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Kapitel 3: Die Entkolonialisierung und der Kalte Krieg

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Academic year: 2022

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Thema 2: Europa vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Ende des Kalten Krieges

Kapitel 3: Die Entkolonialisierung und der Kalte Krieg

Die Entkolonialisierung war ein sehr langer Prozess, der vom 2. Weltkrieg bis zur Aufhebung der Apartheid in Südafrika 1991 dauerte. Er begann mit der Infragestellung der europäischen Vorherrschaft während des 2.

Weltkriegs. Die Entkolonialisierung hat in zwei großen Phasen stattgefunden: zuerst die asiatischen, dann die afrikanischen Kolonien (1945-55 und 1955-1980). Die politische und wirtschaftliche Emanzipation der ehemaligen Kolonien wurde jedoch durch den Kalten Krieg und den wirtschaftlichen Neokolonialismus behindert.

Wie verlief die Entkolonialisierung in den verschiedenen Weltregionen, und kann man tatsächlich von einer kompletten Emanzipation der neuen Staaten sprechen?

Um dieser Frage nachzugehen, werden wir zunächst die erste Phase der Entkolonialisierung vom Zweiten Weltkrieg bis zur Konferenz von Bandung 1955 untersuchen, dann die zweite Phase, die mit der Unabhängigkeit der portugiesischen Kolonien in Afrika 1975 endet, und schließlich auf die Versuche der

„Dritten Welt“ sich zu organisieren, eingehen.

I. Die erste Unabhängigkeitswelle

A. Ein günstiger internationaler Kontext

In den 20ern und 30ern Jahren: Unabhängigkeitsbewegungen in den Kolonien ABER von Kolonialmächten unterdrückt.

Der Zweite Weltkrieg führte zu einer Intensivierung der Emanzipationsbemühungen und veränderte den internationalen Kontext.

Die Existenzberechtigung der Kolonialreiche wurde auf internationaler Ebene in Frage gestellt. In der Atlantik- Charta vom 14. August 1941 hatten sich Roosevelt und Churchill für das freie Selbstbestimmungsrecht ausgesprochen, und am 26. Juni 1945 wurde die UN-Charta von den 51 Gründerstaaten der UNO (darunter auch die europäischen Kolonialmächte) unterschrieben. In Art. 77 und 78 der Charta wurde festgelegt, dass das Ziel der Verwaltung der abhängigen Gebiete („Treuhandgebiet“) sein soll, deren „fortschreitende Entwicklung zur Selbstregierung und Unabhängigkeit […] zu fördern“.

Die UN-Charta folgte somit einer Änderung der Mentalitäten während des Zweiten Weltkriegs:

- Viele Kolonien waren durch das Kriegsgeschehen von ihrem Mutterland abgeschnitten, besonders in Ostasien.

- Zudem hatten die Kolonialtruppen, die massiv von Briten und Franzosen eingesetzt wurden, einen entscheidenden Beitrag zum Sieg der Anti-Hitler-Koalition geleistet. Die Länder, aus denen diese Soldaten stammten, hofften nun ihrerseits auf eine Befreiung. Dies kommt beispielsweise in der

„Botschaft der Repräsentanten der algerischen Mohammedaner“ an die französische Verwaltung in Algier vom Dezember 1942 zum Ausdruck.

B. Die Entkolonialisierung Asiens

Ost- und südasiatische Länder zuerst: günstigere Bedingungen.

Politik der Japaner in ihren besetzten Teilen (bis 1945):

- Französisch-Indochina (Vietnam, Laos, Kambodscha)

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- Niederländisch-Indonesien

- Die Philippinen (amerikanisches Protektorat)

 Japaner setzten Marionettenregierungen ein (mit lokalen Eliten) + Propaganda gegen Westmächte: Es gibt den Unabhängigkeitsbewegungen mehr Argumente.

März 1945 (vor dem Fall Japans): Unabhängigkeit Vietnams unter Kaiser Bao Dai

17. August 1945 (2. Tage nach dem Fall Japans): Unabhängigkeit Indonesiens (vom Präsident Sukarno) 2. September 1945: Ho Chi Minh (Nachfolger Bao Dai) rief die unabhängige „Demokratische Republik Vietnam“

ABER am 8. Februar 1944: Frankreich entscheidet die Strategie des Freien Frankreichs (Konferenz von Brazzaville). =>

Frankreich: „Französische Union“(nur administrative und wirtschaftliche Unabhängigkeit) gründen ABER keine Unabhängigkeit

- Eingeborenenstatut aufzuheben

- Allmählich die französische Staatsangehörigkeit zu geben

 Frankreich sah sich als „Vormund“ der Kolonialvölker, bereitet die Unabhängigkeit vor.

 Indochinakrieg wegen dieser Haltung: vom 12.12.1946 bis Niederlage Frankreich am 21.7.1954 mit Teilung Vietnams im „Genfer Abkommen“

 Niederlande gegen Unabhängigkeit Indonesiens: dreijähriger Krieg, bis 27.12.1949

Indien:

Sehr starke Unabhängigkeitsbewegung von Mahatma Gandhi für die Hindus, von Mohammed Ali Jinnah für die Mohammedaner.

Die Labour-Regierung, die im Juli 1945 an die Macht gekommen war, entließ die Kronkolonie nach einer zweijährigen Übergangszeit am 3. Juni 1947 in die Unabhängigkeit. Britisch-Indien wurde in zwei Staaten geteilt:

 Indien mit hinduistischer Mehrheit

 Pakistan mit muslimischer Mehrheit

Etwa 2 Mio. Menschen wurden nach dieser Teilung umgesiedelt. Indien und Pakistan wurden wegen der religiösen Unterschiede zu Feinden.

1971 erklärte der Ostteil Pakistans seine Unabhängigkeit (Bangladesch). Indien und Pakistan stehen heute noch in Konflikt wegen der Provinz Kaschmir, die 1947 Indien zugesprochen wurde. Beide sind Atommächte.

C. Die Konferenz von Bandung: die „Dritte Welt“ betritt die internationale Bühne

Nach dem Genfer Abkommen von 1954 wollten die asiatischen Staaten den Unabhängigkeitsprozess beschleunigen.

17.-24. April 1955: tagte im indonesischen Bandung eine afrikanisch-asiatische Konferenz mit 29 Delegationen, die 57% der Weltbevölkerung vertraten:

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 Indonesischer Präsident Sukarno

 Indischer Premierminister Jawaharlal Nehru

 Chinesische Premierminister Chou En-lai

 Ägyptischer Präsident: General Gamal Abdel Nasser

 Beobachter: Französisch-algerische + palästinensische Delegationen

Weder die europäischen Staaten noch die zwei Supermächte waren zu der Konferenz eingeladen. Aus diesem Grund erhielt sie einen hohen symbolischen Wert: Die „Dritte Welt“ (in Abgrenzung zur „Ersten“, kapitalistischen, und zur „Zweiten“, sozialistischen) profilierte sich als eigenständiger Akteur auf der internationalen Bühne.

Das Schlusskommuniqué unterstreicht den Willen zur Eigenständigkeit:

 Die Teilnehmerstaaten verpflichten sich, die Charta der Vereinten Nationen, d.h. die Menschenrechte, die nationale Souveränität und die territoriale Integrität jedes Landes zu respektieren.

 Keine Teilnahme an Bündnissen zur „kollektiven Verteidigung“, die den „Interessen der Großmächte“

dienen, und streben eine engere Zusammenarbeit und die friedliche Regelung von Konflikten an.

ABER schon Bruchstellen auf der Konferenz:

- China benutzte sie, um sich selbst als regionale Führungsmacht ins Spiel zu bringen.

- Die Türkei (NATO-Beitritt 1952) + Pakistan: stark westlich orientiert (nicht sehr viele Handlungsfreiheit)

Suezkrise (29.10.1956-07.03.1957): Der ägyptische Präsident Nasser hatte den Suezkanal verstaatlicht, der bis dahin britischen und französischen Privataktionären gehört hatte. Großbritannien und Frankreich starteten eine militärische Intervention gegen Ägypten und wurden von Israel unterstützt. Das Ziel war, Nasser zu stürzen, die militärische Kontrolle über den Kanal zu gewinnen und, für Israel, die Sinai-Halbinsel zu besetzen.

Operation militärische erfolgreich ABER keine Unterstützung der USA. Weil USA gute Beziehungen zur Dritten Welt (wichtiger als die Britisch-französischen)

31. Oktober 1957: die USA stoppen die Entwicklungshilfe für Israel. Großbritannien drohten sie auch mit dem Verkauf von Reserven an britischer Währung, was deren Kurs hätte einbrechen lassen können. Um eine weitere Eskalation des Konfliktes zu vermeiden, sah sich Washington gezwungen, mit der Sowjetunion eine Uniting-for-peace-Resolution anzustreben, die die Entscheidung der Generalversammlung der UNO überträgt ohne Veto-Möglichkeit der ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates, zu denen Großbritannien und Frankreich gehören.

2. November 1956: die UNO forderte von Israel die Einstellung der Kampfhandlungen, am 4. November die Aufstellung einer UNO-Friedenstruppe. Am 5. November bedrohte die Sowjetunion Frankreich und Großbritannien, mit der Anwendung von Gewalt die Aggressoren zu vernichten und den Frieden im Nahen Osten wiederherzustellen. Parteichef Chruschtschow sprach sogar von der - militärisch nicht verwirklichbaren - Zerstörung der westlichen Hauptstädte mit Atomwaffen. Am Tag darauf stellten Großbritannien, Frankreich und Israel die Kampfhandlungen ein.

Diese politische Niederlage der zwei europäischen Kolonialmächte gab den Unabhängigkeitsbestrebungen weiteren Auftrieb.

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II. Die zweite Unabhängigkeitswelle

A. Die Unabhängigkeit der nordafrikanischen Staaten und der Algerienkrieg

Der französische Staat hatte in Nordafrika seit 1945 mehrmals gezeigt, dass er die französische Vorherrschaft verteidigen wollte:

8. Mai 1945 (Tag der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands): Massaker von der französischen Marine in der algerischen Hafenstadt Sétif.

1951: Frankreich lehnte die Vorschläge der tunesischen Neo-Destour-Partei, und ihrem Vorsitzenden, Habib Bourgiba, ab, die zu einer schrittweisen Unabhängigkeit des Landes führen sollten.

1953: die französische Regierung hatte Sultan Mohammed V., eine der Hauptfiguren der marokkanischen Unabhängigkeitsbewegung, abgesetzt.

Die Niederlage im Indochinakrieg und die Konferenz von Bandung gaben den nordafrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen jedoch neuen Auftrieb:

Der französische Ministerpräsident Pierre Mendès-France gewährte Tunesien 1954 politische Reformen.

Schwere Unruhen in Marokko zwangen die französische Regierung zudem, der Rückkehr Mohammeds V.

zuzustimmen. Beide Länder erhielten im März 1956 ihre Unabhängigkeit.

Aber Frankreich lehnte weiterhin die Unabhängigkeit Algeriens ab, wo am 1. November 1954 der Algerienkrieg gegen die FLN (Front de libération nationale) begonnen hatte. Algerien gehörte, anders als Marokko und Tunesien, zum französischen Staatsgebiet. Es war in zwei Départements aufgeteilt und schickte Abgeordnete in die Nationalversammlung. Eine Million europäische Siedler hatten sich dort niedergelassen und kämpften um den Erhalt ihrer Vorrechte und ihres Eigentums. Aus diesen Gründen nahm der Konflikt sehr brutale, bürgerkriegsähnliche Züge an. Er spaltete die Bevölkerung in Frankreich, aber auch in Algerien.

Frankreich setzte sich wegen Menschenrechtsverletzungen (Folter, Zwangsumsiedlung von 1.6 Mio. Algeriern) internationaler Kritik aus.

Dezember 1960: Anerkennung der UN-Generalversammlung das Recht Algeriens auf Unabhängigkeit 8. Januar 1961: fast 75% der französischen und algerischen Bevölkerung für die Unabhängigkeit März 1962: Abkommen von Evian (Unabhängigkeit am 5. Juli 1962 in Kraft)

Zwei Jahre vorher waren die meisten schwarzafrikanischen Kolonien unabhängig geworden.

B. Die Unabhängigkeit der schwarzamerikanischen Staaten

Bis 1957: nur zwei schwarzafrikanische Staaten unabhängig: Südafrika 1850 und Äthiopien 1945 1957: Großbritannien entließ die „Goldküste“, Ghana, in die Unabhängigkeit.

1956: zeitgleich mit der Unabhängigkeit Tunesiens und Marokkos, gab Frankreich mit dem Defferre- Rahmengesetz den Kolonien eine gewisse interne Autonomie (Verwaltung und Wirtschaft).

1960 wurden alle französischen Kolonien in Schwarzafrika; 17 neue Staaten entstanden. Auch Großbritannien befreite zwischen 1960 und 1973 den größten Teil seiner Kolonien.

30. Juni 1960: Belgisch-Kongo (Kongo-Kinshasa) unabhängig

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Nur Portugal behielt seine Kolonien, Angola und Mosambik, bis 1975, um den Preis blutiger Kolonialkriege.

Diese verschlangen am Ende 40% des portugiesischen Staatshaushalts und führten zum Sturz der Diktatur von Marcelo Caetano (Nachfolger Salazars, der Portugal von 1932 bis 1968 regiert hatte) am 25. April 1974.

Mit dem Ende der portugiesischen Kolonialherrschaft endete das Kolonialzeitalter in Afrika bis auf zwei Ausnahmen.

- Rhodesien (Zimbabwe) blieb mit Unterbrechungen bis 1980 britische Kronkolonie, weil dort mehrere hunderttausend Siedler lebten.

- Südafrika war zwar faktisch unabhängig, aber das gesellschaftliche System der Apartheid (Trennung von schwarzer und weißer Bevölkerung, weiße Dominanz) trug bis 1991 noch alle Charakteristika der Kolonialisierung.

Alle neuen Staaten traten der UNO bei, deren Mitgliederzahl kontinuierlich anstieg (1960: 99, 1970: 127, 1980:

154). Diese wurde also immer mehr zu einem Forum der ehemaligen Kolonien.

Aber gelang es den neuen Staaten tatsächlich, ihre „Souveränität und territoriale Integrität“, wie in der UN- Charta stipuliert, zu bewahren?

III. Versuche der „Dritten Welt“ sich zu organisieren A. Ein schwieriger Anfang für die neuen Staaten

Politische Schwierigkeiten

Anfang der 60er Jahre: Beschleunigung des Emanzipationsprozesses = positive Entwicklung.

ABER viele neue Staaten schlecht auf ihre Unabhängigkeit vorbereitet: Ihre Grenzen waren von den Kolonialmächten künstlich gezogen worden. Dies führte zu Bürgerkriegen oder zu Konflikten zwischen Nachbarstaaten.

Belgisch-Kongo: Sein erster Ministerpräsident, Patrice Lunumba, eine bedeutende Persönlichkeit der panafrikanischen Bewegung, musste sofort nach der Unabhängigkeit Rebellen in der Provinz Katanga (Süd Kongo) bekämpfen. Er wurde nach nur 18 Monaten von Joseph Mobutu gestürzt, der bis 1997 das Land, das er in „Zaire“ umbenannte, diktatorisch beherrschte. Seitdem herrscht Bürgerkrieg, denn verschiedene rivalisierende Gruppen wollen die Rohstoffvorkommen des Landes beherrschen (Gold, Diamanten, Uran, Coltan).

Nur Minderheit mit stabiler demokratischer Regierung. Mehrheit = autoritäre Regierungen:

 Algerien nach Unabhängigkeit: FLN an der Macht => Land = sozialistisch orientierter Einparteienstaat.

Erster Präsident = Ahmed Ben Bella ABER bereits 1965 von Houari Boumedienne gestürzt

 die Elfenbeinküste: Einparteienstaat 1960-1993 unter Félix HOUPHOUËT-BOIGNY

 Tunesien: seit 1963 Einparteienstaat unter der Neo-Destour-Partei

 Libyen: seit dem 1.9.1969 sozialistisch orientiertes diktatorisches Regime unter Muammar AL- GADDAFI

 Indonesien: Diktatur unter Sukarno (bis 1967), der zwischen 1965 und 1967 etwa 500 000 Angehörige der chinesischen Minderheit und politische Oppositionelle ermorden ließ.

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Kolonialmächte hatten den Aufbau von eigenen Industrien oder anderen wirtschaftlichen Aktivitäten in den Kolonien verhindert.

Nach der Unabhängigkeit mussten diese versuchen, ihren Rückstand aufzuholen. Dies geschah oft durch staatliche Interventionen (Verstaatlichung der Privatunternehmen und der Rohstoffförderung in Libyen und Algerien, staatlich geförderter Tourismus in Tunesien und Kenia).

In vielen Ländern verhinderte die Profitsucht korrupter Regierungen jedoch die wirtschaftliche Entwicklung.

Sie beschränkten sich auf die Ausbeutung von Rohstoffen wie zur Kolonialzeit (Kongo, Nigeria, Zimbabwe, unter anderem).

B. Einflussnahme von außen

Die auf den Konferenzen von Bandung und Belgrad (1961) proklamierte „Blockfreiheit“ der „Dritten Welt“

konnte im Kontext des Kalten Kriegs nur eine Illusion bleiben.

Westlich orientierte Staaten (enge Verbindungen zu den USA):

 Südamerikanische Staaten

 Die Türkei

 Pakistan

 Die Philippinen

 Kongo

 Südafrika

Östlich orientierte Staaten (mit sozialistischem System und von der UdSSR unterstützt):

 Indien

 Algerien

 Libyen

 Irak

 Syrien

 Madagaskar

In den Ländern, die zwischen zwei Systemen schwankten, kam es zu blutigen Kriegen oder der brutalen Durchsetzung eines Systems:

- Vietnamkrieg

- Kambodscha erwähnen („Steinzeitkommunismus“ der Roten Khmer 1975-78, 1,7 Mio. Todesopfer) - Äthiopien (kommunistische Diktatur unter MENGISTU 1975-1991, die über 1 Mio. Todesopfer

forderte).

- In Angola und Mosambik, zwei ehemaligen portugiesischen Kolonien, kam es direkt nach der Unabhängigkeit zu langen Bürgerkriegen zwischen kommunistischen und amerikafreundlichen Gruppierungen, die diese Länder ruinierten.

Versuche der ehemaligen Kolonialmächte, einen Einfluss zu haben:

 Großbritannien durch das „Commonwealth“

 Frankreich durch die „Communauté Française“ („Französische Gemeinschaft“); Projekt von de Gaulle.

ABER Frankreich mit dem informellen Netz von Beziehungen „Françafrique“:

Dieses Netz wurde von Jacques Foccart, einem Vertrauten de Gaulles aus Guadeloupe, aufgebaut, der mehrere afrikanische Staatschefs (Houphouët-Boigny, Mobutu) persönlich kannte.

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Beistandsvertrags (1961): zwischen der Elfenbeinküste, Dahomey und Niger geschlossen: Militärbasen

 Kritik, da Frankreich autoritäre Regime unterstützte. Präsidenten (später Kaiser!) der Zentralafrikanischen Republik, Jean-Bédel BOKASSA: 1966 die Herrschaft übernahm und zu seiner Unterstützung französische Truppen ins Land holte. Auf offizieller Ebene diente die „Organisation internationale de la francophonie“

dazu, seine ehemaligen Kolonien enger an Frankreich zu binden. Diese Organisation zur kulturellen Zusammenarbeit der französischsprachigen Länder zählt heute 56 Mitglieder und 14 Staaten mit Beobachterstatus.

C. Versuche der Selbstorganisation der „Dritten Welt“

Trotz ihrer Schwierigkeiten versuchten die Staaten der „Dritten Welt“, sich auf internationaler Ebene bemerkbar zu machen.

Konferenz in Belgrad (1.-9. September 1961): offizielle Gründung der Bewegung der blockfreien Staaten (Schlusserklärung der Belgrader Konferenz).

Tito unterstützte die „Dritte Welt“, weil er selber nach Unabhängigkeit von den Blöcken strebt und hofft, eine führende Position in der Bewegung einnehmen zu können. Die Bewegung litt ab den 60ern Jahren unter den Konflikten der wichtigsten Mächte (besonders China und Kuba), die hofften, sie für ihre Zwecke benutzen zu können.

Einfluss der kommunistischen Staaten bis 1973 immer stärker: Kuba übernahm das Generalsekretariat der Bewegung der Blockfreien und gab dieser eine prosowjetische und antiamerikanische Ausrichtung (womit die Illusion der „Blockfreiheit“ praktisch beendet wurde).

UNO = immer mehr wichtigeres Forum für die Entwicklungsländer. Mehrere Initiativen, um die Ungleichheiten zwischen „Norden“ und „Süden“ zu verkleinern: Gründung der UNCTAD 1964 (United Nations Conference on Trade And Development), die 1974 eine „Neue internationale Wirtschaftsordnung“ ausarbeitete. Diese Initiativen hatten jedoch ebenfalls nur begrenzten Erfolg.

Viel effizienter waren die regionalen Bündnisse, die von Staaten des „Südens“ gegründet wurde.

- 1960 gegründete OPEC denken, die ab 1973 durch ihre Politik die Weltwirtschaft entscheidend beeinflusste. In den 70ern Jahren wurde übrigens die Ausbeutung der Erdölvorkommen, die bis dahin in den Händen westeuropäischer und amerikanischer Unternehmen lag, in vielen erdölproduzierenden Ländern verstaatlicht (Beispiel British Petrol/Saudi-Arabien).

- 1967 auf Initiative der USA gegründet ASEAN: nach dem Ende des Kalten Krieges in den 90ern Jahren ein Forum der wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten.

Weniger Erfolg: 1963 gegründete OAU (Organisation of African Unity/Organisation für Afrikanische Einheit) mit Sitz in Addis Abeba. Ziele:

 Konflikte zwischen Mitgliedstaaten friedlich lösen

 Wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen ihnen fördern.

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 Diese Ziele wurden weder nicht oder nur begrenzt erreicht. 2002 wurde die OAU durch die AU (Afrikanische Union) ersetzt. Diese hat in den letzten Jahren an UN-Missionen teilgenommen (beispielsweise in Darfur) und hat eigene Mittel für Entwicklungshilfe.

Die EWG (später EU) hat ihrerseits versucht, durch Zusammenarbeit mit Staaten des Südens ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern (Beispiel: Freihandelsabkommen von Yaoundé 1963, das zur Zusammenarbeit mit den sog. AKP-Staaten führte).

Die wirtschaftliche Entwicklung der Staaten hängt aber letztendlich von ihrer nationalen Politik ab.

Deswegen hat sich die „Dritte Welt“ nach und nach in verschiedene Gruppen gespalten:

- Neue Industrieländer (NICs) - Schwellenländer

- erdölproduzierende Staaten

- eine große Anzahl wenig entwickelter und unterentwickelter (=am wenigsten entwickelter) Länder.

Die Staaten des „Südens“ mit Politik der industriellen Entwicklung (zwar mit großen finanziellen Risiken (Schuldenkrise der südamerikanischen Staaten 1995-97 und Asienkrise 1997)) haben es geschafft, langsam den Lebensstandard ihrer Bevölkerungen zu verbessern.

Die Staaten hingegen, die sich vor allem auf eine „Rentenwirtschaft“ verlassen (=Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen, die bereits vorhanden sind, ohne eine eigene Industrie aufzubauen), sind auch heute noch stark in ihrer Entwicklung gehemmt.

Schluss:

Es sind besonders die letzteren, die heute unter einer Art „wirtschaftlichem Neokolonialismus“ (von Seiten europäischer, amerikanischer oder auch asiatischer Länder) leiden: Die koloniale Abhängigkeit wurde in diesen Fällen durch eine finanzielle Abhängigkeit ersetzt.

Wird es heute, über 20 Jahre nach dem Ende dieser Epoche, die man die „Entkolonialisierung“ nennt, möglich sein, auch den am wenigsten entwickelten Staaten eine stabile politische und wirtschaftliche Perspektive für die Zukunft zu bieten?

Unterrichtsgliederung

I. Die erste Unabhängigkeitswelle ... 1

A. Ein günstiger internationaler Kontext ... 1

B. Die Entkolonialisierung Asiens ... 1

C. Die Konferenz von Bandung: die „Dritte Welt“ betritt die internationale Bühne ... 2

II. Die zweite Unabhängigkeitswelle ... 4

A. Die Unabhängigkeit der nordafrikanischen Staaten und der Algerienkrieg ... 4

B. Die Unabhängigkeit der schwarzamerikanischen Staaten ... 4

III. Versuche der „Dritten Welt“ sich zu organisieren ... 5

A. Ein schwieriger Anfang für die neuen Staaten ... 5

B. Einflussnahme von außen ... 6

C. Versuche der Selbstorganisation der „Dritten Welt“ ... 7

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Chronologische Einordnung der Ereignisse

08.02.1944 Konferenz von Brazzaville: Strategie des Frein Frankreichs März 1945 Unabhängigkeit Vietnams unter Kaiser Bao Dai

17.08.1945 Unabhängigkeit Indonesiens (Präsident Sukarno) 12.12.1946 Anfang des Indochinakrieges

03.06.1947 Unabhängigkeit Indiens

27.12.1949 Ende des Indonesienskrieges (Niederlande gegen Indonesien) 1951 Ablehnung Frankreichs der Unabhängigkeit Tunesiens

1953 Sultan Mohammed V. (Hauptfigur der marokkanischen Unabhängigkeitsbewegegung) von Frankreich abgesetzt

21.07.1954 Ende des Indochinakrieges (Teilung Vietnams) 17-24.04.1955 Konferenz von Bandung

1956 Defferre-Rahmengesetz: gewisse interne Autonomie der Kolonien März 1956 Unabhängigkeits Tunesiens und Marokkos

29.10.1956 Anfang der Suezkrise (um den Suezkanal) 01.11.1954 Anfang des Algerienskrieges

02.11.1956 UNO Isreal Einstellung von Kampfhandlungen 1957 Unabhängigkeit Ghanas von Großbritannien 07.03.1957 Ende der Suezkrise

31.10.1957 Aufhören der Entwicklungshilfe für Israel von den USA

1960 Gründung der OPEC

30.06.1960 Unabhängigkeit von Belgisch-Kongo

01-09.09.1961 Konferenz von Belgrad: Gründung der Bewegung der blockfreien Staaten März 1962 Abkommen von Evian

05.07.1962 Unabhängigkeit Algeriens

1963 Gründung OAU (Organisation für Afrikanische Einheit) 1967 Gründung der ASEAN

1971 Unabhängigkeit Bangladesh von Pakistan 1995-97 Schuldkriesen der südamerikanischen Staaten

1997 Asienkrise

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