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40 Jahre Schweizerische pädiatrische Onkologiegruppe Past, Present and Future

Felix Niggli, Maja Beck-Popovic, Heinz Hengartner, Vorstand SPOG Isabelle Lamontagne, Geschäftsführerin SPOG

zubeugen, wurde 1971 durch Pinkel in den USA die ZNS Bestrahlung eingeführt. Später wurde auch Cyclophospha-mid und Actinomycin eingeführt, womit schlussendlich Mitte der 70er Jahre bis zu 30% der Kinder mit ALL in eine Langzeitremission kamen. Verschiedene Risikofak-toren wie Leukozytenzahl, Alter des Patienten und ande-re mehr wurden erkannt und Therapieschemata wurden entsprechend adaptiert. Durch konsequenten Einschluss der Leukämiepatienten in fortlaufende Therapiestudien er-folgte danach ein dramatischer Anstieg der Überlebensrate dieser Krankheit auf 60-70%. Auch in Europa formierten sich Arbeitsgemeinschaften, welche sich mit krebskranken Kindern und deren Behandlungen auseinandersetzten. So wurde in Deutschland 1965 eine solche Gruppe formiert und in England wurde die «UK Children’s Cancer Study Group UKCCSG» im Jahre 1977 gegründet.

In der Schweiz vereinigten sich Pioniere, welche sich mit Krebskrankheiten von Erwachsenen beschäftigen, erst-mals im Jahre 1965. Vergangenes Jahr konnte die daraus entstandene Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für kli-nische Krebsforschung SAKK ihr 50 jähriges Jubiläum feiern. 1976 entstand eine pädiatrische Sektion dieser Arbeitsgemeinschaft, aus welcher sich schlussendlich die Schweizerische pädiatrische Onkologiegruppe SPOG for-mierte. Viele der Pioniere der pädiatrischen Onkologie der Schweiz eigneten sich eine Zusatzausbildung in den USA an und waren damit mit den klinischen Krebsbe-handlungsstudien der dortigen Arbeitsgruppen vertraut.

Diese Studien, wie auch eigene Therapieprogramme, wurden in der Schweiz in der Folge eingeführt. So war die Schweiz auch frühzeitig Mitglied der POG und eine Mehrzahl der Kinder mit Krebskrankheiten konnten in entsprechende Therapiestudien eingeschlossen werden.

Ende der 80er Jahre näherten sich einige deutschspra-chige Kinderonkologieabteilungen der zwischenzeitlich renommierten Arbeitsgruppe BFM (Berlin-Frankfurt-Münster) in Deutschland an. Diese Gruppe hatte eine Se-rie erfolgreicher Leukämie- und Lymphomtherapieproto-kolle entwickelt und es wurde eine enge Zusammenarbeit nicht nur mit der BFM-Gruppe, sondern generell mit der deutschen Gesellschaft für pädiatrische Onkologie und

SCHWERPUNKTTHEMA

Hämatologie (GPOH), aufgebaut. Dies hatte jedoch zur Folge, dass sich die SPOG in den vergangenen 20 Jahren an verschiedenen Studiengruppen orientierte, was einer-seits zwar ermöglichte, den Kontakt mit renommierten Zentren im Ausland breit zu halten, anderseits aber ein geeinigtes Vorgehen in Bezug auf Behandlungen krebs-kranker Kinder in der Schweiz behinderte. Die SPOG ist seit Beginn eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe, deren Mitglieder nicht Einzelpersonen, sondern kinderonko-logische Abteilungen der 5 Universitäts-Kinderspitäler und 4 kantonalen Spitäler sind. Damit werden praktisch alle krebskranken Kinder in unserem Lande in einer über-schaubaren Anzahl von Kliniken behandelt. Die SPOG hat auch mit ihrer Entstehung die Krebskrankheiten, die in ihren Mitgliedsinstitutionen diagnostiziert wurden, zentral erfasst. Aus dieser Datenbank ist schlussendlich das Schweizerische Kinderkrebsregister hervor gegangen, welches heute eine möglichst vollständige Erfassung aller in der Schweiz neu diagnostizierten Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen anstrebt.

The Present: Aktuelle Herausforderungen und zukünftige Perspektiven

Klinische Studien durchzuführen wurde in den vergan-genen Jahren zunehmend komplex und schlussendlich enorm aufwändig. Die «Good clincial practice», die ursprünglich für pharmazeutische Industrien einge-führt wurde, ist zwischenzeitlich in Europa auch für die Durchführung klinischer Studien zum Standard gewor-den. «Standard operating procedures oder SOP’s» sind unterdessen für zahlreiche Schritte bei der Durchführung klinischer Studien etabliert worden. Es ist deshalb rasch verständlich, dass sich in den letzten Jahren der Arbeits-aufwand zur Durchführung klinischer Studien um ein vielfaches vergrössert hat.

Die SPOG hat sich im Laufe der vergangenen 8 Jahren zu einer kräftigen Organisation mit zentraler Geschäftsstelle entwickelt. Die SPOG hat nicht nur die Sponsorenschaft der zahlreichen internationalen Studien für die Durchfüh-rung in der Schweiz übernommen (aktuell 17 Therapie-studien und 10 RegisterTherapie-studien), bei denen die Mitglieds-zentren beteiligt sind, das zentrale Office nimmt auch alle Studienvorbereitungen vor und überwacht die Studien-durchführung in den einzelnen Spitälern. Im Rahmen dieser zunehmenden Arbeitsbelastung bei Durchführung klinischer Studien war es für die SPOG auch selbstver-ständlich, dass pro Entität nur noch eine Studie durch-geführt werden kann. Dies hat zur Folge, dass man sich auf die direkte Zusammenarbeit mit jeweils einer auslän-dischen Arbeitsgruppe beschränken muss, was der Tradi-tion der SPOG mit einer Zusammenarbeit verschiedener

Kinderkrebsorganisationen im Ausland (USA und Euro-pa) zuwider kam.

Das Hauptziel der meisten klinischen Studien besteht darin, die Therapie der entsprechenden Krebskrankheit weiter zu verbessern und therapiebedingte Nebenwir-kungen zu reduzieren. Darüber hinaus wird durch die intensive therapiebegleitende Forschung das Wissen über die Erkrankung vertieft. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen in zukünftige Behandlungskonzepte einfliessen.

Es ist klar, dass die pädiatrischen Individuen im Rahmen von klinischen Studien zu einer speziell vulnerablen Pa-tientengruppe gehören. Dies bedeutet in der Vorberei-tung und Durchführung einer klinischen Studie einen speziellen Aufwand, um der entsprechenden Sorgfalts-pflicht nachzukommen. Als Beispiel seien hier Patienten-informationen für verschiedene Altersgruppen erwähnt.

Krebskrankheiten bei Kindern sind relativ selten, auch wenn sie immer noch für die zweithäufigste Todesursa-che in der entspreTodesursa-chenden Alterskategorie verantwortlich sind. Es ist deshalb absolut notwendig, auch für diese sel-tenen Krankheiten im Rahmen von Studien Therapiever-besserungen zu erzielen. Die SPOG führt auch Studien für Krebskrankheiten im internationalen Verbund durch, die in der Schweiz jährlich nur maximal 1-2-mal auftre-ten. Entsprechend überproportional gross ist der Aufwand für solch seltene Krankheiten Studien durchzuführen. Die Kosten für die Durchführung klinischer Studien sind auf Grund der regulatorischen Anforderungen in den vergan-genen 20 Jahren massiv angestiegen, wobei eine explo-sionsartige Zunahme vor allem in den letzten 8 Jahren zu verzeichnen ist. Ausländische Untersuchungen haben gezeigt, dass in nur 3 Jahren (2008-2011) die Kosten pro Patient im Rahmen klinischer Studien um 70% angestie-gen sind, ohne dass damit auch nur eine annähernd pro-portionale Qualitätsverbesserung, geschweige dann The-rapieverbesserung hätten erzielt werden können. Auch wenn für die Kliniker Sicherheitsaspekte im Umgang mit Medikamenten und Patienten alltäglich präsent sind, haben gewisse Bestimmungen groteske Auswirkungen angenommen. Es werden teilweise Schwangerschaftstests verlangt, weil die reine Aussage nach Abstinenz nicht ge-nügt, und dies auch bei schwer kranken Kindern unter 10 Jahren.

The Future: Wohin führt uns die Reise

Die früher fast immer tödlichen Krebserkrankungen bei Kindern haben sich zu einem grossen Teil zu heilbaren Krankheiten entwickelt. Die heutigen Heilungsraten lie-gen bei vielen Krankheiten bei 70-80% oder vereinzelt sogar noch deutlich höher. Dennoch erkennt man eine Abflachung der bisher ansteigenden Überlebenskurven

bei verschiedenen Krebskrankheiten. Eine Mehrbehand-lung mit gängigen Methoden führt nicht mehr automa-tisch zu einer höheren Heilungsrate.

Die Flut von neuen Substanzen, welche spezifische Signal-wege der Tumorzellen beeinflussen können, hat auch die Kinderonkologie erreicht. Der Einsatz dieser neuen Sub-stanzen bei der Entwicklung neuer Therapiestrategien stellt jedoch eine besondere Herausforderung dar und ist mit riesigem Aufwand verbunden. Akzeptierte The-rapiemethoden für erwachsene Patienten müssen in ge-sonderten Studien den Bedürfnissen krebskranker Kinder adaptiert werden. Dabei ist die Datenlage neu zugelas-sener Wirkstoffe in der Kinderonkologie sehr dürftig und es gibt nur ganz vereinzelte Aussagen zur Wirksamkeit und Risiken neuer Arzneimittel unter Alltagsbedin-gungen bei Kindern.

Die personalisierte oder individualisierte Medizin, Präzi-sionsmedizin, egal welche Bezeichnung auch immer ver-wendet wird, sie alle werden unser zukünftiges

therapeu-tisches Handeln zunehmend bestimmen. Das Ziel wird sein, von bisher wenig spezifischen Behandlungsmetho-den wegzukommen, hin zu ganz gezielten Therapien auf der Basis genetischer Charakteristika. Ebenso erwarten wir von den neuen Immuntherapien zusätzliche therapeu-tische Fortschritte, die uns erlauben, speziell Kinder mit Rückfällen onkologischer Erkrankungen effizienter und hoffentlich erfolgreicher als bisher zu behandeln. Zuletzt ist auch zu wünschen, dass diese neuen Therapiestrate-gien, die momentan auf uns zukommen, auf lange Sicht mit weniger Spätfolgen einhergehen als die traditionellen Behandlungen.

KREBSFORSCHUNG IN DER SCHWEIZ

27. Ärzte-Fortbildungskurs in Klinischer Onkologie

16. - 18. Februar 2017, Kantonsspital, CH-St. Gallen

Kursleitung Prof. Dr. med. U. Güller, CH-St. Gallen Prof. Dr. med. S. Gillessen, CH-St. Gallen Prof. Dr. med. T. Cerny, CH-St. Gallen Prof. Dr. med. M. Fey, CH-Bern Prof. Dr. med. H. Ludwig, AT-Wien Prof. Dr. med. J. Beyer, CH-Zürich Prof. Dr. med. A. Neubauer, DE-Marburg Prof. Dr. med. L. Plasswilm, CH-St. Gallen

Dieser jährliche, intensive Fortbildungskurs ist für onkologisch tätige Kliniker (Onkologen, Radiotherapeuten, Internisten) konzipiert. Mit praxisrelevanten Referaten, Mini-Symposien und interaktiven «Meet-The-Expert»-Sessions sowie Arbeitsgruppen werden wichtige Themen der aktuellen klinik-orientierten Onkologie aufgegriffen.

Akkreditierungen CME, SGMO, SGIM, SRO und SGH-SSH

Informationen Kantonsspital St. Gallen, Rorschacherstr. 95, CH-9007 St. Gallen www.kssg.ch (Rubrik Veranstaltungen/Kongresse & Symposien)

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Deutschsprachig-Europäische Schule für Onkologie

Korrespondenz:

Prof. Dr. Felix Niggli Abteilungsleiter Onkologie Universitäts-Kinderspital Zürich Steinwiesstrasse 75, CH-8032 Zürich felix.niggli@kispi.uzh.ch

Einleitung

Seit mehr als einem Jahrzehnt ermöglicht die Entwick-lung der Pflegewissenschaft in der Schweiz auch die Entwicklung von spezifischer Forschung im Bereich der Onkologiepflege1. Eines der primären Ziele ist dabei eine Weiterentwicklung von pflegerischen Assessments und Interventionen2,3. Wie eine schweizerische Bestandsauf-nahme der Forschung in der Onkologiepflege im Jahr 2012 zeigte, wurden in der Mehrheit qualitative und Beobachtungsstudien durchgeführt (siehe Abbildung 1).

In diesem Beitrag wird anhand einiger ausgewählter For-schungsprojekte die Weiterentwicklung der Forschung in der Onkologiepflege aufgezeigt.