C OMPOSITIO M ATHEMATICA
K LAUS L ANGMANN
Der 4-Werte-Satz in der Zahlentheorie
Compositio Mathematica, tome 82, n
o2 (1992), p. 137-142
<http://www.numdam.org/item?id=CM_1992__82_2_137_0>
© Foundation Compositio Mathematica, 1992, tous droits réservés.
L’accès aux archives de la revue « Compositio Mathematica » (http:
//http://www.compositio.nl/) implique l’accord avec les conditions gé- nérales d’utilisation (http://www.numdam.org/conditions). Toute utilisa- tion commerciale ou impression systématique est constitutive d’une in- fraction pénale. Toute copie ou impression de ce fichier doit conte- nir la présente mention de copyright.
Article numérisé dans le cadre du programme Numérisation de documents anciens mathématiques
http://www.numdam.org/
Der 4-Werte-Satz in der Zahlentheorie
KLAUS LANGMANN
Mathematisches Institut, Universitiit Münster, Einsteinstrape 62, D-4400 Münster, Germany Received 22 February 1990; accepted 27 August 1991
©
In der Theorie der auf
ganz C meromorphen
Funktionen wird einsogenannter
"4-Werte-Satz" bewiesen
([4], vgl.
auch[2]).
Dieser Satzbesagt,
dal3 zwei auf Cmeromorphe
nichtkonstanteFunktionen f, g
schongleich sind,
wenn für 4verschiedene Werte a1, ..., a4 ~ die
Divisorengleichheit -9(f - ai)
=D(g - ai)
für 1 i 4
gilt.
Wir beweisenjetzt (Folgerung 2)
ein schwâcheres zahlen- theoretischesAnalogon,
welches ebenfalls für 3 Werte al, a2, a3 imallgemeinen
falsch wird
(s. Gegenbeispiel 3).
AlsAnwendung
von Satz 1 wird in Satz 4gezeigt,
daß dieEinschrânkung
von dreiEinsetzungshomomorphismen
~:
Z[X] ~ Z3
auf die Teilklasse derMinimalpolynome
einesZahlkôrpers
Lnahezu
injektiv
ist.An dieser Stelle sei dem Referenten für wertvolle
Anregungen gedankt.
Im
folgenden
sei L ein festerZahlkôrper (d.h. [L: Q] oo)
und S eine feste endlicheMenge
vonBewertungen
von L(wobei S
alle archimedischenBewertungen
enthaltensoll). Für f E L*
schreiben wir-9s (f)
für den DivisorS ord p(f)p.
Bezeichnet(9s die S-ganzen
Zahlen vonL,
so bedeutetDS(f)
=DS(g),
daß für dieWs-Hauptideale
eineGleichheit fOs
=gws gilt,
oderâquivalent ausgedrückt, daB f/g
eine S-Einheit ist. Danngilt:
SATZ 1. Seien a,, a2, a3 drei verschiedene
feste
Zahlen ausL,
die nicht eine arithmetischeProgression
bilden(d.h. ai :0 1 2(aj
+ah) für {i, j, hl 1, 2, 31).
Danngibt
es nur endlich viele Paare( f, g)
EL2 mit f :0
g undBevor wir diesen Satz 1
beweisen,
seien noch zweiBemerkungen gegeben:
FOLGERUNG 2. Seien al, ... , a4 vier verschiedene feste Zahlen aus L. Dann
gibt
es nur endlich viele Paare( f, g)
EL 2
mitf :0
g undBeweis. Wie kônnen wegen Satz 1
annehmen,
daB a,, a2, a3 eine arithmet-138
ische
Progression
bilden. Nachgeeigneter
Translation undMultiplikation
kannoBdA al
= -1,
a2 =0,
a3 = 1 angenommen werden. Wenn dann a4= 2
odera4 = 2 ist,
ist al, a2, a4 keine arithmetischeProgression;
in allen anderen Fâllen ist a2, a3, a4 keine arithmetischeProgression.
DieBehauptung folgt
dann ausSatz 1.
BEMERKUNG 3. Satz 1 ist
falsch,
wenn al, a2, a3 eine arithmetischeProgression
bilden:Wenn {a1,
a2,a3} = {-1, 0, 1}
istund f : = e, g: = e-1
oderf:= (1
-e)(1
+e)-1,
g:=(e - 1)(e
+1 ) -1
fürirgendeine
S-Einheit eist,
sogilt
W - ai)
=-9s(g - ai)
für 1 i 3.Umgekehrt zeigt
unser Beweis von Satz1,
daß mit Ausnahme der Paare(1, g)
aus
Bemerkung
3 unser Satz 1 auch im Falle einer arithmetischenProgression {a1, a2, a3} = {-1, 0, 1} richtig
bleibt:BEWEIS SATZ 1. Sei R :=
(9s.
Indem eventuell Svergrößert wird,
kann oBdAal, a2, a3 E R angenommen werden. Es
gibt
alsoei ~ R*
mit( f - ai)ei
=(g - ai)
für 1 i 3. Sei dann
Jedem f ~ F
ordnen wir dannirgendein
festesTupel (el,
e2, e3,g)
mitobiger Eigenschaft
zu.Für f ~ ergibt
sichsofort ei
~ ej für i~ j.
Weiterfolgt
Angenommen,
es würdeein ej
für 1j
3 nur endlich viele Werteannehmen, wenn f
innerhalb einer unendlichen FamilieF0
ce àF lâuft. Indem wir zu einergeeigneten
unendlichenTeilfolge F1
c5o übergehen,
kônnen wirannehmen,
daß dann oBdA el = a für eine feste Zahl a und für allef ~ F1
wâre.Weiter kônnen
wir,
indemwir f durch f -
a 1und g durch g -
a 1ersetzen, oBdA al
= 0 annehmen. Aus(I) folgt
und daraus
Weiter
folgt
aus(I),
daß e2 und e3 unendlich viele Werte annehmenmüssen,
wenn f ~ F1
lâuft.Jetzt benutzen wir den Satz von
Evertse, Laurent,
van der Poorten und Schlickewei([ 1, 3, 5];
imfolgenden
der Kürze halber nach demalphabetisch erstgenannten
Autorbezeichnet):
Ist M c(R *)"
eine festeTeilmenge
mit03A3ni=103B2iei = 03B2
fürfestes P
EL*,
festej8i,..., Pn
E L und für alle(el, ... , e n)
E M undist J
~ {1, ..., nl
eine maximaleIndexmenge,
für dieeine unendliche
Menge ist,
sogibt
es zujedem jftJ
nur endlichviele ej
mit(e1, ..., ej, ..., en) ~ NJ (indem
wir Sgegebenenfalls vergrôl3ern,
kônnen wirannehmen,
daB alleP, fla, ... , fin
in R* u{0} liegen,
so daß imFall 03B2i ~
0 alsoi: = 03B2iei
eine S-Einheitist).
Imfolgenden
wollen wir wiederholt solche Index- mengen J betrachten und stets kurz "maximaleIndexmenge"
nennen; die zuNj gehôrende Gleichung 03A3i~J 03B2iei
= 0 schreiben wir einfacher als03A3i~J êi
= 0.Ist in
(II)
a2 - a3a = 0 odera2a - a3 = 0 (beide
Ausdrücke kônnen nicht 0sein,
da sonst a2 = - a3wâre,
also al =1 2(a2
+a3) folgte),
so kann es wegena(a2 - a3) ~
0 keine weiteren maximalenIndexmengen geben;
alsofolgte
nachEvertse,
daß e2 und e3 nur endlich viele Werte für unendlich vielef ~ F1
annehmen
würde,
was nichtgeht.
Ist(a2 - a3a)(a2a - a3) ~ 0,
sofolgt,
daß in(II)
entweder keine maximalenIndexmengen
auftauchen kônnen(dann
sind wirwie eben
fertig)
oder daß diese maximalenIndexmengen
in(II) folgende
Gestalthaben:
(die
anderen maximalenIndexmengen
führen sofort auf den Fall e2 = konstant oder e3 =konstant).
Mit(II)
istjetzt (a3 - a2)e2e3
=a(a2 - a3);
aus diesenbeiden
Gleichungen ergibt
sich eineGleichung
für e2. Damit nâhmewieder e2
nur endlich viele Werte für unendlich viele
f
Effl
an.Insgesamt
haben wirbewiesen,
daß alle eb e2, e3 unendlich viele Werteannehmen, wenn f irgendeine
unendliche
Teilfolge 5o
c ff durchläuft.Analog (II) folgt
aus(I)
die IdentitâtJetzt betrachten wir maximale
Indexmengen
J derGleichung (III).
Fall 1.
(a2)e 3e Il
und(-a3)e2e-11
tauchen beide nicht in03A3i~J -
0 auf.Dann nimmt also nach Evertse
e3e-11
unde2e-11
nur endlich viele Werte an,140
wenn f
in einergewissen
unendlichenTeilfolge J0
~ J lâuft. DurchÜbergang
zu einer unendlichen
Teilfolge J1
cJ0
kônnen wirannehmen,
daB es feste Zahlena, p gibt
mite3e-11
= a unde2e-11
=fi
für allef ~ J1.
Aus( f - ai)ei
=( fel - ai)
für i =2,
3folgt dann,
wenn dieseGleichung
für i = 2 mita3 und für i = 3 mit a2
multipliziert
und dann subtrahiertwird,
eineGleichung
für unendlich viele
f
Deshalb müssen beide Seitengleich
0 sein. Esfolgt fi
= a =1,
imWiderspruch
zu ei ~ej
für i :0j.
Es müssen auch die Summanden
(a2)e2
und( - a3)e3
inli,,j êi auftauchen,
da andernfalls nach Evertse für unendlich vielef
EJ0
dann e2 oder e3 nur endlich viele Werte annehmen würde. Deshalb kannEicj êi
= 0 nurfolgende
Formhaben:
Es
folgt
Da
für f ~ J0 ja e-11
unendlich viele Wertedurchlàuft, folgt
nach dem Satz vonEvertse,
daß die maximalenIndexmengen J
von(IV) folgende
Gestalt habenmüssen:
Fall
2(a)
führt mit(IV) zu e’
= 1 und damit zumWiderspruch.
Fall 2(b)
führt mit(IV)
zue3 = e2.
Dae3 ~
e2 seinmul3, folgt
e3 = - e2, und wegen Fall2(b)
dann a2 = - a3, wasa1 ~ !(a2
+a3) widerspricht.
Fall 3. Bei
(III)
taucht genau einer der beiden Ausdrücke(a2)e3e¡1
und(-a3)e2e-11 in 03A3i~J èi
= 0 auf.OBdA sei der auftauchende Summand
gleich (a2)e3e-11.
Dann muß auch derSummand
(a3 - a2)e3e2e¡1
derGleichung (III)
inlicj êi
auftauchen(da
andernfalls nach Evertse sowohl
(-a3)e2e¡1
als auch(a3 - a2)e3e2e¡1
nurendlich viele Werte für unendlich viele
f
E 57 annehmenwürde;
dann nâhme aber auch e3 nur endlich viele Wertean).
Daja (vgl.
Fall2))
sowieso a2e2 und(-a3)e3
in03A3i~J êi auftauchen,
sieht diese TeilsummeEiEJ êi
so aus:Es
folgt
Jetzt betrachten wir maximale
Indexmengen
J von(V):
Fall 3(a). J ist
leer. Dann nâhmee3e2 1e-11
unde3eî ’
endlich viele Werte an, also auch e2 nur endlich viele Werte.Fall
3(b). (a2)e3e-12e-11
+(a3 - a2)e3e-11
= 0. In diesem Fall nâhme e2 nureinen Wert an.
Fall 3(c). (a2)e3e-12e-11
+( - a3)e3e2 1
= 0. Hierfolgte sofort,
daß el nur einen Wert annehmen würde.Fall
3(d). (a3 - a2)e3el1
+( - a3)e3e-12
= 0.Es
folgt e2(a3 - a2)
= a3el. lm Fall 3gilt
aber stets(-a3)e2el1 = (a2 - a3).
Aus beiden
Gleichungen ergibt sich e21
=e2,
also el = - e2. Dann führtFall 3(d)
auf a3 - a2 = - a3, also wegen al = 0 auf a3 =
%ai
+a2).
Damit ist Satz 1endgültig
bewiesen.Als
Anwendung
von Satz 1 seifolgende Aussage
über denEinsetzungsho- momorphismus gegeben (dabei
bezeichneN(03BB)
das absolute Glied des Minimal-polynoms
zu 03BB überK):
SATZ 4. Seien L ~ K
Zahlkôrper
undRL ~ RK
endlich erzeugteZ-Algebren
mitQ(RK)
= K undQ(RL)
= L. Weiter seien a,, a2, a3 drei verschiedenefeste
Elemente aus
RK,
die nicht eine arithmetischeProgression
bilden. BetrachteM =
{P~RK[X];
P istMinimalpolynom
eines Elementes ausRL}.
Dann
gilt für fast
alleTupel (bl, b2, b3) E (RK)3
(wobei 1 die M iichtigkeit bedeutet).
Beweis. Definiere
ki:= |{03BBRL; N(03BB) = bi}|.
Sei dannb=(b1,b2,b3)
so, da6 eine aus mehr als03A03i=k ki
Elementen bestehende UnterklasseM(b)
c JI existiertmit
P(ai)
=bi
für alléP ~ M(b).
Sei dann%1
~N1(b)
dieMenge der f ~ RL
mitP( f )
= 0 für einP~M(b).
Esist |N1| > 03A03i=1 ki.
Weiterfolgt
aus P irreduzibel über K undP( f )
=0,
daßN( f - a1)
=P(a 1 )
=bl
ist. Esgibt
dann nachDefinition
von kl
eine aus mehr alsnf=2 ki
Elementen bestehende Unterklasse%2 c %1’
so da6( f - a1)RL
=(g - a1)RL
füralle f, 9 E %2
ist.Entsprechend
142
erhalten wir über
N( f - a2)
=P(a2)
=b2
eine UnterklasseN3 c.H2
usw., sodaß es
schliel3lich f, g
EN1(b) mitf i= 9
und( f - ai)RL
=(g - ai)RL
für 1 i 3gibt.
Da für zwei verschiedene
b = (b1, b2, b3) ~ b = (b1, b2, b3)
natürlichf(b)
nN1(b)
=0 ist, folgt
mit Satz1,
daß es nur endlich viele bgibt,
so daß dieAbschâtzung
in Satz 4 falsch ist.In der Situation von Satz 4
genügen übrigens
schon 2 Wertea1 ~
a2, so dal3{P ~ M; P(ai)
=bi
für 1 i2}
endlich ist. Entscheidend ist aber die Abschât- zung für dieMâchtigkeit
in Satz4,
die insbesondere bei nachstehenderFolgerung eingeht:
FOLGERUNG 5. Sei L --D 0 ein
Zahlkôrper
mit n =[L:Q].
Weiter seien a,, a2, a3 drei verschiedene Elemente ausZ,
die nicht eine arithmetischeProgression
bilden.
Dann
gibt
es für fast allePrimzahltripel (p1,
P2,P3)
hôchstensn3
vielenormierte irreduzible
Polynome P ~ Z[X]
vom Grad n mitP(ai)
= pi für1
i3,
so daB es ein a E L mitP(a)
= 0gibt.
Übrigens
darf hier inFolgerung
5 durchaus al =!(a2
+a3) sein,
wennstattdessen
gefordert wird,
daß die erste Primzahl pigroß
genug ist.(Denn
wenn( f - ai)RL
=(g - ai)RL
für 1 i 3 undf :0
g mitf,
g ERL gilt,
bleibt nachGegenbeispiel
3 nur der Fallf = (a2 - al)e + al übrig.
Dann istN(, f - a1)~(a2 - a1)R*K, womit p1
=P(a1)~(a2 - a1)R*K folgt.)
LITERATUR
1. Evertse, J. M.: On sums of S-units and linear recurrences. Compos. Math. 53, 225-244 (1984).
2. Langmann, K.: Anwendungen des Satzes von Picard. Math. Ann. 266, 369-390 (1984).
3. Laurent, M.: Equations diophantiennes exponentielles. Invent. Math. 78, 299-327 (1984).
4. Nevanlinna, R.: Le théorème de Picard-Borel et la théorie des functions méromorphs. New York:
Chelsea 1974.
5. van der Poorten, A. J. and Schlickewei, H. P.: The growth conditions for recurrence sequences.
Macquarie Math. Rep. 82-0041; North-Ryde, Australia (1982).