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„Die Würde des Menschen ist (un)antastbar“

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Academic year: 2021

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28 forum 318 Dossier

In der Charta der Grundrechte der Euro-päischen Union heißt es, dass die Men-schenwürde unantastbar ist und für alle Menschen gilt. Alle Menschen, d. h. auch Menschen mit schweren körperlichen, mentalen und psychischen Erkrankun-gen, haben daher ein Anrecht auf ein Le-ben in Würde, in dem die grundlegenden Bedürfnisse ebenso gewährleistet sind wie die Bedürfnisse nach Freiheit und Selbstbestimmung.

Die beiden Eingangssätze umreißen auch die Thematik des vorliegenden Themen-heftes. Jeder von uns wird beiden Sätzen wohl sofort zustimmen und davon ausge-hen, dass ein Leben in Würde auch gerade in Pflegesituationen eine Selbstverständ-lichkeit sein sollte. Einige alarmierende Studien und dramatische Einzelfälle ha-ben in den letzten Jahren in mehreren Eu-ropäischen Ländern jedoch gezeigt, dass alte und abhängige Menschen vernachläs-sigt werden und in Folge von Freiheits-einschränkungen und mangelnder Pflege auch verstorben sind.

Wie kann so etwas passieren? Die Ant-wort hierzu ist nicht einfach und muss der Komplexität der Situation gerecht wer-den, vor allem auch dann, wenn Verwahr-losung und Missbrauch langfristig verhin-dert werden sollen.

Viele Faktoren spielen eine Rolle, wenn es um ein Leben in Würde im Umfeld von Pflege geht. Dies beginnt bei den

gesell-schaftlichen Rahmenbedingungen, die entsprechende Resourcen und Regelungen zur Verfügung stellen können oder dies nicht tun. Europa selbst weist einige Stu-dienbeispiele hierzu auf. Die Art, Chro-nizität und Schwere der Erkankung(en) spielt natürlich eine Rolle: Dementielle

Erkankungen fordern aufgrund der zu-nehmenden Verschlechterung der geisti-gen Leistungsfähigkeit alle Beteiligten, anders als physische Erkrankungen, bei denen das kognitive Funktionieren – i.e. das eigenverantwortlichen Denken – ge-währleistet ist. Die Ausbildung der pfle-genden Personen spielt eine weitere ent-scheidende Rolle. Dies umfasst das Wissen um krankheitsinduzierte Veränderungen im Verhalten und Erleben der gepflegten Person ebenso wie die Sensibilisierung für Fragen der Menschenrechte in profes-sionneller und formeller Pflege. All dies sind wesentliche Faktoren, wenn es um Würde und Dignität beider Parteien – des gepflegten Menschen und der pflegenden Person – geht.

Wir haben in dem vorliegenden Heft ver-sucht, uns der Thematik der Menschen-würde im Kontext von Pflege zu nähern

und einige Antworten zu finden, indem wir unterschiedliche disziplinäre Perspek-tiven zu Wort kommen lassen.

In zwei Interviews wird die Sichtweise ei-ner Pflegerin und eines Richters, der für Vormundschaften zuständig ist, darge-stellt. Daneben geht es um die Wahrneh-mung alter Menschen und ihrer Rechte aus einer sozialwissenschaftlichen Perspek-tive. Dazu gehören die Sexualität im ho-hen Alter, aber auch freiheitsentzieho-hende Maßnahmen, ebenso wie die wahrgenom-menen Rechte von Menschen mit demen-tiellen Erkrankungen.

Die Frage der Finanzierung der Alten-pflege wird in zwei weiteren Beiträgen behandelt. Die Menschenrechte älterer Menschen im Allgemeinen wie auch im Umfeld der informellen Pflege sind Ge-genstand weiterer Analysen. Abgerundet wird das Dossier durch einen historischen Beitrag, der zeigt, wie sich die Sicht der Psychiatrie auf die älteren Menschen im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Der Dank gilt allen Autorinnen und Au-toren für ihre engagierten und erhellenden Beiträge, die ein Plädoyer dafür sind, dass die Menschenwürde in allen Lebensphasen und Lebenslagen unantastbar sein sollte.

Dieter Ferring

„Die Würde des Menschen

ist (un)antastbar“

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