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2.4.6#Selbsteinschätzung#der#Teilnehmenden#

Die"Übersetzenden,"die"über"keinen"Leitfaden"verfügen,"entschieden"sich"in"mehr"als"der"

Hälfte"der"Fälle"für"das"Maskulinum."Es"wurden"wenig"Paarformen"eingesetzt"und"wenn,"

dann"in"der"Kurzform."Sie"wählten"hingegen"öfter"geschlechtsabstrakte"oder">neutrale"Be>

griffe,"als"die"Übersetzenden,"die"mit"einem"Leitfaden"arbeiten."Allgemein"scheint"sich"zu"

bestätigen,"dass"Vorgaben"zum"geschlechtergerechten"Formulieren"beträchtlich"zur"Verrin>

gerung"des"„male>as>norm"bias“"(Braun,"1997,"S."3)"beitragen"können."Auffallend"ist,"dass"

die"Übersetzenden,"die"über"einen"Leitfaden"verfügen,"(nach"dem"Maskulinum,"das"trotz"

allem"überwiegt)"mit"Abstand"am"meisten"Paarformen"in"der"Vollform"wählten."Mit"den"

Paarformen"in"der"Kurzform"zusammengenommen"wurden"mehr"als"ein"Drittel"der"Perso>

nenbezeichnungen"(36"%)"mit"einer"Paarform"übersetzt.""

2.4.6#Selbsteinschätzung#der#Teilnehmenden#

Beinahe"alle"Teilnehmenden,"die"den"Fragebogen"vollständig"ausfüllten,"gaben"an,"im"Allge>

meinen"sensibilisiert"zu"sein"für"Fragen"rund"um"die"Gleichstellung"der"Geschlechter"(20"von"

21"Personen).""

27$

8$

25$

11$ 15$

9$ 3$ 2$

51$

14$

2$ 8$

18$

6$ 1$ 0$

Übersetzungsstrategien+(in+%)+

Mit$Leitfaden$ Ohne$Leitfaden$

Zwei"Teilnehmende"verwiesen"speziell"auf"den"Zusammenhang"mit"der"Sprache.

109

Zwei"Per>

sonen"nahmen"dieses"Thema"auch"in"Antworten"auf"andere"Fragen"auf.

110

""

Die"Frage,"ob"beim"Übersetzen"im"Allgemeinen"auf"geschlechtergerechte"Sprache"geachtet"

wird,"wurde"von"21"Personen"beantwortet."Eine"Person"antwortete"mit"„Sehr,"ja“,"14"Perso>

nen"mit"„Ja“"(wobei"zwei"Teilnehmende"präzisierten,"dies"sei"am"Arbeitsplatz"vorgeschrie>

ben)"und"6"Personen"mit"„Ja,"aber/kommt"darauf"an“."Die"folgenden"Einschränkungen"wur>

den"genannt:"„wo"immer"möglich/sofern"möglich“,"„das"hängt"von"verschiedenen"Faktoren"

ab“,"„ausser,"wenn"ich"andere"Vorgaben"erhalte“,"„sofern"der"Text"lesbar"bleibt"(man"muss"

pragmatisch"übersetzen)“,""„Kommt"drauf"an"um"welchen"Text"es"sich"handelt"und"ob"es"

wichtig"oder"vorgeschrieben"ist“"und"„das"kommt"auf"die"Textart"darauf"an“.""

Die"ausführlicheren"Antworten"(die"vorwiegend"auf"die"Fragen"19>21

111

"gegeben"wurden)"

können"in"den"folgenden"Kategorien"zusammengefasst"werden

112

:"Bemerkt/gewusst,"was"

das"Thema"der"Untersuchung"ist;"Erklärung"der"Übersetzungsentscheide"(Unterkategorien:"

Spezifische"Wörter/Übersetzungskategorien,"Kontext,"Lesefluss"/"Leserlichkeit"/"Sprachäs>

thetik,"Textsorte,"Ideologie);"geschlechtergerechte"Sprache"(Unterkategorien:"Sensibilisie>

rung,"Wichtigkeit/Ausblick)."Im"Folgenden"werden"die"einzelnen"Antwortgruppen"kurz"be>

sprochen"und"mit"ausgewählten"Zitaten"illustriert."Der"Anhang"3"gibt"einen"Überblick"über"

alle"Kategorien"sowie"die"darin"enthaltenen"Antworten."

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109

"

„Ich"finde,"dass"die"Gleichstellung"der"Geschlechter"noch"viel"Arbeit"bedarf"und"die"Sprache"ein"wichtiger"

Ansatzpunkt" ist," um" das" eigene" Weltbild" und" das" anderer" Menschen" positiv" zu" beeinflussen.“" –" „Es" fällt" mir"

insbesondere"auf,"wenn"Frauen"über"Frauen"in"der"männlichen"Form"sprechen"(z."B."jedeR"macht"10"Liegestüt>

zen"in"einem"Fitnesskurs"für"Frauen).“"

110

"

„gechlechterneutrale"[sic]"Sprache"ist"m.E."für"die"Förderung"der"Gleichstellung"wichtig"und"man"sollte"sie"

auch,"wo"es"sinnvoll"ist,"auf"jeden"Fall"benutzen.“">"„Ich"finde,"man"sollte"immer"auf"geschlechtergerechte"Spra>

che"achten."Für"uns"Menschen"spielt"die"Sprache"eine"grosse"Rolle"und"sie"beeinflusst"unser"Denken"indirekt."

Durch"sie"können"wir"hoffentlich"in"Zukunft"endlich"in"einer"Gesellschaft"leben,"wo"Frau"und"Mann"tatsächlich"

gleichberechtigt"sind.“

"

111

"

Frage" 19:" „Wenn" Sie" an" Ihre" Übersetzungen" der" Beispielsätze" zurückdenken:" Gibt" es" Textstellen," die" Sie"

anders"übersetzt"hätten,"wenn"Sie"gewusst"hätten,"dass"es"in"dieser"Untersuchung"um"die"Verwendung"von"

geschlechtergerechter"Sprache"geht?"Wenn"ja,"welche?“;"Frage"20:"„Falls"Sie"nicht"in"allen"Fällen"geschlechter>

gerechte"Sprache"verwendet"haben:"Können"Sie"erklären,"weshalb?“;"Frage"21:"„Haben"Sie"weitere"Anmerkun>

gen?“

"

112

"

Gewisse"Antworten"sind"in"mehreren"Kategorien"aufgeführt.

""

2.4.6.1#Bemerkt/gewusst,#was#das#Thema#der#Untersuchung#ist#

Zwei"Personen"gaben"an,"schon"im"Vorfeld"gewusst"zu"haben,"worauf"die"Untersuchung"ab>

zielt."Fünf"weitere"Teilnehmende"haben"das"Thema"früh"erraten"oder"vermutet."Dies"ver>

weist"möglicherweise"darauf,"wie"sensibilisiert"viele"Teilnehmende"für"Aspekte"der"sprachli>

chen"Gleichbehandlung"waren."Andererseits"kann"diese"Tatsache"auch"darauf"zurückgeführt"

werden,"dass"einige"Teilnehmende"die"Autorin"dieser"Arbeit"möglicherweise"persönlich"ken>

nen."Da"keine"der"Personen,"denen"das"Thema"bewusst"war,"durchgehend"geschlechterge>

recht"übersetzt"hat,"ist"es"sinnvoll,"dass"diese"Übersetzungen"dennoch"in"die"Auswertung"

einflossen."Dies"könnte"sogar"die"Aussagekräftigkeit"der"Resultate"verstärken,"da"es"sich"bis>

weilen"um"tatsächlich"unbewusste"Übersetzungsentscheide"zu"handeln"schien.""

2.4.6.2#Erklärung#der#Übersetzungsentscheide#

Insbesondere"die"Fragen"19"und"20"sollten"dazu"dienen,"zu"verstehen,"ob"die"Übersetzungen"

bewusst"zustande"kamen"oder"ob"auf"einen"unbewussten"Einfluss"der"Ideologie"geschlossen"

werden"kann."Leider"konnten"die"Teilnehmenden"ihre"Übersetzungen"nicht"nochmals"durch>

sehen,"weil"dies"technisch"nicht"möglich"war"und"den"ohnehin"schon"langen"Fragebogen"zu>

sätzlich"erweitert"hätte.""

Drei"Personen"schrieben,"sie"hätten"nicht"anders"übersetzt,"wenn"sie"das"Thema"der"Unter>

suchung"gekannt"hätten."Eine"Person"antwortete,"sie"hätte"gewisse"Sätze"vermutlich"anders"

übersetzt,"wisse"aber"nicht"mehr"welche.""

Einige" Teilnehmende" kommentierten" spezifische" Übersetzungsstrategien" („Beim" Beispiel"

‚siblings’" habe" ich" in" den" Beispielantworten" einfach" abgewechselt" zwischen" ‚Bruder’" und"

‚Schwester’."Ich"habe"aber"nicht"auf"den"Inhalt"der"Aussage"geachtet.“)"oder"gaben"Perso>

nenbezeichnungen"an,"die"sie"anders"übersetzt"hätten"(Chirurg"und"Wissenschaftler,"Staats>"

und" Regierungschefs)." Es" war" diesen" Teilnehmenden" (zumindest" im" Nachhinein)" bewusst,"

dass" sie" in" diesen" Fällen" keine" geschlechtergerechte" Lösung" gewählt" haben." Eine" Person"

schrieb:"„einige"Wörter"könnten"als"generische"Maskulina"gelten,"zumindest"vom"Gefühl"her"

(Partner,"Begleiter"etc.")“"Dies"bestätigte"sich"in"vielen"Übersetzungen"(siehe"Kapitel"2.4.1.4)."

In"einem"Fragebogen"war"zu"lesen:"„Hätte"wohl"vermehrt"Doppelformen"verwendet“."Es"ist"

möglich,"dass"einige"Personen"vielleicht"auf"Doppelformen"verzichtet"oder"sich"weniger"Ge>

danken" über" geschlechtergerechte" Übersetzungslösungen" gemacht" haben," damit" die" Teil>

nahme"an"der"Umfrage"nicht"zu"viel"Zeit"in"Anspruch"nimmt;"niemand"machte"jedoch"eine"

dahingehende" Aussage." Drei" Teilnehmende" sagen" jedoch," sie" hätten" (möglicherweise)" an>

ders"übersetzt,"wenn"sie"mehr"Zeit"gehabt"hätten.

113

""

Es" wurde" mehrfach" angesprochen," dass" der" Kontext" gefehlt" habe." Mehrere" Teilnehmende"

nannten" das" Wort" friend" als" Beispiel," wobei" sie" sich" in" allen" Fällen" dafür" entschieden," ein"

geschlechtsspezifisches" Wort" zu" wählen" und" nicht" durch" die" Übersetzung" sichtbar" zu" ma>

chen," dass" das" Geschlecht" nicht" ersichtlich" ist.

114

"Umgekehrt" gaben" zwei" Personen" an," sie"

hätten" sich" „an" gewissen" Stellen" die" Doppelformen" oder" neutrale" Formulierung" gespart“"

oder"„eine"bessere"(einfacher"lesbare)"Formulierung“"finden"können,"was"darauf"hindeutet,"

dass" sie" bewusst" eine" Übersetzungsstrategie" wählten," die" alle" möglicherweise" gemeinten"

Personen"einschliesst."Eine"weitere"Person"schrieb:"„Ich"habe"mich"manchmal"für"eine"Lö>

sung" entschieden," die" nicht" beide" Geschlechter" berücksichtigt," hätte" aber" anders" gewählt"

(z.B."bei"der"letzten"Ü.),"wenn"ich"gewusst"hätte,"wie"es"um"den"Kontext"steht.“"Sie"hat"ge>

wisse"spezifische"Personenbezeichnungen"dem"sozialen"Geschlecht"entsprechend"übersetzt"

(Krankenpflegerinnen," Gewerkschaftsvertreter," Chirurgen," aber:" Sekretärsstelle)" und" bei"

einigen"generischen"Personenbezeichnungen,"deren"Übersetzung"sich"nicht"aus"dem"Kontext"

erschliesst,"das"Maskulinum"gewählt"(Arbeitgeber,"Arbeitnehmer,"Briten)."Dies"kann"darauf"

hindeuten,"dass"diese"Übersetzungen"unbewusst"ideologisch"geleitet"waren.

115

"""

16" Antworten" können" der" Kategorie" „Lesefluss/Leserlichkeit/Sprachästhetik“" zugeordnet"

werden." Viele" Teilnehmende" gaben" an," „unschöne“," „umständliche“" und" „schwerfällige“"

Formulierungen"vermeiden,"den"Lesefluss"nicht"stören"oder"„einfacher"lesbar“"schreiben"zu"

wollen."Geschlechtergerechte"Sprache"wird"also"auch"von"Personen,"die"zu"einem"Grossteil"

sensibilisiert"sind"für"sprachliche"Gleichbehandlung,"als"mühsam"zu"lesen"(und"vielleicht"auch"

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113

"

„Bei"einer"‚richtigen’"Übersetzung"hätte"ich"mir"bei"gewissen"Stellen"mehr"Zeit"genommen"für"eine"sprach>

lich"bessere"Lösung"(z."B."letztes"Beispiel)"[...]“"–

"

„Wie"Sie"sehen,"sind"meine"Übersetzungen"noch"im"Zustand"

der"Unfertigkeit,"aber"ich"habe"meines"Wissens"meistens"notiert,"dass"ich"mir"zur"Geschlechterfrage"noch"Über>

legungen"machen"muss.“"–"„Damit"der"Text"lesbar"bleibt"(und"weil"ich"mir"ehrlich"gesagt"nicht"die"Zeit"genom>

men"habe,"über"jeden"Satz"10"Minuten"nachzudenken">>"pragmatisch"übersetzen).“

"

114

"

Dabei"wurde"„friend“"von"diesen"Personen"9"Mal"mit"„Freund“"und"3"Mal"mit"„Freundin“"übersetzt,"was"

unter"Umständen"das"„male>as>norm"bias“"(Braun,"1997,"S."3)"bestätigt."

"

115

"

Das"„male>as>norm"bias“entspricht"der"in"unserer"Gesellschaft"dominierenden"Ideologie"und"wird"deshalb"

als"ideologisch"motivierte"Übersetzung"angesehen."

"

zu" schreiben)" wahrgenommen.

116

"Eine" Person" kommentiert" die" Umfrage" denn" auch" wie"

folgt:"„Ich"finde"es"wichtig,"auf"geschlechtergerechte"Sprache"zu"achten,"obwohl"diese"be>

stimmt" noch" verbessert" werden" kann," um" sie" flüssiger" und" natürlicher" zu" gestalten.“" Das"

Wort" „natürlich“" taucht" ansonsten" in" keinem" der" Kommentare" auf." Dass" geschlechterge>

rechte"Sprache"aber"immer"noch"negativ"konnotiert"ist"(hier"ausschliesslich"im"Hinblick"auf"

die" Leserlichkeit" oder" die" Sprachästhetik)," zeigt" jedoch," dass" sie" nach" wie" vor" als" eine" Art"

Fremdkörper" im" Sprachbild" und" als" Mehraufwand" wahrgenommen" wird.

117

"Eine" Person"

merkte"beispielsweise"an:"„Ich"habs"glaub"überall"gerafft"[geschlechtergerechte"Sprache"zu"

verwenden],"aber"wenn"jemand"das"nicht"tut,"hat"das"meist"mit"der"Einfachheit"der"Formu>

lierung"zu"tun.“"

Als"weiterer"Aspekt,"der"die"Verwendung"geschlechtergerechter"Sprache"beeinflussen"kann,"

wurde"die"Textsorte"genannt."Einerseits,"weil"geschlechtergerechte"Sprache"in"gewissen"Tex>

ten"als"„störend“"empfunden"wird"(genannt"werden"Romane"und"Reportagen),"was"wiede>

rum" den" vorhergehenden" Punkt" bestätigt," und" andererseits," weil" für" gewisse" Textsorten"

spezifische"Schreibnormen"gelten."Hier"wird"auf"Gesetztestexte"oder"„rechtliche"Zitate“"ver>

wiesen.""

„Man"ist"es"halt"einfach"zu"sehr"gewöhnt,"nur"die"männliche"Form"zu"verwenden“,"ist"in"ei>

ner"Antwort"zu"lesen."„Beim"zweiten"(oder"dritten?)"Text"(Ruanda)"hab"ich"mir"die"Frage"ge>

stellt,"ob"sich"hinter"dem"langen"und"für"mich"unaussprechbaren"Namen"wohl"eine"Frau"oder"

ein"Mann"verbirgt."Habe"mich"dann"für"die"männlich"Form"entschieden“,"in"einer"anderen."

Diese"Person"fügt"an,"sie"hätte"im"Internet"recherchiert,"wenn"sie"vermutet"hätte,"es"gehe"

um"geschlechtererechte"Sprache."Zwei"Beispiele,"die"das"„male>as>norm"bias“"(Braun,"1997,"

S." 3)" illustrieren." Eine" weitere" Person" schreibt:" „Bei" einigen" Texten" konnten" keine" Frauen"

gemeint"sein:"Beim"Text"mit"dem"Staatsoberhaupt"war"mein"erster"Versuch"geschlechterge>

recht,"bis"ich"das"Pronomen""his""gesehen"habe,"das"ja"nur"Männer"meint."Und"dass"Ruanda"

eine"Ministerpräsidentin"hat,"fand"ich"eher"unwahrscheinlich.“"Eine"andere"Person"begrün>

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116

"

Die" am" häufigsten" verwendete" Strategie" zur" Vermeidung" des" Maskulinums" war" bezeichnenderweise" die"

Wahl"von"geschlechtsabstrakten"oder">neutralen"Begriffen.

""

117

"

Baxter"(2005)"kommentiert"die"Unterscheidung"zwischen"einer"„natürlichen“"und"einer"„vorgeschriebenen“"

Sprache" wie" folgt:" „[…]" the" prescriptivist" model" proposed" by" the" non>sexist" language" lobbies" should" not" be"

perceived" as" being" opposed" to" otherwise" ‘natural’" nonprescriptive" language" usage," but" rather" actually" chal>

lenges"the"view"that"such"sexist"language"in"general"usage"is"in"itself"non>prescriptive"and"‚natural’.“"(S."3>4)"

det"ihre"Übersetzung"damit,"dass"es"nur"„nur"wenige"Präsidentinnen"und"Ministerpräsiden>

ten" [sic!]“" gibt," und" daher" oft" unreflektiert" das" generische" Maskulinum" verwendet" werde."

Auch"jemand"anders"wurde"sich"im"Nachhinein"bewusst,"sich"für"das"Maskulinum"entschie>

den"zu"haben:"„Mir"fällt"gerade"nur"der"Abschnitt"mit"dem"ruandischen"Ministerpräsidenten"

ein,"der"auch"eine"Präsidentin"hätte"sein"können.“""

Aussagekräftig"sind"auch"die"Übersetzungen"derjenigen"Personen,"die"über"ihre"allgemeine"

Übersetzungsstrategie"Auskunft"geben:""

• „Hätte" wohl" vermehrt" Doppelformen" verwendet“:" Diese" Person" hat" alle" Bezeich>

nungen" mit" dem" Maskulinum" übersetzt," mit" Ausnahme" von" nurses" (Kranken>

schwestern),"employee"(keine"Personenbezeichnung),"sibling"(Bruder"oder"Schwes>

ter)," friend"und"partner"in"der"letzten"Übersetzungsaufgabe"(Freundin"und"Partne>

rin)."Frauen"werden"hier"nur"entweder"in"einem"typisch"weiblichen"Berufsfeld"oder"

in"Beziehung"zu"einer"anderen"Person"sichtbar"gemacht.""

• „Ich"wusste"bereits"im"Vorfeld,"dass"die"sprachliche"Gleichbehandlung"Gegenstand"

der"Umfrage"ist."Bei"einigen"Sätzen"habe"ich"jedoch"bewusst"darauf"verzichtet,"die"

weibliche"und"die"männliche"Form"zu"verwenden,"da"ansonsten"ggf."der"Lesefluss"

gestört" werden" würden“." Nicht" geschlechtergerecht" oder" >neutral" übersetzt" wur>

den" die" folgenden" Personenbezeichnungen:" Ehepartner," Premierministerin," Ge>

werkschaftsvertretern," Arbeitgeber," Fachexperten," Wissenschaftlern," Ärzten," Bri>

ten," Partner." Es" bestätigt" sich," dass" Partner" oft" nur" in" der" maskulinen" Form" ver>

wendet" wird." Die" übrigen" Personenbezeichnungen," bei" denen" auf" eine" Paarform"

verzichtet"wurde,"zählen"zu"einem"Grossteil"zu"den"prestigeträchtigen"Aktivitäten."

• „Nein,"da"ich"nach"dem"zweiten"Beispiel"vermutet"hatte,"dass"es"um"geschlechter>

gerechte" Sprache" geht." ;>)" Dort," wo" ich" trotzdem" die" männliche" Form" verwendet"

habe,"habe"ich"keine"andere,"lesbare"Lösung"gefunden.“"Diese"Person"wählte"die"

männliche" Form" für" spouse," Union" representatives," employer" (nicht" aber" " für"

employee),"friend"(in"Aufgabe"7)"und"scientists."Interessant"ist,"dass"employer"zwar"

mit" „Arbeitgeber“" übersetzt" wurde," employee" hingegen" mit" „die" Arbeitnehmen>

den“." Ebenso" wurde" professional& colleagues" mit" „Forscherinnen" und" Forscher“"

wiedergegeben,"für" scientists"jedoch"das"Maskulinum"gewählt."Auch"hier"liegt"die"

Vermutung"nahe,"dass"es"sich"bei"Arbeitgeber"und"Wissenschaftler"um"„resistente"

Begriffe“"(Schiedt"&"Kamber,"2004,"S."345)"handelt,"nicht"zuletzt"aufgrund"der"ge>

sellschaftlichen"Stellung,"die"damit"assoziiert"werden"kann.""

• „In"Sätzen,"in"denen"es"nicht"um"eine"Gruppe"von"Menschen"ging"und"nicht"um"ei>

ne"allgemeine"Aussage,"sondern"um"Einzelpersonen"und"spezifische"und"konkrete"

Situationen"(z.B."erster"Satz"und"Satz"über"Ruanda),"habe"ich"mich"meistens"für"die"

eine"oder"andere"Form"entschieden,"da"es"in"diesen"Sätzen"keinen"Sinn"macht,"ge>

schlechtergerecht"zu"formulieren,"denn"es"geht"in"diesen"Sätzen"ja"eben"gerade"um"

konkrete"Einzelpersonen.“" Friend"wurde"im"ersten"Satz"männlich,"im"siebten"Satz"

weiblich" übersetzt;" im" letzten" Satz" kommen" eine" Freundin" und" zwei" Partner" vor."

Agathe" Uwilingiyimana" wurde" jedoch" zum" Premierminister" und" im" Hörbeispiel"

mussten" die" Kandidatinnen" und" Kandidaten" eine" Sekretärin" wählen," während" sie"

sich"danach"zwischen"drei"Chirurginnen"und"Chirurgen"entscheiden"mussten.""

• „Wie"Sie"sehen,"sind"meine"Übersetzungen"noch"im"Zustand"der"Unfertigkeit,"aber"

ich"habe"meines"Wissens"meistens"notiert,"dass"ich"mir"zur"Geschlechterfrage"noch"

Überlegungen"machen"muss.“"Die"offenen"Fragen"wurden"mit"eckigen"Klammern"

gekennzeichnet:"„Staats>"oder"Regierungschef"[m/f?]“,"„Berufskollegen"[??]“,"„Zu>

hörer/Zuhörerinnen"[Lösung"finden"für"m/f]“""und"„Sekretärinnenstelle"[m/f]“.$ Die"

Tatsache,"dass"verschiedene"Strategien"verwendet"wurden,"zeigt,"dass"doch"gewis>

se"Überlegungen"stattfanden"oder"einer"gewissen"ersten"Intuition"gefolgt"wurde."

Die" weiteren" Personenbezeichnungen" wurden" mit" einer" Paarform" oder" ge>

schlechtsabstrakt" übersetzt," nur" „Premierminister“," „Forscher“," „Briten“" und"

„Partner“"stehen"unkommentiert"in"der"männlichen"Form."Es"bestehen"also"gewis>

se"Parallelen"zu"den"oben"genannten"Beispielen"im"Hinblick"auf"anscheinend"weib>

lich"oder"männlich"konnotierte"Personenbezeichnungen.""

Es"ist"festzustellen,"dass"es"in"allen"diesen"Fällen"Personenbezeichnungen"gibt,"die"nicht"ge>

mäss" der" formulierten" Strategie" übersetzt" wurden." Dies" kann" als" Hinweis" darauf" gewertet"

werden,"dass"diese"Übersetzungen"automatisiert"erfolgten"und"möglicherweise"von"Fakto>

ren"geleitet"waren,"die"in"dieser"Arbeit"als"Ideologie"zusammengefasst"werden."Diese"über>

schneiden" sich" teilweise" mit" den" Regelmässigkeiten," die" bei" der" quantitativen" Auswertung"

der"Übersetzungen"(Kapitel"2.4.1)"beobachtet"wurden."""

Eine"Person"beschreibt"das,"was"in"dieser"Arbeit"als"Einfluss"der"Ideologie"beschrieben"wird,"

im"Hinblick"auf"ihre"Übersetzungen"wie"folgt:""

„Ich"hätte"nur"solche"Stellen"anders"übersetzt,"bei"denen"ausdrücklich"verlangt"worden"

wäre," diese" geschlechtsneutral" bzw." geschlechtergerecht" ins" Deutsche" zu" übertragen."

Wird" dies" von" mir" nicht" verlangt," entscheide" ich" mich" je" nach" Formulierung" des" Aus>

gangstextes" für" eine" Formulierungsmöglichkeit," die" geschlechtergerecht/>neutral" sein"

kann,"oder"die"ich"in"dem"Fall"als"nicht"markiert

118

"wahrnehme.“""

Sie"hat"alle"Personenbezeichnungen,"die"sie"übersetzt"hat,"ins"Maskulinum"gesetzt,"ausser"

nurse"(Krankenschwestern),"leader"(Führungsperson)"und"sibling"(Bruder/Schwester)

119

."Wie"

in" Kapitel" 2.1.5" ausgeführt," empfinden" wir" in" der" Regel" als" „unmarkiert“" oder" in" anderen"

Worten"„natürlich“,"was"den"gesellschaftlichen"Normen"oder"unserem"eigenen"Weltbild"ent>

spricht.""