,
daß sich dieStreifen auf den ersten cm wegs mit einer
zusammenhängenden
unddamit
regelmäßig
spiegelnden
Wasserschichtbedecken,
während derübrige
Teil eine matt scheinende Oberflächezeigt
und offenbar nicht maximalvollgesaugt
ist.Damitstehen
folgende Erscheinungen
in unmittelbaremZusammen-hang.
Schneidet man einenPapierstreifen
während desEinsaugens
von der Wasserzufuhr
ab,
indem man ihn etwadurchschneidet,
so wandert die Fheßfront trotzdem noch eine Strecke weiter. Ferner beobachtet man, daß derFließvorgang
nichtaufhört,
wenndieFließ-frontamEnde des Streifens
angelangt
ist.Esist diesanderspiegelnden
Wasserfläche,
die allmählich die ganzeLänge
überzieht,
zu erkennen.Das Nachfließen läßt sich aber auch direkt sichtbar
machen,
indemmandas
Papier
nach demStop
der Fließfront mitTuschebetupft.
Es entstehen dannje
nachdem AbstandderTupfe
vomPapierende
mehroder
weniger
lange
Tuschestriche(Abb.lH).
Esgeht
daraushervor,
daß auch hinter derFließfront nochKapillarkräfte
wirksam sindund daß demnach das Ersatzmodell eines Bündels vonKapillaren,
das nur an der FheßfrontKapillarität
voraussetzt,
die Verhältnisse zum min-destenfürdünnePrüfobjekte
nichtvollständig wiedergeben
kann. DieGültigkeit
desquadratischen
Gesetzes,
sowie derUmstand,
daß für 2rWerte der
richtigen
Größenordnung
gefunden
werden,
deuten aberdaraufhin,
daß beigrößeren
Fließstreckenwährend desFließvorganges
doch mit einem konstantenQuerschnitt
gerechnet
werden kann. Auf kurzen Strecken trittallerdings
der Einfluß der Wasserhaut hervor.Nichtnur, daß der
Querschnitt
vergrößert
ist,
dieBewegung
derFließ-front wird zudem durch das Fließen an der Oberfläche
beschleunigt.
B. RadialeStrömung.
Die der Abb. 3entsprechende Anordnung
wurde so
realisiert,
daß man in der Mitte eineskreisförmigen
Lösch-blattes einen Kreis vonR0
= 1 cmaussparte
und die Wasserzufuhr durch einen dorthineingesteckten Wattepfropf besorgte,
der seiner-seits in ein Glas Wassereintauchte.Ähnlich
wurde mit einemTonplätt-chen verfahren
(R0
=0,5
cm).
Das Resultat war in Kürzefolgendes:
Für-——ergaben
sich ähnliche Kurven wie fürx2/t
beieinseitiger
t
Strömung.
Die Werte waren aber sowohl fürLöschpapier
wie für dasTonplättchen
nur etwa halb sogroß.
DieStrömung
erfolgte
alsowesentlich
langsamer
alsinPapierstreifen.
Fernerblieb dieKurveauch beigrößeren Wegstrecken
leichtgeneigt,
so daß dasquadratische
Gesetz nur unvollkommen erfüllt war. Die
Verhältnisse
können also nicht durch dasobenbesprochene
radialeKapillarmodell
wiedergegeben
werden. Die
geringere Fließgeschwindigkeit
bei radialerAnordnung
dürfte mit dem schon erwähnten Vorhandensein vonKapillarkräften
hinter der Fließfront
zusammenhängen
bzw. mit demUmstand,
daßdie hinter der
Fließfront
nachzufüllende Fläche beiradialerAnordnung
mit demQuadrat,
beieinseitiger
abernurproportional
zunimmt. Diekapillaren
7500
1000
radiale
Anordnung
läßt imübrigen
unmittelbar dieFließgeschwindig-keit in allen
Richtungen
überblicken. DieVerschiedenheit,
wie sie beiChromatographiepapier ja
bekanntist,
zeigte
sich auch beiLöschblatt.Die
elliptische
Frontergab
einAchsenVerhältnisvonetwa 9:10.Fließen unter
Wirkung
vonKapillar-
und SchwerkraftIn Abb.6 sind drei Kurven
wiedergegeben,
wie sie für dieFließge-schwindigkeit
inaufsteigender (f)
und inabsteigender
(j)
imVer-gleich
zu der in horizontalerRichtung
(->)
gefunden
wurden. DieVersuche sindmit
Lösch-papier
von 3 cm Breiteund
0,6
mmDickeausge-führt. Bei
Verwendung
dieses dickeren Materials
undbei derrelativhohen
Luftfeuchtigkeit
von ca.60°/0
durfte derVerdun-stungseffekt
während des secEinsaugens
derFlüssig-keit als
belanglos
ange-nommenwerden. Umver-gleichbare
Kurven zuerhalten,
wurden diePa-pierstreifen
nebeneinan-der aus demselben Mate-rial
herausgeschnitten.
Die
Reproduzierbarkeit
der Verhältnisse wurde durch
Wiederholung
desFließversuchsin
horizon-taler
Richtung
noch be-sondersgeprüft.
Für eineFließ-Strecke von 10 cm
ergab
sich beim einenStreifen404 s, beimanderen 423 s. Der Versuch für das
Aufsteigen
derFlüssigkeit
warleichtzu
realisieren,
indemmandasuntereEnde des Streifenszueinemgegebenen
Zeitpunkt
eintauchte. Bei dem fürAbwärtsbewegung
brachtemandasPapier
dadurch inKontakt mitWasser,
daß man das eineumgebogene
Ende des StreifensüberdenRand einesBecherglases
legte.
Dieses war zurVermeidung
unerwünschterKapillarwirkung
500
Abb.6.
Fließgeschwindigkeit
inLöschpapier
für die dreiRichtungen f
1->paraffiniert
und nur bis ca.1/2
cm vom Rand mit Wassergefüllt.
AlsNullpunkt
für die nach untenführendeFließ-Streckewurde derhöchste Punkt des Streifensgewählt.
Dem unerwünschtenUmstand,
daß das Wasser bis zu diesem Punkte ersteinige
mmaufsteigen
mußte,
wurde dadurch nachMöglichkeit begegnet,
daß man noch einen dicken insWasser eintauchenden
Löschpapierstreifen
auf denKulminations-punkt auflegte.
Wie ersichtlich fallen die 3 Kurven bis etwa 5 cm wegs
praktisch
zusammen. Sie sind daher auch erst von dort aneingezeichnet.
Imübrigen ergibt
sich dasselbetypische
Kurvenbild wie beiKapillaren
(Abb. 2).
Es kann indessen nicht ohneweiteres ersehenwerden,
ob die Resultate auchquantitativ
übereinstimmen. DiePrüfung
dieserFrage
läßt sich
folgendermaßen
durchführen. Aus(11)
und(12)
gewinnt
man eine einfacheBeziehung,
wenn man dieFließgeschwindigkeit
X im selben Abstand x einmal bei Abwärts- und einmal beiAufwärts-bewegung
betrachtet. Nennen wir dieseX\
undX\,
sohaben wirXx
—X2
= 2a oder da X\ =-£-
undX\
= ~-1 h 2 h xx — x2 = 2ah .Aus
(10)
und(6)
folgt
ferner_ x2
J_
a
— t
'2h2'
so daß wir erhalten
• • x2
L
*i x2
— - h
.
Bezeichnenwir die konstante Größe
x2/t
mitk,
so erhaltenwirfür dieSteighöhe
den AusdruckDanach kann also h aus der
Fließgeschwindigkeit
in den 3Rich-tungen
f
1 ->-, d.h. nach einerdynamischen
Methode,
gefunden
wer-den. Auf unseren Fall
angewendet,
wäre zuprüfen
1. obgemäß
(21)
xx—x2 einenkonstanten Wert
aufweist,
2.ob,
wennja,
sich für h ein brauchbarer Wertergibt.
Die ersteBedingung
istnun offenbarerfüllt,
wenn mangrößere
Fließ-Strecken insAuge
faßt. Da die Kurven dortkapillaren
xx—
x2 konstant. Hierfür
ergibt
sichungefähr
0,0037
cm/s.
Da man ausder Kurve -^fürx2/t
den Wert0,24
findet,
soberechnetsich für dieSteighöhe
65 cm. DirekteBeobachtung ergab
andererseits,
daß Wasser in 1 Stunde 23 cm, in 2 Stunden 30cm hochstieg.
Der nach(21)
gefundene
Wert dürfte daher vomrichtigen
nicht allzu weit entferntsein. Für den zuzuordnenden
Kapillarradius
ergibt
sichallerdings
der relativ hohe Wert von2,3
• 10-3cm. Die Resultatezeigen
somit,
daß dasKapillarmodell
die Verhältnisse nur teilweisequantitativ
zu erfassenvermag.Fließen unter
alleiniger
Wirkung
der SchwerkraftHängt
man einenLöschpapierstreifen
an einem Ende über den Rand eines mit Wassergefüllten Becherglases,
so beobachtet manzunächstdasWandern der Fließfrontunter
Wirkung
vonKapillar-
undSchwerkraft zusammen. Ist die Front am unteren Ende
angelangt,
sofließt weiterhin Wasser unter reiner
Schwerewirkung
nach,
und es findetTropfenbildung
statt. Denken wiruns dasPrüfobjekt
durch ein Bündel vonKapillaren
ersetzt,
in denen PoiseuillescheStrömung
stattfindet,
so können wirgemäß
Formel(13)
denentsprechenden
Kapillarradius
bestimmen. Es ist für die n RöhrchenT,. 7irlp
Vlt
=-8rJ-'n-Da das
Druckgefälle
p/l
im Schwerefeld ggbeträgt
und derQuer-schnitt q=
nnr2,
sofolgt
V/t
=?M1
(22)
r2=SrLVI1_
Q91
und damit
Indem man nach Bechhold
(1. c.)
q aus dem Leerraum desporösen
Materialsableitet,
läßt sich r berechnen. Man kann aberschon,
wenn man q durch dengrößeren
Querschnitt
Q
desObjekts
ersetzt,
wenig-stens eine untere Grenze für r
angeben
undschreibenr >
t-^
•<23>
So wurde für ein
Löschpapier (Länge
18,5
cm, Breite 3 cm, Dickeergibt
sichr >7,8
• IO-4cm.
Vergleichsweise
wurdeamselben Streifenauch der horizontale Fließversuch
durchgeführt.
Aus dem hiernachgefundenen
Wertx2/t
=0,3
ergab
sich indessen r=0,8
• 10~4cm. Dieser Wert
entspricht
etwa denAngaben,
die Bechhold über diePorengröße
vonFilterpapier
macht. Der nach der Durchströmungs-methodegefundene
Wertliegt
somit um eineGrößenordnung
höher. EineErklärung
hierfür liefert derUmstand,
daß derPapierstreifen
während des
Abtropfens
mit einer mehr oderweniger
dickenWasser-schicht
überzogen
ist,
erkennbar an derspiegelnden
Oberfläche. Wenn nun ein Teil des Wassers über dieseherabfließt,
so ist diesgleich-bedeutend mit einer
Vergrößerung
der mittleren Rohrweite. Wie dickdie Wasserhaut
ist,
hängt weitgehend
von derAnordnung
ab. Sowohl die HöhedesWasserniveau im Glas als diePartie desStreifens,
dieam Rande des Glasesaufliegt,
spielt
eine Rolle. Wennmanden Rand nichtetwadurch
Paraffinierung
wasserabstoßendmacht,
kann dieAbtropf-geschwindigkeit
umein Vielfachesvergrößert
sein.Dies machtesauchverständlich,
daßmannichtohneweiteresreproduzierbare
Verhältnisse erhält.Dies
zeigte
sich auchbei derPrüfung
derFrage,
ob dieabtropfende
Wassermenge
von derLänge
desherabhängenden
Streifensabhängt.
Danach Poiseuille bzw. nach(22)
dieLänge
desKapillarrohrs
keine Rollespielt,
wäre einegleichbleibende Tropfenzahl
zu erwartengewesen. Indemman nun denselben
Löschpapierstreifen
nacheinander einmal 12cm und dann 6cm etc.herabhängen
ließ,
wurdenfolgende
Zeiten für dieBildung
einesTropfens
gemessenLänge
Mittel12cm 91 80 74 82 sec
6 cm 103 91 86 93 sec
Es
ergaben
sich also trotz derRegelmäßigkeit,
mit der beijeder
Ein-stellung
dieTropfen
fielen,
unregelmäßige Schwankungen
derMeß-werte. Indessen
sprechen
die Zahlen dochdafür,
daß dieStrömungs-geschwindigkeit
inlangen
und kurzen Streifenpraktisch
dieselbe ist.Vorausgesetzt
istdabei,
daß dieSteighöhe
vom Niveau im Glas bis zum höchsten Punkt als verschwindend klein angenommen werden darf. Im anderen Fall ist zuberücksichtigen,
daß nur derkapillaren
hydrostatischen
Druckliefert,
daß aber andererseits derReibungs-widerstand auf der ganzen Strecke vom oberen eintauchenden Ende biszumunteren zuüberwinden ist. Bezeichnetmandiese ganze
Länge
mit L und dieSteighöhe
mitl,
so ist die nach(22)
sichergebende
t_o/ o7
Abflußmenge
daher mit—=—=1-^zu
multiplizieren.
Hängt
derStreifen nur bis auf Niveauhöhe
herab,
d.h. ist L =21,
sosaugt
sichzwarder Streifen mitWasser
voll,
es findet aber keinAbtropfen
mehrstatt. Dies tritt indessen z.B. wieder
ein,
wenn man einen auch nurkurzen nassen
Papierstreifen
mittelsKapillarkraft
anhängt.
Ferner kann manbeobachten,
daß beiSchrägstellung
desPapierstreifens
dieTropfenbildung
sichentsprechend verlangsamt,
und hebt man das Ende auf die Höhe desWasserniveau,
so setzt die Funktion diesesKapillarhebers
ebenfalls ganz aus.Strömungslinien
Bei der
Behandlung
desFließvorgangs
inporösen
Körpern
wurdestillschweigend
vorausgesetzt,
daß man es mit einergerichteten
Strömung
zu tun habe. Inwieweit dieszutrifft,
soll anhandeiniger
Fließbilder,
die mit der einfachenAnordnung
der Abb.4hergestellt
wurden,
gezeigt
werden(Abb.
7).
Zu diesem Zwecke brachte manwährend des
Einsaugens
des Wassersan4bis 7äquidistanten
Punkten(Abstand
5 bis 9mm)
mit Hilfe einer SchreibfederTuschetupfen
auf.Dies in
einigen
cm Abstand von derEinsaugstelle,
um ein Zerfließender Tusche in der mit Wasser bedeckten Oberfläche zu
vermeiden,
auch nicht vor dem Versuch oder unmittelbar nach
Durchgang
der Fließfront. Diese ließ man ersteinige
cm weitvorrücken,
damit das Wandern der Tusche dann nachErreichung
des stationärenFließzustandes vor sich
gehen
konnte. Wie aus Abb.7ersichtlich,
erhält man soausgeprägte
Stromlinienbilder,
wie sie einer freien laminarenFlüssigkeitsströmung entsprechen.
Während des Versuches kannmanauch sehr schönbeobachten,
daß die Fließfront sichjeweils
_|_
zurStrömung
einstellt. EinVersuch dauertimallgemeinen weniger
als10 Minuten. Bild C ist mit Whatman
4,
alleübrigen
Aufnahmen sindmit
Löschpapier hergestellt.
Umnichtnur das Strömen in verschiedengeformten
Kanälen,
sondern auch um Hindernisse herum zuzeigen,
wurden in Streifen F 2 Einschnitte
gemacht,
und bei G war dasPapier
auf einer Partie in der Größe eines Frankenstückesparaffiniert.
Bemerkt
sei,
daß nichtjedes
Färbemittel verwendbarist,
da diesegewöhnlich
gemäß
dempapierchromatischen
Trennverfahrengänzlich
mitgeführt
werden,
während schwarze Tusche deutlicheWegspuren
hinterläßt. Man erkennt imübrigen,
daß die so erzieltenStrömungs-linien sichmit Zunahme der
Wegstrecke
etwasverbreitern,
indem sichAbb.7. Das Fließen in porösemMaterial,
dargestellt
durch Stromlinienbilder. ABCDE:Strömung
inverschiedengeformten
Kanälen, F G: umHindernisse,kapillaren
zu der
gerichteten Strömung
eine fortschreitende seitliche Diffusionzugesellt.
Der Effekt ist indessen nichtsogroß,
daßmannicht brauch-bare Stromlinienbilder von über 10cmLänge
erhalten kann. DasVerfahren dürfte daher auch für Demonstrationszwecke im
Physik-unterricht
gute
Dienstetun,
besondersdann,
wenn ein PoHLscherStromlinienapparat
nicht zurVerfügung
steht. Es besitzt diesemgegenüber
noch denVorteil,
daß die Bilder nachHerstellung
leicht fixiertwerden können. Man hat nur die nassen Proben mit der Rück-seite aufeinFließpapier
zulegen
und siemiteinemgewöhnlichen Papier
leicht anzudrücken.