C OMPOSITIO M ATHEMATICA
G. H. A. G ROSHEIDE F. W ZN .
Über Differentialoperatoren, Minimalpolynome und Differentialgleichungen
Compositio Mathematica, tome 3 (1936), p. 373-379
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Differentialoperatoren, Minimalpolynome Differentialgleichungen
von
G. H. A. Grosheide F.Wzn.
Amsterdam
Wir definieren den
Differentialoperator
A alswobei die
Koeffizienten ai
willkürliche Funktionen dern(> 1)
Verânderlichen xi, x2, ... , xn
sind,
und bildenPolynome
vonder Gestalt
Auch wo es nicht nachdrücklich
gesagt wird,
haben die Potenz-exponenten (03B1, 03B2)
nur ganzepositive Werte,
wâhrend die auf- tretenden Konstanten(e)
willkürlichegewâhlt
werden kônnen.Wir werden uns
beschaftigen
mit Funktionen und Produktenvon Funktionen der n
Veränderlichen,
welche Differential-gleichungen
vomTypus P(A)(y)
= 0genügen.
Dabei beschrànken wir uns aufalgebraische Betrachtungen
und setzen also voraus,daB es
môglich ist,
bei allenauftretenden Differentialgleichungen
eine
Lôsung Y
=y(xl,
X2 ... ,xn) anzugeben.
§
1. SATZ 1: Gibt es zu einergegebenen
Funktion y einPolynom
.P in A von der
Art, dafl y
derDifferentialgleichung P(A)(y)
= 0genügt,
so kann man  Funktioneny(’), y(2), y(Â) f inden
mitder
Eigenschaft, dap
und
BEWEIS : Wir nennen m den Grad von
P;
mit andern Worten374
Es ist
jetzt môglich 1),
Â.Polynome (m - i)-ten
Gradespet), P(2), ..., @ P(Â)
in A zubilden,
diefolgenden
dreiAnforderungen genügen:
Wegen (3)
ist sofort dieBedingung (1)
erfüllt für die Funktionenwàhrend aus
P(A )(y)
= 0 und(4)
sich dieEigenschaft (2) ergibt.
Sobald eine
Funktion y Lôsung
ist von einer Differential-gleichung P(A)(y) ==
0,genügt
sie unendlich vielen. Unter denen befindet sich eine mit kleinsterOrdnung,
derenzugefügtes Polynom P(A ),
dassogenannte "Minimalpolynom
vony",
einTeiler jedes
anderen der von y bestimmtenPolynome
ist2 ).
FallsP(A )
dasMinimalpolynom
von yist,
haben die durch(6) einge-
führten Funktionen
y(i)
alsMinimalpolynome (A -f!iY’wi.
Dennder eben zitierte Satz
gibt
zusammen mit(2)
als Gestalt dergesuchten
Ausdrückeaber Pi
C ai fällt weg, weil dann ausfolgen würde,
da13 P(i) durch(A - ei)l-fli teilbar war,
wâhrend(5)
die
Unmôglichkeit
davonzeigt.
§
2. Wir beweisen zuerst tineErweiterung
der Formel vonLeibniz für die n-te
Ableitung
eines Produktes.HILFSSATZ 1: Sind Y1 und y2 willkürliche Funktionen der Ver- iinderlichen xl, x2, ..., x. und el und e2 zwei willkürliche Kon- stante, so
gilt für jeden
ganzenpositiven
Wert von n die Formel1) G. FROBErnUS, Über vertauschbare Matrizen [Sitzungsber. Akad. Berlin 1896I , 608-609, § 3]. J. WELLSTEIN, Über die Frobeniusschen Kovarianten einer Bilinearform [Archiv f. Math. und Phys. (3) 5 (1901), 232-233, § 3].
2) Vgl. R. WEITZENBÖCK, Über die Invarianten von linearen Gruppen [Acta
math. 58 (1932), 24&-250, § 6].
BEWEIS : Für n = 2 ist der Satz leicht direkt zu
beweisen;
dieGültigkeit
für n = lfolgt
aus derRichtigkeit
für n = l - 1.HILFSSATZ 2:
Erfüllen
die Funktionen YI und Y2 die Bedin- gungenso
genügt
das Produkt z = YIY2 derDifferentialgleichung
BEWEIS: Nach Hilfssatz 1 ist
Wegen
der zweigegebenen Bedingungen
ist fürocl ç al -f- a,2 -1
(A - el)j (y,)
= 0 und für0 i ell
- 1 oderDemnach verschwinden alle Glieder der rechten Seite und ist also auch die linke Seite ==O.
HILFSSATZ 3:
Erfüllen
die Funktionen y,, Y2’ ..., yv die Be-dingungen
so
geniigt
das Produkt z = yly2... Yv derDifferentialgleichung
BEWEIS : Hilfssatz 2
zeigt sofort,
daB der Satz für v = 2richtig
ist. Nehmen wir
jetzt
an, er sei bewiesen für v = ,u - 1 und er-setzen wir YIY2...
y.-,
durch zl, sogilt
und
folgt
aus wiederholterAnwendung
desvorigen
Hilfssatzes auf das Produkt der zwei Faktoreny,
und Zl das erwünschte Resultat für v = ,u.HILFSSATZ 4: Das Produkt z der Funktionen Y1 und y2 mit den
Minimalpolynomen (A - el)’l
und(A -(2)(X2
hat zum Minimal-polynom
376
BEWEIS: Da nach Hilfssatz 2 z eine
Lôsung
der Differential-gleichung (A - el-e2)Cll+Cl2-1(z)
= 0ist,
ist dasgesuchte Poly-
nom von der Gestalt
Nun
ist f3
oc, + a2, - 1ausgeschlossen,
weil danngelten
würdeoder in
Zusammenhang
mit dengemachten Voraussetzungen
Dieses ist aber
absurd,
weil aus derTatsache,
daB Y1 und y.(A-Q,)O’l
und(A-Q2)’2
zuMinimalpolynomen haben,
hervor-geht,
daß keiner der Faktoren des letzten Produktes - 0 ist.SATZ 2: Das Produkt z der Funktionen Y1’ Y2, ..., Y1’ mit den
Minimalpolynomen (A - pl)’l, (A- Q2)’21 ..., (A -(!v)C1:v
hat zumMinimalpolynome
BEWEIS : Der Satz ist
richtig
für v = 2; wir setzenjetzt
vor-aus, er sei bewiesen für v = ,u - 1. Dann wissen
wir,
daB dasMinimalpolynom
des Produktes yly2 ...Y,,,-l
ist,
und danach läBt Hilfssatz 4 sofort dieRichtigkeit
für v = ,u sehen.§
3. Hat die Funktion yk zumMinimalpolynom Pk
so ist sie
nach §
1 zu schreiben als Summe derÂk
Funktionen(1) (2) O’k). den
Yk , Yk ,..., Yk
mit denlklinimalpolynomen
Das Produkt der v Funktionen yi, Y2’ ..., Yv mit den Minimal-
polynomen Pi, P2’ ..., Py
ist alsogleich
einer Summe vonProdukten und von der Gestalt
Ein willkürliches Glied von z = YIY2 ... y, hat
nach §
2 zumMinimalpolynom
so daB wir schon schliel3en kônnen
Das
Minimalpolynom
von z sollfolglich gleich
II(A)
odergleich
einem Teiler von II(A )
sein. Existieren eine oder mehrere Relationen von der Gestalt 1 +so reicht es
hin,
wenn imMinimalpolynom
der Faktor(A
auftritt, worin P
diegrô3te
Zahl ist aus der ReiheWir
geben
durch Il * an, was von IIübrig bleibt,
nachdem allé Faktoren die wegen der Existenz von Relationen vomTypus (8) unnôtig
waren, daraus entfernt sind. Falls in allen Reihen vonder Gestalt von
(9)
dergrôBte
Wert nur einmal angenommenwird,
so wird II * dasMinimalpolynom
von z sein. Ist z(l) das demgrôBten
Werte aus(9) entsprechende Glied,
so istja
da alle
übrigen
Glieder von z verschwinden. Wird aber dergröBte Wert (3
auch angenommen durch die Zahlen aus(9),
dieherrühren von den Gliedern
z(2), z(3), ..., z(Ó)
derSumme,
diez
darstellt,
sogilt
378
und da die rechte Seite hiervon sehr
gut
= 0 seinkann,
ist in diesem Falle einMinimalpolynom
kleineren Grades alsII
* keines- wegsausgeschlossen.
§
4. Vonjetzt
an betrachten wir nicht mehrgegebene
Funk-tionen,
dieDifferentialgleichungen bestimmen,
denen siegenügen,
sondern wir
gehen
aus von den vDifferentialgleichungen
und
fragen
nach derDifferentialgleichung
kleinsterOrdnung,
dieals
Polynom
in A mit konstanten Koeffizienten zu schreibenist,
und die durch
jedes
Produkt von der Gestalt(worin Yk
für k = 1, 2,..., veine
willkürlicheLôsung
der ent-sprechenden Gleichung (10) darstellt) befriedigt
wird.Da
laut §
1 dasMinimalpolynom
einer willkürlichenLôsung
Yk ein Teiler von
Pk(A ) ist,
wird dasMinimalpolynom jedes
Produktes z ein Teiler des nach den
Regeln von §
3 ausPi, .P2,
...,Py
abzuleitendenPolynom TI*(A)
sein. Jedes Produktwird also der
Differentialgleichung
genügen.
Entsprechend
derTatsache,
daB wir uns aufalgebraische Betrachtungen
beschränkenivollten, gebrauchen
wirjetzt
ohneweiteres den
übrigens
leicht zu beweisendenSatz, daf3 jede
Glei-chung P(A)(y)
= 0 mindestens eineLôsung y besitzt,
dieP(.A )
zum
Minimalpolynom
hat. Wir schlieBendaraus,
daB(11)
dieGleichung
kleinsterOrdnung ist, der jedes
Produkt zgenügt,
weil wir als Yk auch eine Funktion wählen kônnen mit dem
Minimalpolynom (A - eki ) (J.kik
und mithin die Produktevon welchen
(7)
uns dieMinimalpolynome gab,
dergesuchten Gleichung genügen
müssen. Dasentsprechende Polynom
in Awird alle Faktoren
(7)
enthalten müssen und alsoll*(A)
sein.Damit ist
gezeigt,
daB(11)
allenAnforderungen genügt.
Für n = 1 und al = konstant
geht P(A )(y)
= 0 über inwas eine
gewëhnliche
lineareDifferentialgleichung
mit konstanten Koeffizienten und ohne rechte Seite ist. Ihreallgemeine Lôsung
ist die Summe der
allgemeinen Lôsungen
..i -
der
Gleichungen
und da die Funktionen
y(i)
bzvv. zuMinimalpolynomen
habenist ihr
Minimalpolynom P(A ).
Das soeben Gefundene lautet
übertragen
auf diesenspeziellen
Fall:
Ist Yk die
allgemeine Lôsung
dergewôhnlichen
Differential-gleichung
für k -- 1, 2, ..., v, so ist die
gewôhnliche
lineare Differential-gleichung
kleinsterOrdnung
mit konstanten Koeffizienten und ohne rechteSeite,
die erfüllt wirddurch z = YI Y2 ... Yv’
dieGleichung
(Eingegangen den 10. September 1934. Abgeândert eingegangen den
22. Dezember 1934.)