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[Rezension von :] Pontano's Virtues : Aristotelian Moral and Political Thought in the Renaissance / Matthias Roick. - New York :
Bloomsbury Academic, 2017
ZAHND, Ueli
ZAHND, Ueli. [Rezension von :] Pontano's Virtues : Aristotelian Moral and Political Thought in the Renaissance / Matthias Roick. - New York : Bloomsbury Academic, 2017. Historische Zeitschrift , 2019, vol. 308, no. 1, p. 189-190
DOI : 10.1515/hzhz-2019-1037
Available at:
http://archive-ouverte.unige.ch/unige:113908
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NEUEHISTORISCHELITERATUR / BUCHBESPRECHUNGENMITTELALTER 189 Matthias Roick, Pontano’s Virtues. Aristotelian Moral and Political Thought in
the Renaissance. New York, Bloomsbury Academic 2017. VIII, 322 S., $ 85,–.
// doi10.1515/hzhz-2019-1037
Ueli Zahnd, Basel
Mit seiner Studie zur Tugendlehre des neapolitanischen Humanisten Giovanni Pon- tano (1429–1503) bietet Matthias Roick einen höchst interessanten und fundierten Beitrag zu einem Themengebiet, das die Renaissanceforschung seit einiger Zeit wie- der beschäftigt: die Präsenz von Aristoteles und Aristotelismen im Denken der Epo- che. Sein Interesse gilt dabei den wenig erforschten politischen und moralischen Traktaten des späteren Pontano, was es Roick erlaubt, ihn gleich von mehreren wei- terhin wirksamen Interpretationsmustern der älteren Renaissanceforschung abzu- grenzen: der Dichotomie von scholastischem Aristotelismus und humanistischem Platonismus, der paradigmatischen Rolle, die Machiavellis Trennung von Politik und Ethik zugerechnet wird, und der Geringschätzung des philosophisch-theoreti- schen Tiefgangs vor allem des neapolitanischen Humanismus.
In einem „transversalen“ Vorgehen (S. 9f.), das historische, literarische und phi- losophische Aspekte vereint, widmet sich Roick in einem ersten Teil der politischen Karriere Pontanos und untersucht anhand von Abschnitten in De prudentia, die au- tobiographisches Material und ethische Stilisierung verbinden, die Umstände und Motive, unter denen Pontano das Amt des königlichen Sekretärs von Neapel an- nahm (Kap. 1) und auch wieder abgab (Kap. 2). Ein zweiter Teil geht auf Pontanos Stellung im weiteren Umfeld des Humanismus des späten 15.Jahrhunderts ein und zeigt, wie er dank einer „Rekonfigurierung“ von Aristoteles’ Denken (S. 4 u. 7; „Re- writing“, S. 71f., S. 111f. u. ö.) zwischen den konservativen Ansätzen eines Beccadelli und Facio und dem progressiven eines Valla einen konstruktiven Mittelweg ein- brachte (Kap. 3) und zu einer neuen lateinischen Philosophie ausarbeitete (Kap. 4).
In einem dritten Teil untersucht Roick schließlich Pontanos zentrales Konzept in- nerhalb dieser Philosophie, jenes der Tugend, das zum einen in der begrifflichen Komplexität ausgeleuchtet wird, in der auch Pontano es gesehen und erneut in Ab- grenzung von Valla und unter kreativem Rückgriff auf Aristoteles ausgearbeitet hat (Kap. 5), und dem er zum anderen eine bleibende Relevanz auch in der Politik zuge- sprochen hat (Kap. 6).
Mit dieser durchweg sorgfältig erarbeiteten und stets äußerst lesbar geschriebe- nen Untersuchung gelingt es Roick in hervorragender Weise, Pontano als innovati-
Angemeldet | ueli.zahnd@unibas.ch Autorenexemplar Heruntergeladen am | 04.02.19 11:04
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ven Rezipienten der aristotelischen Ethik mit durchaus philosophischem Tiefgang stark zu machen und die Verbindungslinien von Politik und Ethik zu unterstrei- chen. Wünschenswert gewesen wäre, dass Roick noch stärker herausgearbeitet hät- te, dass eine Figur wie Pontano damit nicht einfach bloß jenseits gängiger Interpre- tationsmuster steht, sondern diese grundsätzlich in Frage stellt. Auch so ist aber deutlich, dass die Arbeit – auch wenn sie explizit kein neues Narrativ begründen will (S. 10) – doch einen wichtigen Schritt hin zu einer Neubeurteilung der Epoche dar- stellt.
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