ZUM pH-OPTIMUM DER SACCHARASE- UND
MALTASEAKTIVITÄT DES PHARYNXDRÜSENSEKRETS
DER BIENENARBEITERIN
Sur le pH optimum de l’activité de la saccharase
etde la maltase dans la sécrétion des glandes pharyngiennes de l’abeille ouvrière.
Klaus HALBERSTADT Landesanstalt
für
Bienenkunde derUniversität Hohenheim
SUMMARY
CONTRIBUTION TO THE
I1H-OPTIMUM
OF THE SACCHARASEAND MALTASE ACTIVITY OF THE PHARYNGEAL
GLAND’S
SECRETION OF WORKER BEES
Based on the
pH-dependence
of theenzymatic hydrolysis
of sucrose and maltoseby
theworker bee’s
pharyngeal glands
it issupposed
that not oneonly
but divers a-glucosidases
areproduced. Especially
in young bees the course of thepH-curves
shows several maxima.Young
bees seem to secrete an enzyme with greateraffinity
to maltose than to sucrose. Thecourse of the curves also shows that
caged
beesproduce
another secretion than bees of thesame age in colonies.
ZUSAMMENFASSUNG
Die
pH-Abhängigkeit
derenzymatischen
Saccharose- undMaltosespaltung
durch dasSekret der
Pharynxdrüse
der Bienenarbeiterin läßt vermuten, daß nicht nureine,
sondern verschiedene a -Glucosidasengebildet
werden. Der Verlauf derpH-Kurven
weist besonders beijungen
Bienen mehrere Maxima auf.Junge
Bienen scheinen einEnzym
zusezernieren,
das einegrößere
Affinität zu Maltose besitzt als zu Saccharose. Bienen inKäfigen produzieren,
wie aus dem Kurvenverlauf
geschlossen
werdenkann,
ein anderes Sekret alsgleichaltrige
Bienen aus einem Bienenvolk.
EINLEITUNG
Die Verdauungsfermente der erwachsenen Honigbiene sind
unterdem Gesichtspunkt ihrer biologischen Bedeutung schon öfter Gegenstand
vonUntersuchungen gewesen. Über ihre speziellen enzymologischen Eigenschaften
besitzen wir dagegen
nurwenige Kenntnisse. Das gilt besonders auch für die Enzyme der Pharynxdrüse. Im Honig wie in Versuchen mit Drüsenhomogeni-
saten
gefundene Di- und Oligosaccharide (S IDDIQUI , 1970; M AURIZIO , 1957)
erlauben
es,die Pharynxdrüseninvertase als Glucosyltransferase bzw. Gluco- saccharase
zuklassifizieren (C APUTTO
etal., 1966; G OTTSCHAL g , 1958). Aus
diesen Befunden geht auch das Spektrum der möglichen Substrate dieses
Enzyms hervor. Daten
zurReaktionskinetik sind bisher
nurin Bezug auf die pH-Abhängigkeit der Saccharosespaltung gesammelt worden (N ELSON , 1924;
G ONTARSKI
, 1952). Nach diesen Untersuchungen besteht ein Optimalbereich
für die enzymatische Hydrolyse der Saccharose ungefähr zwischen pH 5,5
und pH 6,3. Da die dort mitgeteilten Kurven einen sehr flachen Verlauf haben,
läßt sich das pH-Optimum nicht enger fassen. Bei beiden Bearbeitungen ist
das Alter der Versuchstiere nicht berücksichtigt worden. Es besteht darüber- hinaus eine Abhängigkeit der Enzymproteine
vomGenotypus : Das pH- Optimum der Saccharosehydrolyse ist in gewisser Weise rassespezifisch (G
ONTARSKI
, 1953). Weitere Kenntnis des Enzyms ist Untersuchungen der
a-Glucosidasefraktion der Honigproteine
zuentnehmen (W HITE und K USH rT IR , 1967). Honigproteine tierischer Herkunft, die Saccharase- und Maltaseakti- vität aufweisen, lassen sich chromatographisch und elektrophoretisch in ein
Muster
von7 bis 18 Isoenzymen aufspalten. Die Zusammensetzung auch
dieses Musters ist genetisch beeinflußt. Derartige Enzymmuster wurden bei
vielen Insekten nachgewiesen (LA TNER und S KILLEN , 1968).
Das Ziel der vorliegenden Arbeit
war es,zunächst die älteren Befunde
über das pH-Optimum der Disaccharidaseaktivität des Pharynxdrüsensekrets
mit modernen, enzymatischen Methoden nachzuprüfen und ferner, diese Untersuchungen auf die bisher vernachlässigten jungen Stockbienen
auszu-dehnen. Da diese Altersgruppe ein
vondem der Sammelbienen abweichendes,
elektrophoretisches Proteinbild des Pharynxdrüsensekrets besitzt (HALBER-
STADT,
1966) ist wahrscheinlich, daß auch andere Enzymproteine vorliegen.
Letzteres sollte sich in der pH-Abhängigkeit der Geschwindigkeit des Substra- tabbaus äußern. Indem
esmöglich ist, daß Isoenzyme verschiedene pH- Optima haben (G REE1VBERG , 1964), kann
untergeeigneten Versuchsbeding-
ungen einem elektrophoretischen Muster, das Isoenzyme anthält, eine mehr- gipfelige pH-Kurve entsprechen.
Die Auswahl der Substrate bei dieser Untersuchung beschränkte sich
auf Saccharose und Maltose. Beide Zucker wurden mehrfach in Bearbeitungen
des Pharynxdrüsensekrets einbezogen (Ö R Ö SI P AL , 1968) und bieten daher die besten Vergleichsmöglichkeiten.
METHODE 1. - Tiermaterial
Ausgangsmaterial
für dieUntersuchungen
bildetenAbleger
von Wirtschaftsvölkern(Krainer Rasse).
Untersucht wurden vor demFlugloch abgefangene
ältereSammelbienen,
Stockbienen verschiedenen Alters und imKäfig
ohne Brutgehaltene
Arbeiterinnen. Stock- bienen undgekäfigte
Bienenschlüpften
im Brutschrank(35° C).
Stockbienen wurden ingröße-
ren Serien nach der Methode von Mc DONALD und LEVIN
(1965)
mit Farbe markiert und in dasUrsprungsvolk zurückgebracht.
Eine Entnahme zurPräparation erfolgte
in Abständenvon 24 Stunden. Untersucht wurden Stockbienen bis zu einem Alter von 7
Tagen
nach demSchlüpfen.
Da die Versuche während derHauptwachstumsperiode
der Völkerdurchgeführt wurden,
hatten die Stockbienen im Versuchszeitraum denHöhepunkt
derEntwicklung
ihrerFuttersaftdrüsen teilweise bereits überschritten.
Käfigbienen
wurden ohneKönigin
oderBrut in
Gruppen
von 100 Tieren in Liebefelder Kästchen bis zu einem Alter von 10Tagen gehalten.
AlsNahrung
diente ein Gemisch von verdünntemHonig
mit Pollen(v :
v = 3 : 1, adlibitum).
2. -
Präparationstechnik
Zur
Präparation
der Futtersaftdrüsen wurden die Versuchstiere mitEssigsäure-Äthyl-
ester
abgetötet.
Dieherauspräparierten
Drüsen wurden ineisgekühltem H,0 aufgefangen,
mit einem
Homogenisator
nachPotter-Elvehjem
zerkleinert und einer Ultrafiltration unter- worfen. Hierzu diente eine 5 ml —Injektionsspritze (Luer-Lok
-Ansatz)
mitaufgesetzter
Swinnex — 25 -
Filtereinheit,
bestückt mit Celluloseesterfilter SM(Porenweite
5ym)
undGlasfaser - Vorfilter AP 25
(Millipore GmbH,
NeuIsenburg).
Das gewonnene Filtrat wurdegefriergetrocknet (Gerät
TexvacI, Textor,
BadSoden).
Diegetrockneten Präparate
ließensi
l
ch,
luftdichtverschlossen,
bei - 15° C ohne Verlust an Aktivität über ein Jahr aufbewahren.Jedes
Präparat
enthielt dieSekretproteine
von 20Pharynxdrüsen (= 20 Individuen).
Zur
enzymatischen Untersuchung
ließen sich dieLyophilisate
leicht ineisgekühltem 0,1
m wäss. NaCL lösen. GelöstePräparate
behielten in der Kälte ihreEnzymaktivität
fürmehrere Stunden.
Abgefangene
Sammelbienen wurden nur dannweiterverarbeitet,
wenn ihre Futtersaft- drüsen bereits inDegeneration begriffen
waren. Die Drüsen datierter Stockbienen waren ab dem 3.Tag
nach demSchlüpfen
voll entwickelt. InGefangenschaft gahaltene
Bienenarbei- terinnenzeigten ungleichmäßige Entwicklung
ihrerPharynxdrüsen.
3. -
Bestimmung
derEnzymaktivität
Die
Ermittlung
der Aktivität desDrüsenenzyms erfolgte
an Hand dergebildeten
Glucose.Es wurden zwei Methoden
eingesetzt :
a)
Manometrische Methode(Glucoseoxydase-Katalase-Methode;
KEILIN undH ARTREE , 1948).
Die
Messung
derEnzymaktivität
bei Sammelbienen konnte mit üblichenDoppelkapillar-
Manometern
(Warburggerät
VT146,
B.Braun, Melsungen) durchgeführt
werden. Pro Ansatz für ein 13 ml —Standardgefäß genügte
die 1 Futtersaftdrüseentsprechende Menge gefrier- getrockneten
Materials. DieseMenge
wurde bei starkdegenerierten
Drüsenverdoppelt.
ZurUntersuchung
vonjungen Bienenarbeiterinnen
mußten sog. VP — Mikromanometer mit 4 ml-
Mikrogefäßen eingesetzt werden,
da hier dieEnzymaktivität
sehrniedrig
ist. Eine zunächst versuchteErhöhung
derEnzymkonzentration
imStandardgefäß
führte zu einem schnellenDruckabfall,
dermöglicherweise
auf der Reaktion der beiJungbienen
vorherrschenden Futter-saftproteine
mit der Katalase beruht(S IZER , 1953).
ImMikrosystem
konnte einstörungsfreier
Ansatz bei einer
Enzymkonzentration entsprechend 0,5
bis 1Pharynxdrüse
pro Manometerdurchgeführt
werden. DieBeschickung
derManometergefäße
ist aus Tabelle 1 zu entnehmen.Das Gasvolumen bestand aus
atmosphärischer
Luft. DieNachweisenzyme
stammen vonBoehringer
GmbH(Mannheim).
Die Inkubation
erfolgte
bei 35°C,
die Meßratebetrug
40 min(4 Ablesungen).
Die getes-teten Substrate
(Saccharose, Maltose)
wurden in einer Konzentration von 3,4. 10-1Mol vorge-legt.
In einem Versuch mit Sammelbienenbetrug
die Konzentration des Substrats1,6.
10-3 Mol. AlsPuffergemisch
dienteNatriumphosphat-Zitrat-Puffer
nach Mc Ilvain(R AUEN , 1964),
Endkonzentration =
0,1
m. DiepH-Skala
wurde in0,2 pH eingeteilt.
Der untersuchte Bereich erstreckte sich vonpH 4,6
bispH 7,2.
Das bei einem Versuch verwendete Drüsenmaterial entstammtejeweils
einemgefriergetrockneten Präparat.
b)
Photometrische Methode(Hexokinase
-Glucose-6-phosphat - Dehydrogenase - Methode,
B
ERGMEYER et
al., 1970)
Zur
Aktivitätsbestimmung
wurden pro Ansatz 20!.1
in0,1
m wäss. NaCLgelöstes
Drüsen-material mit 20
fL l
Puffer und 20N ,1 Substratlösung
bei 35 C 30 min inkubiert. Die Denaturie- rung derDrüsenenzyme
nach Ablauf der Inkubationszeiterfolgte
bei einem Teil der Versuche mit 5000 Uranylacetat (0,16 %),
bei einem anderen Teil durch Hitze(Wasserbad,
90°C,
30sec)
mitnachfolgender
kurzerZentrifugation.
DieEnzymkonzentration
pro Ansatzentsprach
bei
jungen
Stockbienen einemÄquivalent
von0,156
Futtersaftdrüsen in 60!.1,
bei Sammel- bienen einemÄquivalent
von0,07
Futtersaftdrüsen in 60yl. Entsprechend
wurden die Verdün- nungen desgefriergetrockneten
Materialsgewählt.
AlsPuffergemisch
diente in einleitenden VersuchenPhosphat-Zitrat-Puffer
nach Mc Ilvain(R AUEN , 1964),
Endkonzentration =0,1
m, in allen weiteren Versuchen Veronal- Azetat-Puffer nach Michaelis(K LEINZELLER , 1965,
Endkonzentration =
0,003
m. Diegeringere
Ionenstärke des zweiten Puffers erwies sich als vorteilhaft. Mc Ilvain-Puffer erlaubtnicht
dieVerwendung
vonUranylazetat (W ENZL , 1966).
Die
Einteilung
derpH-Skala erfolgte
inÜbereinstimmung
mit der manometrischen Methode.Der untersuchte Bereich erstreckte sich von
pH 4,0
bispH 7,6.
Die Substratkonzentration(Saccharose, Maltose) betrug 7,16.
10-2 Mol. Dieenzymatische Bestimmung
der Glucose wurde mit dem Glucose-UV-Test(Boehringer GmbH, Mannheim) ausgeführt.
Die vom Hersteller
vorgeschriebenen
Testansätze mußtenentsprechend
demgeringen
Inkubationsvolumen
auf 1/!
verkleinert werden. DieExtinktionsmessung
wurde bei 340 nmvorgenommen
(Selbstregistrierendes Spektralphotometer RPQ
20A, Zeiss, Oberkochen).
4. -
Berechung
derEnzymeinheiten
Die
Enzymaktvität
ist als Volumenaktivität(B ERGMEYER
etal., 1970) ausgedrückt.
Die Einheit
mU/ml
wurde auf einePharynxdrüse (= 1 Individuum) bezogen).
Dadurch istdie einer Drüse
entsprechende Enzymmenge
einesgefriergetrockneten Präparates gelöst
ineinem einheitlichen Volumen
(1 ml) wiedergegeben.
Für dieBerechnung
der Volumenaktivität sei auf die zitierte Literatur verwiesen. Für die manometrische Methode kann die dort angege- bene Formelinfolge
derÜbereinstimmung
von Inkubations- und Testvolumen in der verein- fachten Form 1 000.6.02 j6.t - 1 /n Pharynxdrüse geschrieben
werben. Die Volumenverhält- nisse im Inkubation.sansatz waren bei beiden Methodengleich.
Die Substratkonzentrationlag
in beiden Fällen über demSättigungswert,
so daß die Reaktion mit maximaler Geschwin-digkeit
ablaufen konnte. Dadurch ist einVergleich
beider Methodenmöglich.
Mit Maltose alsSubstrat gewonnene Meßwerte wurden
halbiert,
da nur eine Glucoseeinheit des Moleküls eine Reaktion mit demEnzym eingeht.
Bezugseinheiten
wie Frisch- oderTrockengewicht,
Protein-oder DNS-Gehalt konnten nicht verwendetwerden,
da der Anteil anFremdproteinen (Futtersaftproteinen)
ebensowie die
DNS-Menge
der Drüse starkenaltersmäßigen Schwankungen unterliegt (P AINTER
und
B IESELE , 1966).
5. - Vorversuche
Durch Leerversuche wurde
sichergestellt,
daß dieDrüsenpräparate
kein natürliches Substrat für die zu messenden oder dieeingesetzten Enzyme
enthalten. Eine messbare Akti- vität an natürlicherGlucoseoxydase konnte
unter denVersuchsbedingungen (manometrische Versuche)
nichtgefunden
werden.Da bei der manometrischen Methode die
eingesetzten Nachweisenzyme
mit dem Puffer des Ansatzes inBerührung kommen,
war zuprüfen,
wieweit dasSystem Glucoseoxydase-Katalase pH-abhängig
ist. NachVorlage
von Glucosezeigten
sich nurgeringe
Umsatzdifferenzen im Bereich der intersuchtenpH-Skala (Abb. 1).
In weiteren Vorversuchen wurde der Einflußvon
Puffer, pH-Wert
undInaktivierungsmethode
auf dienichtenzymatische Substratspaltung
untersucht. Unter den beschriebenen
Versuchsbedingungen
tretenderartige
Fehler nicht auf. DieEmpfindlichkeit
der Saccharosegegenüber pH-Werten <
4,0 gestatteteallerdings nicht,
diepH-Skala
auf diesen Bereich auszudehnen.Die
Reaktionsgeschwindigkeit
war bei beiden Methoden linearabhängig
von derEnzym-
konzentration
(Abb. 2).
Einegleichfalls
lineareAbhängigkeit
bestand zur Meßrate(Inkuba- tionszeit).
Die Reaktion mit Saccharosezeigte
beim manometrischen Ansatz eine kurzeAnlaufphase (Abb. 3).
EineVerfälschung
derErgebnisse
durch Transferreaktionen des Drüse-nenzyms mit
Reaktionsprodukten
ist bei der manometrischen Methode durch die Weiter- reaktion der Glucose nichtmöglich.
Bei derphotometrischen
Methode wurde die Inkuba- tionszeit so kurzgewählt (30 min),
daß der Fehler zuvernachlässigen
sein dürfte.ERGEBNISSE
1.
-Alte Bienenarbeiterinnen (Sammelbienen)
Das Pharynxdrüsensekret älterer Bienenarbeiterinnen besitzt einen hohen
Enzymspiegel. Die Volumenaktivität beträgt bei den Versuchstieren
unterden angegebenen Bedingungen für Saccharose als Substrat 6 000 bis 18 000
Einheiten, für Maltose 1 000 bis 6 000 Einheiten. Die Abhängigkeit des Sub-
stratverbrauchs
vompH des Ansatzes verlief bei 15 untersuchten Präparaten gleichsinnig. Die daraus resultierende Kurve
istunregelmässig (Abb. 4). Bei Vorlage
vonSaccharose ergeben sich 2 optimale Bereiche
vonpH 5,4 bis pH 5,8 und pH 6,4 bis pH 6,6. Vorlage
vonMaltose liefert
einenKurvenverlauf,
der nicht deutlich
in2 Optima unterteilt ist. Der Optimalbereich zwischen pH 5,8 und pH 6,8 ist gegenüber der Saccharosekurve
zumbasischen hin verschoben. Das Maximum liegt bei pH 6,2. Die genannten Verhältnisse gelten
für eine Substratkonzentration
von3,4. 10- 2 Mol. Vorlage
vonSaccharose in einer Konzentration
von1,6. 10 ’ 3 Mol führte
zueinem anderen Kurvenverlauf : Ein Optimum
imBereich
vonpH 6,4 bis 6,6 ist nicht feststellbar.
Saccharose wird im Vergleich
zuMaltose über die gesamte geprüfte pH-
Skala mit einer
2bis 3-fachen Geschwindigkeit gespalten (Abb. 4).
2.
-Junge Bienenarbeiterinnen (Stockbienen)
Der Enzymspiegel des Pharynxdrüsensekrets
vonStockbienen im Alter
von
1 bis 7 Tagen beträgt bei den Versuchstieren im Durchschnitt
1/60 der Enzymmenge der Sammelbienen. Bei Vorlage
vonSaccharose wird
eineVolumenaktivität
von150 bis 400 Einheiten, bei Vorlage
vonMaltose eine
Aktivität
von50 bis 350 Einheiten erreicht. Die Abhängigkeit des Substratver- brauchs
vompH des Ansatzes entspricht nicht der bei Sammelbienen. Es resultiert ein Kurvenverlauf, der mehrere Maxima aufweist. Das dominierende
Optimum für die Saccharosespaltung erstreckt sich über den Bereich
vonpH 5,4 bis 5,8 (Abb. 5).
Nebenmaxima wurden in den pH-Bereichen 4,6 bis 4,8; 5,3; 6,0 bis 6,2
und 6,8 bis 7,0 gefunden (Abb. 6). Die enzymatische Spaltung der Maltose ist in anderer Weise
vompH abhängig. Der optimale Bereich liegt zwischen pH 5,8 und pH 7,4. Der Kurvenverlauf ist in Maxima bei pH 6,4; 7,0 und 7,4 gegliedert. Ein weiteres Maximum findet sich im pH-Bereich 4,8 bis 5,2. Die Spaltung der Saccharose verläuft unterhalb
vonpH 5,6
etwa2 bis 3-mal
soschnell wie die Spaltung der Maltose. Oberhalb
vonpH 5,6 verändert sich
diese Beziehung langsam bis
zueiner gleichen Reaktionsgeschwindigkeit mit
beiden Substraten
umden Neutralpunkt. Im basischen Teil der pH-Skala
wird Saccharose langsamer als Maltose gespalten (Abb. 5). Diese Verhältnisse
unterliegen je nach Präparat gewissen Schwankungen. Abb. 6 gibt Beispiele
für den Kurvenverlauf bei einzelnen Versuchen. Abb. 5 ist
ausden Durch- schnittswerten aller Messungen (30 Präparate) gewonnen. Der Einfluss des Alters der Versuchstiere macht sich
erstbei 7 Tage alten Arbeiterinnen be- merkbar. In diesem Stadium ist der Kurvenverlauf bei den meisten Proben
ausgeglichener. Es besteht dann eine Ähnlichkeit
zurpH-Abhängigkeit der Hydrolyse der getesteten Substrate bei Sammelbienen (Abb. 4).
3.
-In Gefangenschaft gehaltene Bienenarbeiterinnen
Bei im Käfig gehaltenen Arbeiterinnen konnte eine Veränderung der pH-Abhängigkeit der Disaccharidspaltung bis
zum10. Tag nach dem Schlüpfen
beobachtet werden. Die
vonden Versuchstieren sezernierte Enzymmenge ist
zu
Anfang geringer als bei gleichaltrigen Stockbienen. Sie erreicht nach 5 Tagen
aber bereits 1 !10 des Enzymspiegels bei Sammelbienen, d.h. 1 000 bis 2 000
Einheiten. Die Kurve des Substratverbrauchs in Abhängigkeit
vompH weist
bei 2 Tage alten Arbeiterinnen 2 Maxima auf im Bereich
vonpH 5,4 und pH 5,8 bis pH 6,0. 5 Tage alte Bienenarbeiterinnen zeigen ähnliche Verhält- nisse. Bei 10-tägigen Arbeiterinnen konnte
nurnoch ein optimaler Bereich festgestellt werden zwischen pH 5,4 und pH 6,0 (Abb. 7). Beide getestete Substrate verhielten sich gleich. Es wurden 20 Präparate untersucht.
DISKUSSION
Die graphische Darstellung der Enzymaktivität in Abhängigkeit
vompH-Wert der Reaktion liefert beim Vorliegen
nureines Ferments Kurven mit einem Maximum und einem mehr oder minder gleichmäßigen Abfall nach den
extremen
pH-Werten. Solche Verhältnisse konnten bei der Spaltung
vonSaccharose und Maltose durch das Pharynxdrüsensekret der Honigbiene nicht gefunden werden. Der Verlauf der pH-Kurven ist vielmehr in der Mehrzahl der Fälle unregelmäßig, d.h.
esbesteht ein optimaler Bereich, der
vonNeben-
maxima umgeben ist. Ein ähnlicher Kurvenverlauf wurde für die
a, a-
Trehalaseaktivität im Mitteldarm
vonCalliphora erythrocephala ermittelt (W
ENZL
, 1966). Die Ursache dafür dürfte im Vorhandensein
vonmehreren
Enzymen mit überlappender Substratspezifität oder aber in einer Reihe
vonIsoenzymen gleicher Spezifität liegen. Bei dem Pharynxdrüsensekret sind
vielleicht einige Isoenzyme beteiligt. Dafür spricht der relativ ähnliche Kur-
venverlauf beider Substrate bei Jungbienen im
saurenund bei Altbienen im gesamten pH-Bereich und auch die gleichbleibende Relation
vonSaccharose- abbau
zuMaltoseabbau (= 3 : 1) in den genannten Abschnitten der pH-Skala.
W ITE
und K USHNIR (1967) vermuten, daß die
vonihnen
ausHonig isolierten
Glucosaccharasen tierischer Herkunft Isoenzyme sind. Sie konnten nach- weisen, daß die enzymatische Aktivität gegenüber Saccharose und Maltose auf die gleichen Proteinfraktionen zurückgeht, wobei ebenfalls ein Verhältnis
von
3 : 1 in der Hydrolysegeschwindigkeit
vonSaccharose und Maltose bestand.
Die gleiche Affinität
zuden beiden Substraten wurde auch bei Maltasen
ausdem Darm
vonWirbeltieren gefunden (D AHLQUIST , 1959). Sie scheint ein Charakteristikum der Glucosaccharasen
zu sein.Im Gegensatz dazu beobachtet
manbei Jungbienen eine Verschiebung des
Verhältnisses der Hydrolysegeschwindigkeit zugunsten der Maltose im basis- chen Abschnitt der pH-Skala. Es ist denkbar daß diese Enzymaktivität, deren Optimum bei pH 7,4 liegt, auf einem weiteren, abweichenden Enzym beruht.
Dieses Ferment scheinen
nurdie jungen Bienenarbeiterinnen
zuhaben und seine Bildung wird womöglich mit der
amEnde der Ammenbienenphase erfolgenden Umstellung in der Drüsensekretion (H ALBERSTADT , 1970) ein- gestellt.
Es ist auffällig, daß das Sekret
vonjungen Stockbienen einen kompli-
zierteren Kurvenverlauf liefert als das
vonFlugbienen. Diese Erscheinung
ist eine Parallele
zuden elektrophoretischen Proteinmustern des Drüsensekrets beider Stadien; junge Bienenarbeiterinnen sezernieren eine Vielzahl
vonEiweißen
vonim einzelnen geringer Menge, ältere einige wenige Proteine in
hoher Quantität (H ALBERSTADT , 1966). Damit kann allerdings noch nicht
gesagt sein, daß Flugbienen
nur soviele Glucosaccharasen bilden, wie Maxima
in der pH-Kurve auftauchen. Abgesehen
vonder Unmöglichkeit, mit der
Methode die genaue Zahl der Isoenzyme festzustellen, muß damit gerechnet werden, daß schwächere Aktivitäten
vonquantitativ bedeutenderen Enzym-
fraktionen überdeckt werden. Letzteres kommt vermutlich auch in den Kurven
zum
Ausdruck, die
manerhält,
wenn man einegeringe, nicht optimale Substrat-
konzentration einsetzt (Abb. 4).
Ohne Brut und Königin
imKäfig gehaltene junge Bienen scheinen einer Umwelt ausgesetzt
zusein, die eine,
unterUmständen tiefgreifende physio- logische Umstellung bei ihnen hervorruft. Dies kommt bereits im Protein-
spektrum der Futtersaftdrüsen
zumAusdruck, das mit seiner geringen Anzahl
von
Fraktionen dem
vonWinterbienen ähnelt (H ALBERSTADT , 1966). Ver-
mutlich in Analogie dazu haben auch die ermittelten pH-Aktivitätskurven
dieser Bienen einen einfacheren Verlauf als die
vongleichaltrigen jungen
Arbeiterinnen im Stock.
Die Ursache der im einzelnen noch nachzuweisenden Unterschiede in den Fermenten
vonjungen und alten Bienenarbeiterinnen liegt wohl in den
unterschiedlichen Aufgaben beider Altersklassen. Vielleicht ist die Gluco-
sidasenausstattung der jungen Stockbienen keine Vorstufe der späteren Enzymsekretion, sondern eine Anpassung
andie Aufgaben der Brutamme.
Eingegangen
imApril
1972.Regu
pourpublication
en avril 1972.RÉSUMÉ
Les données fournies par la littérature sur les relations entre le
pH
etl’hydrolyse
enzy-matique
des sucres par la sécrétion desglandes pharyngiennes
de l’abeille ne sont pas claires.L’irrégularité
des courbesqu’on
y trouve permet de supposer que les résultatsqui
ont étéobtenus ne reposent pas sur l’existence d’une enzyme
unique.
Dans lemiel,
l’existence deplusieurs protéines glucolytiques
a étédémontrée; d’après
leur comportementélectropho- rétique
il peuts’agir d’iso-enzymes.
Dans le
présent
travail on a tenté de déterminer au moyen de méthodes nouvelles lepH optimum
pourl’hydrolyse
du saccharose et du maltose par la sécrétionglandulaire.
On autilisé une méthode
manométrique (méthode
de laglucose-oxydase-catalase)
et une méthodephotométrique (méthode
del’hexokinase-glucose-6-phosphate-déhydrogénase).
Les deuxméthodes ont fourni des résultats
comparables. Étant
donné que,jusqu’ici,
on n’aexpérimenté,
pour tenter de
répondre
à laquestion posée,
que sur des abeillesd’âge quelconque,
nous avonspensé préférable
d’utiliser des abeillesd’âge
connu. Nos recherches ontporté
sur des ouvrièresâgées (butineuses),
sur des ouvrièresjeunes (de
1 à 7jours)
et sur des ouvrières maintenuesen cagette, sans reine et sans couvain et
âgées
de 1 à 10jours.
Nous avons été incités à faire des distinctions en fonction des classesd’âge imaginal
par la connaissance que nous avons des différencesqui
existent entre abeillesjeunes
etâgées
dans le comportementélectrophorétique
des sécrétions
pharyngiennes.
Les
diagrammes
montrent que, même avec des méthodes trèssensibles,
on ne trouve pas depH optimum
uniforme pourl’hydrolyse enzymatique
du saccharose et du maltose. Chez les ouvrièresâgées
la courbe del’hydrolyse
du saccharose en fonction dupH présente
deux maxima(pH 15,4
à5,8
etpH 6,4
à6,6);
la courbed’hydrolyse
du maltoseprésente
un domaine depH optimum
allant depH 5,8
àpH 6,8 (Fig. 4).
Chez les abeillesjeunes
la courbe est sensi- blement différente(Fig. 5). L’hydrolyse
du saccharoseprésente
un domaine depH optimum
allant de
pH 5,4
àpH 5,8
et des maxima pourpH
4,6 à 4,8,pH
5,8,pH
6,0 à6,2
etpH
6,8 à 7.L’hydrolyse
du maltose en fonction dupH
se fait différemment. Le domaineoptimum
est situé entre
5,8
et7,4;
des maxima existent pourpH 4,8
à5,2, pH 6,4
etpH 7,0
à 7,4. L’acti- vitéenzymatique
desglandes pharyngiennes
desjeunes
abeilles n’est que le1 /60
de l’activité desglandes pharyngiennes
des abeillesâgées.
Le saccharose esttoujours hydrolysé plus rapi-
dement que le maltose chez les abeilles
âgées
etuniquement’dans
le domaine acide de l’échelle despH
chez les abeillesjeunes (Fig. 5). Lorsque
l’on maintient dejeunes
ouvrières en cagette,sans reine et sans
couvain,
il semble que lasynthèse
des enzymes desglandes pharyngiennes
se déroule autrement que chez les ouvrières d’une colonie normale. La courbe de
l’hydrolyse
des disaccharides en fonction du
pH
estplus simple.
Les maxima se trouvent àpH 5,4
et5,8 jusqu’à 6,0.
Si les abeillesencagées
ont 5 à 6jours,
la distinction des 2optimums
n’estplus possible (Fig. 7).
La concentration des enzymes chez lesjeunes
abeillesencagées
atteint1 /10
de celle des abeilles
âgées.
Le fait quel’hydrolyse enzymatique
des deux substratsprésente
unetelle
irrégularité
conduit à fairel’hypothèse
que l’abeilleproduit plusieurs glucosidases
dansses
glandes pharyngiennes.
Ceci serait surtout vrai pour lesjeunes
stades(abeilles
d’intérieurjusqu’à
la fin de lapériode
où elles sontnourrices).
Cette classed’âge
se différencie des ouvrièresplus âgées
avant tout parl’hydrolyse rapide
du maltose àpH
7,4.Quelques
résultatsindiquent
que la courbe despH
peut être influencée par la concentra- tion du substrat(Fig. 4).
LITERATUR B
ERGMEYER H.
U.,
1970. Methoden derenzymatischen Analyse. Verlag Chemie, Weinheim,
Bd.
2,
p. 1163.CaruxTO
R.,
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