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Der Übersetzungs>begriffi und das Gesamtwerk der Bibelübersetzung

Überse tzungsverstandnis

B. Der Übersetzungs>begriffi und das Gesamtwerk der Bibelübersetzung

Wir sind damit mit der Darstellung der wesentlichen Leitlinien und der Hauptprobleme der Buber-Rosenzweigschen Übersetzuna am Ende - mit .. 0 Ausnahme der Ubersetzung des Gottesnamens, auf die wir in einem ande-ren Zusammenhang eingehen werden.

lm AnschluB an die Behandlung der Jehuda Halevi-Übersetzuna hatten

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::'Ir versuc t, das dieser zugrundeliegende Verstandnis, den >Begriff< der Ubersetzung, wie Rosenzweig ibn im Nachwort zu seiner Übertraouna

0 0

formulierte oder jedenfalls andeutete, zu entwickeln.

Eine solch >überblickshafte<, quasi zusammenfassende Betrachtung bedeu-tet freilich immer gegenüber der konkreten Interpretation eine Eng-fiihrung, der vides entgeht, was an Einzelnem erarbeitet wurde, und am übersetzten Text sich-je nach dem viel unmittelbarer zeigte. Zugleich wei-tet eine solch allgemeine Fragestellung aber cloch auch den Blick, insofern sie die Aufrnerksamkeit auf etwas richter, was in den einzelnen Momenten der Übersetzung zwar da, aber vielleicht nicht zu fassen war, und was sich in ihren Prinzipien zwar auswirkte und auch ausdrückte, aber durch sie allein nicht angemessen zu explizieren ist, weil es alles Einzelne und alles Prinzi-pielle noch einmal umgreift bzw. übersteigt.

Es ist ja der Gesamteindruck - und das Gesamtwerk - einer Übersetzung nicht in ihren einzelnen Aspekten vollig zu haben, und der Begriff, der ihr zugrundeliegt, nicht in ihren einzelnen Prinzipien, nicht einmal in deren qesamtheit erschopft. Beide - Gesamteindruck einerseits und Begriff der Ubersetzung andrerseits - überhaupt zu umreissen und in Worte zu fassen, ist darum recht schwierig. Woran soli man Anhalt finden fùr ein zutreffendes Bild eines so umfangreichen und in sich uneinheitlichen Werks, und woran soli man sich orientieren fur eine Einsicht in seine Grundanlage, in seinen Haupt-Anspruch, wenn man sich jeweils einmal loslost von der Betrach-tung der konkreten Vorgehensweise?

Eine Moglichkeit, die fur beide hier genannten Aspekte von Interesse sein kann, ist, si ch an der Wirkung zu orientieren, die das Werk bei sein en Lesern und Kritikern hervorrief. lm Fall der hier behandelten Übersetzung waren in der Tat die Stimmen, die sich zu Wort meldeten - bewundernde und skeptische - überaus zahlreich, und sie geben in all ihrer teils graBen

Über-Der Übersetzungs>begr!ff< 1md das Gesamtwerk der Bibelübersetzung 249 einstimmung, teils auch Gegensatzlichkeit eine Ansicht, die von dieser Übersetzung nicht wegzudenken ist, und die fur den Zugang zu ihr - gera-de ais ganzer- von Bedeutung sein muB.

Eine andere Moglichkeit- nun vielleicht mehr den >Begriff< betreffend -ist, sich an AuBerungen der Übersetzer selbst zu halten, die über das >bloB<

methodische Vorgehen hinaus eine Grundhaltung zur Sprache bringen, wie die Übersetzung, wie der Text, an dem sie si ch abarbeitet und wie d~~ Ver-haltnis der beiden begriffen wurde. Auch hier gibt es nicht wenige AuBe-rungen Bu bers und Rosenzweigs, die ihr Versüindnis des biblischen Worts und der an ihm si ch bemessenden übersetzerischen Aufgabe zwar nicht im-mer explizit, aber cloch jedenfalls im Zusammenhang koi?:kreter Überset-zungsreflexionen implizit zur Sprache bringen. Auf diese AuBerungen, di.e sich recht verstreut in den unterschiedlichsten Aufsatzen finden, wellen w1r uns in den folgenden Kapiteln vorwiegend stützen499.

Wie hanaen b denn aber nun die beiden so unterschiedenen Aspekte: des Eindrucks der Übersetzung und ihres Begriffs zusammen?, oder anders her-um gefragt, ist es denn richtig, die Frage nach beiden so streng ausein-anderzuhalten, wie es ihre cloch sehr verschiedenen Termini nahelegen?

In der Tat ist dies zu bezweifeln. Zwar ist der Blick, der die Gestalt der Verdeutschung als ganze einfangen und >beurteilen< will, ein anderer, als der, der sie ergründen will; der eine richtet sich auf die Oberflache und der an-clere auf das dieser Zugrundeliegende, der eine geht also von der Sprach-form aus, wie sie da ist, und der andere kommt von der Erkenntnis her, daB er- auch ais Blick-zu dieser zu Tage liegenden sprachlichen Form immer erst vordringen muB, aber cloch sind beide nicht voneinander zu trennen, gibt es den einen nicht ohne den andern. Das gilt sogar so sehr, daB die Be-griffe >Oberflache< und >Grund< hier ihre gesicherte Eindeutigkeit verlieren, daB sie sich fragwürdig werden in ihrem Verhaltnis zu einander: der eine am andern.

Es ist namlich der >Grund<, das entscheidende Selbstverstandnis einer Übersetzung ja nicht wirklich deren einfach >Zugrundeliegendes<, sondern nicht weniger das, was sie in ihrer Sprachgestalt und Sprache ais ihren hoch-sten Gipfel erst erlangt; und umgekehrt ist auch die >Oberflache<, der schlieBliche Ausdruck der Übersetzung nicht die Kehrseite eines Inwendi-gen, Tieferen, sondern das Ganze, um das es hier geht: die fertige Über-setzung und ihre Herkunft ineins,-ja selbst ein noch über diese (auch in die Tiefe des Ursprungs!) HinausschieBendes und mehr Sagendes, als je mit

•99 Es wird si ch da bei zeigen, da13 nicht nur elie Antwort auf diese Fragen (nach dem bibli-schen Wort, ais dem >Gegenstand< der Überserzung, nach der auf diesen sich richtenden Übersetzungsarbeic und ihrem >ontologischen< Starus), daB also niche nur die Antwort auf diese Fragen, sondern auch deren Ausrichmng selbse: das Frage>ziel< sich erse im Verlauf der Suche na ch der Antwort entwickeln und herausseellen mu B.

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ihr zu sagen >gewollt< war. Sa sind also diese beiden >Aspekte< - die Frage nach dem >Gesamt<bild, dem >Gesamtwerk< und die nach dem >Gesamt<be-griff der Übersetzung- nicht wirklich zu trennen, und ihr anfàngliches Ne-beneinander in der folgenden Darstellung kann nur ein sehr vorlaufiges, und wie si ch alsbald zeigen wird, sich selber aufhebendes sein.

Was nun den zweitgenannten Gesichtspunkt: den >Begri.ff< arigeht, den die Übersetzung sich von sich selber macht, so haben wir in dem schon an-gesprochenen SchluBkapitel des Jehuda Halevi-Teils das von uns zu Sagen-de dort gesagt in Sagen-den Betrachtungen über Sagen-den Unterschied von Nachdich-ten und Übersetzen, über die dem Original nachgehende Übersetzung, und über die Übersetzung als Begegnung der beiden Sprachen.

Was als ein neuer Gesichtspunkt noch hinzukommen kann, ist eigentlich nur der nun andere >Gegenstand< der Übersetzung-und das unter Umstan-den mit ihm sich andernde Selbstverstandnis. Insofern dann freilich auch wieder der > Begri.ff< der Übersetzung. DaB dieser Begriff sich aber in der Tat andert, ja daB er mit seinem >Gegenstand< si ch nicht nur (irgendwie) wan-delt, sondern an und mit ihm sich - merkwi.irdig zu sagen - sogar steigert, das ist die These (oder eine der Th esen), deren Erhellung die folgenden Ka-pite! dieser Arbeit auf sehr unterschiedlichen Umwegen gewidmet sind500.

Was dieser >Gegenstand< denn sei, an dem und von dem her solches ge-schieht, danach werden wir also fragen mi.issen: was ist denn das, was hier ei-gentlich i.ibersetzt wird, wenn es die Bibel ist?, und was ist, zu was wird die Übersetzung, wenn sie eine Übersetzung der Bibel ist - und wird?

Es sind die von Buber und Rosenzweig selber gegebenen, den Sprach-charakter, die Sprach>wirklichkeit< der Bibel bezeichnenden Stichworte der

>>Botschajt<~ und des 1>Sinn.es<<, der >>Anrede<~, des »Dialogs<<, der »Begegnung<<, welche den Problemkreis, um den es hier gehen wird, umschreiben; und es ist das bei Buber-Rosenzweig ebenfalls anklingende Thema der » Treue<~,je­

ner übersetzerischen Haltung, die als Antwort auf das zu übersetzende Wort herausgefordert ist, und die in solcher Herausgefordertheit in gewisser Wei-se nicht weniger zur Realitat des zu übersetzenden Textes gehort als dessen unmittelbares Reden.

Der eine der beiden Übersetzer: Buber redet einmal an einer herausge-hobenen Stelle von der >>Wirklichkeit der Bibel<c501, als dem, worauf die Übersetzung eigentlich sich ausrichte. Das scheint eine fur Bubers - und Rosenzweigs - übersetzerisches Selbstverstandnis zentrale Aussage zu sein,

500 Dal3 es in Bezug auf die Übersetzung also ein Mehr und ein Weniger gibt,ja dall wirk-lich die Übersetzung iwwer mein Übersetzung werden kann, und es an diesem >Gegenstand< [der Bibel] auch wird und werden mul3!, das soU gezeigt werden.

sol Su V, 309.

1. Vermch einer Charakteristik: Spiel urtd Verzweijlung 251 die darum auch fur unsere Überlegungen richtungweisend sein wird. Nur ist mit ihr ja eine Frage erst angezeigt, aber nicht etwa sie beantwortet; eine Frage, die wie sich zeigen wird, dann auch die Übersetzung und das Über-setzen selbst betrifft, und nicht nur etwas, was sie gewissermaBen sich ge-geni.iber und überhaupt auBer sich hatte, sondern von dem Zusammenhang her, in dem sie mit diesem Gegenüber steht, ihre eigene Haltung, ihr Var-gang und ihr Status, die von dem Begriff der »Wirklichkeit der Bibel« eben-sa angesprochen, durch ihn ebenso benannt werden, wie der Text, dem sie sich widmen.

Bevor wir aber zu diesen Themen übergehen, wollen wir versuchen- ge-stützt auf einige Reaktionen, die die >>Verdeutschung« erfuhr, aber dann von diesen auch wieder uns losend -, eine grobe Charakteristik der Übersetzung zu geben, einen Einblick in ihre ma13gebliche Ausrichtung, eine Art Bestim-mung ihrer »Hauptabsicht«, wie Scholem es genannt hat.

Wir fragen also nach dem herausragenden >Merkmal< dieser V er-deutschung, das sie von anderen abhebt, und ihr - auch in den Augen ihrer Verfasser - ihre Berechtigung gibt.

1. Versuch einer Charakteristik: Spiel und Verzweiflung

»Die Genesis ist sehr schën in Deiner Übertragung. !ch lese gern drin und habe da-bei oft das Gefûhl ich lese hebraisch [ ... ] Es ist eben nicht nur die getreue Überset-zung im Rhythrnus der Bibel sondern es ist der Urtext in der schënen deutschen Sprache. Ich lese ihnjedenfalls deutsch und begreif~ihn hebraisch<<, schreibt Bubers Sohn Rafael an seinen Vater gleich nach Erhalt der Ubersetzung502.

Dies scheint uns nicht nur eine der hinsichtlich des allgemeinen Problems der Übersetzung tiefsinnigsten, sondern hinsichtlich der Beschreibung eben dieser Übersetzung auch treffendsten Bemerkungen.

Mit ahnlicher Grundtendenz finden sich zahlreiche Reaktionen:

Zehn Jahre spater, am 14.2.36 - nach der Lektüre der Psalmenüberset-zung-schreibt E. Brunner an Buber von dem >fremdartigen Deutsch< die-ser Übersetzung, »das wie kein anderes der Sprache der Psalmen abgelauscht ist«. (BB II, 584.)

Und R. Pannwitz (1931):

»( ... ] bei Ihnen geht es nicht darum die Bi bel in deutsche sprache umzubilden son-dern eher noch die deutsche sprache bis zur aufnahme ihres hebraischen geistes und torres anzuspannen. eine schëpferische sprache und eine sicherheit und dynamis des rhythmus wie Luther sie hat steht nicht mehr zu gebote. statt dessen empfànglichkeit

502 Brief vom 2.1.1926, BB ll, 240.

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und innigkeit · gewissen fur jede nuance · wiederkehr von ursprüngen und erhe-bung zur ersehnten kraft durch das unmittelbare überstri:imen von der quelle her.«503

G. Scholem entfaltet das hier nur Angedeutete - positive und negative Aspekte, Hochschatzung und Kritik verbindend - in seiner zum Abschlul3 der Buberschen Bibelübersetzung in Jerusalem gehaltenen Rede auf fol-gende Weise:

>>Wenn ich mir überlege, was eigentlich Ihre und Rosenzweigs Hàuptabsicht bei diesem Unternehmen gewesen sein mag, mi:ichte ich fast sagen: es war der Anruf an den Leser- gehe hin und lerne Hebraisch! Denn Ihre Übersetzung war keineswegs ein Versuch, die Bi bel irn Medium des Deutsch en auf eine Ebene klarer Verstand-lichkeit über alle Schwierigkeiten hinweg zu erheben. Vielmehr haben Sie es sich angelegen sein lassen, die Bibel nicht leichter zu machen als sie ist [ ... ] Sie machen dem Leser nichts vor und schenken ihm nichts. Er findet si ch dauernd auf seine ei-gene Reflexion zurückverwiesen und muB sich - gerade im Sinne lhrer Absicht -fragen, was eigentlich drangt hier nach Ausdruck? Nirgends haben Sie gegHittet, nir-gends ha ben Sie ecwas gefillig gemacht. Ja, im Gegemeil: Sie ha ben ein besonderes Ohr dafur gehabt, wo auch im scheinbar problemlosen FluB der Prosa oder des Ge-dichts die Klippen und die Schwierigkeiten stecken. Ich hatte fast gesagt: Sie haben den Text aufgerauht, um ihn desto unmittelbarer an den von solcher Rede betroffe-nen Leser heranzubringen. Das Verfahren, das Ihnen dabei zustatten kam, war Ihr Streben nach mi:iglichster Wi:irtlichkeit,ja nach einer Wi:irtlichkeit, die sich man ch-mal zu überschlagen schien. Sie hatten eine bestimmte Vorstellung vom Quaderbau der hebraischen Sprache und Sie suchten, ihr bei lhrer Übersetzung Ausdruck zu leihen.é04

Die Orientierung am Hebraischen - nicht nur, wo sie der deutschen Spra-che leichtfàllt, wo sie ohne weiteres dem deutschen Duktus, seinem Wort-schatz und seinen sprachlichen Strukturen sich einft.igt, sondern auch dort, wo sie das Oeutsche anstrengen und ëffnen mul3 um ihres Vorbildes willen, war in der Tat immer wieder das Prinzip, das in den Anal ys en der einzelnen methodischen Schritte als Ziel und Mal3stab der Übersetzer sich zeigte.

503 Brief an Buber vom 4.1.1931, BB II, 397f.- »Wir spüren: hier isr Kun de des Vergange-nen in der Urgesralt- Urkunde«, schreibt O. Loerke. • Wir spüren: hier soli nicht Gegenwart in das Vergangene gerragen werden, um seine Vergangenheit zu leugnen, sondern es soli uns besu-chen, heimsuchen.« (Lom.KE, 314.) Derseibe Autor auBert sich freilich auch kritischer: »( ... ) scheitert die Moglichkeit zu volliger Prazision an der Verschiedenheit der beiden Sprachen.

Der deutsche Text Buber-Rosenzweigs vermittelt uns ofters den Grad und die Richtung eines Willens, aber nicht sein Warum. Die Folge kann der Eindruck sein, als würde rational unter-srrichen, manieriert aufinerksam gemacht. Die Eindeutschung scheim, um nichts drüben zu lassen, manches zu sehr nach hüben zu rücken ( ... )Alles Geftihlsdynamische des Originals er-reicht der Überserzer verstandesdynamisch, das Unmirtelbare fàngt und befreir er mit Mitteln [ ... ) Für den Finder beglückend klar und einfach, ist es ftir den Horer wunderlich.« (AaO.

315f.)

504 G. SCHOLEM,An einem denkwürd.igen Tage, Rede bei der Feier zum AbschluB der Bu-berschen Bibelübersei:Zung, in Jerusalem, Februar 1961, wiederabgedruckr in: DER.S.,Judaica, Frankfurt a. M. 1968, 207-215, 209f.

1. Versuch einer Charakteristik: Spiel und Verzweiflung 253

Diese sind, wie wir sahen, namlich mit einem nicht überhërbaren ~elbst­

bewul3tsein (das freilich nur verstehbar ist vor dem _Hintergrund der ~ul3er­

sten Anstrengung, die ihm vorausliegt, und deren ?-ïrekter Reflex es 1st) d~r Überzeugung, ihre Übersetzung gehe nicht nur 111 bes~~de~em Mal3e, s1e gehe aeradezu als erste unter allen >>darauf a us, den ursprunghchen

Charak-o . . k h 1 sos

ter des Buches« in jedem semer wesentlichen Aspe te zu er a ten .

»Zusammenfassend ist zu sagen«, schreibt Buber im Januar 1929 den Grund und die Folgen solchen Anspruche~. benennend, »dal3 w_ir zum Unt_~rschied von Luther und allen anderen bisherigen Ubersetzern wesentliche Qualitaten des Textes [ ... ] da-durch gerettet haben, dal3 wir bereit waren, bis an die Grenze11 der deutschen Sprache zu

hn . ""b h "t 506

gehen - o e s1e zu u erse re1 en.«

Bis an die Grenzen der deutschen Sprach~ (zu gehen), um sie der _hebrai-schen zu offuen - das war das Ziel dieser Ubersetzung, und wenn rucht das Ziel, so cloch das >Ergebnis<.

Das von Buber angesprochene aul3erste Ausschopfen der e~genen Sprach-mëglichkeiten, ein Ausschëpfen, das auch Ungewohntes _rucht scheut, das Ungelaufige nutzt, und eine oft sprëde Sprachgestalt rucht nur 111 Kau;

nimmt sondern zum eigenen Ausdruck macht, 1st das unserer Auffassun::.

nach h'ervorstechendste, entscheidende (und, wie wir etwa an L~erkes Be-merkuna sahen, durchaus auch zu kritisierende507

) Merk.mal dteser >Ver-deutsch~ng<. Oal3 sie an keiner Stelle aus Eitelkeit so welt gehe, _sondern ~-n jeder vom originalen Text her dazu besti~nt wer~e, und . an ihren

spro-desten am deutlichsten wieder auf 1hn zuruckwe1se, 1st dabe1 der Anspruch, den sie vertritt.

»[ ... ] von den Forderungen des Textes, von seine~ ~~~ieterischen S~sein, von seinen eigentümlichen Machtigkeiten und Int1m1taten<<, spncht emma!

B b (BW II 1115). Er betont damit die entschiedene >Heraus<forderung,

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der die aufuehmende Sprache und mit ihr der Ubersetzer s1c zu ste en hat.

»Um diesen [sc. den Forderungen des Textes] die a?endlandische, die deutsche Ent-sprechung zu schaffen, muB oft über den gegenwa~ngen Wortbestand hinaus nach

Ungebrauchlichgewordnem, ja Verschollenem gegnffen we~den [_..

-J

zuwe1len darf der Übersetzer auch Neubildungen nicht scheuen, wo er emer btblischen

Emnch-sos Vgl.BUDER.,BW Il, 1112,1183.

S06 Su V, 351; Hervorhebung von mir. Vgl. Su V, 309. . . .

507 Noch scharfer als Loerke auBert sich K.THIEME in seiner 1938 ersch1enenen Rezensron.

Das ewige Wort, 829f, vgl. aber 826.

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tung oder einer biblischen Vorstellung im deutsch en Wortschatz keine Entsprechung zu finden vermag, und dann wird es vom Ernst seines Sprachgewissens, von der Si-cherheit seines Sprachtakts, von seiner Haltung zu den Gesetzen der Übertragungs-sprache - einer Haltung, die kühn und doch gehorsam sein mul3-abhangen, ob das neue Wort, wenn auch nur als Bezeichnung fùr ein Ding jener biblischen Welt, von den Generationen bescatigt und eingebürgert wird.<< (Ebd.)

In diesem kurzen Textausschnitt bespricht Buber in komprimierter, aber überaus erhellender Weise einen der grundsatzlichsten Gesichtspunkte des Problems der Übersetzung: den des Verhaltnisses der bei den Sprachen als ei-nes aul3ersten Wagnisses, das sowohl Kühnheit als auch Gehorsam erfor-densos, das eine ganz eigentürnliche Beziehung und Einstellung zur Sprache sei es voraussetzt, sei es einschliel3t, sei es hervorbringt, eine Beziehung, die nicht etwa durch Sprachkenntnis oder -gewandtheit allein charakterisiert ist, sondern durch >>Ernst«, >(Sprach)Gewissen<, >(Sprach)Takt<. Und er be-schreibt oder benennt die enorme Spannung, in der die Übersetzung steht hinsichtlich ihres mëglichen Ausgangs: wird sie einfach fremd bleiben (und mëglicherweise unverstanden fremd)? oder wird sie so eng im Bereich ihrer eigenen Mëglichkeiten verharren, dal3 sie der andern Sprache gar nicht sich ëffi1et? - oder wird ihr ein Drittes gelingen: die Offuung fur das Fremde, und dennoch nicht die eigene vëllige Entfremdung: ein Zugewinn bisher nicht gekannter Mëglichkeiten, aber eben Mëglichkeiten, die einmal die der eigenen Sprache geworden sein werden?

>Bestatigt und eingebürgert<, heil3t es im letzten Satz des Buberschen Zitats.

Die Sprache der Übersetzung beansprucht nach dieser Aul3erung also im Deutschen ihr Wohnrecht. In der Sprache, aus der sie kommt und als die sie sich versteht, will sie (in wie unterschiedlichem MaBe auch immer509) die Bestatigung und Einbürgerung des Fremdartigen, das sie bringt, in ihr will sie - auch in ihren fremdesten Partien - zumindest verstanden werden. Mit einem Wort: sie willleben und gelten in der Sprache, in der sie ihre Quelle hat und ihren Horizom.

Aber das ist cloch nur die eine Seite, die eine Dimension ihres Vorgangs und Vorgehens; wie die Übersetzung einerseits fest um ihre Herkunft weiB und die Grenze des Fremden und des Eigenen in allem Sprechen kennt und anerkennt, so dehnt sie nun zugleich cloch die Weite ihres Horizontes und

Aber das ist cloch nur die eine Seite, die eine Dimension ihres Vorgangs und Vorgehens; wie die Übersetzung einerseits fest um ihre Herkunft weiB und die Grenze des Fremden und des Eigenen in allem Sprechen kennt und anerkennt, so dehnt sie nun zugleich cloch die Weite ihres Horizontes und