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Das Problem der Übersetzung - dargestellt an Franz Rosenzweig

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Das Problem der Übersetzung - dargestellt an Franz Rosenzweig

ASKANI, Hans-Christoph

ASKANI, Hans-Christoph. Das Problem der Übersetzung - dargestellt an Franz Rosenzweig . Tübingen : Mohr Siebeck, 1997, 386 p.

Available at:

http://archive-ouverte.unige.ch/unige:38317

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(2)

---\---~··--- - - - · · - - - -

Das Problem der Übersetzung- dargestellt an Franz Rosenzweig

Die Methoden und Prinzipien der Rosenzweigschen und Buber-Rosenzweigschen Übersetzungen

von

Hans-Christoph Askani

m

1•8·0·1 ARTI BUS

. " .

].C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen

(3)

Gedruckt mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung und des Oberkirchenrats der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

Die Deutsche Bibliothek- CIP-Einheitsaufnahme Askani, Hans-Christoph:

Das Problem der Übersetzung: dargestellt an Franz Rosenzweig;

die Methoden und Prinzipien der Rosenzweigschen und Buber- Rosenzweigschen Übersetzungen 1 Hans-Christoph Askani.- Tübingen: Mohr, 1997

(Hermeneutische Untersuchungen zur Theologie; 35) ISBN 3-16-146624-1

© 1997 J. C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen.

Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzuHissig und stratbar. Das gilt insbesondere fur Vervielf<iltigungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungen und die Einspeîcherung undVerarbeitung in elektronischen Systemen.

Das Buch wurde von Gulde-Druck in Tübingen aus der Bembo Antiqua belichtet, auf saure- freiem Werkdruckpapier der Papierfabrik Weissenstein in Pforzheim gedruckt und von der GroBbuchbinderei Heinr. Koch in T übîngen gebunden.

!SSN 0440-7180

Hab ich dein Ohr nur, find ich mein IM>rt.

(Karl Kraus)

(4)

Vorwort

Die vorliegende Untersuchung handelt von Franz Rosenzweig. Sie handelt aber zugleich und sogar in no ch wesentlicherer Weise vom Übersetzen.

Da.B das Übersetzen hier im Ausgang von diesem Philosophen zum The- ma wird, komrnt nicht von ungefihr. Es hat seinen Grund darin, daB Ro- senzweigs Philosophie und Theologie, die er selber als )'Sprachdenken« cha- rakterisiert, in einem entscheidenden Sinn von dem ber, was Übersetzen ist, von dem her, was im Übersetzen geschieht, und was überhaupt als Überset- zen geschieht, zu begreifen ist.

Was dabei unter Übersetzen verstanden wird, vollzieht sich auf ganz un- terschiedlichen Ebenen: als Übersetzen von einer Sprache in eine andere, als Übersetzen von einem Sprechenden zu einem HOrenden, und umgekehrt:

von einem HOrenden zu einem Sprechenden, als Übersetzen vom bisher Ungesagten und Unsagbaren in zu Sagendes und Gesagtes, aber nicht weni- ger von schon Gesagtem in immer wieder und neu zu Sagendes. Und schliefllich - diesem allem die Richtung, den Anlall, das Ziel gebend- vom irnrner und immer wieder Sagen auf ein einmal und ein fUr allemal Sagen- des und Gesagtes hin, und von der Hoffnung auf dieses her.

DaB der Horizont des Problems der Übersetzung so weit zu fassen ist, ist in dieser Arbeit von Anfang an, von der Formulierung ihres Titels an, vor- ausgesetzt. DaB diese Voraussetzung aber ihre Berechtigung hat, daB also wirklich das scheinbar (und in mancherlei Hinsicht auch unbezweifelbar) so eng begrenzte >Phanomen< einer Übersetzung von einer Sprache in eine andere in Zusarnrnenhang steht mit dem, was in allem Sprechen zwischen einer Persan und einer andern- und ihren Sprachen- si ch zutr:igt, und daB also das Ereignis des Übersetzens (im engen Sinn) mit dem des Sprechens (im allerweitesten) nicht nur beilaufig, sondern wesentlich verbunden ist, weil das Sprechen selbst in seinem >Wesen< ein Übersetzen ist und das Ge- heimnis der Sprache das der Übersetzung, das muB die Durch- und Aus- frihrung des aufgestellten Anspruchs erweisen. Ihre methodische Pr:imisse ist - gemaG der angedeuteten Einsicht in den unauflüslichen Zusarnrnenhang von engstem und weitestem_ Horizont in allen Fragen der Sprache - die, daG die konkreten, materialen, sozusagen rein >philologischen< Fragen, die das Übersetzen aufwirft, in dessen prinzipielle und umfassende, sowohl phi- losophische als auch theologische Problemdimension hineinfûhren und dies

(5)

Von11ort

umso sicherer und umso entschiedener tun,je detaillierter und praziser sie bedacht werden.

Ein solches Bedenke? zu versuchen, ist das Ziel dieser Abhandlung, das in der Interpretation der Ubersetzungen (und der diese Übersetzungen reflek- tierenden theoretischen Schriften) des jüdischen Denkers Franz Rosen- zweig und, was die »Verdeutschung der Schrift« angeht, seines >Mitüberset- zers< Martin Buber angestrebt wurde.

Die Übersetzungen Rosenzweigs zeichnen sich durch eine erstaunliche Unvoreingenommenheit und Entschiedenheit ihres Vorgehehs aus, die ei- nerseits zweifellos Folge, wenn man so will >AusfluB<, des schon im »Stern der Erlësung« gefundenen und artikulierten »Sprachdenkens« sind, die aber andererseits nicht weniger auch Ursache und AnstoB wurden fur eine >Zu- spitzung< der Rosenzweigschen Philosophie auf je nes Thema, das in einem entscheidenden, konzentrierenden Sinn die wesentlichen Gedanken dieses

»Sprachdenkens>> enthalt und erhellt, wie es eine meist überlesene, aber zen- trale Formulierung des >>Sterns der Erlësung« bereits ankündigt, die besagt, da13 >>die erste Tatigkeit des Geistes [sei], daB er übersetzt<<.

Der Aufbau des Textes folgt auf einer .. ersten vordergründiaen Ebene der 0 Entwicklung des Rosenzweigschen Ubersetzens, ausaehend von den frühen

.. 0

kleineren Ubertragungen über die Jehuda Halevi-Übersetzungen zur »Ver- deutschung der Schrift<<, deren Darstellung den grëBten Raum einnimmt.

Diese erste Ebene wird von· einer zweiten systematisch ausgerichteten

>überlagert<, die zum Ziel hat, die wesentlichen Themen des Übersetzunas-o problems in einer sinnvollen, von der Sache selbst her sich nahelegenden und immer deutlicher sich nahelegenden Ordnung zu bedenken. Die Un- tersuchung beginnt hier bei der Frage nach der Mëalichkeit oder Unmëa-

.. 0 0

lichkeit des Ubersetzens, die wie die erste, so auch wieder die letzte allen Übersetzens und aller Übersetzungsreflexion sein muB. Sie behandelt dann die einzelnen Felder der übersetzerischen Herausforderung, wie sie die Be- gegnung der beiden Sprachen, als welche das Übersetzen zu beo-reifen ist

0 '

provoziert und ermëglicht. Da bei wird das Übersetzen als Anrede und Ant- wort gedeutet; als >Zwischen< und Abgrund der Sprachen mitten in ihnen, als Bürgschaft und Zeugnis einer Sprache fur die andere - mitten in ihr. So werden die vom Übersetzen untrennbaren Umstande des Kampfes, des Ver- gleichs, der Verzweiflung, des Spiels und des Ernstes zur Sprache kommen.

SchlieBlich fuhrt .. die Reflexion auf das o-rundsatzliche Thema des Verhalt-0 nisses von Ubersetzung und Original, genauer zu der Frage, was denn letzt- lich der Gegenstand des Übersetzens sei; und sie endet mit der Frage nach

~.er übersetzerischen Treue, als der Haltung, die jede ernstzunehmende

"l!bersetzung fur sich in Anspruch nirnmt und von der si ch zeigen wird, da13 sre eben mehr ist als eine Haltung, als ~ eine Einstelluna des Übersetzers

0 '

narnlich ein Moment des Sprechens des Originals, das der ihm geltenden

Vonuorr IX

Übersetzung in und an seinem Sprechen - und schlieBlich über sein eige- nes Sprechen hinaus -An teil gewahrt.

Die vorliegende Arbeit wurde im April 1994 von der Evangelisch-theo- logischen Fakultat der Eberhard-Karls-UniversitatTübingen als Dissertation angenommen. Sie entstand in der Zeit, als ich zunachst Repetent am Evan- gelischen Stift in Tübingen und dann Assistent am dortigen Hermeneutl- schen Institut war. An beiden lnstitutionen habe ich die grol3zügige Fërde- rung durch die Evangelische Landeskirche in Württemberg erfahren.

Wahrend dieser Jahre, aber auch schon wahrend der Zeit meines Stu- diums empfmg ich von meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. D. Eberhard Jüngel fùr mein theologisches Denken und fUr mein Selbstverstandnis _als Theologe viel mehr, als es hier zu benennen mëglich ist. Dafür mëchte rch ihm herzlich danken. Mein Dank gilt sodann meinem Freund Herrn Phi- lipp Stoellger, der in auf3erordentlicher Hilfsbereitschaft bei der Vorb~rei­

tuna des Manuskripts zur Druckvorlage mitgewirkt und mehr als nutge- wirkt hat. Er hat »nebenbei<< den hebraischen Text getippt und eingerichtet, das Namensregister, sowie das Register der hebraischen Begriffe erstellt und überhaupt auf so viele Fragen eine Antwort gewu13t, wie es hier nur zu ver- merken ist. Herrn Georg Siebeck sowie den Herausgebern der »Herme- neutischen Untersuchungen<< danke ich fUr die Aufnahme des Buches in Verlag und Reihe. Die Robert Bosch-Stiftung und der Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche in Württemberg haben das Erscheinen des Bu- ches jeweils durch einen groB.zügigen DruckkostenzuschuB unterstützt.

Auch dafur mëchte ich herzlich danken.

Und schlieBlich danke ich meiner Frau Luise Soergel, die den Text in ali sei9en Fassungen nicht nur immer und immer wieder_ gelesen ?at, was ja nicht weiter erwahnenswert ware, sondern immer und lffil11er wreder !esen wollte, was nun allerdings cloch erwahnenswert ist.

Damit es dem verehrten Leser nicht ebenso geht, lege ich ihm hier our eine - die letzte - Fassung meiner Bemühungen vor.

Paris, im April 1997 Hans-Christoph Askani

(6)

Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . VII Abkürzungen . . . . . . . XV

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1. Die Philosophie Rosenzweigs und die Frage der Übersetzung 1 a) Rosenzweigs Bedeutung als Übersetzer . . . 1 b) Die Übersetzungen Rosenzweigs in ihrem bîographischen

Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 c) Die vielen Fragen der Übersetzung und die eine Frage in ihnen 7 2. Überblick über die zu Rosenzweigs Werk erschienene Literatur 10 a) Die frühe Resonanz aufRosenzweigs Werk . . . . . 12 b) Die Aufnahme des Rosenzweigschen Denkens in den USA 14 c) Rosenzweigs Weitenvirken in Israel . . . 17 d) Das Vergessen und die langsame Wiederentdeckung

in Deutschland . . . 18 e) Die frühe (und anhaltende) Wirkung Rosenzweigs

in den Niederlanden . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 f) Die schëpferische Fortfuhrung des Rosenzweigschen Denkens

in Frankreich . . . 33 3. Ab- und Eingrenzungen

a) Rosenzweigs Übersetzungsverstândnis im Verhâltnîs zur neueren Sprachwîssenschaft, zur sprachanalytischen Philosophie

37

und zur klassischen sprachphilosophischen Tradition . . . 3 7 b) Desiderata . . . 39 4. Bemerkungen zum Textbifund und zur Zitierweise 42

1. Die frühen Übersetzungen Rosenzweigs 45

1. Die Auseinandersetzung um den ;> Tischdank« 46

(7)

XII lnhaltsverzeichnis

2. »Hiiusliche Feier<( und >>Hamawdil<( ...

3. Rosenzweigs Distanzierung von den frühen Übersetzungen

II. Die Jehuda Halevi-Übersetzungen

und das sie begründende Übersetzungsverstandnis 1. Die Wiedergabe von Reim und Metrum in den ]ehuda Halevi-

Übersetzungen . . . . a) Die Wiedergabe der hebrâischen Versmaf3e . . . . b) Die Wiedergabe des Reims . . . . 2. Rosenzweigs Übersetzungsbegriff, wie er im Nachwort zum ]ehuda

Halevi formuliert ist (Zugleich eine Auseinandersetzung mit dem Übersetzungsverstdndnis P. Schleiermachers) . . . .

a) Die Unterscheidung von Nachdichten und Übersetzen b) Die dem Original ))nachgehende« Übersetzung

c) DerVorgang des Übersetzens als dasAustragen der Begegnung der bei den Sprachen . . . . d) Zusammenfassung (Schleiermacher und Rosenzweig) . . . .

III. Die Bibelübersetzung . . . .

Einleitung . . . . a) Die Anfinge der Buber-Rosenzweigschen Bibelübersetzung b) Rosenzweigs An teil und der Grundansatz der Übersetzung c) Bubers FortfUhrung des Übersetzungswerks . . . . d) Der Widerha11 auf die Übersetzung zur Zeit ihres Erscheînens e) Das Gegenüber Luthers und der Anspruch der Übersetzung ..

A. Die methodischen Prinzipien der Bibelübersetzung 1. Die Wiedergabe der sinnlichen Grundbedeutung der Worte

(Das Prinzip der »absoluten Wortwahl<<) . . . . a) Die Wiedergabe von Begriffen des »Opferwesens<< . . . . b) Die Übersetzung von chessed, zedek und emeth ... . c) Die Übersetzung von ruach . . . . . ... . d) Die Problematik der Methode der ttabsoluten Wortwahl<<

- die Kritik N. Lohfinks . . . . . .

51 62

67

73 76 95

113

114

117

124 126

137 137

137 139 144

146

149 152 154 160 166 173 182

Inhaltsverzeichnis

2. Das Prinzip der »relativen Wortwahi« und das Problem seiner Durchführung . . . · · ·

a) Vorstellung des Prinzips . . . - .... - .... · - · · · b) Die Geschichten von >Jakob und EsaU< und >Jakob und Laban<

c) Der übersetzerische Sinn der Methode der ''relat1ven Wortwahl<<

d) Die Kritik G. Scholems . . . · · · · . 3. Die Wiedergabe lautlicher, grammatischer und syntaktischer Gegeben-

heiten . . . - - - . - . . . · · · a) Die Verdeutschung der lautlichen Gegebenheiten: Assonanz,

Alliteration, Reim . . . . . . · · - - · · · · b) Die Wiedergabe gramrnatischer Eigenheiten und die Berück-

sichtigung des hebtaischen Satzbaus ..

c) Zusammenfassung . . . - ... · · · · 4. Die )>Kolometrie<< . . . - . - - - · · ·

a) Der Atem der Rede als Gegenstand, Ermüglichung und Ziel der Übersetzung . . . - - - · - - · b) Zwischenresümee: Der innere Rhythmus der Rede ..

c) Die Frage nach der Erkennbarkeit der kolometrischen Gliederung . . . .

B. Der Übersetzungs»begriffi< und das Gesamtwerk

der Bibelübersetzung . . . · · · · 1. Versuch einer Charakteristik: Spiel und Verzweijlung . . . . 2. Exkurs: Die Auseinandersetzung mit Kracauer . . . · · · 3. Die Übersetzung der» Wirklichkeit der Bibel« . . . .

a) Die Übersetzung der ''Wirklichkeit der Bibel<< als ))Sinn<<

und als ''Botschaft<< . . . · · · · b) Die Übersetzung der '>Wirklichkeit der Bibel« als »Anrede«,

l>Begegnung<<, ttDialog« . . . · - - · · · · - · · · c) Das Wort . . . · · · · d) Die übersetzerische Treue . . . · · · ·

Anhang ... · · · Literaturverzeichnis ... · · ·

Xlll

192 192 199 202 205 209 209 216 228 230 230 238 241

248 251 263 281 285 295 305 315

337 351

(8)

XIV

Regis ter ...

a) Namen . . . . b) Begriffe . . . . c) Hebra.ische Begriffe d) Bibelstellen ...

Inhaltsverzeichnis

. . .

.

. . .

.

. . . 367 367 371 384 385

---,;,

Abkürzungsverzeichnis

Für die am haufigsten zitierten Schriften Rosenzweigs und Bu bers werden folgende Abkürzungen verwendet (die ausfuhrlichen Literaturangaben finden sîch im Litera- turverzeichnis):

a) Rosenzweig:

GSI GSII GS III

GS IV/1 GS IV/2 Briefe

Gesammelte Schriften 1: Brîefe und Tagebücher Gesammelte Schriften Il: Der Stern der ErlOsung Gesammelte Schriften III: Zweistromland

In diesem Sammelband finden sich im einzelnen folgende (fUr unsere Thematik) vvi.chtîge Texte:

- Vom Geist der hebriischen Sprache (o.].; 719-721) - Neuhebraisch' (1925; 723-729)

- Zur EncyclopaediaJudaica (1928/29; 731-746) - Die Bibelkritik (1921; 747fj

-Die Schrift und Luther (1926; 749-772)

- Unmittelbare Einwirkung der hebraischen Bibel auf Goethes Sprache (1927; 773-775)

- Die Schrift und das Wort (1925; 777-783) Zu einer Übersetzung und einer Rezension (1926; 785-789)

Die Bibel aufDeutsch (1926; 791-799)

»DerEwige« (1929;801-815)

- Das Formgeheimnis der biblischen Erzahlungen (1928; 817-829)

- Die Einheit der Bibel (1928; 831-835)

- Weltgeschichtliche Bedeutung der Bi bel (1929; 837-840) 1 Gesammelte Schriften IV /1: Hymnen und Gedichte

des Jehuda Halevi Gesammelte Schriften IV /2: Arbeitspapiere zur

Verdeutschung der Schrift Franz Rosenzweigs Briefe, Berlin 1935

1 Die angegebenen Jahreszahlen betreffen jeweils das Jahr der Abfassung der Texte, das sich nur in manchen Eillen mit dem der Erscheinung deckt.

Zur Entstehungsgeschîchte der Texte vgl. den Anhang in GS III, 841ff; zumjeweiligen Er- scheinungsdatum vgl. die ))Bibliographie der Werke Franz Rosenzweigs<< in GS IV /2, 309ff.

(9)

XVI

KS Büchlein

b) Buber:

BWI BW II

BB

Abkürzungsverzeichnis

Kleinere Schriften, Berlin 1937

Das Büchlein vom gesunden und kranken Menschenverstand

Düsseldorf 1964 '

Werke. Erst~r Band: Schriften zur Philosophie Werke. Zwelter Band: Schriften zur Bibel Darin im einzelnen:

- ~?s~s (hebdiisch 1945, deutsch 1948 und 1952; 9-230) - Korugtum Gottes (1932; 485-723)

- Der Mensch von heu te und die jüdische Bi bel (1936; 847-869)

- ~achahmung Gottes (1926; 1053-1065) - B1bhscher Humanismus (1933; 1085-1092) - J:?ie Sp~ache der Botschaft (1926; 1095-11 09) - Uber die Wortwahl in einerVerdeutschung der Schrift

(1930; 1111-1130)

- Leitworcstil in der Erzahlung des Pentateuch (1927; 1131-1149)

- Das Leitwort und der Formtypus der Rede (1935; 1150-1158)

- Zur Verdeutschung der Preisungen (1935; 1159-1166) - Zur Verdeutschung der Gleichsprüche

(1962; 1167-1169)

- Zur Verdeutschung des Buches Ijob (Hiob) (1962; 1170-1174)

- Zum Absch1uf3 (1962; 1175-1182)

- Ein Hinweis fùr Bibelkurse (1936; 1183-1186)2 Martin Buber, Briefwechsel aus sieben Jahrzehnten (Bd. I-III)

c) Rosenzweig und Buber BL

Su V

Zu einer neuen Verdeutschung der Schrift.

Beila?e zum ersten Band. (Die funfBücher der Weisung.) Martm Buber und Franz Rosenzweig, Die Schrift und ihre Verdeutschung, Berlin 1936

d) Zu Franz Rosenzweig

FRK Der Philosoph Franz Rosenzweig. Internationaler Kongref3 _ Kassel 1986

2 Die bibliographischen Nachweise fur die einzelnen Texte finden sich in BW 1 112-fb

BW Il, 1233ff. :J ZW.

(Die angegebenen Jahreszahlen bezeichnen hier das Jahr der Erstveriiffent!i h d d Dat um d Ab" er rassung rue · h t mtmer auszumache· n ist.) c ung, a as

Einleitung

1. Die Philosophie Rosenzweigs und die Frage der Übersetzung

a) Rosenzweigs Bedeutung ais Übersetzer

In einer wenig bekannten Rezension der Rosenzweigschen Jehuda Halevi- Übersetzung schrieb im Jahr 1926 Arnold Zweig:

»Die Frage der Uebersetzung ins Deutsche ist durch Bubers und Rosenzweigs Bi- belübersetzung ganz ohne Zweifel auf ein Niveau gehoben worden, das sie niche einmal bei Gundolfs Shakespeare-Uebersetzung, gerade noch bei Georges Baude- Iaire-Umdichtung gehabt hat.«3

Und im selben Artikel wenig spater:

»Die Anmerkungen Franz Rosenzweigs [sc. zu den Hymnen und Gedichten Jehuda Halevis) und sein Nachwort [ ... )sind die klügsten, um nicht zu sagen weisesten Be- merkungen [ ... ) zum Problem des Uebersetzens [ ... ],die heute in deutscher Spra- che überhaupt niedergelegt wurden.«

Es ist das Ziel der folgenden Untersuchung, die Bedeutung Franz Rosen- zweigs fur das hier angesprochene philosophische und, wie wir meinen in wesentlicher Hinsicht auch theologische Problem der Übersetzung darzu- stellen - ausgehend teils von den Übersetzungen selbst, die Rosenzweig vornahm, teils von Reflexionen, die er über sie anstellte.

DaB der Zugang zur Frage des Übersetzens hier ausgerechnet bei diesem Denker gesucht wird, mag zunachst zufill.ig erscheinen, ebenso wie es um- gekehrt ungewohnlich und moglicherweise unangemessen erscheinen mag, den Weg zum Denken Rosenzweigs gerade bei der Frage der Übersetzung zu erwarten und zu versuchen.

DaB incl essen bei des sinnvoll sei, ist die These, die diese Arbeit vertritt und die sie als ganze darstellt.

Sie geht- und zwar, was bei de eben genannten Perspektiven betrifft- von der Annahme aus, daB das Übersetzen und die Übersetzung zwar ein

>Rand-Phanomen< der Sprache und des Nachdenkens über die Sprache ausmache (handelt es sich hier cloch >nur< um das Verhiiltnis zweier Spra-

3 A. ZWEIG, Jehuda Halevi deutsch, in: Juedische Rundschau (Allg. Jüd. Zeirung), Ausgabe vom 30.12.1926, Berlin.

(10)

XVI KS Büchlein

b) Buber:

BWI BW II

BB

Abkürzungsverzeichnis Kleinere Schriften, Berlin 1937

D

D~s Büchlein vom gesunden und kranken Menschenverstand

usseldorf 1964 '

Werke. Erst~r Band: Schriften zur Philosophie Werke. Zwe1ter Band: Schriften zur Bibel Darin im einzelnen:

- Mos~s (hebraisch 1945, deutsch 1948 und 1952; 9-230) - Konrgtum Gottes (1932; 485-723)

- Der Mensch von heu te und die jüdische Bibel (1936; 847-869)

- Nachahmung Gottes (1926; 1053-1065) - Btbhscher Humanismus (1933; 1085-1092) - [)te Sprache der Botschaft (1926; 1095-11 09) - Uber die Wortwahl in einer Verdeutschung der Schrift

(1930; 1111-1130)

- Leitwortstil in der Erz:ihlung des Pentateuch (1927; 1131-1149)

- Das Leitwort und der Formtypus der Rede (1935; 1150-1158)

- Zur Verdeutschung der Preisungen (1935; 1159-1166) - Zur Verdeutschung der Gleichsprüche

(1962; 1167-1169)

- Zur Verdeutschung des Buches Ijob (Hiob) (1962; 1170-1174)

- Zum AbschluB (1962; 1175-1182)

- Em Hinweis fiir Bibelkurse (1936; 1183-1186)2 Martin Buber, Brîefwechsel a us si eben Jahrzehnten (Bd. l-Ill)

c) Rosenzweig und Buber

BL Su V

Zu_ einer neuen Verdeutschung der Schrift.

Beila?e zum ersten Band. (Die fllnfBücher der Weisung.) Martm Buber und Franz Rosenzweig, Die Schrift und ihre Verdeutschung, Berlin 1936

d) Zu Franz Rosenzweig

FRK Der Philosoph Franz Rosenzweig. Internationaler Kongre.B - Kassel 1986

2 Die bibliographischen Na h · fi· di .

BW II, 1233ff. c weise ur e emzelnen Texte finden sich in BW 1, 1125fbzw.

Da~~; ;~g~~~benen J~h~es~ahlen

bezeichnen

h~er

das Jahr der Erstverëffentlichung, da das assung mc t 1mmer auszumachen 1st.)

Einleitung

1. Die Philosophie Rosenzweigs und die Frage der Übersetzung

a) Rosenzweigs Bedeutung als Übersetzer

In einer wenig bekannten Rezension der Rosenzweigschen Jehuda Halevi- Übersetzung schrieb imjahr 1926 Arnold Zweig:

>JDie Frage der Uebersetzung ins Deutsche ist durch Bubers und Rosenzweigs Bi- belübersetzung ganz ohne Zweifel auf ein Niveau gehoben worden, das sie nicht einmal bei GundolfS Shakespeare-Uebersetzung, gerade noch bei Georges Baude- laire-Umdichtung gehabt hat.«3

Und im selben Artikel wenig spa ter:

"Die Anmerkungen Franz Rosenzweigs [sc. zu den Hymnen und GedichtenJehuda Halevis] und sein Nachwort [ ... ]sind die klügsten, um nicht zu sagen weisesten Be- merkungen [ ... ] zum Problem des Uebersetzens [ ... ],die heute in deutscher Spra- che überhaupt niedergelegt wurden.<<

Es ist das Ziel der folgenden Untersuchung, die Bedeutung Franz Rosen- zweigs fur das hier angesprochene philosophische und, wie wir meinen in wesentlicher Hinsicht auch theologische Problem der Übersetzung darzu- stellen - ausgehend teils von den Übersetzungen selbst, die Rosenzweig vornahm, teils von Reflexionen, die er über sie anstellte.

DaB der Zugang zur Frage des Übersetzens hier ausgerechnet bei diesem Denker gesucht wird, mag zunâchst zufillig erscheinen, ebenso wie es um- gekehrt ungewëhnlich und mOglicherweise unangemessen erscheinen mag, den Weg zum Denken Rosenzweigs gerade bei der Frage der Übersetzung zu erwarten und zu versuchen.

DaB indessen bei des sinnvoll sei, ist die These, die diese Arbeit vertritt und die sie als ganze darstellt.

Sie geht- und zwar, was beide eben genannten Perspektiven betrifft -von der Annahme aus, daB das Übersetzen und die Übersetzung zwar ein

>Rand-Phanomen< der Sprache und des Nachdenkens über die Sprache ausmache (handelt es sich hier cloch >nur< um das Verhdltnis zweier Spra-

3 A. ZWEIG,Jehuda Halevi deutsch, in:Juedische Rundschau (Allg.Jüd. Zeitung),Ausgabe vom 30.12.1926, Berlin.

(11)

2 Einleitung

chen, nur darum, wie die eine in der andern vvieder sagbar wird4), daB aber dies >Rand-Phanomen< gleichwohl und sogar gerade (!) in das innerste >We- sen< dessen, was Sprache ist, einen Einblick gewahrt.

Denn ist nicht die Sprache als ganze ein tRand-Phanomen<?, ein Gesche- hen, eine Erscheinung der 'Peripherie<? Spielt sie nicht eben dort eine, dann allerdings die Rolle, wo menschliche Existenz sich iiuj3ert, wo sie zum Aus- druck übergeht, und zur Begegnung mit dem andern sich iiffnet - und wird?

So ist es eine weitere, wenn auch immer nur angedeutete oder implizierte These dieser Arbeit, daB alles Sprechen in einem- ja in seinem- entschei- denden Sinn Übersetzen sei und daB darum der Zugang zu den Fragen der Sprache von der Ubersetzung her am, wenn nicht unmittelbarsten, so cloch deutlichsten und weitreichendsten sich erëffnet.

Vor ~~em der >spiitere Rosenzweig< beschaftigt sich immer mehr mit Fragen des Ubersetzens, oft angestoBen durch einzelne konkrete Übersetzungs- schwierigkeiten, aber immer vordringend zu Gedanken von allgemeinster Bedeutung.

Diese Verbindung von Konkretheit, gewissenhaftester und sorgf<iltigster Arbeit im Einzelnen und Kleinen einerseits, und auBerster Kühnheit, ausholendstem Anspruch des Gedankens andererseits erlaubt es und legt es nahe, dies Denken in eine Reihe mit den graBen Theorien des Überset- zens, denen des Hieronymus, Luthers, Goethes, Schleiermachers, HOlder- lins, Benjamins ... zu stellen. Es ist in der Tat unserer Kenntnis nach in der abendlandischen Geschichte nicht oft und in unserem Jahrhundert nicht noch einmal die Problematik des Übersetzens mit gleicher >Selbstverstand- lichkeit< und Wissendheit, mit einem vergleichbaren auf's Ganze gerichte- ten Impetus be- und erdacht worden vvie hier.

Der Bedel:'tung, die das Rosenzweigsche Denken bezüglich der Proble- matik des Ubersetzens hat, entspricht seine Wirkungsgeschichte jedoch nicht. Diese wurde weitgehend bestimmt durch die von Rosenzweig allein und Buber-Rosenzweig gemeinsam unternommenen Übersetzungen selbst, vor allem die Bibelübersetzung, die immer sogleich das Problem ih- rer Einschatzung und - im wesentlichen asthetischen - Beurteilung in den Vordergrund rücken lieB, 11nd theoretische Fragen, wie die nach Vorgang, Methode und Begriff des Ubersetzens zurückdrangte. Sie wurde andrerseits (nun was das Gesamtwerk betrifft) stark dominiert von dem Versuch, sich dem bedeutendsten Buch Rosenzweigs, dem >>Stern der Erlüsung« zu na- hern:. An dem aber hat man andere Fragen viel mehr hervorgehoben als die des Ubersetzens, was am Text insofern einen Anhalt hat, als dort explizit

4 Und nicht etwa um die Erkenntnis einer Sprache selbst oder gar der Sprache.

1. Die Philosophie Rosenzweigs und die Frage der Übersetzung 3 kaum einmal aber dann allerdings in entscheidender- und wie wir meinen ftir das ganze Werk

charakteri_~tischer-

Weise vom

Über~etz~n

die Rede ist.

So hat das Verstandnis des Ubersetzens bei Rosenzwe1g b1sher, abgesehen von zwei Dissertationen, einer jüngst erschienen5 und einer bereits 1975 verëffentlichten', auf die wir beide noch eingehen werden, und abgesehen von einigen Detailuntersuchungen, die aber diesen Anspruch gar nicht ver- treten, keine systematische Darlegung gefunden7 Auch in >Gesamtdarstel- lungen< des Übersetzungsproblems, vvie etwa in G. Stein~rs »Afte~-Babel<,, wird zwar die herausragende Bedeutung des Rosenzwergschen Uberset- zungsverstandnisses betont, aber diese nicht ausgeftihrt oder be~ründet8.

Das spiegelt freilich die Position des Rosenzweigschen Denkens mnerhalb der Philosophiegeschichte des 20. Jahrhunderts insgesarnt nicht unsympto- matisch wider.

Vielleicht hat es seinen Grund aber, abgesehen von der nicht geringen Schwierigkeit der Rosenzweigschen Gedanken und der ihm von der deut- schen Geschichte her ven:veigerten Rezeption, auch dann, daB es kem em- ziges >groBes< Werk Rosenzweigs gibt, das si ch dezidiert und ausschlieBlich diesem Thema widmen würde. Es sind eh er kleine, und an Emzelfragen an- hebende Schriften, um die es hier geht, Texte, die aber, so peripher ihr An- laB oft scheint, in grundsatzliche Dimensionen der Problematik vordringen.

Die beiden wichtigsten geschlossenen Abhandlungen zur Frage des Uber- setzens sind das »Nachwort« zum Jehuda Halevi (1923)9 und derAufsatz

>>Die Schrift und Luther« (1926), die die beiden betreffenden Ubertra- gungen jeweils unter sehr prinzipiellen Fragestellungen ~eflektieren. Daz~­

hin treten eine Reihe weiterer Aufsatze, unter denen msbesondere >>Dle Schrift und das Wort« (1925) und >>Das Formgeheimnis der biblischen Er- zahlungen<< (1928) hervorzuheben sind10 , und schlieB!ich Briefe über die

s A.E. BAUER, Rosenzweigs Sprachdenken im >>Stern der Edüsung<~ und in sei~er Überset- zungskorrespondenz mit Martin Buber zur Verdeutschung der Schrift (Europ;üsche Hoch- schulschriften, Reihe XXIII [Theologie], Bd. 466), Frankfurt a. M. 1992.

6 E. Fox, Technical Aspects of the Translation of Genesis of Martin Buber and Franz Rosen- v;veig, Brandeis University Ph. D. 1975. . .. . . . .

7 Die beiden genannten Doktorarbelten erheben ubngens auch thrersetts mcht _den ~n­

spruch, dem Rosenzweigschen Übersetzungswerk in seiner Gesamt_heit_ (o~~r gar m semer

1Gesamthaltung<) zu entsprechen; sie beziehen sich jeweils nur ~uf die ~1beluberset~un_g u~d

hînsîchtlich dieser wieder auf einen eng umgrenzten Rahmen. Dte Arbe1t von Fox, d1e s1ch 1m Gegensatz zu der Bauers ausschlieBlich der Üb~rsetzungsth_ematik widm~t, konzentriert sich darüberhinaus weitgehend auf die im engeren Smn methodtschen (>techmschew) Aspekte der Verdeutschung.

s Vgl. G. STEINER, After Babel. Aspects of Language and Translation, London/New York/Toronto 1975, 269 und 276 Anm. 1. (Deutsche Ausgabe: Nach Babel. Aspekte der Spra- che und der Übersetzung [a us dem Englischen von M. Plessner unter Mitwirkung von H. Bee- se], Frankfurt a. M. 1981, dort 285 und 446 Anm. 21.)

9 Nun wieder abgedruckt in GS IV/1, 1-18. . .

to Zu diesen und den weiteren einschlagigen Texten vgl. das AbkürzungsverzeiChms.

(12)

Einleitung

Jahre der Übersetzungstatigkeit hin an verschiedene Adressaten. Von auBer-

ord~~tlicher

:Vichtigkeit, wenngleich oft sehr mühsam zu lesen und zu ent-

s~hlusseln,

smd auBerdem die nur teilweise verüffentlichten Aus- ei?an~ersetzungen mit M. Buber über ~ahlreiche im Zusamrnenhang der B1belubersetzung al!fgetretene spezielle Ubersetzungsfragen (GS IV /2).

Zu diesen das Ubersetzungsproblem im engeren Sinn behandelnden Schnften gehürt nun aber unseres Erachtens Rosenzweigs Hauptwerk »De Stern der Erlüsung«, und das erst posthum erschienene )>Büchlein vom

ge~

sunden und kranken Menschenverstand«, als ebenfalls ftir die Thematik des Ubersetzens bedeutend hinzu.

Was nun die Bibelübersetzung betrifft, ist die Aufmerksamkeit wie eben schon ang~klungen, nicht nur auf Rosenzweig selbst, sondern a~ch auf M.

B~ber

zu .nchten. Buber

verfa~te

- gerade zu Fragen der Verdeutschung der Bibel, zu

~hrer ~eth~de

und 1hren besonderen Schwierigkeiten eine Fülle von Schnften, die fur uns von Wichtigkeit sindll Die Aufsatze beider Ube_rsetzer smd. zum allergr6Bten Teil aus der gemeinsamen Übersetzungs- arbelt und

~us

e1ner-

.zuneh~e~d-

gemeinsamen Übersetzungshaltung er-

wa~hse.n,

d1e es oft mcht moghch macht, die ansonsten cloch sehr unter-

schl~dhchen

Denkweisen der beiden Übersetzer hier strikt voneinander zu sche1den.

Das hat auf die Gestalt unserer Arbeit notwendig erheblichen EinfluB. So Wird das. Denken Bubers in

m~nchen

Kapiteln eine nicht weniger groBe Rolle sp1elen als das Rosenzwe1gs, und der Tite! müBte (oder konnte) im Hmblick auf best1mmte - weite - Parti en mit ebenso groBem Recht den Namen Bubers tragen, wie den Rosenzweigs.

Trotz der erwahnten groBen Gemeinsamk:eiten aber werden immer wie-

~er

Unterschiede der Auffassungen nicht nur hinsichtlich einzelner Ubersetzungsfragen, sondern

.~uch

im Übersetzungsansatz ( etwa bezüglich

~er

Konsequenz, mit der die Ubersetzung durchzuftihren sei) und vor allem m der Ar~ des ~heorecischen Zugriffs auf die Fragen, die die Übersetzung aufWarf, s1ch ze1gen. Und gerade was dies letztere angeht: die Artikulation der ganz grundsatzlichen, sowohl philosophischen als auch theologischen

?tmenswn der Themahk des Ubersetzens, scheint uns Rosenzweig gegen-

u~er

Buber

de~

bewuBtere, wenn man so will der originellere gewesen zu sem. Darum gilt unser Interesse auf's Ganze gesehen ihm.

.

11 ~iese wurde? von Buber- soweit bis dahin verfaBt (zumeist ais Vortriige) - zusammen nnt ~mem GroBted der gena~nten _Rosenzweig-Texte 1936 in dem Sammelband ,1Die Schrift und rhre ':'e~deutsc~ung« veroffend1cht. Sie sind nun - von wenigen Ausnahmen abgesehen und um etmg~ we1tere, erst .spâter_hinzugekommene Texte vermehrt- abgedruckt in BW

n:

~gl. zu den _em~eln~n Arberten Wieder das Abkürzungsverzeichnis.) AuBerdem sind auch hier wrederum Wlchng eme groBe Zahl von Briefen über mehrere Jahrzehnte hin (ver6ffentlicht i

M~ n

1. Die Philosophie Rosenzweigs und die Frage der Übersetzung 5 b) Die Übersetzungen Rosenzweigs in ihrem biographischen Kontext

Rosenzweigs Übersetzungen fallen alle in die Jahre 1920-1929, also zum entscheidenden Teil in· die letzte Epoche seines Lebens: die seiner Krank.- heit.

Die Jehuda Halevi-Übertragungen wurden im Dezember 1922 begon- nen, die fortschreitende Lahmung - eine amyotrophische Lateralsklerose mit progressiver Bulbarparalyse - war im Januar desselben Jahres ausgebro- chen und batte im Dezember, also im Menat des Übersetzungsbeginns, zum Versagen der selbstiindigen Schreibfahigkeit geftihrt, wenig spater auch zur Stummheit12. Die mit Buber zusammen unternommene Verdeutschung der Bibel begann zweieinhalb Jahre danach; einzig die Übertragung des

>lTischdank«13 und einiger kleiner Texte, sowie des »Freitagabend«14 liegen vor dieser Zeit.

Wahrend der Arbeit an seinen graBen Übersetzungen konnte Rosen- zweig also nur mit enormer Anstrengung sich überhaupt noch mitteilen, und nur unter In-Anspruchnahme fremder Hilfe (vornehrnlich seiner Frau) etwas zu Papier bringen. Das ist fUr die Einschatzung dieser Texte, wie uns scheint, nicht ohne Bedeutung.

Aber nicht nur, daB die wesentlichen Übersetzungen in diese Periode der Krankheit gehüren, sie nahmen in ihr auch von allen Arbeiten Rosenzweigs mit Abstand den breitesten Raum ein, und zwar sowohl die Übertragungen selbst ais auch die Schriften, die - gewissermaBen als ein >Nebenprodukt<

der direkten Übersetzungsarbeit - sich nüt ihnen auseinandersetzen.

So tritt in dieser spaten Lebensphase Rosenzweigs der bemerkenswerte Umstand vor Augen, daB ein Denker von so groBer Originaliùt und Ei- gensùndigkeit zu einer Zeit und unter Umsùnden, da jedes Wort ihn ein AuBerstes an Einsatz und Kraft kostete (wir werden spater nochmals darauf eingehen), ganz offenbar nicht mehr in ers ter Linie die von ihm sel ber erdachten Gedanken festzuhalten ben'lüht war15 , sondern die Worte anderer

12 Zum Verlauf von Rosenzweigs Krankheit verfaBte sein zeitweiliger Arz.~ R. Koch einen Aufsatz, in dem er u.a. auf den Zusammenhang dieser mit der Arbeit an der Ubersetzung ein- ging. (R. KOCH, Franz Rosenzweig und seine Krankheit, in: Der Morgen, 5, 1930, 562-582, dort 579.) Neben Kochs Text s.- N.N. GLATZER, Franz Rosenzweig, His Life and Thought, New York 1953, 21961, 108ff.- M. GoLDNER, Franz Rosenzweig in seîner Krankheit, in: Bul- letin des Leo-Baeck-Institutes, 1, 1957-1958, 141-152.-V. v. WEIZSACKER, Begegnungen und Entscheidungen (1949), in: DERS., Gesammelte Schriften 1, Natur und Geist, (hg. von P. Achil- les u.a.), Frankfurt a. M. 1986, dort 200f, 205.

13 F. RosENZWEIG, Der Tischdank, Jüdische Bücherei, Bd. 22, hg. von K. Schwarz, Berlin 1920.

14 Nur teilweise publiziert (unter dem Titel ))Hausliche Feier«) in: Gabe. Herrn Rabbiner Dr. Nobel zum 50. Geburtstag dargebracht ... , Frankfurt a.M. 5682/November 1921,97-112.

15Er hatte sich davon schon nach AbschluB des ))Stern der Erl6sung« distanziert; so lang er

(13)

oder eines anderen zu ve · t 1 · ..

h D. rnu te n, Sie zu ubertragen als seine Au(aabe über-

~:id:sc~~f~a~~~n J::z:~n !a:;i;~~n~ Leb~ns ha.tbRos~nzweig

0 mit einer

D' · eugrusse g1 t, seme Arbeit in de

se:~~i~:~::s :;~eren,

eines Wortes gestellt, das zunachst eben gerade

nich~

er·~::~~

Zeilen übersetzen ist cloch besser als alle Sachen über«, schreibt Aber diese Beobachtung nirnmt cloch w d d ..

vermuten, hier wollte einer wo er i . un er, enn. rn~ te man nicht rung behindert ist wenn h' . ni jeder Bewegung, m Jeder Vedautba-

' sc on, nut etzter Kraft h · al ·

sagen, aber nicht das eines Fremden? noe emm sem Eigenes

~~

Fall.e Rosenzwei?s war. dies allem Augenschein nach nicht so.

falls ds sei

de~n,

dai3 emer

. ~em

Eigenstes vielleicht gerade sagt (oder jeden- ort aue - und womoglich in besonderem MaBe - zu sa en venn :Vod er dem.Sprechen eines anderen sich hingibt und ihm

dien~

ihm d'ag),

111 em er d1e eraene Sp h · . fi · • rent, . d . ? rac e illltjener remden vermittelt, bis dahin daB

:~f ~~s e:;:;~;rtihm nac~sp~hricht

un.d in solchem Nachsprechen der

;ndere~~

, was er 111 1 vermmmt.

fre:d~~B s~~· !:rh~~erse:zt,

also von

de~

eigen en Gedanken angesichts der dwürde, und

~.elleicht ~~;:;~·e~~:d~:n e~==~n~edi:n ~:~~ng~d7 {nde~

en anderen uberhaupt erst er-finden? s c un

Denn was ist überhaupt das E·a

~::.~a~t:~~b~iese

in

~r S~rach:

0

e~~eÉ;~~e~~ i~a:i;~:~~e~e:~~eg;~~~

. g ne er muner erst Ergenes wird - und aerade ind ' .

::~u~~~.s:~n d;~~~~:~~~~;:sd~~ ~~~~j;il~ie~e?~schon .aufgeh:~ sh:

1

t~

dem, der sie begann? ' Sie rue t wemger gehort als Und heiBt nicht eben dies Übersetzen - und . Üb

was es ist: auf solch \Vi . . b ' Im ersetzen erkennen, e eise emem egonnenen Sprechen nachsprechen?

»Et toute langue 1 E t 'tr , h '{3

. s e angere«, ei t es in einem Gedicht E , G ill

vrc'l6. ugene u e-

>>Und jede Sprache 1 ist fremd«.

Das

a~er

meint ja nicht nur, daB alles Verstehen schon ein Übersetzen . (dies freilich auch), sondern ebenso umgekehrt daf3 ali S d rst

d E. .. ' es aaen un Denke

-eisn

~~e~en

auch ein

~ersetzen

sei: ein Sprechen auf den Anderen hin

un~

_ _ _ n_am_ entalem Smn - schon von ihm her. (Das Sprechen selbst also noch sprechen konnre, wollre er nur noch lehren in d . .

noch antworten, wenn er gefragt wurde er dtrekten Ausemandersetzung, nur

16 E G . .

. UlLLEVIC, >Gedichte<. Franzësisch und deutsch A d .. . ..

M. Fahrenbach-Wachendorff, Stuttgart 1991,30/31. . us em Franzostschen ubersetzt von

1. Die Philosophie Rosem:weigs und die Frage der Überset:::1.mg 7

ein Empfangen, Empfangen des eben jetzt >gefragten< Sprechens vom an- oder abwesenden Gegenüber.) So daB wer sein eigenes Reden in den Dienst eines Anderen stellt (sei es, indem er zu ihm spricht, oder sei es, indem er seine Rede übersetzt), tùcht nur sein Eigenes in dieses Andere hineingeben, hineinsprechen muB, sondern ebenso auch - im selben Vorgang- nun auch umgekehrt im Anderen, Fremdesten sein Eigenstes, Eigen es moglicherweise wird finden.

c) Die vielen Fragen der Übersetzung und die eine Frage in ihnen

Es ist ftir die Struktur und die >Methode< der vorliegenden Arbeit wesent- lich, daB sie sich auf zweierlei Textgattungen in Rosenzweigs Schaffen be- ziehen kann: die Übersetzungen selbst und die sie reflektierenden theoreti- schen Schriften, welche sich gegenseitig erUi.utern, aber doch ihre unverwechselbare Art des Ausdrucks und der U nmittelbarkeit zum hier ver- handelten Problem haben.

Schon in A. Zweigs anfangs zitierter Bemerkung: »Die Frage der Ueber- setzung ins Deutsche [sei] durch Bubers und Rosenzweigs Bibelüberset- zung [ ... ] auf ein Niveau gehoben worden«, das sie sonst kaum gehabt habe, tritt zu Tage, daB es nicht erst die ausgeformte Theorie der Übersetzung, sondern bereits diese selbst ist, die zu erkennen gibt, was im jeweiligen Fall mit Übersetzen gewollt und was als Frage und Problem des Übersetzens er- kannt (oder jedenfalls erahnt) ist und im >Hintergrund< steht.

Um dieser Frage willen werden wir im folgenden die Übersetzungen Rosenzweigs und Bubers naher betrachten; es geht uns also nicht um eine sei es asthetische, sei es philologische Beurteilung (oder Bearbeitung) dieser, sondern darum, zu erkennen, was hier unter Übersetzen verstanden wurde - und was in solchem Verstandnis an Horizonten sich eroffnet fur ein Erfas- sen des Verhaltnisses verschiedener Sprachen zueinander und ftir das Ver- standnis des Sprechens einer einzelnen Sprache - sofern dies nicht eine all- zu abstrakte Vorstellung ist-überhaupt.

Wir werden dabei immer wieder von den Übersetzungen selbst ausge- hen, an ihnen und aus ihnen versuchen zu erkem1en, was ihre Methoden sind, aber in diesen und über sie hinaus den grundsatzlichen Ansatz zu erfragen, wie das Übersetzen hier durchgeftihrt wurde, was seine >Prinzi- pien< sind und zuletzt vielleicht >das Prinzip<, das hinter ali den einzelnen Übersetzungsentscheidungen steht und ihre so vielfàltigen Methoden be- stimmt.

In der Erkenntnis dieser Methoden und Prinzipien werden die theoreti- schen Texte Bu bers und Rosenzweigs von nicht minder entscheidender Be- deutung sein, als ihre Übersetzungen; aber daf3 es hier nicht um eine >rein theoretische< Übersetzungstheorie geht, sondern daf3 diese sich zumindest

(14)

bmleitung

in den Übersetzungen niederschlagen und bewahren muBte, ja in ho hem MaBe sogar aus diesen selbst erwachsen ist, das scheint uns von Wichtigkeit.

Die > Verlagerung der Theorie in die Übersetzungen selbst, die schon Zweig erkannte, ist nun aber nicht das einzige, was an sein er Bemerkung er-

sta~nt, sondern eige~tlich noch mehr und fUr uns auch interessanter (wenn- glerch engstens dannt zusammenhiingend): die unumwundene und deutlich pointierte Behauptung, daB es nicht nur viele Fragen der Übersetzung, son- dern eine, niirnlich die Frage der Übersetzungl7 und das Problem des Über- setzens18 gebe.

Was ist nun aber diese Frage der Übersetzung, dies Problem des Überset- zens, wie Zweig sagt? Er selber ftihrt es ja nicht a us.

- Vielleicht ist es aber auch gar nicht ohne weiteres auszuftihren vielleicht ist es in den Übersetzungen selbst nur prisent, im Akt des Übers,etzens auf einmal un~-zuneh1nend da, als eine Frage, die je mehr man übersetzt und nach de1n Ubersetzen fragt, gewissermaBen von selber erscheint fUr den, der sich ihr nicht verschlieBt? Vielleicht ist es keine Frage, auf die man ohne weiteres kommt, die man hernimmt, wie irgendein Wort oder einen belie- big zitierten Gedanken?

Wenn alles dies nicht, was aber dann?

EsmuJl cloch otfenbar eine Frage sein, die über alle einzelnen Fragen, die das Ubersetzen aufuirft, und die es als und im Übersetzen auch wieder be- antwortet (nach seiner WOrtlichkeit etwa, nach sein er Treue, nach den un- terschiedlichen Wortfeldern der verschiedenen Sprachen, nach den ver- schiedenen_ grammatischen Strukturen, nach dem Zusammenhang einer Sprache nnt ihrem Weltbild, und den Konsequenzen dieses Zusammen- hangs fur die Arbeit der Übersetzung ... ) , die über ali diese einzelnen Fra- geu hinaus - diese alle umfassend und in sich tragend - sich noch einmal stellt, oder zumindest stellen müBte, als die Frage nach >dein Übersetzen selbst<, nach dem, was in ihm eigentlich vorgeht, worauthin dies Übersetzen denn geschieht, 11nd schlieJllich als die Frage nach der grundsatzlichen Moglichkeit des Ubersetzens: wie und ob es überhaupt denkbar ist.

Wer si ch seines Tuns bewuBt (oder immer bewuBter werdend) einen Text aus einer fremden Sprache ins Deutsche oder irgendeine andere Sprache übertdgt, fUr den müssen sich diese Fragen stellen - als nicht einzelne, son- dern als schlieJllich eine, als die Frage der Übersetzung ins Deutsche bzw. ais die Frage der Ubersetzung in diese oder jene Sprache. Jede Sprache muJl, wie wir mein en, so ihre Frage der Übersetzung kennen: ihre je ganz beson- der~, und in gewisser Weise cloch auch ganz allgemeine Frage der Übersetzung - dre Frage nach der Moglichkeit ihrer selbst, die sich in allem Übersetzen

17 ))Die Frage der Uebersetzung ins Deutsche«, wie es heillt.

' 8 )). 1e we1sesten emerkungen ... D . B [ J zum Problem des Uebersetzens((. (Hervorhebungjeweils von mn.)

1. Die Philosophie Rosenzweigs und die Frage der Crbersetzrmg 9 von selber stellt und die in allen Übersetzungen aufgebrochen und ihnen auch anzusehen ist.

Eine Frage, die also >VOn selber< da, scheinbar von niemand hervorge- bracht- cloch zur Beantwortung steht.

Aber eben so nirnmt sie der Übersetzer auf si ch und tdgt sie an seine Ar- beit heran: an den Text, den er übersetzt, in ihm an die eine Sprache und darin wieder zugleich an die andere. ..

Und in eben solcher Annahme wird die Frage der Ubersetzung dann im- U1er mehr zu wirklich der Frage, zu der alle andern Übersetzungsfragen in sich versammelnden, sie zu ihrer auJlersten Fragwürdigkeit bündelnden und die Übersetzung, als die Antwort auf sie, erst radikal fordernden, gerade so

aber auch ermoglichenden. ..

Das also ware die Frage der Übersetzung: die im Ubersetzen selber und erst in ihm aufbrechende grundsatzliche Infragestellung des be~onnenen, aber auch so nur beginnen kOnnenden Tuns. Eine Frage, die der Ubersetzer stellt - an sein Gegenüber, den zu übersetzenden Text, die fremde Sprache und die >eigene<; eine Frage, die aber, wie wir sahen, schon vorher ?der z~­

mindest zugleich sich selber stellt. - Aber fâllt sie nicht, wie sie 1hrerse1ts auftaucht in seiner Arbeit, gerade darin, daB er sie zu seiner eigenen macht, am Ende sogar zurück auf ihn, der sie stellt? Stellt sie si ch ibm nur? Rich tet sie sich nicht auch an ibn, gilt sie nicht gerade ibm selbst - immer noch als

die selbe Frage: an den Text, an die eine und an die andere Sprache?

So ist sie eine Frage, die in zwei Richtungen geh~: die vom Ubersetzer her an die Übersetzung getragen wird, aber von der Ubersetzung aus nicht weniger zurückkornmt auf den, der übersetzt.

»Sage mir, was du vom Übersetzen h:iltst, und ich sage dir, wer du bist<<, heiJlt ein Satz M. Heideggers19

Aber wir mein en no ch einmal etwas anderes:

>Sage mir, wie du übersetzst, und ich sage dir, we~_du bist.<

Das ist die Frage der Übersetzung, das Problem des Ubersetzens.

In ibm gehort die eine Frage- nach der Übersetzung (wie sie überhaupt müglich, was in ihr und woraufhin sie geschehe) mit der anderen, ~er der sei, auf den die Frage der Übersetzung so zukommt (wer der sei, der sie a~f­

nimmt und nun seinerseits fragt), untrennbar zusammen. lm Fragen nach thr wird nach ihm gefragt; nicht von dem ber, wie er übersetzt, nach seiner Fer- son (das ware die zwar naheliegende, aber wie wir meine:n, cloch vorschnelle Auslegung des genannten Satzes), sondern von dem ber, wie er fragt, nach ihm, auf den diese Frage zurückkommt, nach ihm, als Ubersetzer.

19 M. HEIDEGGER, Hëlderlins Hymne »Der lster((, GA II, 53, Frankfurt a.M. 1984,76.

(15)

J::.ïnleitwrg

-Es sei denn, gerade als >Übersetzer< sei er diese Person.-

>Sage mir, wie du übersetzst, und ich sage dir, wer du bist.<

2. Überblick über die zu Rosenzweigs Vllérk erschienene Literatur

Die Literatur zum Problem des Übersetzens bei Rosenzweig ist wenig aus- fuhrlich (im Einzelnen) und wenig um.fangreich (im Ganzen). Sie ist dar- überhinaus auch wenig grundsaczlich. Dies ist die Ursache warum wir uns im

f~~genden

Überblick nicht auf die Werke beschranken, die sich dezidiert mit Ubersetzungsproblemen (oder dem Übersetzungsproblem) hinsichdich Rosenzweigs beschaftigen, sondern in groben Umrissen auf die Rosen- zweig-Literatur allgemein eingehen, insbesondere soweic sie das Thema der Sprache in seinem Denken berücksichtigc20.

20Darauf, dafl Bubers Denken in gewissen Partien dieser Arbeit ruche weniger ZU berück- Sichugen 1st als. das Rosenz~eigs, haben wir hingewiesen. Eine vergleichbare Darstellung der ersch1enenen L1terarur, wte s1e auf den folgenden Seicen zu Rosenzweig unternommen wird, a~ch zu Buber zu ~~ben, ist an dieser Scelle aber ruche miiglich. Wir begnügen uns damit, auf die das Bubersche Ubersetzungsverstandnis betreffenden (meise k.leineren) Arbeiten am gege- benen Ort hmzuwe1sen, und aus der groflen Fülle weniger spezieller Buber-Literarur hier nur einige der wesenclichen Darstellungen zu nennen.

Zunachst die beiden >k.lassischen<Werke von H. Kohn und G. Schaeder:-H. KaHN, Martin Buber. Sein Werk und seine Zeit. Ein Beicrag zur Geistesgeschichre Mitteleuropas 1880-1930, Hellerau 1930. Neuauflage rrut einem ausfùhrlichen Nachwort von R. Weltsch, Koln 1961.

Vierte um ein Vorwort von J.H. Schoeps erweiterte Auflage Wiesbaden 1979, dort fùr unsere Fragestellung von Bedeutung v.a. 256-278, 427-431.-G. SCHAEDER, Martin Buber. Hebrai- scher Humarusmus, Giittingen 1966. (Zu Bubers dialogischer Philosophie val. dore 113-183, zur Bibelüberseczung vgl. insbesondere 281-293.) Als drittes grolles Werk ist "zu nennen:- M. FRLEDMANN, Martin Buber. The Li fe of Dialogue, New York 1960.

~es weiteren:- K.H. MISKOTTE, Het wezen der joodsche religie. Bijdrage tot de kenrus van het Joodsche geescesleven in dezen tijd. Erste Auflage 1932, vierte Auflage im Rahmen der Gesan~melten Wer~e: Verzameld Werk 6, Kampen 1982. (Nach dieser Ausgabe zitieren wir.

E1~e Ubersetzung ms Deutsche liege bis heure niche vor.) Für uns von Wichtigkeit sind die Se1ten 213-277.-::_ M. THEUNISSEN, Der Andere, Srudien zur Sozialontologie der Gegenwart, erste Auflage 196:>, zwe1ce um eme Vorrede vermehrte Auflage Berlin/New York, 1977, dort v.a. 243-346.-DERS., Bu bers negative Oncologie des Zwischen, in: Philosophisches Jahrbuch, 7~, 1964, 319-:-330. - B. CASPER, Das dialogische Denken. Eine Uncersuchung der reli- gwnsphilosophischen Bedeutung Franz Rosenzweig, Ferdinand Ebners und Martin Bubers, Freiburg 1967, dort v.a. 17-65,270-346.

Zwei ausfuhrliche Sammelbande zu Bubers Denken erschienen 1963 und 1983: - P.A.

SCHILPP/M. FRIEDMANN (Hg.), Philosophen des 20. Jahrhunderts. Martin Buber, Stuttgart 1963; dann fur uns vo~ Bedeutung v. a. die Aufsatze, die si ch mit Bubers Bibelübersetzung bzw.

Btbelauslegung beschafngen: N.N. GLATZER, Buber als lnterpret der Bibel (346-363); J.

MUILENBUR.G, Buber ais Btbel-lnterpret (364-383), und die sich darauf beziehenden Ent- gegnungen BUBERS (622-626).-]. BLOCH/H. GORDON (Hg.), Martin Buber. Bilanz seines Denkens, Frei burg 1983; darin in erster Linie: B. UFFENHEIMER, Buber und die moderne jüdi- sche B1belforschung, 182-230. Die ausfùhrlichste Auseinandersetzung mie Bubers >Ich-Du-

2. Überblick ii ber die zu Rosenzweigs Werk ersclrierrerre Lirerarur 11

Nach einem kurzen Blick auf die frühe Wirkungsgeschichte des Rosen- zweigschen Denkens (und Lehrens und Lebens) vor allem noch var der Zeit des Dritten Reichs, wenden wir uns seiner Rezeption in den folgen- den Jahrzehnten in verschiedenen Landern und Sprachraumen zu. Wir konzentrieren uns dabei auf die wesentlichsten: die USA, Israel, Deutsch- land, die Niederlande und Frankreich.

Die Wirkung, die Rosenzweigs Werk hatte, war (und ist) - nicht nur in Deutschland - zutiefst gepragt von der nationalsozialistischen Vertreibung und Vernichtung des europaischen Judentums.

Zwar brachte der Schocken Verlag Berlin noch 1935 (funf Jahre nach dem Erscheinen der zweiten Auflage des »Stems der Erlosung<<21) eine Aus- wahl der Rosenzweigschen Briefe heraus22, die zumindest un ter jüdischen Lesern auf lebhaften Widerhall stieB23; und wiederum zwei Jahre spater:

Philosophie< liege vor in: - J. BLOCH, Die Aporie des Du. Probleme der Dialogil< Martin Bu- bers, Heidelberg 1977. An k.leineren, aber wichtigen Texœn sind noch hervorzuheben: - F.

ROSENZWEIG, Artikel: Martin Buber,Jüdisches Lexikon. Ein enzyk.lopadisches Handbuch des jüdischen Wissens in vier Banden, hg. von G. Herlitz und B. Kirschner, Bd. 1-IV, Berhn 1927-1930, dort: Bd. 1 (1927), Sp. 1189f.-E. SIMON, Martin Buber und das deutsche Juden- tum, in: Deutsch es Judencum. Aufstieg und Krise. Gestalten, !deen, Werke. Vierzehn Monogra- phien, hg. von R. Wei tseh, Stuttgart 1963.- H.L. GOLDSCHMIDT, Hermann Cohen und Mar un Buber. Ein Jahrhundert Ringen um Jüdische Wirk.lichkeit, Genève 1946, dann speztell zm Bt- belübersetzung: 76fT; - DERS., Abschied von Martin Buber, Koln 1966, dann zur Btbel- übersetzung: 17-20, 41 If.-W.P. ECKERT /H.L. GOLDSCHMIDTIL. WACHINGER, Martin Bu bers Ringen um Wirk.lichkeit: Konfrontation rrut Juden, Christen und Sigmund Freud, Stuttgart 1977, dar in zur Bibelübersetzung: 28f, 36, 58f.-G. SCHOLEM, Maron Bu bers Auffassung des Judentums. Vortrag auf der Eranos-Tagung 1966. Eranos Jahrbuch, 35, Zürich .. 1967, ?-55; er-

neut in: DERS.,judaica II, Frankfurt a. M. 1970, 133-192.-W. KRAFT, Gesprache nut Mamn Buber, München 1966.-W. KRAFT, Herz und Geist. Gesanm1elte Aufsatze zur deutschen Ltte- rarur Wien/Kiiln 1989; darin: Martin Buber über Sprache und deutsche Sprache (34-55). Ersr jün~t erschien:- G. WEHR, Martin Buber. Le ben, Werk, Wirkung, Zürich 1991 .. (überarbeitete und erweicerce Neuauflage von:-DERS., Der deutsche Jude Maron Buber, Munchen 1977);

darin sowohl ein dem Verhaltrus zu Rosenzweig, ais auch ein der oVerdeutschung der Schnft•

gewidmeœs Kapitel (168-195).

Zu weiterer Literarur vgl. die Bibliopraphien in: H. KOHN, 395-403, G. WEHR, aaO.

423-429 und DERS., Martin Buber in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Hamburg 1968, 147-150.

21 F. ROSENZWEIG, Der Stern der Erliisung. Unveranderter Abdruck der 1. Auflage von 1921, erganzt durch die Randtitel des Verfassers und von N.N. Glatzer ausgewahlte Register und Nachweise, Frankfurt a.M. 21930.

22 Franz Rosenzweigs Briefe. Uncer Mitwirkung von E. Simon ausgewahlt und hg. von E.

ROSENZWEIG, Berlin 1935.

23 Vgl. etwa B. BADT-STRAUSS, Franz Rosenzweigs Weg. Zur Ausgabe sein er Briefe, in:Jüdi- sche Rundschau, Nr. 46/47 vom 6.VI.1935, 9f.

Nach H. Liebeschütz hatten •Rosenzweigs Ideen• sogar >>ihre breiteste und auch wohl tiefste Wirkung in den Jahren unrrurtelbar na ch 1933 [ ... ]. als der Ver! use des politischen Vaœrlandes das Ganze der deutsch-jüdischen Lebensanschauung fraglich machte.• •Damais•, schre1bt er, •ver- sprach die Gestalt Rosenzweigs, wie sie besonders in den Briefen sichtbar wurde, den Ausbhck auf eine neue Grundlegung.• (H. LLEBESCHÜTZ, Von Georg Simmel zu Franz Rosenzwe1g. Sru- dien zumjüdischen Denken im deutsch en Kulturbereich,Tübingen 1970,103-175, 105.)

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