Originalartikel
Bestimmung
vonTransferfaktoren
vonCaesium
in der Kette Boden—Rapspflanze—Rapsblüte—Rapshonig
D. Molzahn A. Klepsch U. Assmann-Wertmüller 2
Kemchemie im Fachbereich Physikalische Chemie,
Philipps-Universität Marburg;
2Hessische Landesanstalt für Tierzucht - Abteilung für Bienenzucht, 3575 Kirchhain, GFR
(Eingegangen
2.September
1988; angenommen 28. Juli 1989)Zuzammenfassung —
In dieser Arbeit wird derÜbergang
von radioaktivem Caesium aus dem Bo- den in die Rapspflanzen (Brassica napus var. oleifera), die Rapsblüten und den Rapshonig unter-sucht. Durch Messung der Gamma-Aktivität des Caesiums mit einem Germanium-Detektor bei Meßzeiten von 15 bis 30 Stunden
je
Probe sindfolgende
Transferfaktoren ermittelt worden : KetteErde-Rapspflanze
f(Cs) = 0,116 ± 0,080, KetteErde-Rapsblüten f(Cs) :
0,065 t 0,075 und KetteErde-Rapshonig f(Cs)
= 0,098 ± 0,044. DieSchwankungsbreite
der einzelnenMeßergebnisse
istrelativ groß, verursacht durch eine Reihe schwer zugänglicher Umwelteinflüsse. Trotzdem
liegen
dieMittelwerte im Rahmen der in der Literatur aufgeführten Grenzen. Die
gefundenen
niederen Trans- ferfaktoren und diegeringe Belastung
desRapshonigs
mit radioaktivem Caesium bedeuten, daß der Verzehr vonRapshonig
keinegesundheitliche Gefährdung
des Verbrauchers verursacht.Boden — Rapspflanze -
Rapsblüte
-Rapshonig —
CaesiumEINLEITUNG
Eine
Folge
der erstenAtombombenexplo-
sionen im Jahre
1945,
der oberirdischen Kernwaffenversuche bis 1962 und des Un- falls im KernkraftwerkTschernobyl
am 26.April
1986 ist dieBelastung
der Umwelt mit radioaktivenSpaltprodukten.
Es besteht dieMöglichkeit,
daß dieseSpaltprodukte
von Pflanzen mit ihrer
Nahrung
aus demBoden
aufgenommen
werden und daß so-mit ein Transfer radioaktiver Nuklide aus
dem Boden auch in
Nahrungsmittel erfolgt.
infrage
dafür kommen die beiden Cae-s i um - Iso t o p
e 134C S
und137 C S
mit Halb-wertszeiten von
t1/ 2
= 2,04 Jahren undt »2
= 30,16 Jahren sowie das Strontium-
Isotop 9 °Sr (t 1/2
= 28,6Jahre).
Alle ande-ren
Spaltprodukte spielen
wegen ihrer rel- ativ kurzen Halbwertszeitenpraktisch
keine Rolle. Die
Caesium-Isotope
lassensich mit der Methode der
Gammaspek-
trometrie relativ einfach
nachweisen,
einevorherige Bearbeitung
der Proben entfällt imallgemeinen.
ImGegensatz
dazu stehtdas
90 Sr,
ein reinerBetastrahler,
zu des-sen
Bestimmung
eineumfangreiche
undlangwierige Probenvorbereitung
vonnötenist. Mit der hier beschriebenen Methode ist
90
Sr
nicht nachweisbar. Ziel dieser Arbeitwar es, den
Übergang
von Caesium ausdem Boden über die Pflanzen in ein Nah-
rungsmittelendprodukt
zuverfolgen,
spe-zieller
gesagt,
den Transferfaktor für137 C S
aus dem Boden über die
Rapspflanze
inden
Rapshonig
zu bestimmen. DerRaps- honig
wurdeausgewählt,
weil in diesemFall dem
Honig
bestimmter Bienenvölker auch bestimmteRapsfelder zugeordnet
werden können. Bei den
später
gewonne-nen
Honigsorten
istdagegen
die Vielfalt der alsNektarquelle infrage
kommendenPflanzen zu
groß.
Die
Untersuchungen erfolgten
mit Pro-dukten des Jahres 1987. Das
bedeutet,
daß echte Faktoren für denÜbergang
desCaesiums aus dem Boden über die Pflanze in den
Honig
bestimmt werdenkonnten.
Messungen
dieser Art wären da- gegen im Jahre 1986 nicht durchführbar gewesen, da damals nach dem Reaktor- unfall die Pflanzen durch denRegen
inbeträchtlichem Maße oberflächlich kon- taminiert waren und ein Caesiumtransfer Boden-Pflanze noch nicht
stattgefunden
hatte. Im Jahre 1987 enthielt die Luft indessen
praktisch
keine künstlichenRadioisotope
mehr. Dahererfolgte
auchkeine Kontamination der Pflanzen an der Oberfläche.
Festgestellte
Cs-Aktivitäten in den Pflanzen sind also auf reinen Transfer dieses Elements aus dem Boden zurückzuführen.Über Kontaminationsmessungen
anHonig
der Ernte 1986 haben verschiedene Autoren ausführlich berichtet(Horn
etaL,
1986;Kaatz, 1986; Klepsch
etaL,
1987;Dustmann et
aL, 1988).
Veröffent-lichungen
über den Transfer von Caesiumaus dem Boden in den
Honig
sind uns da-gegen noch nicht bekannt. Auch Ford et aL
(1988),
die den Caesium-Gehalt in Bie-nen
untersuchen, gehen
auf den Transfer des Caesiums von der Biene in denHonig
nicht ein.
Als Transferfaktor
f,
für ein radioaktives Element e bezeichnet man das Verhältnis:f
e
=spezifische
Konzentration des Radio- nuklides e in der Pflanze /spezifische
Kon-zentration des Radionuklides e in der Erde.
Dabei bezieht sich die
Angabe
derspezifischen
Konzentration eines Radio- nuklides in der Erde auf die Trocken- masse, in Lebens- und Futtermittelndage-
gen auf deren
Feuchtmasse,
eineRegelung,
die indessen nicht einheitlich ist. In dieser Arbeit wurde für die Erde dieTrockenmasse,
für die Pflanzen und denHonig
die Feuchtmasse verwendet.Allgemein liegen
die Transferfaktoren fürGrünpflanzen,
ermittelt überLysimeter-
versuche, im Bereich zwischen 0,00003(Getreide)
und 6,0(Klee), bezogen
aller-dings
auf Trockenmasse(Bundesminister
des
Inneren,
1981; Aurand etal., 1982;
Steffens et
al.,
1979/80 und1986).
FürRaps gibt
Frederiksson(1966)
ebenfalls auf Trockenmassebezogene
Transferfak- toren zwischen 0,1(auf
Lehmboden ausSchweden)
und 13,5(auf
Laterit aus Brasi-lien)
an.PROBENNAHME UND MESSMETHODE
Standortausrvahl
Im Jahre 1986 hatten
Aktivitätsmessungen (Mol-
zahn, 1987; Wiesmüller, 1987) für den Südosten des LandkreisesMarburg-Biedenkopf
relativhohe
Caesium-Belastungen ergeben
(Flächen-belastung
bis zu 7500Bq/m 2 ).
Drei Felder in derNähe dieses Gebietes, nämlich bei Wäldershausen, Rauischholzhausen und am
Flugplatz
Neu-Ulrichstein erschienen daher für diegeplanten
Untersuchungen geeignet.Probennahme
Die
Einsammlung
der Boden- undRapspflan- zenproben erfolgte
am 12. Mai 1987, die der Rapsblüten am 27. Mai 1987(spätere
Blüte).Auf den Feldern bei Wäldershausen und Rauischholzhausen wurden an
jeweils
4 Stellen,auf dem Feld am
Flugplatz
an 2 Stellen Probengenommen. Die
Entfernung
zwischen den Pro- bennahmestellen eines Feldes betrug jeweilszwischen 100 m und 150 m. Bei einer
geschätzten
Umbruchtiefe von 25 cm und einerdamaligen Reichweite der
Rapspflanzenwurzeln
bis ca. 20 cm in den Erdboden genügte die Ent-
nahme von Erdproben bis zu 30 cm Tiefe, auf-
geteilt
inTeilprofile
0-10 cm, 10-20 cm und 20-30 cm. Bei allen drei Standorten handelt es sich dabei um dem
Bodentyp
Parabraunerde.Nach der
Rapstracht
wurden die von denVölkern der untersuchten Standorte
gesammel-
ten Honige
abgeschleudert.
ProSchleuderung
wurde
jeweils
eineHonigprobe
entnommen undauf ihren
Caesiumgehalt
hin untersucht. Insge-samt
ergaben
sich in Wäldershausen am 26.6.1987 elfHonigproben
von 24 Völkern, inRauischholzhausen am 29.6.1987 neun
Honig-
proben von 27 Völkern und in Neu-UlrichsteinFlugplatz am 2.7.1987 vier Honigproben von 8 Völkern. In Wäldershausen konnten 386,6 kg
Honig,
in Rauischholzhausen 409,9kg
und inNeu-Ulrichstein
Flugplatz
135,4kg
geerntetwerden.
Wie über
Pollenanalyse
nachgewiesen wurde, handelt es sich bei allen geerntetenHonigen
umRapshonig
mit einemRapsanteil
von über 95%.
Probenvorbereitung
Die
Erdproben
wurden bei 100 °C im Trocken- schrankgetrocknet,
alle anderen Proben blie- ben dagegen unbearbeitet. Die Messung der Erd-,Rapspflanzen-
undRapsblütenproben
er- folgte in 250 ml Plastikbechern, die derHonig- proben
in 250 mlHoniggläsern.
Für dieses Volu- men war der Detektorquantitativ geeicht.
Meßtechnik
Die
Caesiumisotope
’34Cs und 137CS könnendurch ihre charakteristische Gammastrahlung
nachgewiesen
werden(Ey
= 604,7 keV für’
3a Cs, Ey
661,6 keVfür 137 CS).
Zur Messungdieser Gammastrahlung wurden Germanium- Detektoren der Firmen Ortec bzw. Princeton GammaTech verwendet. Die Aufnahme der
Spektren erfolgte
mit einem VielkanalanalysatorND 66 der Fa. Nuclear Data, die Auswertung
der
Spektren
mit einem Tandom Personal Com- puter über dieProgramme
MEDIGAM bzw.GAMMAW
(Westmeier,
1986). Die Detektoren waren gegen dieUmgebungsstrahlung
durch Bleiburgen von 10 cm bzw. 5 cm Wandstärke allseitigabgeschirmt.
Da die Detektoren aufStrahlung verschiedener
Energie
unterschied- lichreagieren
und außerdem nur einemgerin-
gen Bruchteil der
gleichmäßig
in alle Richtungenausgehenden Strahlung
erfassen können,mußte ihre Nachweiswahrscheinlichkeit für die in dieser Arbeit
generell
verwendeten 250 mlVolumenproben
mit Hilfegeeichter
Gammastan-dards ermittelt werden (Jäckel et al., 1987). Die
Meßzeiten
lagen
in der Regel zwischen 15 und 30 Stunden. Dafür errechnen sich Nachweis- grenzen für beideIsotope
zwischen 0,19Bq
und 0,14 Bq. Abb. 1 zeigt das
Gammaspektrum
einer
Meßprobe.
ERGEBNISSE
Erdproben
Aus der Literatur
(z.B.
Frederiksson etaL, 1966)
undeigenen Messungen (Molzahn et al., 1989)
istbekannt,
daß dieEindring-
geschwindigkeit
des Caesiums in unbear- beiteten Bodengering
ist. So ließen sich im Herbst 1987 noch annähernd 80% der Gesamtcaesium-Aktivität ausTschernobyl
in den obersten 6 cm Bodenschicht nach- weisen. Bei bearbeitetem Boden
erfolgte dagegen
für die oberen 20-30 cm Schicht- dicke durch dasUmpflügen
bzw.Umgra-
ben eine
Durchmischung.
Es war dahernicht
verwunderlich,
daß dieErdproben
aus den 3 verschiedenen Schichten ähnliche
Caesium-Belastungen
aufwiesen.Die in Tabelle 1
aufgeführten
Aktivitätswerte für die verschiedenen Standortegeben
den Mittelwert der
Belastung
ausjeweils
3Messungen
für diegesamte
Tiefe an. Die Gesamtcaesium-Aktivität derErdproben
liegt
zwischen 12,4Bq/kg
und 18,7Bq/kg
Trockengewicht (Mittelwert je Standort).
Neben den Caesium-Meßwerten sind in Tabelle I auch die der natürlichen radioak- tiven Bestandteile des Erdbodens angege- ben. Diese findet man
praktisch
in allenBöden. Kalium ist an den oberen Schich- ten der Erdoberfläche zu etwa 2,5 Ge-
wichtsprozent beteiligt,
davon entfallen0,0117%
auf das radioaktive Nuklid4 °K.
Ein Kubikmeter Erde enthält etwa 3 g Natururan
( 23a U)
und 3 g Naturthorium( 2 3 2
Th)
sowie derenZerfallsprodukte.
Daviele
Düngemittel Kalium,
Uran und Tho- riumenthalten,
ist eine zusätzliche Anrei-cherung
aufentsprechend gedüngten
Fel-dern
möglich.
Die Aktivitäten dieser natürlichen radioaktiven Nuklideübersteigen
die derCaesium-Isotope
teil-weise
deutlich,
besonders im Falle des4
°K.
Die Uranaktivität wurde über das Zer-fallsprodukt 214 Bi
mit derGammaenergie
609,3keV,
die Thoriumaktivität über das212Pb
mit E =238,6 keV und die Kaliumak- tivität über dieGammaenergie
E = 1460,8keV des 40K ermittelt.
Wie die Tabelle
I zeigt,
variieren die Ak- tivitätswerte der einzelnen Probennahme- stellen eines Feldes zum Teil beträchtlich.Rapspflanzen
undRapsblüten
In der Tabelle 11 sind neben den Mittelwer- ten der Gesamtcaesiumaktivität der Erd-
proben
die Gesamtcaesium-Aktivitätswertefür
Rapspflanzen
undRapsblüten
auf-geführt.
DieRapspflanzen
wurden im Mai 1987, dieRapsblüten
EndeMai-Anfang
Juni 1987 gemessen. Die Meßwerte
liegen
sowohl für die
Rapspflanzen
als auch für dieRapsblüten
im Bereich von0,3
bis 3,0Bq/kg.
Im Mittel ist die Caesium-Aktivität derRapsblüten jedoch
kleiner als die derRapspflanzen.
Im
Gegensatz
zu denMeßergebnissen
an den
Erdproben
ist die Caesium-Aktivität bei denRapsproben
am StandortWäldershausen höher als die am Standort
Flugplatz.
Jedoch ist zubeachten,
daß wirnur
einige wenige Meßpunkte haben,
die allesamt kleine Zahlen mit relativ hoher Meßunsicherheitergeben.
Innerhalb derFehlergrenze
ist durchaus eineÜbereinstimmung
der Meßwerte festzu- stellen.Honig
Die Meßwerte der mittleren Caesiumaktivi- tät in den
Honigproben
der 3 Standortesind in Tabelle 111
aufgetragen.
Die&dquo;höchste&dquo;
Belastung
desHonigs
mit Cae-sium finden wir in den
Honigen
des Stand-ortes
Flugplatz.
DiesesErgebnis
stimmtzwar mit dem der
Erdproben überein,
nicht aber mit dem derRapspflanzen
undRapsblüten.
Die Caesium-Werte in denHonigen
der beiden anderen Standorte lie- gen sehrniedrig,
aber noch über der Nach-weisgrenze
unserer Methode.Zum
Vergleich
sei noch die imhiesigen Rapshonig
derVorjahre
gemessene Ge- samtcaesium-Aktivitätaufgeführt.
Im Mo-nat Mai 1986
lag
der Mittelwert aus 4 Pro- benRapshonig
bei 15Bq/kg,
im MonatJuni 1986 bei 18
Bq/kg (aus
54Proben).
Der Höchstwert einer Probe
betrug
118Bq/kg. Dagegen ergab
eineÜberprüfung
von im Jahre 1985
geschleuderten Raps- honigen
bei allen 35 untersuchten Proben keine Kontamination mit radioaktiven Cae-sium-Isotopen (Assmann-Wertmüller
etal., 1989).
Transferfaktoren für Caesium
Ziel der
Untersuchung
war dieErmittlung
der Faktoren für den Caesiumtransfer
Erde
Rapspflanzen
Erde
Rapsblüten
Erde I
Rapshonig
Rapspflanze Rapshonig bezogen
auf denGesamtcaesiumgehalt.
Inder Tabelle IV sind die Faktoren für die
Übergänge
Erde -.Rapspflanzen
undErde-Rapsblüten
zunächst für die einzel-nen Probenahmestellen eines
jeden
Feldes
zusammengestellt,
sodann darausder Mittelwert für den Gesamtstandort. Die Faktoren für die
Übergänge
Erde
Rapshonig
undRaps-
pflanze Rapshonig
konntendagegen
nur aus dem Mittelwert der
Belastung
vonErde bzw.
Rapsflanze gegenüber
desRapshonig
ermitteltwerden,
da eine Zu-ordnung
desHonigs
zu einzelnen Probe-nahmestellen nicht
möglich
war.Schließlich wird der Mittelwert aus allen
Einzelmessungen aufgeführt.
Im einzelnen
ergibt
sich :- für die Kette
Erde-Rapspflanze
ein Mit-telwert von
f(Cs)
=0,116
± 0,080 bei ei-nem
Schwankungsbereich
von0,028
bis0,303;
- für die Kette
Erde-Rapsblüten
ein Mittel-wert von
f(Cs)
=0,065
± 0,075 bei einemSchwankungsbereich
von0,015
bis0,133;
- für die Kette
Erde-Rapshonig
ein Mittel- wert vonf(Cs)
=0,098
±0,044
bei einemSchwankungsbereich
von0,040
bis0,176;
- für den Pfad
Rapspflanze-Rapshonig
ein Mittelwert von
f(Cs)
=2,039 + 7,230
bei einemSchwankungsbereich
von0,217
bis5,50.
DISKUSSION
In Tabelle V sind die in dieser Arbeit für die Kette Boden-Pflanze ermittelten Trans- ferfaktoren den aus der Literatur entnehm- baren Werten
gegenübergestellt.
Schwie-rigkeiten bereitet,
daß manche Werte auf Feuchtsubstanz Pflanze, andere auf Trockensubstanz Pflanzebezogen
sind.Übersichtsmessungen
habenergeben,
daß der Trockenanteil bei etwa 12,5% der Feuchtmasse
liegt. Berücksichtigt
mandiesen
Wert,
soliegen
die hier bestimmten Transferfaktoren für die Kette Boden-Rapspflanze/Rapsblüte
zwischen0,12
und 2,42. Der Minimalwertliegt
damit deutlich höher alsvergleichbare
Literaturwerte, der Maximalwertjedoch
unterhalb manchervon anderen Autoren
angegebenen
Werte.Zu beachten
ist,
daß die Mehrzahl der Ver-gleichswerte
überLysimeterversuche
er-mittelt wurde, die Werte dieser Arbeit aber
aus der unbeeinflußten Natur stammen.
Aus allen Werten ist
jedoch
klar zu entneh-men, daß der
Übergang
des radioaktiven Caesiums aus dem Boden in die hier un-tersuchten
Nutzpflanzen
äußerstgering
istund keine
Gefährdung
der daraus erzeug- ten Lebensmittel hervorruft. Daß dies nicht auf alle Pflanzenzutrifft,
beweisen z.B. die teilweise sehr hohen Transferfaktoren füreinige
Pilzarten.Die oben
getroffene Feststellung
dergeringen Gefährdung gilt
auch für denRapshonig. Ergänzend
solljedoch
erwähntwerden,
daß die beiWaldhonigen
und be-sonders
Heidehonigen
auftretenden relativ hohen Caesium-Kontaminationen nicht auf einenÜbergang
des Caesiums vom Bodenin die Pflanze zurückzuführen
sind,
son- dern daß sich in diesen Fällen noch vomursprünglichen
stark kontaminertenRegen
her radioaktives Caesium z.B. auf den Na- deln bzw. dem Heidekraut befindet und di- rekt von den Bienen
aufgenommen
wird.Aus Tabelle IV ist zu
entnehmen,
daßdie einzelnen Werte für einen Pfad oft er-
heblich schwanken. Diese
Schwankungen
können
viele,
zum Teil schwer faßbare Ursachen haben. Zum einen ist nicht be-kannt,
wieviel des im Boden befindlichen Caesiums wirklichpflanzenverfügbar
ist.Caesium verhält sich chemisch ähnlich dem Kalium. So kann zum anderen ein höherer
verfügbarer
Kaliumanteil im Boden einegeringere
Aufnahme von Caesium indie Pflanze bewirken. Weiter ist die Cae- sium-Aktivität im Boden nicht konstant. Es
gibt Orte,
an denen das Oberflächenwasserzusammengelaufen
istund an denen sich daher auch eine erhöhte Caesium-Konzentration vorfinden mag. Das ein- oder
zweimalige Umpflügen
des Bodens nach dem Unfall von Tscher-
nobyl
wird noch nicht für eine vollkommengleichmäßige Durchmischung gesorgt
ha-ben,
daher kann manchen Pflanzenwur- zeln eingrößere Menge
Caesium zurVerfügung
stehen als anderen. Außerdemspielen pH-Wert,
Ton- undHumusgehalt
sowie eine Reihe weiterer Faktoren eine
Rolle,
die aber in dieser Arbeit nichtberücksichtigt
werden konnten.DANK
Für tatkräftige Hilfe beim Sammeln der Proben möchten wir den Herren Bernd Jäckel und Wil- helm Werner Danken, ebenso auch Herrn Peter Kocksholt für Mithilfe beim Messen der Proben sowie Frau Sabine Haase und Frau Barbara
Heldmann für das Schreiben des Manuskripts.
Herrn Prof. Dr. P. Patzelt danken wir für wert- volle Anregungen im Zusammenhang mit dieser
Arbeit. Auch Herrn G. Heinemann und Herrn Dr.
W. Schlolaut von der Hessischen Landesanstalt für Tierzucht in Neu-Ulrichstein sei für ihre Hilfe herzlich gedankt.
Summary —
Transfer of radioactive ce- sium from soil to rapeplants,
rape blos-soms and rape
honey.
Due to the test ofatomic weapons and the accident in the nuclear power
plant
atChernobyl,
thevegetation
inGermany
has beenexposed
to cesium contamination in the soil. It was to be
expected
thatactivity
wouldmigrate
from soil to
plants
and to foodproducts.
Inthis work, the transfer of radioactive ce-
sium from soil to rape
plants (Brassica
na-pus var.
oleifera),
rape blossoms and fur- ther to rapehoney
wasinvestigated. By measuring
the gammaactivity of
cesiumusing germanium
detectors withmeasuring capacity
up to 30 h persample (limit
of de-tection about 0.14
Bq/kg
to 0.19Bq/kg),
we determined a mean transfer factor
fcs
=0,116 ± 0,080 for the
system soil-rape plant, f!s
= 0.065 + 0.075 for thesystem soil-rape
blossom andF!S
= 0.098 + 0.044for the
system soil-rape honey (plants
andhoney
wet mass, soildry mass) (Table IV).
Additionally,
for the transfer of cesium from rapeplants
to rapehoney,
a factor off!s
=2.04 ± 7.23
(both
wetmass)
was deter- mined. Due to some environmental circum- stances, which canhardly
ever be takeninto account, the results obtained some-
times differ
considerably. Nevertheless,
the mean transfer factors are within the range of values found in literature(Table V).
rape -
honey —
radioactive contamina- tion - cesium — WestGermany
Résumé — Transfert de césium radio- actif du sol au
colza,
aux fleurs de colza et au miel de colza. A cause d’es- sais d’armesatomiques
et de l’accident de la centrale deChernobyl,
lavégétation
enAllemagne
a étéexposée
à la contamina- tion par le Césiumprésent
dans le sol. Onpouvait
s’attendre à ce que la radioactivitémigre
du sol vers lesplantes
et se retro-uve dans les
produits
alimentaires. Dansce travail nous étudions le transfert du Cé- sium radioactif du sol dans le colza
(Bras-
sica napus var.
oleifera),
les fleurs et le miel de colza. En mesurant l’activité gamma du Césium à l’aide de détecteursau Germanium
pendant
despériodes
de30 h par échantillon
(limite
de détection : 0,14Bq/kg
à 0,19Bq/kg environ),
nousavons déterminé un facteur moyen de transfert
f cs
de0,116
t 0,080 pour le sys- tèmesol-colza,
de0,065
f0,075
pour lesystème
sol-fleurs de colza et de 0,098 ±0,044 pour le
système
sol-miel de colza(Tableau IV) (poids
frais pour lesplantes
et le
miel, poids
sec pour lesol).
Nousavons en outre déterminé un facteur de transfert
f c ,
=2,04
±7,25
pour lesystème
colza-miel de colza
(poids
frais dans les deuxcas).
En raison de certains facteursambiants, qui peuvent
difficilement êtrepris
enconsidération,
les résultats obtenusprésentent parfois
des variations considé- rables. Les facteurs moyens de transfert restent néanmoins dans la limite des va-leurs trouvées dans la littérature
(Tableau V).
colza - miel - contamination radioac- tive - Césium —
Allemagne
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