VERBREITUNG UND POLLENANALYTISCHE BEDEUTUNG DER SILBERWURZ
(DRYAS OCTOPETALA)
Dryas octopetala : répartition
etintérêt mélisso-palynologique
Annemarie FOSSEL A-8943
Aigen
im Ennstal, ÖsterreichSUMMARY
DISTRIBUTION AND POLLEN ANALYTIC IMPORTANCE OF DRYAS OCTOPETALA
Distribution, floral structure, the
pollen
and insect visits of Dryasoctopetala (Geum octopetalum) (Rosaceae)
are described. The occurence ofsingle
Dryaspollen
grains in Austrianalpine honeys allows an exact geographical determination of their origin. As
Dryas octopetala
is growing
only
on calcareous and dolomitic soil they originate from the higher sites of theKalkalpen.
ZUSAMMENFASSUNG
Verbreitung,
Blütenbau undInsektenbeflug
der Silberwurz(Dryas octopetala;
Fam.Rosaceae)
sowie ihr Pollen werden beschrieben. Einzelfunde vonDryaspollen
in österreichischenAlpenhonigen
gestatten eine genauepflanzengeografische Herkunftsbestimmung
aus höherenLagen
derKalkalpen,
da die Silberwurz nur auf Kalk und Dolomit verbreitet ist.In den
Alpen gedeiht
dieSilberwurz, Dryas octopetala,
aus der Familie der Rosaceae ausschließlich in höherenLagen
derKalkalpen,
so daßDryas
pollen
imHonigbild eindeutig
auf eine Tracht aus deralpinen Region
dernördlichen und südlichen
Kalkalpen
hinweist und damit auch eine nähere Determination derRhododendronpollen gestattet,
von denen in denAlpen
nurRhododendron hirsutum kalkstet ist.
STANDORT UND VERBREITUNG
Die
Silberwurz, Dryas octopetala,
ist alsSpalierstrauch
mit ihrerlangen,
dünnen
Pfahlwurzel,
mit ihremniedrigen
Wuchs und ihrenledrigen,
immer-grünen
Laubblättern einvorzüglich ausgerüsteter Pflanzenpionier,
dem esgelingt,
aufbewegten,
steilen Schutt- und Blockhalden festen Halt zu finden und als ersteBlütenp flanze Moränen,
Alluvionen und Kare zu besiedeln.Die
weißfilzige Blattunterseite,
die wie Silberglänzt,
hat dem dicht- belaubtenSpalierstrauch
den Namengegeben.
Die
dunkelgrünen, gesägten
Blätter bilden in Höhen von 1 000 — 2 500 mauf
Kalkunterlage
oftgroße, geschlossene Polster, sogenannte
« Silberwurz- Rasen ». Fossile Blattrestebeweisen,
daß die Silberwurz vermutlich während der letzten Eiszeit über dieKarpathen
in dieAlpen eingewandert
ist.Heute ist die Art
zirkumpolar verbreitet;
siegehört
denarktisch-alpinen
Florenelementen an und ist eine der am weitesten nordwärts reichenden
Blütenp flanzen.
In ihrenBodenansprüchen
ist sieausgesprochen kalkfordernd, gedeiht
daher in denAlpen
ausschließlich auf Kalk undDolomit,
auf Grob-und Feinschutt und auf
Alpenhumus
in derZwergstrauchheide
an der oberenYegetationsgrenze.
Imgeschlossenen
Rasen vermag sie sich nicht zuhalten,
nur im Bach- und
Lavinengeröll steigt
siegelegentlich
bis auf 1 000 m oderetwas tiefer herab.
BLÜTENBAU UND INSEKTENBESUCH
Je
nach derHöhenlage
schmücken sich dieSilberwurzposlter
von Maibis
August
dicht mit zarten, weißenBlüten,
die den Brombeerblüten ähnlich sehen. Die Blüten besitzen 7 - 9 Kelchblätter und ebensoviele reinweiße Kronblätter. Die zahlreichen Staubblättertragen gelbe
Staubbeutel. Der Nektar wird wie bei den verwandten Brombeerblüten von einer am Grunde der Blütegelegenen
Scheibe(Diskus) abgesondert
und ist allen Besuchern leichtzugänglich.
Die Blüten werden von
Fliegen besucht;
es stellen sich aber auch Käferund
Schmetterlinge
ein und können dieBestäubung
vollziehen. Diepollenrei-
chen Blüten sind auch für
Honigbienen
sehranziehend,
man kann die Sammle-rinnen bei
einigermaßen gutem Flugwetter
bis in extremeHöhenlagen
derAlpen
alsregelmäßige
undeifrige
Besucher der Silberwurz beobachten.Die zahlreichen
Fliegen
scheinen den Bienenwenig
Konkurrenz zumachen,
Man kann immer wiedersehen,
daß die Bienen die Blüten trotz des ebenstattge-
fundenenFliegenbesuches ausgiebig bearbeiten,
indem sieKopf
und Rüsselmehrmals an verschiedenen Stellen zwischen die
Staubgefäße
versenken. Siebepudern
sich dabeiKopf
und Bauch mitgelbem
Blütenstaub und sammeln oftgroße
Pollenhöschen.BIENENWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG
Durch die weiten
Flugstrecken,
die dieHonigbienen
von den Bienen-ständen im Tale zu den Silberwurzrasen auf den steilen
Schuttkegeln
derKalkfelsen
zurücklegen müssen,
ist der bienenwirtschaftliche Wert dieser Tracht leider ganz unbedeutend. Von höhergelegenen
Wanderständen aussind die Silberwurzbestände den Sammlerinnen leichter
erreichbar,
und es sind daherEinzelpollen
vonDryas octopetala
in denHonigen
aus den österrei-chischen
Kalkalpen
keine Seltenheit. Sie treten sehrregelmäßig
in allen Pro-hen
auf,
die Erica-carnea- undRhododendron-pollen
alsBegleit-
oder Leit-pollen
enthalten.Besonders in den nördlichen
Kalkalpen
istDryas octopetala
von den nie-derösterreichischen Ausläufern der
Alpen (Rax, Schneeberg)
bis nach Tirol inFrühjahrs-
undSommerhonigen
als charakteristicherEinzelpollen
ver-treten und
gestattet dadurch,
dieAlpenrosenhonige
derZentralalpen
vondenen aus den
Kalkalpen
mittels derHonig-Pollenanalyse
zu unterscheiden.Pollen von Rhododendron
ferrugineum
und Rh. hirsutum lassen sich im Pollenbild wegen ihrergroßen
Ahnlichkeit imallgemeinen
nicht trennen, beiAnwesenheit von
Dryas octopetala
läßt sich aber mit Sicherheit auf Trachtvon der
rauhhaarigen,
kalkholden Art Rh. hirsutum schließen.Durch diesen
p flanzengeographischen
Hinweis ist der Pollen vonDryas octopetala
imHonigbild
derAlpenhonige
sehr aufschlußreich und sollte mehr als bisher in derHonig-Pollenanalyse Beachtung
finden.Auch in den
nordeuropäischen Honigen
ist das Vorkommen vonDryas- pollen
sehr wahrscheinlich.BESCHREIBUNG DES POLLENS
Pollenprobe
A.Fossel,
Mai1971, Präparat Hohenheim,
Februar 1972.Dryas octopetala
liefert kleine bismittelgroße,
blaßgrünlichegelbe, isopolare
Pollenkörner. Die Polansicht ist
abgerundet dreiseitig,
die Seitenansicht breitoval bis circulär. Das PK hat 3 Falten mit mehr oderweniger ausgebildeter
Poroide. Die Falte wird von zahlreichen Exineresten
bedeckt; Länge
der Falteca. 20 [1., Breite am
Aquator
ca. 12 !., Faltenrand leichtaufgwölbt,
nicht ganzregelmäßig.
Faltenendenmäßig spitz zulaufend,
Abstand der Faltenenden amPol ca. 5
[1 ..Die
Exine ist 1 [1. dick undzeigt
eine sehr feine zarte kurze Striche-lung (kurz-rugulate Skulptur);
Dicke der Intine 1 [1..Bei der
Messung
von 50 Pollenkörnernergab
sich ein Durchschnittswert für die Polachse von29,4
fL, dieAquatorialachse
istgleichlang.
Tricolpate
undtricolporoidate
PK sind in der Familie der Rosaceen weitverbreitet.Dryas
ist also keine hochcharakteristische Form.Entspre-
chend muß bei der
Bestimmung
besonders kritisch vorgegangen werden.Eingegangen
im November 1972.Re!M pour publication en novembre 1972.
DANKSAGUNG
Die
Pollenbeschreibung
und dieAbbildungen
desDryas-Pollens
verdanke ich Herrn Dr. G. Voawoxr., Stuttgart-Hohenheim.RÉSUMÉ
Dryas octopetala,
Rosacée, appartient à la florearcto-alpine
et est l’un desPhanérogames
qui pénètrent le plusprofondément
vers le Nord. Dans lesAlpes
elle neprospère
que sur lesterrains calcaires et
dolomitiques
où elle forme, à la limite supérieure de la végétation, dans leséboulis fin ou grossiers, des coussins étendus qui, selon l’altitude se couvrent de mai à août de délicates fleurs blanches qui offrent aux abeilles
pollen
et nectar.Dans les miels des
Alpes
calcaires d’Autriche du nord lepollen
deDryas
octopetala est un pollen isolécaractéristique
et suffisammentfréquent
pour que sa présence permette de faire la distinction entre les miels de Rhododendron desAlpes
centrales et ceux desAlpes
calcaires.Il est très
probable
que le pollen deDryas
se trouve également dans les miels du nord de l’Eu- rope.LITERATUR H
EGID., 1935. Illustrierte Flora Mitteleuropas. 2.
Auflage,
BIV/2,
S. 922-927.Hansaverlag,
München.