ARBEITSANALYSE
EINES HAUPTERWERBS-IMKEREIBETRIEBES
INSBESONDERE MIT HILFE DER NETZPLANTECHNIK
*Helmut FORSTER
Landesanstalt für Bienenkunde,
Stuttgart-Hohenheim
SUMMARY
SCIENTIFIC WORK ORGANISATION IN A PROFESSIONAL BEEKEEPING FARM, WITH SPECIAL MENTION OF THE NETWORK TECHNIQUE
The objectives of the study are : Levelling of the work load, reduction of the effort and increase of the yield of professional bee-keeping in particular of the bee-farm of Messrs.
Mack in Illertissen, Bavaria.
In order to achieve these objectives the existing operating method has been recorded and analyzed with the aid of the net work planning. Thereafter improvement suggestions
have been worked out and based on this four new operating methods have been developed.
With the existing operating method a levelling of the work load could only be achieved
to a lower extent. However,
through
a more extensive bee-keeping and the specialisationon
honey
production or queen breeding a remarkablelevelling
of the work load was achieved.For rating the different operating methods with regard to the reduction of the effort and the increase of the yield in professional bee-keeping are listed as physical units : the seasonal effort per colony and year in hours and minutes, the seasonal yearly effort per mated queen for home consumption in minutes, as well as the yield per working hour in DM.
It was calculated :
1. for the present operating method with approximately 1000 colonies and three breeding
series (standard values for 1967 and 1968; activities transferred to easy to load positions) :
5 hrs 17 min.; 30.3 min.; 15.01 DM;
2. for an intensive-extensive combined operating method with
approximately
1000colonies (app. 24,0 colonies extensive, app. 760 colonies intensive) and three breeding series :
5 hrs 14 min.; 30.3 min.; 15,10 DM;
3. for an extensive operating method with approximately 1000 colonies and three bree-
ding series : 3 hrs 38 min.; 30.3 min.; 15,73 DM;
4. for an extensive operating method with approximately 4000 colonies without queen
breeding : 2 hrs 29 min.; 42.63 DM;
* Kurzfassung der gleichnamigen Dissertation aus Abteilung Allgemeine Zoologie der Universitat Hohenheim und der Landesanstalt fur Bienenkunde, vorgelegt dem Fachbereich Agrarbiologie.
Resume de la these d’agrobiologie soutenue sous le m6me titre a l’Universit6 de Hohenheim, section Zoologie générale et Station de recherches apicoles.
5. for a breeding orientated operating method with
approximately
200 pure-line breedingcolonies for breeding selection and six breeding series with approximately 310 colonies :
6 hrs 40 min.; 25.9 min.; 14.76 DM.
ZUSAMMENFASSUNG
Die Ziele der Arbeit sind : Ausgleich der Arbeitsbelastung, Senkung des Arbeitsaufwandes und
Steigerung
des Ertrages von Haupterwerbsimkereien, im besonderen bei der Imkerei der Firma Mack in Illertissen, Bayern.Um diese Ziele zu erreichen, wurde die bestehende Betriebsweise erfaßt und mit Hilfe der Netzplantechnik analysiert. Anschließend wurden Verbesserungsvorschläge erarbeitet
und auf dieser Grundlage 4 neue Betriebsweisen entwickelt.
Ein Ausgleich der Arbeitsbelastung konnte bei der bisherigen Betriebsweise nur in gerin-
gem Umfang erreicht werden. Durch extensivere Vülkerführung und Spezialisierung auf
Honiggewinnung
oder Königinnenzucht gelang jedoch ein nennenswerter Ausgleich desArbeitsaufwandes. Hinsichtlich der Senkung des Arbeitsaufwandes und der Steigerung des Ertrages werden zur Beurteilung der verschiedenen Betriebsweisen als Maßzahlen der terminge-
bundene Arbeitsaufwand pro Volk und Jahr in Stunden und Minuten, der termingebundene jährliche Arbeitsaufwand pro begattete Gebrauchskünigin zum Eigenverbrauch in Minuten sowie der Ertrag pro Arbeitsstunde in DM aufgeführt.
Es errechneten sich :
1. für die bisherige Betriebsweise mit ca. 1000 Völkern und 3 Zuchtserien (Durchschnitts-
werte von 1967 u. 1968;
Tätigkeiten
in belastungsgünstige Positionen verlegt) : 5 Std. 17 Min.; 30,3 Min.; 15,01 DM;2. für eine intensiv-extensiv kombinierte Betriebsweise mit ca. 1000 Völkern (ca. 240
Völker extensiv, ca. 760 Völker intensiv) und 3 Zuchtserien : 5 Std. 14 Min.; 30,3 Min.; 15,10 DM;
3. für eine extensive Betriebsweise mit ca. 1000 Vülken und 3 Zuchtserien : 3 Std. 38 Min.; 30,3 Min.; 15,73 DM;
4. für eine extensive Betriebsweise mit ca. 4000 Völkern ohne Königinnenzucht : 2 Std.
29 Min.,; 42,63 DM;
5. für eine zuchtorientierte Betriebsweise mit ca. 200 Reinzuchtwirtschaftsvölkern zur Zuchtauswahl und 6 Zuchtserien mit ca. 310 Pflegevölkern : 6 Std. 40 Min.; 25,9 Min.; 14,76 DM.
EINLEITUNG
Die
Anstrengungen
auf dem Gebiet derArbeitsanalyse
in der Imkerei sindspärlich
unddies,
obwohl sich demArbeitsanalytiker
hier ein weitesBetätigungsfeld
eröffnenwürde;
denn die imkerlichen Arbeitsmethodensind,
zumindest in
Deutschland,
durchausverbesserungsfähig.
Unter den
wenigen Autoren,
die sich bisher um eineAnalyse bemühten,
möchte ich
P IEL -D ESRUISSEAUX ,
der denSchleudervorgang
mit Hilfe vonArbeitsstudien untersuchte und verschiedene maschinelle und
personnelle Möglichkeiten
miteinanderverglich,
und KASSPARIANerwähnen,
der dieHohenheimer Betriebsweise
analysierte,
dafür vor allem die Netzwerktechnik oderNetzplantechnik
verwendete undNetzpläne
für einen Kleinbetrieb und für einen Mittelbetrieb erstellte.Meine
Untersuchung
habe ich ebenfalls zu einem wesentlichen Teil mit Hilfe derNetzplantechnik durchgeführt, allerdings
nicht an einem Klein-oder Mittelbetrieb sondern an dem Großbetrieb der Firma MACm.
ZIELE UND METHODEN
Die Ziele der
Untersuchung
waren;Ausgleich
derArbeitsbelastung, Senkung
der Arbeitsaufwandes undSteigerung
desErtrages
von Großimke-reien,
im besonderen bei der Imkerei der FirmaM AC Ii, Illertissen,
inBayern.
Um diese Ziele zu
erreichen,
habe ich zunächst den Ist-Zustand des Betriebesorganisatorisch
und arbeitstechnisch erfaßt und mit Hilfe einerNetzplanana- lyse versucht,
einenAusgleich
derArbeitsbelastung
zu erreichen. Anschließend wurdenVerbesserungsvorschläge
erarbeitet und auf dieserGrundlage
4 neueBetriebsweisen entwickelt.
Erfassung
desorganisatorischen
und arbeitstechnischen Ist-Zustandes des BetriebesZur Zeit der
Untersuchung
waren in der Imkerei 6 Imker und 2Lehrlinge ständig beschäftigt.
Zum Umlarven und zum Schleudern stehenje
nachBedarf
vorübergehend
ganz- oderhalbtägig
1-4 weitere Arbeitskräfte zurVerfügung.
Man arbeitet mitMagazinbeuten
im ZANDERMASS mit 9 Waben.Ein weiteres
Magazin
wird alsHonigaufsatz zugegeben.
An technischen Geräten stehen 2 elektrische Selbstwendeschleudern fürjeweils
6Waben,
1 Brutschrank und 1 Lkw zur
Verfügung.
Mit den 1 000 Wirtschaftsvölkern wird 3-5 mal
gewandert,
wobei sieim Sommer in
Gruppen
zuje
48 Völkern und im Wintergemeinsam
ingroßen
Ständen bei Illertissen
aufgestellt
werden. Die Völker werden 11 mal intensivnachgeschaut.
Hierbei wirdSchwarmtrieblenkung
vor allem durch Umhän- gen der Brutwaben durchUmweiselung
im2-jährigen Königinnenumtrieb
und durch
Ablegerbildung
betrieben.Daneben werden zum
Eigenbedarf
wie zum Vekauf etwa 5 000 Köni-ginnen
in 3 Zuchtserien gezogen. AlsPflegevölker
dienen etwa 145 Heidevölker.2 !5
derJungköniginnen
werden in Einwabenkästen auf besonderenBeleg-
stellen zur
Begattung gebracht. 3 /5
werdenunbegattet
verkauft.In den
Jahren
1967 und 1968 habe ich dietermingebundenen Arbeiten,
d. h. die
Arbeiten,
die nur im Sommerdurchgeführt
werdenkönnen,
nachKalendertagen,
nach Arbeitsarten und nach Produkten erfaßt. Die kalender-mäßige Erfassung
ließ eine starkeArbeitsspitze
imMai,
Juni undJuli
undeine schwächere Ende
August !Anfang September
erkennen. DieErfassung
nach Arbeitsarten
zeigte
alsumfangreichste
Arbeiten dieNachschau-,
dieWander- und
Schleuderarbeiten,
die damit eineRationalisierung
besonderslohnend erscheinen lassen. Die
Erfassung
dertermingebundenen
Arbeitennach Produkten
ergab
für 1kg Honig
16 Minuten bzw. für 1 Volk 5 Stunden 17 Minuten und für einebegattete Königin, 30,3
Minuten proJahr.
Interessant erscheint auch noch eine
Kennzahl,
die sich aus derGegen- überstellung
von Aufwand in Stunden undErtrag
in DMergibt :
DerErtrag (Honig
undKöniginnen)
pro Arbeitsstundebetrug 1967/1968
im Durchschnitt15,01
DM.Anwendung
derNetzplantechnik
zumAusgleich
derArbeitsbelastung
Auf die
Erfassung
des Ist-Zustandesfolgte
dessenUntersuchung.
Diesgeschah
zunächst unterAnwendung
derNetzplantechnik
mit demZiel,
dieArbeitsbelastung auszugleichen,
d.h. dieArbeitsspitzen
in die Arbeitstälerzu
verlegen.
EinNetzplan
ist eine besondere Art vonArbeitsablaufplan,
mitdessen Hilfe man unter anderem ermitteln
kann,
wiegroß
der zeitlicheSpiel-
raum für eine Arbeit ist. Ich habe einen
Netzplan
für dasSommerhalbjahr aufgestellt
undversucht,
die Arbeiten mit Hilfe einerPlanungstafel
im Rahmendes zeitlichen
Spielraumes
in der Weise zuverschieben,
daß sich die Arbeits-spitzen
und Arbeitstäler mehr oderweniger ausgleichen.
Die Zahl derÜber-
stunden konnte
jedoch
nur um 17% gesenkt
werden. Das führte zu derÜber- legung,
die zeitlichenSpielräume
durchÄnderung
der Betriebsweisen zu erweitern und auf diese Weise einen stärkerenAusgleich
zu erzielen. Auchdafür ist ein
Netzplan
eingeeignetes Mittel,
da imNetzplan
dieAbhängig-
keiten deutlich zu erkennen
sind,
die die zeitlichenSpielräume
und damit dieVerschiebemöglichkeiten
derTätigkeiten begrenzen.
Als besonders interessant für die
Verschiebung
erscheinen dieKöniginnen- zucht,
dieWintereinfütterung
und dieHerbstheimwanderung,
z. B. würde dieVorverlegung
derKöniginnenzucht
zum Abbau der sommerlichen Arbeits-spitzen
und zurAuffüllung
der Arbeitstäler imFrühjahr beitragen.
EineVorverlegung
derKöniginnenzucht
in derbisherigen
Form ist aber nichtmöglich,
weil zumZeitpunkt
des Umlarvens die Zuchtstofflieferanten bekannt seinmüssen,
d. h. dieKörung
beendet sein muß. EinÄnderungsvorschlag
wäre
folgender :
Verwendet man bei der ersten Serie nur die älteren Zucht-völker,
die bereits imVorjahr gekört wurden,
so kann die Zucht in der Form einer Vorserie bis zum nächsten Hindernis - dem frühestenZeitpunkt
ge- schlechtsreifer Drohnen — um etwa 17Tage
vorgezogen werden.Was die
Wintereinfütterung betrifft,
so wird diese auf dem Heimstanddurchgeführt
und stellt damit das entscheidendste Hindernis für dieSpäter- legung
derHerbstheimwanderung
und einen damit verbundenen Arbeitsaus-gleich
dar. EinVorschlag
hierzu wärefolgender :
Wenn man im Anschluß andie
Honigraumabnahme
vor derHeimwanderung
auf denWanderplätzen
mitentsprechend großen Futtergefäßen
füttert - um nicht nachfüllen zumüssen-,
wird dieHerbstheimwanderung
von derWintereinfütterung unabhängig
undfreier
disponierbar.
Entwicklung, Berechnung
undDarstellung
4 neuer BetriebsweisenAuf der
Grundlage
der bei derUntersuchung
gewonnenen Erkenntnisse habe ich 4 neue Betriebsweisenvorwiegend
mit dem Bestrebenentwickelt,
eine
möglichst
extensive d. h. eineweniger arbeitsaufwendige
Art der Völker-führung
zu erreichen. Hierbei habe ichfolgende
3 Tatsachen besonders berück-sichtigt : Erstens,
Völker miteinjährigen Königinnen
schwärmen sehrselten, zweitens,
Völker mitgenügend
Platz für Brut undHonig
schwärmenweniger
als
beengte Völker, drittens,
mittelstarke Völker schwärmenweniger
alsschwache und überstarke.
Berücksichtigt
mandies,
so könnte man ohnegrößere
Schwarmverluste die Nachschauanzahl reduzieren und sich bei den einzelnen Nachschauenvorwiegend
aufHonigentnahme
undFütterungen
beschränken. Dies wurde auch in einem erstenVorschlag
bereits teilweise verwirklicht.1. Intensiv-extensiv kombinierte Betriebsweise nach einem
Vorschlag
von HansSchlüter
jr.
Der entscheidende Unterschied
gegenüber
derbisherigen
Betriebsweise bestehtdarin,
daß beigleichem
Völkerbestand 240 Völker extensiver als bisher bearbeitet werden. Extensiverinsofern,
alsweniger
Nachschauenerfolgen
- die2., 4. 5., 7.
und 8. Nachschau entfallen - und sich die Bearbei-tungszeiten
an den Völkern teilweiseverkürzen;
zum Teil werden die Bearbei-tungszeiten
aber auchlänger.
Imallgemeinen
wird hierbei nurgefüttert
oderHonig
entnommen. DieUmweiselung geschieht
bei allen Völkern weiter im2-jährigen Turnus,
wobei die extensivgehaltenen
Völker nur1-jährige
Köni-ginnen
besitzen.Die
Ablegerbildung
wird bei den extensiv bearbeiteten Völkerneinge- schränkt,
denn sie werden im Sommer in 3Magazinen
und im Winter in 2Magazinen
mit 15 Wabengehalten.
DieAufstellung
der 240 extensiv bear-beiteten Völker
erfolgt
nicht mehr inGruppen
zu48,
sondern zu 30 Völkernje Wanderplatz.
Die Zahl derWanderplätze
erhöht sich damit um 3.Die
Verteilung
derArbeitsbelastung zeigt
keine und die Höhe des Arbeitsaufwandes nur einegeringfügige Verbesserung gegenüber
derbisherigen
Betriebsweise. Es wurde nur eine
Senkung
derÜberstunden
um 71 Stundenvon 880 auf 809 Stunden errechnet.
(Die Überstunden
beziehen sich auf die 6 Arbeitskräfteinsgesamt
bei 40 Normalstundenje
Arbeitskraft in derWoche.)
Pro Volk
ergibt
sich eintermingebundener
Arbeitsaufwand von 5 Stundenund 14 Minuten
gegenüber
5 Stunden und 17 Minuten bei derbisherigen
Betriebsweise. Der Arbeitsaufwand pro
Königin
bleibt unverändert.Eine
Honigertragssteigerung
kann sich einmal dadurchergeben,
daßweniger
Völker auf einenWanderplatz
kommen und zum anderendadurch,
daß stärkere Völker
(3-Raum-Völker)
vorhanden sind. Pro Arbeitsstunde errechnet sich einErtrag
von15,10
DMgegenüber 15,01
DM bei derbisherigen
Betriebsweise.
Der 1968
durchgeführte
Versuch einer extensivenBearbeitung
von 163-Raum-Völkern
ergab
für diese 16 Völker einenDurchschnittsertrag
von53
kg.
DerErtragsdurchschnitt
der intensiv bearbeiteten2-Raum-Völker,
die an denselben
Wanderplätzen standen, betrug
32kg.
Um Mißverständnissen
vorzubeugen,
seierwähnt,
daß unter « extensiv » nur dieEinschränkung arbeitsaufwendiger
Maßnahmen der Schwarmkontrolle verstanden sei. Reiz- undNotfütterungen
werden weiterhindurchgeführt.
Deshalb könnten sich
lediglich
durch SchwarmverlusteErtragseinbußen ergeben.
Von den 16Völkern,
die extensiv bearbeitetwurden, hat,
soweit sich dies feststellenließ,
keinesgeschwärmt.
Nur ein Volkging verloren;
eswurde
drohnenbrütig.
Der Verlust von einem Volk im Zeitraum vonJuli
bis Oktober bei 16 Völkern hält sich im Rahmen derVerluste,
die auch bci inten- siverBetreuung
auftreten. Imgleichen
Zeitraum ist von den intensivgeführten
Wirtschaftsvölkern etwa
jedes
20. Volkaufgelöst
worden.Allerdings
besaßen die extensivgehaltenen
Völkerdurchwegs 1-jährige Königinnen.
Diese intensiv-extensiv kombinierte Betriebsweise wurde 1970 in etwas
abgewandelter
Formdurchgeführt.
Man stellte 200 Völker mit1-jährigen Reinzuchtköniginnen
ingewohnter
Weise inGruppen
zuje
48-50 Völkern auf. ZurLenkung
des Schwarmtriebes wurdeAnfang
bis Mitte Mailediglich
ein 3.
Magazin
unter dasAbsperrgitter
zwischen Brut-undHonigraum einge-
setzt. Diese Völker
gestatteten erstmalig
das Ausnützen der Löwenzahn- volltracht imAllgäu,
ohne Schwarmtrieb. Man beschränkte sich bei den Arbeitenlediglich
auf ein paarStichproben
und dieHonigentnahme.
EndeJuli, Anfang August
wurde in die relativ kurze Tannentrachtgewandert.
Es war trotzdem ein voller
Erfolg.
Hiermit ist erneutbewiesen,
daß Völkerentsprechender
Stärke auch inverhältnismäßig
kurzer Zeit höchsteErträge bringen
können.Abschließend kann
gesagt werden,
daß durch einegroßzügige
Erweite-rung im
richtigen Augenblick
bei rassisch einwandfreiem Material undjungen Königinnen
auf eineregelmäßige
Kontrolle verzichtet werden kann.Für den
Fall,
daß man sichentschließt,
nur noch extensive Völkerfüh-rung zu
betreiben,
wurde eine rein extensive Betriebsweise mit ca. 1 000 Völkern und 3 Zuchtserienentwickelt,
berechnet undgraphisch darge-
stellt.
2. Extensive Betriebsweise mit ca. 1 000 Völkern und 3 Zuchtserien
Das Charakteristische dieser Betriebsweise besteht
darin,
daß man, ohne den Völkerbestand zuändern,
sämtliche Wirtschaftsvölker extensiver als bisher führt. Unter extensiver Betriebsweise ist hier dasselbe zu verstehen wie bei der intensiv-extensiv kombiniertenBetriebsweise, nämlich,
daßweniger
Nachschauen
erfolgen
- die2., 4., 5.,
7. und 8. Nachschau entfallen - und daß sich dieBearbeitungszeiten
an den Völkern zum Teilverkürzen,
zum Teilaber auch wieder
verlängern.
DieVerlängerung
derBearbeitungszeiten ergibt
sich durch eine
einmalige gründliche
Nachschau imSommer,
bei der eine etwasverringerte Ablegerbildung erfolgt
und sämtliche Wirtschaftsvölker im 1-jährigen
Turnusumgeweiselt
werden.Außerdem dauert das
Einengen länger,
da es ebenfallsgründlicher
durch-geführt
wird. Die Völker werden im Sommer in 3Magazinen
auf 27 Waben und im Winter in 2Magazinen
auf 15 Wabengehalten.
DieAufstellung
derWirtschaftsvölker
geschieht
nicht mehr inGruppen
zu48,
sondern zu 30 Völ- kernje Wanderplatz.
Die Zahl derWanderplätze
erhöht sich damit um 10.Die Völker stehen in wetterfesten Beuten zu
je
5 Völkern mitjeweils
einerhalben
Beutenlänge
Zwischenraum auf einergemeinsamen Unterlage.
Siebleiben auch den Winter über zuhause im Freien.
Neben der Völkernachschau sind Wandern und Schleudern die
umfang-
reichsten Arbeiten. Um einen
möglichst
hohenRationalisierungseffekt
zuerhalten, werden,
vor allem bei diesenArbeiten,
technischeVerbesserungen
angenommen. Es wird
unterstellt,
daß die Aufsätze unterVerwendung
vonPaletten, Palettentransportgeräten,
Rollenbahnen oder Fließbändern bereit-gestellt
undweggebracht werden,
daß man mit Hilfe einerEntdeckelungs-
maschine
entdeckelt,
daß mit drei 50-Waben-Radialschleuderngeschleudert
wird und daß der
Honig
aus den Schleudern überRohrleitungen
direkt inTanks
gelangt.
Bei den
Wanderungen
wird angenommen, daß mit Hilfe eineshydrau-
lischen
Ladegerätes
am LKWjeweils
5 Völker auf einmal mit derUnterlage
zusammen
geladen
werden.Die
Verteilung
derArbeitsbelastung
undinsbesondere die Höhe des Arbeits- aufwandesergeben
ein wesentlichgünstigeres
Bild. Statt 880 bzw. 809 sindnur noch 343
Überstunden
zubewältigen.
Der
termingebundene
Arbeitsaufwand pro Volk undJahr liegt
bei 3Stunden und 38 Minuten.
Die
Ertragssteigerung
wird sichfortsetzen,
da nun sämtliche Wander-plätze
mitweniger
Völkernbelegt
sind und alle Völker auf 3 Räumegesetzt
werden. Pro Arbeitsstundeergeben
sich15,73
DM.Aber auch diese Betriebsweise braucht kein Endzustand zu sein. Durch weitere
Rationalisierungsmaßnahmen
und durchAufgabe
derKöniginnen-
zucht könnte der Völkerbestand noch stark erhöht
werden,
wie dieBerechnung
einer weiteren extensiven Betriebsweise
ergab.
3. Extensive Betriebsweise mit ca. 4 000 Völkern ohne
Königinnenzucht
Bei dieser Betriebsweise ändert sich das
Produktionsprogramm grund- legend.
Es werden nur noch Wirtschaftsvölker zurHonigerzeugung gehalten.
Die
benötigten Königinnen
werden nicht selbstgezüchtet,
sondernzugekauft.
Ableger
werden nur zurDeckung
desEigenbedarfs gebildet
und nicht zumVerkauf. Die Methoden der
Produktion,
damit ist hier ausschließlich dieHonigproduktion gemeint, gleichen
zumgroßen
Teil denen der extensiven Betriebsweise mit 1 000 Völkern. Derwichtigste
Unterschied bestehtdarin,
daß an die Stelle der
Herbstheimwanderung
eineHerbstwanderung
auf dieFrühjahrswanderplätze
tritt. DieFrühjahrswanderung
wird damitüberflüssig.
Die Völker überwintern nicht
zuhause,
sondern auf denFrühjahrswan- derplätzen.
Aus der
Überwinterung
auf denFrühjahrswanderplätzen ergeben
sichUnterschiede
dahingehend,
daß sowohl dieFrühjahrsarbeiten
als auch dieWintereinfütterung
nicht mehr auf demHeimstand,
sondern auf den Wander-plätzen erfolgen.
Für dieSpätsommer-
und Herbstarbeiten wurde angenommen, daß bei derHonigraumabnahme
die Völker bereits auf den Wintersitz kommen und dieWintereinfütterung
vorgenommenwird,
und zwar mit Hilfe ausreichendgroßer Futtergefäße,
damit nichtnachgefüllt
werden muß. Entnahme derFuttergefäße
und Abdecken der Völker sollen wiederumgemeinsam
bei einemWanderplatzbesuch geschehen.
Die
Arbeitsbelastung
ist im Hinblick auf dieVölkerbetreuung
ziemlichausgeglichen.
Dies wurde durchVerschiebung
undRationalisierung
vonarbeitsaufwendigen Tätigkeiten
erreicht.Dagegen
verursachen die Schleuderar- beiten erheblicheArbeitsspitzen.
Während die Zahl derÜberstunden
ohne Schleudern nur 244 Stundenerreicht,
klettert sie mit Schleudern auf dieenorme Höhe von 1 727 Stunden. Es
empfiehlt
sichdeshalb,
wiebisher,
zusätz-liche Arbeitskräfte für die Schleuderarbeiten heranzuziehen.
Der Arbeitsaufwand pro Volk und
Jahr
konnte weiter auf 2 Stunden und 29 Minutengesenkt
werden. Man könnte durch Einsatz eines zweiten LKW’s den Arbeitsaufwand für dieVölkerbetreuung
noch weiter senken. Man würde nicht mehr eineArbeitsgruppe
zuje
6Mann,
sondern 2Arbeitsgruppen
zuje
3 Mann bilden. Pro Arbeitsstunde wird ein
Ertrag
von DM42,
63 erzielt.Um einen Betrieb zu
zeigen,
der die dazubenötigten Königinnen
liefern.könnte,
wurde eine Kalkulation des Arbeitsaufwandes für eine Betriebsweisedurchgeführt,
derenSchwergewicht
auf derKöniginnenzucht liegt.
4. Zuchtorientierte Betriebsweise mit ca. 200
Reinzuchtwirtschaftsvölkern
zurZuchtauswahl und 6 Zuchtserien mit ca. 310
Pflegevölkern
Die Wirtschafts- und
Pflegevölker
werden wie bei derjetzigen
Betriebs-weise intensiv bearbeitet. Die
Königinnenzucht
erfährt hinsichtlich derAufspaltung
in einzelne Zuchtserien und in der Art derDurchführung
dereinzelnen Zuchtserien keine
Umgestaltung.
Die entscheidendeVeränderung liegt :
1. in einer zeitlichen
Vorverlegung
derKöniginnenzucht,
2. in einer
Verkürzung
des zeitlichen Abstandes zwischen den Startzeit-punkten
der einzelnen Serien um eineWoche,
nämlich von 3 auf 2 Wochen und3. in einer
Verdoppelung
der Zahl an Zuchtserien von 3 auf 6.Die zeitliche
Vorverlegung
wird auffolgende
Weise erzielt: Bei der erstenSerie benutzt man ausschließlich bereits im
Vorjahr gekörte
Zuchtvölker undbringt
außerdem dieP flegevölker
für diese Serie insRheintal,
damit einefrühe
Entwicklung
der Völker und einumfangreicher
Zellenansatz bereits EndeApril garantiert
sind. DieDrohnenentwicklung
verschiebt man mit Hilfegeeigneter
Maßnahmen auch nach vorne, z.B. ebenfalls durch eineWanderung
ins
Rheintal,
undverlegt
damit auch dieKörung
für die 2. Serie vor.Die Arbeiten vom Entweiseln der
Pflegevölker
bis zum Verkauf derKöniginnen
und demReinigen
derBegattungskästen
wurden in der Weiseeingeplant,
daß sie sich alle 14Tage wiederholen,
und zwarweitgehend
amselben
Wochentag,
so daß die Arbeitskräfte nach einergewissen
Zeit anjedem Tag,
ohne auf den Plan zusehen,
genauwissen,
was sie zu tun haben. Der Mittwoch ist soweit alsmöglich
von Zuchtarbeitenfreigehalten,
um an diesemTag
dieHauptarbeiten
derVölkerführung
zuerledigen.
Die
Arbeitsbelastung
ist in den Monaten Juni undJuli
sehrgünstig.
DieArbeitskräfte sind beinahe voll
ausgelastet
bei relativgeringen Überstunden.
Esergeben
sichinsgesamt
381Überstunden.
In den MonatenMärz, April, August, September
und Oktober ist die vorhandeneArbeitskapazität
hinsichtlich dertermingebundenen Arbeitsvorgänge größtenteils
nur zu einem Drittelgleich- mäßig ausgenützt.
Durch die
Verringerung
des Bestandes an Wirtschaftsvölkern auf ein züchterischnotwendiges
Minimum wurden nicht nur die meistenArbeitsspitzen beseitigt,
sondern auch der Arbeitsaufwandgenerell gesenkt.
Derterminge-
bun.dene Arbeitsaufwand für eine
unbegattete Königin
zum Verkaufergibt 9,8
Minuten
gegenüber 10,9
Minuten bei derbisherigen
Betriebsweise und für einebegattete Gebrauchskönigin 25,9
Minutengegenüber 30,3
Minuten der bisheri- gen Betriebsweise.Der
Ertrag
erhöht sich durch die 3 zusätzlichen Serien mitje
55Pflege-
völkern von etwa 5 200
Königinnen
bei derbisherigen
Betriebsweise auf etwa10 900
Königinnen.
Pro Arbeitsstunde errechnen sich14,76
DMGesamtertrag (Honig
undKöniginnen).
Eine weitere
Steigerung,
sowohl durchErhöhung
der Produktion pro Serie als auch durchVermehrung
der Zahl an Zuchtserien über 6 hinaus - z.B. durchÜbergang
zu einer wöchentlichenZuchtserienfolge
- scheitert mit der bishe-rigen
Methode an derbegrenzten Arbeitskapazität.
Man wird sich arbeits-sparenden
Methoden zuwendenmüssen,
z.B. dem Starter-Finisher-Verfahren.Allerdings
erscheint dieses Verfahren nur danngünstiger,
wenn esgelingt,
diegeschlüpften
undgezeichneten unbegatteten Königinnen
denBegattungs-
völkchen ohne
große
Verluste zuzusetzen.DISKUSSION UND SCHLUSSFOLGERUNG
Welche Betriebsweise ist nun die beste ?
Die extensive Betriebsweise mit 4 000
Völkern,
mit DM42,63 Rohertrag
pro
Arbeitsstunde,
mit 2 Stunden 29 Minutentermingebundenem
Arbeitsauf- wand pro Volk undJahr
und mit 244Überstunden
ohne Schleudernstellt,
wennman diese Werte als Kriterium
nimmt,
die beste Betriebsweise dar. Diese Betriebsweise ist abergegenwärtig infolge
der beschränktenZukaufsmöglich-
keiten von
Königinnen
nicht realisierbar. Man wird also zunächst weiterhingleichzeitig
züchten undHonig gewinnen.
Bei
Gegenüberstellung
der verschiedenenArbeitsbelastungen
wird ersicht-lich,
daß sowohl die extensive Betriebsweise mit 4 000 Völkern als auch die zuchtorientierte Betriebsweise eine ziemlichgleichmäßige Arbeitsbelastung
aufweisen. Bei den beiden anderen Betriebsweisen ist es nicht in dem Maße der
Fall,
da sie eine Kombination vonKöniginnenzucht
undHonigerzeugung
darstellen und Zucht und
Honigerzeugung
selten miteinanderharmonieren,
da der Züchter nach einem festen Planvorgeht,
während derHonigimker
denständigen
Wechselfällen derWitterung entsprechend
neudisponieren
muß.Wenn nicht mehrere Arbeitskräfte vorhanden
sind,
wird einesvernachläßigt.
Nachdem
jedoch
mehrere Arbeitskräfte zurVerfügung stehen,
kann mansich eine Betriebsweise
vorstellen,
bei der sich der Imker die Vorteile der beidenspezialisierten
Betriebsweisen zunutze macht und sowohl Zucht betreibt als auchHonig erzeugt.
Bei dieser Betriebsweise sindKöniginnenzucht
undHonigerzeugung personell
undbezüglich
der Betriebsmittel zu trennen, undzwar in der
Weise,
daß ein Teil derArbeitskräfte,
z.B. 2Mann,
ausschließlichKöniginnenzucht betreibt,
zum mindesten während derHochsaison,
und daßder andere
Teil,
z.B. 4Mann,
ausschließlich die Völker betreut. Diepersonelle Trennung
ist deshalbentscheidend,
weil die beidenGruppen
sich damit auf eineAufgabe
konzentrieren und diese durchführenkönnen,
ohneherausgerissen
zuwerden,
und zumanderen,
weil dadurch erst eine ArtMassenproduktion
oderFließbandfertigung möglich ist,
die starkeSpezialisierung,
hohe Konzentration undungestörte Durchführung
erfordert.Dabei sind bei der
Honigerzeugung
besonders die Sommerarbeiten extensiver zugestalten,
um die sommerlichenArbeitsspitzen
abzubauen und auf einBelastungsniveau
zukommen,
das derBelastung
imFrühjahr
und imHerbst
entspricht.
DurchVölkeraufstockung
oderReduzierung
kann nun dievorhandene
Arbeitskapazität gleichmäßig
vollausgenutzt
werden.Die
Königinnenzucht
müßte kontinuierlichergestaltet
werdenentspre-
chend demFließbandprinzip,
um einegleichmäßige Auslastung
der aus-schließlich mit der Zucht betrauten Arbeitskräfte zu erreichen. Das
bedeutet,
daß nicht mehr