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Das Theologische Forum Christentum - Islam. Eine Initiative für Christlich-Islamische Studien

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zmr | 89. Jahrgang | 2005 Berichte 147

Das

Theologische

Forum

Christentum

-Islam

Eine Initiative für Christlich-Islamische Studien

Christliche Theologen, die sich mit Is-lamthemen auseinandersetzen, gelten noch vielfach als Exoten. Schließlich scheinen theologische Fragen zum Verhältnis der beiden Religionen als schwierig und kaum verhandelbar. Auch spielt die Auseinan-dersetzung mit dem Islam im Studium katholischer oder evangelischer Theologie allenfalls eine untergeordnete Rolle, was allerdings nicht mehr der gesellschaft-lichen Wirklichkeit entspricht, mit der Theologen in verschiedenen Arbeitsfeldern konfrontiert sind. Ein weiteres Erschwernis liegt darin, dass im deutschen Sprachraum bislang nur wenige muslimische Wissen-schaftler als Gesprächspartner dafür zur Verfügung standen.

Vor diesem Hintergrund entstand im Jahr 2002 auf Initiative von Andreas Renz (kath.), Jutta Sperber (ev.) und Hansjörg S c h m i d (kath.) das »Theologische Forum Christentum – Islam« als wissenschaft-liches Netzwerk für theologische Fragen des Verhältnisses der beiden Religionen.

Das Forum ist an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart verortet. Zielgruppe des Forums sind in erster Linie Theologen, darüber hinaus aber auch Sozial- und Kulturwissenschaftler (fortge-schrittene Studierende mit entsprechendem Studienschwerpunkt, Doktoranden, Habi-litanden, Professoren), die sich in der For-schung mit dem theologischen Ver hältnis

von Islam und Christentum befassen oder mit wissenschaftlichem Schwerpunkt in praktischen Arbeitsfeldern tätig sind. Folglich haben bibel- und koranwissen-schaftliche, systematisch-theologische und praktisch-theologische Zugänge ihren Raum im Forum und seinen Publikationen. Arbeitssprache des Forums ist in der Regel deutsch, so dass es auf den deutschsprachi-gen Raum sowie auf deutsch sprechende Wissenschaftler aus anderen Ländern ausgerichtet ist.

In der ersten Projektphase fanden in den Jahren 2003 und 2004 zwei Tagungen zur innerchristlichen Selbstvergewisserung statt, die inzwischen beide in Buchform do-kumentiert sind. Die Tagungen des Forums

dienen der konzentrierten Auseinander-setzung mit jeweils einem Thema und bieten dabei auch Nachwuchswissenschaftlern die Gelegenheit, Ergebnisse ihrer Forschungen vorzutragen. Beide Tagungen lebten von zwei spannungs reichen Hauptreferaten: So stellte 2003 Hans Zirker die Frage »Vom Islam lernen?«, die er mit einem herme-neutisch offenen Modell und dem Blick auf den Islam als Wirkungs geschichte des Chri-stentums beantwortete, während Ulrich S c ho e n »Fuß-Wege und Denk-Straßen im christlich-islamischen Feld« themati-sierte und dabei gelebte Begegnungserfah-rungen theologisch denkbar machte. 2004 näherte sich Stefan Schreiner mit dem Begriffspaar »menschliches Verlangen und göttliches Angebot« behutsam der korani-schen Heilsbotschaft an, während Claude G i l l iot das islamische Heilsverständnis bisweilen scharf vom christlichen absetzte. Diese pointierten Positionen ermöglichten wichtige Klärungsprozesse: Entsprechend der inneren Pluralität der beiden Religionen liegen auch plurale Verhältnisbestimmun-gen nahe. Eine wechselseitige Inklusivität, durch die beide Seiten einander ein Stück weit vereinnahmen, bleibt unvermeidbar. So kann man auch formulieren, dass sich Aspekte von Rechtleitung (islamisch) und Erlösung (christlich) in beiden Religionen

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fi nden, wenn zugleich das Spezifi sche der jeweiligen Religion mit bedacht wird. Neben den genannten gehören u. a. Klaus

Hock, Stephan Leimgruber, Heikki

R ä i s ä n e n, Raymund Schwager, John B. Taylor und Christian W. Troll zu den Autoren der beiden Bände. Ziel des Forums ist es nicht, zu einer einheitlichen Position aller Teilnehmer zu fi nden, sondern den sachlichen Diskurs und die Vernetzung untereinander zu stärken.

Die Zusammensetzung der Teilnehmer aus verschiedenen christlichen Konfessio-nen stellte bereits eine gute Vorbereitung für die zweite Projektphase dar. Seit Beginn des Forums knüpften die Initiatoren Kon-takte mit muslimischen Wissenschaftlern vor allem der jüngeren Generation. Damit wurde die Basis gelegt für die erste Jahres-tagung mit muslimischen Teilnehmern und Refe renten im März 2005 zum Thema »Im Namen Gottes … Theologie, Anthropologie und Praxis des Gebets in Christentum und Islam«. Bischof Kenneth Cragg stellte

ausgehend von Sure 2,186 die Gottesnähe als Grund lage des islamischen Gebets-verständnisses dar und zeigte auf, wie im Gebet menschliche Würde und Ergeben-heit ihren Ausdruck fi nden. Hamideh Moh ag h e g h i charakterisierte in einem stark anthropologisch-mystisch geprägten Ansatz das islamische Gebet als Brücke zwischen Gott und Mensch. Sie betonte, dass das Gebet weder auf Pfl ichterfüllung reduziert noch von der Verantwortung gegenüber den Mitmenschen isoliert werden dürfe. Michael Bongardt zeigte auf, wie jedes christliche Nachdenken über das Gebet letztendlich zur Trinitätstheo-logie und ChristoTrinitätstheo-logie führt, sprach aber zugleich von der Hoffnungs perspektive, dass sich die verschiedenen Sprachen des Gebets an den einen Gott richten. In drei parallelen Foren wurden sodann die The-men »Bittgebet«, »Gebet und Leiblichkeit« sowie »Gebet und religiöse Identität in der säkularen Gesellschaft« behandelt. Au-ßerdem führten Friedmann Eissler und

Martin Bauschke ein kontroverses Podi-umsgespräch zur Frage des gemeinsamen Betens, wobei ein stark differenzierender, Totalperspektiven gegenüber kritischer Ansatz und ein von der gemeinsamen

Ge-betspraxis her motivierter Ansatz einander recht unvermittelt gegenüber standen. Auf das Ganze gesehen ermöglichte das Thema Gebet einen gelungenen Einstieg in die zweite Projektphase. Die Fragen der Glau-benspraxis und der Spiritualität führten nicht zu einer Harmonisierung, sondern brachten immer wieder Differenzen und Unterschiede zu Tage. So erkannten die beteiligten muslimischen Referenten nur zum Teil eine auch den Islam betreffende »Gebetskrise« in der Moderne. Die christ-liche Gebetstheologie ist schließlich durch muslimische Anfragen herausgefordert, das Gebet zu Gottvater und zu Christus in ein präzises Verhältnis zu setzen, um Miss-verständnissen von Seiten der Muslime vorzubeugen.

Auch wenn die Tagung dialogische Elemente hatte, wäre »Dialog« eine unzu-reichende Beschreibung der Anliegen des Forums. Das Forum orientiert sich vielmehr am Leitbild Christlich-Islamischer Studien, zu deren Kennzeichen Selbstkritik, Mul-tiperspektivität, hermeneutisch-kritische Wissenschaft und interreligiöses Lernen gehören. Ausdrücklich ist dabei erwünscht, dass sich auch Christen mit islamischen Themen und Muslime mit christlichen Themen befassen.

Asymmetrien zwischen Muslimen und Christen lassen sich auch im Theologischen Forum Christentum – Islam nicht vermei-den. Das Forum bietet jedoch die Chance, die Asymmetrien zum Thema zu machen und nach und nach aufzubrechen. Mit der Einrichtung von Islamischem Religionsun-terricht in Deutschland und entsprechenden muslimischen Lehrstühlen an Universitäten werden zunächst religionspädagogische Fragen im Vordergrund stehen. Aber gerade auch im Blick auf Islamischen Religions-unterricht bedürfen theologische Fragen

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Berichte 149 weiterer Aufarbeitung. Dass sich

Studieren-de Studieren-der christ lichen Theologie zunehmend für den Islam interessieren bis hin zur Fächerkombination Theologie mit Islam-wissenschaften und darüber hinaus in den letzten Jahren zahlreiche Qualifi kations-schriften zu christlich-islamischen Themen abgeschlossen wurden oder in Bearbeitung sind, stimmt hoffnungsvoll und wird sowohl der christlichen Selbstrefl exion im Angesicht des Islam als auch dem interreli-giösen Austausch neue Perspektiven geben. Darüber hinaus bleibt zu hoffen, dass die dazu beitragenden muslimischen Wissen-schaftler im Forum zu einer intensiven Beschäftigung mit der christ lichen Religion animiert werden, so dass sie dadurch den Weg zu einer differenzierten islamischen Auseinander setzung mit dem christlichen Selbstverständnis bereiten.

Hansjörg Schmid

1 Vgl. www.akademie-rs.de / theologischesforum. Dort fi nden sich auch Programme und Berichte der bisherigen Tagungen sowie eine Link-liste mit Universitätsinstituten im Bereich Christlich-Islamische Studien im deutschsprachigen Raum. 2 Vgl. Hansjörg S chmid / Andreas Re nz / Jutta Spe rbe r (Hg.),

Heraus forderung Islam. Anfragen an

das christliche Selbstverständnis (Hohenheimer Protokoll 60), Stuttgart 2003 (zur Ausgangssituation und Programmatik des Forums vgl. 9-24); Dies. (Hg.), Heil in

Christentum und Islam. Erlösung

oder Rechtleitung? (Hohenheimer Protokoll 61), Stuttgart 2004.

3 Die Publikation erscheint im Januar 2006 beim Verlag Pustet.

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